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    "file_number": "4 StR 303/19",
    "date": "2020-01-28",
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    "updated_date": "2022-10-18T15:12:53Z",
    "type": "Beschluss",
    "ecli": "ECLI:DE:BGH:2020:280120B4STR303.19.0",
    "content": "<h2>Tenor</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>1. Auf die Revision des Angeklagten gegen das Urteil des Landgerichts Bielefeld vom 2. November 2018 wird</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:36pt\">a) die Verfolgung im Fall II. 2 der Urteilsgr&#252;nde auf den Vorwurf des bewaffneten Handeltreibens mit Bet&#228;ubungsmitteln beschr&#228;nkt und</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:36pt\">b) das vorgenannte Urteil</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:54pt\">aa) im Schuldspruch dahin ge&#228;ndert, dass der Angeklagte des bewaffneten Handeltreibens mit Bet&#228;ubungsmitteln in zwei tateinheitlichen F&#228;llen schuldig ist, sowie</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:54pt\">bb) im Strafausspruch mit den zugeh&#246;rigen Feststellungen aufgehoben.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>2. Im Umfang der Aufhebung wird die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten des Rechtsmittels, an eine andere Strafkammer des Landgerichts zur&#252;ckverwiesen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>3. Die weiter gehende Revision wird verworfen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   \n<h2>GrĂ¼nde</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_1\">1</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Landgericht hat den Angeklagten wegen &#8222;bewaffneten unerlaubten Handeltreibens mit Bet&#228;ubungsmitteln in nicht geringer Menge in zwei F&#228;llen, davon in einem Fall in Tateinheit mit bewaffnetem unerlaubten Sichverschaffen von Bet&#228;ubungsmitteln in nicht geringer Menge&#8220; zu der Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt. Hiergegen wendet sich die Revision des Angeklagten mit der R&#252;ge der Verletzung materiellen Rechts. Das Rechtsmittel f&#252;hrt nach einer Verfahrensbeschr&#228;nkung im Fall II. 2 der Urteilsgr&#252;nde zu einer &#196;nderung im Schuldspruch und der Aufhebung des Strafausspruchs. Im &#220;brigen ist die Revision unbegr&#252;ndet im Sinne des &#167; 349 Abs. 2 StPO.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>I.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_2\">2</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Nach den Feststellungen verf&#252;gte der Angeklagte am 11. April 2017 in seiner Wohnung &#252;ber einen Vorrat an Bet&#228;ubungsmitteln, die teilweise zur gewinnbringenden Weiterver&#228;u&#223;erung und teilweise zum Eigenkonsum bestimmt waren. Bei der an diesem Tag durchgef&#252;hrten Wohnungsdurchsuchung wurden 118 g Amphetamin, 9,5 g kristallines Ecstasy und 412 Ecstasy-Tabletten aufgefunden. Hiervon waren 80 g Amphetamin mit einem Wirkstoffgehalt von 18,2 % Amphetamin-Base sowie 8,55 g kristallines Ecstasy und 371 Ecstasy-Tabletten mit einer Gesamtwirkstoffmenge von 46,2 g MDMA-Hydrochlorid zur Ver&#228;u&#223;erung vorgesehen. Der Rest der vorgefundenen Bet&#228;ubungsmittel diente dem Eigenkonsum. Zudem fanden sich im Zuge der Wohnungsdurchsuchung neben der Schrankwand im Wohnzimmer, in der ein Gro&#223;teil der Ecstasy-Tabletten aufbewahrt wurden, ein Jagdmesser und ein ausgezogener Teleskopschlagstock, in einer