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    "file_number": "2 BvR 661/12",
    "date": "2014-10-22",
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    "type": "Beschluss",
    "ecli": "ECLI:DE:BVerfG:2014:rs20141022.2bvr066112",
    "content": "<h2>Tenor</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>1. Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 8. September 2011 - 2 AZR 543/10 - verletzt die Beschwerdef&#252;hrerin in ihrem Grundrecht aus Artikel 4 Absatz 1 und Absatz 2 in Verbindung mit Artikel 140 des Grundgesetzes und Artikel 137 Absatz 3 der deutschen Verfassung vom 11. August 1919 (Weimarer Reichsverfassung). Das Urteil wird aufgehoben. Die Sache wird an das Bundesarbeitsgericht zur&#252;ckverwiesen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>2. Im &#220;brigen wird die Verfassungsbeschwerde verworfen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p>3. Die Bundesrepublik Deutschland hat der Beschwerdef&#252;hrerin ein Drittel ihrer notwendigen Auslagen zu erstatten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   \n<h2>GrĂ¼nde</h2>\n\n<div>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h1>A.</h1>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_1\">1</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Gegenstand der Verfassungsbeschwerde ist die Frage, in welchem Umfang die arbeitsvertragliche Festlegung glaubensbezogener Loyalit&#228;tserwartungen durch einen kirchlichen Arbeitgeber und die Gewichtung eines durch den Arbeitnehmer hiergegen begangenen Versto&#223;es im Rahmen eines K&#252;ndigungsschutzverfahrens der eigenst&#228;ndigen &#220;berpr&#252;fung und Beurteilung seitens der staatlichen Gerichte zug&#228;nglich sind.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>I.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_2\">2</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Die Arbeit im sozial-karitativen Sektor, vor allem in der Kranken- und Altenpflege, der Behindertenbetreuung sowie der Kinder- und Jugenderziehung stellt neben der Verk&#252;ndigung des Evangeliums und der Feier der Eucharistie einen T&#228;tigkeitsschwerpunkt der christlichen Kirchen dar. Die Aufgabenwahrnehmung erfolgt dabei entweder unmittelbar durch kirchliche Untergliederungen oder durch rechtlich verselbst&#228;ndigte Vereinigungen und Einrichtungen, die &#252;berwiegend in den Wohlfahrtsverb&#228;nden der <em>Caritas</em> (r&#246;misch-katholische Kirche) und der <em>Diakonie</em> (evangelische Landeskirchen) zusammengeschlossen sind. Die Wohlfahrtsverb&#228;nde und die einzelnen Tr&#228;ger der Einrichtungen sind regelm&#228;&#223;ig als juristische Personen des Privatrechts organisiert. Deren ideelle und organisatorische Verbindungen zur jeweiligen Kirche werden meist durch Satzungsbestimmungen geregelt, die die inhaltliche und personelle Ausrichtung auf die verfasste Kirche festlegen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_3\">3</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Seit den f&#252;nfziger Jahren des 20. Jahrhunderts ist die Zahl der kirchlichen Arbeitnehmer sprunghaft angewachsen. Ursachen dieser Entwicklung sind zum einen die gesellschaftlich bedingte Ausweitung kirchlich getragener T&#228;tigkeiten, vor allem im Bereich der Wohlfahrtspflege, die eine zunehmende Professionalisierung der Mitarbeiter erforderte, zum anderen die kontinuierlich abnehmende Zahl der Angeh&#246;rigen von Orden und &#228;hnlichen Gemeinschaften, die fr&#252;her zahlreiche Sozial- und Bildungseinrichtungen betrieben hatten (vgl. Isensee, in: Listl/Pirson, Handbuch des Staatskirchenrechts, Bd. 2, 2. Aufl. 1995, &#167; 59, S. 665 &lt;672 f.&gt;). Aufgrund dieser Entwicklung erwies es sich f&#252;r die Kirchen als unausweichlich, in gro&#223;em Umfang auch fremdkonfessionelle und nichtchristliche Arbeitnehmer in den kirchlichen Dienst einzubeziehen, um den steigenden Bedarf an qualifizierten Arbeitskr&#228;ften zu decken.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_4\">4</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Der Gesamtheit des kirchlichen Dienstes liegt nach dem Selbstverst&#228;ndnis der christlichen Kirchen das Leitbild der Dienstgemeinschaft zugrunde (vgl. hierzu bereits: BVerfGE 53, 366 &lt;403 f.&gt;; 70, 138 &lt;165&gt;). Es beschreibt die kirchenspezifische Besonderheit ihres Dienstes, die sich auf ein Gemeinschaftsverh&#228;ltnis zwischen kirchlichem Arbeitgeber und kirchlichem Arbeitnehmer bezieht und auf die religi&#246;se Bindung des Auftrags kirchlicher Einrichtungen gerichtet ist. Grundgedanke der Dienstgemeinschaft ist die gemeinsam getragene Verantwortung aller im kirchlichen Dienst T&#228;tigen - sei es als Arbeitgeber oder Arbeitnehmer, leitend oder untergeordnet, verk&#252;ndigungsnah oder unterst&#252;tzend - f&#252;r den Auftrag der Kirche (vgl. Ke&#223;ler, in: Festschrift f&#252;r Wolfgang Gitter, 1995, S. 461 &lt;465&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_5\">5</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Nach dem Selbstverst&#228;ndnis der Kirchen erfordert der Dienst am Herrn die Verk&#252;ndigung des Evangeliums (Zeugnis), den Gottesdienst (Feier) und den aus dem Glauben erwachsenden Dienst am Mitmenschen (N&#228;chstenliebe). Wer in Einrichtungen t&#228;tig wird, die der Erf&#252;llung eines oder mehrerer dieser christlichen Grunddienste zu dienen bestimmt sind, tr&#228;gt demnach dazu bei, dass diese Einrichtungen ihren Teil am Heilswerk Jesu Christi leisten und damit den Sendungsauftrag seiner Kirche erf&#252;llen k&#246;nnen (vgl. Richardi, Arbeitsrecht in der Kirche, 6. Aufl. 2012, &#167; 4 Rn. 10; Zweites Vatikanisches Konzil, <em>Apostolicam Actuositatem</em> &lt;\"Dekret &#252;ber das Laienapostolat\"&gt;, Art. 2, zum r&#246;misch-katholischen Verst&#228;ndnis).