List view for cases

GET /api/cases/343532/
HTTP 200 OK
Allow: GET, PUT, PATCH, DELETE, HEAD, OPTIONS
Content-Type: application/json
Vary: Accept

{
    "id": 343532,
    "slug": "bverwg-2021-12-21-1-b-3521",
    "court": {
        "id": 5,
        "name": "Bundesverwaltungsgericht",
        "slug": "bverwg",
        "city": null,
        "state": 2,
        "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit",
        "level_of_appeal": "Bundesgericht"
    },
    "file_number": "1 B 35/21",
    "date": "2021-12-21",
    "created_date": "2022-02-24T11:00:04Z",
    "updated_date": "2022-02-24T11:05:27Z",
    "type": "Beschluss",
    "ecli": "ECLI:DE:BVerwG:2021:211221B1B35.21.0",
    "content": "<h2>Tenor</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>Die Beschwerde der Kl&#228;gerin gegen die Nichtzulassung der Revision in dem Beschluss des Oberverwaltungsgerichts f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 30. April 2021 wird zur&#252;ckgewiesen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Beschwerdeverfahrens.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   \n<h2>GrĂ¼nde</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_1\">1</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Beschwerde, mit der eine grunds&#228;tzliche Bedeutung der Rechtssache (&#167; 132 Abs. 2 Nr. 1 VwGO) geltend gemacht wird, hat keinen Erfolg.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_2\">2</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Eine Rechtssache hat grunds&#228;tzliche Bedeutung im Sinne von &#167; 132 Abs. 2 Nr. 1 VwGO, wenn sie eine abstrakte, in dem zu entscheidenden Fall erhebliche Frage des revisiblen Rechts mit einer &#252;ber den Einzelfall hinausgehenden allgemeinen Bedeutung aufwirft, die im Interesse der Einheitlichkeit der Rechtsprechung oder im Interesse der Rechtsfortbildung in einem Revisionsverfahren gekl&#228;rt werden muss. Diese Voraussetzungen sind nicht erf&#252;llt, wenn sich die aufgeworfene Frage im Revisionsverfahren nicht stellen w&#252;rde, wenn sie bereits gekl&#228;rt ist bzw. aufgrund des Gesetzeswortlauts mit Hilfe der &#252;blichen Regeln sachgerechter Auslegung und auf der Grundlage der einschl&#228;gigen Rechtsprechung ohne Durchf&#252;hrung eines Revisionsverfahrens beantwortet werden kann oder wenn sie einer abstrakten Kl&#228;rung nicht zug&#228;nglich ist (BVerwG, Beschl&#252;sse vom 1. April 2014 - 1 B 1.14 - juris Rn. 2 und vom 10. M&#228;rz 2015 - 1 B 7.15 - juris). Ist eine Rechtsfrage h&#246;chstrichterlich bereits gekl&#228;rt, kann sich weiterer Kl&#228;rungsbedarf ergeben, wenn neue Argumente ins Feld gef&#252;hrt werden k&#246;nnen, die das Bundesgericht zu einer &#220;berpr&#252;fung seiner Auffassung veranlassen k&#246;nnten (stRspr, vgl. BVerfG, Kammerbeschl&#252;sse vom 29. September 2010 - 1 BvR 2649/06 - juris Rn. 29, vom 8. Dezember 2010 - 1 BvR 381/10 -, vom 28. April 2011 - 1 BvR 3007/07 - und Beschluss vom 8. Juli 2021 - 1 BvR 2237/14, 1 BvR 2422/17 - juris Rn. 231).