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        "name": "Oberlandesgericht Düsseldorf",
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    "file_number": "I-23 U 164/14",
    "date": "2015-09-22",
    "created_date": "2019-01-10T11:57:23Z",
    "updated_date": "2022-10-18T13:43:15Z",
    "type": "Urteil",
    "ecli": "ECLI:DE:OLGD:2015:0922.I23U164.14.00",
    "content": "<h2>Tenor</h2>\n\n<p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das Urteil der 6. Zivilkammer&#8211; Einzelrichterin &#8211; des Landgerichts Duisburg vom 18.11.2014 wird zur&#252;ckgewiesen.</p>\n<p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Berufungsverfahrens.</p>\n<p>Dieses Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar. Das angefochtene Urteil ist ohne Sicherheitsleistung vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p>\n<p>Der Kl&#228;gerin wird nachgelassen, die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110% des aufgrund des Urteils vollstreckbaren Betrages abzuwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in H&#246;he von 110% des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.</p>\n<p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p><br style=\"clear:both\">\n\n<span class=\"absatzRechts\">1</span><p class=\"absatzLinks\"><strong><span style=\"text-decoration:underline\">G r &#252; n d e</span></strong></p>\n<span class=\"absatzRechts\">2</span><p class=\"absatzLinks\"><strong>I.</strong></p>\n<span class=\"absatzRechts\">3</span><p class=\"absatzLinks\">Die Kl&#228;gerin nimmt den Beklagten aus abgetretenem Recht ihres Ehemannes wegen Falschberatung und Aufkl&#228;rungspflichtverletzung durch die Rechtsvorg&#228;ngerin des Beklagten in Anspruch.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">4</span><p class=\"absatzLinks\">Der Beklagte ist Gesamtrechtsnachfolger einer im Jahr 2011 verstorbenen Steuerberaterin, die zu Lebzeiten f&#252;r den Ehemann der Kl&#228;gerin in steuerrechtlichen Angelegenheiten t&#228;tig gewesen war. Die Kl&#228;gerin behauptet, ihr Ehemann habe sich Ende 2006 mit jeweils 25.000,-- Euro an drei Leasinggesellschaften beteiligt. Dabei sei er durch den &#8211; unstreitig zwischenzeitlich ebenfalls verstorbenen &#8211; Ehemann seiner Steuerberaterin, der in der Steuerberatungspraxis mitgearbeitet habe, falsch beraten worden, was die Plausibilit&#228;t des zugrunde liegenden Anlagemodells und die M&#246;glichkeit einer steuerlichen Anerkennung von Ansparr&#252;cklagen gem&#228;&#223; &#167; 7g EStG durch das Finanzamt betreffe. W&#228;re ihr Ehemann zutreffend beraten worden, h&#228;tte er eine Beteiligung an den Gesellschaften unterlassen.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">5</span><p class=\"absatzLinks\">Die Kl&#228;gerin hat mit der vorliegenden Klage den Ersatz der Einlage ihres Ehemanns in die Beteiligungen von insgesamt 75.000,-- Euro geltend gemacht. Das Landgericht hat die Klage durch Urteil vom 18.11.2014, auf dessen tats&#228;chliche Feststellungen wegen der Einzelheiten des Sach- und Streitstandes nach &#167; 540 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 ZPO Bezug genommen wird, abgewiesen. Hiergegen wendet sich die Kl&#228;gerin unter Wiederholung und Vertiefung ihres erstinstanzlichen Vorbringens mit ihrer form- und fristgerecht eingelegten Berufung.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">6</span><p class=\"absatzLinks\">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p>\n<span class=\"absatzRechts\">7</span><p class=\"absatzLinks\">unter Aufhebung des Urteils des Landgerichts Duisburg vom 18.11.2014 wie folgt zu erkennen:</p>\n<span class=\"absatzRechts\">8</span><p class=\"absatzLinks\">1.