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_6\">6</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>3. Zum Schutz der Integrit&#228;t der Dienstgemeinschaft und zur Wahrung der Glaubw&#252;rdigkeit der Kirche und ihrer Verk&#252;ndigung in der &#214;ffentlichkeit nehmen kirchliche Arbeitgeber f&#252;r sich in Anspruch, arbeitsvertraglich gegen&#252;ber ihren Arbeitnehmern besondere Loyalit&#228;tserwartungen einzufordern, um die Beachtung der tragenden Grunds&#228;tze ihrer jeweiligen Glaubens- und Sittenlehre zu gew&#228;hrleisten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_7\">7</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Diese sogenannten Loyalit&#228;tsobliegenheiten begr&#252;nden nicht vertragliche Nebenpflichten in Bezug auf die Erbringung der rechtsgesch&#228;ftlich zugesagten Dienstleistung, sondern betreffen allgemein das - auch au&#223;erdienstliche - Verhalten des Arbeitnehmers (vgl. Richardi, Arbeitsrecht in der Kirche, 6. Aufl. 2012, &#167; 6 Rn. 24, m.w.N.). Ihnen fehlt regelm&#228;&#223;ig die \"Qualit&#228;t erzwingbarer Rechtspflichten\" (BVerfGE 70, 138 &lt;141&gt;). Ihre Missachtung durch den Arbeitnehmer f&#252;hrt jedoch unter Umst&#228;nden dazu, dass die Fortsetzung des Arbeitsverh&#228;ltnisses mit dem illoyalen Mitarbeiter f&#252;r den kirchlichen Arbeitgeber unzumutbar wird und ihn zur K&#252;ndigung berechtigt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_8\">8</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Inhalt und Umfang der arbeitsrechtlichen Loyalit&#228;tsobliegenheiten k&#246;nnen sich &#252;ber die gesetzlichen K&#252;ndigungsvorschriften auf den Bestand des Arbeitsverh&#228;ltnisses auswirken. Im Falle der Verletzung einer Loyalit&#228;tsobliegenheit kommt sowohl eine ordentliche (&#167; 1 Abs. 1 KSchG) als auch eine au&#223;erordentliche (&#167; 626 Abs. 1 BGB) K&#252;ndigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses in Betracht. Ab Mitte der 1970er Jahre entwickelte sich unter sukzessiver Aufgabe fr&#252;herer Ans&#228;tze in der Rechtsprechung (vgl. BAGE 2, 279 ff.) eine neue h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts, nach der die Festlegung besonderer Loyalit&#228;tsobliegenheiten nur noch f&#252;r solche kirchlichen Arbeitnehmer m&#246;glich sein sollte, deren T&#228;tigkeit in unmittelbarem Zusammenhang mit dem kirchlichen Verk&#252;ndigungsauftrag stand (vgl. BAG, Urteil vom 25. April 1978 - 1 AZR 70/76 -, juris, Rn. 33; Urteil vom 4. M&#228;rz 1980 - 1 AZR 125/78 -, juris, Rn. 26; Urteil vom 14. Oktober 1980 - 1 AZR 1274/79 -, juris, Rn. 43 ff.; Urteil vom 21. Oktober 1982 - 2 AZR 591/80 -, juris, Rn. 36 f.; Urteil vom 23. M&#228;rz 1984 - 7 AZR 249/81 -, juris, Rn. 39; Urteil vom 31. Oktober 1984 - 7 AZR 232/83 -, juris, Rn. 32). Die Feststellung, ob eine solche \"kirchenspezifische\" T&#228;tigkeit im konkreten Einzelfall vorlag, sollte hierbei - in Anlehnung an die Rechtsprechung zur K&#252;ndigung von Tendenztr&#228;gern in Tendenzbetrieben - der vollumf&#228;nglichen &#220;berpr&#252;fung durch die staatlichen Arbeitsgerichte unterliegen (vgl. nur: BAG, Urteil vom 14. Oktober 1980 - 1 AZR 1274/79 -, juris, Rn. 45; Urteil vom 21. Oktober 1982 - 2 AZR 591/80 -, juris, Rn. 36 f.).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_9\">9</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts hat durch Beschluss vom 4. Juni 1985 (BVerfGE 70, 138 ff.) festgestellt, dass diese arbeitsgerichtliche Rechtsprechung gegen das kirchliche Selbstbestimmungsrecht (Art. 140 GG i.V.m. Art. 137 Abs. 3 WRV) verst&#246;&#223;t und den verfassten Kirchen grunds&#228;tzlich die verbindliche Entscheidung dar&#252;ber zugesprochen, was \"die Glaubw&#252;rdigkeit der Kirche und ihrer Verk&#252;ndigung erfordert\", was \"spezifisch kirchliche Aufgaben\" sind, was \"N&#228;he\" zu ihnen bedeutet, welches die \"wesentlichen Grunds&#228;tze der Glaubens- und Sittenlehre\" sind und was als - gegebenenfalls schwerer - Versto&#223; gegen diese anzusehen ist. An diese Einsch&#228;tzung seien die Arbeitsgerichte gebunden, es sei denn, sie beg&#228;ben sich dadurch in Widerspruch \"zu Grundprinzipien der Rechtsordnung\" (so BVerfGE 70, 138 &lt;168&gt;; vgl. auch: BVerfG, Beschluss der 1. Kammer des Ersten Senats vom 31. Januar 2001 - 1 BvR 619/92 -, juris; Beschluss der 2. Kammer des Ersten Senats vom 7. M&#228;rz 2002 - 1 BvR 1962/01 -, juris).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_10\">10</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>d) F&#252;r die r&#246;misch-katholische Kirche verabschiedete die Gesamtheit der deutschen (Erz-)Bisch&#246;fe am 22. September 1993 eine Fortschreibung der \"Erkl&#228;rung der deutschen Bisch&#246;fe zum kirchlichen Dienst\" (nachfolgend: Erkl&#228;rung) sowie die \"Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverh&#228;ltnisse\" (nachfolgend: Grundordnung, GrO), durch die in Aus&#252;bung des kirchlichen Selbstbestimmungsrechts die verfassungsgerichtlich anerkannten Freir&#228;ume durch eine eigene kirchenrechtliche Regelung in einer zugleich rechts- und sozialstaatlichen Anforderungen gen&#252;genden Weise ausgef&#252;llt werden sollten (vgl. D&#252;tz, NJW 1994, ,S. 1369 &lt;1369&gt;). Ausgehend vom Leitbild der christlichen Dienstgemeinschaft setzt die Grundordnung die grundlegenden Aussagen der Erkl&#228;rung zur Eigenart des kirchlichen Dienstes, zu den Anforderungen an Tr&#228;ger und Leitung kirchlicher Einrichtungen sowie an die Mitarbeiter, zur Koalitionsfreiheit und zum besonderen Regelungsverfahren zur Beteiligung der Mitarbeiter an der Gestaltung ihrer Arbeitsverh&#228;ltnisse (sogenannter Dritter Weg) sowie zum gerichtlichen Rechtsschutz normativ um.