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_3\">3</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Nach diesen Grunds&#228;tzen ist die Revision nicht zuzulassen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_4\">4</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2.1 Die von der Beschwerde als rechtsgrunds&#228;tzlich aufgeworfene Frage,</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>\"ob der Fl&#252;chtlingsstatus nach &#167; 26 Abs. 3, 5 AsylG oder nach den Vorgaben der RL 2011/95/EU des Europ. Parlamentes und des Rates vom 13. Dezember 2011 &#252;ber Normen f&#252;r die Anerkennung von Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen als Personen mit Anspruch auf internationalen Schutz, f&#252;r einen einheitlichen Status f&#252;r Fl&#252;chtlinge oder f&#252;r Personen mit Anrecht auf subsidi&#228;ren Schutz und f&#252;r den Inhalt des zu gew&#228;hrenden Schutzes auch von einem Familienmitglied der Kernfamilie abgeleitet werden kann, das seinen Fl&#252;chtlingsstatus wiederum selbst nur in Form der Ableitung von einem anderen Mitglied der Kernfamilie erhalten hat (sog. 'Kettenableitung')\",</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>rechtfertigt die Zulassung der Revision nach &#167; 132 Abs. 2 Nr. 1 VwGO nicht, da sie sich auf der Grundlage des Gesetzeswortlauts mit Hilfe der &#252;blichen Regeln sachgerechter Interpretation und auf der Grundlage der entstandenen Rechtsprechung ohne Weiteres verneinend beantworten l&#228;sst; das umfangreiche Beschwerdevorbringen l&#228;sst auch unter Ber&#252;cksichtigung dessen, dass Art. 19 Abs. 4 GG eine Auslegung und Anwendung des Rechtsmittelzulassungsrechts verbietet, welche die Kl&#228;rungsbed&#252;rftigkeit einer Rechtsfrage in sachlich nicht mehr zu rechtfertigender Weise und damit objektiv willk&#252;rlich verneint und damit den Zugang zur Rechtsmittelinstanz sachwidrig erschwert, seinem sachlichen Gehalt nach keinen (hinreichenden) Grund f&#252;r eine revisionsgerichtliche Kl&#228;rung erkennen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_5\">5</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Gem&#228;&#223; &#167; 26 Abs. 5 Satz 1 AsylG ist auf Familienangeh&#246;rige im Sinne des &#167; 26 Abs. 1 bis 3 AsylG von international Schutzberechtigten &#167; 26 Abs. 1 bis 4 AsylG entsprechend anzuwenden. Nach &#167; 26 Abs. 5 Satz 2 Alt. 1 AsylG tritt an die Stelle der Asylberechtigung die Fl&#252;chtlingseigenschaft. Dementsprechend wird gem&#228;&#223; &#167; 26 Abs. 1 Satz 1 AsylG dem Ehegatten eines Fl&#252;chtlings und nach &#167; 26 Abs. 3 Satz 1 AsylG dem Elternteil eines minderj&#228;hrigen ledigen Fl&#252;chtlings unter den in dieser Bestimmung im Einzelnen bezeichneten Voraussetzungen auf Antrag die Fl&#252;chtlingseigenschaft zuerkannt. Nach &#167; 26 Abs. 4 Satz 2 AsylG gilt &#167; 26 Abs. 2 und 3 AsylG nicht f&#252;r Kinder eines Ausl&#228;nders, der selbst nach &#167; 26 Abs. 2 oder 3 AsylG als Fl&#252;chtling anerkannt worden ist. Danach k&#246;nnen Angeh&#246;rige der Kernfamilie Fl&#252;chtlingsschutz nur von einer Person ableiten, welcher die Fl&#252;chtlingseigenschaft wegen ihr selbst drohender Verfolgung (\"aus eigenem Recht\") und nicht ihrerseits kraft Ableitung zuerkannt worden ist. Wortlaut, Systematik, Entstehungsgeschichte sowie Sinn und Zweck des &#167; 26 AsylG best&#228;tigen dieses Ergebnis.