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    "file_number": "VI ZR 63/19",
    "date": "2021-07-20",
    "created_date": "2021-09-01T10:00:16Z",
    "updated_date": "2021-09-01T10:10:18Z",
    "type": "Urteil",
    "ecli": "ECLI:DE:BGH:2021:200721UVIZR63.19.0",
    "content": "<h2>Tenor</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>Auf die Revision der Kl&#228;gerin wird das Urteil des 7. Zivilsenats des Oberlandesgerichts Celle vom 6. Februar 2019 aufgehoben.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>Die Sache wird zur neuen Verhandlung und Entscheidung, auch &#252;ber die Kosten des Revisionsverfahrens, an das Berufungsgericht zur&#252;ckverwiesen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>Von Rechts wegen</p>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   \n<h2>Tatbestand</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_1\">1</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Kl&#228;gerin macht gegen die Beklagte, eine Gesellschaft mit beschr&#228;nkter Haftung nach bulgarischem Recht mit Sitz in Sofia, Schadensersatzanspr&#252;che im Zusammenhang mit dem Kauf eines Kraftfahrzeugs geltend. Sie st&#252;tzt diese allein auf &#167; 823 Abs. 2 BGB in Verbindung mit &#167; 263 StGB.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_2\">2</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der in Deutschland ans&#228;ssigen Kl&#228;gerin war am 15. Februar 2016 auf eine in einer Internetplattform eingestellte Verkaufsanzeige (\"Inserat\") aufmerksam geworden, in welcher das Fahrzeug wie folgt angeboten wurde:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:36pt\">\"Keine Kratzer, keine Beulen, reines Sch&#246;nwetterfahrzeug in makellosem Bestzustand\" (&#8230;) \"Technisch und optisch sehr guter Zustand, ohne M&#228;ngel (&#8230;)\".</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_3\">3</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Verk&#228;uferin des Fahrzeugs war die Beklagte. Die Kl&#228;gerin nahm zun&#228;chst Kontakt mit dem Vertreter der Beklagten in Deutschland (im Folgenden: \"P.\") auf. Aufgrund eines Gespr&#228;chs mit P. &#252;berwies die Kl&#228;gerin am 18. Februar 2016 den gem&#228;&#223; einer Rechnung vom 18. Februar 2016 ausgewiesenen Verkaufspreis von knapp 60.000 &#8364; brutto an die Beklagte. In der in englischer Sprache abgefassten Rechnung werden die Beklagte als \"seller\" und die Kl&#228;gerin als \"buyer\" bezeichnet.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_4\">4</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Sodann begab sich der der bulgarischen Sprache nicht m&#228;chtige Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin vereinbarungsgem&#228;&#223; nach Sofia, um das Fahrzeug abzuholen. Dort fanden Gespr&#228;che statt, deren Inhalt im Einzelnen streitig ist. Unstreitig erfuhr der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer dort, dass das Fahrzeug in der Vergangenheit einmal gestohlen worden war. Au&#223;erdem wurde ein in bulgarischer Sprache abgefasster Kaufvertrag unterschrieben. In dem Kaufvertrag hei&#223;t es unter anderem, das Fahrzeug habe einen schweren Unfall erlitten und sei sp&#228;ter in einer freien, der Verk&#228;uferin nicht bekannten Werkstatt repariert worden. Die Reparatur entspreche nicht den gesetzlichen Vorschriften und es gebe daf&#252;r keine Dokumentation. Das Fahrzeug sei fahrbereit, habe aber viele technische Defekte, die der K&#228;uferin bekannt seien.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_5\">5</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Kl&#228;gerin behauptet, ihr sei der Inhalt des in Bulgarien unterzeichneten Kaufvertrags nicht mitgeteilt worden. Insbesondere sei ihr nicht gesagt worden, dass es sich um einen mit technischen M&#228;ngeln behafteten Unfallwagen handele. Erst bei der Nachuntersuchung in Deutschland habe sich herausgestellt, dass unter anderem die Airbags gefehlt h&#228;tten. Die Kl&#228;gerin hat das Fahrzeug f&#252;r 20.000 &#8364; weiterver&#228;u&#223;ert und nimmt die Beklagte mit ihrer Klage unter Anrechnung des Verkaufserl&#246;ses zuletzt noch auf Schadensersatz in H&#246;he von 38.443,31 &#8364; in Anspruch.