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    "file_number": "2 BvR 2735/14",
    "date": "2015-12-15",
    "created_date": "2018-11-03T00:30:05Z",
    "updated_date": "2020-12-10T15:18:50Z",
    "type": "Beschluss",
    "ecli": "ECLI:DE:BVerfG:2015:rs20151215.2bvr273514",
    "content": "<h2>Tenor</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>1. Der Beschluss des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf vom 7. November 2014 - III - 3 Ausl 108/14 - verletzt den Beschwerdef&#252;hrer in seinem Grundrecht aus Artikel 1 Absatz 1 des Grundgesetzes, soweit er die Auslieferung des Beschwerdef&#252;hrers f&#252;r zul&#228;ssig erkl&#228;rt; er wird in diesem Umfang aufgehoben. Damit wird der Beschluss des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf vom 27. November 2014 - III - 3 Ausl 108/14 - gegenstandslos.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>2. Die Sache wird an das Oberlandesgericht D&#252;sseldorf zur&#252;ckverwiesen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>3. Das Land Nordrhein-Westfalen hat dem Beschwerdef&#252;hrer seine notwendigen Auslagen zu erstatten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   \n<h2>GrĂ¼nde</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>A.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_1\">1</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Verfassungsbeschwerde betrifft die Auslieferung des Beschwerdef&#252;hrers nach Italien auf der Grundlage eines Europ&#228;ischen Haftbefehls, der zur Vollstreckung eines in Abwesenheit des Beschwerdef&#252;hrers ergangenen Strafurteils erlassen wurde.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>I.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_2\">2</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Der Beschwerdef&#252;hrer ist Staatsangeh&#246;riger der Vereinigten Staaten von Amerika. Mit rechtskr&#228;ftigem Urteil der <em>Corte di Appello</em> von Florenz aus dem Jahr 1992 wurde er in Abwesenheit wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung sowie der Einfuhr und des Besitzes von Kokain zu einer Freiheitsstrafe von 30 Jahren verurteilt. Im Jahr 2014 wurde er aufgrund eines Auslieferungsersuchens der Italienischen Republik, das sich auf einen Europ&#228;ischen Haftbefehl der Generalstaatsanwaltschaft bei der <em>Corte di Appello</em> von Florenz aus demselben Jahr st&#252;tzt, in Deutschland festgenommen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_3\">3</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Mit dem Europ&#228;ischen Haftbefehl wird die Auslieferung des Beschwerdef&#252;hrers zur Vollstreckung der gegen ihn verh&#228;ngten Freiheitsstrafe begehrt. Aus dem Europ&#228;ischen Haftbefehl geht hervor, dass dem Beschwerdef&#252;hrer das zugrunde liegende Urteil aus dem Jahr 1992 nicht pers&#246;nlich zugestellt wurde. Das Formblatt zum Europ&#228;ischen Haftbefehl lautet insoweit:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">d) Geben Sie an, ob die Person zu der Verhandlung, die zu der Entscheidung gef&#252;hrt hat, pers&#246;nlich erschienen ist:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">1. <strong>&#9633;</strong> Ja, die Person ist zu der Verhandlung, die zu der Entscheidung gef&#252;hrt hat, pers&#246;nlich erschienen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">2. <strong>&#9633;</strong> Nein, die Person ist zu der Verhandlung, die zur Entscheidung gef&#252;hrt hat, nicht pers&#246;nlich erschienen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">3. Bitte geben Sie zu der unter Nummer 2 angekreuzten M&#246;glichkeit an, dass eine der folgenden M&#246;glichkeiten zutrifft:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">&#8230;</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">\n                  <strong>&#9633;</strong> 3.4 der Person wurde die Entscheidung nicht pers&#246;nlich zugestellt, aber</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">- sie wird die Entscheidung unverz&#252;glich nach der &#220;bergabe zugestellt erhalten, und</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">- sie wird bei der Zustellung der Entscheidung ausdr&#252;cklich von ihrem Recht auf Wiederaufnahme des Verfahrens oder auf ein Berufungsverfahren in Kenntnis gesetzt werden, an dem die Person teilnehmen kann und bei dem der Sachverhalt, einschlie&#223;lich neuer Beweismittel, erneut gepr&#252;ft werden und die urspr&#252;nglich ergangene Entscheidung aufgehoben werden kann, und</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">- sie wird von der Frist in Kenntnis gesetzt werden, &#252;ber die sie verf&#252;gt, um eine Wiederaufnahme des Verfahrens bzw. ein Berufungsverfahren zu beantragen, die &#8230; Tage betr&#228;gt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_4\">4</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Punkt 3.4 hatte die Generalstaatsanwaltschaft Florenz angekreuzt. Punkt 2, wonach die ersuchende Beh&#246;rde best&#228;tigt, dass die auszuliefernde Person zu der Verhandlung, die zu der Entscheidung gef&#252;hrt hat, nicht pers&#246;nlich erschienen ist, lie&#223; sie hingegen offen. Die L&#228;nge der in Punkt 3.4 des Formblatts zum Europ&#228;ischen Haftbefehl genannten Antragsfrist gab die Generalstaatsanwaltschaft Florenz ebenfalls nicht an.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_5\">5</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Buchstabe d, Punkt 3.4 des Formblatts zum Europ&#228;ischen Haftbefehl geht auf Art. 4a Abs. 1 Buchstabe d Rahmenbeschluss 2002/584/JI des Rates vom 13. Juni 2002 &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl und die &#220;bergabeverfahren zwischen den Mitgliedstaaten (ABl EU Nr. L 190 vom 18. Juli 2002, S. 1) in der durch den Rahmenbeschluss 2009/299/JI des Rates vom 26. Februar 2009 (ABl EU Nr. L 81 vom 27. M&#228;rz 2009, S. 24) ge&#228;nderten Fassung (im Folgenden: Rahmenbeschluss &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl bzw. RbEuHb) zur&#252;ck. Art. 4a Abs. 1 RbEuHb lautet:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">Entscheidungen, die im Anschluss an eine Verhandlung ergangen sind, zu der die Person nicht pers&#246;nlich erschienen ist</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(1) Die vollstreckende Justizbeh&#246;rde kann die Vollstreckung eines zur Vollstreckung einer Freiheitsstrafe oder freiheitsentziehenden Ma&#223;regel der Sicherung ausgestellten Europ&#228;ischen Haftbefehls auch verweigern, wenn die Person nicht pers&#246;nlich zu der Verhandlung erschienen ist, die zu der Entscheidung gef&#252;hrt hat, es sei denn, aus dem Europ&#228;ischen Haftbefehl geht hervor, dass die Person im Einklang mit den weiteren verfahrensrechtlichen Vorschriften des einzelstaatlichen Rechts des Ausstellungsmitgliedstaats</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">a) rechtzeitig</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">i) entweder pers&#246;nlich vorgeladen wurde und dabei von dem vorgesehenen Termin und Ort der Verhandlung in Kenntnis gesetzt wurde, die zu der Entscheidung gef&#252;hrt hat, oder auf andere Weise tats&#228;chlich offiziell von dem vorgesehenen Termin und Ort dieser Verhandlung in Kenntnis gesetzt wurde, und zwar auf eine Weise, dass zweifelsfrei nachgewiesen wurde, dass sie von der anberaumten Verhandlung Kenntnis hatte,</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">und</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">ii) davon in Kenntnis gesetzt wurde, dass eine Entscheidung auch dann ergehen kann, wenn sie zu der Verhandlung nicht erscheint;</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">oder</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">b) in Kenntnis der anberaumten Verhandlung ein Mandat an einen Rechtsbeistand, der entweder von der betroffenen Person oder vom Staat bestellt wurde, erteilt hat, sie bei der Verhandlung zu verteidigen, und bei der Verhandlung von diesem Rechtsbeistand tats&#228;chlich verteidigt worden ist;</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">oder</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">c) nachdem ihr die Entscheidung zugestellt und sie ausdr&#252;cklich von ihrem Recht auf Wiederaufnahme des Verfahrens oder auf ein Berufungsverfahren in Kenntnis gesetzt worden ist, an dem die Person teilnehmen kann und bei dem der Sachverhalt, einschlie&#223;lich neuer Beweismittel, erneut gepr&#252;ft werden und die urspr&#252;nglich ergangene Entscheidung aufgehoben werden kann:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">i) ausdr&#252;cklich erkl&#228;rt hat, dass sie die Entscheidung nicht anficht;</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">oder</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">ii) innerhalb der geltenden Frist keine Wiederaufnahme des Verfahrens bzw. kein Berufungsverfahren beantragt hat;</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">oder</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">d) die Entscheidung nicht pers&#246;nlich zugestellt erhalten hat, aber</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">i) sie unverz&#252;glich nach der &#220;bergabe pers&#246;nlich zugestellt erhalten wird und ausdr&#252;cklich von ihrem Recht auf Wiederaufnahme des Verfahrens oder auf ein Berufungsverfahren in Kenntnis gesetzt werden wird, an dem die Person teilnehmen kann und bei dem der Sachverhalt, einschlie&#223;lich neuer Beweismittel, erneut gepr&#252;ft werden und die urspr&#252;nglich ergangene Entscheidung aufgehoben werden kann</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">und</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">ii) von der Frist in Kenntnis gesetzt werden wird, &#252;ber die sie gem&#228;&#223; dem einschl&#228;gigen Europ&#228;ischen Haftbefehl verf&#252;gt, um eine Wiederaufnahme des Verfahrens bzw. ein Berufungsverfahren zu beantragen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_6\">6</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Italien hat eine nach Artikel 8 Absatz 3 des Rahmenbeschlusses 2009/299/JI zul&#228;ssige Erkl&#228;rung abgegeben (ABl &lt;EU&gt; Nr. L 97 vom 16. April 2009, S. 26), infolge derer der Rahmenbeschluss sp&#228;testens ab dem 1. Januar 2014 Anwendung findet auf die Anerkennung und Durchf&#252;hrung von Entscheidungen der zust&#228;ndigen italienischen Beh&#246;rden, die im Anschluss an eine Verhandlung ergangen sind, bei der die betroffene Person nicht anwesend war.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_7\">7</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Die f&#252;r die Vollstreckung eines Europ&#228;ischen Haftbefehls ma&#223;geblichen nationalen Vorschriften finden sich im Gesetz &#252;ber die internationale Rechtshilfe in Strafsachen - IRG - (BGBl I 1982 S. 2071). In der hier anwendbaren Fassung des Gesetzes vom 20. Juli 2006 (BGBl I S. 1721) lauteten &#167; 73 und &#167; 83:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">&#167; 73 Grenze der Rechtshilfe</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">Die Leistung von Rechtshilfe sowie die Daten&#252;bermittlung ohne Ersuchen ist unzul&#228;ssig, wenn sie wesentlichen Grunds&#228;tzen der deutschen Rechtsordnung widersprechen w&#252;rde. Bei Ersuchen nach dem Achten, Neunten und Zehnten Teil ist die Leistung von Rechtshilfe unzul&#228;ssig, wenn die Erledigung zu den in Artikel 6 des Vertrages &#252;ber die Europ&#228;ische Union enthaltenen Grunds&#228;tzen im Widerspruch st&#252;nde.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">&#167; 83 Erg&#228;nzende Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzungen</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">Die Auslieferung ist nicht zul&#228;ssig, wenn</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">&#8230;</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">3. bei Ersuchen zur Vollstreckung das dem Ersuchen zugrunde liegende Urteil in Abwesenheit des Verfolgten ergangen ist und der Verfolgte zu dem Termin nicht pers&#246;nlich geladen oder nicht auf andere Weise von dem Termin, der zu dem Abwesenheitsurteil gef&#252;hrt hat, unterrichtet worden war, es sei denn, dass der Verfolgte in Kenntnis des gegen ihn gerichteten Verfahrens, an dem ein Verteidiger beteiligt war, eine pers&#246;nliche Ladung durch Flucht verhindert hat oder ihm nach seiner &#220;berstellung das Recht auf ein neues Gerichtsverfahren, in dem der gegen ihn erhobene Vorwurf umfassend &#252;berpr&#252;ft wird, und auf Anwesenheit bei der Gerichtsverhandlung einger&#228;umt wird &#8230; .</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_8\">8</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>d) Mit Beschluss vom 14. August 2014 entschied das Oberlandesgericht D&#252;sseldorf, dass mit Blick auf das Vorliegen eines Abwesenheitsurteils die sich aus &#167; 83 Nr. 3 IRG ergebenden Voraussetzungen derzeit nicht feststellbar seien.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_9\">9</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Aus den Angaben der italienischen Beh&#246;rden folge nicht mit der erforderlichen Sicherheit, dass der Beschwerdef&#252;hrer nach seiner &#220;berstellung die rechtliche und tats&#228;chliche M&#246;glichkeit habe, nachtr&#228;glich eine umfassende gerichtliche &#220;berpr&#252;fung der in seiner Abwesenheit erfolgten Verurteilung im Sinne einer neuen tats&#228;chlichen &#220;berpr&#252;fung der Feststellungen zum Schuldvorwurf und der erkannten Rechtsfolge zu erreichen. Dem Europ&#228;ischen Haftbefehl lasse sich nicht entnehmen, dass der Beschwerdef&#252;hrer dies durch einen einfachen Rechtsbehelf erreichen k&#246;nne, der nicht an besondere Voraussetzungen gekn&#252;pft sei und der ihm keine Beweislast auferlege. Die Wiederaufnahme des Verfahrens gem&#228;&#223; Art. 630 ff. CPP (Codice di procedura penale - italienische Strafprozessordnung) sei als au&#223;erordentlicher Rechtsbehelf ein Instrument mit Ausnahmecharakter und als solches an streng geregelte Wiederaufnahmegr&#252;nde - insbesondere das Vorliegen neuer Beweise - gebunden. Das Oberlandesgericht forderte von den italienischen Beh&#246;rden deshalb erg&#228;nzende Ausk&#252;nfte zur tats&#228;chlichen Kenntnis des Beschwerdef&#252;hrers vom Verhandlungstermin und seiner anwaltlichen Vertretung sowie eine Zusicherung, dass ihm nach seiner &#220;berstellung vorbehaltlos das Recht auf ein neues Gerichtsverfahren in seiner Anwesenheit einger&#228;umt werde, in dem der gegen ihn erhobene Vorwurf umfassend gepr&#252;ft werde.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_10\">10</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Mit Schreiben vom 7. Oktober 2014 teilte die Generalstaatsanwaltschaft Florenz mit, dass nach Art. 175 CPP der Verurteilte innerhalb von drei&#223;ig Tagen die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand der Rechtsmittelfrist beantragen k&#246;nne, welche im Fall der Auslieferung aus dem Ausland mit dem Datum der &#220;berstellung beginne. &#220;ber diesen Antrag werde der Richter entscheiden, der bei Antragstellung t&#228;tig sei, im Falle einer Verurteilung der Richter, der f&#252;r die Rechtsmitteleinlegung zust&#228;ndig sei. Gegen die Anordnung, die den Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zur&#252;ckweise, k&#246;nne Kassationsbeschwerde eingelegt werden. Ferner hei&#223;t es (zitiert nach der im Ausgangsverfahren in Auftrag gegebenen &#220;bersetzung):</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">Falls dem Antrag stattgegeben wird, muss erneut eine Hauptverhandlung gegen den Verurteilten stattfinden, welcher erneut durch Anordnung geladen wird. Dem Verurteilten wird sein Verteidigungsrecht ohne Vorbehalt zugesichert.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_11\">11</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Au&#223;erdem f&#252;gte die Generalstaatsanwaltschaft den Wortlaut des Art. 175 CPP in der Fassung des Gesetzes Nr. 60 vom 22. April 2005, also in der vor der Strafprozessreform aus dem Jahr 2014 geltenden Fassung, bei. Dieser lautet auszugsweise (zitiert nach der im Ausgangsverfahren in Auftrag gegebenen &#220;bersetzung):</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">2. Falls ein Vers&#228;umnisurteil oder ein Strafbefehl erlassen wurde, wird der Verurteilte auf seinen Antrag in die Rechtmittelfristen oder Einspruchsfristen wiedereingesetzt, es sei denn, dass dieser in Kenntnis des Verfahrens oder der Verf&#252;gung war und freiwillig auf Einspruch oder Rechtsmittel verzichtet hat. Zu diesem Zwecke wird die Justizbeh&#246;rde jede erforderliche Pr&#252;fung vornehmen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_12\">12</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>&#220;ber die Kenntnis des Beschwerdef&#252;hrers vom Verhandlungstermin und seine anwaltliche Vertretung gab die Generalstaatsanwaltschaft Florenz keine n&#228;heren Ausk&#252;nfte.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_13\">13</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>e) Mit Schriftsatz vom 21. Oktober 2014 machte der Beschwerdef&#252;hrer geltend, er sei in Abwesenheit und ohne seine Kenntnis verurteilt worden. Ferner trug er unter Berufung auf deutschsprachige Literatur vor, die Wiedereinsetzung zur Einlegung eines Rechtsmittels stehe einem Recht auf das entzogene erstinstanzliche Verfahren nicht gleich. Die \"versp&#228;tete\" Berufung gen&#252;ge wegen der beschr&#228;nkten Pr&#252;fungskompetenz grunds&#228;tzlich nicht den Anforderungen an eine nachtr&#228;gliche Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs. Im Regelfall finde in der Hauptverhandlung keine erneute Beweisaufnahme statt. Es handele sich um ein reines Aktenverfahren, in dem eine Beweisaufnahme nur in Ausnahmef&#228;llen m&#246;glich sei. Nach aktueller Gesetzeslage sei eine erneute Beweisaufnahme im Falle einer Abwesenheitsverurteilung nicht vorgesehen. Der Beschwerdef&#252;hrer teilte dem Oberlandesgericht den Inhalt des einschl&#228;gigen Art. 603 CPP in italienischer und deutscher Sprache mit. Dieser ist in seinen Abs&#228;tzen 1 bis 3 seit seinem Inkrafttreten 1988 unver&#228;ndert und lautet (Italienische Strafproze&#223;ordnung, Zweisprachige Ausgabe, Bauer/K&#246;nig/Kreuzer/Riz/Zanon, 1991):</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">1. Hat eine Partei in der Berufungsschrift oder in den gem&#228;&#223; Artikel 585 Absatz 4 hinterlegten Gr&#252;nden die neuerliche Aufnahme von Beweisen, die bereits im Verfahren erster Instanz aufgenommen worden sind, oder die Aufnahme neuer Beweise beantragt, so ordnet das Gericht, wenn es der Ansicht ist, dass es auf Grund der Aktenlage nicht entscheiden kann, die Erneuerung des Beweisverfahrens in der Hauptverhandlung an.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">2. Sind die neuen Beweise erst nach dem Verfahren erster Instanz entstanden oder aufgefunden worden, so ordnet das Gericht in den in Artikel 495 Absatz 1 vorgesehenen Grenzen die Erneuerung des Beweisverfahrens in der Hauptverhandlung an.