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    "file_number": "1 D 399/07",
    "date": "2007-09-28",
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    "updated_date": "2022-10-18T14:18:41Z",
    "type": "Beschluss",
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    "content": "<h2>Tenor</h2>\n\n<p/>\n          <p>Der Beschluss des Verwaltungsgerichts des Saarlandes vom 23. August 2007 - 1 K 615/07 - sowie der Nichtabhilfebeschluss vom 12. September 2007 werden aufgehoben.</p>\n          <p/>\n          <p>Die Sache wird zur erneuten Entscheidung &#252;ber den Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe und Beiordnung des Rechtsanwalts M. K. an das Verwaltungsgericht des Saarlandes zur&#252;ckgewiesen.</p>\n        \n<h2>GrĂ¼nde</h2>\n\n<p/>\n      <p>\n        <strong>I.</strong>\n      </p>\n      <p>\n        <rd nr=\"1\"/>\n        Mit dem angegriffenen Beschluss hat das Verwaltungsgericht den Antrag des Kl&#228;gers auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe zur&#252;ckgewiesen. Begr&#252;ndet ist diese Entscheidung damit, dass der Kl&#228;ger die subjektiven Voraussetzungen hierf&#252;r nicht erf&#252;llt bzw. glaubhaft gemacht habe. Im Einzelnen ist in dem Beschluss ausgef&#252;hrt:\n      </p>\n      <p/>\n      <blockquote>\n        <blockquote>\n          <p>\n            <rd nr=\"2\"/>\n            &#8222;Vorliegend geht aus der vom Kl&#228;ger abgegebenen Erkl&#228;rung &#252;ber seine pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse hervor, dass dieser neben dem selbst genutzten Einfamilienhaus in A-Stadt, A-Stra&#223;e, &#252;ber ein Wohn- und Gesch&#228;ftshaus in S., verf&#252;gt, welches - wie das selbst genutzte Einfamilienhaus in A-Stadt - im gemeinsamen Eigentum beider Ehegatten steht. Dieses Wohn- und Gesch&#228;ftshaus, welches nach Angaben des Kl&#228;gers einen Verkehrswert von ca. 450.000 Euro hat, unterf&#228;llt als nicht selbst bewohntes Hausanwesen nicht dem Schonverm&#246;gen i.S.d. &#167; 90 Abs. 2 Nr. 8 SGB XII und ist daher gem&#228;&#223; &#167; 115 Abs. 3 Satz 1 ZPO als verwertbares Verm&#246;gen einzusetzen. Hierbei kommt eine Verwertung entweder durch Verkauf oder durch Beleihung in Betracht. Der Miteigentumsanteil der Ehefrau des Kl&#228;gers steht dem nicht entgegen.\n          </p>\n        </blockquote>\n      </blockquote>\n      <p/>\n      <blockquote>\n        <blockquote>\n          <p>\n            <rd nr=\"3\"/>\n            Da die Ermittlung des anrechenbaren Einkommens bei der Pr&#252;fung der subjektiven Voraussetzungen f&#252;r die Bewilligung von Prozesskostenhilfe erst in Betracht kommt, wenn die Partei die Prozesskosten nicht bereits aus ihrem Verm&#246;gen aufbringen kann, kommt es auf die vom Kl&#228;ger nicht beantwortete Frage, wie sich die Eink&#252;nfte aus Vermietung und Verpachtung sowie aus der gew&#228;hrten Eigenheimzulage einerseits und die Darlehensschulden andererseits zwischen ihm und seiner Ehefrau aufteilen, nachdem beide H&#228;user im gemeinsamen Eigentum stehen, letztlich nicht an.