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    "file_number": "1 BvL 1/20",
    "date": "2020-02-26",
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    "updated_date": "2022-10-18T15:12:54Z",
    "type": "Kammerbeschluss",
    "ecli": "ECLI:DE:BVerfG:2020:lk20200226.1bvl000120",
    "content": "<h2>Tenor</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>Die Vorlage ist unzul&#228;ssig.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   \n<h2>GrĂ¼nde</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>I.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_1\">1</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Vorlageverfahren nach Art. 100 Abs. 1 Satz 1 GG betrifft den Ausschluss von Ausl&#228;ndern ohne Aufenthaltsrecht von Leistungen der Sozialhilfe gem&#228;&#223; &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 SGB XII.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_2\">2</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>&#167; 23 SGB XII lautet auszugsweise wie folgt:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(1) <sup>1</sup>Ausl&#228;ndern, die sich im Inland tats&#228;chlich aufhalten, ist Hilfe zum Lebensunterhalt, Hilfe bei Krankheit, Hilfe bei Schwangerschaft und Mutterschaft sowie Hilfe zur Pflege nach diesem Buch zu leisten. <sup>2</sup>Die Vorschriften des Vierten Kapitels bleiben unber&#252;hrt. <sup>3</sup>Im &#220;brigen kann Sozialhilfe geleistet werden, soweit dies im Einzelfall gerechtfertigt ist. <sup>4</sup>Die Einschr&#228;nkungen nach Satz 1 gelten nicht f&#252;r Ausl&#228;nder, die im Besitz einer Niederlassungserlaubnis oder eines befristeten Aufenthaltstitels sind und sich voraussichtlich dauerhaft im Bundesgebiet aufhalten. <sup>5</sup>Rechtsvorschriften, nach denen au&#223;er den in Satz 1 genannten Leistungen auch sonstige Sozialhilfe zu leisten ist oder geleistet werden soll, bleiben unber&#252;hrt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(2) Leistungsberechtigte nach &#167; 1 des Asylbewerberleistungsgesetzes erhalten keine Leistungen der Sozialhilfe.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(3) <sup>1</sup>Ausl&#228;nder und ihre Familienangeh&#246;rigen erhalten keine Leistungen nach Absatz 1 oder nach dem Vierten Kapitel, wenn</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">&#8230;</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">2. sie kein Aufenthaltsrecht haben oder sich ihr Aufenthaltsrecht allein aus dem Zweck der Arbeitsuche ergibt,</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">&#8230;.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">\n                  <sup>2</sup>Satz 1 Nummer 1 und 4 gilt nicht f&#252;r Ausl&#228;nderinnen und Ausl&#228;nder, die sich mit einem Aufenthaltstitel nach Kapitel 2 Abschnitt 5 des Aufenthaltsgesetzes in der Bundesrepublik Deutschland aufhalten. <sup>3</sup>Hilfebed&#252;rftigen Ausl&#228;ndern, die Satz 1 unterfallen, werden bis zur Ausreise, l&#228;ngstens jedoch f&#252;r einen Zeitraum von einem Monat, einmalig innerhalb von zwei Jahren nur eingeschr&#228;nkte Hilfen gew&#228;hrt, um den Zeitraum bis zur Ausreise zu &#252;berbr&#252;cken (&#220;berbr&#252;ckungsleistungen); die Zweijahresfrist beginnt mit dem Erhalt der &#220;berbr&#252;ckungsleistungen nach Satz 3. <sup>4</sup>Hier&#252;ber und &#252;ber die M&#246;glichkeit der Leistungen nach Absatz 3a sind die Leistungsberechtigten zu unterrichten. <sup>5</sup>Die &#220;berbr&#252;ckungsleistungen umfassen:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">1. Leistungen zur Deckung der Bedarfe f&#252;r