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_11\">11</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die wesentlichen Vorschriften der Grundordnung betreffend die Auferlegung von Loyalit&#228;tsobliegenheiten und die arbeitsrechtliche Ahndung von Verst&#246;&#223;en hiergegen lauten:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">Art. 1. Grundprinzipien des kirchlichen Dienstes</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">Alle in einer Einrichtung der katholischen Kirche T&#228;tigen tragen durch ihre Arbeit ohne R&#252;cksicht auf die arbeitsrechtliche Stellung gemeinsam dazu bei, dass die Einrichtung ihren Teil am Sendungsauftrag der Kirche erf&#252;llen kann (Dienstgemeinschaft). Alle Beteiligten, Dienstgeber sowie leitende und ausf&#252;hrende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, m&#252;ssen anerkennen und ihrem Handeln zugrunde legen, dass Zielsetzung und T&#228;tigkeit, Organisationsstruktur und Leitung der Einrichtung, f&#252;r die sie t&#228;tig sind, sich an der Glaubens- und Sittenlehre und an der Rechtsordnung der katholischen Kirche auszurichten haben.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">Art. 3. Begr&#252;ndung des Arbeitsverh&#228;ltnisses</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(1) Der kirchliche Dienstgeber muss bei der Einstellung darauf achten, dass eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter die Eigenart des kirchlichen Dienstes bejahen. Er muss auch pr&#252;fen, ob die Bewerberin und der Bewerber geeignet und bef&#228;higt sind, die vorgesehene Aufgabe so zu erf&#252;llen, dass sie der Stellung der Einrichtung in der Kirche und der &#252;bertragenen Funktion gerecht werden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(2) Der kirchliche Dienstgeber kann pastorale, katechetische sowie in der Regel erzieherische und leitende Aufgaben nur einer Person &#252;bertragen, die der katholischen Kirche angeh&#246;rt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(&#8230;)</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(5) Der kirchliche Dienstgeber hat vor Abschluss des Arbeitsvertrages durch Befragung und Aufkl&#228;rung der Bewerberinnen und Bewerber sicherzustellen, dass sie die f&#252;r sie nach dem Arbeitsvertrag geltenden Loyalit&#228;tsobliegenheiten (Art. 4) erf&#252;llen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">Art. 4. Loyalit&#228;tsobliegenheiten</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(1) Von den katholischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird erwartet, dass sie die Grunds&#228;tze der katholischen Glaubens- und Sittenlehre anerkennen und beachten. Insbesondere im pastoralen, katechetischen und erzieherischen Dienst sowie bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die aufgrund einer Missio canonica t&#228;tig sind, ist das pers&#246;nliche Lebenszeugnis im Sinne der Grunds&#228;tze der katholischen Glaubens- und Sittenlehre erforderlich. Dies gilt auch f&#252;r leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(2) Von nichtkatholischen christlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird erwartet, dass sie die Wahrheiten und Werte des Evangeliums achten und dazu beitragen, sie in der Einrichtung zur Geltung zu bringen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(&#8230;)</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(4) Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben kirchenfeindliches Verhalten zu unterlassen. Sie d&#252;rfen in ihrer pers&#246;nlichen Lebensf&#252;hrung und in ihrem dienstlichen Verhalten die Glaubw&#252;rdigkeit der Kirche und der Einrichtung, in der sie besch&#228;ftigt sind, nicht gef&#228;hrden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">Art. 5. Verst&#246;&#223;e gegen Loyalit&#228;tsobliegenheiten</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(1) Erf&#252;llt eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter die Besch&#228;ftigungsanforderungen nicht mehr, so muss der Dienstgeber durch Beratung versuchen, dass die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter diesen Mangel auf Dauer beseitigt. Im konkreten Fall ist zu pr&#252;fen, ob schon ein solches kl&#228;rendes Gespr&#228;ch oder eine Abmahnung, ein formeller Verweis oder eine andere Ma&#223;nahme (z. B. Versetzung, &#196;nderungsk&#252;ndigung) geeignet sind, dem Obliegenheitsversto&#223; zu begegnen. Als letzte Ma&#223;nahme kommt eine K&#252;ndigung in Betracht.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(2) F&#252;r eine K&#252;ndigung aus kirchenspezifischen Gr&#252;nden sieht die Kirche insbesondere folgende Loyalit&#228;tsverst&#246;&#223;e als schwerwiegend an:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">- Verletzungen der gem&#228;&#223; Art. 3 und 4 von einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter zu erf&#252;llenden Obliegenheiten, insbesondere Kirchenaustritt, &#246;ffentliches Eintreten gegen tragende Grunds&#228;tze der katholischen Kirche (z.B. hinsichtlich der Abtreibung) und schwerwiegende pers&#246;nliche sittliche Verfehlungen,</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">- Abschluss einer nach dem Glaubensverst&#228;ndnis und der Rechtsordnung der Kirche ung&#252;ltigen Ehe,</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">- Handlungen, die kirchenrechtlich als eindeutige Distanzierungen von der katholischen Kirche anzusehen sind, vor allem Abfall vom Glauben (Apostasie oder H&#228;resie gem&#228;&#223; Can. 1364 &#167; 1 iVm. Can. 751 CIC), Verunehrung der heiligen Eucharistie (Can. 1367 CIC), &#246;ffentliche Gottesl&#228;sterung und Hervorrufen von Ha&#223; und Verachtung gegen Religion und Kirche (Can. 1369 CIC), Straftaten gegen die kirchlichen Autorit&#228;ten und die Freiheit der Kirche (insbesondere gem&#228;&#223; den Can. 1373, 1374 CIC).