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_6\">6</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Begriff des Asylberechtigten im Sinne des &#167; 26 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 3 Satz 1 AsylG stellt in &#167; 26 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 AsylG darauf ab, dass f&#252;r die Vermittlung des Familienasyls an einen \"Asylberechtigten\" anzukn&#252;pfen ist, der \"politisch verfolgt wird\". Dieser Begriff des Asylberechtigten liegt auch &#167; 26 Abs. 2 und Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 und 3 und Satz 2 AsylG zugrunde, soweit darin auf die Person Bezug genommen wird, von der der Schutz abgeleitet wird (so auch bereits zur fr&#252;heren Rechtslage BVerwG, Urteil vom 16. August 1993 - 9 C 7.93 - Buchholz 402.25 &#167; 1 AsylVfG Nr. 163 S. 390 f.). Dass &#167; 26 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 3 Satz 1 AsylG als Stammberechtigten allein eine Person erfasst, welcher die Fl&#252;chtlingseigenschaft oder der subsidi&#228;re Schutzstatus nicht ihrerseits kraft Ableitung zuerkannt worden ist, wird nach dem Sinn und Zweck der Regelung best&#228;tigt, nach dem die Erstreckung der Schutzberechtigung auf die Begr&#252;ndung eines einheitlichen Rechtsstatus innerhalb der Familie und auf die Schaffung eines gesicherten aufenthaltsrechtlichen Status f&#252;r die engsten Familienangeh&#246;rigen des Schutzberechtigten zielt. Sie tr&#228;gt damit der Tatsache Rechnung, dass bei Familienangeh&#246;rigen h&#228;ufig eine vergleichbare Bedrohungslage wie bei dem Schutzberechtigten selbst vorliegen wird (in diesem Sinne auch Erw&#228;gungsgrund 36 RL 2011/95/EU; vgl. auch BT-Drs. 17/13063 S. 21, BT-Drs. 15/420 S. 109 und BR-Drs. 22/03 S. 260 f.; ferner bereits BVerwG, Urteile vom 25. Juni 1991 - 9 C 48.91 - BVerwGE 88, 326 &lt;330&gt; und vom 16. August 1993 - 9 C 7.93 - Buchholz 402.25 &#167; 1 AsylVfG Nr. 163 S. 391; im Ergebnis ebenso Blechinger, in: Decker/Bader/Kothe, BeckOK Migrations- und Integrationsrecht, Stand 1. Mai 2021, &#167; 26 AsylG Rn. 56; Epple, in: Funke-Kaiser, Gemeinschaftskommentar zum Asylgesetz, Stand Oktober 2021, &#167; 26 AsylG Rn. 77; Hailbronner, in: Hailbronner, Ausl&#228;nderrecht, Stand Oktober 2021, &#167; 26 AsylG Rn. 39 f.; Schr&#246;der, in: Hofmann, Ausl&#228;nderrecht, 2. Aufl. 2016, &#167; 26 AsylVfG Rn. 30; Vogt/Nestler, in: Huber/Mantel, Aufenthaltsgesetz/Asylgesetz, 3. Aufl. 2021, &#167; 26 AsylG Rn. 3; G&#252;nther, in: Kluth/Heusch, BeckOK Ausl&#228;nderrecht, Stand 1. Oktober 2021, &#167; 26 AsylG Rn. 22 f. und 26; weitergehend Bergmann, in: Bergmann/Dienelt, Ausl&#228;nderrecht, 13. Aufl. 2020, &#167; 26 AsylG Rn. 7).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_7\">7</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Dass internationaler Familienschutz nur von einem \"aus eigenem Recht\" Schutzberechtigten abzuleiten ist, best&#228;tigt (lediglich klarstellend) &#167; 26 Abs. 4 Satz 2 AsylG, der an einen \"Ausl&#228;nder\" ankn&#252;pft, \"der selbst nach Absatz 2 oder Absatz 3 als Asylberechtigter anerkannt worden ist\". Die Regelung zielt eindeutig darauf, Ableitungsketten auszuschlie&#223;en, ohne Familienangeh&#246;rigen des Schutzberechtigten die M&#246;glichkeit zu nehmen, einen Asylantrag auf eigene Verfolgungsgr&#252;nde zu st&#252;tzen (BT-Drs. 17/13063 S. 21; in diesem Sinne auch OVG Schleswig, Beschluss vom 17. Februar 2021 - 5 LA 28/21 - juris Rn. 5; im Ergebnis ebenso VGH M&#252;nchen, Urteil vom 26. April 2018 - 20 B 18.30332 - juris Rn. 28 f.; OVG Hamburg, Beschluss vom 4. Mai 2021 - 6 Bf 313/20.AZ - InfAuslR 2021, 316 &lt;318 f.