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">9</span><p class=\"absatzLinks\">Der Beklagte wird verurteilt, an sie einen Betrag von 75.000,-- Euro nebst 4% Zinsen f&#252;r die Zeit vom 30.12.2006 bis 31.12.2011 sowie Zinsen in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweils g&#252;ltigen Basiszinssatz gem&#228;&#223; &#167; 247 BGB seit 01.01.2012</p>\n<span class=\"absatzRechts\">10</span><p class=\"absatzLinks\">Zug um Zug gegen Abtretung s&#228;mtlicher Anspr&#252;che des H S aus seinen Beteiligungen an der I GmbH &amp; Co. Einhunderteinundsiebzigste Rendite L KG &#252;ber nominal 135.000,-- Euro, der I GmbH &amp; Co. Einhundertzweiundsiebzigste Rendite L KG &#252;ber nominal 135.000,-- Euro und der I GmbH &amp; Co. Einhundertdreiundsiebzigste Rendite L KG &#252;ber nominal 135.000,-- Euro</p>\n<span class=\"absatzRechts\">11</span><p class=\"absatzLinks\"><strong>hilfsweise</strong></p>\n<span class=\"absatzRechts\">12</span><p class=\"absatzLinks\">Zug um Zug gegen &#220;bertragung der Gesch&#228;ftsanteile des H S an der I GmbH &amp; Co. Einhunderteinundsiebzigste Rendite L KG &#252;ber nominal 135.000,-- Euro, der I GmbH &amp; Co. Einhundertzweiundsiebzigste Rendite L KG &#252;ber nominal 135.000,-- Euro und der I GmbH &amp; Co. Einhundertdreiundsiebzigste Rendite L KG &#252;ber nominal 135.000,-- Euro</p>\n<span class=\"absatzRechts\">13</span><p class=\"absatzLinks\">zu zahlen.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">14</span><p class=\"absatzLinks\">2.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">15</span><p class=\"absatzLinks\">Es wird festgestellt, dass sich der Beklagte mit der Annahme der Abtretungen der Anspr&#252;che des H S aus den unter Ziffer 1. n&#228;her bezeichneten Gesch&#228;ftsanteilen in Verzug befindet.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">16</span><p class=\"absatzLinks\">3.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">17</span><p class=\"absatzLinks\">Der Beklagte wird verurteilt, an sie weitere 2.879,80 Euro zuz&#252;glich Zinsen in H&#246;he von 5 Prozentpunkten &#252;ber dem jeweils g&#252;ltigen Basiszinssatz gem&#228;&#223; 247 BGB seit Rechtsh&#228;ngigkeit zu zahlen.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">18</span><p class=\"absatzLinks\">Der Beklagte beantragt,</p>\n<span class=\"absatzRechts\">19</span><p class=\"absatzLinks\">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">20</span><p class=\"absatzLinks\"><strong>II.</strong></p>\n<span class=\"absatzRechts\">21</span><p class=\"absatzLinks\">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin hat in der Sache keinen Erfolg. Die Entscheidung des Landgerichts beruht nicht auf einer Rechtsverletzung (&#167; 546 ZPO) und die nach &#167; 529 ZPO zu Grunde zu legenden Tatsachen rechtfertigen keine andere Entscheidung (&#167; 513 ZPO). Denn der von der Kl&#228;gerin geltend gemachte Schadensersatzanspruch ist nicht unter dem allein in Betracht kommenden Gesichtspunkt einer vertraglichen Pflichtverletzung gem&#228;&#2016; &#167;&#167; 280 Abs. 1, 675, 398, 1922 Abs. 1 BGB gerechtfertigt.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">22</span><p class=\"absatzLinks\">Selbst wenn das Vorbringen der Kl&#228;gerin, ihr Ehemann habe dem Ehemann seiner Steuerberaterin, der Rechtsvorg&#228;ngerin des Beklagten, den Anlageprospekt mit der Bitte um Pr&#252;fung und diesbez&#252;gliche Beratung &#252;bergeben, als hinreichend substantiiert erachtet und zu ihren Gunsten als zutreffend unterstellt wird, kann nicht davon ausgegangen werden, dass das in diesem Fall angetragene Beratungsverh&#228;ltnis eine Anlageberatung zum Gegenstand hatte. Zwar kann sich ein entsprechendes Beratungsverh&#228;ltnis mangels ausdr&#252;cklicher Beauftragung auch aus den Gesamtumst&#228;nden ergeben, wenn diese den R&#252;ckschluss darauf zulassen, die Parteien wollten den begehrten Rat zum Gegenstand vertraglicher Rechte und Pflichten machen (vgl. BGH, Urteil v. 17.09.1985 &#8211; VI ZR 73/84, NJW 1986, 180, 181; Urteil v. 13.02.1992 &#8211; III ZR 28/90; jew. m.w.Nw.). So liegt der Fall hier aber nicht. Nach dem Vorbringen der Kl&#228;gerin hat sich ihr Ehemann nicht an einen Anlageberater, sondern an den im B&#252;ro mitarbeitenden Ehemann seiner Steuerberaterin gewandt. Die Bitte des Ehemannes der Kl&#228;gerin um Pr&#252;fung konnte in dieser Situation nur so verstanden werden, dass es sich um eine Pr&#252;fung in steuerrechtlicher Hinsicht handeln sollte, zumal nicht ersichtlich ist, dass der Ehemann der Steuerberaterin in Anlagegesch&#228;ften &#252;ber ein gegen&#252;ber dem Ehemann der Kl&#228;gerin &#252;berlegenes Fachwissen verf&#252;gt hat, und f&#252;r den Rat unstreitig auch kein &#252;ber die &#252;bliche Verg&#252;tung eines Steuerberaters hinausgehendes Honorar angeboten worden ist.