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(3) Ein nach Abs. 2 generell als K&#252;ndigungsgrund in Betracht kommendes Verhalten schlie&#223;t die M&#246;glichkeit einer Weiterbesch&#228;ftigung aus, wenn es begangen wird von pastoral, katechetisch oder leitend t&#228;tigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die aufgrund einer Missio canonica t&#228;tig sind. Von einer K&#252;ndigung kann ausnahmsweise abgesehen werden, wenn schwerwiegende Gr&#252;nde des Einzelfalles diese als unangemessen erscheinen lassen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(4) Wird eine Weiterbesch&#228;ftigung nicht bereits nach Abs. 3 ausgeschlossen, so h&#228;ngt im &#220;brigen die M&#246;glichkeit einer Weiterbesch&#228;ftigung von den Einzelfallumst&#228;nden ab, insbesondere vom Ausma&#223; einer Gef&#228;hrdung der Glaubw&#252;rdigkeit von Kirche und kirchlicher Einrichtung, von der Belastung der kirchlichen Dienstgemeinschaft, der Art der Einrichtung, dem Charakter der &#252;bertragenen Aufgabe, deren N&#228;he zum kirchlichen Verk&#252;ndigungsauftrag, von der Stellung der Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters in der Einrichtung sowie von der Art und dem Gewicht der Obliegenheitsverletzung. Dabei ist auch zu ber&#252;cksichtigen, ob eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter die Lehre der Kirche bek&#228;mpft oder sie anerkennt, aber im konkreten Fall versagt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(5) (&#8230;) Im Fall des Abschlusses einer nach dem Glaubensverst&#228;ndnis und der Rechtsordnung der Kirche ung&#252;ltigen Ehe scheidet eine Weiterbesch&#228;ftigung jedenfalls dann aus, wenn sie unter &#246;ffentliches &#196;rgernis erregenden oder die Glaubw&#252;rdigkeit der Kirche beeintr&#228;chtigenden Umst&#228;nden geschlossen wird (z. B. nach b&#246;swilligem Verlassen von Ehepartner und Kindern).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_12\">12</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>e) Vergleichbare Regelungen existieren in den meisten evangelischen Landeskirchen. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat nach dem Vorbild der Grundordnung die \"Richtlinie &#252;ber die Anforderungen der privatrechtlichen beruflichen Mitarbeit in der Evangelischen Kirche in Deutschland und des Diakonischen Werkes der EKD\" vom 1. Juli 2005 erlassen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>II.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_13\">13</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Die Beschwerdef&#252;hrerin ist kirchliche Tr&#228;gerin des katholischen V.-Krankenhauses in D. Seit dem 1. Januar 2000 besch&#228;ftigt sie dort den katholischen Kl&#228;ger des Ausgangsverfahrens (nachfolgend: Kl&#228;ger) als Chefarzt der Abteilung ... Dessen durchschnittliches Bruttogehalt betrug zum Zeitpunkt der K&#252;ndigungserkl&#228;rung ... Euro monatlich.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_14\">14</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Der Dienstvertrag vom 12. Oktober 1999 betont in seiner Pr&#228;ambel die nach katholischem Verst&#228;ndnis zwischen allen in einer kirchlichen Einrichtung T&#228;tigen bestehende Dienstgemeinschaft, die von den Grunds&#228;tzen der katholischen Glaubens- und Sittenlehre getragen werden soll und verweist zur Ausgestaltung dessen auf die Grundordnung sowie weitere au&#223;ervertragliche Regelungen:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">Grundlage des Vertrages</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">Das V.-Krankenhaus ist ein katholisches Krankenhaus.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">Mit diesem Krankenhaus erf&#252;llt der Tr&#228;ger eine Aufgabe der Caritas als eine Lebens- und Wesens&#228;u&#223;erung der Katholischen Kirche. Mitarbeiter im Krankenhaus leisten deshalb ihren Dienst im Geist christlicher N&#228;chstenliebe. Dienstgeber und alle Mitarbeiter des Krankenhauses bilden ohne R&#252;cksicht auf ihre T&#228;tigkeit und Stellung eine Dienstgemeinschaft, die vom Dienstgeber und allen Mitarbeitern die Bereitschaft zu gemeinsam getragener Verantwortung und vertrauensvoller Zusammenarbeit fordert und ohne Einhaltung der Grunds&#228;tze der katholischen Glaubens- und Sittenlehre keinen Bestand haben kann.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">In Anerkennung dieser Grundlage und unter Zugrundelegung der vom Erzbischof von K&#246;ln erlassenen Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverh&#228;ltnisse vom 22.09.93 (Amtsblatt des Erzbistums K&#246;ln, S. 222), der Grundordnung f&#252;r katholische Krankenh&#228;user in Nordrhein-Westfalen vom 05.11.96 (Amtsblatt des Erzbistums K&#246;ln, S. 321), der Satzung des Krankenhauses und dem Organisationsstatut in den jeweils geltenden Fassungen wird folgendes vereinbart: (&#8230;)</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_15\">15</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) &#167; 10 des Dienstvertrages enth&#228;lt n&#228;here Bestimmungen &#252;ber die Dauer und Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">&#167; 10 Vertragsdauer</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(1) Der Dienstvertrag wird auf unbestimmte Zeit geschlossen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(&#8230;)</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">(4) Das Recht zur K&#252;ndigung aus wichtigem Grund nach &#167; 626 BGB bleibt unber&#252;hrt. Als wichtige Gr&#252;nde z&#228;hlen u. a. insbesondere:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">1. (&#8230;)</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">2. ein grober Versto&#223; gegen kirchliche Grunds&#228;tze, z. B. Erkl&#228;rung des Kirchenaustritts, Beteiligung an einer Abtreibung, Leben in kirchlich ung&#252;ltiger Ehe oder ehe&#228;hnlicher Gemeinschaft.