Ern&#228;hrung sowie K&#246;rper- und Gesundheitspflege,</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">2. Leistungen zur Deckung der Bedarfe f&#252;r Unterkunft und Heizung in angemessener H&#246;he, einschlie&#223;lich der Bedarfe nach &#167; 35 Absatz 4 und &#167; 30 Absatz 7,</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">3. die zur Behandlung akuter Erkrankungen und Schmerzzust&#228;nde erforderliche &#228;rztliche und zahn&#228;rztliche Behandlung einschlie&#223;lich der Versorgung mit Arznei- und Verbandmitteln sowie sonstiger zur Genesung, zur Besserung oder zur Linderung von Krankheiten oder Krankheitsfolgen erforderlichen Leistungen und</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">4. Leistungen nach &#167; 50 Nummer 1 bis 3.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">\n                  <sup>6</sup>Soweit dies im Einzelfall besondere Umst&#228;nde erfordern, werden Leistungsberechtigten nach Satz 3 zur &#220;berwindung einer besonderen H&#228;rte andere Leistungen im Sinne von Absatz 1 gew&#228;hrt; ebenso sind Leistungen &#252;ber einen Zeitraum von einem Monat hinaus zu erbringen, soweit dies im Einzelfall auf Grund besonderer Umst&#228;nde zur &#220;berwindung einer besonderen H&#228;rte und zur Deckung einer zeitlich befristeten Bedarfslage geboten ist. <sup>7</sup>Abweichend von Satz 1 Nummer 2 und 3 erhalten Ausl&#228;nder und ihre Familienangeh&#246;rigen Leistungen nach Absatz 1 Satz 1 und 2, wenn sie sich seit mindestens f&#252;nf Jahren ohne wesentliche Unterbrechung im Bundesgebiet aufhalten; dies gilt nicht, wenn der Verlust des Rechts nach &#167; 2 Absatz 1 des Freiz&#252;gigkeitsgesetzes/EU festgestellt wurde. <sup>8</sup>Die Frist nach Satz 7 beginnt mit der Anmeldung bei der zust&#228;ndigen Meldebeh&#246;rde. <sup>9</sup>Zeiten des nicht rechtm&#228;&#223;igen Aufenthalts, in denen eine Ausreisepflicht besteht, werden auf Zeiten des tats&#228;chlichen Aufenthalts nicht angerechnet. <sup>10</sup>Ausl&#228;nderrechtliche Bestimmungen bleiben unber&#252;hrt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_3\">3</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Im sozialgerichtlichen Ausgangsverfahren begehren die dortigen Antragsteller (im Folgenden: Antragsteller) im Wege des Eilrechtsschutzes die Bewilligung von Leistungen zum Lebensunterhalt nach dem SGB XII. Die Antragsteller sind nach den Feststellungen des vorlegenden Gerichts seit dem 1. M&#228;rz 2010 durchgehend in Deutschland gemeldet und besitzen nur die rum&#228;nische Staatsb&#252;rgerschaft. Im M&#228;rz 2018 stellte die Ausl&#228;nderbeh&#246;rde den Verlust des Freiz&#252;gigkeitsrechts der Antragsteller gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 4 Satz 1 Freiz&#252;gG/EU und die daraus folgende Ausreisepflicht fest. Sie drohte den Antragstellern die Abschiebung nach Rum&#228;nien an, falls sie nicht sp&#228;testens drei Monate nach Bestandskraft der Verf&#252;gung ihrer Ausreiseverpflichtung nachgekommen sein sollten. &#220;ber die gegen die Verlustfeststellung erhobene Klage der Antragsteller hat das zust&#228;ndige Verwaltungsgericht noch nicht entschieden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_4\">4</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Antragstellerin zu 1) des fachgerichtlichen Verfahrens ist alleinerziehend. Sie ist die Mutter der &#252;brigen Antragsteller zu 2) bis 4) im Alter von 9, 14 und 17 Jahren. Diese besuchen eine Grund- beziehungsweise F&#246;rderschule. Der Antragsteller zu 4) beabsichtigt, im Jahr 2021 seinen Hauptschulabschluss zu erwerben. Die