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    "file_number": "11 S 1455/05",
    "date": "2006-01-18",
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    "updated_date": "2020-12-10T14:08:15Z",
    "type": "Beschluss",
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    "content": "<h2>Tenor</h2>\n\n<p>Die Beschwerden der Antragsteller gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts Freiburg vom 24. Juni 2005 - 6 K 1307/05 - werden zur&#252;ckgewiesen.</p>\n    <p>Die Antragsteller tragen die Kosten des Beschwerdeverfahrens.</p>\n    <p>Der Streitwert f&#252;r das Beschwerdeverfahren wird auf 12.500.- EUR festgesetzt.</p>\n\n<h2>Gründe</h2>\n\n<table><tr><td>&#160;</td><td>    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"1\"/>Die Beschwerden der Antragsteller gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts Freiburg vom 24.06.2005, mit dem ihre Antr&#228;ge auf Aussetzung ihrer Abschiebung abgelehnt wurden, sind zwar fristgerecht eingelegt (&#167; 147 Abs. 1 VwGO) und fristgerecht begr&#252;ndet (&#167; 146 Abs. 4 Satz 1 VwGO) worden. Sie sind aber gleichwohl unzul&#228;ssig. Der Zul&#228;ssigkeit der Beschwerde des Antragstellers zu 1. steht die fehlende Angabe einer ladungsf&#228;higen Anschrift entgegen (dazu 1.), der Zul&#228;ssigkeit der Beschwerden der &#252;brigen Antragsteller jedenfalls eine unzul&#228;ssige &#196;nderung der Antr&#228;ge gegen&#252;ber den in der ersten Instanz verfolgten Begehren (dazu 2.).</td></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"2\"/>1. Der Antragsteller zu 1. erf&#252;llt nicht die f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit seiner Beschwerde erforderliche Mindestvoraussetzung einer ladungsf&#228;higen Anschrift im Sinne des &#167; 82 Abs. 1 Satz 1 VwGO. Der Prozessbevollm&#228;chtigte der Antragsteller hat die Beschwerdeschrift auch nicht innerhalb der ihm gem&#228;&#223; &#167; 82 Abs. 2 Satz 2 VwGO gesetzten Ausschlussfrist erg&#228;nzt. Nach dem im Verfahren des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes analog anzuwendenden &#167; 82 Abs. 1 Satz 1 VwGO (vgl. Senatsbeschluss vom 25.10.2004 - 11 S 1992/04 -, VBlBW 2005, 151 m.w.N.) ist notwendiger Inhalt der Klageschrift die Bezeichnung des Kl&#228;gers, des Beklagten und des Gegenstands des Klagebegehrens. Zur Bezeichnung des Kl&#228;gers geh&#246;rt au&#223;er der Angabe des Namens grunds&#228;tzlich auch die Benennung einer ladungsf&#228;higen Wohnungsanschrift und ihrer eventuellen &#196;nderung (vgl. &#167; 173 VwGO i.V.m. &#167; 130 Nr. 1 ZPO). Die Pflicht zur Angabe dieser Wohnungsanschrift entf&#228;llt nicht allein deswegen, weil ein Kl&#228;ger anwaltlich vertreten ist, sondern - unter Ber&#252;cksichtigung des Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatzes und des aus Art. 19 Abs. 4 GG abzuleitenden Gebots, den Zugang zu den Gerichten nicht unn&#246;tig zu erschweren - erst dann, wenn ihre Erf&#252;llung unm&#246;glich oder unzumutbar ist.</td></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"3\"/>Der Antragsteller zu 1. hat eine ladungsf&#228;hige Wohnanschrift in diesem Sinn nicht benannt. Er h&#228;lt sich - auch nach Angaben seines Bevollm&#228;chtigten - nicht mehr unter der beim Verwaltungsgericht angegebenen Wohnanschrift auf. Dem Prozessbevollm&#228;chtigten der Antragsteller ist eine andere Wohnadresse nicht bekannt (vgl. Schriftsatz vom 15.09.2005). Besondere Umst&#228;nde, die es ausnahmsweise gestatten w&#252;rden, von einer Angabe der Wohnungsanschrift abzusehen, weil dies dem Antragsteller zu 1. unm&#246;glich oder unzumutbar w&#228;re, sind weder geltend gemacht noch ersichtlich.