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_16\">16</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) In der Pr&#228;ambel des Dienstvertrages wird auf die Grundordnung f&#252;r katholische Krankenh&#228;user in Nordrhein-Westfalen vom 5. November 1996 in der Fassung vom 27. M&#228;rz 2001 Bezug genommen. Diese bestimmt in Buchstabe A Ziffer 6 Satz 2 die Dienststellung als Abteilungsarzt als leitende Aufgabe im Sinne der Grundordnung:</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">A. Zuordnung zur Kirche</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <p style=\"margin-left:18pt\">6. F&#252;r den Tr&#228;ger ist die auf der Grundlage der Erkl&#228;rung der deutschen Bisch&#246;fe zum kirchlichen Dienst erlassene \"Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverh&#228;ltnisse vom 22. September 1993\" nebst &#196;nderungen und Erg&#228;nzungen verbindlich. Als leitend t&#228;tige Mitarbeiter im Sinne der genannten Grundordnung gelten die Mitglieder der Krankenhausbetriebsleitung und die Abteilungs&#228;rzte. (&#8230;)</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_17\">17</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. a) Zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses und zu Beginn des Dienstverh&#228;ltnisses war der Kl&#228;ger nach katholischem Ritus in erster Ehe verheiratet. Ende 2005 trennten sich die Ehepartner. Zwischen 2006 und 2008 lebte der Kl&#228;ger mit einer neuen Lebensgef&#228;hrtin zusammen. Nach den sp&#228;teren Feststellungen des Landesarbeitsgerichts war dieses ehelose Zusammenleben dem damaligen Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beschwerdef&#252;hrerin sp&#228;testens seit Herbst 2006 bekannt. Anfang 2008 wurde die erste Ehe des Kl&#228;gers nach staatlichem Recht geschieden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_18\">18</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Im August 2008 heiratete der Kl&#228;ger seine Lebensgef&#228;hrtin standesamtlich. Hiervon erfuhr die Beschwerdef&#252;hrerin im November 2008. Eine kirchenrechtliche Annullierung der ersten Ehe war bis zu diesem Zeitpunkt nicht ausgesprochen worden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_19\">19</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) In der Folgezeit fanden zwischen der Beschwerdef&#252;hrerin und dem Kl&#228;ger mehrere Gespr&#228;che &#252;ber die Auswirkungen seiner zweiten Heirat auf den Fortbestand des Arbeitsverh&#228;ltnisses statt. Hierbei teilte der Kl&#228;ger der Beschwerdef&#252;hrerin mit, dass er ein kirchengerichtliches Verfahren zur Annullierung seiner ersten Ehe beantragt habe. Er beabsichtige nicht, die eheliche Gemeinschaft mit seiner ersten Ehefrau wiederherzustellen. Nach Anh&#246;rung der bestehenden Mitarbeitervertretung k&#252;ndigte die Beschwerdef&#252;hrerin das Arbeitsverh&#228;ltnis im M&#228;rz 2009 ordentlich mit Wirkung zum 30. September 2009.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_20\">20</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>3. Hiergegen erhob der Kl&#228;ger K&#252;ndigungsschutzklage zum Arbeitsgericht D. Mit Urteil vom 30. Juli 2009 - 6 Ca 2377/09 - stellte das Arbeitsgericht fest, dass das Arbeitsverh&#228;ltnis nicht durch die K&#252;ndigung aufgel&#246;st worden sei und verurteilte die Beschwerdef&#252;hrerin zur Weiterbesch&#228;ftigung des Kl&#228;gers.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_21\">21</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Arbeitsgericht vertrat die Auffassung, dass bis zum Abschluss des schwebenden Annullierungsverfahrens vor der kirchlichen Gerichtsbarkeit nicht feststehe, ob dem Kl&#228;ger durch die Eheschlie&#223;ung ein schwerwiegender Loyalit&#228;tsversto&#223; vorzuwerfen sei. Zwar habe der Kl&#228;ger unstreitig das Verbot der neuen Ehe w&#228;hrend eines schwebenden Annullierungsverfahrens (Can. 1085 &#167; 2 CIC) missachtet. Ein Versto&#223; gegen diese - nach Auffassung des Gerichts als blo&#223;e Ordnungsvorschrift zu qualifizierende - Vorgabe sei jedoch in der Grundordnung nicht als schwerwiegender Loyalit&#228;tsversto&#223; genannt und damit ungeeignet, einen Grund f&#252;r die verhaltensbedingte K&#252;ndigung darzustellen. In Anbetracht dessen sei die K&#252;ndigung auch als unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig anzusehen. Es sei der Beschwerdef&#252;hrerin zuzumuten gewesen, die Entscheidung &#252;ber das Annullierungsverfahren vor Ausspruch der K&#252;ndigung abzuwarten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_22\">22</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>4. Die hiergegen von der Beschwerdef&#252;hrerin eingelegte Berufung wurde durch das Landesarbeitsgericht D. mit Urteil vom 1. Juli 2010 - 5 Sa 996/09 - zur&#252;ckgewiesen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_23\">23</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Das Gericht nahm zwar an, dass das Verhalten des Kl&#228;gers grunds&#228;tzlich einen geeigneten