Antragsteller leben gemeinsam mit dem schwerbehinderten (GdB 100, Merkzeichen G, B, H), 21 Jahre alten Sohn der Antragstellerin zu 1) zusammen. Dieser besucht tags&#252;ber eine Werkstatt f&#252;r behinderte Menschen. Seit Mai 2018 erhalten die Antragsteller keine Leistungen nach dem SGB II mehr. Die Kindergeldzahlungen sind seit Januar 2019 eingestellt. Die Familienwohnung der Antragsteller wurde nach den Feststellungen des vorlegenden Gerichts zum 27. September 2019 gek&#252;ndigt. Eine R&#228;umungsklage ist anh&#228;ngig. Ihren Lebensunterhalt bestreiten die Antragsteller derzeit wohl &#252;berwiegend aus Spenden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_5\">5</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das vorlegende Gericht sieht sich aufgrund der Ausschlussregelung des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 SGB XII au&#223;er Stande, einen Leistungsanspruch der Antragsteller und damit einen Anordnungsanspruch zu bejahen. Es h&#228;lt aufgrund der Verlustfeststellung trotz des langj&#228;hrigen Aufenthalts der Antragsteller in der Bundesrepublik Deutschland die R&#252;ckausnahme nach &#167; 23 Abs. 3 Satz 7 SGB XII f&#252;r nicht anwendbar. Auch die H&#228;rtefallregelung des &#167; 23 Abs. 3 Satz 6 SGB XII k&#246;nne nicht zur Anwendung kommen. Die Regelung des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 SGB XII verletze jedoch das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums (Art. 1 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG), indem sie Unionsb&#252;rgern, deren Ausreisepflicht noch nicht vollziehbar sei, dem Grunde nach jegliche existenzsichernde Leistung verwehre. Die Vorlage nach Art. 100 Abs. 1 Satz 1 GG sei bereits im einstweiligen Rechtsschutzverfahren geboten, da die Antragsteller nicht in der Lage w&#228;ren, vorl&#228;ufig erbrachte Leistungen zur&#252;ckzuzahlen. Die Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes bedeute damit eine faktische Vorwegnahme der Hauptsache. Aus diesem Grund sehe das Gericht auch von dem Erlass eines H&#228;ngebeschlusses f&#252;r die Dauer des Vorlageverfahrens ab.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>II.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_6\">6</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Vorlage ist unzul&#228;ssig.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_7\">7</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Im Rahmen eines fachgerichtlichen Eilverfahrens ist eine Vorlage nach Art. 100 Abs. 1 Satz 1 GG nur ausnahmsweise zul&#228;ssig (vgl. BVerfGE 46, 43 &lt;51&gt;; 63, 131 &lt;141&gt;; BVerfG, Beschluss der 1. Kammer des Ersten Senats vom 19. Juli 1996 - 1 BvL 39/95 -). Es kann dahinstehen, ob dies hier der Fall ist.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_8\">8</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Die Vorlage entspricht jedenfalls nicht den Anforderungen an die Begr&#252;ndung aus &#167; 80 Abs. 2 Satz 1 BVerfGG.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_9\">9</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Dem Begr&#252;ndungserfordernis des &#167; 80 Abs. 2 Satz 1 BVerfGG gen&#252;gt ein Vorlagebeschluss nur, wenn die Ausf&#252;hrungen des Gerichts erkennen lassen, dass es sowohl die Entscheidungserheblichkeit der Vorschrift als auch ihre Verfassungsm&#228;&#223;igkeit sorgf&#228;ltig gepr&#252;ft hat (vgl. BVerfGE 127, 335 &lt;355 f.