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">3. Die Erneuerung des Beweisverfahrens in der Hauptverhandlung wird von Amts wegen angeordnet, wenn das Gericht sie f&#252;r unumg&#228;nglich notwendig erachtet (604 Abs. 6).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_14\">14</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Beschwerdef&#252;hrer machte geltend, nach dem m&#246;glicherweise anwendbaren (mittlerweile allerdings durch Gesetz vom 28. April 2014 abgeschafften) Art. 603 Abs. 4 CPP 1988 werde eine neue Gerichtsverhandlung nur durchgef&#252;hrt, wenn der Verurteilte nachweise, dass er von dem gegen ihn gef&#252;hrten Verfahren in keiner Weise und zu keinem Zeitpunkt Kenntnis gehabt und diesen Umstand auch nicht zu vertreten habe. Der Beschwerdef&#252;hrer teilte auch den Inhalt von Art. 603 Abs. 4 CPP 1988 in italienischer und deutscher Sprache mit. Dieser lautet (Italienische Strafproze&#223;ordnung, Zweisprachige Ausgabe, Bauer/K&#246;nig/Kreuzer/Riz/Zanon, 1991):</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">4. Das Gericht ordnet au&#223;erdem die Erneuerung des Beweisverfahrens in der Hauptverhandlung an, wenn der in erster Instanz s&#228;umige Angeklagte einen entsprechenden Antrag stellt und den Beweis erbringt, dass er wegen Zufalls, wegen h&#246;herer Gewalt oder deswegen, weil er keine Kenntnis vom Ladungsdekret erhalten hatte, nicht erscheinen konnte, freilich vorausgesetzt, dass dieser Umstand im gegebenen Fall nicht auf sein Verschulden zur&#252;ckzuf&#252;hren ist oder dass er sich, wenn die Ladung zum Verfahren erster Instanz durch Aush&#228;ndigung an den Verteidiger in den in Artikeln 159, 161, Absatz 4, und 169 vorgesehenen F&#228;llen erfolgt ist, nicht willentlich der Kenntnisnahme von den Verfahrenshandlungen entzogen hat.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_15\">15</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die in Art. 603 Abs. 4 CPP 1988 geregelte Beweis- und Darlegungslast sei identisch mit der Regelung in den fr&#252;heren (vor 2005 geltenden) Fassungen des Art. 175 Abs. 2 CPP. Diese h&#228;tten dem Verurteilten die Beweis- und Darlegungslast hinsichtlich seiner Nichtkenntnis &#252;ber das Verfahren auferlegt, was nach der einhelligen Rechtsprechung der Oberlandesgerichte ein Auslieferungshindernis begr&#252;ndet habe. Es liege nahe, dass Art. 603 Abs. 4 CPP 1988 auf ihn anwendbar sei, weil nach einer Entscheidung der italienischen <em>Corte di Cassazione</em> vom 17. Juli 2014 (No. 36848) auf Abwesenheitsverfahren, die vor Inkrafttreten des Gesetzes vom 28. April 2014 durchgef&#252;hrt worden seien, die alte Rechtslage Anwendung finde. Die Entscheidung der <em>Corte di Cassazione</em> teilte der Beschwerdef&#252;hrer dem Oberlandesgericht im Wortlaut mit. Dass Art. 603 Abs. 4 CPP 1988 auf ihn anwendbar sei, werde auch dadurch belegt, dass die Generalstaatsanwaltschaft Florenz den Wortlaut des Art. 175 CPP in der vor der Strafprozessreform des Jahres 2014 geltenden Fassung von 2005 &#252;bersandt habe.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_16\">16</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>f) Mit dem angegriffenen Beschluss vom 7. November 2014 erkl&#228;rte das Oberlandesgericht die Auslieferung f&#252;r zul&#228;ssig. &#167; 83 Nr. 3 IRG stehe ihr nicht entgegen. Nach den erg&#228;nzenden Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Florenz vom 7. Oktober 2014 gehe der Senat davon aus, dass der Beschwerdef&#252;hrer nach seiner &#220;berstellung das Recht auf ein neues Gerichtsverfahren habe, in dem der gegen ihn erhobene Vorwurf umfassend &#252;berpr&#252;ft werde und in dem ihm auch ein Recht auf Anwesenheit zustehe. Eine solche &#220;berpr&#252;fung des Anklagevorwurfs sei durch den Rechtsbehelf der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nach Art. 175 CPP in der dort mitgeteilten Fassung gew&#228;hrleistet. Danach werde der Verurteilte \"auf seinen Antrag in die Rechtsmittel- oder Einspruchsfristen wieder eingesetzt, es sei denn, dass dieser in Kenntnis des Verfahrens oder der Verf&#252;gung\" gewesen sei \"und freiwillig auf den Einspruch oder Rechtsmittel verzichtet\" habe.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_17\">17</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Es sei davon auszugehen, dass dem Beschwerdef&#252;hrer ein tats&#228;chlich wirksamer, von seinem Antrag abh&#228;ngiger und nicht im Ermessen der italienischen Justizbeh&#246;rden stehender Rechtsbehelf auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zur Verf&#252;gung stehe. Zugleich sei eine umfassende &#220;berpr&#252;fung des Abwesenheitsurteils gew&#228;hrleistet. Offen bleiben k&#246;nne, ob diese Pr&#252;fung im Rahmen einer Berufungshauptverhandlung oder in einem neuen erstinstanzlichen Verfahren stattfinde. Es sei schon fraglich, ob der Einwand des Beschwerdef&#252;hrers, das Berufungsverfahren nach italienischem Recht biete keine umfassende &#220;berpr&#252;fung im Sinne des &#167; 83 Nr. 3 IRG, &#252;berhaupt durchgreifen k&#246;nne. Selbst wenn - wie vom Beschwerdef&#252;hrer vorgetragen - im Rahmen des italienischen Berufungsverfahrens (\"appello\", Art. 593 ff. CPP) in der Hauptverhandlung im Regelfall keine erneute Beweisaufnahme stattfinde, so handele es sich doch um ein Rechtsmittel, mit dem sowohl die Tat- als auch die Rechtsfrage der erneuten Pr&#252;fung unterworfen w&#252;rden (unter Verweis auf Maiwald, Einf&#252;hrung in das italienische Strafrecht und Strafprozessrecht, 2009, S. 237). Daraus ergebe sich, dass in der Sache eine umfassende tats&#228;chliche und rechtliche &#220;berpr&#252;fung des Abwesenheitsurteils stattfinde, in deren Rahmen eine erneute Beweisaufnahme \"jedenfalls nicht ausgeschlossen\" sei.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_18\">18</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Ein solches Verfahren gen&#252;ge den Anforderungen des &#167; 83 Nr. 3 IRG. Die Vorschrift gehe auf Art. 5 Nr. 1 RbEuHb (in der Fassung vom 13. Juni 2002, ABl EU Nr. L 190 vom 18. Juli 2002, S. 1) zur&#252;ck. Bei dessen Umsetzung in deutsches Recht seien (zwar) die Voraussetzungen, unter denen ein Abwesenheitsurteil Grundlage der Auslieferung sein k&#246;nne, an die von Rechtsprechung und Schrifttum zu &#167; 73 IRG entwickelten Grunds&#228;tze angen&#228;hert worden. Aus den zu &#167; 73 IRG entwickelten Grunds&#228;tzen ergebe sich indes kein Anspruch auf ein neues Gerichtsverfahren im Sinne einer vollst&#228;ndigen ersten Tatsachen- und Rechtsinstanz. Vielmehr reiche die M&#246;glichkeit, sich nach Erlangung der Kenntnis von dem Urteil rechtliches Geh&#246;r verschaffen und wirksam verteidigen zu k&#246;nnen. Dass mit der Einf&#252;hrung von &#167; 83 Nr. 3 IRG eine Anhebung des zu &#167; 73 IRG entwickelten Standards habe verbunden werden sollen, sei nicht ersichtlich.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_19\">19</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Unabh&#228;ngig von diesen allgemeinen Erw&#228;gungen ergebe sich f&#252;r den vorliegenden Fall auch aus dem Antwortschreiben der Generalstaatsanwaltschaft Florenz vom 7. Oktober 2014 hinreichend deutlich, dass der Vorwurf gegen den Beschwerdef&#252;hrer in einem neuen Gerichtsverfahren umfassend &#252;berpr&#252;ft werde. Nach diesem Schreiben bestehe im Falle der Wiedereinsetzung ausdr&#252;cklich ein Anspruch auf eine neue Hauptverhandlung und eine erneute Ladung; auch werde dem Beschwerdef&#252;hrer sein Verteidigungsrecht ohne Vorbehalt zugesichert. Auf die Frage, ob dieser gegebenenfalls einen Anspruch auf Nichtigkeitsfeststellung und/oder auf eine Wiederaufnahme gem&#228;&#223; Art. 603 Abs. 4 CPP habe, komme es nach alledem nicht mehr an. Die Einholung eines Rechtsgutachtens zur aktuellen Rechtslage in Italien sei nicht erforderlich gewesen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_20\">20</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. a) Mit Gegenvorstellung vom 13. November 2014 machte der Beschwerdef&#252;hrer geltend, mit der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nach Art. 175 CPP k&#246;nne er nach italienischem Strafprozessrecht &#252;berhaupt nur erreichen, in die Rechtsmittelfrist einer Berufung eingesetzt zu werden. Das ergebe sich bereits aus dem Schreiben der Generalstaatsanwaltschaft Florenz vom 7. Oktober 2014. Soweit die Generalstaatsanwaltschaft vortrage, es werde erneut eine Hauptverhandlung gegen den Verurteilten stattfinden, k&#246;nne damit nur die Durchf&#252;hrung einer Berufungshauptverhandlung (Art. 593 ff. CPP) gemeint sein, da Art. 175 CPP lediglich die Wiedereinsetzung in eine Rechtsmittelfrist der Berufung erm&#246;gliche. Das Recht, Fragen an Belastungszeugen zu stellen oder stellen zu lassen oder die Ladung und Vernehmung von Entlastungszeugen unter denselben Bedingungen zu erwirken, wie sie f&#252;r Belastungszeugen gelten, h&#228;tte der Beschwerdef&#252;hrer nach italienischem Strafprozessrecht nur ganz ausnahmsweise, da er die Beweislast daf&#252;r trage, dass er von dem damaligen Verfahren keine Kenntnis gehabt habe. Ob eine erneute Beweisaufnahme stattfinde oder nicht, stehe zudem im Ermessen des Richters.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_21\">21</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Mit Beschluss vom 27. November 2014 wies das Oberlandesgericht die Gegenvorstellung des Beschwerdef&#252;hrers als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck. Der Senat halte an seiner Auffassung fest, dass dem Beschwerdef&#252;hrer bereits mit der - effektiv gegebenen - M&#246;glichkeit einer Wiedereinsetzung in die Rechtsmittelfrist des italienischen Berufungsverfahrens die M&#246;glichkeit einer umfassenden &#220;berpr&#252;fung des gegen ihn gerichteten Vorwurfs im Sinne von &#167; 83 Nr. 3 IRG zur Verf&#252;gung stehe, da auf diese Weise eine vollst&#228;ndige &#220;berpr&#252;fung der Stichhaltigkeit des gegen den Beschwerdef&#252;hrer erhobenen Vorwurfs nicht nur in rechtlicher, sondern auch in tats&#228;chlicher Hinsicht gew&#228;hrleistet sei. Dass die Verteidigungsrechte des Beschwerdef&#252;hrers gem&#228;&#223; Art. 6 Abs. 3 EMRK im Rahmen der Berufungshauptverhandlung eingeschr&#228;nkt w&#228;ren, verm&#246;ge der Senat mit Blick auf die erg&#228;nzende Auskunft der Generalstaatsanwaltschaft Florenz vom 7. Oktober 2014 nicht zu erkennen. Auch nach der Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte bestehe im &#220;brigen bei einem in erster Instanz ergangenen Abwesenheitsurteil kein Anspruch auf Wiederholung des erstinstanzlichen Verfahrens; vielmehr solle eine Neuverhandlung vor einem Rechtsmittelgericht gen&#252;gen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_22\">22</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Dass der Europ&#228;ische Gerichtshof f&#252;r Menschenrechte im Jahre 1985 die versp&#228;tete Berufung nach italienischem Recht als nicht ausreichende &#220;berpr&#252;fungsm&#246;glichkeit angesehen habe, f&#252;hre vorliegend zu keiner anderen Beurteilung. Nach den damals ma&#223;geblichen Vorschriften habe das Berufungsgericht &#252;ber die Stichhaltigkeit der Anklage unter tats&#228;chlichen und rechtlichen Gesichtspunkten nur entscheiden d&#252;rfen, wenn es der Ansicht gewesen sei, dass ein Versto&#223; der zust&#228;ndigen Beh&#246;rden gegen die bei der Erkl&#228;rung einer strafverfolgten Person f&#252;r \"<em>latitante</em>\" (untergetaucht) oder gegen die bei der Zustellung von Verfahrensdokumenten zu beachtenden Bestimmungen vorgelegen habe; zudem habe der Angeklagte beweisen m&#252;ssen, dass er sich der Gerechtigkeit nicht habe entziehen wollen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_23\">23</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Eine derartige Beschr&#228;nkung des italienischen Berufungsgerichts verm&#246;ge der Senat jedoch auch unter Ber&#252;cksichtigung der von dem Beschwerdef&#252;hrer vorgebrachten Bedenken f&#252;r das auf diesen nunmehr anwendbare Berufungsverfahren nicht zu erkennen. Die danach jedenfalls bestehende M&#246;glichkeit einer erneuten Erhebung bereits in erster Instanz erhobener Beweise bei der &#220;berpr&#252;fung des Abwesenheitsurteils gen&#252;ge den vom Senat in seinem Beschluss vom 7. November 2014 bereits ausf&#252;hrlich dargelegten Anforderungen an eine umfassende &#220;berpr&#252;fung des Anklagevorwurfs im Sinne des &#167; 83 Nr. 3 IRG. Die konkrete Ausgestaltung und Praxis des Berufungsverfahrens nach deutschem Recht k&#246;nne im Rahmen der Entscheidung &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit der Auslieferung an einen anderen Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Union insoweit kein Ma&#223;stab sein.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>II.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_24\">24</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Auf den mit der Verfassungsbeschwerde verbundenen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung hat die 3. Kammer des Zweiten Senats mit Beschluss vom 27. November 2014 entschieden, die &#220;bergabe des Beschwerdef&#252;hrers an die Beh&#246;rden der Italienischen Republik bis zur Entscheidung &#252;ber die Verfassungsbeschwerde, l&#228;ngstens f&#252;r die Dauer von sechs Monaten, einstweilen auszusetzen. Mit Beschluss vom 13. Mai 2015 hat die 3. Kammer des Zweiten Senats und mit Beschluss vom 3. November 2015 der Zweite Senat die einstweilige Anordnung vom 27. November 2014 f&#252;r die Dauer von jeweils weiteren sechs Monaten, l&#228;ngstens jedoch bis zur Entscheidung &#252;ber die Verfassungsbeschwerde, wiederholt (&#167; 32 Abs. 6 Satz 2 BVerfGG).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>III.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_25\">25</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Mit seiner Verfassungsbeschwerde r&#252;gt der Beschwerdef&#252;hrer eine Verletzung seiner Grundrechte aus Art. 1, Art. 2 Abs. 1 und Abs. 2 Satz 2, Art. 3 und Art. 103 Abs. 1 GG, seines Grundrechts auf ein faires Verfahren (Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 Abs. 3 GG, Art. 6 Abs. 3 EMRK), eine Verletzung der nach Art. 25 GG verbindlichen v&#246;lkerrechtlichen Mindeststandards sowie einen Versto&#223; gegen Art. 6 Abs. 3 EMRK. Er habe zu keinem Zeitpunkt davon Kenntnis gehabt, dass in Italien ein Ermittlungs- beziehungsweise Strafverfahren gegen ihn gef&#252;hrt worden sei. Zudem sei nicht gew&#228;hrleistet, dass ihm nach seiner Auslieferung das Recht auf ein Gerichtsverfahren einger&#228;umt werde, in dem die Tatvorw&#252;rfe in seiner Anwesenheit erneut in tats&#228;chlicher und rechtlicher Hinsicht &#252;berpr&#252;ft w&#252;rden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_26\">26</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Eine ausreichende Zusicherung der italienischen Regierung liege insoweit nicht vor. Dem Schreiben der Generalstaatsanwaltschaft Florenz vom 7. Oktober 2014 komme nicht die notwendige v&#246;lkerrechtliche Verbindlichkeit zu. Das Oberlandesgericht habe die fehlende ausdr&#252;ckliche Zusicherung nicht durch eine eigenst&#228;ndige W&#252;rdigung des Schreibens der Generalstaatsanwaltschaft Florenz vom 7. Oktober 2014 ersetzen d&#252;rfen. Es h&#228;tte &#252;berpr&#252;fen m&#252;ssen, ob dieser Zusicherung mit absoluter Sicherheit vertraut werden k&#246;nne. Bestehende Aufkl&#228;rungsm&#246;glichkeiten, etwa die Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens des Max-Planck-Instituts f&#252;r ausl&#228;ndisches und internationales Strafrecht, habe es nicht ausgesch&#246;pft.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_27\">27</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Dem Schreiben der Generalstaatsanwaltschaft Florenz lasse sich auch nicht entnehmen, in welcher Weise und in welchem Rechtszug neu verhandelt w&#252;rde. Da Art. 175 CPP nur die Wiedereinsetzung in die Berufungsfrist gew&#228;hre, sei nach italienischem Strafverfahrensrecht (Art. 593 ff. CPP) eine erneute Beweisaufnahme nicht garantiert. Das Berufungsverfahren sei ein reines \"Aktenverfahren\", bei dem es nur in Ausnahmef&#228;llen zu einer erneuten Beweisaufnahme komme. Dies h&#228;nge davon ab, ob dem Beschwerdef&#252;hrer der Nachweis der Unkenntnis von dem in Abwesenheit gegen ihn gef&#252;hrten Verfahren gelinge. Ob eine neue Beweisaufnahme durchgef&#252;hrt werde, stehe zudem im Ermessen des Richters. Dem Schreiben der Generalstaatsanwaltschaft lasse sich nicht entnehmen, dass mit der neuen Verhandlung eine erstinstanzliche Hauptverhandlung gemeint sei.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>IV.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_28\">28</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Akten des Ausgangsverfahrens haben dem Senat vorgelegen. Der Deutsche Bundestag, der Bundesrat, die Bundesregierung, alle Landesregierungen, der Generalbundesanwalt und die Generalstaatsanwaltschaft D&#252;sseldorf hatten Gelegenheit zur &#196;u&#223;erung. Von den &#196;u&#223;erungsberechtigten hat nur der Generalbundesanwalt Stellung genommen. Er h&#228;lt die Verfassungsbeschwerde f&#252;r unbegr&#252;ndet.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_29\">29</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Rechtsanwendung durch das Oberlandesgericht sei verfassungsrechtlich unbedenklich. Die fachgerichtliche W&#252;rdigung der Erkl&#228;rungen der italienischen Strafverfolgungsbeh&#246;rden sei jedenfalls vertretbar. Die Erkl&#228;rung der Generalstaatsanwaltschaft Florenz vom 7. Oktober 2014 habe das Oberlandesgericht als v&#246;lkerrechtlich verbindliche Zusicherung eines neuen Verfahrens unter Wahrung der vollst&#228;ndigen Verteidigungsrechte des Beschwerdef&#252;hrers verstehen d&#252;rfen. Die Erkl&#228;rung enthalte sowohl die Zusicherung eines Verfahrens, in welchem der Tatvorwurf in tats&#228;chlicher Hinsicht gepr&#252;ft werde, als auch der Wahrung der Verteidigungsrechte.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_30\">30</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Oberlandesgericht sei verfassungsrechtlich nicht gehalten gewesen, den Sachverhalt weiter aufzukl&#228;ren. Es sei von Verfassungs wegen nicht zu beanstanden, dass das Oberlandesgericht der Erkl&#228;rung der Generalstaatsanwaltschaft Florenz vertraue. Italien sei ein Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Union, der bei der Anwendung seiner nationalen Rechtsnormen an die Vorgaben der Rahmenbeschl&#252;sse der Europ&#228;ischen Union und die Europ&#228;ische Menschenrechtskonvention gebunden sei. Dass Italien die eingegangenen v&#246;lkerrechtlichen Verpflichtungen verletzen w&#252;rde, habe das Oberlandesgericht nicht unterstellen m&#252;ssen, zumal dies dem Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung zuwiderlaufe, der das Recht der Europ&#228;ischen Union pr&#228;ge.