K&#252;ndigungsgrund darstelle. Insbesondere k&#246;nne sich dieser entgegen der Auffassung des Arbeitsgerichts nicht auf das schwebende Annullierungsverfahren berufen. Auch ein Versto&#223; gegen Can. 1085 &#167; 2 CIC sei generell geeignet, die K&#252;ndigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses zu rechtfertigen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_24\">24</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Allerdings falle die im Rahmen des &#167; 1 Abs. 2 KSchG gebotene Interessenabw&#228;gung zu Lasten der Beschwerdef&#252;hrerin aus. Diese habe den arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz nicht ausreichend beachtet und den Kl&#228;ger hierdurch in unzul&#228;ssiger Weise benachteiligt. Nach den Feststellungen der Kammer habe die Beschwerdef&#252;hrerin in der Vergangenheit zumindest zwei geschiedenen Chef&#228;rzten katholischer Konfession nach Wiederverheiratung nicht gek&#252;ndigt. Dabei sei es unbeachtlich, dass einer der F&#228;lle bereits 30 Jahre zur&#252;ckliege und in dem anderen Fall die K&#252;ndigung nur unterblieben sei, weil die zweite Ehe des Arbeitnehmers erst einen Monat vor dessen altersbedingtem Ausscheiden aus dem Dienst bekannt geworden sei. Das Verhalten der Beschwerdef&#252;hrerin zeige jedenfalls, dass sie in der Vergangenheit offenbar bereit gewesen sei, vergleichbare Verst&#246;&#223;e unter bestimmten Umst&#228;nden zu tolerieren.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_25\">25</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Zudem habe die Beschwerdef&#252;hrerin ihr K&#252;ndigungsrecht verwirkt. Es sei ihr verwehrt, sich auf den K&#252;ndigungsgrund der ung&#252;ltigen zweiten Ehe zu berufen, da sie jahrelang den gleichwertigen K&#252;ndigungsgrund des \"Lebens in ehe&#228;hnlicher Gemeinschaft\" akzeptiert oder zumindest toleriert habe. Der Kl&#228;ger habe in Anbetracht der Unt&#228;tigkeit der Beschwerdef&#252;hrerin &#252;ber einen Zeitraum von mehr als drei Jahren darauf vertrauen k&#246;nnen, dass sein privates Verhalten zu keinerlei arbeitsrechtlichen Sanktionen mehr f&#252;hren und die Beschwerdef&#252;hrerin auf einen gleichwertigen Loyalit&#228;tsversto&#223; (\"ung&#252;ltige Ehe\") ebenfalls nicht mit einer K&#252;ndigung reagieren werde.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_26\">26</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>5. Die Revision der Beschwerdef&#252;hrerin zum Bundesarbeitsgericht wies dieses durch Urteil vom 8. September 2011 - 2 AZR 543/10 - zur&#252;ck.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_27\">27</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers d&#252;rfte das K&#252;ndigungsrecht der Beschwerdef&#252;hrerin nicht verwirkt sein, da eine K&#252;ndigung mit \"illoyaler\" Versp&#228;tung nicht vorliege. Die Beschwerdef&#252;hrerin habe nach Kenntnis von der Wiederverheiratung noch das in der Grundordnung vorgesehene Beratungsgespr&#228;ch mit dem Kl&#228;ger durchf&#252;hren und verschiedene Gremien (Aufsichtsrat, Generalvikariat) beteiligen m&#252;ssen. Es sei nicht zu beanstanden, dass sie angesichts der weitreichenden Folgen dabei umsichtig und ohne Hast vorgegangen sei. Letztlich komme es auf eine etwaige Verwirkung des K&#252;ndigungsrechts indes nicht an. Die K&#252;ndigung sei sozial ungerechtfertigt im Sinne von &#167; 1 Abs. 2 Satz 1 KSchG.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_28\">28</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Der Kl&#228;ger habe allerdings durch die Wiederverheiratung gegen seine Loyalit&#228;tsobliegenheit aus dem Arbeitsvertrag (&#167; 10 Abs. 4 Nr. 2) und gegen die darin in Bezug genommene Grundordnung (Art. 5 Abs. 2 GrO) versto&#223;en.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_29\">29</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Verlangen der Beschwerdef&#252;hrerin nach Einhaltung der Vorschriften der katholischen Glaubens- und Sittenlehre stehe im Einklang mit den verfassungsrechtlichen Vorgaben. Zwar k&#246;nne sich der Kl&#228;ger auf das Recht auf freie Entfaltung seiner Pers&#246;nlichkeit (Art. 2 Abs. 1 GG) sowie auf den Schutz der Ehe (Art. 6 Abs. 1 GG) berufen, die auch die Freiheit umfassten, eine zweite Ehe nach staatlichem Recht einzugehen. Dabei stehe die private Lebensgestaltung in der Regel au&#223;erhalb der Einflusssph&#228;re des Arbeitgebers und werde durch arbeitsvertragliche Pflichten nur insoweit eingeschr&#228;nkt, wie sich das private Verhalten auf den betrieblichen Bereich auswirke und dort zu St&#246;rungen f&#252;hre. Diese Grundrechte k&#246;nnten jedoch zu Gunsten des ebenfalls verfassungsrechtlich verb&#252;rgten kirchlichen Selbstbestimmungsrechts (Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 137 Abs. 3 WRV) eingeschr&#228;nkt werden, auf das sich die Beschwerdef&#252;hrerin als der Kirche zugeordnete karitative Einrichtung berufen k&#246;nne. Die Festlegung bestimmter Loyalit&#228;tsanforderungen in einem Arbeitsvertrag durch den kirchlichen Arbeitgeber stelle eine Aus&#252;bung des \"verfassungskr&#228;ftigen\" Selbstbestimmungsrechts dar. Die Frage, welche kirchlichen Grundverpflichtungen als Gegenstand des Arbeitsverh&#228;ltnisses bedeutsam sein k&#246;nnen, richte sich nach den von der verfassten Kirche anerkannten Ma&#223;st&#228;ben, die verbindlich bestimmen k&#246;nnten, welche Schwere einzelnen Loyalit&#228;tsverst&#246;&#223;en zukomme und ob innerhalb der im kirchlichen Dienst t&#228;tigen Mitarbeiter eine Abstufung der Loyalit&#228;tsanforderungen stattfinde. Die Arbeitsgerichte h&#228;tten die vorgegebenen kirchlichen Ma&#223;st&#228;be f&#252;r die Bewertung einzelner Loyalit&#228;tsanforderungen zugrunde zu legen, soweit die Verfassung das Recht der Kirche anerkenne, hier&#252;ber selbst zu befinden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_30\">30</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Durch die Eingehung seiner zweiten Ehe habe der Kl&#228;ger den Grundsatz der Unaufl&#246;slichkeit der Ehe verletzt. Dieser z&#228;hle zu den wesentlichen Grunds&#228;tzen der katholischen Glaubens- und Sittenlehre. F&#252;r \"leitend t&#228;tige\" Mitarbeiter scheide nach der ma&#223;geblichen kirchlichen Vorgabe (Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GrO) eine Weiterbesch&#228;ftigung in diesem Falle aus.