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    "file_number": "2 StR 24/19",
    "date": "2019-04-09",
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    "updated_date": "2022-10-18T15:12:31Z",
    "type": "Beschluss",
    "ecli": "ECLI:DE:BGH:2019:090419B2STR24.19.0",
    "content": "<h2>Tenor</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>1. Auf die Revision der Angeklagten wird das Urteil des Landgerichts Aachen vom 12. Oktober 2018 im Strafausspruch zu der Einzelstrafe wegen gef&#228;hrlicher K&#246;rperverletzung und im Gesamtstrafenausspruch mit den jeweils zugeh&#246;rigen Feststellungen aufgehoben.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten des Rechtsmittels, an eine andere Strafkammer des Landgerichts zur&#252;ckverwiesen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>2. Die weiter gehende Revision wird verworfen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   \n<h2>GrĂ¼nde</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_1\">1</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Landgericht hat die Angeklagte wegen gef&#228;hrlicher K&#246;rperverletzung und Diebstahls in drei F&#228;llen unter Einbeziehung der Strafen aus zwei Strafbefehlen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt und ihre Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet. Die auf die R&#252;ge der Verletzung sachlichen Rechts gest&#252;tzte Revision hat in dem aus der Entscheidungsformel ersichtlichen Umfang Erfolg; im &#220;brigen ist sie unbegr&#252;ndet im Sinne des &#167; 349 Abs. 2 StPO.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>I.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_2\">2</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Nach den Feststellungen des Landgerichts irrte die an einer paranoiden Psychose leidende Angeklagte durch das Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses. Hierbei f&#252;hrte sie in ihrer Handtasche ein 30 cm langes Fleischermesser mit sich, um etwaige Angriffe, die sie wahnhaft bef&#252;rchtete, abzuwehren. Nachdem die Angeklagte der Aufforderung des Zeugen B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;, selbst Besucher eines Mieters, das Haus zu verlassen, nicht gefolgt war, beleidigte dieser sie als &#8222;zigeunerischen Junkie&#8220;. Er nahm die Angeklagte in den Schwitzkasten, zog sie in den Aufzug, fuhr mit ihr ins Erdgeschoss, zerrte sie aus demselben und forderte sie erneut auf, das Haus zu verlassen. Dabei stie&#223; er sie in Richtung der mehrere Meter entfernten Haust&#252;r.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_3\">3</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Zeuge wandte sich ab und ging die Treppe hinauf. Die &#252;ber die Behandlung erboste Angeklagte, die die Situation real einordnete, jedoch aufgrund ihrer psychischen Erkrankung in ihrem Hemmungsverm&#246;gen erheblich vermindert war, entschloss sich spontan, es dem Zeugen heimzuzahlen. Sie folgte dem Zeugen und stach mit dem mitgef&#252;hrten Messer auf diesen ein, um ihn zu verletzen. Dem Zeugen gelang es, den Angriff abzuwehren, wobei er sich eine Schnittwunde am rechten Zeigefinger zuzog. Mit Hilfe weiterer Zeugen konnte die Angeklagte aus dem Mehrfamilienhaus gebracht werden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_4\">4</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die sachverst&#228;ndig beratene Strafkammer ist - rechtsfehlerfrei &#8722; davon ausgegangen, dass die Steuerungsf&#228;higkeit der Angeklagten infolge der paranoid-halluzinatorischen Psychose und der damit einhergehenden Labilisierung ihrer Pers&#246;nlichkeit erheblich im Sinne von &#167; 21 StGB vermindert war. Sie hat die Strafe dem in &#167; 224 Abs. 1 Halbsatz 2 StGB normierten minder schweren Fall der gef&#228;hrlichen K&#246;rperverletzung entnommen, wobei sie die Annahme des minder schweren Falles nur unter Ber&#252;cksichtigung und Verbrauch des vertypten Strafmilderungsgrundes nach &#167; 21 StGB als gerechtfertigt ansah.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>II.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_5\">5</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die auf die Sachr&#252;ge veranlasste umfassende Pr&#252;fung des angefochtenen Urteils hat zu den Schuldspr&#252;chen, den Einzelstrafausspr&#252;chen wegen der Diebstahlstaten sowie der Ma&#223;regelanordnung keinen die Angeklagte beschwerenden Rechtsfehler ergeben. Hingegen halten der Strafausspruch wegen gef&#228;hrlicher K&#246;rperverletzung sowie die Gesamtstrafe der revisionsrechtlichen &#220;berpr&#252;fung nicht stand.