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_31\">31</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Einwand des Beschwerdef&#252;hrers, das Oberlandesgericht habe die Regelungen des italienischen Strafverfahrensrechts unzureichend interpretiert, gehe fehl. Die Behauptung, aus der Rechtsprechung der italienischen <em>Corte di Cassazione</em> ergebe sich, dass auf Verurteilungen, die vor dem 28. April 2014 erfolgt seien, Art. 175 CPP in seiner fr&#252;heren Fassung anzuwenden sei, greife nicht durch. Eine solche Lesart sei im Antragsvorbringen nicht belegt. Dass die italienische <em>Corte di Cassazione</em> - unter eklatantem Bruch der Europ&#228;ischen Menschenrechtskonvention und entgegen dem eindeutigen Willen des italienischen Gesetzgebers - zu der vor 2005 geltenden Rechtslage zur&#252;ckgekehrt sei, erscheine derart fernliegend, dass es keiner weiteren Ausf&#252;hrungen hierzu bedurft habe. Zudem bez&#246;gen sich die Darlegungen des Beschwerdef&#252;hrers prim&#228;r auf die - offenbar im Jahr 2014 aufgehobene - Regelung zum Nichtigkeitsverfahren.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_32\">32</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der vom Beschwerdef&#252;hrer behaupteten Umkehr der Beweislast zu seinen Lasten stehe jedenfalls die Auskunft der Generalstaatsanwaltschaft Florenz vom 7. Oktober 2014 entgegen, die die Anwendbarkeit der Beweislastregeln in der seit 2005 geltenden Fassung von Art. 175 CPP best&#228;tigt habe. Dieser Fassung sei eine Beweislast zum Nachteil des Angeklagten nicht zu entnehmen. Das Oberlandesgericht habe deshalb keinen Grund zu der Annahme gehabt, der Antragsteller m&#252;sse - im Wiederaufnahmeverfahren - seine fehlende Kenntnis von dem gegen ihn in Abwesenheit gef&#252;hrten Verfahren beweisen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_33\">33</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>In Anbetracht der Zusicherung der italienischen Beh&#246;rden habe das Oberlandesgericht auch nicht der Frage nachgehen m&#252;ssen, ob dem Beschwerdef&#252;hrer die neue Hauptverhandlung in einem erstinstanzlichen Verfahren oder - bei mangelndem Erfolg eines Antrags auf Feststellung der Nichtigkeit des Abwesenheitsurteils aus dem Jahre 1992 - in einem Berufungsverfahren er&#246;ffnet w&#252;rde. Es habe entscheidend darauf abstellen d&#252;rfen, dass der gegen den Beschwerdef&#252;hrer erhobene Tatvorwurf nach seiner &#220;berstellung in einer Tatsacheninstanz unter Wahrung s&#228;mtlicher Verteidigungsrechte gepr&#252;ft werde. Die Erkl&#228;rung der Generalstaatsanwaltschaft Florenz vom 7. Oktober 2014 sichere dies unter Buchstabe d zu. Im &#220;brigen gen&#252;ge es den verfassungsrechtlichen Vorgaben, wenn der Beschwerdef&#252;hrer nach seiner &#220;berstellung seinen Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r und wirksame Verteidigung in einem Verfahren wahrnehmen k&#246;nne. Die Einhaltung dieser Mindestvoraussetzungen habe das Oberlandesgericht angesichts der vorliegenden Zusicherung als gew&#228;hrleistet betrachten d&#252;rfen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>B.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_34\">34</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Verfassungsbeschwerde ist zul&#228;ssig. Die strengen Voraussetzungen f&#252;r eine Identit&#228;tskontrolle (vgl. Rn. 49) sind erf&#252;llt. Im Kern zutreffend setzt sich die Beschwerdeschrift mit den verfassungsrechtlichen Aspekten von in Abwesenheit des Verfolgten ergangenen Strafurteilen sowie mit den damit zusammenh&#228;ngenden Aufkl&#228;rungspflichten der Gerichte auseinander. Aus der Verfassungsbeschwerde ergibt sich nachvollziehbar die M&#246;glichkeit, dass dem Beschwerdef&#252;hrer nach seiner &#220;berstellung nach Italien kein Rechtsbehelf zur Verf&#252;gung stehen wird, durch den das in seiner Abwesenheit ergangene Strafurteil in einer Weise angefochten werden kann, die seine nach dem Grundgesetz unabdingbaren und von der Garantie der Menschenw&#252;rde nach Art. 1 Abs. 1 GG umfassten Verteidigungsrechte gew&#228;hrleistet (&#167; 23 Abs. 1 Satz 2, &#167; 92 BVerfGG). Wird die Verletzung der Menschenw&#252;rdegarantie geltend gemacht, so pr&#252;ft das Bundesverfassungsgericht - ungeachtet der bisherigen Rechtsprechung zur Unzul&#228;ssigkeit von Verfassungsbeschwerden und Vorlagen, mit denen die Verletzung in Grundrechten des Grundgesetzes durch sekund&#228;res Gemeinschafts- beziehungsweise Unionsrecht ger&#252;gt wurde (vgl. BVerfGE 73, 339 &lt;378 ff.&gt;; 102, 147 &lt;161 ff.&gt;) - einen solchen schwerwiegenden Grundrechtsversto&#223; im Rahmen der Identit&#228;tskontrolle (vgl. BVerfGE 113, 273 &lt;295 ff.&gt;; 123, 267 &lt;344, 353 f.&gt;; 126, 286 &lt;302 f.&gt;; 129, 78 &lt;100&gt;; 134, 366 &lt;384 f. Rn. 27&gt;; dazu sogleich unter C.I.2.bis 5.).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>C.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_35\">35</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Verfassungsbeschwerde ist auch begr&#252;ndet. Die angegriffene Entscheidung verletzt den Beschwerdef&#252;hrer in seinem Recht aus Art. 1 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 23 Abs. 1 Satz 3 und Art. 79 Abs. 3 GG.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>I.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_36\">36</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Hoheitsakte der Europ&#228;ischen Union und - soweit sie durch das Unionsrecht determiniert werden - Akte der deutschen &#246;ffentlichen Gewalt sind mit Blick auf den Anwendungsvorrang des Unionsrechts grunds&#228;tzlich nicht am Ma&#223;stab der im Grundgesetz verankerten Grundrechte zu messen (1.). Der Anwendungsvorrang findet seine Grenze jedoch in den durch Art. 23 Abs. 1 Satz 3 in Verbindung mit Art. 79 Abs. 3 GG f&#252;r integrationsfest erkl&#228;rten Grunds&#228;tzen der Verfassung (2.). Dazu geh&#246;ren namentlich die Grunds&#228;tze des Art. 1 GG einschlie&#223;lich des in der Menschenw&#252;rdegarantie verankerten Schuldprinzips im Strafrecht (3.). Die Gew&#228;hrleistung dieser Grunds&#228;tze ist auch bei der Anwendung des Rechts der Europ&#228;ischen Union oder unionsrechtlich determinierter Vorschriften durch die deutsche &#246;ffentliche Gewalt im Einzelfall sicherzustellen (4.). Eine Verletzung dieses unabdingbaren Ma&#223;es an Grundrechtsschutz kann vor dem Bundesverfassungsgericht allerdings nur ger&#252;gt werden, wenn substantiiert dargelegt wird, dass die W&#252;rde des Menschen im konkreten Fall tats&#228;chlich beeintr&#228;chtigt wird (5.).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_37\">37</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Nach Art. 23 Abs. 1 Satz 1 GG wirkt die Bundesrepublik Deutschland an der Gr&#252;ndung und Fortentwicklung der Europ&#228;ischen Union mit. F&#252;r den Erfolg der Europ&#228;ischen Union ist die einheitliche Geltung ihres Rechts von zentraler Bedeutung (vgl. BVerfGE 73, 339 &lt;368&gt;; 123, 267 &lt;399&gt;; 126, 286 &lt;301 f.&gt;). Als Rechtsgemeinschaft von derzeit 28 Mitgliedstaaten k&#246;nnte sie nicht bestehen, wenn die einheitliche Geltung und Wirksamkeit ihres Rechts nicht gew&#228;hrleistet w&#228;re (vgl. grundlegend EuGH, Urteil vom 15. Juli 1964, Costa/ENEL, 6/64, Slg. 1964, S. 1251 &lt;1269 f.&gt;). Art. 23 Abs. 1 GG enth&#228;lt insoweit auch ein Wirksamkeits- und Durchsetzungsversprechen f&#252;r das unionale Recht (vgl. BVerfGE 126, 286 &lt;302&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_38\">38</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Mit der in Art. 23 Abs. 1 Satz 2 GG enthaltenen Erm&#228;chtigung, Hoheitsrechte auf die Europ&#228;ische Union zu &#252;bertragen, billigt das Grundgesetz daher die im Zustimmungsgesetz zu den Vertr&#228;gen enthaltene Einr&#228;umung eines Anwendungsvorrangs zugunsten des Unionsrechts. Der Anwendungsvorrang des Unionsrechts vor nationalem Recht gilt grunds&#228;tzlich auch mit Blick auf entgegenstehendes nationales Verfassungsrecht (vgl. BVerfGE 129, 78 &lt;100&gt;) und f&#252;hrt bei einer Kollision im konkreten Fall in aller Regel zu dessen Unanwendbarkeit (vgl. BVerfGE 126, 286 &lt;301&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_39\">39</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Auf der Grundlage von Art. 23 Abs. 1 GG kann der Integrationsgesetzgeber nicht nur Organe und Stellen der Europ&#228;ischen Union, soweit sie in Deutschland &#246;ffentliche Gewalt aus&#252;ben, von einer umfassenden Bindung an die Grundrechte und andere Gew&#228;hrleistungen des Grundgesetzes freistellen, sondern auch deutsche Stellen, die Recht der Europ&#228;ischen Union vollziehen (vgl. Streinz, Bundesverfassungsgerichtlicher Grundrechtsschutz und Europ&#228;isches Gemeinschaftsrecht, 1989, S. 247 ff.). Das gilt nicht zuletzt f&#252;r die Gesetzgeber auf Bundes- und Landesebene, wenn diese Sekund&#228;r- oder Terti&#228;rrecht umsetzen, ohne dabei &#252;ber einen Gestaltungsspielraum zu verf&#252;gen (vgl. BVerfGE 118, 79 &lt;95&gt;; 122, 1 &lt;20&gt;). Umgekehrt sind die bei Bestehen eines Gestaltungsspielraums zur Ausf&#252;llung erlassenen Rechtsakte einer verfassungsgerichtlichen Kontrolle zug&#228;nglich (vgl. BVerfGE 122, 1 &lt;20 f.&gt;; 129, 78 &lt;90 f.&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_40\">40</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Der Anwendungsvorrang reicht jedoch nur soweit, wie das Grundgesetz und das Zustimmungsgesetz die &#220;bertragung von Hoheitsrechten erlauben oder vorsehen (vgl. BVerfGE 73, 339 &lt;375 f.&gt;; 89, 155 &lt;190&gt;; 123, 267 &lt;348 ff.&gt;; 126, 286 &lt;302&gt;; 129, 78 &lt;99&gt;; 134, 366 &lt;384 Rn. 26&gt;). Der im Zustimmungsgesetz enthaltene Rechtsanwendungsbefehl kann nur im Rahmen der geltenden Verfassungsordnung erteilt werden (vgl. BVerfGE 123, 267 &lt;402&gt;). Grenzen f&#252;r die &#214;ffnung deutscher Staatlichkeit ergeben sich - jenseits des im Zustimmungsgesetz niedergelegten Integrationsprogramms in seiner konkreten Ausgestaltung - aus der in Art. 79 Abs. 3 GG niedergelegten Verfassungsidentit&#228;t des Grundgesetzes (a). Dies ist mit dem Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit (Art. 4 Abs. 3 EUV) vereinbar (b) und wird auch dadurch best&#228;tigt, dass sich im Verfassungsrecht der meisten anderen Mitgliedstaaten der Europ&#228;ischen Union vergleichbare Grenzen finden (c).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_41\">41</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Der Anwendungsvorrang des Unionsrechts wird im Wesentlichen durch die in Art. 23 Abs. 1 Satz 3 in Verbindung mit Art. 79 Abs. 3 GG verfassungs&#228;nderungs- und integrationsfest ausgestaltete Verfassungsidentit&#228;t des Grundgesetzes begrenzt (aa). Zu deren Sicherstellung dient die Identit&#228;tskontrolle durch das Bundesverfassungsgericht (bb).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_42\">42</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Soweit Ma&#223;nahmen eines Organs oder einer sonstigen Stelle der Europ&#228;ischen Union Auswirkungen zeitigen, die die durch Art. 79 Abs. 3 GG in Verbindung mit den in Art. 1 und 20 GG niedergelegten Grunds&#228;tzen gesch&#252;tzte Verfassungsidentit&#228;t ber&#252;hren, gehen sie &#252;ber die grundgesetzlichen Grenzen offener Staatlichkeit hinaus. Auf einer prim&#228;rrechtlichen Erm&#228;chtigung kann eine derartige Ma&#223;nahme nicht beruhen, weil auch der mit der Mehrheit des Art. 23 Abs. 1 Satz 3 GG in Verbindung mit Art. 79 Abs. 2 GG entscheidende Integrationsgesetzgeber der Europ&#228;ischen Union keine Hoheitsrechte &#252;bertragen kann, mit deren Inanspruchnahme eine Ber&#252;hrung der von Art. 79 Abs. 3 GG gesch&#252;tzten Verfassungsidentit&#228;t einherginge (vgl. BVerfGE 113, 273 &lt;296&gt;; 123, 267 &lt;348&gt;; 134, 366 &lt;384 Rn. 27&gt;). Auf eine Rechtsfortbildung zun&#228;chst verfassungsm&#228;&#223;iger Einzelerm&#228;chtigungen kann sie ebenfalls nicht gest&#252;tzt werden, weil das Organ oder die Stelle der Europ&#228;ischen Union damit ultra vires handelte (vgl. BVerfGE 134, 366 &lt;384 Rn. 27&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_43\">43</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Im Rahmen der Identit&#228;tskontrolle ist zu pr&#252;fen, ob die durch Art. 79 Abs. 3 GG f&#252;r unantastbar erkl&#228;rten Grunds&#228;tze durch eine Ma&#223;nahme der Europ&#228;ischen Union ber&#252;hrt werden (vgl. BVerfGE 123, 267 &lt;344, 353 f.&gt;; 126, 286 &lt;302&gt;; 129, 78 &lt;100&gt;; 134, 366 &lt;384 f. Rn. 27&gt;). Diese Pr&#252;fung kann - wie der Solange-Vorbehalt (vgl. BVerfGE 37, 271 &lt;277 ff.&gt;; 73, 339 &lt;387&gt;; 102, 147 &lt;161 ff.&gt;) oder die Ultra-vires-Kontrolle (BVerfGE 58, 1 &lt;30 f.&gt;; 75, 223 &lt;235, 242&gt;; 89, 155 &lt;188&gt;; 123, 267 &lt;353 ff.&gt;; 126, 286 &lt;302 ff.&gt;; 134, 366 &lt;382 ff. Rn. 23 ff.&gt;) - im Ergebnis dazu f&#252;hren, dass Unionsrecht in Deutschland in eng begrenzten Einzelf&#228;llen f&#252;r unanwendbar erkl&#228;rt werden muss. Um zu verhindern, dass sich deutsche Beh&#246;rden und Gerichte ohne weiteres &#252;ber den Geltungsanspruch des Unionsrechts hinwegsetzen, verlangt die europarechtsfreundliche Anwendung von Art. 79 Abs. 3 GG zum Schutz der Funktionsf&#228;higkeit der unionalen Rechtsordnung und bei Beachtung des in Art. 100 Abs. 1 GG zum Ausdruck kommenden Rechtsgedankens aber, dass die Feststellung einer Verletzung der Verfassungsidentit&#228;t dem Bundesverfassungsgericht vorbehalten bleibt (vgl. BVerfGE 123, 267 &lt;354&gt;). Dies wird auch durch die Regelung des Art. 100 Abs. 2 GG unterstrichen, nach der bei Zweifeln, ob eine allgemeine Regel des V&#246;lkerrechts Rechte und Pflichten f&#252;r den Einzelnen erzeugt, das Bundesverfassungsgericht angerufen werden muss (vgl. BVerfGE 37, 271 &lt;285&gt;). Mit der Identit&#228;tskontrolle kann das Bundesverfassungsgericht auch im Rahmen einer Verfassungsbeschwerde (Art. 93 Abs. 1 Nr. 4a GG) befasst werden (vgl. BVerfGE 123, 267 &lt;354 f.&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_44\">44</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Die Identit&#228;tskontrolle verst&#246;&#223;t nicht gegen den Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit im Sinne von Art. 4 Abs. 3 EUV. Sie ist vielmehr in Art. 4 Abs. 2 Satz 1 EUV der Sache nach angelegt (vgl. zur Ber&#252;cksichtigung der nationalen Identit&#228;t auch EuGH, Urteil vom 2. Juli 1996, Kommission/Luxemburg, C-473/93, SIg. 1996, I-3207, Rn. 35; Urteil vom 14. Oktober 2004, Omega, C-36/02, Slg. 2004, I-9609, Rn. 31 ff.; Urteil vom 12. Juni 2014, Digibet und Albers, C-156/13, EU:C:2014:1756, Rn. 34) und entspricht insoweit auch den besonderen Gegebenheiten der Europ&#228;ischen Union. Die Europ&#228;ische Union ist ein Staaten-, Verfassungs-, Verwaltungs- und Rechtsprechungsverbund, der seine Grundlagen letztlich in v&#246;lkerrechtlichen Vertr&#228;gen der Mitgliedstaaten findet. Als Herren der Vertr&#228;ge entscheiden diese durch nationale Geltungsanordnungen dar&#252;ber, ob und inwieweit das Unionsrecht im jeweiligen Mitgliedstaat Geltung und Vorrang beanspruchen kann (vgl. BVerfGE 75, 223 &lt;242&gt;; 89, 155 &lt;190&gt;; 123, 267 &lt;348 f., 381 ff.&gt;; 126, 286 &lt;302 f.&gt;; 134, 366 &lt;384 Rn. 26&gt;). Nicht entscheidend ist, ob die Geltungsanordnung - wie in Frankreich (Art. 55 FrzVerf.), &#214;sterreich (Bundesverfassungsgesetz &#252;ber den Beitritt &#214;sterreichs zur Europ&#228;ischen Union, BGBl f&#252;r die Republik &#214;sterreich Nr. 744/1994) oder Spanien (Art. 96 Abs. 1 SpanVerf.) - im nationalen Verfassungsrecht oder - wie in Gro&#223;britannien - im Zustimmungsgesetz (European Communities Act 1972; vgl. Court of Appeal, Macarthys v. Smith, &lt;1981&gt; 1 All ER 111 &lt;120&gt;; Macarthys v. Smith, &lt;1979&gt; 3 All ER 325 &lt;329&gt;; House of Lords, Garland v. British Rail Engineering, &lt;1982&gt; 2 All ER 402 &lt;415&gt;) ausdr&#252;cklich niedergelegt ist, ob sie - wie in Deutschland - aufgrund einer systematischen, teleologischen und historischen Auslegung dem Zustimmungsgesetz entnommen oder ob die Nachrangigkeit des nationalen Rechts gegen&#252;ber dem Unionsrecht - wie in Italien - durch eine einzelfallbezogene Handhabung des nationalen Rechts erreicht wird (vgl. Corte Costituzionale, Entscheidung Nr. 170/1984, Granital, EuGRZ 1985, S. 98).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_45\">45</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Es bedeutet daher keinen Widerspruch zur Europarechtsfreundlichkeit des Grundgesetzes (Pr&#228;ambel, Art. 23 Abs. 1 Satz 1 GG), wenn das Bundesverfassungsgericht unter eng begrenzten Voraussetzungen die Ma&#223;nahme eines Organs oder einer Stelle der Europ&#228;ischen Union f&#252;r in Deutschland ausnahmsweise nicht anwendbar erkl&#228;rt (vgl. BVerfGE 37, 271 &lt;280 ff.&gt;; 73, 339 &lt;374 ff.&gt;; 75, 223 &lt;235, 242&gt;; 89, 155 &lt;174 f.&gt;; 102, 147 &lt;162 ff.&gt;; 123, 267 &lt;354, 401&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_46\">46</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Eine substantielle Gefahr f&#252;r die einheitliche Anwendung des Unionsrechts ergibt sich daraus nicht. Zum einen wird gerade im Hinblick auf die hier in Rede stehenden Grunds&#228;tze des Art. 1 GG eine Verletzung schon deshalb nur selten vorkommen, weil Art. 6 EUV, die Charta der Grundrechte und die Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union in der Regel einen wirksamen Schutz der Grundrechte gegen&#252;ber Ma&#223;nahmen von Organen, Einrichtungen und sonstigen Stellen der Europ&#228;ischen Union gew&#228;hrleisten (vgl. nur EuGH, Urteil vom 9. November 2010, Schecke und Eifert, C-92/09 und C-93/09, Slg. 2010, I-11063, Rn. 43 ff.; Urteil vom 8. April 2014, Digital Rights Ireland und Seitlinger, C-293/12 und C-594/12, EU:C:2014:238, Rn. 23 ff.; Urteil vom 13. Mai 2014, Google Spain und Google, C-131/12, EU:C:2014:317, Rn. 42 ff., 62 ff., 89 ff.; Urteil vom 6. Oktober 2015, Schrems, C-362/14, EU:C:2015:650, Rn. 91 ff.). Zum anderen sind die dem Bundesverfassungsgericht vorbehaltenen Kontrollbefugnisse zur&#252;ckhaltend und europarechtsfreundlich auszu&#252;ben (vgl. BVerfGE 126, 286 &lt;303&gt;). Soweit erforderlich, legt es seiner Pr&#252;fung dabei die Ma&#223;nahme in der Auslegung zugrunde, die ihr in einem Vorabentscheidungsverfahren gem&#228;&#223; Art. 267 Abs. 3 AEUV durch den Gerichtshof der Europ&#228;ischen Union gegeben wurde. Das gilt nicht nur im Rahmen der Ultra-vires-Kontrolle, sondern auch vor der Feststellung der Unanwendbarkeit einer Ma&#223;nahme von Organen, Einrichtungen oder sonstigen Stellen der Europ&#228;ischen Union in Deutschland wegen einer Ber&#252;hrung der durch Art. 79 Abs. 3 in Verbindung mit Art. 1 und 20 GG gesch&#252;tzten Verfassungsidentit&#228;t (vgl. BVerfGE 123, 267 &lt;353&gt;; 126, 286 &lt;304&gt;; 134, 366 &lt;385 Rn. 27&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_47\">47</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Die Vereinbarkeit der verfassungsgerichtlichen Identit&#228;tskontrolle mit dem Unionsrecht wird zus&#228;tzlich dadurch unterstrichen, dass sich, mit Modifikationen im Detail, auch im Verfassungsrecht zahlreicher anderer Mitgliedstaaten der Europ&#228;ischen Union Vorkehrungen zum Schutz der Verfassungsidentit&#228;t und der Grenzen der &#220;bertragung von Souver&#228;nit&#228;tsrechten auf die Europ&#228;ische Union finden (vgl. insoweit BVerfGE 134, 366 &lt;387 Rn. 30&gt;). Die weitaus &#252;berwiegende Zahl der Verfassungs- und Obergerichte der anderen Mitgliedstaaten teilt f&#252;r ihren jeweiligen Zust&#228;ndigkeitsbereich die Auffassung des Bundesverfassungsgerichts, dass der (Anwendungs-)Vorrang des Unionsrechts nicht unbegrenzt gilt, sondern dass ihm durch das nationale (Verfassungs-)Recht Grenzen gezogen werden (vgl. f&#252;r das K&#246;nigreich D&#228;nemark: H&#248;jesteret, Urteil vom 6. April 1998 - I 361/1997 -, Abschn. 