</td></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"4\"/>2. Ob dieses Zul&#228;ssigkeitshindernis auch den Beschwerden der &#252;brigen Antragsteller entgegensteht, kann dahinstehen. Denn ihre Beschwerden sind auf Grund einer &#196;nderung der in der ersten Instanz verfolgten Antr&#228;ge unzul&#228;ssig. In der ersten Instanz hatten sie beantragt, den Antragsgegner im Wege der einstweiligen Anordnung zu verpflichten, ihre am selben Tag beabsichtigten Abschiebungen auszusetzen. Nach ihrer wenige Stunden nach Bekanntgabe der erstinstanzlichen Entscheidung erfolgten Abschiebung begehren sie mit der Beschwerde nunmehr, den Antragsgegner im Wege der einstweiligen Anordnung zur Aufhebung der Vollziehung der Abschiebung vom 24.06.2005 zu verpflichten.</td></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"5\"/>Zwar ist das Rechtsschutzinteresse f&#252;r ihre urspr&#252;nglichen Antr&#228;ge auf Aussetzung der Abschiebung nach deren Vollzug entfallen, da das mit diesen Antr&#228;gen verfolgte Rechtsschutzziel nicht mehr erreichbar ist (vgl. Beschl&#252;sse des Senats vom 07.10.2005 - 11 S 2011/05 -, vom 27.01.2004 - 11 S 2686/03 - und vom 26.11.2001 - 11 S 2215/01 -). Die Antragsteller zu 2. bis 5. waren auch gehindert, ihren Antrag auf die einstweilige Feststellung umzustellen, dass die Abschiebung am 24.06.2005 zu Unrecht erfolgt ist. Denn ein Fortsetzungsfeststellungsantrag nach &#167; 113 Abs. 1 Satz 4 VwGO analog scheidet im Verfahren des einstweiligen Rechtschutzes nach &#167; 123 VwGO grunds&#228;tzlich aus (vgl. BVerwG, Beschluss vom 27.01.1995 - 7 VR 16/94 -, NVwZ 1995, 586 = D&#214;V 1995, 515; Beschluss des Senats vom 13.04.2005 - 11 S 709/05 -). Vor diesem Hintergrund erscheint die von den Antragstellern zu 2. bis 5. gew&#228;hlte Antrags&#228;nderung im Sinne des &#167; 91 VwGO durchaus verst&#228;ndlich.</td></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"6\"/>Sollten die Antr&#228;ge &#8222;die Aufhebung der Vollziehung anzuordnen&#8220;, w&#246;rtlich im Sinne von &#167; 80 Abs. 5 Satz 3 VwGO gemeint sein, w&#228;ren die ge&#228;nderten Antr&#228;ge unzul&#228;ssig. Die Anwendung dieser Bestimmung kommt in Verfahren nach &#167; 123 VwGO weder unmittelbar noch entsprechend in Betracht, da ein &#167; 80 Abs. 5 Satz 3 VwGO entsprechender Antragsinhalt, die R&#252;ckg&#228;ngigmachung der Vollziehung, durch einen unmittelbar darauf gerichteten Anordnungsantrag - etwa auf R&#252;ckabwicklung der Vollziehung - erreicht werden kann (vgl. Beschluss des Senats vom 07.09.2005 - 11 S 1244/05 - m.w.N.). Das kann aber dahinstehen. Denn auch dann, wenn die ge&#228;nderten Antr&#228;ge dahin auszulegen sind, die Abschiebung r&#252;ckabzuwickeln, ist bereits die Antrags&#228;nderung im vorliegenden Beschwerdeverfahren unzul&#228;ssig. Das ergibt sich aus folgenden &#220;berlegungen: Nachdem mit dem Sechsten Gesetz zur &#196;nderung der Verwaltungsgerichtsordnung und anderer Gesetze (vom 01.11.1996, BGBl. I S. 1626) zur Entlastung der Oberverwaltungsgerichte unter anderem die Zulassungsbeschwerde gegen Beschl&#252;sse in Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes eingef&#252;hrt worden war (&#167; 146 Abs. 4 bis 6 VwGO a.F.), beabsichtigte die Bundesregierung im Jahr 2001, das Zulassungserfordernis f&#252;r Beschwerden dieser Art (wieder) ersatzlos entfallen zu lassen (vgl. den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Bereinigung des Rechtsmittelrechts im Verwaltungsprozess, BT-Drs. 14/6393, S. 2, 7. u. 14). Dieser Vorschlag stie&#223; auf den Widerstand des Bundesrates (vgl. BT-Drs. 14/7744, S. 1 f.) und konnte sich nicht durchsetzen. Letztlich wurde der Vermittlungsausschuss angerufen, auf dessen Beschlussempfehlung die heutige Fassung des &#167; 146 Abs. 4 VwGO beruht (zur Gesetzgebungsgeschichte vgl. Bader in: Bader u.a., Komm. z. VwGO, 2. Aufl., &#167; 146 Rn. 16). Nach diesem im Vermittlungsausschluss gefundenen Kompromiss ist zwar das Zulassungserfordernis abgeschafft worden. Allerdings wird seither eine Entlastung der Oberverwaltungsgerichte gegen&#252;ber einer herk&#246;mmlichen Beschwerde durch &#167; 146 Abs. 4 Satz 3 und Satz 6 VwGO n.F. erzielt.