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    "file_number": "2 BvE 9/20",
    "date": "2022-03-22",
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    "type": "Beschluss",
    "ecli": "ECLI:DE:BVerfG:2022:es20220322.2bve000920",
    "content": "<h2>Tenor</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>Der Antrag wird verworfen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>Der Antrag der Antragstellerin auf Erstattung ihrer notwendigen Auslagen wird abgelehnt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   \n<h2>GrĂ¼nde</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h1>A.</h1>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_1\">1</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Antragstellerin wendet sich im Wege des Organstreits dagegen, dass keiner der von ihr vorgeschlagenen Abgeordneten zur Stellvertreterin oder zum Stellvertreter des Pr&#228;sidenten des 19. Deutschen Bundestages gew&#228;hlt worden ist und der Antragsgegner keine prozeduralen Vorkehrungen zum Schutz vor einer Nichtwahl aus sachwidrigen Gr&#252;nden geschaffen hat.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>I.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_2\">2</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. In seiner konstituierenden Sitzung am 24. Oktober 2017 beschloss der 19. Deutsche Bundestag mit den Stimmen der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP, DIE LINKE sowie B&#220;NDNIS 90/DIE GR&#220;NEN und gegen die Stimmen der Abgeordneten der Antragstellerin die Weitergeltung des bisherigen Gesch&#228;ftsordnungsrechts, hierunter auch &#167; 2 der Gesch&#228;ftsordnung des Deutschen Bundestages (im Folgenden: GO-BT). Dieser sieht f&#252;r die Wahl des Bundestagspr&#228;sidenten und seiner Stellvertreter (Vizepr&#228;sidenten), die gemeinsam das Pr&#228;sidium bilden und auch Mitglieder im &#196;ltestenrat sind, folgende Regelung vor:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(1) Der Bundestag w&#228;hlt mit verdeckten Stimmzetteln (&#167; 49) in besonderen Wahlhandlungen den Pr&#228;sidenten und seine Stellvertreter f&#252;r die Dauer der Wahlperiode. Jede Fraktion des Deutschen Bundestages ist durch mindestens einen Vizepr&#228;sidenten oder eine Vizepr&#228;sidentin im Pr&#228;sidium vertreten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(2) Gew&#228;hlt ist, wer die Stimmen der Mehrheit der Mitglieder des Bundestages erh&#228;lt. Ergibt sich im ersten Wahlgang keine Mehrheit, so k&#246;nnen f&#252;r einen zweiten Wahlgang neue Bewerber vorgeschlagen werden. Ergibt sich auch dann keine Mehrheit der Stimmen der Mitglieder des Bundestages, findet ein dritter Wahlgang statt. Bei nur einem Bewerber ist dieser gew&#228;hlt, wenn er die Mehrheit der abgegebenen Stimmen auf sich vereinigt. Bei mehreren Bewerbern kommen die beiden Bewerber mit den h&#246;chsten Stimmenzahlen in die engere Wahl; gew&#228;hlt ist, wer die meisten Stimmen auf sich vereinigt. Bei Stimmengleichheit entscheidet das Los durch die Hand des amtierenden Pr&#228;sidenten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(3) Weitere Wahlg&#228;nge mit einem im dritten Wahlgang erfolglosen Bewerber sind nur nach Vereinbarung im &#196;ltestenrat zul&#228;ssig. Werden nach erfolglosem Ablauf des Verfahrens nach Absatz 2 neue Bewerber vorgeschlagen, ist neu in das Wahlverfahren gem&#228;&#223; Absatz 2 einzutreten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_3\">3</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Auf Antrag aller Fraktionen legte der Bundestag in seiner konstituierenden Sitzung au&#223;erdem die Anzahl der Stellvertreter des Pr&#228;sidenten des Bundestages auf sechs fest. F&#252;r alle Fraktionen - bis auf die Antragstellerin - wurden in der konstituierenden Sitzung im ersten Wahlgang die vorgeschlagenen Kandidaten zu Stellvertretern und Stellvertreterinnen des Bundestagspr&#228;sidenten gew&#228;hlt. Der von der Antragstellerin zur Wahl vorgeschlagene Abgeordnete erhielt in keinem der drei Wahlg&#228;nge die nach &#167; 2 Abs. 2 GO-BT erforderliche Mehrheit.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_4\">4</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Im weiteren Verlauf der Legislaturperiode schlug die Antragstellerin zwischen November 2018 und Januar 2020 vier weitere Abgeordnete vor, die ebenfalls in keinem der jeweils durchgef&#252;hrten drei Wahlg&#228;nge, zuletzt am 7. Mai 2020, die erforderliche Mehrheit erzielten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_5\">5</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>3. Daraufhin brachten mehrere Abgeordnete der Antragstellerin einen Antrag zur \"Auslegung der Gesch&#228;ftsordnung des Deutschen Bundestages, hier: &#167; 2 Absatz 1 Satz 2 GO BT und &#167; 126 GO BT\" in den Ausschuss f&#252;r Wahlpr&#252;fung, Immunit&#228;t und Gesch&#228;ftsordnung ein. Gegenstand des Antrags war die in zw&#246;lf Einzelfragen untergliederte Frage, \"ob &#167; 2 GO-BT dahingehend auszulegen ist, dass die Abgeordneten des Bundestages verpflichtet [sind], einen Kandidaten der AfD-Fraktion als Vizepr&#228;sidenten zu w&#228;hlen und ob die AfD-Fraktion das Recht hat, nach mehreren erfolglosen Kandidaten einen Abgeordneten zum Vizepr&#228;sidenten zu ernennen\" (Ausschussdrucksache 19 - G - 51 vom 27. Oktober 2020).