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_6\">6</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Die Bemessung der Einzelstrafe wegen gef&#228;hrlicher K&#246;rperverletzung erweist sich als rechtsfehlerhaft. Das Landgericht hat es unterlassen, sich bei der Strafrahmenbestimmung ausdr&#252;cklich mit dem Provokationstatbestand der ersten Alternative des &#167; 213 StGB auseinanderzusetzen, obwohl hierzu Anlass bestand.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_7\">7</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Nach den tats&#228;chlichen Gegebenheiten, die die Strafkammer bei der konkreten Strafzumessung zutreffend ber&#252;cksichtigt hat, ging der gesch&#228;digte Zeuge mit erheblicher Gewalt gegen die Angeklagte vor. Er beleidigte sie zudem als &#8222;zigeunerischen Junkie&#8220;. Die hier&#252;ber erboste Angeklagte entschloss sich spontan, es dem Zeugen heimzuzahlen und stach in unmittelbarer r&#228;umlicher und zeitlicher N&#228;he auf diesen ein. Angesichts dieser Feststellungen bedurfte es der Er&#246;rterung, ob bei einer sachgerechten Bewertung aller ma&#223;gebenden Umst&#228;nde die Voraussetzungen des &#167; 213 Alt. 1 StGB aus tatrichterlicher Sicht gegeben waren (vgl. zum Ma&#223;stab BGH, Urteil vom 21. M&#228;rz 2017 - 1 StR 663/16, juris Rn. 12 ff. mwN).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_8\">8</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Rechtlich war die Er&#246;rterung des &#167; 213 Alt. 1 StGB angezeigt. Denn sein Vorliegen gebietet bereits f&#252;r sich im Rahmen des &#167; 224 StGB regelm&#228;&#223;ig die Annahme eines minder schweren Falles, wenn nicht ausnahmsweise gravierende erschwerende Umst&#228;nde entgegenstehen (Senat, Beschluss vom 20. M&#228;rz 2014 - 2 StR 27/14, juris Rn. 6; BGH, Urteil vom 17. M&#228;rz 2011 - 5 StR 4/11, juris Rn. 5). Sofern der Erregungszustand &#252;ber den in &#167; 213 StGB umschriebenen hinausgeht und zu einer von dieser Vorschrift nicht vorausgesetzten erheblichen Verminderung der Schuldf&#228;higkeit f&#252;hrt, kann eine zus&#228;tzliche Strafrahmenverschiebung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 21, 49 Abs. 1 StGB in Betracht kommen (BGH, Urteil vom 17. M&#228;rz 2011 - 5 StR 4/11, aaO mwN; Beschluss vom 21. Dezember 2010 - 3 StR 454/10, juris Rn. 8 mwN).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_9\">9</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Danach kann sich die Nichter&#246;rterung des &#167; 213 Alt. 1 StGB hier auf die Strafrahmenwahl ausgewirkt haben. Der Senat kann nicht ausschlie&#223;en, dass das Landgericht eine nochmalige Strafrahmenverschiebung vorgenommen oder aus dem Strafrahmen des &#167; 224 Abs. 1 Halbsatz 2 StGB eine mildere Strafe verh&#228;ngt h&#228;tte, wenn es die Voraussetzungen des &#167; 213 Alt. 1 StGB gepr&#252;ft und bejaht h&#228;tte.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_10\">10</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Die Aufhebung der Einzelstrafe wegen gef&#228;hrlicher K&#246;rperverletzung zieht die Aufhebung des Ausspruchs &#252;ber die Gesamtstrafe nach sich.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_11\">11</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>3. F&#252;r die neue Hauptverhandlung weist der Senat darauf hin, dass die Urteilsgr&#252;nde zur Gesamtstrafenbildung an einem Darstellungsmangel leiden, weil diese sich nicht zum Eintritt der Rechtskraft der Vorverurteilung vom 4. Oktober 2017 verhalten. Angesichts dessen kann der Senat nicht zweifelsfrei beurteilen, ob dieser Verurteilung, wie vom Landgericht angenommen, Z&#228;surwirkung zukommt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <table class=\"Rsp\">\n                  <tr>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Franke&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Appl&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Krehl&#160;</p>\n                     </td>\n                  </tr>\n                  <tr>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Grube&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Schmidt&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                  </tr>\n               </table>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   "
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