</td></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"7\"/>Danach muss sich die Beschwerdebegr&#252;ndung mit der erstinstanzlichen Entscheidung auseinander setzen und hat der Verwaltungsgerichtshof nur die dargelegten Gr&#252;nde zu pr&#252;fen. Mit dieser der Entlastung der Oberverwaltungsgerichte dienenden Qualifizierung der Beschwerdebegr&#252;ndung einerseits und der Beschr&#228;nkung des Pr&#252;fungsumfangs andererseits in Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes ist eine Antrags&#228;nderung in der Beschwerdeinstanz - zumal schon bei Erhebung der Beschwerde - regelm&#228;&#223;ig nicht vereinbar (so - jedenfalls im Ergebnis - auch OVG Saarl., Beschluss vom 10.11.2004 - 1 W 37/04 - &lt;juris&gt;; OVG Hamburg, Beschluss vom 02.10.2002 - 4 BS 257/02 -, NVwZ 2003, 1529, Beschluss vom 22.08.2003 - 4 Bs 278/03 -, NwZ-RR 2004, 621; OVG Nordr .-Westf., Beschluss vom 25.07.2002 - 18 B 1136/02 -, NVwZ-RR 2003, 72; Meyer-Ladewig/Rudisile in: Schoch/Schmidt-A&#223;mann/Pietzner, Komm. z. VwGO, &#167; 146 Rn. 13 c; ebenso f&#252;r den Fall einer Antragserweiterung VGH Bad.-W&#252;rtt., Beschluss vom 01.09.2004 - 12 S 1750/04 -, VBlBW 2004, 483). Das gilt insbesondere dann, wenn mit der Antrags&#228;nderung auch eine wesentliche &#196;nderung der zu pr&#252;fenden rechtlichen Gesichtspunkte einhergeht, was hier der Fall ist. Denn die Antragsteller zu 2. bis 5. machen mit ihren Beschwerdeantr&#228;gen Folgenbeseitigungsanspr&#252;che geltend. Diese Anspr&#252;che erfordern zwar - wie die in der Vorinstanz verfolgten Anspr&#252;che auf Aussetzung der Abschiebung -, dass die Abschiebung fehlerhaft war. Sie haben aber weitergehende Voraussetzungen. So kn&#252;pfen sie nicht nur an die Rechtswidrigkeit des Eingriffs (der Abschiebung) an, sondern verlangen dar&#252;ber hinaus, dass der durch den Eingriffsakt geschaffene Zustand rechtswidrig ist (vgl. etwa BVerwG, Urteil vom 23.05.1989 - 7 C 2.87 -, BVerwGE 82, 76 = NJW 1989, 2272; VG Stuttgart, Beschluss vom 01.07.2003 - 11 K 2173/03 -, NVwZ 2004, Beil I Nr. 3, S. 23).</td></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"8\"/>Ungeachtet dessen d&#252;rfte eine Antrags&#228;nderung allerdings dann ausnahmsweise zul&#228;ssig sein, wenn nur so effektiver Rechtsschutz gew&#228;hrt werden kann (vgl. etwa OVG Saarl., Beschluss vom 24.01.2003 - 9 W 50/02 - &lt;juris&gt; bei Antrags&#228;nderung nach Anh&#228;ngigkeit der Beschwerde; OVG Hamburg, a.a.O.). Das ist hier indessen nicht der Fall. Die Antragsteller zu 2. bis 5. h&#228;tten ihr Begehren von vorneherein mit einem Antrag beim Regierungspr&#228;sidium und in der ersten Instanz verfolgen k&#246;nnen und k&#246;nnen dies auch weiterhin, ohne dass ihnen unzumutbare Rechtsnachteile entstehen.</td></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"9\"/>Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 154 Abs. 2 und 159 Satz 1 VwGO i.V.m. &#167; 100 Abs. 1 ZPO, die Festsetzung des Streitwerts beruht auf den &#167;&#167; 63 Abs. 2 Satz 1, 47 Abs. 1 Satz 1, 53 Abs. 1 Nr. 1, 52 Abs. 2 u. 1 und 39 Abs. 1 GKG.</td></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"10\"/>Dieser Beschluss ist unanfechtbar.</td></tr></table>\n</td></tr></table>"
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