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_6\">6</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Ausschuss f&#252;r Wahlpr&#252;fung, Immunit&#228;t und Gesch&#228;ftsordnung behandelte den Antrag am 29. Oktober 2020. Nach einer Diskussion &#252;ber die Frage, ob &#167; 2 GO-BT einer Auslegung durch den Ausschuss &#252;berhaupt zug&#228;nglich sei, einigte sich die Mehrheit der Ausschussmitglieder darauf, den Antrag zur Kenntnis zu nehmen und nicht in der Sache zu entscheiden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_7\">7</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>4. Nach Einleitung des Organstreitverfahrens stellte die Antragstellerin einen weiteren ihrer Abgeordneten als Stellvertreter des Bundestagspr&#228;sidenten zur Wahl, der in den drei Wahlg&#228;ngen im November 2020, im April 2021 und im Juni 2021 nicht die erforderliche Mehrheit auf sich vereinen konnte.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_8\">8</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>5. Mehrere Abgeordnete der Antragstellerin brachten in das Plenum des Bundestages den Antrag ein, dem Ausschuss f&#252;r Wahlpr&#252;fung, Immunit&#228;t und Gesch&#228;ftsordnung aufzugeben, die zw&#246;lf von ihnen formulierten Fragen insbesondere zur Anwendung von &#167; 2 GO-BT \"auszulegen\" (BTDrucks 19/26228). Das Plenum &#252;berwies den Antrag am 28. Januar 2021 an den Ausschuss (vgl. Plenarprotokoll 19/206 der 206. Sitzung vom 28. Januar 2021, S. 25946D), der den Auslegungsantrag in seiner Sitzung vom 11. Februar 2021 zur Kenntnis nahm und in seiner Sitzung vom 25. Februar 2021 ablehnte.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>II.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_9\">9</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Mit ihrem im Organstreitverfahren erhobenen Antrag vom 4. November 2020 begehrt die Antragstellerin die Feststellung, dass der Antragsgegner sie in ihren Rechten aus Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG sowie in ihrem Recht auf faire und loyale Anwendung der Gesch&#228;ftsordnung und den Grundsatz der Organtreue dadurch verletzt habe, dass er alle bislang von ihr vorgeschlagenen Abgeordneten f&#252;r die Wahl einer Vizepr&#228;sidentin beziehungsweise eines Vizepr&#228;sidenten des Deutschen Bundestages mehrheitlich abgelehnt habe, ohne durch geeignete verfahrensm&#228;&#223;ige Vorkehrungen sicherzustellen, dass solche Ablehnungen nicht von sachwidrigen Gr&#252;nden bestimmt w&#252;rden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_10\">10</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Der Antrag sei zul&#228;ssig. Insbesondere sei die Antragstellerin antragsbefugt. Zwar begr&#252;nde die Gesch&#228;ftsordnung allein keine im Organstreitverfahren r&#252;gef&#228;higen Rechte. Ger&#252;gt werden k&#246;nnten aber Verst&#246;&#223;e gegen die Gesch&#228;ftsordnung, die zugleich von der Verfassung selbst einger&#228;umte Rechte beeintr&#228;chtigten, sowie eine Anwendung der Gesch&#228;ftsordnung, die sich nicht als gleichm&#228;&#223;ig, fair und loyal gegen&#252;ber den Abgeordneten, Gruppen und Fraktionen erweise.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_11\">11</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Der Antrag sei auch begr&#252;ndet. Die Antragstellerin sei in ihrem aus Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG folgenden Recht auf Gleichbehandlung der Fraktionen sowie in ihrem Recht auf faire und loyale Anwendung der Gesch&#228;ftsordnung verletzt. Zus&#228;tzlich ergebe sich eine wechselseitige R&#252;cksichtnahmepflicht aus dem Verfassungsgrundsatz der Organtreue.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_12\">12</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Die streng formal zu verstehende Chancengleichheit der Fraktionen komme &#252;berall zur Geltung, wo diesen durch Verfassung, Gesetz oder Gesch&#228;ftsordnung eigene Rechte einger&#228;umt w&#252;rden. Die Fraktionen m&#252;ssten nach dem Grundsatz der Spiegelbildlichkeit ihrem St&#228;rkeverh&#228;ltnis entsprechend in Aussch&#252;ssen und Parlamentsorganen vertreten sein. Eine Abweichung vom Grundsatz der Gleichbehandlung der Fraktionen m&#252;sse verfassungsrechtlich gerechtfertigt sein. Aus dem verfassungsrechtlichen Grundsatz der fairen und loyalen Anwendung der Gesch&#228;ftsordnung folge, dass sich eine illoyale und unsachgem&#228;&#223;e Behandlung aufgrund der Gesch&#228;ftsordnung als Rechtsverletzung darstelle, die in einem verfassungsgerichtlichen Verfahren beanstandet werden k&#246;nne. Eine Kooperationspflicht zwischen Parlamentsmehrheit und einer f&#252;r das Pr&#228;sidium vorschlagsberechtigten Oppositionsfraktion mit wechselseitigen R&#252;cksichtnahmepflichten ergebe sich zudem aus dem Verfassungsgrundsatz der Organtreue.