&gt;; OVG M&#252;nster, Urteil vom 24. Juni 2020 - 14 A 4681/19.A - juris Rn. 42 ff.; OVG Saarlouis, Urteil vom 21. M&#228;rz 2019 - 2 A 7/18 - juris Rn. 23).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_8\">8</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Der Ausschluss von \"Ableitungsketten\" steht auch im Einklang mit Verfassungs- und Unionsrecht.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_9\">9</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Weder aus Art. 16a Abs. 1 GG noch aus Art. 6 Abs. 1 GG kann abgeleitet werden, dass der Gesetzgeber verpflichtet ist, den Angeh&#246;rigen von Familienschutzberechtigten, die in ihrer Person keine politische Verfolgung erlitten haben und denen auch keine politische Verfolgung droht, den gleichen Status zuzubilligen wie dem Familienschutzberechtigten selbst (BVerwG, Urteil vom 7. M&#228;rz 1995 - 9 C 389.94 - Buchholz 402.25 &#167; 26 AsylVfG Nr. 2 S. 4 m.w.N.).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_10\">10</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Unionsrecht gebietet ebenfalls nicht, f&#252;r das sog. Familienasyl als Stammberechtigte Personen zuzulassen, die nicht aus eigenem Recht schutzberechtigt sind. Die Zuerkennung eines Schutzstatus, wie sie das sog. \"Familienasyl\" nach nationalem Recht in &#167; 26 AsylG unabh&#228;ngig von einer Verfolgung in eigener Person vorsieht, ist unionsrechtlich lediglich grunds&#228;tzlich nach Art. 3 RL 2011/95/EU m&#246;glich, aber nicht unionsrechtlich geboten (BVerwG, Urteil vom 25. November 2021 - 1 C 4.21 -).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_11\">11</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Allerdings dient &#167; 26 AsylG nach dem Willen des Gesetzgebers auch der unionsrechtlich &#252;berschie&#223;enden asylrechtlichen Umsetzung der Vorgaben des Art. 23 Abs. 2 RL 2011/95/EU (BVerwG, Urteil vom 17. November 2020 - 1 C 8.19 -, BVerwGE 170, 326 Rn. 26). Diese Regelung gibt den Mitgliedstaaten allein auf, ihr nationales Recht so anzupassen, dass die in Art. 2 Buchst. j RL 2011/95/EU aufgef&#252;hrten Familienangeh&#246;rigen des Schutzberechtigten bestimmte Vorteile genie&#223;en, die der in Art. 23 Abs. 1 RL 2011/95/EU vorgegebenen Aufrechterhaltung des Familienverbands dienen (EuGH, Urteile vom 4. Oktober 2018 - C-652/16 [ECLI:EU:C:2018:801], Ahmedbekova und Ahmedbekov - Rn. 67 f. und vom 9. November 2021 - C-91/20 [ECLI:EU:C:2021:898], LW - Rn. 36; BVerwG, Urteil vom 25. November 2021 - 1 C 4.21 - Rn. 14). &#167; 26 AsylG trifft im Einklang mit Art. 3 RL 2011/95/EU hierf&#252;r eine g&#252;nstigere nationale Regelung zur Entscheidung dar&#252;ber, wer als Fl&#252;chtling oder als Person gilt, die Anspruch auf subsidi&#228;ren Schutz hat (BVerwG, Urteil vom 25. November 2021 - 1 C 4.21 - Rn. 15 ff.). Der nationale Gesetzgeber kann indes in dem durch Art. 3 RL 2011/95/EU gezogenen Rahmen dar&#252;ber befinden, unter welchen Voraussetzungen er internationalen Familienschutz - unabh&#228;ngig von einer Verfolgung \"aus eigenem Recht\" - zuerkennt, um die Einheit der Kernfamilie des Fl&#252;chtlings