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    "file_number": "IV ZR 125/18",
    "date": "2020-01-22",
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    "updated_date": "2022-10-18T15:12:52Z",
    "type": "Urteil",
    "ecli": "ECLI:DE:BGH:2020:220120UIVZR125.18.0",
    "content": "<h2>Tenor</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>Die Revision des Kl&#228;gers gegen das Urteil des 10. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Koblenz vom 25. April 2018 wird auf seine Kosten zur&#252;ckgewiesen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>Von Rechts wegen</p>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   \n<h2>Tatbestand</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_1\">1</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Kl&#228;ger nimmt den beklagten Unfallversicherer auf Gew&#228;hrung von Versicherungsschutz in Anspruch.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_2\">2</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Er unterh&#228;lt bei der Beklagten eine Unfallversicherung, der die Allgemeinen Unfallversicherungsbedingungen 2008 zugrunde liegen (im Folgenden: AUB 2008). Darin hei&#223;t es unter der &#220;berschrift \"Versicherungsumfang\":</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:36pt\">\"1. Was ist versichert?</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:36pt\">&#8230;</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:36pt\">1.3 Ein Unfall liegt vor, wenn die versicherte Person durch ein pl&#246;tzlich von au&#223;en auf ihren K&#246;rper wirkendes Ereignis (Unfallereignis) unfreiwillig eine Gesundheitssch&#228;digung erleidet.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:36pt\">1.4 Als Unfall gilt/gelten auch,</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:36pt\">1.4.1 wenn durch eine erh&#246;hte Kraftanstrengung an Gliedma&#223;en oder Wirbels&#228;ule ein Gelenk verrenkt wird oder Muskeln, Sehnen, B&#228;nder oder Kapseln gezerrt oder zerrissen werden;</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:36pt\">&#8230;</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:36pt\">1.5 Auf die Regelungen &#252;ber die Einschr&#228;nkungen der Leistung (Ziffer 3) &#8230; weisen wir hin.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:36pt\">&#8230;</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:36pt\">3. Welche Auswirkungen haben Krankheiten oder Gebrechen?</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:36pt\">Als Unfallversicherer leisten wir f&#252;r Unfallfolgen. Haben Krankheiten oder Gebrechen bei der durch ein Unfallereignis verursachten Gesundheitssch&#228;digung oder deren Folgen mitgewirkt, mindert sich</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:36pt\">- im Fall einer Invalidit&#228;t der Prozentsatz des Invalidit&#228;tsgrades, &#8230;</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:36pt\">entsprechend dem Anteil der Krankheit oder des Gebrechens. Betr&#228;gt der Mitwirkungsanteil weniger als 25% unterbleibt jedoch die Minderung.