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    "file_number": "7 VA 1/15",
    "date": "2015-03-27",
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    "updated_date": "2020-12-10T14:40:15Z",
    "type": "Beschluss",
    "ecli": "ECLI:DE:OLGK:2015:0327.7VA1.15.00",
    "content": "<h2>Tenor</h2>\n\n<p>Die Antragsgegnerin wird verpflichtet, &#252;ber den im Rahmen des Ermittlungsverfahrens 1 Js 1128/14 gestellten Antrag der Staatsanwaltschaft Aachen auf Einsicht in die Betreuungsakte Amtsgericht Aachen &#8211; Az. 71 XIV 3296.L &#8211; nach pflichtgem&#228;&#223;em Ermessen zu entscheiden.</p>\n<p>Der Gegenstandswert wird auf 5.000,00 &#8364; festgesetzt.</p><br style=\"clear:both\">\n\n<h4><strong>G R &#220; N&#160; D&#160; E</strong></h4>\n<span class=\"absatzRechts\">1</span><p class=\"absatzLinks\">I.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">2</span><p class=\"absatzLinks\">Die Staatsanwaltschaft Aachen f&#252;hrt ein Ermittlungsverfahren &#8211; 1 Js 1128/14 &#8211; gegen die Betroffene I. Im Zuge dieses Ermittlungsverfahrens beantragte die Staatsanwaltschaft Aachen am 19.09.2014 bei dem Amtsgericht Aachen Einsicht in das f&#252;r die Betroffene bei dem Amtsgericht Aachen &#8211; 71 XIV 3296.L &#8211; gef&#252;hrte Betreuungsverfahren. Mit Schreiben vom 29.09.2014 lehnte der zust&#228;ndige Abteilungsrichter die Aktenversendung ab unter Verweis auf die f&#252;r einen Antrag auf Akteneinsicht seiner Auffassung zufolge zust&#228;ndige Direktorin des Amtsgerichts, an welche der Antrag zu richten sei. Der nachfolgende Antrag der Staatsanwaltschaft vom 15.10.2014 auf Akteneinsicht an die Direktorin des Amtsgerichts Aachen wurde dort mit Verf&#252;gung vom 28.10.2014 wiederum dem Richter der Betreuungsabteilung zugeleitet mit der Bitte, &#8222;das Gesuch der StA Aachen &#8230; in eigener Zust&#228;ndigkeit zu bearbeiten&#8220;. Mit Bescheid vom 07.01.2015 lehnte der fragliche Abteilungsrichter des Betreuungsgerichts die Akteneinsicht unter Berufung auf seine Unzust&#228;ndigkeit ab und verwies unter Bezugnahme auch auf die Rechtsprechung des erkennenden Senats auf die&#160; Zust&#228;ndigkeit der Direktorin des Amtsgerichts Aachen.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">3</span><p class=\"absatzLinks\">Mit ihrem am 11.02.2015 eingegangenen Antrag vom 05.02.2015 hat die Antragstellerin Antrag auf gerichtliche Entscheidung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 23 ff EGGVG gestellt. Auf Hinweise des Senats hat die Antragstellerin klargestellt, dass sich ihr Begehren (nur) gegen die Direktorin des Amtsgerichts Aachen richtet mit dem Antrag, diese zu verpflichten, der Staatsanwaltschaft Aachen zu dem Ermittlungsverfahren 1 Js 1128/14 Akteneinsicht in die f&#252;r die Frage der Schuldf&#228;higkeit relevanten Bestandteile der Betreuungsakte 71 XIV 3296.L zu gew&#228;hren.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">4</span><p class=\"absatzLinks\">Die Antragsgegnerin h&#228;lt an ihrer Auffassung fest, dass f&#252;r die Gew&#228;hrung von Akteneinsicht im Wege der Amtshilfe in einem laufenden Verfahren der befasste Abteilungsrichter zust&#228;ndig sei.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">5</span><p class=\"absatzLinks\">Hinsichtlich der weiteren Einzelheiten des Sachstands wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze sowie die beigezogenen Akten Amtsgericht Aachen &#8211; 71 XIV 3296.L &#8211; und Staatsanwaltschaft Aachen &#8211; 1 Js 1128/14 - Bezug genommen.