List view for cases

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    "id": 138280,
    "slug": "lg-rottweil-2005-03-31-3-qs-3405-jug",
    "court": {
        "id": 141,
        "name": "Landgericht Rottweil",
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        "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit",
        "level_of_appeal": "Landgericht"
    },
    "file_number": "3 Qs 34/05 jug",
    "date": "2005-03-31",
    "created_date": "2019-01-07T13:59:59Z",
    "updated_date": "2020-12-10T14:10:17Z",
    "type": "Beschluss",
    "ecli": "",
    "content": "<h2>Tenor</h2>\n\n<p>Die Beschwerde des Angeklagten gegen den Beschluss des Amtsgerichts O. vom 14.03.2005 wird als unbegr&#252;ndet</p>\n    <p/>\n    <blockquote>\n      <blockquote>\n        <p>\n          <strong>verworfen.</strong>\n        </p>\n      </blockquote>\n    </blockquote>\n    <p/>\n    <p>Es wird davon abgesehen, dem Angeklagten Kosten und Auslagen f&#252;r das Beschwerdeverfahren aufzuerlegen.</p>\n  \n<h2>GrĂ¼nde</h2>\n\n<table><tr><td>&#160;</td><td>    <table><tr><td>I.</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td>\n      <rd nr=\"1\"/>\n      Die Staatsanwaltschaft Rottweil erhob gegen den Angeklagten am 24.02.2005 Anklage zum Amtsgericht - Jugendrichter - O.; in der Anklage wird dem Angeklagten zur Last gelegt, er sei am 29.12.2004 gegen 17:30 Uhr mit dem Zug der Ortenau-S-Bahn GmbH mit der Linie OSB 82732 in Richtung O. gefahren, ohne im Besitz einer g&#252;ltigen Fahrkarte gewesen zu sein, wobei er bereits bei Fahrtantritt vorgehabt habe, den Fahrpreis in H&#246;he von 11,10 Euro nicht zu entrichten, ein Vergehen der Leistungserschleichung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 265 a Abs. 1 und 3, 248 a StGB.\n    </td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td>\n      <rd nr=\"2\"/>\n      Am 09.03.2005 hat der Verteidiger des Angeklagten seine Beiordnung als Pflichtverteidiger (allein) mit der Begr&#252;ndung beantragt, dass der Angeklagte als Jugendlicher ohne Eltern in Deutschland lebe.\n    </td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td>\n      <rd nr=\"3\"/>\n      Durch Beschluss des Amtsgerichts O. vom 14.03.2005 wurde der Antrag auf Beiordnung eines Pflichtverteidigers abgelehnt. Am 15.03.2005 wurde das Hauptverfahren er&#246;ffnet, Termin zur Hauptverhandlung wurde bestimmt auf Mittwoch, 06. April 2005, 10:00 Uhr.\n    </td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td>\n      <rd nr=\"4\"/>\n      Der Angeklagte hat gegen den Beschluss vom 14.03.2005 durch Telefax vom 22. M&#228;rz 2005 Beschwerde eingelegt.\n    </td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    <table><tr><td>II.</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td>\n      <rd nr=\"5\"/>\n      Die Beschwerde ist zul&#228;ssig (vgl. Meyer-Go&#223;ner, StPO, 47. A., &#167; 141 Rdnr. 10 m.w.N.), jedoch unbegr&#252;ndet.\n    </td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td>\n      <rd nr=\"6\"/>\n      1. Nach Auffassung der Kammer ist &#167; 68 Nr. 2 JGG in vorliegendem Fall nicht entsprechend anzuwenden.\n    </td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td>\n      <rd nr=\"7\"/>\n      Nach einer Auffassung ist &#167; 68 Nr. 2 JGG in jedem Fall - unabh&#228;ngig von der Schwere des Tatvorwurfs - entsprechend anzuwenden, wenn die Erziehungsberechtigten aus tats&#228;chlichen Gr&#252;nden (z.B. wegen Wohnortes im Ausland) an der Wahrnehmung ihrer Rechte gem&#228;&#223; &#167; 67 JGG gehindert sind (vgl. Eisenberg, JGG, 10. A., &#167; 68 Rdnr. 29, LG Braunschweig StV 98, 325, LG L&#252;neburg StV 98, 326).\n    </td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td>\n      <rd nr=\"8\"/>\n      Eine solche Gesamtanalogie ist nach Auffassung der Kammer zu weitgehend (so auch KK-Laufh&#252;tte, StPO, 5. A., &#167; 140 Rdnr. 24). In &#167; 68 Nr. 2 JGG ist ein Fall geregelt, in dem der Staat in das in Art. 6 Abs. 2 S. 1 GG verfassungsrechtlich gesch&#252;tzte Elternrecht durch dessen Entziehung eingreift, obwohl Erziehungsberechtigte und gesetzliche Vertreter vorhanden sind.\n    </td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td>\n      <rd nr=\"9\"/>\n      In vorliegendem Fall geht es dagegen nicht um eine Entziehung von Elternrechten, sondern um die Frage, wer die Elternrechte wahrzunehmen hat, wenn die Eltern ihre Rechte aus tats&#228;chlichen Gr&#252;nden (wegen Todes, unbekannten Aufenthaltes, etc.) nicht wahrnehmen k&#246;nnen.\n    </td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td>\n      <rd nr=\"10\"/>\n      Mangels &#196;hnlichkeit der Fallgestaltungen scheidet eine Gesamtanalogie aus. Nach Auffassung der Kammer bedarf es auch keiner Einzelanalogie (hierf&#252;r: DSS-Diemer, JGG, 3.A., &#167; 68 Rdnr. 13).\n    </td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td>\n      <rd nr=\"11\"/>\n      2. Die Frage, ob ein Pflichtverteidiger zu bestellen ist, richtet sich allein nach &#167;&#167; 68 Nr. 1 JGG, 140 Abs. 2 StPO. Ein Fall der notwendigen Verteidigung nach diesen Vorschriften liegt angesichts der geringen Schwere des Vorwurfs bei dem nun 17 Jahre und 10 Monate alten Angeklagten ersichtlich nicht vor. Insoweit wird auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen des angefochtenen Beschlusses Bezug genommen. Sprachbedingten Schwierigkeiten kann bei der einfach gelagerten Sach- und Rechtslage durch die Hinzuziehung eines Dolmetschers begegnet werden (OLG Stuttgart VRS 99, 73, BGHSt 46, 178).\n    </td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td>\n      <rd nr=\"12\"/>\n      3. In vorliegendem Fall stellt sich allerdings die Frage, wer anstelle der Eltern die Elternrechte, deren Gew&#228;hrung von Verfassungs wegen geboten ist (vgl. BVerfG NJW 03, 2004), wahrzunehmen hat.\n    </td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td>\n      <rd nr=\"13\"/>\n      Nach Auffassung der Kammer ist diese Beteiligung durch die gesetzlichen Mitteilungspflichten ausreichend gew&#228;hrleistet; gem&#228;&#223; &#167; 70 JGG sind in geeigneten F&#228;llen - wozu nach hiesiger Auffassung auch die F&#228;lle jugendlicher, allein in Deutschland lebender Asylbewerber z&#228;hlen - das Vormundschafts- bzw. Familiengericht von der Einleitung des Verfahrens zu unterrichten, um die Erforderlichkeit einer Vormundschaft bzw. Pflegschaft nach dem BGB pr&#252;fen zu k&#246;nnen.\n    </td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n  </td></tr></table>"
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