\"</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_3\">3</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Nach den Feststellungen des Berufungsgerichts zog sich der Kl&#228;ger im Oktober 2013 durch das Anheben eines ca. 20 kg schweren Farbeimers, um diesen auf eine h&#246;here Ger&#252;stetage zu stellen, einen Riss der Supraspinatussehne der rechten Schulter zu. Ein von der Beklagten beauftragter Gutachter kam zu dem Ergebnis, die Mitwirkung unfallfremder Erkrankungen betrage 100%, woraufhin die Beklagte Leistungen ablehnte. Der Kl&#228;ger hatte 2002 eine seinerzeit operativ versorgte Schultereckgelenksprengung rechts erlitten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_4\">4</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Landgericht hat die auf Feststellung von Versicherungsschutz ohne Ber&#252;cksichtigung einer miturs&#228;chlichen Vorsch&#228;digung gerichtete Klage abgewiesen. Auf die Berufung des Kl&#228;gers hat das Oberlandesgericht die Verpflichtung der Beklagten festgestellt, dem Kl&#228;ger Versicherungsschutz unter Zugrundelegung einer miturs&#228;chlichen Vorsch&#228;digung von 90% zu gew&#228;hren. Im &#220;brigen hat es die Berufung zur&#252;ckgewiesen. Mit der vom Oberlandesgericht zugelassenen Revision verfolgt der Kl&#228;ger sein Begehren weiter, soweit das Oberlandesgericht zu seinem Nachteil entschieden hat.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   \n<h2>Entscheidungsgründe</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_5\">5</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Rechtsmittel hat keinen Erfolg.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_6\">6</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>I. Das Berufungsgericht, dessen Entscheidung in juris (OLG Koblenz, Urteil vom 25. April 2018 - 10 U 33/16) ver&#246;ffentlicht ist, hat angenommen, der Geschehensablauf im Oktober 2013 stelle ein versichertes Ereignis im Sinne von Ziffer 1.4.1 AUB 2008 dar. Bei der Beurteilung des Begriffs der erh&#246;hten Kraftanstrengung sei auf einen subjektiven Ma&#223;stab abzustellen, wonach entscheidend sei, ob im Einzelfall f&#252;r den konkreten Versicherten unter Ber&#252;cksichtigung seiner individuellen k&#246;rperlichen Verh&#228;ltnisse eine erh&#246;hte Kraftanstrengung vorliege. Ma&#223;geblich sei, ob ein erh&#246;hter Einsatz von Muskelkraft stattgefunden habe, der &#252;ber denjenigen hinausgehe, der f&#252;r den jeweiligen Versicherten mit normalen k&#246;rperlichen T&#228;tigkeiten und Bewegungen im Alltag verbunden sei. Es komme dabei nicht darauf an, ob die T&#228;tigkeit oder der Vorgang, die oder der zum Schadensereignis gef&#252;hrt habe, zum Lebens- und Berufsalltag des Versicherten geh&#246;re und deshalb von ihm h&#228;ufiger oder gar regelm&#228;&#223;ig ausge&#252;bt werde. Die infolge eines Unfalls im Jahr 2002 bestehenden Vorsch&#228;den seien als Gebrechen nach Ziffer 3 AUB 2008 mit einem Mitwirkungsanteil von 90% zu ber&#252;cksichtigen. Die Anspruchsminderung sei im Rahmen der Unfallfiktion bei Sehnenriss nicht unzul&#228;ssig. Der Versicherungsschutz werde in einem solchen Fall nicht zwangsl&#228;ufig beschr&#228;nkt, da vorbestehende altersbedingte Verschlei&#223;- und Schw&#228;chezust&#228;nde au&#223;er Betracht blieben und erst &#252;ber den allgemeinen alterstypischen Verschlei&#223; hinausgehende Vorsch&#228;den als Krankheiten oder Gebrechen zu einer Anspruchsminderung f&#252;hren k&#246;nnten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_7\">7</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>II. Das h&#228;lt rechtlicher Nachpr&#252;fung stand.