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_31\">31</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Die nach &#167; 1 Abs. 2 KSchG gebotene Abw&#228;gung der beiderseitigen Interessen f&#252;hre jedoch zu dem Ergebnis, dass der Beschwerdef&#252;hrerin die Fortf&#252;hrung des Arbeitsverh&#228;ltnisses zumutbar sei.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_32\">32</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Zu ihren Gunsten wiege die unverkennbare Schwere des Loyalit&#228;tsversto&#223;es. Die Beschwerdef&#252;hrerin habe als katholische Einrichtung das vom Grundgesetz gest&#252;tzte Recht, auch als solche zu wirken und in Erscheinung zu treten. Sie verstehe ihr karitatives Tun im Sinne der Erf&#252;llung eines religi&#246;sen Auftrages. Nach der katholischen Sittenlehre sei die Unaufl&#246;slichkeit der Ehe Teil der umfassenden, nicht verf&#252;gbaren und einheitlichen Auffassung vom Menschen als Gesch&#246;pf Gottes. Dass sich Menschen aufgrund einer sie verbindenden religi&#246;sen Auffassung zusammenf&#228;nden und ihre Angelegenheiten nach Ma&#223;st&#228;ben ordnen k&#246;nnten, die nicht vom Staat oder der jeweils herrschenden &#246;ffentlichen Meinung &#252;ber die Natur des Menschen korrigiert werden d&#252;rften, werde auch durch Art. 9 und 11 EMRK gesch&#252;tzt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_33\">33</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) In seinem Gewicht entscheidend geschw&#228;cht werde das Interesse der Beschwerdef&#252;hrerin an der Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses jedoch durch drei Umst&#228;nde, aus denen hervorgehe, dass sie selbst die Auffassung vertrete, einer ausnahmslosen Durchsetzung ihrer sittlichen Anspr&#252;che zur Wahrung ihrer Glaubw&#252;rdigkeit nicht immer zu bed&#252;rfen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_34\">34</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(1) So k&#246;nne die Beschwerdef&#252;hrerin erstens nach Art. 3 Abs. 2 GrO auch nichtkatholische Personen mit leitenden T&#228;tigkeiten betrauen. Die Beschwerdef&#252;hrerin sei insofern durch die Grundordnung nicht gezwungen, ihr \"Wohl und Wehe\" bedingungslos mit dem Lebenszeugnis ihrer leitenden Mitarbeiter f&#252;r die katholische Sittenlehre zu verkn&#252;pfen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_35\">35</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(2) Durch diese Rechtslage sei es zweitens auch zu erkl&#228;ren, dass die Beschwerdef&#252;hrerin mehrfach Chef&#228;rzte besch&#228;ftigt habe beziehungsweise noch besch&#228;ftige, die als Geschiedene erneut geheiratet h&#228;tten. Es handele sich hierbei &#252;berwiegend um nichtkatholische Arbeitnehmer und katholische Arbeitnehmer in besonderen Lebenslagen, denen gegen&#252;ber sie von vornherein nicht die strenge Befolgung der katholischen Glaubens- und Sittenlehre verlange. Hierin liege zwar - in Abweichung von der Einsch&#228;tzung des Landesarbeitsgerichts - kein Versto&#223; gegen den arbeitsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatz. Andererseits werde hierdurch aber deutlich, dass die Beschwerdef&#252;hrerin das Ethos ihrer Organisation durch eine differenzierte Handhabung bei der Anwendung und Durchsetzung ihres legitimen Loyalit&#228;tsbed&#252;rfnisses selbst nicht zwingend gef&#228;hrdet sehe.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_36\">36</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(3) Drittens habe die Beschwerdef&#252;hrerin nach den Feststellungen des Landesarbeitsgerichts den nach dem Vertrag der Parteien der Wiederverheiratung gleichwertigen Versto&#223; des ehelosen Zusammenlebens des Kl&#228;gers seit Herbst 2006 gekannt und hingenommen. Dies zeige, dass sie selbst ihre moralische Glaubw&#252;rdigkeit nicht ausnahmslos bei jedem Loyalit&#228;tsversto&#223; als ersch&#252;ttert betrachte.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_37\">37</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>cc) Jedenfalls sei der Beschwerdef&#252;hrerin die Weiterbesch&#228;ftigung des Kl&#228;gers dann zumutbar, wenn dessen Belange gegen die ihren abgewogen w&#252;rden. Zugunsten des Kl&#228;gers falle sein durch Art. 8 und 12 EMRK gesch&#252;tzter Wunsch in die Waagschale, in einer b&#252;rgerlichen Ehe mit seiner jetzigen Frau zu leben. Freilich habe der Kl&#228;ger als Katholik durch den Vertragsschluss mit der Beschwerdef&#252;hrerin in die Einschr&#228;nkung seines Rechts auf Achtung des Privat- und Familienlebens eingewilligt; die Nichterf&#252;llung seiner religi&#246;sen Pflichten geschehe jedoch nicht aus einer ablehnenden oder gleichg&#252;ltigen Haltung heraus. Der Kl&#228;ger habe seine ethischen Pflichten nicht in Abrede gestellt und sich zu keinem Zeitpunkt gegen die kirchliche Sittenlehre ausgesprochen oder ihre Geltung oder Zweckm&#228;&#223;igkeit in Zweifel gezogen. Im Gegenteil versuche er, den ihm nach kanonischem Recht verbliebenen Weg zur kirchenrechtlichen Legalisierung seiner Ehe zu beschreiten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>III.