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    "file_number": "1 S 1386/16",
    "date": "2016-11-07",
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    "type": "Beschluss",
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    "content": "<h2>Tenor</h2>\n\n<p/><p>Die Beschwerde der Beklagten gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts Sigmaringen vom 23. Juni 2016 - 2 K 5419/14 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Beschwerdeverfahrens.</p>\n<h2>Gründe</h2>\n\n<table><tr><td>&#160;</td><td><table><tr><td/></tr></table></td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>1&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"1\"/>Die zul&#228;ssige Beschwerde der Beklagten ist unbegr&#252;ndet. Das Verwaltungsgericht hat den Verwaltungsrechtsweg zu Recht gem&#228;&#223; &#167; 173 Satz 1 VwGO i.V.m. &#167; 17a Abs. 3 Satz 2 GVG f&#252;r zul&#228;ssig erkl&#228;rt.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>2&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"2\"/>F&#252;r das Begehren des Kl&#228;gers auf Verurteilung der Beklagten, f&#252;r sich als Kreisverband der ... Partei ... ein Girokonto zu er&#246;ffnen, ist der Verwaltungsrechtsweg nach &#167; 40 Abs. 1 Satz 1 VwGO gegeben. Denn es handelt sich um eine &#246;ffentlich-rechtliche Streitigkeit nichtverfassungsrechtlicher Art, die nicht durch Gesetz einem anderen Gericht ausdr&#252;cklich zugewiesen ist.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>3&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"3\"/>Ob eine Streitigkeit &#246;ffentlich- oder b&#252;rgerlich-rechtlich ist, richtet sich, wenn - wie hier - eine ausdr&#252;ckliche gesetzliche Rechtswegzuweisung fehlt, nach der Natur des Rechtsverh&#228;ltnisses, aus dem der geltend gemachte Anspruch hergeleitet wird. Der Charakter des zugrundeliegenden Rechtsverh&#228;ltnisses bemisst sich nach dem erkennbaren Ziel des Rechtsschutzbegehrens und des zu seiner Begr&#252;ndung vorgetragenen Sachverhalts. Ma&#223;geblich ist allein die tats&#228;chliche Natur des Rechtsverh&#228;ltnisses, nicht dagegen die rechtliche Einordnung des geltend gemachten Anspruchs durch den Kl&#228;ger selbst. F&#252;r die Annahme einer &#246;ffentlich-rechtlichen Streitigkeit gen&#252;gt es, dass f&#252;r das Rechtsschutzbegehren eine Anspruchsgrundlage in Betracht kommt, die im Verwaltungsrechtsweg zu verfolgen ist (BVerwG, Beschluss vom 15.12.1992 - 5 B 144.91 -, Buchholz 300 &#167; 17a GVG Nr. 5).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>4&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"4\"/>Ausgehend von diesen Grunds&#228;tzen hat das Verwaltungsgericht zu Recht angenommen, dass vorliegend der Verwaltungsrechtsweg gegeben ist. Der Kl&#228;ger beruft sich f&#252;r sein Begehren auf Er&#246;ffnung des Girokontos im Wesentlichen auf &#167; 5 Abs. 1 Satz 1 ParteiG (vgl. dazu BVerfG, Beschl. v. 11.07.2014 - 2 BvR 1006/14 - NVwZ 2014, 1572). Nach dieser Vorschrift sollen alle Parteien gleichbehandelt werden, wenn ein Tr&#228;ger &#246;ffentlicher Gewalt den Parteien Einrichtungen zur Verf&#252;gung stellt. Diese Bestimmung begr&#252;ndet eine einseitige Verpflichtung von Tr&#228;gern staatlicher Gewalt und ist damit dem &#246;ffentlichen Recht zuzuordnen. Im Hinblick auf die Geltendmachung dieses &#246;ffentlich-rechtlichen Anspruchs ist die Streitigkeit zwischen einer politischen Partei und einer Sparkasse auf Er&#246;ffnung eines Girokontos als &#246;ffentlich-rechtliche Streitigkeit einzuordnen und ist damit f&#252;r sie der Verwaltungsrechtsweg er&#246;ffnet. Dies hat das