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_13\">13</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Das formal gleiche Zugangsrecht gelte auch f&#252;r Gremien wie das Pr&#228;sidium und den &#196;ltestenrat, die in ihrer Ausgestaltung als Leitungs- und Verst&#228;ndigungsorgane des Bundestages von der Verfassung vorgesehene wichtige Parlamentsaufgaben erf&#252;llten. Auch wenn es sich nur um durch die Gesch&#228;ftsordnung des Bundestages konstituierte Einrichtungen handele, &#228;ndere dies nichts daran, dass der Status formaler Chancengleichheit als Ma&#223;stab auch dort zur Anwendung komme, wo die Rechtsposition zwar nicht verfassungsrechtlich konstituiert, wohl aber durch die Gesch&#228;ftsordnung des Bundestages einger&#228;umt sei. Dies sei bei der Besetzung des Pr&#228;sidiums und des &#196;ltestenrats der Fall (vgl. &#167; 2 Abs. 1 Satz 1 und Satz 2, Abs. 2, &#167; 6 Abs. 1 Satz 1 GO-BT).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_14\">14</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Ein Entsenderecht der Fraktionen sei verfassungsrechtlich zwar nicht zwingend geboten. Vielmehr k&#246;nne die Entsendung in ein Gremium vom Vertrauen der Mehrheit des Parlaments abh&#228;ngig gemacht werden. Da hierdurch das Recht auf chancengleiche Aus&#252;bung parlamentarischer Mitwirkungsm&#246;glichkeiten von Oppositionsfraktionen in die H&#228;nde der Mehrheit gelegt werde, komme eine solche Vorgehensweise aber nur in eng begrenzten Ausnahmef&#228;llen in Betracht.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_15\">15</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Werde die Bestellung eines Gremiums von einer Mehrheitswahl abh&#228;ngig gemacht, m&#252;sse daf&#252;r Sorge getragen werden, dass Kandidaten nicht aus sachwidrigen Gr&#252;nden abgelehnt w&#252;rden. Denn auch die Aus&#252;bung des Wahlrechts sei an den Grundsatz der formalen Chancengleichheit gebunden. Hiernach d&#252;rfe der Bundestag einen von der Fraktion vorgeschlagenen Abgeordneten nur dann ablehnen, wenn die Gr&#252;nde daf&#252;r in einer nach einschl&#228;gigen sachlichen Kriterien mangelnden Eignung l&#228;gen und das Auswahl- und Vorschlagsrecht der Fraktionen nicht durch eine sachwidrige politische Einsch&#228;tzung beeintr&#228;chtigt werde. Dies habe der Antragsgegner durch geeignete Vorkehrungen sicherzustellen. Er m&#252;sse verfassungswidrigen Blockaden durch eine oder mehrere Fraktionen oder eine Mehrheit der Abgeordneten durch ein formelles oder informelles Verfahren entgegenwirken. Diese Vorgaben seien hier nicht erf&#252;llt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>III.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_16\">16</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Antragsgegner h&#228;lt den Antrag f&#252;r unzul&#228;ssig, hilfsweise f&#252;r unbegr&#252;ndet.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_17\">17</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Der Antrag sei unzul&#228;ssig, da die Antragstellerin ihre Antragsbefugnis nicht hinreichend dargetan habe. Eine unmittelbar aus Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG folgende Handlungspflicht des Antragsgegners zur Unterbindung eines parlamentarischen Verhaltens seiner Mitglieder aus sachwidrigen Gr&#252;nden bestehe von vorneherein nicht. Eine Regelungspflicht dieser Art k&#228;me einer allgemeinen Verfassungsaufsicht oder einer Normenkontrolle des Parlamentsrechts gleich.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_18\">18</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Der Antrag erweise sich jedenfalls als unbegr&#252;ndet. Der Argumentation der Antragstellerin liege eine ausgeweitete und mit zus&#228;tzlichen Grunds&#228;tzen - unter anderem Organtreue, Rechtsstaatlichkeit, Demokratieprinzip, Fairnessgebot - erg&#228;nzte Auslegung von Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG zugrunde, die nicht geeignet sei, einen Verfassungsversto&#223; zu begr&#252;nden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_19\">19</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Gesch&#228;ftsordnung und die Praxis des Bundestages seien in besonderem Ma&#223;e vom Prinzip der Beteiligung aller Fraktionen bestimmt. F&#252;r die rechtsgleiche Beteiligung der Fraktionen im Pr&#228;sidium habe der Bundestag mit dem Grundmandat in &#167; 2 Abs. 1 Satz 2 GO-BT gesorgt. Dies ergebe sich allein aus dem Grundgesetz nicht. Nach Art. 40 Abs. 1 Satz 1 GG w&#228;hle der Bundestag die Stellvertreter des Pr&#228;sidenten, wobei weder die Gesamtzahl noch die Verteilung nach Fraktionen vorgegeben seien.