Schublade im B&#252;roschrank ein Springmesser und in einer Schublade des Schlafzimmerschrankes ein weiterer ausziehbarer Teleskopschlagstock. Dar&#252;ber hinaus lagerte der Angeklagte am 11. April 2017 in einem Schrank im B&#252;ro der Wohnung eine in einem Originalkoffer verpackte, geladene und funktionsf&#228;hige halbautomatische Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalpistole der Marke R&#246;hm, Modell RG 88, nebst Zubeh&#246;r. S&#228;mtliche Gegenst&#228;nde befanden sich mit Wissen des Angeklagten f&#252;r diesen ohne Weiteres zugriffsbereit in seiner Wohnung (Tat II. 1 der Urteilsgr&#252;nde). Zeitgleich hatte der Angeklagte aus seiner Wohnung heraus bei seinem Lieferanten eine Bestellung von Bet&#228;ubungsmitteln in Auftrag gegeben. Die bestellten Bet&#228;ubungsmittel &#8210; 198 g Marihuana, 190 g Amphetamin und 106 Ecstasy-Tabletten &#8210; wurden vom Lieferanten noch am 11. April 2017 zum Wohnanwesen des Angeklagten gebracht, wo sie von der Polizei vor dem Haus beim Lieferanten aufgefunden und sichergestellt wurden. Der Angeklagte beabsichtigte, von den bestellten Bet&#228;ubungsmitteln 168 g Marihuana mit einem Wirkstoffanteil von 12,05 % THC, 130 g Amphetamin mit einem Wirkstoffgehalt von 15,7 % Amphetamin-Base sowie 95 Ecstasy-Tabletten mit einer Wirkstoffmenge von insgesamt 17 g MDMA-Hydrochlorid gewinnbringend zu ver&#228;u&#223;ern. Den Rest der bestellten Menge wollte er selbst konsumieren (Tat II. 2 der Urteilsgr&#252;nde).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>II.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_3\">3</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Der Senat hat aus den in der Antragsschrift des Generalbundesanwalts dargelegten Gr&#252;nden die Strafverfolgung im Fall II. 2 der Urteilsgr&#252;nde mit Zustimmung des Generalbundesanwalts gem&#228;&#223; &#167; 154a Abs. 2 StPO auf den Vorwurf des bewaffneten Handeltreibens mit Bet&#228;ubungsmitteln beschr&#228;nkt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_4\">4</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Die Verurteilung des Angeklagten wegen bewaffneten Handeltreibens mit Bet&#228;ubungsmitteln nach &#167; 30a Abs. 2 Nr. 2 BtMG im Fall II. 2 der Urteilsgr&#252;nde h&#228;lt &#8210; abgesehen von der Bewertung des Konkurrenzverh&#228;ltnisses zur Tat II. 1 der Urteilsgr&#252;nde &#8210; einer rechtlichen Pr&#252;fung stand.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_5\">5</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Nach der Qualifikationsnorm des &#167; 30a Abs. 2 Nr. 2 BtMG macht sich unter anderem strafbar, wer mit Bet&#228;ubungsmitteln in nicht geringer Menge Handel treibt und dabei eine Schusswaffe oder einen seiner Art nach zur Verletzung von Personen geeigneten und bestimmten Gegenstand mit sich f&#252;hrt. F&#252;r die Erf&#252;llung des Tatbestandes reicht es aus, wenn dem T&#228;ter die Schusswaffe oder der gef&#228;hrliche Gegenstand bei einem Teilakt der auf den Umsatz einer nicht geringen Bet&#228;ubungsmittelmenge bezogenen Bewertungseinheit des Handeltreibens mit Bet&#228;ubungsmitteln zur Verf&#252;gung steht (st. Rspr.; vgl. nur BGH, Urteile vom 28. Februar 1997 &#8210; 2 StR 556/96, BGHSt 43, 8, 10; vom 12. Januar 2017 &#8210; 1 StR 394/16, NStZ 2017, 714, 715; Beschluss vom 8. Mai 2019 &#8210; 4 StR 203/19, NStZ-RR 2019, 220, 221). Nicht erforderlich ist, dass der T&#228;ter zugleich auf die Schusswaffe oder den gef&#228;hrlichen Gegenstand und