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_8\">8</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Zutreffend hat das Berufungsgericht Ziffer 1.4.1 AUB 2008 nicht als intransparent angesehen sowie die Frage, ob der konkrete Bewegungsablauf eine erh&#246;hte Kraftanstrengung im Vergleich zu normalen Abl&#228;ufen des t&#228;glichen Lebens erfordert, nach den individuellen k&#246;rperlichen Verh&#228;ltnissen des Versicherten beurteilt und dabei nicht darauf abgestellt, ob die erh&#246;hte Kraftanstrengung nur einmalig oder regelm&#228;&#223;ig ausge&#252;bt wurde. Das steht im Einklang mit dem zu einer vergleichbaren Klausel ergangenen Senatsurteil vom 20. November 2019 (IV ZR 159/18, VersR 2020, 95 Rn. 9 f., 11, 13), dessen Erw&#228;gungen sich - auch unter Ber&#252;cksichtigung des Vorbringens von Revision und Revisionserwiderung - auf den Streitfall &#252;bertragen lassen. Von den dort n&#228;her dargelegten Grunds&#228;tzen ist das Berufungsgericht in revisionsrechtlich nicht zu beanstandender Weise auch im Streitfall ausgegangen. Die insoweit von der Revisionserwiderung erhobenen Gegenr&#252;gen hat der Senat gepr&#252;ft und f&#252;r nicht durchgreifend erachtet (&#167; 564 ZPO).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_9\">9</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Im Ergebnis rechtsfehlerfrei hat das Berufungsgericht den Riss der Supraspinatussehne als Verletzung im Sinne von Ziffer 1.4.1 AUB 2008 angesehen. Das ergibt die Auslegung der Klausel.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_10\">10</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Allgemeine Versicherungsbedingungen sind so auszulegen, wie ein durchschnittlicher, um Verst&#228;ndnis bem&#252;hter Versicherungsnehmer sie bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung, aufmerksamer Durchsicht und unter Ber&#252;cksichtigung des erkennbaren Sinnzusammenhangs versteht. Dabei kommt es auf die Verst&#228;ndnism&#246;glichkeiten eines Versicherungsnehmers ohne versicherungsrechtliche Spezialkenntnisse und damit auch auf seine Interessen an. In erster Linie ist vom Bedingungswortlaut auszugehen. Der mit dem Bedingungswerk verfolgte Zweck und der Sinnzusammenhang der Klauseln sind zus&#228;tzlich zu ber&#252;cksichtigen, soweit sie f&#252;r den Versicherungsnehmer erkennbar sind (Senatsurteil vom 6. M&#228;rz 2019 - IV ZR 72/18, VersR 2019, 542 Rn. 15; st. Rspr.).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_11\">11</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Bei der Beurteilung von Verletzungen in Bereichen, in welchen die Gliedma&#223;en - also Arme und Beine - mit dem Rumpf verbunden sind, wird sich der Versicherungsnehmer zun&#228;chst am Wortlaut von Ziffer 1.4.1 AUB 2008 orientieren. Er wird erkennen, dass die Klausel keine Verletzung der Gliedma&#223;e selbst fordert, sondern eine Verletzung an Gliedma&#223;en. Das wird er dahingehend verstehen, dass auch solche K&#246;rperteile erfasst werden sollen, die sowohl mit Gliedma&#223;en als auch mit dem Rumpf verbunden sind. Dazu wird er die im Streitfall verletzte Supraspinatussehne z&#228;hlen, die als Teil der Rotatorenmanschette den Oberarm mit Schulter und Rumpf verbindet (vgl. LG Berlin r+s 2010, 253 [juris Rn. 19]; Grimm, Unfallversicherung 5. Aufl. Ziffer 1 AUB 2010 Rn. 53; Jacob, Unfallversicherung AUB 2014 2. Aufl. Ziffer 1 Rn. 29; Pschyrembel, Klinisches W&#246;rterbuch 267. Aufl. Stichw&#246;rter Rotatorenmanschette, Rotatorenmanschettenruptur).