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_20\">20</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Da die Antragstellerin selbst erkenne, dass Art. 40 Abs. 1 Satz 1 GG keinen Anspruch auf Vertretung im Pr&#228;sidium gew&#228;hre, versuche sie, &#252;ber den Zwischenschritt der Abgeordnetengleichheit aus Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG einen Anspruch auf gleiche Mitwirkung im Pr&#228;sidium zu begr&#252;nden. Der Forderung der Antragstellerin gegen&#252;ber dem Antragsgegner, Vorkehrungen gegen sachfremde Erw&#228;gungen bei der Wahl des Pr&#228;sidiums zu treffen, liege die fehlerhafte Pr&#228;misse zugrunde, die Wahl sei als Form der Besetzung des Pr&#228;sidiums verfassungsrechtlich nicht ganz legitim und werde dies erst, wenn sie durch zus&#228;tzliche Elemente modifiziert werde. Indes enthalte Art. 40 Abs. 1 Satz 1 GG den Anspruch der einzelnen Abgeordneten, die Mitglieder des Pr&#228;sidiums pers&#246;nlich zu w&#228;hlen. F&#252;r die Rechtfertigung einer Pr&#228;sidiumswahl unter zus&#228;tzlichen Bedingungen und Vorkehrungen verm&#246;ge die Antragstellerin keine hinreichenden Gesichtspunkte aufzuzeigen. Falls die Antragstellerin auf Fairness und Loyalit&#228;t poche, weil sie den Misserfolg ihrer Bewerber politisch als unfair empfinde, k&#246;nne sie damit keine Verletzung rechtlicher Verfahrensgebote geltend machen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>IV.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_21\">21</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Antragstellerin hat hierauf entgegnet, sich zu keinen weiteren Ausf&#252;hrungen veranlasst zu sehen. Verfahrensm&#228;&#223;ige Vorkehrungen, um durch ein formelles oder informelles Verst&#228;ndigungsverfahren sicherzustellen, dass das Recht auf Chancengleichheit bei der Wahl nicht aus sachwidrigen Gr&#252;nden beeintr&#228;chtigt werde, habe der Antragsgegner weiterhin nicht getroffen und auch den sechsten von der Antragstellerin vorgeschlagenen Kandidaten nicht zum Vizepr&#228;sidenten gew&#228;hlt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>V.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_22\">22</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Antrag ist gem&#228;&#223; &#167; 65 Abs. 2 BVerfGG dem Bundespr&#228;sidenten, der Bundesregierung und dem Bundesrat zugestellt worden. Der Bundesrat hat beschlossen, von einer &#196;u&#223;erung abzusehen. Auch die Bundesregierung hat auf eine Stellungnahme verzichtet.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>VI.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_23\">23</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Senat hat mit Beschluss vom 7. Juli 2021 den von der Antragstellerin beantragten Erlass einer einstweiligen Anordnung als unzul&#228;ssig verworfen, weil er auf Rechtsfolgen gerichtet war, die im Organstreitverfahren grunds&#228;tzlich nicht erreicht werden k&#246;nnen, und weil dar&#252;ber hinaus nicht hinreichend dargetan oder sonst ersichtlich war, dass der Erlass einer einstweiligen Anordnung zur Verhinderung schwerer Nachteile dringend geboten gewesen w&#228;re.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h1>B.</h1>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_24\">24</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Es kann dahinstehen, ob der Antrag in der Hauptsache insbesondere im Hinblick auf die Antragsbefugnis zul&#228;ssig ist. Der Antrag ist jedenfalls offensichtlich unbegr&#252;ndet im Sinne des &#167; 24 Satz 1 BVerfGG (vgl. BVerfGE 6, 7 &lt;11&gt;; 60, 243 &lt;246&gt;; 96, 1 &lt;5&gt;; 97, 350 &lt;368&gt;; 128, 278 &lt;280&gt;; 138, 125 &lt;133 Rn. 23&gt;). Die Begr&#252;ndetheit setzt eine Verletzung verfassungsm&#228;&#223;iger Rechte des Antragstellers durch den Antragsgegner voraus (I.). Eine solche liegt hier offensichtlich nicht vor. Der Antragsgegner hat die Antragstellerin nicht in ihrem Recht aus Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG verletzt (II.). Auf ein Recht auf effektive Opposition (III.) kann sich die Antragstellerin ebenso wenig berufen wie auf den Grundsatz der Organtreue (IV.).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>I.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_25\">25</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Bei dem Organstreit handelt es sich um eine kontradiktorische Parteistreitigkeit, dessen Kern die Durchsetzung von Rechten ist (vgl. BVerfGE 126, 55 &lt;67&gt;; 138, 256 &lt;258 f. Rn. 4&gt;; 150, 194 &lt;200 Rn. 18&gt;; 151, 191 &lt;198 Rn. 20&gt;; BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 2. M&#228;rz 2021 - 2 BvE 4/16 -, Rn. 57). Rechte im Sinne des &#167; 64 Abs. 1 BVerfGG sind dabei allein diejenigen Rechte, die dem Antragsteller oder dem Organ, dem er angeh&#246;rt, durch das Grundgesetz zur ausschlie&#223;lich eigenen Wahrnehmung oder zur Mitwirkung &#252;bertragen sind oder deren Beachtung erforderlich ist, um die Wahrnehmung ihrer verfassungsrechtlichen Kompetenzen und die G&#252;ltigkeit ihrer Akte zu gew&#228;hrleisten (vgl. BVerfGE 68, 1 &lt;73&gt;; 150, 194 &lt;201 Rn. 19&gt;; 151, 191 &lt;199 Rn. 21&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>II.