9.8; f&#252;r die Republik Estland: Riigikohus, Urteil vom 12. Juli 2012 - 3-4-1-6-12 -, Abs.-Nr. 128, 223; f&#252;r die Franz&#246;sische Republik: Conseil Constitutionnel, Entscheidung Nr. 2006-540 DC vom 27. Juli 2006, 19. Erw&#228;gungsgrund; Entscheidung Nr. 2011-631 DC vom 9. Juni 2011, 45. Erw&#228;gungsgrund; Conseil d'&#201;tat, Urteil vom 8. Februar 2007, Nr. 287110 &lt;Ass.&gt;, Soci&#233;t&#233; Arcelor Atlantique et Lorraine, EuR 2008, S. 57 &lt;60 f.&gt;; f&#252;r Irland: Supreme Court of Ireland, Crotty v. An Taoiseach, &lt;1987&gt;, I.R. 713 &lt;783&gt;; S.P.U.C. &lt;Ireland&gt; Ltd. v. Grogan, &lt;1989&gt;, I.R. 753 &lt;765&gt;; f&#252;r die Italienische Republik: Corte Costituzionale, Entscheidung Nr. 98/1965, Acciaierie San Michele, EuR 1966, S. 146; Entscheidung Nr. 183/1973, Frontini, EuR 1974, S. 255; Entscheidung Nr. 170/1984, Granital, EuGRZ 1985, S. 98; Entscheidung Nr. 232/1989, Fragd; Entscheidung Nr. 168/1991; Entscheidung Nr. 117/1994, Zerini; f&#252;r die Republik Lettland: Satversmes tiesa, Urteil vom 7. April 2009 - 2008-35-01 -, Abs.-Nr. 17; f&#252;r die Republik Polen: Trybunal Konstytucyjny, Urteile vom 11. Mai 2005 - K 18/04 -, Rn. 4.1., 10.2.; vom 24. November 2010 - K 32/09 -, Rn. 2.1. ff.; vom 16. November 2011 - SK 45/09 -, Rn. 2.4., 2.5.; f&#252;r das K&#246;nigreich Spanien: Tribunal Constitucional, Erkl&#228;rung vom 13. Dezember 2004, DTC 1/2004, Punkt 2 der Entscheidungsgr&#252;nde, EuR 2005, S. 339 &lt;343&gt; und Entscheidung vom 13. Februar 2014, STC 26/2014, Punkt 3 der Entscheidungsgr&#252;nde, HRLJ 2014, S. 475 &lt;477 f.&gt;; f&#252;r die Tschechische Republik: &#218;stavni Soud, Urteil vom 8. M&#228;rz 2006, Pl. &#218;S 50/04, Abschn. VI.B.; Urteil vom 3. Mai 2006, Pl. &#218;S 66/04, Rn. 53; Urteil vom 26. November 2008, Pl. &#218;S 19/08, Rn. 97, 113, 196; Urteil vom 3. November 2009, Pl. &#218;S 29/09, Rn. 110 ff.; Urteil vom 31. Januar 2012, Pl. &#218;S 5/12, Abschn. VII.; f&#252;r das Vereinigte K&#246;nigreich: High Court, Urteil vom 18. Februar 2002, Thoburn v. Sunderland City Council, &lt;2002&gt; EWHC 195 &lt;Admin&gt;, Abs.-Nr. 69; UK Supreme Court, Urteil vom 22. Januar 2014, R &lt;on the application of HS2 Action Alliance Limited&gt; v. The Secretary of State for Transport, &lt;2014&gt; UKSC 3, Abs.-Nr. 79, 207; Urteil vom 25. M&#228;rz 2015, Pham v. Secretary of State for the Home Department, &lt;2015&gt; UKSC 19, Abs.-Nr. 54, 58, 72 bis 92).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_48\">48</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>3. Zu den Schutzg&#252;tern der in Art. 79 Abs. 3 GG niedergelegten Verfassungsidentit&#228;t, die auch vor Eingriffen durch die supranational ausge&#252;bte &#246;ffentliche Gewalt gesch&#252;tzt sind, geh&#246;ren die Grunds&#228;tze des Art. 1 GG, also die Verpflichtung aller staatlichen Gewalt, die W&#252;rde des Menschen zu achten und zu sch&#252;tzen (Art. 1 Abs. 1 Satz 2 GG), aber auch der in der Menschenw&#252;rdegarantie des Art. 1 Abs. 1 GG verankerte Grundsatz, dass jede Strafe Schuld voraussetzt (vgl. BVerfGE 123, 267 &lt;413&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_49\">49</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>4. Die in Art. 23 Abs. 1 Satz 3 in Verbindung mit Art. 79 Abs. 3 GG f&#252;r integrationsfest erkl&#228;rten Schutzg&#252;ter dulden auch keine Relativierung im Einzelfall (vgl. BVerfGE 113, 273 &lt;295 ff.&gt;; 123, 267 &lt;344&gt;; 126, 286 &lt;302 f.&gt;; 129, 78 &lt;100&gt;; 129, 124 &lt;177 ff.&gt;; 132, 195 &lt;239 ff. Rn. 106 ff.&gt;; 134, 366 &lt;384 ff. Rn. 27 ff.&gt;). Dies gilt insbesondere mit Blick auf Art. 1 Abs. 1 GG. Die Menschenw&#252;rde stellt den h&#246;chsten Rechtswert innerhalb der verfassungsm&#228;&#223;igen Ordnung dar (vgl. BVerfGE 27, 1 &lt;6&gt;; 30, 173 &lt;193&gt;; 32, 98 &lt;108&gt;; 117, 71 &lt;89&gt;). Ihre Achtung und ihr Schutz geh&#246;ren zu den Konstitutionsprinzipien des Grundgesetzes (vgl. BVerfGE 45, 187 &lt;227&gt;; 131, 268 &lt;286&gt;; stRspr), denen auch der in der Pr&#228;ambel und in Art. 23 Abs. 1 Satz 1 GG zum Ausdruck kommende Integrationsauftrag und die Europarechtsfreundlichkeit des Grundgesetzes (vgl. BVerfGE 123, 267 &lt;354&gt;; 126, 286 &lt;303&gt;; 129, 124 &lt;172&gt;; 132, 287 &lt;292 Rn. 11&gt;) Rechnung tragen m&#252;ssen. Vor diesem Hintergrund gew&#228;hrleistet das Bundesverfassungsgericht im Wege der Identit&#228;tskontrolle den gem&#228;&#223; Art. 23 Abs. 1 Satz 3 in Verbindung mit Art. 79 Abs. 3 und Art. 1 Abs. 1 GG unabdingbar gebotenen Grundrechtsschutz uneingeschr&#228;nkt und im Einzelfall.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_50\">50</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>5. Die strengen Voraussetzungen f&#252;r eine Aktivierung der Identit&#228;tskontrolle schlagen sich in erh&#246;hten Zul&#228;ssigkeitsanforderungen an entsprechende Verfassungsbeschwerden nieder. Es muss im Einzelnen substantiiert dargelegt werden, inwieweit im konkreten Fall die durch Artikel 1 GG gesch&#252;tzte Garantie der Menschenw&#252;rde verletzt ist.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>II.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_51\">51</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die angegriffene Entscheidung des Oberlandesgerichts &#252;berschreitet die durch Art. 1 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 23 Abs. 1 Satz 3 und Art. 79 Abs. 3 GG gezogenen Grenzen. Der Vollzug des Rahmenbeschlusses &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl betrifft das Schuldprinzip, das in der Garantie der Menschenw&#252;rde (Art. 1 Abs. 1 GG) und im Rechtsstaatsprinzip (Art. 20 Abs. 3 GG) wurzelt und Teil der unverf&#252;gbaren Verfassungsidentit&#228;t des Grundgesetzes ist (1.). Dies rechtfertigt und gebietet eine auf dieses Schutzgut beschr&#228;nkte Pr&#252;fung der Entscheidung des Oberlandesgerichts am Ma&#223;stab des Grundgesetzes, obwohl diese unionsrechtlich determiniert ist (2.). Zwar gen&#252;gen die der Entscheidung zugrunde liegenden Vorgaben des Unionsrechts und das zu dessen Umsetzung ergangene deutsche Recht den Anforderungen des Art. 1 Abs. 1 GG, da sie die notwendigen Rechte des Verfolgten bei Auslieferungen zur Vollstreckung von in Abwesenheit ergangenen Strafurteilen gew&#228;hrleisten und eine angemessene Sachverhaltsaufkl&#228;rung der mit der Auslieferung befassten Gerichte nicht nur zulassen, sondern fordern (3.). Ihre Anwendung durch das Oberlandesgericht verletzt das Schuldprinzip und damit den Beschwerdef&#252;hrer jedoch in seinem Grundrecht aus Art. 1 Abs. 1 GG, weil sie der Bedeutung und Tragweite der Menschenw&#252;rde bei der Auslegung der Bestimmungen des Rahmenbeschlusses und des Gesetzes &#252;ber die internationale Rechtshilfe in Strafsachen nicht hinreichend Rechnung tr&#228;gt (4.).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_52\">52</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Durch den Vollzug des Rahmenbeschlusses &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl kann Art. 1 Abs. 1 GG verletzt werden, weil bei einer Auslieferung zur Vollstreckung eines in Abwesenheit des Verfolgten ergangenen Strafurteils eine strafrechtliche Reaktion auf ein sozialethisches Fehlverhalten durchgesetzt wird, die ohne Feststellung der individuellen Vorwerfbarkeit mit der Garantie der Menschenw&#252;rde und dem Rechtsstaatsprinzip unvereinbar w&#228;re (a). Auch in dem unionsrechtlich determinierten Verfahren der Auslieferung aufgrund eines Europ&#228;ischen Haftbefehls m&#252;ssen daher die der Ermittlung des wahren Sachverhalts dienenden rechtsstaatlichen Mindestgarantien an Verfahrensrechten des Beschuldigten sichergestellt sein, die zur Verwirklichung des materiellen Schuldprinzips erforderlich sind (b).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_53\">53</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Das Strafrecht beruht auf dem Schuldgrundsatz (BVerfGE 123, 267 &lt;413&gt;; 133, 168 &lt;197 Rn. 53&gt;). Dieser den gesamten Bereich staatlichen Strafens beherrschende Grundsatz ist in der Garantie der W&#252;rde und Eigenverantwortlichkeit des Menschen sowie im Rechtsstaatsprinzip verankert (vgl. BVerfGE 45, 187 &lt;259 f.&gt;; 86, 288 &lt;313&gt;; 95, 96 &lt;140&gt;; 120, 224 &lt;253 f.&gt;; 130, 1 &lt;26&gt;; 133, 168 &lt;197 Rn. 53&gt;). Mit seiner Grundlage in der Menschenw&#252;rdegarantie des Art. 1 Abs. 1 GG geh&#246;rt der Schuldgrundsatz zu der wegen Art. 79 Abs. 3 GG unverf&#252;gbaren Verfassungsidentit&#228;t, die auch vor Eingriffen durch die supranational ausge&#252;bte &#246;ffentliche Gewalt gesch&#252;tzt ist (vgl. BVerfGE 123, 267 &lt;413&gt;). Er muss daher auch bei einer Auslieferung zur Vollstreckung eines in Abwesenheit des Verfolgten ergangenen Strafurteils gewahrt werden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_54\">54</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Der Grundsatz \"Keine Strafe ohne Schuld\" (nulla poena sine culpa) setzt die Eigenverantwortung des Menschen voraus, der sein Handeln selbst bestimmt und sich kraft seiner Willensfreiheit zwischen Recht und Unrecht entscheiden kann. Dem Schutz der Menschenw&#252;rde in Art. 1 Abs. 1 GG liegt die Vorstellung vom Menschen als einem geistig-sittlichen Wesen zugrunde, das darauf angelegt ist, sich in Freiheit selbst zu bestimmen und zu entfalten (vgl. BVerfGE 45, 187 &lt;227&gt;; 123, 267 &lt;413&gt;; 133, 168 &lt;197 Rn. 54&gt;). Deshalb bestimmt Art. 1 Abs. 1 GG auf dem Gebiet der Strafrechtspflege die Auffassung vom Wesen der Strafe und dem Verh&#228;ltnis von Schuld und S&#252;hne (vgl. BVerfGE 95, 96 &lt;140&gt;) sowie den Grundsatz, dass jede Strafe Schuld voraussetzt (vgl. BVerfGE 57, 250 &lt;275&gt;; 80, 367 &lt;378&gt;; 90, 145 &lt;173&gt;; 123, 267 &lt;413&gt;; 133, 168 &lt;197 f. Rn. 54&gt;). Mit der Strafe wird dem T&#228;ter ein sozialethisches Fehlverhalten vorgeworfen (vgl. BVerfGE 20, 323 &lt;331&gt;; 95, 96 &lt;140&gt;; 110, 1 &lt;13&gt;; 133, 168 &lt;198 Rn. 54&gt;). Das damit verbundene Unwerturteil ber&#252;hrt den Betroffenen in seinem in der Menschenw&#252;rde wurzelnden Wert- und Achtungsanspruch (vgl. BVerfGE 96, 245 &lt;249&gt;; 101, 275 &lt;287&gt;). Eine solche staatliche Reaktion w&#228;re ohne Feststellung der individuellen Vorwerfbarkeit mit der Garantie der Menschenw&#252;rde und dem Rechtsstaatsprinzip unvereinbar (vgl. BVerfGE 20, 323 &lt;331&gt;; 95, 96 &lt;140&gt;; 133, 168 &lt;198 Rn. 54&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_55\">55</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Der Schuldgrundsatz ist somit zugleich ein zwingendes Erfordernis des Rechtsstaatsprinzips. Das Rechtsstaatsprinzip ist eines der elementaren Prinzipien des Grundgesetzes (BVerfGE 20, 323 &lt;331&gt;; 133, 168 &lt;198 Rn. 55&gt;). Es sichert den Gebrauch der Freiheitsrechte, indem es Rechtssicherheit gew&#228;hrt, die Staatsgewalt an das Gesetz bindet und Vertrauen sch&#252;tzt (BVerfGE 95, 96 &lt;130&gt;). Das Rechtsstaatsprinzip umfasst als eine der Leitideen des Grundgesetzes auch die Forderung nach materieller Gerechtigkeit (vgl. BVerfGE 7, 89 &lt;92&gt;; 7, 194 &lt;196&gt;; 45, 187 &lt;246&gt;; 74, 129 &lt;152&gt;; 122, 248 &lt;272&gt;) und schlie&#223;t den Grundsatz der Rechtsgleichheit als eines der grundlegenden Gerechtigkeitspostulate ein (vgl. BVerfGE 84, 90 &lt;121&gt;). F&#252;r den Bereich des Strafrechts werden diese rechtsstaatlichen Anliegen in dem Grundsatz aufgenommen, dass keine Strafe ohne Schuld verwirkt wird (BVerfGE 95, 96 &lt;130 f.&gt;; 133, 168 &lt;198 Rn. 55&gt;). Gemessen an der Idee der Gerechtigkeit m&#252;ssen Straftatbestand und Rechtsfolge sachgerecht aufeinander abgestimmt sein (vgl. BVerfGE 20, 323 &lt;331&gt;; 25, 269 &lt;286&gt;; 27, 18 &lt;29&gt;; 50, 205 &lt;214 f.&gt;; 120, 224 &lt;241&gt;; stRspr). Die Strafe muss in einem gerechten Verh&#228;ltnis zur Schwere der Tat und zum Verschulden des T&#228;ters stehen (vgl. BVerfGE 20, 323 &lt;331&gt;; 45, 187 &lt;228&gt;; 50, 5 &lt;12&gt;; 73, 206 &lt;253&gt;; 86, 288 &lt;313&gt;; 96, 245 &lt;249&gt;; 109, 133 &lt;171&gt;; 110, 1 &lt;13&gt;; 120, 224 &lt;254&gt;; 133, 168 &lt;198 Rn. 55&gt;). In diesem Sinne hat die Strafe die Bestimmung, gerechter Schuldausgleich zu sein (vgl. BVerfGE 45, 187 &lt;253 f.&gt;; 109, 133 &lt;173&gt;; 120, 224 &lt;253 f.&gt;; 133, 168 &lt;198 Rn. 55&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_56\">56</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Die Verwirklichung des Schuldgrundsatzes ist gef&#228;hrdet, wenn die Ermittlung des wahren Sachverhalts nicht sichergestellt ist (aa). Die Zumessung einer angemessenen Strafe, die zugleich einen sittlich-ethischen Vorwurf darstellt, setzt die Auseinandersetzung mit der Pers&#246;nlichkeit des Angeklagten und damit grunds&#228;tzlich dessen Anwesenheit voraus. Der Schuldgrundsatz macht daher Mindestgarantien von Beschuldigtenrechten im Strafprozess erforderlich, durch die gew&#228;hrleistet wird, dass der Beschuldigte Umst&#228;nde vorbringen und pr&#252;fen lassen kann, die zu seiner Entlastung f&#252;hren oder f&#252;r die Strafzumessung relevant sein k&#246;nnen (bb). Diese Garantien m&#252;ssen auch bei der Auslieferung zur Vollstreckung eines in Abwesenheit des Verfolgten ergangenen Strafurteils gewahrt werden (cc).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_57\">57</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Die Ermittlung des wahren Sachverhalts, ohne den sich das materielle Schuldprinzip nicht verwirklichen l&#228;sst, ist zentrales Anliegen des Strafprozesses (vgl. BVerfGE 57, 250 &lt;275&gt;; 118, 212 &lt;231&gt;; 122, 248 &lt;270&gt;; 130, 1 &lt;26&gt;; 133, 168 &lt;199 Rn. 56&gt;). Dessen Aufgabe ist es, den Strafanspruch des Staates um des Schutzes der Rechtsg&#252;ter Einzelner und der Allgemeinheit willen in einem justizf&#246;rmigen Verfahren durchzusetzen und dem mit Strafe Bedrohten eine wirksame Sicherung seiner Grundrechte zu gew&#228;hrleisten. Der Strafprozess hat das aus der W&#252;rde des Menschen als eigenverantwortlich handelnder Person und dem Rechtsstaatsprinzip abgeleitete Prinzip, dass keine Strafe ohne Schuld verh&#228;ngt werden darf, zu sichern und entsprechende verfahrensrechtliche Vorkehrungen bereitzustellen (vgl. BVerfGE 122, 248 &lt;270&gt;; 133, 168 &lt;199 Rn. 56&gt;). Dem T&#228;ter m&#252;ssen Tat und Schuld prozessordnungsgem&#228;&#223; nachgewiesen werden (vgl. BVerfGE 9, 167 &lt;169&gt;; 74, 358 &lt;371&gt;; 133, 168 &lt;199 Rn. 56&gt;). Bis zum Nachweis der Schuld wird seine Unschuld vermutet (vgl. BVerfGE 35, 311 &lt;320&gt;; 74, 358 &lt;371&gt;; stRspr).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_58\">58</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Ziel und Aufgabe des Strafverfahrens ist es, die dem T&#228;ter und der Tat angemessene Strafe auszusprechen. Im deutschen Rechtskreis ist mit Strafe weit mehr als ein belastender Rechtseingriff oder ein &#220;bel, das den T&#228;ter trifft, gemeint. Als Charakteristikum der Kriminalstrafe wird hier neben einem solchen Eingriff oder &#220;bel mit dem Strafausspruch auch ein Tadel oder Vorwurf zum Ausdruck gebracht. Es handelt sich um einen sozial-ethischen Vorwurf oder um eine besondere sittliche Missbilligung. Mit Strafe im Sinne des Grundgesetzes ist also nicht nur der Vorwurf irgendeiner Rechtsverletzung gemeint, sondern die Verletzung eines Teils des Rechts, das eine tiefere, n&#228;mlich eine sozial-ethische Fundierung besitzt (vgl. BVerfGE 25, 269 &lt;286&gt;; 90, 145 &lt;200 - abw. M.&gt;; 95, 96 &lt;140&gt;; 96, 10 &lt;25&gt;; 96, 245 &lt;249&gt;; 109, 133 &lt;167&gt;; 109, 190 &lt;217&gt;; 120, 224 &lt;240&gt;; 123, 267 &lt;408&gt;; siehe im Vergleich hierzu die Bewertung von Geldbu&#223;en in BVerfGE 42, 261 &lt;263&gt;; aus der Literatur siehe nur Weigend, in: Leipziger Kommentar, Band 1, 12. Aufl. 2007, Einleitung Rn. 1; Radtke, in: M&#252;Ko, StGB, 2. Aufl. 2012, Vorbem. zu &#167;&#167; 38 ff., Rn. 14; ders., GA 2011, S. 636 &lt;646&gt;; Roxin, Strafrecht AT, Band 1, 4. Aufl. 2006, &#167; 3 Rn. 46, S. 89). Daraus folgt aber, dass eine Strafe, die die Pers&#246;nlichkeit des T&#228;ters nicht umfassend ber&#252;cksichtigt, keine der W&#252;rde des Angeklagten angemessene Strafe sein kann. Dies wiederum setzt grunds&#228;tzlich voraus, dass das Gericht in der &#246;ffentlichen Hauptverhandlung in Anwesenheit des Angeklagten einen Einblick in seine Pers&#246;nlichkeit, seine Beweggr&#252;nde, seine Sicht der Tat, des Opfers und der Tatumst&#228;nde erh&#228;lt. Jedenfalls muss f&#252;r den Angeklagten das Recht gew&#228;hrleistet sein, insbesondere rechtfertigende, entschuldigende oder strafmildernde Umst&#228;nde dem Gericht pers&#246;nlich, im Gegen&#252;ber von Angeklagtem und Richter, darzulegen. Denn der Vorwurf eines sozial-ethischen Fehlverhaltens ist ein die Pers&#246;nlichkeit des Verurteilten treffender Vorwurf (vgl. BVerfGE 96, 245 &lt;249&gt;; 101, 275 &lt;287&gt;), der ihn in seinem Wert- und Achtungsanspruch, der in der Menschenw&#252;rde wurzelt, ber&#252;hrt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_59\">59</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>cc) Die durch den Schuldgrundsatz gebotenen Mindestgarantien von Beschuldigtenrechten im Strafprozess sind auch bei der Entscheidung &#252;ber die Auslieferung zur Vollstreckung eines in Abwesenheit des Verfolgten ergangenen Strafurteils zu beachten (1). Die deutschen Gerichte trifft insoweit eine \"Gew&#228;hrleistungsverantwortung\" mit Blick auf den ersuchenden Staat (2).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_60\">60</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(1) In st&#228;ndiger Rechtsprechung geht das Bundesverfassungsgericht davon aus, dass bei der Auslieferung zur Vollstreckung von Abwesenheitsurteilen die unabdingbaren verfassungsrechtlichen Grunds&#228;tze (vgl. BVerfGE 59, 280 &lt;282 ff.&gt;; BVerfGK 3, 27 &lt;32&gt;; 3, 314 &lt;317&gt;; 6, 13 &lt;18&gt;; 6, 334 &lt;341 f.&gt;; BVerfG, Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 17. November 1986 - 2 BvR 1255/86 -, NJW 1987, S. 830 &lt;830&gt;; Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 24. Januar 1991 - 2 BvR 1704/90 -, NJW 1991, S. 1411 &lt;1411&gt;) beziehungsweise der unverzichtbare Bestand der deutschen &#246;ffentlichen Ordnung (BVerfGE 63, 332 &lt;338&gt;) zu beachten sind. Der Senat hat daher die Auslieferung zur Vollstreckung eines in Abwesenheit des Verfolgten ergangenen ausl&#228;ndischen Strafurteils f&#252;r unzul&#228;ssig erkl&#228;rt, sofern der Verfolgte weder &#252;ber die Tatsache der Durchf&#252;hrung und des Abschlusses des betreffenden Verfahrens unterrichtet noch ihm eine tats&#228;chlich wirksame M&#246;glichkeit er&#246;ffnet war, sich nach Erlangung dieser Kenntnis nachtr&#228;glich rechtliches Geh&#246;r zu verschaffen und effektiv zu verteidigen (vgl. BVerfGE 63, 332 &lt;338&gt;; BVerfGK 3, 27 &lt;32 f.