durch die Herbeif&#252;hrung der Einheit des schutzrechtlichen Status zu realisieren; er ist namentlich unionsrechtlich (und auch nach Art. 3 Abs. 1 GG) nicht verpflichtet, internationalen Familienschutz unabh&#228;ngig von einer Verfolgung der stammberechtigten Personen aus eigenem Recht zuzuerkennen. Erf&#252;llt der Familienangeh&#246;rige diese Voraussetzungen nicht, so ist durch den nationalen Gesetzgeber lediglich im Ergebnis sicherzustellen, dass dieser die in den Art. 24 bis 35 RL 2011/95/EU genannten und in Art. 23 Abs. 2 RL 2011/95/EU gew&#228;hrleisteten Leistungen erh&#228;lt; dies kann auch ohne die Zuerkennung eines (abgeleiteten) Schutzstatus erfolgen. Anderes folgt auch nicht aus der von der Beschwerde herangezogenen Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union zum Schutz der Kernfamilie international Schutzberechtigter, die zu anderen Normen bzw. Fallkonstellationen ergangen ist und auch sonst keinen greifbaren Anhalt f&#252;r ein unionsrechtliches Gebot eines voraussetzungslosen Familienasyls enth&#228;lt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_12\">12</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Auch die Einwendungen der Beschwerde gegen die obergerichtliche Rechtsprechung, welche einhellig die Gew&#228;hrung von abgeleitetem Schutz nach &#167; 26 AsylG von einem Familienangeh&#246;rigen, der selbst nur &#252;ber &#167; 26 AsylG Schutz erhalten hat, &#252;ber den ausdr&#252;cklich geregelten Fall der Ableitung zugunsten eines Kindes hinaus auch f&#252;r andere Familienangeh&#246;rige ausschlie&#223;t, weisen auch in Ansehung vereinzelter abweichender erstinstanzgerichtlicher Judikate nicht auf - gar neuerlichen oder weitergehenden - revisionsgerichtlichen Kl&#228;rungsbedarf. Denn sie vernachl&#228;ssigen die vorstehenden Erkenntnisse; die Berufung auf eine Literaturmeinung (Berlit, Aktuelle Rechtsprechung zum Fl&#252;chtlingsrecht 2018/19, NVwZ-Extra 8/2020, 21) gr&#252;ndet auf einer klaren Fehlinterpretation des Rechtsprechungsberichts.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_13\">13</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2.2 Die Revision ist auch nicht im Hinblick auf die Frage zuzulassen,</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>\"ob es mit Art. 3 des Grundgesetzes bzw. den Vorgaben der RL 2011/95/EU des Europ. Parlaments und des Rates vom 13. Dezember 2011 &#252;ber Normen f&#252;r die Anerkennung von Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen als Personen mit Anspruch auf internationalen Schutz, f&#252;r einen einheitlichen Status f&#252;r Fl&#252;chtlinge und f&#252;r Personen mit Anrecht auf subsidi&#228;ren Schutz und f&#252;r den Inhalt des zu gew&#228;hrenden Schutzes zu vereinbaren ist, dass &#167; 26 Abs. 1 AsylG die Ableitung des Fl&#252;chtlingsschutzes f&#252;r den Ehegatten an eine Frist, dh. die Unverz&#252;glichkeit der Stellung des Schutzgesuchs kn&#252;pft, &#167; 26 Abs. 2 AsylG die Ableitung f&#252;r minderj&#228;hrige Mitglieder der Kernfamilie hingegen nicht bzw. dass der nationale Gesetzgeber die Ableitung des Fl&#252;chtlingsschutzes &#252;berhaupt unter die Voraussetzung der Unverz&#252;glichkeit der Antragstellung gestellt hat\".