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_26\">26</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Antragstellerin ist durch die Nichtwahl ihrer Fraktionsmitglieder als Stellvertreter und Stellvertreterinnen des Bundestagspr&#228;sidenten offensichtlich nicht in ihrem Recht aus Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG verletzt. Eine verfassungsrechtliche Verpflichtung des Antragsgegners, die in Art. 40 Abs. 1 Satz 1 GG vorgesehene Wahl des Bundestagspr&#228;sidenten und seiner Stellvertreter und Stellvertreterinnen mit prozeduralen Vorkehrungen zu versehen, um ein Wahlergebnis zugunsten der Antragstellerin zu f&#246;rdern, besteht nicht.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_27\">27</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Mitwirkungs- und Teilhaberecht der Antragstellerin aus Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG wird durch die in Art. 40 Abs. 1 Satz 1 GG vorgesehene Wahl der Stellvertreter des Bundestagspr&#228;sidenten und das freie Mandat der Abgeordneten aus Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG begrenzt. Es geht deshalb &#252;ber ein Vorschlagsrecht f&#252;r die Wahl im Rahmen des &#167; 2 Abs. 1 Satz 2 GO-BT sowie die Durchf&#252;hrung einer ordnungsgem&#228;&#223;en Wahl nicht hinaus (1.). Mit dieser Verfassungsrechtslage steht die Gesch&#228;ftsordnung des Deutschen Bundestages in Einklang (2.). Anhaltspunkte daf&#252;r, dass der Antragsgegner im vorliegenden Fall unter Versto&#223; gegen Verfassungsrecht das Vorschlagsrecht der Antragstellerin missachtet oder die Wahlen nicht ordnungsgem&#228;&#223; durchgef&#252;hrt h&#228;tte, bestehen nicht (3.).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_28\">28</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. a) Die Antragstellerin ist als Fraktion im Deutschen Bundestag ein Zusammenschluss von Abgeordneten, dessen Rechtsstellung - ebenso wie der Status der Abgeordneten - aus Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG abzuleiten ist (vgl. BVerfGE 70, 324 &lt;363&gt;; 112, 118 &lt;135&gt;; 135, 317 &lt;396 Rn. 153&gt;). Es gilt der Grundsatz der Gleichbehandlung der Fraktionen (vgl. BVerfGE 93, 195 &lt;204&gt;; 135, 317 &lt;396 Rn. 153&gt;; 154, 1 &lt;12 Rn. 29&gt;). Dementsprechend haben die Fraktionen gem&#228;&#223; Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG ein Recht auf formal gleiche Mitwirkung an der parlamentarischen Willensbildung (vgl. BVerfGE 84, 304 &lt;325&gt;; 96, 264 &lt;278&gt;; 112, 118 &lt;133&gt;; 135, 317 &lt;396 Rn. 153&gt;; 140, 115 &lt;151 Rn. 92&gt;; 154, 1 &lt;12 Rn. 29&gt;). Dieses Recht auf formale Gleichheit der Abgeordneten und ihrer Zusammenschl&#252;sse betrifft s&#228;mtliche Gegenst&#228;nde der parlamentarischen Willensbildung (vgl. umfassend BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 22. M&#228;rz 2022 - 2 BvE 2/20 -, Rn. 47 ff.). Es erstreckt sich nicht nur auf die T&#228;tigkeit des Parlaments als Organ der Gesetzgebung sowie der Kontrolle der Regierung und damit auf den Bereich der politisch-parlamentarischen Willensbildung im engeren Sinn. Vielmehr umfasst die gleiche Mitwirkungsbefugnis der Abgeordneten und daraus abgeleitet der Fraktionen aus Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG auch Entscheidungen &#252;ber die innere Organisation und die Arbeitsabl&#228;ufe des Deutschen Bundestages einschlie&#223;lich der Festlegung und Besetzung von Untergliederungen und Leitungs&#228;mtern (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 22. M&#228;rz 2022 - 2 BvE 2/20 -, Rn. 49, 51). Das Recht auf gleichberechtigte Mitwirkung der Abgeordneten beziehungsweise ihrer Zusammenschl&#252;sse gilt dem Grundsatz nach auch f&#252;r den Zugang zum Pr&#228;sidium des Deutschen Bundestages (&#167; 5 GO-BT).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_29\">29</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Die Reichweite dieses Mitwirkungsrechts wird jedoch durch die in Art. 40 Abs. 1 Satz 1 GG angeordnete Wahl des Bundestagspr&#228;sidenten und seiner Stellvertreter begrenzt. Das Recht zur gleichberechtigten Ber&#252;cksichtigung einer Fraktion bei der Besetzung des Pr&#228;sidiums steht insoweit unter dem Vorbehalt der Wahl durch die Abgeordneten und kann daher nur verwirklicht werden, wenn die von dieser Fraktion vorgeschlagenen Kandidaten und Kandidatinnen die erforderliche Mehrheit erreichen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_30\">30</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Nach Art. 40 Abs. 1 Satz 1 GG w&#228;hlt der Bundestag seinen Pr&#228;sidenten und dessen Stellvertreter. Das Grundgesetz sieht demnach ausdr&#252;cklich eine Wahl vor und gerade kein von einer Wahl losgel&#246;stes Besetzungsrecht der Fraktionen. Weitere ausdr&#252;ckliche verfassungsrechtliche Vorgaben f&#252;r diese Wahl bestehen nicht. Die Ausgestaltung des Wahlverfahrens stellt sich daher als eine innere Angelegenheit des Parlaments dar, die dieses im Rahmen der verfassungsm&#228;&#223;igen Ordnung autonom regeln kann (vgl. BVerfGE 80, 188 &lt;219&gt;; 102, 224 &lt;235 f.