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">23</span><p class=\"absatzLinks\">Ob die von der Kl&#228;gerin in Bezug auf die streitgegenst&#228;ndliche Kapitalanlage behauptete Beratung ihres Ehemannes durch den Ehemann seiner Steuerberaterin in steuerrechtlicher Hinsicht, was die M&#246;glichkeit einer Anerkennung von Ansparr&#252;cklagen nach &#167; 7g EStG betrifft, unzutreffend war, kann dahinstehen. Denn die Kl&#228;gerin macht nicht den aus einer etwaigen steuerrechtlichen Fehlberatung folgenden Schaden geltend, was einen Gesamtvergleich der Verm&#246;genslage ihres Ehemannes mit und ohne die angeblich fehlerhafte Beratung erfordern w&#252;rde, sondern sie m&#246;chte den Schaden aus der angeblichen Fehlinvestition ihres Ehemannes liquidieren. Dass diese Investition allein aus steuerrechtlichen Gr&#252;nden vorgenommen wurde, wie in der Berufungsverhandlung geltend gemacht, kann nicht angenommen werden. Vielmehr lag dieser Entscheidung mindestens auch &#8211; wie &#252;blicherweise bei einer Kapitalanlage &#8211; die Renditeerwartung zugrunde, die beim Ehemann der Kl&#228;gerin durch einen Freund bef&#246;rdert worden sein soll. Insoweit hat die Kl&#228;gerin noch in der Klageschrift selbst vorgetragen, das Interesse ihres Ehemannes sei durch die Schilderungen des Freundes geweckt worden, dass das Anlagemodell hohe Renditen verspreche und zugleich steuerlich interessant sei (vgl. S. 8 f. der Klageschrift, Bl. 42 f. d.A.).</p>\n<span class=\"absatzRechts\">24</span><p class=\"absatzLinks\">Die Verletzung einer Nebenpflicht aus einem etwa in Bezug auf die streitgegenst&#228;ndliche Kapitalanlage zustande gekommenen Steuerberaterverh&#228;ltnis kann schlie&#223;lich nicht angenommen werden. Zwar ist ein Steuerberater im Rahmen seiner vertraglichen Nebenpflichten gehalten, seinen Mandanten vor Schaden zu bewahren (vgl. BGH, Urteil v. 26.01.1995 &#8211; IX ZR 10/94, NJW 1995, 958, 959; Urteil v. 07.03.2013, NJW-RR 2013, 983, 984; Urteil v. 07.05.2015 &#8211; IX ZR 186/14, BeckRS 2015, 10928; jew. m.w.Nw.). Insoweit h&#228;tte der Ehemann der Steuerberaterin den Ehemann der Kl&#228;gerin auf eine fehlende Plausibilit&#228;t des Anlagemodells hinweisen m&#252;ssen, wenn diese auf der Hand gelegen h&#228;tte. Dass hier f&#252;r den Ehemann der Steuerberaterin die angeblich fehlende Plausibilit&#228;t des ins Auge gefassten Anlagemodells aber ohne weiteres erkennbar war, ist jedoch nicht ersichtlich. Denn nach eigenem Vorbringen der Kl&#228;gerin bedurfte es hierf&#252;r einer ins Einzelne gehenden &#220;berpr&#252;fung des vorgelegten Verkaufsprospekts.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">25</span><p class=\"absatzLinks\">Mangels Anspruchs in der Hauptsache stehen der Kl&#228;gerin auch die geltend gemachten Nebenforderungen nicht zu.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">26</span><p class=\"absatzLinks\"><strong>III.</strong></p>\n<span class=\"absatzRechts\">27</span><p class=\"absatzLinks\">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 97 Abs. 1 ZPO.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">28</span><p class=\"absatzLinks\">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit ergibt sich aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 709 S. 2, 711 ZPO.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">29</span><p class=\"absatzLinks\">Gr&#252;nde f&#252;r eine Zulassung der Revision nach &#167; 543 Abs. 2 ZPO liegen nicht vor.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">30</span><p class=\"absatzLinks\"><strong><span style=\"text-decoration:underline\">Streitwert des Berufungsverfahrens</span></strong>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 75.000,00 Euro.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">31</span><table class=\"absatzLinks\" cellpadding=\"0\" cellspacing=\"0\"><tbody><tr><td></td><td></td><td></td></tr>\n</tbody>\n</table>\n      "
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