die Bet&#228;ubungsmittel zugreifen kann (vgl. BGH, Beschluss vom 25. Juni 1999 &#8210; 3 StR 372/98, NJW 1999, 3206, 3207). Tatbestandlich erfasst werden vielmehr das Mitsichf&#252;hren einer Schusswaffe oder eines seiner Art nach zur Verletzung von Personen geeigneten und bestimmten Gegenstandes auch bei Teilakten des Handeltreibens mit Bet&#228;ubungsmitteln in nicht geringer Menge, die dem eigentlichen G&#252;terumsatz vorausgehen oder nachfolgen (vgl. BGH, Beschl&#252;sse vom 25. Juni 1999 &#8210; 3 StR 372/98, aaO; vom 4. Februar 2003 &#8210; GSSt 1/02, BGHSt 48, 189, 195 f.; vom 28. Juni 2011 &#8210; 3 StR 485/10, BGHR BtMG &#167; 30a Abs. 2 Mitsichf&#252;hren 12; Urteil vom 14. August 2018 &#8210; 1 StR 149/18, StV 2019, 341, 342). So macht sich wegen bewaffneten Handeltreibens mit Bet&#228;ubungsmitteln gem&#228;&#223; &#167; 30a Abs. 2 Nr. 2 BtMG auch derjenige strafbar, der etwa bei der Fahrt zur Abholung einer zuvor bestellten Bet&#228;ubungsmittellieferung oder beim Transport von Rauschgifterl&#246;sen (vgl. BGH, Beschluss vom 10. Juli 2017 &#8210; GSSt 4/17, BGHSt 63, 1 Rn. 19 f.) eine Schusswaffe oder einen gef&#228;hrlichen Gegenstand mit sich f&#252;hrt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_6\">6</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Indem der Angeklagte, dem in seiner Wohnung eine Schusswaffe und mit den jeweils als Waffen im technischen Sinne zu qualifizierenden Teleskopschlagst&#246;cken sowie dem Springmesser mehrere ihrer Art nach zur Verletzung von Personen geeignete und bestimmte Gegenst&#228;nde griffbereit zur Verf&#252;gung standen, aus der Wohnung heraus eine nicht geringe Handelsmenge an Bet&#228;ubungsmitteln zur alsbaldigen Lieferung in seine Wohnung bestellte, hat er sich des bewaffneten Handeltreibens mit Bet&#228;ubungsmitteln gem&#228;&#223; &#167; 30a Abs. 2 Nr. 2 BtMG schuldig gemacht. Dass er nach den Urteilsfeststellungen nicht vorhatte, die Schusswaffe oder die gef&#228;hrlichen Gegenst&#228;nde bei seinen Bet&#228;ubungsmittelgesch&#228;ften zum Einsatz zu bringen, ist ohne Bedeutung. Denn der Tatbestand des &#167; 30a Abs. 2 Nr. 2 BtMG setzt eine tatbezogene Verwendungsabsicht nicht voraus (vgl. BGH, Beschl&#252;sse vom 14. Juni 1996 &#8210; 3 StR 233/96, NStZ 1996, 498; vom 9. Oktober 1997 &#8210; 3 StR 465/97, BGHSt 43, 266, 270).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_7\">7</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Eine den Anwendungsbereich der Norm einschr&#228;nkende Auslegung des &#167; 30a Abs. 2 Nr. 2 BtMG ist nicht geboten. Soweit in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs nicht tragend erwogen worden ist, F&#228;lle, in denen nach Lage der Dinge schlechterdings keine Gefahr f&#252;r das gesch&#252;tzte Rechtsgut besteht, im Wege einer teleologischen Reduktion der Vorschrift von der Strafbarkeit nach &#167; 30a Abs. 2 Nr. 2 BtMG auszunehmen (vgl. BGH, Urteil vom 14. August 2018 &#8210; 1 StR 149/18, StV 2019, 341, 342 f.; Beschluss vom 13. April 1999 &#8210; 1 ARs 3/99; vgl. auch Beschluss vom 3. April 2002 &#8210; 1 ARs 14/02, NStZ 2002, 600; offengelassen in Beschluss vom 4. Februar 2003 &#8210; GSSt 1/02, BGHSt 48, 189, 196 f.; vgl. Lenckner, NStZ 1998, 257; Hecker, NStZ 2000, 208, 209; Zaczyk, JR 1998, 256; Nestler, StV 2002, 504; Paeffgen in Festschrift 50 Jahre Bundesgerichtshof, Festgabe aus der Wissenschaft, Bd. IV, S. 725; kritisch Altenhain, NStZ 2003, 435), folgt der Senat dem nicht.