Verwaltungsgericht unter Heranziehung und W&#252;rdigung der hierzu ergangenen Rechtsprechung (vgl. OVG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 11.05.2004 - 8 E 379/04 - NVwZ-RR 2004, 795; Hamburgisches OVG, Beschluss vom 18.04.2002 - 1 So 35/02 - Juris; VG Hannover, Urt. v. 13.05.2015 - 1 A 6549/13 - juris; s. ferner Schleswig-Holst. VG, Urt. v. 23.06.2016 - 6 A 3/15 - juris) zutreffend entschieden. Auf die Ausf&#252;hrungen in dem angegriffenen Beschluss, die auch im Einklang mit der Rechtsprechung des Senats stehen (vgl. Beschl. v. 24.06.2008 - 1 S 871/08 -und v. 03.12.2010 - 1 S 1877/09 -), wird verwiesen.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>5&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"5\"/>Die Beklagte kann dem nicht mit Erfolg entgegenhalten, das Verwaltungsgericht habe verkannt, dass zwischen den Beteiligten bereits eine privatrechtliche Verbindung bestanden habe, die aufgel&#246;st worden sei und die der Kl&#228;ger fortzusetzen begehre. Diese R&#252;ge gen&#252;gt bereits den an eine Beschwerde zu stellenden Darlegungsanforderungen (&#167; 146 Abs. 4 Satz 3 VwGO) nicht. Das Verwaltungsgericht hat den schon erstinstanzlich vorgetragenen Einwand der Beklagten ber&#252;cksichtigt und ausf&#252;hrlich rechtlich gew&#252;rdigt (vgl. Bl. 3 d. BA.). Damit setzt sich das Beschwerdevorbringen nicht, wie geboten, auseinander. Unabh&#228;ngig davon geht der Einwand auch in der Sache fehl. Die Beklagte hatte f&#252;r den Kl&#228;ger in der Vergangenheit zwei Konten gef&#252;hrt, diese aber mit Schreiben vom 23.08.2010 gek&#252;ndigt. Das Verwaltungsgericht hat zutreffend ausgef&#252;hrt, dass sich der Kl&#228;ger nicht gegen diese K&#252;ndigungen wendet, sondern den Abschluss eines neuen Girovertrags begehrt. Weshalb der vorliegende Rechtsstreit dennoch als ein solcher um die &#8222;Fortf&#252;hrung&#8220; eines fr&#252;heren Vertragsverh&#228;ltnisses einzuordnen sein sollte (vgl. zu einem solchen Sachverhalt BGH, Urt. v. 11.03.2003 - XI ZR 403/01 - BGHZ 154, 146), ist weder dem Beschwerdevorbringen zu entnehmen noch sonst ersichtlich. Eine solche Annahme liegt im Gegenteil schon angesichts des langen Zeitraums, der seit der Beendigung des letzten Vertragsverh&#228;ltnisses inzwischen verstrichen ist, fern.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>6&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"6\"/>Der weitere Einwand der Beklagten, auch im Rahmen einer Pr&#252;fung durch Zivilgerichte k&#246;nnten und m&#252;ssten ggf. Bestimmungen aus dem Parteiengesetz und Grundrechte ber&#252;cksichtigt werden, rechtfertigt ebenfalls keine &#196;nderung der erstinstanzlichen Entscheidung. Es trifft zu, dass nach dem von der Beklagten sinngem&#228;&#223; in Bezug genommenen &#167; 17 Abs. 2 Satz 1 GVG das Gericht des zul&#228;ssigen Rechtsweges den Rechtsstreit unter allen in Betracht kommenden rechtlichen Gesichtspunkten entscheidet. F&#252;r die Beantwortung der - vorgelagerten und hier allein entscheidungserheblichen - Frage, welcher Rechtsweg im jeweiligen Einzelfall zul&#228;ssig ist, f&#252;hrt diese Bestimmung jedoch nicht weiter. Diese Frage entscheidet sich stattdessen, wie gezeigt, nach &#167; 40 VwGO und dem jeweiligen, durch den prozessualen Anspruch, d.h. den Klageantrag und den Klagegrund bestimmten Streitgegenstand (vgl. VGH Bad.-W&#252;rtt., Beschl. v. 16.09.2014 - 10 S 1451/14 - juris, m.w.N.; Kissel/Mayer, GVG, 8. Aufl., &#167; 17 Rn. 17 f., 54).