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_6\">6</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Landgericht hat seine internationale Zust&#228;ndigkeit bejaht und unter Klageabweisung im &#220;brigen die Beklagte verurteilt, an die Kl&#228;gerin 36.620,02 &#8364; nebst Verzugszinsen zu zahlen. Auf die Berufung der Beklagten hat das Oberlandesgericht das landgerichtliche Urteil abge&#228;ndert, die Klage als unzul&#228;ssig abgewiesen und die Anschlussberufung der Kl&#228;gerin, mit der sie beantragt hat, die Beklagte zur Zahlung weiterer 2.956,54 &#8364; zu verurteilen, zur&#252;ckgewiesen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_7\">7</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Mit der vom Senat zugelassenen Revision verfolgt die Kl&#228;gerin ihre Anspr&#252;che weiter. Der Senat hat das Verfahren mit Beschluss vom 13. Oktober 2020 ausgesetzt und ein Vorabentscheidungsersuchen gem&#228;&#223; Art. 267 AEUV an den Gerichtshof der Europ&#228;ischen Union gerichtet. Nach dem Urteil des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union vom 24. November 2020 in der Rechtssache C-59/19 (NJW 2021, 144 - Wikingerhof) hat der Senat durch Beschluss vom 16. Februar 2021 sein Vorabentscheidungsersuchen zur&#252;ckgenommen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   \n<h2>Entscheidungsgründe</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>I.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_8\">8</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Berufungsgericht, dessen Urteil bei juris und unter BeckRS 2019, 14379 ver&#246;ffentlicht ist, hat zur Begr&#252;ndung seiner Entscheidung im Wesentlichen ausgef&#252;hrt:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_9\">9</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>F&#252;r die erhobene Klage sei die internationale Zust&#228;ndigkeit des angerufenen Gerichts nicht gegeben. Die Kl&#228;gerin st&#252;tze ihren Anspruch allein auf Delikt. Sie mache geltend, sie sei durch das Inserat in Deutschland get&#228;uscht worden. Dort sei auch der Schaden durch Bezahlung des Kaufpreises eingetreten. Grundlage des Schadens sei aber die Abweichung des vertraglichen Soll-Zustandes des Fahrzeugs vom Ist-Zustand. Der geltend gemachte Schadensersatzanspruch k&#246;nne daher nicht losgel&#246;st von der kaufvertraglichen Verpflichtung der Beklagten festgestellt und beurteilt werden. Kn&#252;pfe der Schaden aber an einen zugrundeliegenden Vertrag an, beurteile sich die Zust&#228;ndigkeit nicht nach Art. 7 Nr. 2 VO&#8239;(EU)&#8239;1215/2012 (Br&#252;ssel-Ia-VO), sondern nach Nummer 1 dieser Vorschrift. Danach sei die internationale Zust&#228;ndigkeit der bulgarischen Gerichte gegeben. In Bulgarien habe die Beklagte ihren Gesch&#228;ftssitz. Dort sei die Leistung auch bewirkt, n&#228;mlich das Fahrzeug &#252;bergeben worden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_10\">10</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Zust&#228;ndigkeit gem&#228;&#223; Art. 7 Nr. 2 VO (EU) 1215/2012 sei selbst dann nicht gegeben, wenn aufgrund der inhaltlich unrichtigen Beschreibung des Fahrzeugs im Inserat bereits ein vollendeter Betrug in Deutschland zu bejahen w&#228;re, wovon jedenfalls auf der Grundlage des kl&#228;gerischen Vortrags auszugehen sei. Auch dann k&#246;nne die Frage, ob der Kl&#228;gerin &#252;berhaupt ein Schaden entstanden sei, im Hinblick auf die Verteidigung der Beklagten, dem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Kl&#228;gerin sei in Bulgarien die vom Inserat abweichende Fahrzeughistorie offenbart und der Vertrag &#252;bersetzt worden, er habe aber das Fahrzeug gleichwohl entgegengenommen, nicht ohne Ankn&#252;pfung an die zivilvertragliche Rechtslage beurteilt werden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>II.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_11\">11</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Revision der Kl&#228;gerin hat Erfolg.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_12\">12</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Mit der Begr&#252;ndung des Berufungsgerichts kann nicht verneint werden, dass der Gerichtsstand der unerlaubten Handlung nach Art. 7 Nr. 2 VO (EU) 1215/2012 am Sitz der Kl&#228;gerin f&#252;r die Pr&#252;fung des Klagebegehrens gegeben ist.