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_8\">8</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Mit dem Verbrechensbek&#228;mpfungsgesetz vom 28. Oktober 1994 (BGBl. I., S. 3186), durch das die Strafvorschrift des &#167; 30a Abs. 2 Nr. 2 BtMG in das Bet&#228;ubungsmittelgesetz eingef&#252;gt worden ist, verfolgte der Gesetzgeber das Ziel, im Bet&#228;ubungsmittelstrafrecht Strafrahmen vorzusehen, mit denen der gro&#223;en Gef&#228;hrlichkeit solcher Taten entsprochen werden kann. Die Qualifikationsnorm des &#167; 30a Abs. 2 Nr. 2 BtMG, die den Schutz der Allgemeinheit vor bewaffneten T&#228;tern bezweckt, soll der besonderen Gef&#228;hrlichkeit Rechnung tragen, die darin besteht, dass T&#228;ter ihre Interessen beim unerlaubten Umgang mit Bet&#228;ubungsmitteln r&#252;cksichtslos durchsetzen und dabei die Schusswaffe oder die sonstigen von der Vorschrift erfassten gef&#228;hrlichen Gegenst&#228;nde einsetzen (vgl. Entwurf zum Verbrechensbek&#228;mpfungsgesetz BT-Drucks. 12/6853, S. 41; BGH, Urteil vom 10. April 1996 &#8210; 3 StR 5/96, BGHSt 42, 123, 126; Beschl&#252;sse vom 4. Februar 2003 &#8210; GSSt 1/02, BGHSt 48, 189, 193; vom 5. April 2016 &#8210; 1 StR 38/16, BGHR BtMG &#167; 30a Abs. 2 Mitsichf&#252;hren 13). Der Tatbestand des &#167; 30a Abs. 2 Nr. 2 BtMG sch&#252;tzt nicht nur das Rechtsgut der Volksgesundheit vor qualifizierten Angriffen (vgl. BGH, Urteil vom 28. Februar 1997 &#8210; 2 StR 556/96, BGHSt 43, 8, 11), sondern auch die Rechtsg&#252;ter Leben und k&#246;rperliche Unversehrtheit von Personen, die in Kontakt mit T&#228;tern von Bet&#228;ubungsmittelstraftaten geraten (vgl. BGH, Beschluss vom 5. April 2016 &#8210; 1 StR 38/16, aaO).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_9\">9</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Gesetzgeber hat die Qualifikationsnorm des &#167; 30a Abs. 2 Nr. 2 BtMG als abstraktes Gef&#228;hrdungsdelikt ausgestaltet (vgl. BGH, Urteile vom 28. Februar 1997 &#8210; 2 StR 556/96, aaO, S. 12; vom 22. August 2012 &#8210; 2 StR 235/12, NStZ-RR 2013, 150, 151) und den Tatbestand durch die Beschr&#228;nkung auf bestimmte verkehrsrelevante Umgangsformen mit Bet&#228;ubungsmitteln und das Erfordernis einer nicht geringen Bet&#228;ubungsmittelmenge auf Tatmodalit&#228;ten begrenzt, bei denen nach seiner Bewertung das F&#252;hren von Schusswaffen oder sonstigen gef&#228;hrlichen Gegenst&#228;nden typischerweise zu einer besonderen Gef&#228;hrlichkeit f&#252;hrt (BT-Drucks. 12/6853, S. 41). Bei der Schaffung dieser Norm war dem Gesetzgeber die weite Auslegung, die der Begriff des Handeltreibens mit Bet&#228;ubungsmitteln in der Rechtsprechung des Reichsgerichts und des Bundesgerichtshofs erfahren hat (vgl. BGH, Beschluss vom 26. Oktober 2005 &#8210; GSSt 1/05, BGHSt 50, 252), bekannt (vgl. BGH, Beschluss vom 25. Juni 1999 &#8210; 3 StR 372/98, NJW 1999, 3206, 3207).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_10\">10</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) F&#252;r eine einschr&#228;nkende Auslegung des Tatbestands im Wege einer teleologischen Reduktion ist nach Auffassung des Senats schon deshalb kein Raum, weil sich f&#252;r die Beurteilung der Frage, unter welchen Voraussetzungen eine Gefahr f&#252;r das gesch&#252;tzte Rechtsgut nach Lage der Dinge g&#228;nzlich ausgeschlossen erscheint, vor dem Hintergrund des weiten Verst&#228;ndnisses des Handelsbegriffes im Bet&#228;ubungsmittelstrafrecht und des Schutzzwecks des &#167; 30a Abs. 2 Nr. 2 BtMG keine sachgerechten, abstrakt formulierbaren Kriterien finden lassen (vgl. Altenhain, NStZ 2003, 435).