&#8220;\n          </p>\n        </blockquote>\n      </blockquote>\n      <p/>\n      <p>\n        <rd nr=\"4\"/>\n        Mit Schriftsatz vom 11.9.2007 hat der Prozessbevollm&#228;chtigte des Kl&#228;gers gegen die Verweigerung der Prozesskostenhilfe Beschwerde eingelegt. Unter Beif&#252;gung umfangreicher Unterlagen tr&#228;gt er im Wesentlichen vor, in der Erkl&#228;rung &#252;ber die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse habe sich unter der Rubrik &#8222;Grundverm&#246;gen&#8220; ein Fehler eingeschlichen. Entgegen den dort gemachten Angaben st&#252;nden die beiden Objekte nicht in jeweils h&#228;lftigem Eigentum der Ehegatten; vielmehr stehe das selbst genutzte Einfamilienhaus in A-Stadt im alleinigen Eigentum der Ehefrau. Bei dem Wohn- und Gesch&#228;ftshaus in S. handele es sich um zwei grundbuchm&#228;&#223;ig getrennte Einheiten, wobei die Wohneinheit (Verkehrswert: ca. 200.000 EUR, Darlehensschuld derzeit 61.355,03 EUR, monatliche Zins- und Tilgungsrate 480,61 EUR, Mieteinnahmen 400,-- EUR monatlich) im Alleineigentum des Kl&#228;gers und die Gesch&#228;ftseinheit im Alleineigentum der Ehefrau stehe.\n      </p>\n      <p/>\n      <p>\n        <rd nr=\"5\"/>\n        Mit Beschluss vom 12.9.2007 hat das Verwaltungsgericht ohne Begr&#252;ndung der Beschwerde nicht abgeholfen und die Akten dem Beschwerdegericht vorgelegt.\n      </p>\n      <p/>\n      <p>\n        <strong>II.</strong>\n      </p>\n      <p>\n        <rd nr=\"6\"/>\n        Die Beschwerde ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.\n      </p>\n      <p/>\n      <p>\n        <rd nr=\"7\"/>\n        Aufgrund des neuen erheblichen Vorbringens, welches die Eigentums- und Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse des Kl&#228;gers abweichend vom zuvor dem erstinstanzlichen Gericht unterbreiteten Vorbringen darstellt, h&#228;tte das Verwaltungsgericht vor der Entscheidung &#252;ber die Nichtabhilfe auf das Beschwerdevorbringen eingehen und darlegen m&#252;ssen, warum es dennoch an seiner bisherigen Ansicht festh&#228;lt, wonach der Kl&#228;ger die - in Anbetracht des vorl&#228;ufig festgesetzten Streitwertes von 36.176,04 EUR - nicht unerheblichen Prozesskosten aus seinem Verm&#246;gen aufbringen k&#246;nne\n      </p>\n      <p/>\n      <blockquote>\n        <blockquote>\n          <p>\n            <rd nr=\"8\"/>\n            vgl. zur gebotenen Begr&#252;ndung der Nichtabhilfeentscheidung, wenn die Beschwerde neues Vorbringen enth&#228;lt, auf das einzugehen ist, u.a. OLG Hamm, Beschluss vom 18.8.1986 - 4 WF 228/86 -, FamRZ 1986, 1127; OLG Karlsruhe, Beschluss vom 26.11.1990 - 16 WF 236/90 -, FamRZ 1991, 349 (bei fehlender Begr&#252;ndung einer Ratenzahlungsanordnung); Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz, Beschluss vom 24.7.2007 - 3 Ta 180/07 -, dokumentiert bei juris; Thomas/Putzo, ZPO, 28. Aufl. (2007), &#167; 572 Rn 10 mit weiteren Nachweisen; vgl. im &#220;brigen zur Anwendbarkeit des &#167; 572 Abs. 3 ZPO &#252;ber &#167; 173 VwGO BayVGH, Beschl&#252;sse vom 29.11.2004 - 5 C 04.2837 -, dokumentiert bei juris, und vom 3.12.2003 - 1 N 01.1845 -, NVwZ-RR 2004, 309; VGH Baden-W&#252;rttemberg, Beschluss vom 14.7.2003 - 7 S 536/03 -, NVwZ-RR 2004, 230.