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_13\">13</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Mit der Klage verlangt die Kl&#228;gerin von der in Sofia ans&#228;ssigen Beklagten Schadensersatz mit der Begr&#252;ndung, die Kl&#228;gerin habe aufgrund vors&#228;tzlich falscher Angaben der Beklagten &#252;ber den Zustand eines Fahrzeugs in einem Inserat einen Kaufvertrag &#252;ber das Fahrzeug abgeschlossen und den vereinbarten Kaufpreis an die Beklagte &#252;berwiesen. Die Kl&#228;gerin st&#252;tzt den geltend gemachten Schadensersatzanspruch ausschlie&#223;lich auf einen Anspruch aus Delikt; sie beruft sich auf den Straftatbestand des Betrugs (&#167; 263 Abs. 1 StGB i.V.m. &#167; 823 Abs. 2 BGB).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_14\">14</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Damit macht sie einen Anspruch aus unerlaubter Handlung im Sinne des Art. 7 Nr. 2 VO (EU) 1215/2012 geltend.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_15\">15</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Ein Gerichtsstand gem&#228;&#223; Art. 7 Nr. 2 VO (EU) 1215/2012 an dem Ort, an dem das sch&#228;digende Ereignis eingetreten ist, ist gegeben, wenn Gegenstand des Verfahrens eine unerlaubte Handlung oder eine Handlung ist, die einer unerlaubten Handlung gleichgestellt ist, oder wenn Anspr&#252;che aus einer solchen Handlung den Gegenstand des Verfahrens bilden. Der Begriff der unerlaubten Handlung ist autonom auszulegen und zwar in der Hinsicht, dass er sich auf jede Klage bezieht, mit der eine Schadenshaftung des Beklagten geltend gemacht wird und die nicht an einen \"Vertrag\" im Sinne von Art. 7 Nr. 1 VO (EU) 1215/2012 ankn&#252;pft (vgl. EuGH, Urteile vom 27. September 1988 - Rs. 189/87, NJW 1988, 3088 Rn. 14 ff. - Kalfelis; vom 13. M&#228;rz 2014, C-548/12, NJW 2014, 1648 Rn. 20 - Brogsitter; vom 28. Januar 2015 - C-375/13, NJW 2015, 1581 Rn. 44 - Kolassa).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_16\">16</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Entgegen der Auffassung des Berufungsgerichts schlie&#223;t das Zustandekommen eines Kaufvertrags zwischen den Parteien die Qualifikation des Klagebegehrens als unerlaubte Handlung im Sinne des Art. 7 Nr. 2 VO (EU) 1215/2012 nicht aus.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_17\">17</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(1) Der Unionsgerichtshof hat mit Urteil vom 13. M&#228;rz 2014 (C-548/12, NJW 2014, 1648 Rn. 23 ff. - Brogsitter) entschieden, dass ein Anspruch aus unerlaubter Handlung dann als vertraglich im Sinne von Art. 7 Nr. 1 VO (EU) 1215/2012 einzustufen ist, wenn zwischen den Parteien des Rechtsstreits eine vertragliche Beziehung besteht und das vorgeworfene Verhalten als Versto&#223; gegen die vertraglichen Verpflichtungen angesehen werden kann. Dies ist grunds&#228;tzlich der Fall, wenn eine Auslegung des Vertrags zwischen den Parteien des Rechtsstreits unerl&#228;sslich erscheint, um zu kl&#228;ren, ob das der Beklagten von der Kl&#228;gerin vorgeworfene Verhalten zugleich rechtm&#228;&#223;ig oder widerrechtlich ist. Auf dieser Grundlage hat das Berufungsgericht im Streitfall angenommen, dass der Gerichtsstand der unerlaubten Handlung nach Art. 7 Nr. 2 VO (EU) 1215/2012 nicht eingreife, da das der Beklagten vorgeworfene Verhalten zugleich einen Versto&#223; gegen den zwischen den Parteien bestehenden Kaufvertrag darstelle.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_18\">18</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(2) Allerdings st&#252;tzt die Kl&#228;gerin ihre Klage nicht auf einen Versto&#223; gegen die vertraglichen Verpflichtungen eines zwischen den Parteien bestehenden Vertrages, sondern auf eine behauptete unerlaubte Handlung im Vorfeld des Vertragsschlusses, weshalb der Senat Zweifel hatte, ob der Gerichtsstand der unerlaubten Handlung in Deutschland mit dem Berufungsgericht verneint werden kann (vgl. BGH, Beschluss vom 13. Oktober 2020 - VI ZR 63/19, ZIP 2020, 2531 Rn. 16). Er hat dem Unionsgerichtshof die Frage vorgelegt, ob Art. 7 Nr. 1 Buchst. a und Nr. 2 VO (EU) 1215/2012 dahingehend auszulegen sind, dass der Gerichtsstand der unerlaubten Handlung f&#252;r eine auf Schadensersatz gerichtete Klage er&#246;ffnet ist, wenn der Kl&#228;ger durch arglistige T&#228;uschung zum Abschluss eines Kaufvertrags und zur Zahlung des Kaufpreises veranlasst worden ist.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_19\">19</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(3) Diese Frage ist durch das Urteil des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union vom 24. November 2020 (C-59/19, NJW 2021, 144 - Wikingerhof) nun gekl&#228;rt (acte &#233;clair&#233;, vgl. EuGH, Urteil vom 6. Oktober 1982 - Rs. 283/81, NJW 1983, 1257, 1258 - CILFIT; so auch Labont&#233;, IWRZ 2021, 39, 41).