List view for cases

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    "file_number": "4 T 21/16",
    "date": "2016-07-13",
    "created_date": "2019-02-10T12:38:24Z",
    "updated_date": "2022-10-18T13:47:47Z",
    "type": "Beschluss",
    "ecli": "",
    "content": "<h2>Tenor</h2>\n\n<p>1. Auf die Streitwertbeschwerde des Kl&#228;gervertreters vom 24.2.2016 wird der Streitwert auf<strong> 1.184,22 EUR </strong>festgesetzt.</p>\n    <p/>\n    <p>2. Die weitergehende Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p>\n    <p/>\n    <p>3. Das Verfahren ist geb&#252;hrenfrei; Kosten werden nicht erstattet.</p>\n\n<h2>GrĂ¼nde</h2>\n\n<table><tr><td>&#160;</td><td>    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"1\"/><strong>1.</strong> Im Wege der Feststellungsklage begehrt die vom Beschwerdef&#252;hrer im Prozess vertretene Kl&#228;gerin die Feststellung, dass eine von der Beklagten am 12.1.2015 ausgesprochene K&#252;ndigung ihres Bausparvertrages zum 24.7.2015 nicht wirksam ist bzw. dieser Vertrag fortbesteht.</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"2\"/>Der im Februar 1992 abgeschlossene Bausparvertrag lautet auf eine Bausparsumme von 30.000 DM/ 15.338,76 EUR. Vereinbart ist ein Guthabenzins von 2,5 %. Au&#223;erdem hat die Kl&#228;gerin von der M&#246;glichkeit nach &#167; 6 Absatz 1 der dem Vertrag zugrundeliegenden ABB 7 Gebrauch gemacht und hat daher zus&#228;tzlich einen Anspruch auf einen Zinsbonus i.H.v. 80% des vereinbarten Zinssatzes. Ausweislich des Bauspar-Kontoauszugs vom 24.7.2015 betrug das angesparte Guthaben 10.643,72 EUR und der bis dahin angefallene Bonuszins 3.273,92 EUR.</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"3\"/>Das Amtsgericht hat im der Klage stattgegebenen Urteil vom 11.2.2016, welches dem Beschwerdef&#252;hrer am 18.2.2016 zugestellt wurde, den Streitwert auf 730, 61 EUR festgesetzt und dazu ausgef&#252;hrt, dieser errechne sich aus dem 3,5 fachen Jahreszins inkl. Bonuszins unter Ber&#252;cksichtigung eines Abschlags von 20 Prozent (Feststellungsklage).</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"4\"/>Mit der am 29.2.2016 im eigenen Namen eingelegten Beschwerde begehrt der Beschwerdef&#252;hrer eine Erh&#246;hung des Streitwerts auf 15.338,76 EUR, hilfsweise auf 4.382, 26 EUR. Er vertritt die Auffassung, dass neben dem Interesse am Fortbestand der laufenden Zinszahlungen auch die H&#246;he eines noch m&#246;glich Bauspardarlehens bei der Streitwertbemessung zu ber&#252;cksichtigen sei. Der Zinsertrag belaufe sich f&#252;r 3,5 Jahre auf 782,79 EUR und die H&#246;he eines noch m&#246;glich Bauspardarlehens unter Ber&#252;cksichtigung des angesparten Guthabens von 10.643,72 EUR auf 4.695,04 EUR, also insgesamt 5.477,83 EUR, was abz&#252;glich 20 % Abschlags f&#252;r die Feststellungsklage den Betrag von 4.382,26 ergebe.</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"5\"/><strong>2</strong>. Die Streitwertbeschwerde ist zul&#228;ssig, insbesondere fristgerecht eingelegt (&#167; 68 Abs.1 Satz 3 i.V.m. &#167; 63 Abs. 3 Satz 2 GKG) und &#252;bersteigt auch den Wert des Beschwerdegegenstandes (&#167; 68 Abs. 1 Satz 1 GKG). Der Beschwerdef&#252;hrer ist gem&#228;&#223; &#167; 32 Absatz 2 RVG beschwerdebefugt.</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"6\"/>In der Sache hat die Streitwertbeschwerde nur in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang Erfolg, im &#220;brigen ist sie unbegr&#252;ndet.</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"7\"/><strong>2.1.