&gt; m.w.N.). Das Gericht muss sich dabei eingehend mit der Rechtslage auseinandersetzen und die in Literatur und Rechtsprechung entwickelten Rechtsauffassungen ber&#252;cksichtigen, die f&#252;r die Auslegung der vorgelegten Rechtsvorschrift von Bedeutung sind (vgl. BVerfGE 65, 308 &lt;316&gt;; 94, 315 &lt;323&gt;; 97, 49 &lt;60&gt;; 105, 61 &lt;67&gt;; 121, 233 &lt;237 f.&gt;). Richten sich die Bedenken gegen eine Vorschrift, von deren Anwendung die Entscheidung nicht allein abh&#228;ngt, m&#252;ssen die weiteren mit ihr im Zusammenhang stehenden Bestimmungen in die rechtlichen Erw&#228;gungen einbezogen werden, soweit dies zum Verst&#228;ndnis der zur Pr&#252;fung gestellten Norm oder zur Darlegung ihrer Entscheidungserheblichkeit erforderlich ist (BVerfGE 131, 1 &lt;15&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_10\">10</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das vorlegende Gericht muss zudem von der Verfassungswidrigkeit der vorgelegten Norm &#252;berzeugt sein und die daf&#252;r ma&#223;geblichen Erw&#228;gungen nachvollziehbar und ersch&#246;pfend darlegen (vgl. BVerfGE 78, 165 &lt;171 f.&gt;; 86, 71 &lt;77 f.&gt;; 88, 70 &lt;74&gt;; 88, 198 &lt;201&gt;; 93, 121 &lt;132&gt;). Es muss den verfassungsrechtlichen Pr&#252;fungsma&#223;stab angeben, die naheliegenden tats&#228;chlichen und rechtlichen Gesichtspunkte er&#246;rtern, sich eingehend mit der Rechtslage auseinandersetzen und die in Literatur und Rechtsprechung entwickelten Rechtsauffassungen ber&#252;cksichtigen (vgl. BVerfGE 76, 100 &lt;104&gt;; 79, 240 &lt;243 f.&gt;; 85, 329 &lt;333&gt;; 86, 52 &lt;57&gt;; 86, 71 &lt;77 f.&gt;; 88, 187 &lt;194&gt;; 88, 198 &lt;202&gt;; 94, 315 &lt;325&gt;). Dazu geh&#246;rt die Er&#246;rterung der in Rechtsprechung und Schrifttum vertretenen Auffassungen zu denkbaren Auslegungsm&#246;glichkeiten (vgl. BVerfGE 85, 329 &lt;333&gt;; 97, 49 &lt;60&gt;; 105, 61 &lt;67&gt;), insbesondere auch der verfassungskonformen Auslegung. Das vorlegende Gericht muss diese pr&#252;fen und vertretbar begr&#252;nden, weshalb sie ausgeschlossen sein soll (vgl. BVerfGE 85, 329 &lt;333&gt;; 121, 108 &lt;117&gt;). Es muss erkennbar sein, dass das vorlegende Gericht alle M&#246;glichkeiten einer Probleml&#246;sung durch Auslegung des einfachen Rechts erwogen hat (vgl. BVerfGE 127, 335 &lt;359 f.&gt;; 131, 88 &lt;117 f.&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_11\">11</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Dem gen&#252;gen die Darlegungen des Sozialgerichts hier nicht. Die Vorlage &#252;bergeht mehrere Fragen zur Verfassungswidrigkeit und zur Entscheidungserheblichkeit der vorgelegten Norm, die f&#252;r die verfassungsrechtliche Pr&#252;fung unverzichtbar sind und ohne deren Kl&#228;rung das Bundesverfassungsgericht in diesem Verfahren nicht entscheiden kann. Das vorlegende Gericht macht geltend, &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 SGB XII sei verfassungswidrig, soweit Unionsb&#252;rger vollst&#228;ndig von existenzsichernden Leistungen ausgeschlossen seien, bei denen das Nichtbestehen der Freiz&#252;gigkeit zwar festgestellt, diese Feststellung aber noch nicht in Bestandskraft erwachsen ist. Das Sozialgericht legt jedoch nicht hinreichend dar, dass das geltende Recht in der hier konkret zu entscheidenden Situation einer Auslegung entgegensteht, nach der vor Bestandskraft der Feststellung des Nichtbestehens der Freiz&#252;gigkeit die Leistung nicht ausgeschlossen ist.