&gt;; 3, 314 &lt;318&gt;; 6, 13 &lt;18&gt;; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 24. Januar 1991 - 2 BvR 1704/90 -, NJW 1991, S. 1411 &lt;1411&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_61\">61</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Soll der Verfolgte im ersuchenden Staat nicht zum blo&#223;en Objekt eines ihn betreffenden staatlichen Verfahrens gemacht werden, muss er die M&#246;glichkeit haben, auf das Verfahren einzuwirken, sich pers&#246;nlich zu den gegen ihn erhobenen Vorw&#252;rfen zu &#228;u&#223;ern, entlastende Umst&#228;nde vorzutragen sowie deren Nachpr&#252;fung und gegebenenfalls auch Ber&#252;cksichtigung zu erreichen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_62\">62</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(2) Die zust&#228;ndigen Auslieferungsgerichte tragen insoweit auch f&#252;r die Behandlung des Verfolgten im ersuchenden Staat Verantwortung. Zwar endet die grundrechtliche Verantwortlichkeit der deutschen &#246;ffentlichen Gewalt grunds&#228;tzlich dort, wo ein Vorgang in seinem wesentlichen Verlauf von einem fremden souver&#228;nen Staat nach dessen eigenem, von der Bundesrepublik Deutschland unabh&#228;ngigen Willen gestaltet wird (vgl. BVerfGE 66, 39 &lt;56 ff., 63 f.&gt;). Gleichwohl darf die deutsche Hoheitsgewalt die Hand nicht zu Verletzungen der Menschenw&#252;rde durch andere Staaten reichen (vgl. BVerfGE 59, 280 &lt;282 f.&gt;; 60, 348 &lt;355 ff.&gt;; 63, 332 &lt;337 f.&gt;; 75, 1 &lt;19&gt;; 108, 129 &lt;136 f.&gt;; 113, 154 &lt;162 f.&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_63\">63</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das &#252;ber die Auslieferung entscheidende Gericht trifft deshalb eine Pflicht zur Aufkl&#228;rung des Sachverhalts, die ebenfalls dem Schutz von Art. 1 Abs. 1 GG unterf&#228;llt (a). Dies gilt unbeschadet des den europ&#228;ischen Auslieferungsverkehr beherrschenden Grundsatzes des gegenseitigen Vertrauens (b).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_64\">64</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(a) Inhalt und Umfang der prozessualen Aufkl&#228;rungspflicht im gerichtlichen Auslieferungsverfahren lassen sich nicht abstrakt-generell festlegen, sondern h&#228;ngen von den Gegebenheiten des Einzelfalls ab.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_65\">65</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Zu dem von den deutschen Gerichten zu ermittelnden Sachverhalt geh&#246;rt insbesondere die Behandlung, die der Verfolgte im ersuchenden Staat zu erwarten hat. Bei der Pr&#252;fung der Zul&#228;ssigkeit der Auslieferung haben sie grunds&#228;tzlich die ihnen m&#246;glichen Ermittlungen zur Aufkl&#228;rung einer behaupteten Verletzung der verfassungsrechtlichen Grunds&#228;tze von Amts wegen durchzuf&#252;hren; den Betroffenen trifft insoweit keine Beweislast (vgl. BVerfGE 8, 81 &lt;84 f.&gt;; 52, 391 &lt;406 f.&gt;; 63, 215 &lt;225&gt;; 64, 46 &lt;59&gt;; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 29. Mai 1996 - 2 BvR 66/96 -, EuGRZ 1996, S. 324 &lt;326&gt;; Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 15. Dezember 1996 - 2 BvR 2407/96 -, juris, Rn. 6; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 9. September 2000 - 2 BvR 1560/00 -, NJW 2001, S. 3111 &lt;3112&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_66\">66</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Umfang und Ausma&#223; der Ermittlungen, zu deren Vornahme das Gericht im Hinblick auf die Einhaltung des Schuldprinzips verpflichtet ist, richten sich nach Art und Gewicht der vom Verfolgten vorgetragenen Anhaltspunkte f&#252;r eine Unterschreitung des durch Art. 1 Abs. 1 GG gebotenen Mindeststandards. Als Beweismittel kommen dabei s&#228;mtliche Erkenntnismittel in Betracht, die nach den Grunds&#228;tzen der Logik, allgemeiner Erfahrung oder wissenschaftlicher Erkenntnis geeignet sind oder geeignet sein k&#246;nnen, die &#220;berzeugung des Gerichts vom Vorhandensein entscheidungserheblicher Tatsachen und von der Richtigkeit einer Beurteilung oder Wertung von Tatsachen zu begr&#252;nden (vgl. W.-R. Schenke, in: Kopp/Schenke, VwGO, 21. Aufl. 2015, &#167; 98 Rn. 3; Lagodny, in: Schomburg/Lagodny/Gle&#223;/Hackner, Internationale Rechtshilfe in Strafsachen, 5. Aufl. 2012, &#167; 30 Rn. 22). Auch bietet sich eine Anfrage beim ersuchenden Staat an (vgl. &#167; 30 Abs. 1, &#167; 78 Abs. 1 IRG). Gegebenenfalls kann es erforderlich werden, ein Gutachten oder eine amtliche Auskunft einzuholen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_67\">67</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(b) Dies bedeutet nicht, dass die Grundlagen eines Auslieferungsersuchens von deutschen Gerichten stets umfassend nachvollzogen werden m&#252;ssten. Gerade im europ&#228;ischen Auslieferungsverkehr gilt der Grundsatz des gegenseitigen Vertrauens. Dieses Vertrauen kann jedoch ersch&#252;ttert werden. Die Grunds&#228;tze, die den Auslieferungsverkehr auf v&#246;lkerrechtlicher Grundlage beherrschen (aa), sind auf Auslieferungen im Vollzug des Rahmenbeschlusses &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl im hier in Rede stehenden Umfang &#252;bertragbar (bb).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_68\">68</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(aa) Im Auslieferungsverkehr zwischen Deutschland und anderen Staaten ist dem ersuchenden Staat im Hinblick auf die Einhaltung der Grunds&#228;tze der Rechtsstaatlichkeit und des Menschenrechtsschutzes grunds&#228;tzlich Vertrauen entgegenzubringen. Dieser Grundsatz des gegenseitigen Vertrauens kann so lange Geltung beanspruchen, wie er nicht durch entgegenstehende Tatsachen ersch&#252;ttert wird (vgl. BVerfGE 109, 13 &lt;35 f.&gt;; 109, 38 &lt;61&gt;). Ausnahmen sind nur in besonders gelagerten F&#228;llen gerechtfertigt (vgl. BVerfGE 60, 348 &lt;355 f.&gt;; 63, 197 &lt;206&gt;; 109, 13 &lt;33&gt;; 109, 38 &lt;59&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_69\">69</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Verfolgte hat - wie auch im asylrechtlichen Verfahren - eine Darlegungslast, mit der er den an der Entscheidung &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit der Auslieferung beteiligten Stellen hinreichende Anhaltspunkte f&#252;r ihre Ermittlungen geben muss (vgl. BVerfGK 6, 334 &lt;342&gt;; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 29. Mai 1996 - 2 BvR 66/96 -, EuGRZ 1996, S. 324 &lt;326&gt;). Anlass zur Pr&#252;fung, ob die Auslieferung und die ihr zugrunde liegenden Akte mit dem vom Grundgesetz geforderten Mindeststandard an Grundrechtsschutz vereinbar sind, kann insbesondere bestehen, wenn ein ausl&#228;ndisches Strafurteil, zu dessen Vollstreckung ausgeliefert werden soll, in Abwesenheit des Verfolgten ergangen ist (vgl. BVerfGE 59, 280 &lt;282 ff.&gt;; 63, 332 &lt;337&gt;; BVerfGK 3, 27 &lt;31 f.&gt;; 6, 13 &lt;17&gt;; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 24. Januar 1991 - 2 BvR 1704/90 -, NJW 1991, S. 1411 &lt;1411&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_70\">70</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Eine entsprechende, im Auslieferungsverfahren erteilte, v&#246;lkerrechtlich verbindliche Zusicherung ist grunds&#228;tzlich geeignet, etwaige Bedenken hinsichtlich der Zul&#228;ssigkeit der Auslieferung auszur&#228;umen, sofern nicht im Einzelfall zu erwarten ist, dass die Zusicherung nicht eingehalten wird (vgl. BVerfGE 63, 215 &lt;224&gt;; 109, 38 &lt;62&gt;; BVerfGK 2, 165 &lt;172 f.&gt;; 3, 159 &lt;165&gt;; 6, 13 &lt;19&gt;; 6, 334 &lt;343&gt;; 13, 128 &lt;136&gt;; 13, 557 &lt;561&gt;; 14, 372 &lt;377&gt;; BVerfG, Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats vom 9. Dezember 2008 - 2 BvR 2386/08 -, juris, Rn. 16).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_71\">71</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die von einem Verfolgten behauptete Gefahr menschenrechtswidriger Behandlung steht einer Auslieferung nicht schon dann entgegen, wenn sie aufgrund eines bekanntgewordenen fr&#252;heren Vorfalls nicht v&#246;llig ausgeschlossen werden kann. Vielmehr m&#252;ssen begr&#252;ndete Anhaltspunkte f&#252;r die Gefahr menschenrechtswidriger Behandlung vorliegen (vgl. BVerfGE 108, 129 &lt;138&gt;; BVerfG, Beschl&#252;sse der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 22. Juni 1992 - 2 BvR 1901/91 -, juris, Rn. 4; vom 31. Mai 1994 - 2 BvR 1193/93 -, NJW 1994, S. 2883 &lt;2884&gt;; vom 29. Mai 1996 - 2 BvR 66/96 -, EuGRZ 1996, S. 324 &lt;326&gt;). Es m&#252;ssen stichhaltige Gr&#252;nde gegeben sein, nach denen gerade im konkreten Fall eine beachtliche Wahrscheinlichkeit besteht, dass in dem ersuchenden Staat die v&#246;lkerrechtlichen Mindeststandards nicht beachtet werden. Auf konkrete Anhaltspunkte kommt es in der Regel nur dann nicht an, wenn in dem ersuchenden Staat eine st&#228;ndige Praxis grober, offenkundiger oder massenhafter Verletzungen der Menschenrechte herrscht. Die Auslieferung in Staaten, die eine st&#228;ndige Praxis umfassender und systematischer Menschenrechtsverletzungen aufweisen, wird regelm&#228;&#223;ig die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung der elementaren Grunds&#228;tze der deutschen verfassungsrechtlichen Ordnung begr&#252;nden (vgl. BVerfGE 108, 129 &lt;138 f.&gt;; BVerfG, Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 15. Oktober 2007 - 2 BvR 1680/07 -, NVwZ 2008, S. 71 &lt;72&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_72\">72</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(bb) Dies gilt, soweit es um die Gew&#228;hrleistung des Schuldprinzips geht, auch f&#252;r Auslieferungen, die auf der Grundlage des Rahmenbeschlusses &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl stattfinden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_73\">73</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Zwar ist einem Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Union im Hinblick auf die Einhaltung der Grunds&#228;tze der Rechtsstaatlichkeit und des Menschenrechtsschutzes grunds&#228;tzlich besonderes Vertrauen entgegenzubringen. Die Europ&#228;ische Union bekennt sich zur Achtung der Menschenw&#252;rde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und der Wahrung der Menschenrechte einschlie&#223;lich der Rechte der Personen, die Minderheiten angeh&#246;ren (vgl. Art. 2 EUV). Ihre Mitgliedstaaten haben sich s&#228;mtlich der Europ&#228;ischen Menschenrechtskonvention unterstellt. Soweit sie Unionsrecht durchf&#252;hren, sind sie &#252;berdies an die Gew&#228;hrleistungen der Charta der Grundrechte gebunden (vgl. Art. 51 Abs. 1 GRCh). Das Vertrauen in die Einhaltung der Grunds&#228;tze der Rechtsstaatlichkeit und des Menschenrechtsschutzes umfasst namentlich die im Europ&#228;ischen Haftbefehl get&#228;tigten Angaben des um Auslieferung ersuchenden Mitgliedstaats. Das f&#252;r die Entscheidung &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit der Auslieferung zust&#228;ndige Gericht ist daher grunds&#228;tzlich nicht verpflichtet, bestehende Aufkl&#228;rungsm&#246;glichkeiten auszusch&#246;pfen oder positiv festzustellen, dass dem um Auslieferung ersuchenden Mitgliedstaat hinsichtlich der Wahrung des Schuldprinzips vertraut werden kann.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_74\">74</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Grundsatz des gegenseitigen Vertrauens wird jedoch dann ersch&#252;ttert, wenn tats&#228;chliche Anhaltspunkte daf&#252;r vorliegen, dass im Falle einer Auslieferung die unverzichtbaren Anforderungen an den Schutz der Menschenw&#252;rde nicht eingehalten w&#252;rden. Das &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit der Auslieferung entscheidende Gericht trifft insoweit die Pflicht, Ermittlungen hinsichtlich der Rechtslage und der Praxis im ersuchenden Mitgliedstaat vorzunehmen, wenn der Betroffene hinreichende Anhaltspunkte f&#252;r solche Ermittlungen dargelegt hat. Anlass zur Pr&#252;fung, ob die Auslieferung mit der Verfassungsidentit&#228;t des Grundgesetzes vereinbar ist, besteht nicht allein deswegen, weil das Strafurteil, zu dessen Vollstreckung ausgeliefert werden soll, in Abwesenheit des Verfolgten ergangen ist. Ein Mitgliedstaat, der um die Auslieferung zur Vollstreckung einer in Abwesenheit des Verfolgten ergangenen Entscheidung nach Art. 4a Abs. 1 RbEuHb ersucht, erkl&#228;rt durch seine ordnungsgem&#228;&#223; get&#228;tigten Angaben im Formblatt, dass der Verfolgte entweder tats&#228;chlich von der Verhandlung und davon in Kenntnis gesetzt wurde, dass eine Entscheidung auch in seiner Abwesenheit ergehen kann (vgl. Art. 4a Abs. 1 Buchstabe a RbEuHb), dass der Verfolgte in Kenntnis der Verhandlung von einem Rechtsbeistand vertreten wurde (vgl. Art. 4a Abs. 1 Buchstabe b RbEuHb) oder dass der Verfolgte berechtigt ist, einen Rechtsbehelf gegen die Verurteilung einzulegen, bei dem der Sachverhalt, einschlie&#223;lich neuer Beweismittel, erneut gepr&#252;ft und die urspr&#252;nglich ergangene Entscheidung aufgehoben werden kann (vgl. Art. 4a Abs. 1 Buchstabe c und d RbEuHb).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_75\">75</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Stellt sich nach Abschluss der Ermittlungen heraus, dass der vom Grundgesetz geforderte Mindeststandard vom ersuchenden Mitgliedstaat nicht eingehalten wird, darf das zust&#228;ndige Gericht die Auslieferung nicht f&#252;r zul&#228;ssig erkl&#228;ren.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_76\">76</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Die Absicherung des integrationsfesten Schuldprinzips rechtfertigt und gebietet eine auf diese verfahrensrechtlichen Mindestgarantien beschr&#228;nkte Pr&#252;fung der Entscheidung des Oberlandesgerichts am Ma&#223;stab des Grundgesetzes, obwohl diese unionsrechtlich determiniert ist. Dem Rahmenbeschluss &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl kommt in der deutschen Rechtsordnung grunds&#228;tzlich Anwendungsvorrang zu (a). Dieser enth&#228;lt nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union in Bezug auf die Auslieferung bei Abwesenheitsurteilen eine abschlie&#223;ende Regelung (b). Das entbindet das Oberlandesgericht jedoch nicht von der Verpflichtung, auch bei einer Auslieferung auf der Grundlage eines Europ&#228;ischen Haftbefehls die Grunds&#228;tze des Art. 1 Abs. 1 GG in der Auspr&#228;gung des Schuldgrundsatzes sicherzustellen (c).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_77\">77</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Am Anwendungsvorrang des Unionsrechts nehmen auch Rahmenbeschl&#252;sse teil. In diesem Zusammenhang verlangt der Grundsatz der unionsrechtskonformen Auslegung, dass die nationalen Gerichte unter Ber&#252;cksichtigung des gesamten innerstaatlichen Rechts und unter Anwendung der dort anerkannten Auslegungsmethoden alles tun, was in ihrer Zust&#228;ndigkeit liegt, um die volle Wirksamkeit des Unionsrechts zu gew&#228;hrleisten und zu einem Ergebnis zu gelangen, das mit dem von dem Rahmenbeschluss verfolgten Ziel in Einklang steht (vgl. EuGH, Urteil vom 5. Oktober 2004, Pfeiffer, C-397/01 bis C-403/01, Slg. 2004, I-8835, Rn. 115 f.; Urteil vom 5. September 2012, Lopes Da Silva Jorge, C-42/11, EU:C:2012:517, Rn. 56).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_78\">78</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>In der Sache hat der Gerichtshof bereits mehrfach festgestellt, dass die nationalen Justizbeh&#246;rden die Vollstreckung eines Europ&#228;ischen Haftbefehls nur in den im Rahmenbeschluss &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl vorgesehenen F&#228;llen ablehnen k&#246;nnen (vgl. EuGH, Urteil vom 1. Dezember 2008, Leymann und Pustovarov, C-388/08 PPU, Slg. 2008, I-8993, Rn. 51; Urteil vom 30. Mai 2013, F., C-168/13 PPU, EU:C:2013:358, Rn. 36 m.w.N.). In der Rechtssache Melloni hat er betont, dass die Geltung des Rahmenbeschlusses nicht dadurch beeintr&#228;chtigt werden k&#246;nne, dass ein Staat Vorschriften des nationalen Rechts, und h&#228;tten sie auch Verfassungsrang, gegen diesen ins Feld f&#252;hrt (vgl. EuGH, Urteil vom 26. Februar 2013, Melloni, C-399/11, EU:C:2013:107, Rn. 59). Grenzen einer rahmenbeschlusskonformen Auslegung des nationalen Rechts hat er bislang nicht thematisiert, obwohl das spanische Tribunal Constitucional seine Vorlage damit begr&#252;ndet hatte, dass die Auslieferung zur Vollstreckung von Abwesenheitsurteilen eine Verletzung des Wesensgehalts eines fairen Verfahrens im Sinne der spanischen Verfassung in einer Weise darstellen k&#246;nne, die die Menschenw&#252;rde ber&#252;hre (vgl. EuGH, a.a.O., Rn. 20; das spanische Tribunal Constitucional hat daraufhin allerdings betont, dass f&#252;r den Fall, dass das Recht der Europ&#228;ischen Union in seiner weiteren Entwicklung nicht mehr mit der spanischen Verfassung in Einklang zu bringen w&#228;re, die Wahrung der Souver&#228;nit&#228;t des spanischen Volkes und der Vorherrschaft, mit der sich die Verfassung versehen hat, in letzter Instanz verlangen k&#246;nnten, die Probleme &#252;ber die einschl&#228;gigen verfassungsrechtlichen Verfahren anzugehen, so Entscheidung vom 13. Februar 2014, STC 26/2014, Punkt 3 der Entscheidungsgr&#252;nde, HRLJ 2014, S. 475 &lt;478&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_79\">79</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Art. 4a RbEuHb regelt die Bedingungen, von denen Auslieferungen zur Vollstreckung von Abwesenheitsurteilen abh&#228;ngig gemacht werden k&#246;nnen, nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs abschlie&#223;end.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_80\">80</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Nach Art. 1 Abs. 2 RbEuHb vollstrecken die Mitgliedstaaten einen Europ&#228;ischen Haftbefehl nach dem Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung und gem&#228;&#223; den Bestimmungen dieses Rahmenbeschlusses. Sie sind grunds&#228;tzlich verpflichtet, einem Europ&#228;ischen Haftbefehl Folge zu leisten, und d&#252;rfen seine Vollstreckung nur in den F&#228;llen an Bedingungen kn&#252;pfen, die in den Art. 3 bis 5 des Rahmenbeschlusses aufgef&#252;hrt sind (vgl. EuGH, Urteil vom 1. Dezember 2008, Leymann und Pustovarov, C-388/08 PPU, Slg. 2008, I-8993, Rn. 51; Urteil vom 30. Mai 2013, F., C-168/13 PPU, EU:C:2013:358, Rn. 36 m.w.N.).