&gt;; 130, 318 &lt;348&gt;; BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 22. M&#228;rz 2022 - 2 BvE 2/20 -, Rn. 80).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_31\">31</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Dabei ist die Wahl nach Art. 40 Abs. 1 Satz 1 GG frei. Wahlen zeichnen sich gerade durch die Wahlfreiheit aus, wenngleich die W&#228;hlbarkeit von der Erf&#252;llung bestimmter Voraussetzungen abh&#228;ngen kann (vgl. BVerfGE 143, 22 &lt;33 Rn. 28&gt;). Der mit einer Wahl einhergehende legitimatorische Mehrwert k&#246;nnte nicht erreicht werden, wenn es eine Pflicht zur Wahl eines bestimmten Kandidaten oder einer bestimmten Kandidatin g&#228;be (vgl. BVerfGE 143, 22 &lt;33 Rn. 28&gt; f&#252;r die Wahl im Richterwahlausschuss gem&#228;&#223; Art. 95 Abs. 2 GG). Der Wahlakt unterliegt grunds&#228;tzlich keiner &#252;ber Verfahrensfehler hinausgehenden gerichtlichen Kontrolle, weswegen sein Ergebnis auch keiner Begr&#252;ndung oder Rechtfertigung bedarf (vgl. BVerfGE 143, 22 &lt;35 Rn. 34&gt; f&#252;r die Wahl im Richterwahlausschuss gem&#228;&#223; Art. 95 Abs. 2 GG).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_32\">32</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>cc) Die freie Wahl entspricht dem freien Mandat der Abgeordneten nach Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG und dem Demokratieprinzip nach Art. 20 Abs. 1 und Abs. 2 GG. Nach Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG &#252;ben die Abgeordneten des Bundestages ihr Mandat in Unabh&#228;ngigkeit aus, sind an Auftr&#228;ge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen (vgl. BVerfGE 76, 256 &lt;341&gt;; 118, 277 &lt;324&gt;; 134, 141 &lt;172 Rn. 93&gt;). Zu den Statusrechten des Abgeordneten geh&#246;rt auch das Stimmrecht (vgl. BVerfGE 10, 4 &lt;12&gt;; 70, 324 &lt;355&gt;; 130, 318 &lt;342&gt;; 140, 115 &lt;150 f. Rn. 92&gt;) und insbesondere das Recht, sich an Wahlen zu beteiligen (vgl. BVerfGE 80, 188 &lt;218&gt;; 130, 318 &lt;342&gt;; 140, 115 &lt;150 f. Rn. 92&gt;). Das freie Mandat der Abgeordneten manifestiert sich daher auch durch ihre freie Beteiligung an Wahlen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_33\">33</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Daher kommen keine Ma&#223;nahmen in Betracht, die dazu f&#252;hren w&#252;rden, dass einzelne Abgeordnete unmittelbar oder mittelbar verpflichtet w&#228;ren, ihre Wahlabsicht oder ihre Stimmabgabe offenzulegen oder zu begr&#252;nden (vgl. BVerfGE 143, 22 &lt;35 Rn. 34&gt;). Dies w&#228;re mit der durch das freie Mandat gew&#228;hrleisteten Wahlfreiheit nicht vereinbar. Vor diesem Hintergrund &#252;berzeugt auch die Auffassung nicht, dass sich aus dem Grundsatz der Chancengleichheit eine Verpflichtung des Parlaments ergeben k&#246;nne, die Gr&#252;nde f&#252;r die Ablehnung eines den Fraktionen zugewiesenen Wahlvorschlages darzulegen (so S&#228;chsischer VerfGH, Urteil vom 26. Januar 1996 - Vf. 15-I-95 -, S. 20).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_34\">34</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Es ist auch nicht ersichtlich, welche \"verfahrensm&#228;&#223;igen Vorkehrungen\" geeignet sein sollen sicherzustellen, dass die Ablehnung eines Kandidaten nicht aus sachwidrigen Gr&#252;nden erfolgt, ohne dadurch zugleich in die Wahlfreiheit der Abgeordneten einzugreifen. Demgegen&#252;ber kann auch nicht darauf verwiesen werden, dass es Aufgabe des Parlaments selbst sei, ein Verst&#228;ndigungsverfahren zu etablieren, das sicherstellt, dass das Recht auf Chancengleichheit der Fraktionen nicht ohne zwingenden Grund durch das Wahlverhalten der Mehrheit beseitigt wird (so aber S&#228;chsischer VerfGH, Urteil vom 26. Januar 1996 - Vf. 15-I-95 -, S. 20).