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_12\">12</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 SGB XII kn&#252;pft nicht ausdr&#252;cklich an die Feststellung des Nichtbestehens der Freiz&#252;gigkeit, sondern nur an das Nichtbestehen eines Aufenthaltsrechts an. Ist schon nicht vom Nichtbestehen der Freiz&#252;gigkeit die Rede, l&#228;sst der Wortlaut der Regelung f&#252;r sich genommen erst recht nicht darauf schlie&#223;en, dass der Leistungsausschluss vor Bestandskraft der Feststellung des Nichtbestehens der Freiz&#252;gigkeit gelten soll. Sollte diese dem Wortlaut nicht ohne Weiteres zu entnehmende Auslegung durch das Fachrecht dennoch vorgegeben sein, h&#228;tte das Sozialgericht dies dem Bundesverfassungsgericht im Einzelnen darlegen m&#252;ssen. Dies ist nicht geschehen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_13\">13</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Formal betrachtet begr&#252;ndet das vorlegende Gericht nicht, dass die Antragsteller kein Aufenthaltsrecht im Sinne des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 SGB XII haben. Es stellt lediglich fest, die Antragsteller verf&#252;gten, \"wie bereits in Teil 1 II. 2. f) dargelegt\", &#252;ber kein Aufenthaltsrecht. Dieser Verweis l&#228;sst sich nicht nachvollziehen, weil ein entsprechender Gliederungspunkt nicht existiert.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_14\">14</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>In der Sache verweist das vorlegende Gericht wohl auf seine voranstehenden Ausf&#252;hrungen zu &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2a SGB II, der dem hier zur Pr&#252;fung gestellten &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 SGB XII weitgehend gleicht.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_15\">15</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>&#167; 7 SGB II lautet auszugsweise wie folgt:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(1) <sup>1</sup>Leistungen nach diesem Buch erhalten Personen, die</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">1. das 15. Lebensjahr vollendet und die Altersgrenze nach &#167; 7a noch nicht erreicht haben,</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">2. erwerbsf&#228;hig sind,</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">3. hilfebed&#252;rftig sind und</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">4. ihren gew&#246;hnlichen Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland haben (erwerbsf&#228;hige Leistungsberechtigte).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">\n                  <sup>2</sup>Ausgenommen sind</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">&#8230;</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">2. Ausl&#228;nderinnen und Ausl&#228;nder,</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">a) die kein Aufenthaltsrecht haben,</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">&#8230;</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">und ihre Familienangeh&#246;rigen,</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">&#8230;</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">\n                  <sup>3</sup>Satz 2 Nummer 1 gilt nicht f&#252;r Ausl&#228;nderinnen und Ausl&#228;nder, die sich mit einem Aufenthaltstitel nach Kapitel 2 Abschnitt 5 des Aufenthaltsgesetzes in der Bundesrepublik Deutschland aufhalten. <sup>4</sup>Abweichend von Satz 2 Nummer 2 erhalten Ausl&#228;nderinnen und Ausl&#228;nder und ihre Familienangeh&#246;rigen Leistungen nach diesem Buch, wenn sie seit mindestens f&#252;nf Jahren ihren gew&#246;hnlichen Aufenthalt im Bundesgebiet haben; dies gilt nicht, wenn der Verlust des Rechts nach &#167; 2 Absatz 1 des Freiz&#252;gigkeitsgesetzes/EU festgestellt wurde. <sup>5</sup>Die Frist nach Satz 4 beginnt mit der Anmeldung bei der zust&#228;ndigen Meldebeh&#246;rde. <sup>6</sup>Zeiten