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_81\">81</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Vollstreckung eines Europ&#228;ischen Haftbefehls darf - wie im 10. Erw&#228;gungsgrund der Pr&#228;ambel zum Rahmenbeschluss vorgesehen - nach Auffassung des Gerichtshofs daher nur ausgesetzt werden, wenn eine schwere und anhaltende Verletzung der in Art. 6 Abs. 1 EUV enthaltenen Grunds&#228;tze durch einen Mitgliedstaat vorliegt und diese vom Rat gem&#228;&#223; Art. 7 Abs. 1 EUV mit den Folgen von Art. 7 Abs. 2 EUV festgestellt worden ist (vgl. EuGH, Urteil vom 30. Mai 2013, F., C-168/13 PPU, EU:C:2013:358, Rn. 49). Der Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung beruhe auf dem gegenseitigen Vertrauen der Mitgliedstaaten darauf, dass die jeweiligen nationalen Rechtsordnungen in der Lage seien, einen gleichwertigen und wirksamen Schutz der auf Unionsebene und insbesondere in der Charta anerkannten Grundrechte zu bieten. Daher m&#252;ssten Personen, gegen die ein Europ&#228;ischer Haftbefehl erlassen worden sei, etwaige Rechtsschutzm&#246;glichkeiten im Ausstellungsmitgliedstaat nutzen, um die Rechtm&#228;&#223;igkeit des Verfahrens der Strafverfolgung, der Strafvollstreckung oder der Verh&#228;ngung einer freiheitsentziehenden Ma&#223;regel der Sicherung oder auch des strafrechtlichen Hauptverfahrens, das zur Verh&#228;ngung dieser Strafe oder Ma&#223;regel gef&#252;hrt habe, in Frage zu stellen (vgl. EuGH, Urteil vom 22. Dezember 2010, Aguirre Zarraga, C-491/10 PPU, Slg. 2010, I-14247, Rn. 70 f.).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_82\">82</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>In der Rechtssache Melloni hat der Gerichtshof speziell mit Blick auf Art. 4a RbEuHb entschieden, dass die Vollstreckung eines Haftbefehls nicht von der Bedingung abh&#228;ngig gemacht werden d&#252;rfe, dass die in Abwesenheit ausgesprochene Verurteilung im Ausstellungsmitgliedstaat &#252;berpr&#252;ft werden k&#246;nne (vgl. EuGH, Urteil vom 26. Februar 2013, Melloni, C-399/11, EU:C:2013:107, Rn. 46), wenn der Betroffene einer der vier in dieser Bestimmung aufgef&#252;hrten Fallgestaltungen unterfalle (vgl. EuGH, a.a.O., Rn. 61). &#220;berdies gestatte es auch Art. 53 GRCh den Mitgliedstaaten nicht, die &#220;bergabe einer in Abwesenheit verurteilten Person von der Bedingung abh&#228;ngig zu machen, dass die Verurteilung im Ausstellungsmitgliedstaat einer &#220;berpr&#252;fung unterworfen werden k&#246;nne (vgl. EuGH, a.a.O., Rn. 64).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_83\">83</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Diese Vorgaben entbinden deutsche Beh&#246;rden und Gerichte jedoch nicht von der Verpflichtung, auch bei einer Auslieferung zur Vollstreckung eines Europ&#228;ischen Haftbefehls die Grunds&#228;tze des Art. 1 Abs. 1 GG sicherzustellen (Art. 23 Abs. 1 Satz 3 i.V.m. Art. 79 Abs. 3 GG). Sie sind vielmehr gehalten, beim Vollzug des Rahmenbeschlusses &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl und des Gesetzes &#252;ber die internationale Rechtshilfe in Strafsachen sicherzustellen, dass die von Art. 1 Abs. 1 GG geforderten Mindestgarantien von Beschuldigtenrechten auch im ersuchenden Mitgliedstaat beachtet werden, oder - wo dies nicht m&#246;glich ist - von einer Auslieferung abzusehen. Insoweit wird der den europ&#228;ischen Auslieferungsverkehr beherrschende Grundsatz des gegenseitigen Vertrauens durch die Garantie der Menschenw&#252;rde in Art. 1 Abs. 1 GG begrenzt. In diesem Umfang trifft das Gericht auch die beschriebene verfassungsrechtliche Ermittlungspflicht.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_84\">84</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>3. Einer unter R&#252;ckgriff auf Art. 79 Abs. 3 GG in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG begr&#252;ndeten Begrenzung des dem Rahmenbeschluss zukommenden Anwendungsvorrangs bedarf es im vorliegenden Zusammenhang jedoch nicht, weil sowohl der Rahmenbeschluss selbst (a) als auch das diesen umsetzende Gesetz &#252;ber die internationale Rechtshilfe in Strafsachen (b) eine Auslegung gebieten, die den von Art. 1 Abs. 1 GG geforderten Mindestgarantien von Beschuldigtenrechten bei einer Auslieferung Rechnung tr&#228;gt. Insofern gen&#252;gen die einschl&#228;gigen Vorgaben des Unionsrechts den durch das Grundgesetz zur Absicherung des integrationsfesten Schuldprinzips gebotenen Mindestgarantien von Beschuldigtenrechten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_85\">85</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Die Pflicht, einem Europ&#228;ischen Haftbefehl Folge zu leisten, ist schon unionsrechtlich begrenzt (vgl. Vogel, in: Grabitz/Hilf/Nettesheim, Das Recht der EU, Bd. I, Art. 82 AEUV Rn. 37 &lt;M&#228;rz 2011&gt;; Gaede, NJW 2013, S. 1279 &lt;1280&gt;). Das Vertrauen zwischen den Mitgliedstaaten, das ausweislich des 10. Erw&#228;gungsgrundes der Pr&#228;ambel des Rahmenbeschlusses Grundlage f&#252;r den Mechanismus des Europ&#228;ischen Haftbefehls ist, kann ersch&#252;ttert werden; erhebliche Grundrechtsverletzungen im Einzelfall sind selbst dann nicht ausgeschlossen, wenn die jeweiligen nationalen Rechtsordnungen grunds&#228;tzlich in der Lage sind, einen dem Grundgesetz gleichwertigen und wirksamen Schutz der Grundrechte zu bieten. Einem Europ&#228;ischen Haftbefehl ist auch nach unionsrechtlichen Ma&#223;st&#228;ben nicht Folge zu leisten, wenn er den Anforderungen des Rahmenbeschlusses nicht gen&#252;gt (aa) oder die Auslieferung mit einer Verletzung der unionalen Grundrechte einherginge (bb). Auch aus der Sicht des Unionsrechts gilt der Grundsatz des gegenseitigen Vertrauens insoweit nicht unbegrenzt (cc), so dass die Verweigerung der Auslieferung wegen eines Europ&#228;ischen Haftbefehls zur Vollstreckung eines in Abwesenheit ergangenen Strafurteils unter bestimmten Voraussetzungen gerechtfertigt sein kann (dd).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_86\">86</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Nach Art. 4a Abs. 1 RbEuHb kann die vollstreckende Justizbeh&#246;rde die Vollstreckung eines zur Vollstreckung einer Freiheitsstrafe ausgestellten Europ&#228;ischen Haftbefehls verweigern, wenn nicht bestimmte Voraussetzungen erf&#252;llt sind.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_87\">87</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Art. 4a Abs. 1 Buchstabe a und b RbEuHb sieht eine Pflicht zur Auslieferung zwecks Vollstreckung von Entscheidungen vor, die im Anschluss an eine Verhandlung ergangen sind, zu der die betroffene Person nicht pers&#246;nlich erschienen ist, wenn diese Person tats&#228;chlich offiziell von der Verhandlung und davon in Kenntnis gesetzt wurde, dass eine Entscheidung auch bei Abwesenheit ergehen kann, beziehungsweise diese Person in Kenntnis der Verhandlung von einem Rechtsbeistand vertreten wurde. Insofern handelt es sich um F&#228;lle, in denen die Person auf ihr pers&#246;nliches Anwesenheitsrecht aus freiem Willen und unmissverst&#228;ndlich verzichtet hat.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_88\">88</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Art. 4a Abs. 1 Buchstabe c und d RbEuHb erfasst dagegen Konstellationen, in denen die betroffene Person berechtigt ist, einen Rechtsbehelf gegen die Verurteilung einzulegen, bei dem der Sachverhalt, einschlie&#223;lich neuer Beweismittel, erneut gepr&#252;ft werden und die urspr&#252;nglich ergangene Entscheidung aufgehoben werden kann. Dem Angeklagten wird es in diesen F&#228;llen also erm&#246;glicht, die ihm zur Last gelegten Vorw&#252;rfe durch ein Gericht auch in tats&#228;chlicher Hinsicht &#252;berpr&#252;fen zu lassen. Das setzt voraus, dass auch das f&#252;r ein eventuelles Rechtsbehelfsverfahren zust&#228;ndige Gericht den Angeklagten anh&#246;rt und prozessrechtlich dazu in der Lage ist, die ihm zur Last gelegten Vorw&#252;rfe nicht nur in rechtlicher, sondern auch in tats&#228;chlicher Hinsicht zu pr&#252;fen. Soweit Art. 4a Abs. 1 Buchstabe d (i) RbEuHb ein Verfahren vorschreibt, bei dem der Sachverhalt, einschlie&#223;lich neuer Beweismittel, erneut gepr&#252;ft und die urspr&#252;ngliche Entscheidung aufgehoben werden \"kann\", wird dem mit der Sache befassten Gericht damit kein Ermessen einger&#228;umt. Das in Art. 4a Abs. 1 Buchstabe d (i) RbEuHb verwendete Verb \"kann\" dient vielmehr der Kennzeichnung der Befugnisse des Gerichts und bedeutet so viel wie \"in der Lage ist\". Treffender ist in der englischen Fassung von einem \"retrial, or an appeal, in which the person has the right to participate and which allows the merits of the case, including fresh evidence, to be re-examined\", die Rede oder in der franz&#246;sischen Fassung von einer \"nouvelle proc&#233;dure de jugement ou (&#8230;) une proc&#233;dure d'appel, &#224; laquelle l'int&#233;ress&#233; a le droit de participer et qui permet de r&#233;examiner l'affaire sur le fond, en tenant compte des nouveaux &#233;l&#233;ments de preuve\".</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_89\">89</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Dieses Verst&#228;ndnis von Art. 4a Abs. 1 Buchstabe d (i) RbEuHb entspricht auch dem Willen des europ&#228;ischen Gesetzgebers. Die Regelung wurde durch den Rahmenbeschluss 2009/299/JI des Rates vom 26. Februar 2009 zur &#196;nderung der Rahmenbeschl&#252;sse 2002/584/JI, 2005/214/JI, 2006/783/JI, 2008/909/JI und 2008/947/JI, zur St&#228;rkung der Verfahrensrechte von Personen und zur F&#246;rderung der Anwendung des Grundsatzes der gegenseitigen Anerkennung auf Entscheidungen, die im Anschluss an eine Verhandlung ergangen sind, zu der die betroffene Person nicht erschienen ist (ABl. &lt;EU&gt; Nr. L 81 vom 27. M&#228;rz 2009, S. 24 - \"Rahmenbeschluss &#252;ber Abwesenheitsurteile\") in den Rahmenbeschluss &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl eingef&#252;gt. Ziel des Rahmenbeschlusses war es gem&#228;&#223; dessen Art. 1 Abs. 1, die Verfahrensrechte von Personen, gegen die ein Strafverfahren anh&#228;ngig ist, zu st&#228;rken, zugleich die justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen zu erleichtern und insbesondere die gegenseitige Anerkennung gerichtlicher Entscheidungen zwischen den Mitgliedstaaten zu verbessern. Erw&#228;gungsgrund 11 des Rahmenbeschlusses &#252;ber Abwesenheitsurteile lautet:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">Die gemeinsamen L&#246;sungen in Bezug auf die Gr&#252;nde f&#252;r die Nichtanerkennung in den einschl&#228;gigen geltenden Rahmenbeschl&#252;ssen sollten den unterschiedlichen Gegebenheiten in Bezug auf das Recht der betroffenen Person auf Wiederaufnahme des Verfahrens oder auf ein Berufungsverfahren Rechnung tragen. Eine solche Wiederaufnahme des Verfahrens oder Berufung bezweckt die Wahrung der Verteidigungsrechte und ist durch folgende Aspekte gekennzeichnet: Die betroffene Person hat das Recht, anwesend zu sein, der Sachverhalt, einschlie&#223;lich neuer Beweismittel, wird (erneut) gepr&#252;ft und das Verfahren kann zur Aufhebung der urspr&#252;nglich ergangenen Entscheidung f&#252;hren.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>Die Formulierung \"der Sachverhalt, einschlie&#223;lich neuer Beweismittel, wird (erneut) gepr&#252;ft\" zeigt, dass der Rat ersichtlich nicht von einem Ermessen des mit dem Berufungs- oder Wiederaufnahmeverfahren betrauten Richters, sondern davon ausging, dass die betroffene Person einen Anspruch darauf hat, dass die Beweismittel, die sie zu ihrer Entlastung vorbringt, erneut oder erstmals gepr&#252;ft werden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_90\">90</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Teleologische &#220;berlegungen erh&#228;rten diesen Befund. K&#246;nnte das Gericht von einer erneuten Pr&#252;fung des Sachverhalts gegen den Willen des in Abwesenheit Verurteilten absehen, k&#246;nnte es eine erneute Pr&#252;fung der ihm zur Last gelegten Vorw&#252;rfe vereiteln. Der Verteidigung w&#252;rde die M&#246;glichkeit genommen, in einem Wiederaufnahmeverfahren die Zulassung neuer Beweise zu beantragen (vgl. EGMR, Jones v. Vereinigtes K&#246;nigreich, Entscheidung vom 9. September 2003, Nr. 30900/02; EGMR &lt;GK&gt;, Sejdovic v. Italien, Urteil vom 1. M&#228;rz 2006, Nr. 56581/00, &#167; 85). Die prozessuale M&#246;glichkeit, das Abwesenheitsurteil anzufechten, w&#252;rde sich in diesem Fall als unwirksam erweisen (vgl. auch EGMR, Colozza v. Italien, Urteil vom 12. Februar 1985, Nr. 9024/80, &#167; 30; Medenica v. Schweiz, Urteil vom 14. Juni 2001, Nr. 20491/92, &#167; 55).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_91\">91</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Auch die Bindung der Mitgliedstaaten der Europ&#228;ischen Union an die Grundrechte (1), die Ausstrahlungswirkung der Grundrechtecharta auf das Sekund&#228;rrecht (2) sowie die Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichthofes f&#252;r Menschenrechte, die f&#252;r die Bestimmung der sachlichen Tragweite des Art. 4a Abs. 1 RbEuHb beachtlich ist, sprechen f&#252;r die dargelegte Auslegung des Art. 4a Abs. 1 Buchstabe d (i) RbEuHb (3).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_92\">92</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(1) Die Mitgliedstaaten der Europ&#228;ischen Union d&#252;rfen - ungeachtet des Art. 7 EUV - einander nicht die Hand zu Menschenrechtsverletzungen reichen (Art. 6 Abs. 1 EUV; vgl. OLG M&#252;nchen, Beschluss vom 15. Mai 2013 - OLG Ausl 31 Ausl A 442/13 &lt;119/13&gt; -, StV 2013, S. 710 &lt;711&gt;). Bei der Durchf&#252;hrung des Unionsrechts m&#252;ssen sie die Unionsgrundrechte beachten (vgl. Art. 51 Abs. 1 GRCh; EuGH, Urteil vom 12. November 1969, Stauder, 29/69, Slg. 1969, S. 419, Rn. 7; Urteil vom 13. Juli 1989, Wachauf, 5/88, Slg. 1989, S. 2609, Rn. 19; Urteil vom 16. Juni 2005, Pupino, C-105/03, Slg. 2005, I-5285, Rn. 58 f.). Diese sind daher auch f&#252;r die Auslegung (vgl. EuGH, Urteil vom 13. Dezember 1983, Kommission/Rat, C-218/82, Slg. 1983, S. 4063, Rn. 15; Urteil vom 16. Juni 2005, Pupino, C-105/03, Slg. 2005, I-5285, Rn. 58 ff.) und Rechtm&#228;&#223;igkeit (vgl. Art. 263, 267 Abs. 1 Buchstabe b AEUV; Art. 51 Abs. 1 GRCh; EuGH, Urteil vom 3. Mai 2007, Advocaten voor de Wereld, C-303/05, Slg. 2007, I-3633, Rn. 45; Urteil vom 26. Februar 2013, Melloni, C-399/11, EU:C:2013:107, Rn. 48 ff.) des Rahmenbeschlusses &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl ma&#223;geblich.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_93\">93</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>In diesem Sinne hei&#223;t es in Art. 1 Abs. 3 RbEuHb ausdr&#252;cklich, dass der Rahmenbeschluss nicht die Pflicht ber&#252;hrt, die Grundrechte und die allgemeinen Rechtsgrunds&#228;tze, wie sie in Art. 6 EUV niedergelegt sind, zu achten. Nach dem 12. Erw&#228;gungsgrund achtet der Rahmenbeschluss die Grundrechte und wahrt die in Art. 6 EUV anerkannten Grunds&#228;tze, die in der Grundrechtecharta, insbesondere in deren Kapitel VI, zum Ausdruck kommen (Satz 1). Konsequenterweise darf keine Bestimmung des Rahmenbeschlusses in dem Sinne ausgelegt werden, dass eine Pflicht zur &#220;bergabe einer Person besteht, wenn Anhaltspunkte daf&#252;r vorliegen, dass der genannte Haftbefehl zum Zwecke der Verfolgung oder Bestrafung einer Person aus Gr&#252;nden ihres Geschlechts, ihrer Rasse, Religion, ethnischen Herkunft, Staatsangeh&#246;rigkeit, Sprache oder politischen &#220;berzeugung oder sexuellen Ausrichtung erlassen wurde oder dass die Stellung dieser Person aus einem dieser Gr&#252;nde beeintr&#228;chtigt werden kann (Satz 2). Gem&#228;&#223; dem 13. Erw&#228;gungsgrund soll zudem niemand in einen Staat abgeschoben oder ausgewiesen oder an einen Staat ausgeliefert werden, in dem f&#252;r sie oder ihn das ernsthafte Risiko der Todesstrafe, der Folter oder einer anderen unmenschlichen oder erniedrigenden Strafe oder Behandlung besteht.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_94\">94</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Vor diesem Hintergrund ist ein Europ&#228;ischer Haftbefehl dann nicht zu vollstrecken, wenn dem die gegen&#252;ber dem Rahmenbeschluss &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl vorrangige Grundrechtecharta entgegensteht (vgl. Kommissionsdokumente KOM &lt;2006&gt; 8 endg&#252;ltig vom 24. Januar 2006, S. 7 und KOM &lt;2011&gt; 175 endg&#252;ltig vom 11. April 2011, S. 7; BTDrucks 15/1718, S. 14; BRDrucks 70/06, S. 31; Schlussantr&#228;ge GA Bot zu EuGH, Wolzenburg, C-123/08, Slg. 2009, I-9621, Rn. 147 ff. und zu EuGH, Mantello, C-261/09, Slg. 2010, I-11477, Rn. 87 f.; GA Cruz Villal&#243;n zu EuGH, I.B., C-306/09, Slg. 2010, I-10341, Rn. 43 f.; GA Mengozzi zu EuGH, Lopes da Silva Jorge, C-42/11, EU:C:2012:151, Rn. 28; GA Sharpston zu EuGH, Radu, C-396/11, EU:C:2012:648, Rn. 69 ff.).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_95\">95</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das wird durch die Entstehungsgeschichte des Rahmenbeschlusses best&#228;tigt. Zwar konnte sich der Vorschlag, als weiteren Ablehnungsgrund vorzusehen, dass das Auslieferungsersuchen mit den Grundprinzipien des Vollstreckungsstaats oder der &#246;ffentlichen Ordnung unvereinbar ist, nicht durchsetzen. Dieser Vorschlag fand allerdings nur deshalb keinen Niederschlag im Text des Rahmenbeschlusses, weil sowohl in Art. 1 Abs. 3 RbEuHb als auch in den Erw&#228;gungsgr&#252;nden 10, 12, 13 und 14 darauf verwiesen wird, dass f&#252;r die strikte Wahrung der Grundrechte und individuellen Freiheiten, wie sie in der Europ&#228;ischen Menschenrechtskonvention gew&#228;hrleistet sind und sich aus den gemeinsamen Verfassungs&#252;berlieferungen der Mitgliedstaaten als allgemeine Grunds&#228;tze des Gemeinschaftsrechts ergeben (Art. 6 Abs. 2 EUV), Sorge zu tragen ist (vgl. RatsDok 14867/01 vom 4. Dezember 2001, S. 3).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_96\">96</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(2) Die Grundrechtecharta verlangt im Hinblick auf Auslieferungen zur Vollstreckung von Abwesenheitsverurteilungen, dass auch das f&#252;r ein eventuelles Rechtsbehelfsverfahren zust&#228;ndige Gericht den Angeklagten h&#246;rt und prozessrechtlich in der Lage ist, die diesem zur Last gelegten Vorw&#252;rfe nicht nur in rechtlicher, sondern auch in tats&#228;chlicher Hinsicht zu pr&#252;fen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_97\">97</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Recht auf einen wirksamen Rechtsbehelf ist ein allgemeiner Grundsatz des Unionsrechts (vgl. EuGH, Urteil vom 15. Mai 1986, Johnston, C-222/84, Slg. 1986, S. 1651, Rn. 19; Erl&#228;uterungen zur Charta der Grundrechte, ABl EU Nr. C 303 vom 14. Dezember 2007, S. 17 &lt;29&gt;). Dazu geh&#246;rt - als Teilgew&#228;hrleistung - auch der Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r in einem gerichtlichen Verfahren nach Art. 47 GRCh (vgl. Mayer, in: Grabitz/Hilf/Nettesheim, Das Recht der Europ&#228;ischen Union, Bd. I, nach Art. 6 EUV Rn. 369 &lt;Juli 2010&gt;). Dieser Anspruch gew&#228;hrleistet, dass der Richter erst nach der Anh&#246;rung der Parteien und der W&#252;rdigung der Beweismittel &#252;ber den Antrag entscheidet und seine Entscheidung begr&#252;ndet (vgl. EuGH, Urteil vom 10. Dezember 1998, Schr&#246;der und Thamann/Kommission, C-221/97 P, Slg. 1998, I-8255, Rn. 24).