</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_14\">14</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Auch diese Frage l&#228;sst sich ohne Durchf&#252;hrung eines Revisionsverfahrens auf der Grundlage des Gesetzeswortlauts mit Hilfe der &#252;blichen Regeln sachgerechter Auslegung und auf der Grundlage der einschl&#228;gigen Rechtsprechung dahingehend beantworten, dass der Gesetzgeber weder verfassungs- noch unionsrechtlich gehindert war, die Gew&#228;hrung internationalen Familienschutzes in &#167; 26 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 Alt. 2 AsylG in Bezug auf Ehegatten und Lebenspartner eines Schutzberechtigten - anders in &#167; 26 Abs. 2 AsylG hinsichtlich dessen minderj&#228;hrigen ledigen Kindes - f&#252;r den Fall, dass jene nach der Anerkennung des Schutzberechtigten eingereist sind, von der unverz&#252;glichen Stellung des Asylantrags abh&#228;ngig zu machen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_15\">15</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Gem&#228;&#223; &#167; 26 Abs. 5 Satz 1 und 2 i.V.m. Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 AsylG wird dem Ehegatten oder dem Lebenspartner eines Fl&#252;chtlings die Fl&#252;chtlingseigenschaft zuerkannt, wenn er vor der Zuerkennung von dessen Fl&#252;chtlingseigenschaft eingereist ist oder er den Asylantrag unverz&#252;glich (vgl. hierzu BVerwG, Urteil vom 13. Mai 1997 - 9 C 35.96 - BVerwGE 104, 362 &lt;367&gt;) nach der Einreise gestellt hat. &#167; 26 Abs. 1 Nr. 3 AsylG ist dazu zu dienen bestimmt, den Zusammenhang zu dem Asylverfahren des Stammberechtigten klar- und sicherzustellen (Epple, in: Funke-Kaiser, Gemeinschaftskommentar zum Asylgesetz, Stand Oktober 2021, &#167; 26 AsylG Rn. 47; Hailbronner, in: Hailbronner, Ausl&#228;nderrecht, Stand Oktober 2021, &#167; 26 AsylG Rn. 53; G&#252;nther, in: Kluth/Heusch, BeckOK Ausl&#228;nderrecht, Stand 1. Oktober 2021, &#167; 26 AsylG Rn. 11; Marx, Asylgesetz, 10. Aufl. 2019, &#167; 26 Rn. 16). In der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ist gekl&#228;rt (vgl. BVerwG, Urteile vom 26. April 1988 - 9 C 28.86 - BVerwGE 79, 244 &lt;245 ff.&gt; und vom 21. Januar 1992 - 9 C 63.91 - BVerwGE 89, 309 &lt;312 f.&gt;), dass der Gesetzgeber berechtigt war, die Wahrung der Familieneinheit &#252;ber die statusrechtliche Zuerkennung von Familienschutz (anstelle des Aufenthaltsrechts) durch das Erfordernis einer \"unverz&#252;glichen Antragstellung\" mit dem Erfordernis des Bestehens eines auch zeitlichen Konnexes zu Verfolgung, Flucht und Schutzbegehren des Stammberechtigten zu verkn&#252;pfen. Insoweit durfte er es insbesondere dem nachtr&#228;glich einreisenden Ehegatten &#252;berlassen, ob er durch eine unverz&#252;gliche Antragstellung sein Begehren, die Familieneinheit auch statusrechtlich herzustellen und die Berufung auf das gemeinsame Verfolgungsschicksal zu betonen, in einen Zusammenhang zu dem Schutzbegehren des Stammberechtigten stellen will.