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_12\">12</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der systematische Zusammenhang der Klausel st&#252;tzt den Versicherungsnehmer bei diesem Verst&#228;ndnis. Anhaltspunkte daf&#252;r, dass nur solche K&#246;rperteile Ber&#252;cksichtigung finden sollen, die in vollem Umfang den Gliedma&#223;en zufallen, sind f&#252;r ihn nicht erkennbar. Vergleicht er Ziffer 1.4.1 AUB 2008 mit der Gliedertaxe (Ziffer 2.1.2.2.1 AUB 2008), wird er erkennen, dass dort nicht auf Verletzungen an Gliedma&#223;en, sondern auf den Verlust oder die Funktionsunf&#228;higkeit des Armes und des Beins abgestellt wird. W&#228;hrend ihn nichts darauf hinweist, dass der gesamte Schulterg&#252;rtel bei der Anwendung der Gliedertaxe dem Arm zuzurechnen w&#228;re (vgl. Senatsurteil vom 1. April 2015 - IV ZR 104/13, VersR 2015, 617 Rn. 16), wird er die auf Verletzungen an Gliedma&#223;en abstellende Klausel in Ziffer 1.4.1 insoweit als weiter gefasst verstehen (vgl. Hugemann in Staudinger/Halm/Wendt, Versicherungsrecht 2. Aufl. Ziffer 1 AUB 2010 Rn. 6; Kloth/Piontek, r+s 2017, 505, 508 f.; Knappmann in Pr&#246;lss/Martin, VVG 30. Aufl. Ziffer 1 AUB 2010 Rn. 13).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_13\">13</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Auf der Grundlage des Wortlauts und des systematischen Zusammenhangs wird ein durchschnittlicher Versicherungsnehmer demnach einen Riss der Supraspinatussehne als Verletzung an Gliedma&#223;en im Sinne von Ziffer 1.4.1 AUB 2008 ansehen (in diesem Sinne auch OLG Saarbr&#252;cken r+s 2013, 618 [juris Rn. 30]; OLG Koblenz OLGR 2001, 30 [juris Rn. 11]; LG Berlin r+s 2010, 253 [juris Rn. 18 f.]; M&#252;nchKomm-VVG/D&#246;rner, 2. Aufl. &#167; 178 Rn. 108; Grimm, Unfallversicherung, 5. Aufl. Ziffer 1 AUB 2010 Rn. 53; Hoenicke, r+s 2009, 489; Hugemann aaO; BeckOK-VVG/Jacob, &#167; 178 Rn. 56 [Stand: 15. Oktober 2019]; Jacob, Unfallversicherung AUB 2014, 2. Aufl. Ziffer 1 Rn. 29; Kloth, Private Unfallversicherung 2. Aufl. Abschnitt F Rn. 16; Knappmann aaO; Marlow in Veith/Gr&#228;fe/Gebert, Versicherungsprozess 3. Aufl. &#167; 12 Rn. 76; Marlow/Tschersich, r+s 2011, 367, 368; dies., r+s 2009, 441, 443 f.; Naumann/Brinkmann, ZfSch 2012, 69 unter C; a.A. OLG Dresden r+s 2008, 432 [juris Rn. 5]; wohl auch Mangen in Beckmann/Matusche-Beckmann, Versicherungsrechts-Handbuch 3. Aufl. &#167; 47 Rn. 31 Fn. 100; unklar Leverenz in Bruck/M&#246;ller, VVG 9. Aufl. Ziffer 1 AUB 2008 Rn. 41).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_14\">14</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>3. Entgegen der Auffassung der Revision hat das Berufungsgericht zu Recht eine Vorsch&#228;digung im Sinne von Ziffer 3 AUB 2008 angenommen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_15\">15</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Haben Krankheiten oder Gebrechen bei der durch ein Unfallereignis verursachten Gesundheitssch&#228;digung mitgewirkt, mindert sich gem&#228;&#223; Ziffer 3 Satz 2 AUB 2008 der Invalidit&#228;tsgrad entsprechend dem Anteil der Krankheit oder des Gebrechens. Eine Krankheit in diesem Sinne liegt vor, wenn ein regelwidriger K&#246;rperzustand besteht, der &#228;rztlicher Behandlung bedarf, w&#228;hrend unter einem Gebrechen ein dauernder abnormer Gesundheitszustand zu verstehen ist, der eine einwandfreie Aus&#252;bung normaler K&#246;rperfunktionen (teilweise) nicht mehr zul&#228;sst. Demgegen&#252;ber sind Zust&#228;nde, die noch im Rahmen der medizinischen Norm liegen, selbst dann keine Gebrechen, wenn sie eine gewisse Disposition f&#252;r Gesundheitsst&#246;rungen bedeuten (vgl. Senatsurteile vom 19. Oktober 2016 - IV ZR 521/14, VersR 2016, 1492 Rn. 22; vom 23. Oktober 2013 - IV ZR 98/12, VersR 2013, 1570 Rn. 28; Senatsbeschluss vom 8. Juli 2009 - IV ZR 216/07, VersR 2009, 1525 Rn. 14).