</strong> Der Geb&#252;hrenstreitwert in b&#252;rgerlichen Rechtsstreitigkeiten richtet sich gem&#228;&#223; &#167; 48 Abs. 1 GKG, soweit nichts anderes bestimmt ist, nach den f&#252;r die Zust&#228;ndigkeit des Prozessgerichts geltenden Vorschriften &#252;ber den Wert des Streitgegenstandes, d.h. nach &#167;&#167; 3 ff. ZPO. In verm&#246;gensrechtlichen Streitigkeiten hat das Gericht daher gem&#228;&#223; &#167; 3 ZPO den Wert nach freiem Ermessen festzusetzen.</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"8\"/>Bei einer positiven Feststellungsklage, wie vorliegend der Fall, ist grunds&#228;tzlich auf das wirtschaftliche Interesse des Kl&#228;gers an der begehrten Feststellung - nach &#167; 40 GKG im Zeitpunkt der den jeweiligen Streitgegenstand betreffenden Antragstellung - abzustellen (std. Rspr. d. BGH, Beschl. v. 01.06.1976 - VI ZR 154/75). Hierzu ist, die Umst&#228;nde des Einzelfalls ber&#252;cksichtigend, der Wert des Rechtsverh&#228;ltnisses zugrunde zu legen und - regelm&#228;&#223;ig - ein Abschlag von 20 % gegen&#252;ber dem Wert einer entsprechenden Leistungsklage vorzunehmen (vgl. statt vieler: BGH NJW-RR 2000, 1266).</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"9\"/>Dementsprechend ist vorliegend zun&#228;chst Ma&#223;stab f&#252;r die Festsetzung des Streitwerts das objektive wirtschaftliche Interesse der Kl&#228;gerin an der Fortsetzung des Vertragsverh&#228;ltnisses der Parteien. Ma&#223; und Richtung des wirtschaftlichen Interesses orientieren sich dabei grunds&#228;tzlich an den in der Klagschrift dargelegten objektiven Erwartungen des jeweiligen Kl&#228;gers, wenn sich hierf&#252;r hinreichend objektive Anhaltspunkte ergeben (vgl. BGH NJW 2006, 3060).</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"10\"/>Zu ber&#252;cksichtigen ist damit nicht, wie der Beschwerdef&#252;hrer zu meinen scheint, die vereinbarte Bausparsumme, sondern das Interesse, den Bausparvertrag weiterhin in der Ansparphase belassen und unter Inanspruchnahme der vereinbarten Guthabenverzinsung fortf&#252;hren zu k&#246;nnen (vgl. hierzu OLG Stuttgart, Urt. v. 30.03.2016 - 9 U 171/15; OLG Stuttgart, Beschl. v. 19.06.2015 - 9 W 25/15; OLG Karlsruhe, Beschl. v. 16.02.2016 - 17 W 3/16; OLG Koblenz, Beschl. v. 18.01.2016 - 8 U 1064/15; OLG Koblenz, Beschl. v. 20.08.2015 - 8 W 536/15;OLG Hamm, Beschl. v. 20.10.2015 - 31 W 74/15). Da es sich bei Zinsen um wiederkehrende Leistungen handelt, ist im Rahmen der Feststellungsklage zudem der Rechtsgedanke des &#167; 9 S. 1 ZPO zu ber&#252;cksichtigen, wonach sich das wirtschaftliche Interesse des Kl&#228;gers aus dem 3,5-fachen Wert der einj&#228;hrigen Zinserwartung berechnet (vgl. BGH NVwZ-RR 2008, 741; OLG Stuttgart, Urt. v. 30.03.2016 - 9 U 171/15; OLG Stuttgart, Beschl. v. 19.06.2015 - 9 W 25/15; OLG Karlsruhe, Beschl. v. 16.02.2016 - 17 W 3/16; OLG Koblenz, Beschl. v. 18.01.2016 - 8 U 1064/15; OLG Koblenz, Beschl. v. 20.08.2015 - 8 W 536/15; OLG Hamm, Beschl. v. 20.10.2015 - 31 W 74/15).</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>11&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"11\"/>Dementsprechend hat das Amtsgericht - grunds&#228;tzlich richtig - auch den 3,5-fachen Wert des vorliegend in Betracht kommenden j&#228;hrlichen Gesamt- Zinserl&#246;ses, also inkl. des Bonuszinses, angesetzt.</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>12&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"12\"/><strong>2.2.</strong> Fehlerhaft nicht ber&#252;cksichtigt wurde jedoch das kl&#228;gerische Interesse am Erhalt des Bauspardarlehens.