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_16\">16</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Gebot einer auch \"unverz&#252;glichen\" Antragstellung durch den Ehegatten ist dabei Voraussetzung nur des von einer Verfolgung \"aus eigenem Recht\" unabh&#228;ngigen Familienasyls nach &#167; 26 AsylG. Unabh&#228;ngig davon kann der Ehegatte durch einen i.S.d. &#167; 26 Abs. 1 AsylG \"versp&#228;teten\" Asylantrag Schutzgr&#252;nde geltend machen, die an die eigene Person ankn&#252;pfen (und sei es im Wege einer an der Verfolgung eines Mitglieds der Kernfamilie ankn&#252;pfenden, \"sippenhaft&#228;hnlichen\" Verfolgung), um so eine Schutzposition nicht aus nach &#167; 26 AsylG abgeleitetem, sondern aus eigenem Recht zu erlangen. Der Ausschluss des Familienasyls nach nationalem Recht ber&#252;hrt nicht die unionsrechtlichen Voraussetzungen einer Schutzgew&#228;hr oder die hierauf bezogenen Verfahrensgarantien und l&#228;sst auch die unionsrechtlich aus Art. 23 Abs. 1 und 2 RL 2011/95/EU folgenden Anspr&#252;che und Rechte von Familienangeh&#246;rigen im Bundesgebiet unber&#252;hrt. Schon deswegen steht Unionsrecht dem Gebot unverz&#252;glicher Antragstellung nicht entgegen und greifen auch sonst die aus den Folgen der unverz&#252;glichen Antragstellung hiergegen hergeleiteten unionsrechtlichen Bedenken nicht durch.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_17\">17</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Dass &#167; 26 Abs. 2 AsylG ein &#167; 26 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 Alt. 2 AsylG entsprechendes Erfordernis einer unverz&#252;glichen Antragstellung nicht vorsieht, ist - ohne dass insoweit revisionsrechtlicher Kl&#228;rungsbedarf erkennbar ist - im Lichte von Art. 3 Abs. 1 GG schon wegen der besonderen Schutzbed&#252;rftigkeit von Kindern sachlich gerechtfertigt (zu Art. 3 Abs. 1 GG selbst und damit zur Ma&#223;stabsbildung wird Kl&#228;rungsbedarf schon nicht geltend gemacht). Unabh&#228;ngig davon folgt die Unterscheidung nach Art und Umfang der Logik der Entscheidung des Gesetzgebers, auch Kindern, die erst nach der Zuerkennung des internationalen Schutzes des Stammberechtigten geboren sind, im Hinblick auf einen einheitlichen Rechtsstatus der Familie internationalen Familienschutz nach &#167; 26 Abs. 2 AsylG zu gew&#228;hren (BT-Drs. 12/2718 S. 60; vgl. ferner BT-Drs. 15/420 S. 109). Muss das Kind des Stammberechtigten dessen Fluchtschicksal nicht geteilt haben, so bedarf es auch nicht der sich in &#167; 26 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 Alt. 2 AsylG widerspiegelnden N&#228;he zu dem Verfolgungsschicksal des schutzberechtigten Elternteils (so bereits VGH Mannheim, Urteil vom 16. Mai 2002 - A 13 S 1068/01 - InfAuslR 2002, 502 &lt;503&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_18\">18</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Art. 23 Abs. 2 RL 2011/95/EU steht der Differenzierung aus den unter 2.1 b) dargelegten Erw&#228;gungen nicht entgegen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_19\">19</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>3. Von einer weiteren Begr&#252;ndung sieht der Senat ab (&#167; 133 Abs. 5 Satz 2 Halbs. 2 VwGO).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_20\">20</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>4. Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO. Gerichtskosten werden gem&#228;&#223; &#167; 83b AsylG nicht erhoben. Der Gegenstandswert ergibt sich aus &#167; 30 Abs. 1 Satz 1 Halbs. 1 RVG. Gr&#252;nde f&#252;r eine Abweichung gem&#228;&#223; &#167; 30 Abs. 2 RVG liegen nicht vor.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   "
}