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_16\">16</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Die W&#252;rdigung des - sachverst&#228;ndig beratenen - Berufungsgerichts, es handle sich bei der beim Kl&#228;ger infolge eines Unfalls im Jahr 2002 verbliebenen Vorsch&#228;digung der Supraspinatussehne um ein Gebrechen im Sinne von Ziffer 3 AUB 2008, das zu 90% an der durch das Ereignis im Oktober 2013 verursachten Gesundheitssch&#228;digung mitgewirkt habe, ist revisionsrechtlich nicht zu beanstanden. Der Einwand der Revision, die Klausel sei einschr&#228;nkend dahin auszulegen, dass der Mitwirkungsanteil in F&#228;llen der vorliegenden Art unber&#252;cksichtigt zu bleiben habe, weil die Zerrung oder Ruptur einer Sehne ohne entsprechende Vorsch&#228;digung bei einem gesunden Versicherungsnehmer nicht auftreten k&#246;nne und f&#252;r solche F&#228;lle andernfalls im Rahmen der Unfallfiktion der Ziffer 1.4.1 AUB 2008 eine vollst&#228;ndige Entsch&#228;digung nie geschuldet werde (vgl. OLG D&#252;sseldorf NJW-RR 2004, 1613 [juris Rn. 9 f.]; M&#252;nchKomm-VVG/D&#246;rner, 2. Aufl. &#167; 178 Rn. 289; Knappmann in Pr&#246;lss/Martin, VVG 30. Aufl. Ziffer 3 AUB 2010 Rn. 3a; Rixecker ZfSch 2004, 574, 575), greift nicht durch. Eine solche Auslegung ist nicht geboten (so auch Jacob, Unfallversicherung AUB 2014 2. Aufl. Ziffer 3 Rn. 9; Leverenz in Bruck/M&#246;ller, VVG 9. Aufl. Ziffer 3 AUB 2008 Rn. 11).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_17\">17</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Der durchschnittliche Versicherungsnehmer geht vom Wortlaut aus und versteht Ziffer 3 Satz 2 AUB 2008 so, dass unfallfremde Krankheiten und Gebrechen grunds&#228;tzlich zu seinen Lasten gehen, n&#228;mlich zu einer K&#252;rzung des Anspruchs oder einem Abzug von der Gesamtinvalidit&#228;t f&#252;hren. Weiter entnimmt er daraus, dass Krankheiten und Gebrechen, wenn und soweit sie Folge eines fr&#252;heren Unfalls sind, diesem zuzurechnen sind und nicht dem neuen Unfall (vgl. Senatsbeschluss vom 8. Juli 2009 aaO Rn. 18 m.w.N.). Die Einschr&#228;nkung seines Versicherungsschutzes wird dem Versicherungsnehmer damit deutlich vor Augen gef&#252;hrt. Anhaltspunkte daf&#252;r, dass dies nur f&#252;r einen Unfall im Sinne der Ziffer 1.3, nicht jedoch f&#252;r die Unfallfiktion nach Ziffer 1.4.1 AUB 2008 gelten soll, wird er dagegen nicht finden. Vielmehr weist Ziffer 1.5 ihn f&#252;r beide F&#228;lle auf Ziffer 3 AUB 2008 hin.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_18\">18</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Auch der dem Versicherungsnehmer erkennbare Zweck der Klausel spricht daf&#252;r, Krankheiten oder Gebrechen aufgrund fr&#252;herer Unf&#228;lle anspruchsmindernd zu ber&#252;cksichtigen. Er entnimmt schon aus Ziffer 3 Satz 1 AUB 2008, dass der Unfallversicherer Versicherungsschutz f&#252;r Unf&#228;lle und deren Folgen bieten will, nicht jedoch f&#252;r unfallfremde Ursachen von Gesundheitssch&#228;digungen wie Krankheiten oder konstitutionell oder schicksalhaft bedingte gesundheitliche Anomalien (Senatsbeschluss vom 8. Juli 2009 aaO Rn. 19).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_19\">19</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>cc) Entgegen der Auffassung der Revision ist die so verstandene Klausel nicht intransparent und benachteiligt den Versicherungsnehmer auch nicht unangemessen im Sinne von &#167; 307 Abs. 2 Nr. 2 BGB (dazu allgemein Senatsurteil vom 25. Juli 2012 - IV ZR&#8239;201/10, BGHZ 194, 208 Rn. 18 m.w.N.), weil sie - ohne dass der Versicherungsnehmer dies erkennen k&#246;nne - dazu f&#252;hre, dass bei einer Sehnenruptur von vornherein und zwingend eine Minderung in Ansatz zu bringen sei. Das st&#252;tzt die Revision auf die Annahme, bei einem Muskel- oder Sehnenriss durch erh&#246;hte Kraftanstrengung wirkten stets Vorsch&#228;digungen mit (vgl. dazu Appl/M&#252;ller, VersR 2000, 427; Hoenicke, r+s 2009, 489, 490; Vis&#233;, r+s 2009, 485, 486), so dass stets Krankheiten oder Gebrechen im Sinne von Ziffer 3 Satz 2 AUB 2008 vorl&#228;gen mit der Folge, dass in F&#228;llen dieser Art nie eine ungeminderte Entsch&#228;digung geschuldet w&#252;rde.