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_35\">35</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>dd) Mit einer freien Wahl im Sinne des Art. 40 Abs. 1 Satz 1 GG w&#228;re es unvereinbar, wenn eine Fraktion das Recht auf ein bestimmtes Wahlergebnis h&#228;tte. K&#246;nnte eine Fraktion - mittels der von der Antragstellerin begehrten \"prozeduralen Vorkehrungen\" oder gar durch ein Besetzungsrecht - einen Vizepr&#228;sidenten oder eine Vizepr&#228;sidentin durchsetzen, w&#228;re die Wahl ihres Sinns entleert. Der Pr&#228;sident des Bundestages und seine Stellvertreter m&#252;ssen &#252;ber eine breite Vertrauensgrundlage im Parlament verf&#252;gen, die in der unmittelbar durch das Grundgesetz angeordneten Wahl des Pr&#228;sidiums durch die Abgeordneten ihren Ausdruck findet. Die in der Verfassung verankerte Vorgabe einer Wahl auch der Stellvertreter nach Art. 40 Abs. 1 Satz 1 GG sowie das bei dieser Wahl gesch&#252;tzte freie Mandat der Abgeordneten stehen deshalb einem Recht der Fraktion auf ein bestimmtes Wahlergebnis entgegen (vgl. Brocker, in: Bonner Kommentar zum Grundgesetz, Art. 40 Rn. 185 &lt;Sept. 2019&gt;; Lovens, ZParl 2008, S. 18 &lt;29&gt;; Ritzel/B&#252;cker/Schreiner, Handbuch f&#252;r die Parlamentarische Praxis, &#167; 2 I.2.b. &lt;Dez. 2008&gt;; a.A. Darsow, NVwZ 2019, S. 1013 &lt;1015&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_36\">36</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Ein Recht der Fraktionen aus Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG auf Steuerung und Einengung der Wahl nach Art. 40 Abs. 1 Satz 1 GG durch (von der Antragstellerin nicht weiter konkretisierte) \"prozedurale Vorkehrungen\" scheidet daher aus. Dies gilt erst recht f&#252;r verfahrensm&#228;&#223;ige Vorgaben, die geeignet w&#228;ren, die freie Wahl nach Art. 40 Abs. 1 Satz 1 GG in ein faktisches Besetzungsrecht der Fraktionen umschlagen zu lassen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_37\">37</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Anspruch einer Fraktion auf Mitwirkung und Gleichbehandlung mit den anderen Fraktionen bei der Besetzung des Pr&#228;sidiums aus Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG steht mit Blick auf Art. 40 Abs. 1 Satz 1 GG unter dem Vorbehalt der Wahl. Er ist darauf beschr&#228;nkt, dass eine Fraktion einen Kandidaten f&#252;r die Wahl vorschlagen kann und dass die freie Wahl ordnungsgem&#228;&#223; durchgef&#252;hrt wird. Gelingt die Wahl nicht, bleibt die Stellvertreterposition unbesetzt, solange nicht ein von der zu vertretenden Fraktion einzubringender neuer Personalvorschlag die erforderliche Mehrheit erreicht. Das in &#167; 2 Abs. 1 und Abs. 2 GO-BT vorgesehene Vorschlags- und Wahlrecht sichert hinreichend das Mitwirkungsrecht aus Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG und bringt dieses in einen angemessenen Ausgleich zu der verfassungsrechtlichen Vorgabe in Art. 40 Abs. 1 Satz 1 GG.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_38\">38</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Mit diesen verfassungsrechtlichen Vorgaben steht das Gesch&#228;ftsordnungsrecht des Deutschen Bundestages, das dem Grundgesetz im Rang nachgeht (vgl. BVerfGE 1, 144 &lt;148&gt;; 44, 308 &lt;315&gt;), in Einklang.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_39\">39</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Zwar sieht &#167; 2 Abs. 1 Satz 2 GO-BT die Besetzung des Pr&#228;sidiums mit mindestens einem Vizepr&#228;sidenten oder einer Vizepr&#228;sidentin aus jeder Fraktion vor. Das Grundmandat des &#167; 2 Abs. 1 Satz 2 GO-BT bezweckt die Repr&#228;sentation aller Fraktionen in den Leitungsstrukturen des Parlaments (vgl. Ritzel/B&#252;cker/Schreiner, Handbuch f&#252;r die Parlamentarische Praxis, &#167; 2 I.2.b. &lt;Dez. 2008&gt;). Allerdings steht diese Besetzung gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 1 Satz 1 GO-BT unter dem Vorbehalt einer Wahl durch die Mitglieder des Bundestages. Dabei sieht &#167; 2 Abs. 1 Satz 1 GO-BT keine inhaltlichen Vorkehrungen f&#252;r das Wahlverfahren vor. Das in &#167; 2 Abs. 1 Satz 2 GO-BT geregelte Grundmandat ist deshalb nicht als unbedingter, von der Wahl losgel&#246;ster Anspruch jeder Fraktion auf Stellung eines Vizepr&#228;sidenten ausgestaltet, sondern als Recht, einen Abgeordneten zur Wahl zu stellen. Dies bewegt sich innerhalb der verfassungsrechtlichen Grenzen, die Art. 40 Abs. 1 Satz 1 GG dem Mitwirkungs- und Teilhaberecht der Fraktion aus Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG zieht. Die Praxis des Antragsgegners, &#252;ber die Wahlvorschl&#228;ge der Antragstellerin im Rahmen einer freien Wahl abzustimmen, entspricht daher einer Auslegung seiner Gesch&#228;ftsordnung (vgl. zu dem Kontrollma&#223;stab daf&#252;r BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 22. M&#228;rz 2022 - 2 BvE 2/20 -, Rn. 60 f. m.w.N.), die die verfassungsrechtlichen Vorgaben wahrt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_40\">40</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>3. Im vorliegenden Verfahren bestehen schlie&#223;lich auch keine Anhaltspunkte f&#252;r einen nicht ordnungsgem&#228;&#223;en Ablauf der Wahlen. Die Wahlen sind auf die Antr&#228;ge der Antragstellerin hin anberaumt und entsprechend den aus &#167; 2 GO-BT folgenden Vorgaben durchgef&#252;hrt worden. Insbesondere liegen keine Hinweise darauf vor, dass die nach &#167; 2 Abs. 1 Satz 1 GO-BT verdeckte Stimmabgabe oder die in &#167; 2 Abs. 2 GO-BT festgesetzte Anzahl der Wahlg&#228;nge und Wahlquoren missachtet worden w&#228;ren. Ein verfassungswidriger Ablauf der Wahlen kann hiernach ausgeschlossen werden. Der Misserfolg der Kandidaten der Antragstellerin vermag die Annahme eines Verfahrensfehlers nicht zu begr&#252;nden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>III.