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_20\">20</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Nach dieser Entscheidung ist f&#252;r die Abgrenzung des besonderen Gerichtsstands des Art. 7 Nr. 2 VO (EU) 1215/2012 von dem besonderen Gerichtsstand des Art. 7 Nr. 1 VO (EU) 1215/2012 entscheidend, ob die Verpflichtung, die der Klage als Grundlage dient, vertraglicher Art ist oder eine unerlaubte Handlung zum Gegenstand hat (EuGH, Urteil vom 24. November 2020 - C-59/19, NJW 2021, 144 Rn. 31 - Wikingerhof). Es kommt darauf an, ob in diesem Sinn ein gesetzlicher Anspruch geltend gemacht wird, der unabh&#228;ngig von einem Vertragsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien besteht. Dies ist dann der Fall, wenn die Rechtm&#228;&#223;igkeit oder Rechtswidrigkeit der mit der Klage beanstandeten Handlung des Anspruchsgegners nicht vom Inhalt der beiderseitigen vertraglichen Rechte und Pflichten abh&#228;ngt, sondern hiervon unabh&#228;ngig nach Deliktsrecht zu beurteilen ist (vgl. BGH, Urteil vom 10. Februar 2021 - KZR 66/17, ZIP 2021, 1360 Rn. 11 - Wikingerhof/Booking.com; EuGH, Urteil vom 24. November 2020 - C-59/19, NJW 2021, 144 Rn. 32 f. - Wikingerhof).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_21\">21</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(4) Im Streitfall st&#252;tzt die Kl&#228;gerin ihre Klage nicht auf einen vertraglichen Anspruch, das hei&#223;t auf eine freiwillig eingegangene Verpflichtung aus einem zwischen den Parteien abgeschlossenen Kaufvertrag, sondern auf einen deliktischen Anspruch, also auf eine gesetzliche Verpflichtung. Es geht um den Vorwurf der arglistigen T&#228;uschung im Vorfeld des Vertragsschlusses und insoweit um den Versto&#223; gegen die jedermann treffende Pflicht, keine betr&#252;gerischen Verkaufsinserate zu schalten. Dies stellt eine unerlaubte Handlung dar und nicht die blo&#223;e Verletzung einer Pflicht aus einem abgeschlossenen Vertrag. Der Vertragsschluss ist nur insoweit von Bedeutung, als er Ziel und Folge der arglistigen T&#228;uschung ist. Die Rechtswidrigkeit des behaupteten Verhaltens ergibt sich aus &#167; 823 Abs. 2 BGB i.V.m. &#167; 263 Abs. 1 StGB und damit unmittelbar aus dem Gesetz (vgl. auch Spickhoff, NJW 2020, 3759 Rn. 16; Cranshaw, jurisPR-IWR 1/2021 Anm. 1).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_22\">22</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>cc) F&#252;r die Frage der internationalen Zust&#228;ndigkeit kommt es nicht darauf an, ob und mit welchem Inhalt eine weitere vertragliche Vereinbarung zwischen den Parteien &#252;ber den Zustand des Fahrzeugs in Sofia geschlossen wurde (vgl. auch Thode, jurisPR-BGHZivilR 26/2020 Anm. 1). Ein solcher Vertrag w&#252;rde die die Zust&#228;ndigkeit begr&#252;ndende unerlaubte Handlung nicht beseitigen. Er w&#228;re allein f&#252;r die Frage relevant, ob der durch die behauptete unerlaubte Handlung begr&#252;ndete Schadensersatzanspruch nachtr&#228;glich entfallen ist.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_23\">23</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Das Berufungsurteil war daher aufzuheben und die Sache zur neuen Verhandlung und Entscheidung an das Berufungsgericht zur&#252;ckzuverweisen (&#167; 562 Abs. 1, &#167; 563 Abs. 1 Satz 1 ZPO).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <table class=\"Rsp\">\n                  <tr>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Seiters&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">von Pentz&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Klein&#160;</p>\n                     </td>\n                  </tr>\n                  <tr>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Allgayer&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">Linder&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                     <td colspan=\"1\" rowspan=\"1\" valign=\"top\">\n                        <p style=\"text-align:left\">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p>\n                     </td>\n                  </tr>\n               </table>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p/>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   "
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