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_20\">20</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das trifft jedoch nicht zu (ebenso OLG Celle NJW-RR 2009, 1693 [juris Rn. 21 f.]; Leverenz aaO; aA OLG D&#252;sseldorf aaO; M&#252;nchKomm-VVG/D&#246;rner aaO; Hugemann in Staudinger/Halm/Wendt, Versicherungsrecht 2. Aufl. Ziffer 3 AUB 2010 Rn. 8; Knappmann aaO). Zust&#228;nde, die noch im Rahmen der medizinischen Norm liegen, sind nach dem oben Gesagten selbst dann keine Gebrechen, wenn sie eine gewisse Disposition f&#252;r Gesundheitsst&#246;rungen bedeuten (vgl. Senatsurteile vom 19. Oktober 2016 - IV ZR 521/14, VersR 2016, 1492 Rn. 22; vom 23. Oktober 2013 - IV ZR 98/12, VersR 2013, 1570 Rn. 28; Senatsbeschluss vom 8. Juli 2009 - IV ZR 216/07, VersR 2009, 1525 Rn. 14). Abnutzungs-, Verschlei&#223;- oder Schw&#228;cheerscheinungen, die sich innerhalb des altersbedingten Normalzustands bewegen, sind deshalb keine Gebrechen im Sinne von Ziffer 3 AUB 2008 (vgl. OLG Celle aaO; OLG Hamm r+s 2002, 84 [juris Rn. 16]; OLG Karlsruhe VersR 2017, 747 [juris Rn. 56]; OLG K&#246;ln r+s 1996, 202 [juris Rn. 11]; OLG Schleswig VersR 2014, 1074 [juris Rn. 37]; M&#252;nchKomm-VVG/D&#246;rner aaO Rn. 285; Grimm, Unfallversicherung 5. Aufl. Ziffer 3 AUB 2010 Rn. 3; Gundlach, VersR 2017, 733, 735; Jacob aaO Rn. 4; Knappmann aaO Rn. 5; Leverenz aaO &#167; 182 Rn. 7; Mangen in Beckmann/Matusche-Beckmann, Versicherungsrechts-Handbuch 3. Aufl. &#167; 47 Rn. 213; Rixecker in Langheid/Rixecker, VVG 6. Aufl. &#167; 182 Rn. 2; R&#252;ffer in HK-VVG, 4. Aufl. Ziffer 3 AUB 2014 Rn. 3).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_21\">21</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Ob ein alterstypischer Zustand innerhalb der medizinischen Norm oder - wie vorliegend - eine altersvorauseilende Vorsch&#228;digung vorliegt, kann nicht pauschal f&#252;r alle Muskel- und Sehnenverletzungen beurteilt werden. Dies bedarf vielmehr einer W&#252;rdigung im Einzelfall, die regelm&#228;&#223;ig erst nach Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens m&#246;glich sein wird. Selbst wenn dabei eine relevante Krankheit oder ein Gebrechen fest gestellt wird, f&#252;hrt dies nicht stets zu einer K&#252;rzung der Versicherungsleistung. Betr&#228;gt der Mitwirkungsanteil weniger als 25%, unterbleibt die Minderung vielmehr gem&#228;&#223; Ziffer 3 Satz 3 AUB 2008.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <table class=\"Rsp\">\n                  <tr>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Mayen&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Prof. Dr. Karczewski&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Dr. Brockm&#246;ller</p>\n                     </td>\n                  </tr>\n                  <tr>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Dr. Bu&#223;mann&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Dr. G&#246;tz&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                  </tr>\n               </table>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   "
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