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_41\">41</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Ebenso scheidet die Verletzung eines Rechts auf effektive Opposition offensichtlich aus.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_42\">42</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Grundgesetz enth&#228;lt zwar einen durch die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts konkretisierten allgemeinen verfassungsrechtlichen Grundsatz effektiver Opposition (vgl. BVerfGE 142, 25 &lt;55 ff. Rn. 85 ff.&gt;). Die Verfassung begr&#252;ndet jedoch weder explizit spezifische Oppositionsfraktionsrechte noch l&#228;sst sich ein Gebot der Schaffung solcher Rechte aus dem Grundgesetz ableiten. &#220;berdies erkennt die Verfassung Oppositionsfraktionen nicht als spezifische Rechtstr&#228;ger an. Einer Einf&#252;hrung spezifischer Oppositionsfraktionsrechte steht Art. 38 Abs. 1 Satz 2 GG entgegen (vgl. BVerfGE 142, 25 &lt;60 Rn. 95&gt;). Die Ausgestaltung von Rechten der parlamentarischen Opposition vollzieht sich innerhalb der Ordnung des Grundgesetzes vielmehr &#252;ber die Rechte der parlamentarischen Minderheiten. Den ihnen etwa in Art. 23 Abs. 1a Satz 2, Art. 39 Abs. 3 Satz 3, Art. 44 Abs. 1 Satz 1, Art. 45a Abs. 2 Satz 2 oder Art. 93 Abs. 1 Nr. 2 GG zugewiesenen Rechten kommt daher f&#252;r das der parlamentarischen Opposition zur Verf&#252;gung stehende Instrumentarium zentrale Bedeutung zu (vgl. BVerfGE 142, 25 &lt;58 Rn. 92&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_43\">43</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der verfassungsrechtliche Schutz der Minderheit geht nicht dahin, diese vor Sachentscheidungen der Mehrheit und den Ergebnissen freier Wahlen zu bewahren (vgl. BVerfGE 70, 324 &lt;363&gt;). Hinzu kommt, dass die Mitglieder des Pr&#228;sidiums und des &#196;ltestenrats zur unparteiischen Amtsf&#252;hrung verpflichtet sind (vgl. BVerfGE 80, 188 &lt;227&gt;; vgl. auch &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 GO-BT). Im &#220;brigen haben der Bundestagspr&#228;sident und im Vertretungsfall seine Stellvertreter ihr Amt mit gr&#246;&#223;tm&#246;glicher parteipolitischer Zur&#252;ckhaltung wahrzunehmen (vgl. Schliesky, in: v. Mangoldt/ Klein/Starck, GG, 7. Aufl. 2018, Art. 40 Rn. 8). Die Pflicht der Amtstr&#228;gerinnen und Amtstr&#228;ger zur unparteiischen Gesch&#228;ftsf&#252;hrung schlie&#223;t ein Opponieren aus dem Amt heraus gerade aus.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>IV.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_44\">44</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Auch &#252;ber den von der Antragstellerin angef&#252;hrten Grundsatz der Organtreue l&#228;sst sich im Hinblick auf das hier streitgegenst&#228;ndliche Amt des Bundestagsvizepr&#228;sidenten keine Rechtsposition begr&#252;nden, auf die sich die Antragstellerin gegen&#252;ber dem Antragsgegner im Organstreit berufen k&#246;nnte.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_45\">45</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Beziehung zwischen dem Bundestag und den Fraktionen ist in der Gesch&#228;ftsordnung unter Beachtung der verfassungsrechtlichen Vorgaben im Einzelnen ausgeformt. Der Umgang miteinander richtet sich nach deren Vorschriften in Ansehung des Grundsatzes der fairen und loyalen Anwendung der Gesch&#228;ftsordnung (vgl. BVerfGE 1, 144 &lt;149&gt;; 80, 188 &lt;229&gt;; 84, 304 &lt;332&gt;; 96, 264 &lt;285&gt;; 154, 1 &lt;13 Rn. 29&gt;; BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 22. M&#228;rz 2022 - 2 BvE 2/20 -, Rn. 61, 92). Es bestehen keine Hinweise auf eine gleichheitswidrige Handhabung des Vorschlagsrechts der Antragstellerin oder auf eine unfaire oder illoyale Durchf&#252;hrung der Wahlvorg&#228;nge und damit auch keine Anhaltspunkte f&#252;r eine verfassungswidrige Auslegung und Anwendung des &#167; 2 Abs. 1 und Abs. 2 GO-BT durch den Antragsgegner. F&#252;r eine weitergehende Anwendung des Grundsatzes der Organtreue ist daneben kein Raum.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h1>C.</h1>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_46\">46</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Antrag auf Erstattung der notwendigen Auslagen ist abzulehnen. Die Auslagenerstattung richtet sich im Organstreitverfahren nach &#167; 34a Abs. 3 BVerfGG. Sie kommt nur ausnahmsweise in Betracht, wenn besondere Billigkeitsgr&#252;nde vorliegen (vgl. BVerfGE 96, 66 &lt;67&gt;; 150, 194 &lt;203 Rn. 29&gt;; 154, 320 &lt;353 Rn. 97&gt;). Solche Gr&#252;nde sind hier nicht ersichtlich.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   "
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