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_11\">11</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>&#220;berlegungen, die Strafbarkeit des bewaffneten Handeltreibens auf Konstellationen eines zeitgleichen Zugriffs des T&#228;ters auf Schusswaffe bzw. gef&#228;hrlichen Gegenstand und die Bet&#228;ubungsmittel zu beschr&#228;nken, haben wegen der damit verbundenen Privilegierung bewaffneter, am eigentlichen G&#252;terumsatz unmittelbar nicht beteiligter Hinterm&#228;nner (vgl. Weber, BtMG, 5. Aufl., &#167; 30a Rn. 157) in der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zu Recht keine Zustimmung erfahren (vgl. BGH, Beschluss vom 25. Juni 1999 &#8210; 3 StR 372/98, NJW 1999, 3206, 3207). Da die Strafnorm des &#167; 30a Abs. 2 Nr. 2 BtMG nach den Intentionen des Gesetzgebers (vgl. BT-Drucks. 12/6853, S. 41) auf den Schutz der Allgemeinheit vor bewaffneten T&#228;tern abzielt, umfasst ihr Schutzzweck nicht nur am Bet&#228;ubungsmittelumsatz als Abnehmer oder Lieferanten Beteiligte, sondern alle Personen, die &#8210; sei es aus T&#228;tersicht auch ungewollt oder zuf&#228;llig &#8210; in Kontakt mit dem T&#228;ter geraten. Zu Letzteren geh&#246;ren insbesondere auch offen oder verdeckt agierende Angeh&#246;rige des Zolls oder der Polizei (vgl. BGH, Urteile vom 20. Juni 2000 &#8210; 2 StR 123/00, Rn. 12; vom 22. August 2012 &#8210; 2 StR 235/12, NStZ-RR 2013, 150, 151). Eine vom T&#228;ter intendierte Kontaktaufnahme mit Dritten scheidet deshalb als taugliches Kriterium f&#252;r die Erfassung g&#228;nzlich ungef&#228;hrlicher Fallkonstellationen aus (vgl. BGH, Urteil vom 28. Februar 1997 &#8210; 2 StR 556/96, BGHSt 43, 8, 13). Ein Abstellen darauf, ob es beim Mit-sichf&#252;hren der Schusswaffe oder des gef&#228;hrlichen Gegenstandes tats&#228;chlich zu einer potentiellen oder gar konkreten Gefahrenlage gekommen ist, l&#228;sst sich mit der Struktur der Strafvorschrift als abstraktes Gef&#228;hrdungsdelikt nicht in Einklang bringen (vgl. BGH, Beschluss vom 5. April 2016 &#8210; 1 StR 38/16, BGHR BtMG &#167; 30a Abs. 2 Mitsichf&#252;hren 13). Der Gesetzgeber hat die Strafbarkeit nach &#167; 30a Abs. 2 Nr. 2 BtMG gerade nicht vom festzustellenden Eintritt einer konkreten Gefahr oder einer Gef&#228;hrdungseignung f&#252;r die Sicherheit der Allgemeinheit abh&#228;ngig gemacht. Eine abstrakt m&#246;gliche Gefahrensituation f&#252;r andere wird aber im Einzelfall kaum jemals zweifelsfrei auszuschlie&#223;en sein (vgl. BGH, Urteil vom 28. Februar 1997 &#8210; 2 StR 556/96, aaO; vgl. Altenhain, NStZ 2003, 435, 438). Dies zeigt auch der Sachverhalt im vorliegenden Verfahren, bei dem der bewaffnete Angeklagte aus seiner Wohnung heraus Bet&#228;ubungsmittel zur alsbaldigen Lieferung in seine Wohnung bestellte und gegen ihn bereits zeitgleich mit der Lieferung der bestellten Bet&#228;ubungsmittel offene polizeiliche Ermittlungsma&#223;nahmen ergriffen wurden. Bei dieser Konstellation l&#228;sst sich die Frage eines g&#228;nzlichen Fehlens jedweder Gefahr f&#252;r das gesch&#252;tzte Rechtsgut nicht plausibel beurteilen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_12\">12</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Fehlen sachgerechter, abstrakt formulierbarer Kriterien f&#252;r einen Ausschluss jedweder Rechtsgutsgef&#228;hrdung hat aber zur Folge, dass sich die Fallgestaltungen, f&#252;r welche eine teleologische