des nicht rechtm&#228;&#223;igen Aufenthalts, in denen eine Ausreisepflicht besteht, werden auf Zeiten des gew&#246;hnlichen Aufenthalts nicht angerechnet. <sup>7</sup>Aufenthaltsrechtliche Bestimmungen bleiben unber&#252;hrt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_16\">16</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Zu &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2a SGB II f&#252;hrt das Gericht aus, dass mit der Verlustfeststellung (gemeint ist die Feststellung des Verlusts des Freiz&#252;gigkeitsrechts gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 4 Satz 1 Freiz&#252;gG/EU) alle Aufenthaltsrechte, die gegebenenfalls entstanden waren, entfallen seien und dass auch kein neues materielles Freiz&#252;gigkeitsrecht entstanden sei. Hier h&#228;tte das Sozialgericht wenigstens darlegen m&#252;ssen, wodurch es zwingend daran gehindert ist, zugunsten der Antragsteller deren Klage gegen die Verlustfeststellung zu ber&#252;cksichtigen, erblickt das vorlegende Gericht doch gerade hierin den Verfassungsversto&#223;. Zur Bedeutung fehlender Bestandskraft der Verlustfeststellung finden sich hier keine Ausf&#252;hrungen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_17\">17</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>&#220;berlegungen, die die Relevanz fehlender Bestandskraft betreffen k&#246;nnten, finden sich allerdings im Rahmen der Ausf&#252;hrungen zur R&#252;ckausnahme nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 4 SGB II, die dann wohl auf die Parallelregelung in einem Folgesatz zu dem allein zur &#220;berpr&#252;fung vorgelegten &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 SGB XII zu &#252;bertragen w&#228;ren. Zu diesem &#167; 7 Abs. 1 Satz 4 SGB II hei&#223;t es im Vorlagebeschluss: \"Allein der Erlass der Feststellung und die bislang fehlende Aufhebung der Verlustfeststellung sperren den Leistungsanspruch. Auf die Vollziehbarkeit oder Erledigung auf andere Weise f&#252;r die Zukunft kommt es nicht an (&#8230;). Schon die Verlustfeststellung wirkt der Verfestigung des Aufenthalts entgegen bzw. der Aufenthalt kann nicht mehr als verfestigt im Sinne des &#167; 7 Abs. 1 Satz 4, 1. Halbsatz SGB II angesehen werden (&#8230;). Da die Verlustfeststellung trotz der Klageerhebung wirksam ist, entfaltet sie Tatbestandswirkung und bindet Sozialleistungsbeh&#246;rden und Sozialgerichte.\" Ungeachtet der Frage, ob diese Ausf&#252;hrungen f&#252;r sich genommen ausreichend w&#228;ren, ist es in einem Verfahren nach Art. 100 Abs. 1 Satz 1 GG nicht Aufgabe des Bundesverfassungsgerichts, anhand der Erl&#228;uterungen des vorlegenden Gerichts zu anderen Regelungen eigenst&#228;ndig die komplexe fachrechtliche Interpretation der eigentlich zur Pr&#252;fung gestellten Regelung zu erarbeiten. Das gilt erst recht, wenn die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, wie hier, unter Zeitdruck zu treffen ist, weil den Antragstellern derzeit &#8210; nicht zuletzt wegen Verneinung eines H&#228;rtefalls (unten, cc) &#8210; existenzsichernde Leistungen verwehrt werden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_18\">18</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Das vorlegende Gericht macht indessen schon nicht hinreichend deutlich, warum es trotz der Klage gegen die Verlustfeststellung zwingend an der Anwendung der R&#252;ckausnahme nach &#167; 23 Abs. 3 Satz 7 SGB XII gehindert ist. Zu &#167; 23 Abs. 3 Satz 7 SGB XII konstatiert das vorlegende Gericht lediglich, ein solcher Anspruch bestehe wegen der Feststellung des Verlusts der Freiz&#252;gigkeit nicht. Es