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_98\">98</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(3) Nach Art. 52 Abs. 3 Satz 1 GRCh haben die Rechte der Grundrechtecharta, soweit sie den durch die Europ&#228;ische Menschenrechtskonvention garantierten Rechten entsprechen, die gleiche Bedeutung und Tragweite, wie sie ihnen in der Konvention verliehen wird. Das Recht der Union kann zwar einen weitergehenden Schutz gew&#228;hren (vgl. Art. 52 Abs. 3 Satz 2 GRCh); das Schutzniveau nach der Grundrechtecharta darf jedoch nicht unter jenes der Konvention sinken. Nach den Erl&#228;uterungen zur Grundrechtecharta entspricht Art. 47 Abs. 2 GRCh dem Art. 6 Abs. 1 EMRK und Art. 48 GRCh dem Art. 6 Abs. 2 und 3 EMRK (vgl. Erl&#228;uterungen zur Charta der Grundrechte, ABl EU Nr. C 303 vom 14. Dezember 2007, S. 17 &lt;30&gt;). Vor diesem Hintergrund stellen die Garantien des Art. 6 EMRK in der Auslegung durch den Europ&#228;ischen Gerichtshof f&#252;r Menschenrechte Mindestgarantien auch f&#252;r den Rahmenbeschluss auf, hinter die dieser nicht zur&#252;ckfallen darf.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_99\">99</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Nach der Europ&#228;ischen Menschenrechtskonvention ist eine Auslieferung unzul&#228;ssig, wenn begr&#252;ndete Tatsachen (\"substantial grounds\") f&#252;r die Annahme vorliegen, dass die betreffende Person im Falle ihrer Auslieferung einem realen Risiko (\"real risk\") der Folter, einer unmenschlichen oder herabw&#252;rdigenden Behandlung ausgesetzt wird (vgl. EGMR &lt;Plenum&gt;, Soering vs. Vereinigtes K&#246;nigreich, Urteil vom 7. Juli 1989, Nr. 14038/88, &#167; 91) oder eine eklatante Verweigerung eines fairen Verfahrens droht (\"risks suffering a flagrant denial of a fair trial\"; vgl. EGMR &lt;Plenum&gt;, Soering vs. Vereinigtes K&#246;nigreich, Urteil vom 7. Juli 1989, Nr. 14038/88, &#167; 113).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_100\">100</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Insoweit verpflichtet Art. 6 EMRK jedes nationale Gericht zur Pr&#252;fung, ob der Verfolgte Kenntnis vom Verfahren erlangt hat (vgl. EGMR, Somogyi v. Italien, Urteil vom 18. Mai 2004, Nr. 67972/01, &#167; 72). Art. 6 Abs. 1 EMRK gew&#228;hrt zudem einen Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r und in der Sache ein Recht auf ein kontradiktorisches Verfahren. Jede Partei muss grunds&#228;tzlich die M&#246;glichkeit haben, Beweise anzubieten, und sich zu allen erbrachten Beweisen oder Vorbringen &#228;u&#223;ern k&#246;nnen, die darauf gerichtet sind, die Entscheidung des Gerichts zu beeinflussen (vgl. EGMR, Mantovanelli v. Frankreich, Urteil vom 18. M&#228;rz 1997, Nr. 21497/93, &#167; 33). Das Gericht hat die Pflicht, die Ausf&#252;hrungen und Beweisangebote der Parteien ernsthaft zu pr&#252;fen (vgl. EGMR, Van de Hurk v. Niederlande, Urteil vom 19. April 1994, Nr. 16034/90, &#167; 59). In einem Strafverfahren bedeutet dies, dass sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung die M&#246;glichkeit haben m&#252;ssen, zu Vortrag und Beweismitteln der anderen Seite Stellung zu nehmen (vgl. EGMR, Lietzow v. Deutschland, Urteil vom 13. Februar 2001, Nr. 24479/94, &#167; 44).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_101\">101</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>F&#252;r ein faires Strafverfahren ist es von zentraler Bedeutung, dass der Angeklagte pers&#246;nlich am Verfahren teilnimmt (vgl. EGMR, Poitrimol v. Frankreich, Urteil vom 23. November 1993, Nr. 14032/88, &#167; 35). Das dient nicht nur allgemein seinem Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r, sondern gibt dem Gericht auch die M&#246;glichkeit, die Stichhaltigkeit seiner Aussagen zu pr&#252;fen und sie mit denen des Opfers und der Zeugen zu vergleichen (vgl. EGMR, a.a.O., &#167; 35). Auch wenn dies nicht ausdr&#252;cklich in Art. 6 Abs. 1 EMRK angef&#252;hrt wird, so folgt doch aus Sinn und Zweck dieses Rechts, dass eine Person, die einer Straftat angeklagt ist, das Recht hat, an der Verhandlung teilzunehmen (vgl. EGMR, Colozza v. Italien, Urteil vom 12. Februar 1985, Nr. 9024/80, &#167; 27). Verfahren in Abwesenheit des Angeklagten k&#246;nnen allerdings mit der Konvention vereinbar sein, wenn dieser auf sein Anwesenheits- und Verteidigungsrecht verzichtet hat oder ein Gericht die ihm zur Last gelegten Vorw&#252;rfe erneut in tats&#228;chlicher und rechtlicher Hinsicht pr&#252;ft, nachdem es den Angeklagten geh&#246;rt hat (vgl. EGMR, Colozza v. Italien, Urteil vom 12. Februar 1985, Nr. 9024/80, &#167; 29 f.; Medenica v. Schweiz, Urteil vom 14. Juni 2001, Nr. 20491/92, &#167; 55).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_102\">102</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Anwesenheit der Strafverteidigung - sei es im Ausgangsverfahren oder bei nochmaliger Pr&#252;fung - geh&#246;rt zu den wesentlichen Anforderungen von Art. 6 EMRK. Ist es der Verteidigung in einem Wiederaufnahmeverfahren gestattet, an der Verhandlung vor dem (Berufungs-)Gericht teilzunehmen und die Zulassung neuer Beweise zu beantragen, ist eine neue Bewertung des Schuldvorwurfs in faktischer und rechtlicher Hinsicht m&#246;glich. Das Verfahren kann dann in seiner Gesamtheit als fair angesehen werden (vgl. EGMR, Jones v. Vereinigtes K&#246;nigreich, Entscheidung vom 9. September 2003, Nr. 30900/02; EGMR &lt;GK&gt;, Sejdovic v. Italien, Urteil vom 1. M&#228;rz 2006, Nr. 56581/00, &#167; 85). Umgekehrt f&#252;hrt die Weigerung des Gerichts, das Verfahren wiederzuer&#246;ffnen, im Falle einer Abwesenheitsverurteilung - von den erw&#228;hnten Ausnahmen abgesehen - regelm&#228;&#223;ig zu einem Versto&#223; gegen Art. 6 EMRK und die ihm zugrunde gelegten Prinzipien (vgl. EGMR, Stoichkov v. Bulgarien, Urteil vom 24. M&#228;rz 2005, Nr. 9808/02, &#167; 56).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_103\">103</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Ein Rechtsmittel muss in dieser Hinsicht effektiv sein. Deshalb darf dem Angeklagten nicht der Nachweis daf&#252;r obliegen, dass er sich einer Verurteilung nicht entziehen wollte oder seine Abwesenheit auf h&#246;here Gewalt zur&#252;ckgeht (vgl. EGMR, Colozza v. Italien, Urteil vom 12. Februar 1985, Nr. 9024/80, &#167; 30). Den nationalen Beh&#246;rden bleibt es allerdings unbenommen zu pr&#252;fen, ob der Angeklagte gute Gr&#252;nde f&#252;r seine Abwesenheit hatte oder ob sich in seiner Prozessakte etwas findet, das eine unverschuldete Abwesenheit st&#252;tzt (vgl. EGMR, Medenica v. Schweiz, Urteil vom 14. Juni 2001, Nr. 20491/92, &#167; 57; EGMR &lt;GK&gt;, Sejdovic v. Italien, Urteil vom 1. M&#228;rz 2006, Nr. 56581/00, &#167; 88).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_104\">104</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Verzichtet eine Person aus freiem Willen ausdr&#252;cklich oder konkludent auf die Garantie eines fairen Verfahrens, stehen dem weder Wortlaut noch Geist von Art. 6 EMRK entgegen (vgl. EGMR, Kwiatkowska v. Italien, Entscheidung vom 30. November 2000, Nr. 52868/99; Sejdovic v. Italien, Urteil vom 1. M&#228;rz 2006, Nr. 56581/00, &#167; 86). Der Verzicht muss allerdings unmissverst&#228;ndlich ausgedr&#252;ckt werden und gewissen Mindestanforderungen gen&#252;gen (vgl. EGMR, Jones v. Vereinigtes K&#246;nigreich, Entscheidung vom 9. September 2003, Nr. 30900/02). Dass ein Angeklagter, der nicht pers&#246;nlich informiert wurde, auf mangelhafter faktischer Grundlage als fl&#252;chtig (\"latitante\") eingestuft wird, rechtfertigt jedenfalls nicht die Annahme eines freiwilligen Verzichts auf Anwesenheits- und Verteidigungsrechte (vgl. EGMR, Colozza v. Italien, Urteil vom 12. Februar 1985, Nr. 9024/80, &#167; 28; EGMR &lt;GK&gt;, Sejdovic v. Italien, Urteil vom 1. M&#228;rz 2006, Nr. 56581/00, &#167; 87).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_105\">105</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>cc) Dass der Grundsatz des gegenseitigen Vertrauens auch nach Unionsrecht nicht schrankenlos ist, bedeutet zugleich, dass die nationalen Justizbeh&#246;rden bei entsprechenden Anhaltspunkten unionsrechtlich berechtigt und verpflichtet sind, die Einhaltung der rechtsstaatlichen Anforderungen zu pr&#252;fen, selbst wenn der Europ&#228;ische Haftbefehl in formaler Hinsicht den Voraussetzungen des Rahmenbeschlusses entspricht (vgl. B&#246;se, in: Gr&#252;tzner/P&#246;tz/Kre&#223;, Internationaler Rechtshilfeverkehr in Strafsachen, 3. Aufl., Vor &#167; 78 Rn. 26, 35 &lt;Juni 2012&gt;). Das Unionsrecht steht daher Ermittlungen hinsichtlich der Wahrung der in der Grundrechtecharta garantierten rechtsstaatlichen Anforderungen durch die nationalen Justizbeh&#246;rden nicht nur nicht im Wege, es verlangt sie. Zu Recht entf&#228;llt nach Ansicht der Europ&#228;ischen Kommission die Pflicht zur Vollstreckung eines Europ&#228;ischen Haftbefehls, wenn die vollstreckende Justizbeh&#246;rde unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde des Falls davon &#252;berzeugt ist, dass die &#220;bergabe zu einem Versto&#223; gegen die Grundrechte des Betroffenen f&#252;hren w&#252;rde (vgl. Kommissionsdokument KOM &lt;2011&gt; 175 endg&#252;ltig vom 11. April 2011, S. 7). Entstehende Verz&#246;gerungen im Auslieferungsverkehr sind hinzunehmen, auch wenn dies dem Ziel des Rahmenbeschlusses &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl zuwiderl&#228;uft, die Auslieferung zu beschleunigen (vgl. Erw&#228;gungsgrund 1 und 5 Pr&#228;ambel RbEuHb). Dementsprechend sieht der Rahmenbeschluss auch keine starren Fristen f&#252;r die Vollstreckung eines Europ&#228;ischen Haftbefehls vor (vgl. Art. 17 Abs. 2 &lt;\"sollte\"&gt;, Abs. 3 &lt;\"sollte\"&gt;, Abs. 4 &lt;\"Sonderf&#228;llen\"&gt;, Abs. 7 &lt;\"bei Vorliegen au&#223;ergew&#246;hnlicher Umst&#228;nde\"&gt; RbEuHb).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_106\">106</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Ausweislich des 12. Erw&#228;gungsgrunds bel&#228;sst der Rahmenbeschluss den Mitgliedstaaten unter anderem die Freiheit zur Anwendung ihrer verfassungsm&#228;&#223;igen Regelungen &#252;ber ein ordnungsgem&#228;&#223;es und faires Gerichtsverfahren (vgl. EuGH, Urteil vom 30. Mai 2013, F., C-168/13 PPU, EU:C:2013:358, Rn. 53). Au&#223;erdem m&#252;ssen Entscheidungen zur Vollstreckung eines Europ&#228;ischen Haftbefehls einer ausreichenden Kontrolle durch die Gerichte der Mitgliedstaaten unterliegen (8. Erw&#228;gungsgrund; vgl. EuGH, Urteil vom 30. Mai 2013, F., C-168/13 PPU, EU:C:2013:358, Rn. 46). Eine effektive gerichtliche Kontrolle im Sinne der Art. 47, 52 Abs. 3 GRCh, Art. 6, 13 EMRK setzt jedoch auch aus der Sicht des Unionsrechts voraus, dass das zust&#228;ndige Gericht in der Lage ist, entsprechende Ermittlungen anzustellen, solange nur die praktische Wirksamkeit des durch den Rahmenbeschluss errichteten Auslieferungssystems nicht in Frage gestellt wird (vgl. EuGH, a.a.O., Rn. 53; zum parallelen Problem im Asylrecht: EuGH, Urteil vom 21. Dezember 2011, N. S., C-411/10 und C-493/10, Slg. 2011, I-13905, Rn. 94).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_107\">107</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>dd) Damit bleiben die unionsrechtlichen Anforderungen an die Vollstreckung eines Europ&#228;ischen Haftbefehls nicht hinter denjenigen zur&#252;ck, die das Grundgesetz als von Art. 1 Abs. 1 GG gebotene Mindestgarantien von Beschuldigtenrechten enth&#228;lt. Ob und inwieweit zur Auslegung des Rahmenbeschlusses &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl auf Art. 4 Abs. 2 Satz 1 EUV zur&#252;ckzugreifen ist, wonach die Europ&#228;ische Union die jeweilige nationale Identit&#228;t ihrer Mitgliedstaaten achtet, und der Rahmenbeschluss daher unter Ber&#252;cksichtigung der mitgliedstaatlichen Rechtslage auszulegen ist (vgl. v. Bogdandy/Schill, in: Grabitz/Hilf/Nettesheim, Das Recht der Europ&#228;ischen Union, Bd. I, Art. 4 EUV Rn. 13 &lt;Sept. 2013&gt;), kann deshalb offen bleiben.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_108\">108</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Auch das den Rahmenbeschluss &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl umsetzende Gesetz &#252;ber die internationale Rechtshilfe in Strafsachen begegnet im Hinblick auf den Schuldgrundsatz und seine in der Garantie der Menschenw&#252;rde verankerten Gew&#228;hrleistungsinhalte insoweit keinen Bedenken. &#167; 73 Satz 2 IRG sieht vor, dass bei Ersuchen nach dem Achten Teil (\"Auslieferungs- und Durchlieferungsverkehr mit den Mitgliedstaaten der Europ&#228;ischen Union\") die Leistung von Rechtshilfe unzul&#228;ssig ist, wenn die Erledigung zu den in Art. 6 EUV enthaltenen Grunds&#228;tzen im Widerspruch st&#252;nde. Wie immer diese Verweisung im Einzelnen zu verstehen sein mag, hindert sie Beh&#246;rden und Gerichte jedenfalls nicht daran, bei der Auslegung der &#167;&#167; 78 ff. IRG den norminternen Direktiven des Art. 1 Abs. 1 GG Rechnung zu tragen (vgl. allgemein BVerfGE 7, 198 &lt;205 ff.&gt;; 115, 320 &lt;367&gt;; stRspr).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_109\">109</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>4. Die angegriffene Entscheidung des Oberlandesgerichts wird diesen Anforderungen nicht in vollem Umfang gerecht. Zwar hat es zutreffend gesehen, dass die Auslieferung des Beschwerdef&#252;hrers nur zul&#228;ssig ist, wenn ihm nach seiner &#220;berstellung ein effektiver Rechtsbehelf zur Verf&#252;gung steht. Es hat jedoch den Umfang der ihm obliegenden Pflicht zur Aufkl&#228;rung des Sachverhalts und damit Bedeutung und Tragweite von Art. 1 Abs. 1 GG (a) verkannt. Der Beschwerdef&#252;hrer hat substantiiert dargelegt, dass ihm das italienische Prozessrecht nicht die M&#246;glichkeit er&#246;ffne, eine erneute Beweisaufnahme im Berufungsverfahren zu erwirken. Dem ist das Oberlandesgericht nicht in ausreichendem Ma&#223;e nachgegangen. Es hat sich damit zufrieden gegeben, dass eine erneute Beweisaufnahme in Italien \"jedenfalls nicht ausgeschlossen sei\". Dies verletzt die Rechte des Beschwerdef&#252;hrers aus Art. 1 Abs. 1 GG (b).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_110\">110</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Beim Vollzug des Rahmenbeschlusses &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl und des Gesetzes &#252;ber die internationale Rechtshilfe in Strafsachen m&#252;ssen die Gerichte im Einzelfall sicherstellen, dass die Rechte des Verfolgten zumindest insoweit gewahrt werden, als sie am Schutz des Art. 1 Abs. 1 GG teilhaben. Mit Blick auf den in Art. 1 Abs. 1 GG verankerten Schuldgrundsatz geh&#246;rt dazu, dass dem Verfolgten, der in Abwesenheit verurteilt wurde und nicht &#252;ber die Tatsache der Durchf&#252;hrung und des Abschlusses des betreffenden Verfahrens unterrichtet war, zumindest die tats&#228;chliche M&#246;glichkeit er&#246;ffnet ist, sich nach Kenntniserlangung wirksam zu verteidigen, insbesondere Umst&#228;nde vorzubringen und pr&#252;fen zu lassen, die zu seiner Entlastung f&#252;hren k&#246;nnen. Das &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit der Auslieferung entscheidende Gericht trifft eine Pflicht, Ermittlungen hinsichtlich der Rechtslage und Praxis im ersuchenden Staat vorzunehmen, wenn der Verfolgte hinreichende Anhaltspunkte f&#252;r entsprechende Ermittlungen dargelegt hat. Inhalt und Umfang dieser Aufkl&#228;rungspflicht bemessen sich nach den vom Verfolgten vorgebrachten Anhaltspunkten f&#252;r eine Unterschreitung des durch die Menschenw&#252;rde garantierten Mindeststandards. Stellt sich nach Abschluss der Ermittlungen heraus, dass dieser Mindeststandard vom ersuchenden Mitgliedstaat nicht eingehalten wird, darf das zust&#228;ndige Gericht die Auslieferung nicht f&#252;r zul&#228;ssig erkl&#228;ren.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_111\">111</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Zwar ist der Italienischen Republik - wie allen Mitgliedstaaten der Europ&#228;ischen Union - auch im Auslieferungsverkehr grunds&#228;tzlich Vertrauen im Hinblick auf die Einhaltung der Grunds&#228;tze der Rechtsstaatlichkeit und des Menschenrechtsschutzes entgegenzubringen. Im vorliegenden Fall haben sich jedoch Fragen ergeben, die eine weitere Aufkl&#228;rung des Sachverhalts erforderlich gemacht h&#228;tten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_112\">112</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Generalstaatsanwaltschaft Florenz hat mit dem Europ&#228;ischen Haftbefehl erkl&#228;rt, dass dem Beschwerdef&#252;hrer die Entscheidung, mit der die Freiheitsstrafe gegen ihn verh&#228;ngt worden ist, nicht pers&#246;nlich zugestellt worden sei, er diese aber unverz&#252;glich nach der &#220;bergabe erhalten werde. Der Beschwerdef&#252;hrer habe zudem ein Recht auf Wiederaufnahme des Verfahrens oder auf ein Berufungsverfahren, an dem er teilnehmen k&#246;nne und bei dem der Sachverhalt, einschlie&#223;lich neuer Beweismittel, erneut gepr&#252;ft und die urspr&#252;nglich ergangene Entscheidung aufgehoben werden k&#246;nne. Sie hat damit konkludent erkl&#228;rt, dass es dem Beschwerdef&#252;hrer erm&#246;glicht werde, die ihm zur Last gelegten Vorw&#252;rfe nach Anh&#246;rung durch ein Gericht in faktischer und rechtlicher Hinsicht &#252;berpr&#252;fen zu lassen. Dar&#252;ber hinaus hat die Generalstaatsanwaltschaft Florenz mit Schreiben vom 7. Oktober 2014 erkl&#228;rt, dass der Beschwerdef&#252;hrer die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand der Rechtsmittelfrist innerhalb von drei&#223;ig Tagen beantragen und sich ohne Vorbehalt verteidigen k&#246;nne.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_113\">113</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das allein gen&#252;gte im vorliegenden Fall jedoch nicht, um den von Art. 1 Abs. 1 GG gebotenen Mindeststandard an Beschuldigtenrechten und damit die Subjektstellung des Beschwerdef&#252;hrers in dem in Italien durchzuf&#252;hrenden Strafprozess sicherzustellen. Denn der Beschwerdef&#252;hrer hat begr&#252;ndete Anhaltspunkte daf&#252;r vorgetragen, dass ihm trotz der Zusicherung der Generalstaatsanwaltschaft Florenz keine tats&#228;chlich wirksame M&#246;glichkeit er&#246;ffnet sei, sich zu verteidigen, insbesondere Umst&#228;nde vorzubringen und pr&#252;fen zu lassen, die zu seiner Entlastung f&#252;hren k&#246;nnen (aa). Die Begr&#252;ndung des Oberlandesgerichts, es reiche aus, dass im Berufungsverfahren eine erneute Beweisaufnahme \"jedenfalls nicht ausgeschlossen\" sei, ist nicht geeignet, die vom Beschwerdef&#252;hrer aufgeworfenen Bedenken auszur&#228;umen (bb). Auch mit Blick auf weitere Umst&#228;nde h&#228;tte f&#252;r das Oberlandesgericht Anlass bestanden, die Wahrung des dem Beschwerdef&#252;hrer zustehenden Mindestbestands an prozessualen Verteidigungsm&#246;glichkeiten eingehender zu pr&#252;fen (cc).