Reduktion des Tatbestands in Betracht kommen soll, einer objektiv nachvollziehbaren und damit intersubjektiv zu vermittelnden Umschreibung entziehen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_13\">13</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>cc) Eine teleologische Reduktion der Strafnorm des &#167; 30a Abs. 2 Nr. 2 BtMG ist schlie&#223;lich auch unter Ber&#252;cksichtigung der hohen, eine Mindeststrafe von f&#252;nf Jahren Freiheitsstrafe vorsehenden Strafandrohung der Vorschrift nicht erforderlich, um in atypischen Sachverhaltskonstellationen zu einer strafrechtlichen Ahndung zu gelangen, die dem Unrechts- und Schuldgehalt der betreffenden Handlungen in angemessener Weise gerecht wird. Denn solchen Sachverhaltsgestaltungen kann durch die Annahme eines minder schweren Falles nach &#167; 30a Abs. 3 BtMG, der eine die Mindeststrafe f&#252;r minder schwere F&#228;lle des Handeltreibens mit Bet&#228;ubungsmitteln in nicht geringer Menge nach &#167; 29a Abs. 2 BtMG lediglich um drei Monate &#252;bersteigende Strafrahmenuntergrenze vorsieht, hinreichend Rechnung getragen werden (vgl. BGH, Beschluss vom 4. Februar 2003 &#8210; GSSt 1/02, BGHSt 48, 189, 197).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_14\">14</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>3. Der Annahme von zwei selbst&#228;ndigen, real konkurrierenden Taten des bewaffneten Handeltreibens mit Bet&#228;ubungsmitteln durch das Landgericht begegnen dagegen durchgreifende rechtliche Bedenken. Die Strafkammer hat bei ihrer konkurrenzrechtlichen Bewertung &#252;bersehen, dass sich die beiden Taten des bewaffneten Handeltreibens, die sich auf jeweils verschiedene Handelsmengen bezogen, durch das Bereithalten der Schusswaffe und der weiteren zur Verletzung von Personen geeigneten und bestimmten Gegenst&#228;nde in der Wohnung des Angeklagten in ihren Ausf&#252;hrungshandlungen teilweise &#252;berschnitten. Dies hat zur Folge, dass beide Taten konkurrenzrechtlich zu Tateinheit verkn&#252;pft sind (vgl. BGH, Beschl&#252;sse vom 5. Dezember 2017 &#8210; 4 StR 562/17, Rn. 4; vom 21. August 2018 &#8210; 3 StR 615/17, Rn. 12; vom 27. Juni 2018 &#8210; 4 StR 116/18, NStZ 2019, 97; vom 8. Mai 2019 &#8210; 4 StR 203/19, NStZ-RR 2019, 220).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_15\">15</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>4. Die Verfolgungsbeschr&#228;nkung im Fall II. 2 der Urteilsgr&#252;nde und die abweichende konkurrenzrechtliche Bewertung f&#252;hren zu einer &#196;nderung des Schuldspruchs durch den Senat. &#167; 265 StPO steht nicht entgegen, da sich der gest&#228;ndige Angeklagte nicht wirksamer als geschehen h&#228;tte verteidigen k&#246;nnen. Die Schuldspruch&#228;nderung entzieht dem Strafausspruch die Grundlage.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <table class=\"Rsp\">\n                  <tr>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Sost-Scheible&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Roggenbuck&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Cierniak</p>\n                     </td>\n                  </tr>\n                  <tr>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Bender&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Feilcke&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                  </tr>\n               </table>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   "
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