verweist dabei auf die Regelung in &#167; 7 Abs. 1 Satz 4 2. Halbsatz SGB II und \"Teil 1 II. 2. a)\" seiner Ausf&#252;hrungen. Auch dieser Verweis l&#228;sst sich nicht nachvollziehen, weil ein entsprechender Gliederungspunkt nicht existiert. Das vorlegende Gericht d&#252;rfte sich auf seine vorangehenden Ausf&#252;hrungen in Teil 1 II. 1. beziehen. Es legt aber auch in diesem Zusammenhang nicht hinreichend dar, inwiefern es an einer Auslegung des einfachen Rechts gehindert w&#228;re, nach der eine Verlustfeststellung (&#167; 5 Abs. 4 Satz 1 Freiz&#252;gG/EU) der R&#252;ckausnahme nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 4 SGB II beziehungsweise &#167; 23 Abs. 3 Satz 7 SBG XII bei Erf&#252;llung der F&#252;nfjahresfrist jedenfalls dann nicht entgegensteht, wenn die Verlustfeststellung nicht bestandskr&#228;ftig ist. Das Gericht stellt lediglich fest, dass sich im Gesetzestext (wohl des &#167; 7 SGB II) kein Anhaltspunkt daf&#252;r finde, dass nur die vollziehbare Verlustfeststellung die R&#252;ckausnahme des &#167; 7 Abs. 1 Satz 4 SGB II sperre und dass &#167; 7 Abs. 1 Satz 4 SGB II auf der Annahme eines verfestigten Inlandsaufenthaltes beruhe, eine solche Verfestigung aber bereits mit Erlass der Verlustfeststellung verhindert werde. Zur Begr&#252;ndung seiner Annahme der Verfassungswidrigkeit h&#228;tte das Gericht aber vielmehr gerade umgekehrt darlegen m&#252;ssen, was einer Gesetzesauslegung zwingend entgegensteht, nach der eine Verlustfeststellung die R&#252;ckausnahme des &#167; 7 Abs. 1 Satz 4 SGB II nicht sperrt, solange diese Verlustfeststellung nicht bestandskr&#228;ftig ist. Soweit das vorlegende Gericht sich an einer solchen Auslegung durch die von ihm angenommene, auch die Sozialgerichte bindende Tatbestandswirkung des Verwaltungsaktes &#252;ber die Verlustfeststellung gehindert sehen sollte, gen&#252;gen angesichts davon abweichender Rechtsprechung mehrerer Landessozialgerichte (vgl. nur Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 28. Mai 2019 - L 8 SO 109/19 B ER -, juris, Rn. 9 m.w.N.) die Ausf&#252;hrungen im Vorlagebeschluss nicht, um tragf&#228;hig zu belegen, dass &#167; 23 Abs. 3 Satz 7 SGB XII bereits bei nicht bestandskr&#228;ftiger Verlustfeststellung unanwendbar ist.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_19\">19</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>cc) Es kann danach offenbleiben, ob das vorlegende Gericht hinreichend deutlich gemacht hat, warum es an der Anwendung der H&#228;rtefallklausel des &#167; 23 Abs. 3 Satz 6 SGB XII gehindert ist. Es begr&#252;ndet, weshalb es die Auslegung des Landessozialgerichts Berlin-Brandenburg (Urteil vom 11. Juli 2019 - L 15 SO 181/18 -, juris; beim Bundessozialgericht anh&#228;ngiges Revisionsverfahren - B 8 SO 7/19 R -), im Fall fehlender vollziehbarer Ausreisepflicht generell von einem H&#228;rtefall auszugehen, als unzul&#228;ssige Auslegung ablehnt. Ob es dar&#252;ber hinaus h&#228;tte darlegen m&#252;ssen, inwiefern nicht im Einzelfall konkrete Bindungen an das Bundesgebiet &#8210; im Fall der Antragstellerin zu 1) etwa wegen ihres schwerbehinderten Sohnes, der in Deutschland in einer Werkstatt f&#252;r behinderte Menschen betreut wird &#8210; angesichts fehlender Vollziehbarkeit der Ausreisepflicht die Annahme einer besonderen H&#228;rte rechtfertigen k&#246;nnen, bedarf hier keiner abschlie&#223;enden Entscheidung.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_20\">20</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Diese Entscheidung ist unanfechtbar.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   "
}