</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>13&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"13\"/>Dieses Interesse ist regelm&#228;&#223;ig auch zu ber&#252;cksichtigen, weil mit der begehrten Feststellung, also dem Fortbestand des in Frage stehenden Bausparvertrages, wegen der darin eingebetteten Option eines Bauspardarlehens auch die M&#246;glichkeit , ein solches in H&#246;he der Differenz zwischen dem (angesparten) Guthaben (inkl. des angefallenen Bonuszinses) und der Bausparsumme in Anspruch nehmen zu k&#246;nnen, einhergeht.</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>14&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"14\"/>Hieran &#228;ndert nichts, dass die Kl&#228;gerin das ihr von der Beklagten vorgerichtlich mehrfach angebotene Bauspardarlehen (bislang) nicht in Anspruch nehmen wollte (vgl. hierzu OLG Karlsruhe, Beschl. v. 16.02.2016 - 17 W 3/16). Es geht nicht um eine schematische Einbeziehung des theoretisch bestehenden Anspruchs auf Ausreichung eines Bauspardarlehens gegen den erkl&#228;rten Willen des Anspruchsberechtigten, sondern um den konkret bestehenden Anspruch bzw. die in dem in Frage stehenden Bausparvertrag wesensgem&#228;&#223; eingebettete Option.</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>15&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"15\"/>Das wirtschaftliche Interesse des Bausparers am Fortbestand seines Bausparvertrags kann sich wegen der Eigenart des Bausparvertrages f&#252;r denselben Zeitraum sowohl auf die Guthabenverzinsung als auch auf die Ausreichung eines Bauspardarlehens richten. Zwar mag es sich dabei - abstrakt - um sich natur- bzw. vertragsgem&#228;&#223; ausschlie&#223;ende Alternativen handeln. W&#252;rde man dem Anspruchsberechtigten das Interesse an der Ausreichung des Bauspardarlehens in dieser Situation aber allein schon wegen bisheriger Nichtinanspruchnahme des Bauspardarlehens absprechen, w&#228;re er quasi gezwungen, die Option zu ziehen, um sein Interesse darzulegen. Es liegt damit mit Blick auf das in Frage stehende Interesse kein sich ausschlie&#223;enden Alternativverh&#228;ltnis, sondern ein von vornherein zu ber&#252;cksichtigendes Alternativverh&#228;ltnis vor (vgl. hierzu OLG Stuttgart, Urt. v. 30.03.2016 - 9 U 171/15). Etwas anderes mag im Einzelfall gelten, wenn der Bausparer ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt, das Bauspardarlehen nicht mehr in Anspruch zu nehmen und/oder die zwischen dem Guthaben und der Bausparsumme im Zeitpunkt der Antragstellung bestehende Differenz, anders als vorliegend der Fall, nur noch so gering ist, dass absehbar kein Darlehn mehr wird in Anspruch genommen werden.</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>16&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"16\"/><strong>2.3.</strong> Wegen des Alternativverh&#228;ltnisses der Interessen und der Ungewissheit, wann und ob das Bauspardarlehen in Anspruch genommen wird, h&#228;lt es die Kammer im Rahmen der Feststellungsklage f&#252;r gerechtfertigt, das wirtschaftliche Interesse der am Erhalt der Zinszahlungen und dasjenige daran, ein Bauspardarlehen zu beanspruchen, zu kumulieren und sie (jeweils) mit einem Abschlag von 50 % zu ber&#252;cksichtigen.</td></tr></table>\n    <table><tr><td/></tr></table>\n    </td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>17&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"17\"/>Somit ist der Streitwert vorliegend unter Ber&#252;cksichtigung der Summe aus dem 3,5 fachen Zinsjahresertrag (inkl. des Bonuszins) und der offenen Differenz zwischen der Bausparsumme und dem angesparten Guthaben (inkl. der aufgelaufenen Bonuszinsen) abz&#252;glich eines Abschlags in H&#246;he von 50 % zu errechnen: (150,66 +120) * 3,5= 947,31 + (15.338,760 - ((10.643,72 +3.273,92)) = 1421,12 = 2.368,43, davon 1/2 . Er bel&#228;uft sich damit auf 1.184,22 EUR.</td></tr></table>\n</td></tr></table>"
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