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_114\">114</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Der Beschwerdef&#252;hrer hat gegen&#252;ber dem Oberlandesgericht mit Schriftsatz vom 21. Oktober 2014 erkl&#228;rt, dass er in Abwesenheit und ohne seine Kenntnis verurteilt worden sei, ohne auf sein Anwesenheitsrecht aus freiem Willen und unmissverst&#228;ndlich verzichtet zu haben. Dabei hat er plausibel dargelegt, dass er mit der ihm nach italienischem Recht er&#246;ffneten Wiedereinsetzung in den vorigen Stand nur erreichen k&#246;nne, in die Rechtsmittelfrist f&#252;r eine Berufung eingesetzt zu werden. Auch hat er unter Hinweis auf Fundstellen zum italienischen Strafprozessrecht in der deutschsprachigen Literatur vorgetragen, dass die nach italienischem Recht m&#246;gliche versp&#228;tete Berufung den Anforderungen an eine nachtr&#228;gliche Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs wegen der beschr&#228;nkten Pr&#252;fungskompetenz des Rechtsmittelgerichts nicht gen&#252;ge, weil in der Berufungshauptverhandlung im Regelfall keine erneute Beweisaufnahme stattfinde. Um dies zu belegen, hat er dem Oberlandesgericht den Inhalt von Art. 603 CPP in der Fassung des Gesetzes vom 28. April 2014 wie auch nach der Gesetzeslage vor Inkrafttreten dieses Gesetzes in italienischer und deutscher Sprache mitgeteilt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_115\">115</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Aus dem Wortlaut des Art. 603 CPP scheint zu folgen, dass im Berufungsverfahren grunds&#228;tzlich keine Erneuerung des Beweisverfahrens in der Hauptverhandlung stattfindet. Nach dessen Absatz 3 wird die erneute Durchf&#252;hrung des Beweisverfahrens von Amts wegen nur angeordnet, wenn sie das Gericht f&#252;r unbedingt erforderlich h&#228;lt. Beantragt eine Partei die Erhebung von Beweisen, verf&#252;gt das Gericht die Beweisaufnahme, wenn es nicht in der Lage ist, aufgrund der Aktenlage zu entscheiden (Abs. 1), oder die neuen Beweise erst nach dem Verfahren erster Instanz entstanden sind oder entdeckt wurden (Abs. 2). Nach Art. 603 Abs. 4 CPP a.F. (1988), der nach Angaben des Beschwerdef&#252;hrers erst durch Gesetz vom 28. April 2014 abgeschafft worden ist, verf&#252;gt der Richter die Erneuerung des Beweisverfahrens in der Hauptverhandlung nur dann, wenn der in der ersten Instanz abwesende Beschuldigte dies beantragt und nachweist, dass er nicht in der Lage war, vor Gericht zu erscheinen, und zwar aufgrund von Ereignissen zuf&#228;lligen Charakters oder h&#246;herer Gewalt oder weil er keine Kenntnis von der Ladungsschrift erhalten hat, sofern dies nicht durch seine Schuld geschehen ist, oder er sich nicht aus freiem Willen der Kenntnisnahme des Verfahrens entzogen hat. Der Beschwerdef&#252;hrer hat plausibel dargelegt, dass Art. 603 Abs. 4 CPP 1988 auf ihn Anwendung finden k&#246;nnte. Zur Begr&#252;ndung hat er auch auf eine Entscheidung (\"Sentenza\") der italienischen <em>Corte di Cassazione</em> vom 17. Juli 2014 verwiesen, wonach f&#252;r Rechtsmittel gegen Verurteilungen in Abwesenheit, die vor dem Inkrafttreten des Gesetzes vom 28. April 2014 ergangen seien, die alte Rechtslage gelte. Diese Entscheidung hat er dem Oberlandesgericht im Wortlaut mitgeteilt. Dass im vorliegenden Fall tats&#228;chlich die alte Rechtslage gelten k&#246;nnte, erscheint auch deshalb nicht fernliegend, weil die Generalstaatsanwaltschaft Florenz in ihrem Schreiben vom 7. Oktober 2014 den Wortlaut des Art. 175 CPP in der vor der Strafprozessreform des Jahres 2014 geltenden Fassung &#252;bersandt hat. Auch hierauf hat der Beschwerdef&#252;hrer das Oberlandesgericht hingewiesen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_116\">116</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Vorbringen des Beschwerdef&#252;hrers l&#228;sst daher bef&#252;rchten, dass ihm die M&#246;glichkeit, eine erneute Beweisaufnahme im Berufungsverfahren zu erwirken, nach italienischem Recht nicht sicher er&#246;ffnet ist. Findet Art. 603 Abs. 4 CPP 1988 Anwendung, m&#252;sste er den negativen Beweis erbringen, dass er wegen Zufalls, wegen h&#246;herer Gewalt oder deswegen, weil er keine Kenntnis von der Ladungsschrift erhalten hat, nicht in der Lage war, vor Gericht zu erscheinen, vorausgesetzt, dass dies nicht durch seine Schuld geschehen ist oder - wenn die Ladungsschrift vom Gericht erster Instanz mittels &#220;bergabe an den Verteidiger zugestellt wurde - er sich nicht aus freiem Willen der Kenntnisnahme des Verfahrens entzogen hat. Diese Formel entspricht jener des Art. 175 CPP in der bis 2005 geltenden Fassung. Hiernach konnte die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zur Erhebung eines Rechtsmittels vom Angeklagten beantragt werden, wenn dieser nachwies, dass er von der Verf&#252;gung tats&#228;chlich keine Kenntnis erlangt hatte, sofern der Umstand nicht auf eigenes Verschulden zur&#252;ckzuf&#252;hren war, oder er sich nicht bewusst der Kenntnisnahme der Verfahrenshandlungen entzogen hatte, wenn das S&#228;umnisurteil durch Aush&#228;ndigung an den Verteidiger zugestellt worden war (vgl. Italienische Strafproze&#223;ordnung, Zweisprachige Ausgabe, Bauer/K&#246;nig/Kreuzer/Riz/Zanon, 1991). Da ein Beweis von Negativtatsachen kaum zu f&#252;hren ist, wurde die alte Fassung des Art. 175 CPP von den Oberlandesgerichten (vgl. KG Berlin, Beschluss vom 19. Dezember 1991 - Ausl A 413/91 -, StV 1993, S. 207; OLG N&#252;rnberg, Beschluss vom 31. Juli 1997 - Ausl. 9/97 -, StV 1997, S. 648 &lt;649&gt;; Th&#252;rOLG, Beschluss vom 2. Februar 1998 - Ausl 2/97 -, StV 1999, S. 265 &lt;267 f.&gt;; OLG D&#252;sseldorf, Beschluss vom 27. August 1998 - 4 Ausl (A) 201/98 - 259 - 250/98 III -, StV 1999, S. 270 &lt;272&gt;; OLG Karlsruhe, Beschluss vom 28. August 1998 - 1 AK 14/98 -, StV 1999, S. 268 &lt;270&gt;; OLG K&#246;ln, Beschluss vom 15. Januar 2003 - Ausl 913/01 -, juris, Rn. 38; OLG Karlsruhe, Beschluss vom 14. September 2004 - 1 AK 0/04 -, juris, Rn. 10; OLG Karlsruhe, Beschluss vom 13. September 2004 - 1 AK 6/04 -, StV 2004, S. 547 &lt;548&gt;), vom Bundesgerichtshof (vgl. BGHSt 47, 120 &lt;126&gt;) sowie von der Ersten Sektion und der Gro&#223;en Kammer des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte mit Blick auf die hier in Rede stehenden Schutzg&#252;ter beanstandet (vgl. EGMR &lt;Erste Sektion&gt;, Sejdovic v. Italien, Urteil vom 10. November 2004, Nr. 56581/00, &#167; 40; EGMR &lt;GK&gt;, Sejdovic v. Italien, Urteil vom 1. M&#228;rz 2006, Nr. 56581/00, &#167; 103 ff.). Schon 1985 hatte der Europ&#228;ische Gerichtshof f&#252;r Menschenrechte in der Sache Colozza v. Italien die Wirksamkeit des Rechtsmittels der \"scheinbar versp&#228;teten Berufung\" nach italienischem Recht ger&#252;gt, weil das Berufungsgericht unter tats&#228;chlichen und rechtlichen Gesichtspunkten nur entscheiden durfte, wenn die betreffende Person beweisen konnte, dass sie sich der Justiz nicht habe entziehen wollen (vgl. EGMR, Colozza v. Italien, Urteil vom 12. Februar 1985, Nr. 9024/80, &#167; 31).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_117\">117</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Selbst wenn Art. 603 CPP in seiner durch Gesetz vom 28. April 2014 ge&#228;nderten Fassung Anwendung finden sollte, ist denkbar, dass dem Beschwerdef&#252;hrer keine wirksame M&#246;glichkeit er&#246;ffnet wird, sich zu verteidigen. Nach Art. 603 CPP findet eine Beweisaufnahme n&#228;mlich nur statt, wenn die Beweise erst nach dem Urteil erster Instanz entstanden oder entdeckt worden sind (Abs. 2), wenn der Richter nicht in der Lage ist, nach dem Stand der Akten zu entscheiden (Abs. 1) oder wenn er die Durchf&#252;hrung einer Beweisaufnahme f&#252;r unbedingt erforderlich h&#228;lt (Abs. 3). Der Wortlaut von Art. 603 CPP in der der Entscheidung des Oberlandesgerichts zugrunde gelegten Version legt nahe, dass dem Berufungsgericht ein nicht unerheblicher Beurteilungsspielraum bei der Entscheidung &#252;ber eine erneute Beweisaufnahme zukommt. Eine Pflicht des Berufungsgerichts, auf Antrag des Verfolgten &#252;berhaupt Beweis zu erheben, ergibt sich daraus nicht. Jedenfalls ist mit Blick auf den wenig bestimmten Wortlaut des Art. 603 Abs. 1 bis 3 CPP unklar, ob der Pflicht zur Ermittlung der Wahrheit im Strafverfahren hinreichend Rechnung getragen wird.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_118\">118</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die vom Beschwerdef&#252;hrer mit Blick auf das italienische Berufungsverfahren vorgetragenen Bedenken werden dadurch verst&#228;rkt, dass in der Vergangenheit mehrere Oberlandesgerichte die Auslieferung nach Italien aufgrund einer Abwesenheitsverurteilung mit der Begr&#252;ndung abgelehnt haben, dass nach italienischem Recht in der Berufungsinstanz eine erneute umfassende gerichtliche &#220;berpr&#252;fung der Sachentscheidung nicht stattfinde (vgl. OLG Frankfurt, 2 Ausl. 54/82, 2. September 1983, Nr. U 75, in: Eser/Lagodny/Wilkitzki, Internationale Rechtshilfe in Strafsachen, Rechtsprechungssammlung 1949-1992, 2. Aufl. 1993, S. 285 &lt;288 f.&gt;; OLG M&#252;nchen, OLG Ausl. 77/85, 26. Juni 1985, Nr. U 112, in: Eser/Lagodny/Wilkitzki, Internationale Rechtshilfe in Strafsachen, Rechtsprechungssammlung 1949-1992, 2. Aufl. 1993, S. 412 &lt;416&gt;; KG Berlin, (4) Ausl. A. 277/85 (143/85), 24. M&#228;rz 1986, Nr. U 123, in: Eser/Lagodny/Wilkitzki, Internationale Rechtshilfe in Strafsachen, Rechtsprechungssammlung 1949-1992, 2. Aufl. 1993, S. 435 &lt;438&gt;; SchlHOLG, Beschluss vom 14. Januar 1994 - 1 Ausl 8/93 -, StV 1996, S. 102 &lt;103&gt;). Die damit verbundenen Bedenken werden auch in der Literatur geteilt (vgl. Schomburg/Hackner und Lagodny, jeweils in: Schomburg/Lagodny/Gle&#223;/Hackner, Internationale Rechtshilfe in Strafsachen, 5. Aufl. 2012, &#167; 15 IRG Rn. 33e bzw. &#167; 73 IRG Rn. 86).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_119\">119</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Den substantiierten und plausiblen Einw&#228;nden des Beschwerdef&#252;hrers h&#228;tte das Oberlandesgericht nachgehen m&#252;ssen. Seine Ermittlungen stellen sich als unzureichend dar.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_120\">120</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Oberlandesgericht versucht, die Bedenken des Beschwerdef&#252;hrers mit dem Argument auszur&#228;umen, es gen&#252;ge, wenn im italienischen Berufungsverfahren in der Sache eine umfassende tats&#228;chliche und rechtliche &#220;berpr&#252;fung der Abwesenheitsverurteilung stattfinde, im Rahmen derer eine erneute Beweisaufnahme \"jedenfalls nicht ausgeschlossen\" sei. Damit ist jedoch nicht sichergestellt, dass dem Beschwerdef&#252;hrer tats&#228;chlich eine M&#246;glichkeit er&#246;ffnet ist, sich nach Erlangung der Kenntnis von der Abwesenheitsverurteilung wirksam zu verteidigen, insbesondere entlastende Umst&#228;nde vorzutragen und deren umfassende und ersch&#246;pfende Nachpr&#252;fung und gegebenenfalls Ber&#252;cksichtigung zu erreichen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_121\">121</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Einwand, dass es sich, selbst wenn im italienischen Berufungsverfahren im Regelfall keine erneute Beweisaufnahme stattfinde, doch um ein Rechtsmittel handele, mit dem sowohl die Tat- als auch die Rechtsfrage der erneuten Pr&#252;fung unterworfen w&#252;rden, vermag ebenso wenig zu &#252;berzeugen. Wie eine umfassende &#220;berpr&#252;fung der Tatfrage ohne Beweisaufnahme erfolgen soll, erschlie&#223;t sich nicht. Dar&#252;ber hinaus st&#252;tzt sich das Oberlandesgericht f&#252;r seine Ansicht lediglich auf eine einzige Quelle (Maiwald, Einf&#252;hrung in das italienische Strafrecht und Strafprozessrecht, 2009, S. 237). Eine genaue Darstellung des strafrechtlichen Berufungsverfahrens nach italienischem Recht l&#228;sst sich dieser Fundstelle nicht entnehmen. Vielmehr wird auch hier darauf hingewiesen, dass das Verfahren in zweiter Instanz grunds&#228;tzlich ein Aktenverfahren sei und keine erneute Beweisaufnahme stattfinde. Wie sich dieser Umstand mit einer erneuten Pr&#252;fung der Tatfrage vereinbaren l&#228;sst, wird nicht erl&#228;utert. Dass in der Sache eine umfassende tats&#228;chliche &#220;berpr&#252;fung des Abwesenheitsurteils stattfinde und die uneingeschr&#228;nkte M&#246;glichkeit einer erneuten Erhebung von bereits in erster Instanz erhobenen Beweisen bestehe, wie vom Oberlandesgericht angenommen, ergibt sich aus der zitierten Quelle nicht.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_122\">122</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Hinweis des Oberlandesgerichts in seinem Beschluss vom 27. November 2014, dass bei einem in erster Instanz ergangenen Abwesenheitsurteil kein Anspruch auf Wiederholung des erstinstanzlichen Verfahrens bestehe, vielmehr eine Neuverhandlung vor einem Rechtsmittelgericht ausreiche, tr&#228;gt seine Entscheidung ebenfalls nicht. In der Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte, die bei der Auslegung auch der Grundrechte des Grundgesetzes zu ber&#252;cksichtigen ist (vgl. BVerfGE 74, 358 &lt;370&gt;; 83, 119 &lt;128&gt;; 111, 307 &lt;317&gt;; 120, 180 &lt;200 f.&gt;; 128, 326 &lt;367 f.&gt;), ist gekl&#228;rt, dass das Gericht verpflichtet ist, die dem Verurteilten zur Last gelegten Vorw&#252;rfe erneut in tats&#228;chlicher und rechtlicher Hinsicht zu pr&#252;fen, nachdem es diesen geh&#246;rt hat (vgl. EGMR, Colozza v. Italien, Urteil vom 12. Februar 1985, Nr. 9024/80, &#167; 29; Einhorn v. Frankreich, Entscheidung vom 16. Oktober 2001, Nr. 71555/01, &#167; 33). Zudem m&#252;ssen sich die prozeduralen M&#246;glichkeiten nach Recht und Praxis des Vertragsstaates als effektiv erweisen (vgl. EGMR, Colozza v. Italien, Urteil vom 12. Februar 1985, Nr. 9024/80, &#167; 30; Medenica v. Schweiz, Urteil vom 14. Juni 2001, Nr. 20491/92, &#167; 55). Zwar folgt aus der Entscheidung in der Sache Colozza v. Italien, wie das Oberlandesgericht zutreffend feststellt, dass bei einem in erster Instanz ergangenen Abwesenheitsurteil kein Anspruch auf Wiederholung des erstinstanzlichen Verfahrens besteht. Der Entscheidung kann allerdings nicht entnommen werden, dass dem in Abwesenheit Verurteilten, der keine Kenntnis von dem erstinstanzlichen Verfahren hatte, von vornherein kein Recht auf Durchf&#252;hrung einer Beweisaufnahme zust&#252;nde. Vielmehr betont der Gerichtshof in st&#228;ndiger Rechtsprechung das aus Art. 6 Abs. 1 EMRK flie&#223;ende Recht, Beweis anzubieten und sich zu allen erbrachten Beweisen oder Vorbringen, die darauf gerichtet sind, die Entscheidung des Gerichts zu beeinflussen, &#228;u&#223;ern zu k&#246;nnen (vgl. EGMR, Mantovanelli v. Frankreich, Urteil vom 18. M&#228;rz 1997, Nr. 21497/93, &#167; 33; Lietzow v. Deutschland, Urteil vom 13. Februar 2001, Nr. 24479/94, &#167; 44).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_123\">123</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Auffassung des Oberlandesgerichts, es gen&#252;ge, wenn im italienischen Berufungsverfahren in der Sache eine umfassende tats&#228;chliche und rechtliche &#220;berpr&#252;fung des Abwesenheitsurteils stattfinde, im Rahmen derer eine erneute Beweisaufnahme \"jedenfalls nicht ausgeschlossen\" sei, greift insoweit zu kurz.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_124\">124</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>cc) Dar&#252;ber hinaus ist mit Blick auf die Aufkl&#228;rungspflicht des Oberlandesgerichts zu bedenken, dass die Rechtslage in Italien angesichts der in der Vergangenheit erfolgten Beanstandungen durch den Europ&#228;ischen Gerichtshof f&#252;r Menschenrechte und der zahlreichen &#196;nderungen des italienischen Codice Penale f&#252;r einen deutschen Richter nicht ohne weiteres zu &#252;berblicken ist. Auch hat die Auskunft der Generalstaatsanwaltschaft Florenz vom 7. Oktober 2014 nur wenig zur Aufkl&#228;rung beigetragen. Die italienischen Justizbeh&#246;rden wurden vom Oberlandesgericht gebeten, erg&#228;nzende Auskunft &#252;ber die tats&#228;chliche Kenntnis des Beschwerdef&#252;hrers vom Verhandlungstermin und dessen anwaltlicher Vertretung beziehungsweise eine Zusicherung zu erteilen, dass dem Beschwerdef&#252;hrer nach seiner &#220;berstellung vorbehaltlos das Recht auf ein neues Gerichtsverfahren in seiner Anwesenheit einger&#228;umt wird, in dem der gegen ihn erhobene Vorwurf umfassend gepr&#252;ft werden wird. Erg&#228;nzende Auskunft &#252;ber die Kenntnis des Beschwerdef&#252;hrers vom Verhandlungstermin und dessen anwaltlicher Vertretung gab die Generalstaatsanwaltschaft Florenz nicht, obwohl sie im Europ&#228;ischen Haftbefehl nicht angegeben hatte, ob der Beschwerdef&#252;hrer zu der Verhandlung, die zu seiner Verurteilung gef&#252;hrt hat, pers&#246;nlich erschienen war oder nicht. Eine Zusicherung, dass dem Beschwerdef&#252;hrer nach seiner &#220;berstellung vorbehaltlos das Recht auf ein neues Gerichtsverfahren in seiner Anwesenheit einger&#228;umt wird, in dem der gegen ihn erhobene Vorwurf umfassend gepr&#252;ft werden wird, erteilte sie ebenfalls nicht. Trotz des pr&#228;zisen Ersuchens um Auskunft und Zusicherung durch das Oberlandesgericht wies sie lediglich abstrakt darauf hin, dass unter der Bedingung, dass \"dem Antrag stattgegeben wird\", erneut eine Hauptverhandlung gegen den Verurteilten stattfinden werde. Dem Verurteilten wurde sein Verteidigungsrecht zwar ohne Vorbehalt zugesichert; der Umfang dieses Verteidigungsrechts blieb jedoch unklar.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>D.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_125\">125</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Einer Vorlage an den Gerichtshof der Europ&#228;ischen Union gem&#228;&#223; Art. 267 AEUV bedarf es nicht. Die richtige Anwendung des Unionsrechts ist derart offenkundig, dass f&#252;r einen vern&#252;nftigen Zweifel keinerlei Raum bleibt (\"acte clair\", vgl. EuGH, Urteil vom 6. Oktober 1982, C.I.L.F.I.T., C-283/81, Slg. 1982, S. 3415, Rn. 16 ff.). Das Unionsrecht ger&#228;t mit dem Menschenw&#252;rdeschutz des Grundgesetzes nach Art. 1 Abs. 1 GG in Verbindung mit Art. 23 Abs. 1 Satz 3 in Verbindung mit Art. 79 Abs. 3 GG im vorliegenden Fall nicht in Konflikt. Der Rahmenbeschluss &#252;ber den Europ&#228;ischen Haftbefehl verpflichtet, wie dargelegt, deutsche Gerichte und Beh&#246;rden nicht, einen Europ&#228;ischen Haftbefehl ohne Pr&#252;fung auf seine Vereinbarkeit mit den aus Art. 1 Abs. 1 GG folgenden Anforderungen zu vollstrecken. Dass die Grenzen der Ermittlungspflicht, insbesondere mit Blick auf den Umfang der nach Unionsrecht zul&#228;ssigen Ermittlungen und der hiermit verbundenen Verz&#246;gerungen beim Vollzug des Haftbefehls in der Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union nicht gekl&#228;rt sind, &#228;ndert daran nichts. Jedenfalls im hier zu entscheidenden Fall ist kein Anhaltspunkt erkennbar, dass Unionsrecht einer Pflicht des Oberlandesgerichts, die Wahrung der Rechte des Beschwerdef&#252;hrers eingehender zu pr&#252;fen, entgegen stand. Das gilt vor allem mit Blick auf die substantiierten Anhaltspunkte, die der Beschwerdef&#252;hrer dem Oberlandesgericht daf&#252;r vorgetragen hat, dass ihm nach italienischem Prozessrecht keine M&#246;glichkeit er&#246;ffnet sei, sich wirksam zu verteidigen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>E.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_126\">126</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Da die Verfassungsbeschwerde zul&#228;ssig und begr&#252;ndet ist, sind dem Beschwerdef&#252;hrer die notwendigen Auslagen gem&#228;&#223; &#167; 34a Abs. 2 BVerfGG vollst&#228;ndig zu erstatten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   "
}