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">6</span><p class=\"absatzLinks\">II.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">7</span><p class=\"absatzLinks\">Der Antrag ist als Verpflichtungsantrag nach &#167; 23 Abs. 2 EGGVG zul&#228;ssig und hat auch in der Sache Erfolg.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">8</span><p class=\"absatzLinks\">1.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">9</span><p class=\"absatzLinks\">Der Senat folgt, worauf er bereits hingewiesen hat, in st&#228;ndiger Rechtsprechung (vgl. Senatsbeschl&#252;sse vom 12.02.2013 &#8211; 7 VA 8/12 &#8211; und vom 02.12.2013 &#8211; 7 VA 2/13) der herrschenden Meinung (vgl. Pr&#252;tting/Helms/Jennissen, FamFG, 2. Aufl., &#167; 13, Rn. 19; Keidel/Sternal, FamFG, 17. Aufl., &#167; 13, Rn. 47 u. 73; Musielak/Borth, Familiengerichtliche Verfahren, 1. und 2. Buch, 3. Aufl., &#167; 13, Rn. 1; Bahrenfuss in Bahrenfuss, FamFG, &#167; 13, Rn. 9; OLG Hamm v. 7.10.2008 - 15 VA 7-9/08, FamRZ 2009, 806; BayObLG FamRZ 1998, 438), wonach der &#8211; wie hier &#8211; von einer nicht am Verfahren beteiligten Beh&#246;rde gestellte Antrag auf Gew&#228;hrung von Akteneinsicht in ein Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit sich als Amtshilfeersuchen gem&#228;&#223; Art. 35 Abs. 1 GG darstellt, &#252;ber das der Vorstand des Gerichts, im Streitfall mithin die Direktorin des Amtsgerichts Aachen, zu entscheiden hat. Denn bei der Gew&#228;hrung von Akteneinsicht an andere Beh&#246;rden in laufenden Verfahren aufgrund von Amtshilfe handelt es sich um einen Justizverwaltungsakt und nicht um richterliche T&#228;tigkeit, wie nunmehr auch ausdr&#252;cklich in dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 02.12.2014 &#8211; 1 BvR 3106/09 &#8211; (zitiert nach juris, dort Tz. 21) festgestellt.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">10</span><p class=\"absatzLinks\">Unerheblich ist, dass das Pr&#228;sidium des Amtsgerichts Aachen mit Beschluss vom 23.10.2014 - der jedenfalls inzwischen als &#252;berholt anzusehenden Mindermeinung in Rechtsprechung und Literatur noch folgend - die Entscheidung &#252;ber Akteneinsichtsgesuche von Beh&#246;rden grunds&#228;tzlich dem jeweiligen Abteilungsrichter zugewiesen hat. Soweit eine Delegation der Entscheidungsbefugnis in Betracht kommt, kann diese jedenfalls nicht von dem f&#252;r Verwaltungsaufgaben der hier fraglichen Art unzust&#228;ndigen Pr&#228;sidium eines Gerichts wirksam angeordnet werden.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">11</span><p class=\"absatzLinks\">Da die Antragsgegnerin es pflichtwidrig unterlassen hat, in eigener Zust&#228;ndigkeit &#252;ber den an sie gerichteten Akteneinsichtsantrag zu entscheiden, war sie nunmehr nach Ma&#223;gabe des Tenors hierzu zu verpflichten.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">12</span><p class=\"absatzLinks\">2.</p>\n<span class=\"absatzRechts\">13</span><p class=\"absatzLinks\">F&#252;r die Kosten gilt &#167; 1 Abs. 2 Nr. 19, &#167; 22 GNotKG. Die Festsetzung des Gegenstandswertes beruht auf&#160; &#167; 36 Abs. 3 GNotKG.</p>\n      "
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