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>7&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"7\"/>Ebenfalls ohne Erfolg macht die Beklagte geltend, entscheidend sei, dass es sich bei dem vom Kl&#228;ger angestrebten Rechtsverh&#228;ltnis um ein zivilrechtliches handele. Auch insoweit gen&#252;gt das Beschwerdevorbringen bereits dem Darlegungsgebot des &#167; 146 Abs. 4 Satz 3 VwGO nicht, denn es verh&#228;lt sich nicht zu den diesbez&#252;glichen Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts. Unabh&#228;ngig davon ist der Einwand auch in der Sache nicht begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger st&#252;tzt sein Begehren auf Zugang zu der Einrichtung der Beklagten auf eine dem &#246;ffentlichen Recht zugeh&#246;rige Anspruchsgrundlage. F&#252;r den danach bestimmten, das &#8222;Ob&#8220; der Kontoer&#246;ffnung betreffenden Streitgegenstand ist die Ausgestaltung der Rechtsbeziehungen im Anschluss an den begehrten Zugang unerheblich. Der privatrechtliche Charakter des Vertragsabschlusses zur Kontoer&#246;ffnung l&#228;sst ebenfalls keinen R&#252;ckschluss auf die Rechtsnatur der Vorschriften, die hierzu verpflichten, zu (Senat, Beschl. v. 24.06.2008, a.a.O.; ebenso OVG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 11.05.2004, a.a.O. m.w.N.; Schleswig-Holst. VG, Urt. v. 23.06.2016, a.a.O.; VG Hannover, Urt. v. 13.05.2015, a.a.O.).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>8&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"8\"/>Unbegr&#252;ndet ist schlie&#223;lich der Einwand der Beklagten, durch den angefochtenen Beschluss sei nicht dar&#252;ber befunden worden, ob der Kl&#228;ger - was sie bestreitet - &#252;berhaupt existent sei; diese Frage sei vorgreiflich, denn existiere er nicht, sei auch der Verwaltungsrechtsweg nicht er&#246;ffnet. Der Einwand geht fehl, denn die von der Beklagten behauptete Vorgreiflichkeit besteht nicht. Ist der beschrittene Rechtsweg nach Auffassung des vom jeweiligen Kl&#228;ger angerufenen Gerichts zul&#228;ssig, kann das Gericht dies gem&#228;&#223; &#167; 17a Abs. 3 Satz 1 GVG &#8222;vorab&#8220; aussprechen. Nach &#167; 17a Abs. 3 Satz 2 GVG hat es vorab zu entscheiden, wenn eine Partei - wie hier die Beklagte - die Zul&#228;ssigkeit des Rechtsweges r&#252;gt. Diese Vorabentscheidung dient dem Ziel, die Frage der Rechtswegzul&#228;ssigkeit zu einem m&#246;glichst fr&#252;hen Zeitpunkt des Verfahrens in der ersten Instanz abschlie&#223;end zu kl&#228;ren und das weitere Verfahren nicht mehr mit dem Risiko eines sp&#228;ter erkannten Mangels des gew&#228;hlten Rechtswegs zu belasten (BT-Drs. 11/7030, S. 36 f.). &#8222;Vorab&#8220; bedeutet daher eine Entscheidung isoliert von Fragen der Zul&#228;ssigkeit der Klage im &#220;brigen als auch der Begr&#252;ndetheit (BAG, Urt. v. 26.03.1992 - 2 AZR 443/91 - NZA 1992, 954; Kissel/Mayer, a.a.O., &#167; 17 Rn. 27). Das Verwaltungsgericht war daher nicht gehindert, ungeachtet der zwischen den Beteiligten umstrittenen Frage der Existenz des Kl&#228;gers &#252;ber die davon isoliert zu pr&#252;fende Zul&#228;ssigkeit des beschrittenen Rechtswegs vorab zu entscheiden.</td></tr></table></td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>9&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"9\"/>Der Festsetzung eines Streitwerts bedarf es nicht, da f&#252;r die Zur&#252;ckweisung der Beschwerde eine Festgeb&#252;hr von 60,-- EUR erhoben wird (Anlage 1 zu &#167; 3 Abs. 2 GKG - Kostenverzeichnis -, Nr. 5502).</td></tr></table></td></tr><tr><td valign=\"top\"><table><tr><td>10&#160;</td></tr></table></td><td><table><tr><td><rd nr=\"10\"/>Der Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO).</td></tr></table></td></tr></table>"
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