\n          </p>\n        </blockquote>\n      </blockquote>\n      <p/>\n      <p>\n        <rd nr=\"9\"/>\n        So wie sich die Verm&#246;gensverh&#228;ltnisse - hinsichtlich der Einkommensverh&#228;ltnisse (auch der Ehefrau des Kl&#228;gers) enth&#228;lt der erstinstanzliche Beschluss keinerlei Angaben - nunmehr allem Anschein nach darstellen, kann es erforderlich sein, die Einkommenssituation des Kl&#228;gers und seiner Ehefrau einer n&#228;heren &#220;berpr&#252;fung zu unterziehen, um zu kl&#228;ren, ob der Kl&#228;ger gegen&#252;ber seiner Ehefrau als Ausfluss der Unterhaltspflicht gem&#228;&#223; &#167; 1360a Abs. 4 BGB Anspruch auf einen Prozesskostenvorschuss hat\n      </p>\n      <p/>\n      <blockquote>\n        <blockquote>\n          <p>\n            <rd nr=\"10\"/>\n            vgl. dazu u.a. Palandt/Bruderm&#252;ller, BGB, 66. Auf. (2007), &#167; 1360a Rn 7 ff.; Baumbach/Lauterbach/Albers/Hartmann, ZPO, 65. Aufl. (2007), &#167; 114 Rn 59-61; Caspary, NJW 2005, 2577.\n          </p>\n        </blockquote>\n      </blockquote>\n      <p/>\n      <p>\n        <rd nr=\"11\"/>\n        Sollte diese &#220;berpr&#252;fung - der Kl&#228;ger hat f&#252;r den Fall der Erforderlichkeit weiterer Darlegungen um einen entsprechenden Hinweis gebeten - dazu f&#252;hren, dass dem Kl&#228;ger mit Blick auf seine pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse Prozesskostenhilfe (gegebenenfalls unter Anordnung von Ratenzahlungen) nicht verweigert werden kann, wird im Weiteren zu pr&#252;fen sein, ob die Klage hinreichende Aussicht auf Erfolg im Sinne von &#167; 114 ZPO bietet. Das ist vorrangig vom Verwaltungsgericht zu kl&#228;ren.\n      </p>\n      <p/>\n      <p>\n        <rd nr=\"12\"/>\n        Der Senat macht nach alldem von der M&#246;glichkeit Gebrauch, die gebotene erneute Entscheidung &#252;ber das Prozesskostenhilfegesuch dem Verwaltungsgericht zu &#252;bertragen. Zwar kann die Zur&#252;ckverweisung mangels Antrags nicht auf &#167; 130 Abs. 2 Nr. 1 VwGO gest&#252;tzt werden\n      </p>\n      <p/>\n      <blockquote>\n        <blockquote>\n          <p>\n            <rd nr=\"13\"/>\n            nach &#252;berwiegender Ansicht ist &#167; 130 VwGO allerdings auch in Beschwerdeverfahren nach &#167; 146 VwGO grunds&#228;tzlich entsprechend anwendbar, vgl. u.a. Kopp/Schenke, VwGO, 14. Aufl. (2005), &#167; 130 Rn 3 mit weiteren Nachweisen.\n          </p>\n        </blockquote>\n      </blockquote>\n      <p/>\n      <p>\n        <rd nr=\"14\"/>\n        Allerdings liegen die Voraussetzungen der &#167;&#167; 572 Abs. 3 ZPO, 173 VwGO f&#252;r die vom Senat ausgesprochene Ermessensentscheidung vor\n      </p>\n      <p/>\n      <blockquote>\n        <blockquote>\n          <p>\n            <rd nr=\"15\"/>\n            vgl. zur Anwendbarkeit des &#167; 572 Abs. 3 ZPO &#252;ber &#167; 173 VwGO im verwaltungsgerichtlichen Verfahren die obigen Nachweise im Zusammenhang mit der gebotenen Begr&#252;ndung einer Nichtabhilfeentscheidung; vgl. auch Brandenburgisches OLG, Beschluss vom 2.4.2007 - 10 WF 73/07 -, dokumentiert bei juris.\n          </p>\n        </blockquote>\n      </blockquote>\n      <p/>\n      <p>\n        <rd nr=\"16\"/>\n        Die Kosten des Beschwerdeverfahrens werden nicht erstattet (&#167;&#167; 166 VwGO, 127 Abs. 4 ZPO).\n      </p>\n      <p/>\n      <p>\n        <rd nr=\"17\"/>\n        Dieser Beschluss ist nicht anfechtbar.\n      </p>\n    "
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