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_38\">38</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Mit ihrer Verfassungsbeschwerde r&#252;gt die Beschwerdef&#252;hrerin Verletzungen von Art. 4 Abs. 2 GG und Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 137 Abs. 3 WRV.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_39\">39</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Die Arbeitsgerichte h&#228;tten in ihren Entscheidungen die Tragweite des kirchlichen Selbstbestimmungsrechts und des Rechts auf freie Religionsaus&#252;bung verkannt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_40\">40</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Nach den Grunds&#228;tzen des deutschen Religionsverfassungs- und Staatskirchenrechts d&#252;rften staatliche Gerichte nicht bewerten, ob ein bestimmtes Verhalten tats&#228;chlich von der jeweiligen Religion gefordert werde oder nicht. Allein die Kirchen selbst k&#246;nnten bestimmen, was die jeweilige Glaubens&#252;berzeugung gebiete. Umgekehrt d&#252;rfe dies von einem staatlichen Gericht auch nicht verlangt werden, da es anderenfalls seine religi&#246;se Neutralit&#228;t, die ebenfalls Verfassungsrang genie&#223;e, verlieren w&#252;rde.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_41\">41</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Entsprechend sei es nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 4. Juni 1985 (BVerfGE 70, 138 ff.) nicht Sache der staatlichen Arbeitsgerichte, sondern obliege im Rahmen ihres Selbstbestimmungsrechts allein der jeweiligen Kirche, aus ihren religi&#246;sen &#220;berzeugungen heraus selbst festzulegen, welche Loyalit&#228;tserwartungen sie an ihre Mitarbeiter stelle, was die Glaubw&#252;rdigkeit der Kirche und ihrer Verk&#252;ndigung erfordere und welches Gewicht ein Loyalit&#228;tsversto&#223; habe. Die durch die Kirche insoweit verbindlich festgelegten Loyalit&#228;tsanforderungen und die Gewichtung von Verst&#246;&#223;en hiergegen seien durch die staatlichen Gerichte nur darauf zu &#252;berpr&#252;fen, ob die Grundprinzipien der Rechtsordnung diesen entgegenst&#252;nden. Eine eigenst&#228;ndige Gewichtung der Loyalit&#228;tsverst&#246;&#223;e sei ihnen jedoch verwehrt. Die von den Arbeitsgerichten vorzunehmende Abw&#228;gung habe sich folglich auf die der K&#252;ndigung entgegenstehenden Belange aus der Sph&#228;re des jeweiligen Arbeitnehmers zu beschr&#228;nken.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_42\">42</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Die angegriffene Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts werde diesen Anforderungen nicht gerecht. Das Revisionsurteil wiege im Rahmen der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitspr&#252;fung nicht das Selbstbestimmungsrecht mit gegenl&#228;ufigen Rechtspositionen des Arbeitnehmers ab, sondern bestimme - abweichend von den kirchenrechtlichen Ma&#223;st&#228;ben - selbst das Gewicht des Loyalit&#228;tsversto&#223;es und damit das K&#252;ndigungsinteresse der Kirche. Eine Abw&#228;gung mit den Interessen des Kl&#228;gers finde nur oberfl&#228;chlich am Ende des Urteils statt. Damit verstecke das Gericht hinter seiner Abw&#228;gungsentscheidung eine eigene Bewertung kirchenrechtlicher Ma&#223;st&#228;be, von denen es inhaltlich grundlegend abweiche.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_43\">43</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Eine unzul&#228;ssige Abweichung von den kirchenrechtlichen Ma&#223;st&#228;ben liege zun&#228;chst darin, dass das Bundesarbeitsgericht als Ausgangspunkt des Abw&#228;gungsvorgangs darauf abstelle, ob durch das Verhalten des Kl&#228;gers die Glaubw&#252;rdigkeit der Kirche in der &#214;ffentlichkeit leide.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_44\">44</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Schutzgut des kirchlichen Selbstbestimmungsrechts und der Religionsfreiheit sei jedoch nicht vorrangig das Bild der Kirche in der &#214;ffentlichkeit, sondern die religi&#246;se &#220;berzeugung und die Freiheit, nach dieser zu leben. Das Bild der Kirche in der &#214;ffentlichkeit sei hiervon nur ein untergeordneter Teilaspekt. Entscheidend sei vielmehr, ob es mit den Zielen der Kirche vereinbar sei, wenn ein (leitender) Mitarbeiter erkennbar in Widerspruch zu den &#220;berzeugungen und Lehren der Kirche lebe. Dies gef&#228;hrde das Wesen der Dienstgemeinschaft, die Grund und Grenze der Besonderheiten der Zweckbestimmung des kirchlichen Dienstes darstelle. Daher wende sich die Kirche auch unabh&#228;ngig von der Wahrnehmung in der &#214;ffentlichkeit gegen Loyalit&#228;tsverst&#246;&#223;e, weil diese ihr Wirken und die Integrit&#228;t des kirchlichen Dienstes in Frage stellten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_45\">45</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Zudem sei es unzul&#228;ssig, in die Abw&#228;gung zugunsten des Kl&#228;gers einzustellen, das Gewicht des Interesses der Beschwerdef&#252;hrerin an der Aufl&#246;sung des Arbeitsverh&#228;ltnisses werde entscheidend dadurch geschw&#228;cht, dass sie auch Nichtkatholiken in leitenden Positionen besch&#228;ftige und insofern offensichtlich nicht gezwungen sei, eine F&#252;hrungsfunktion gleichsam bedingungslos mit dem Lebenszeugnis f&#252;r die katholische Sittenlehre zu verkn&#252;pfen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_46\">46</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Dies verkenne die kirchenrechtlichen Vorgaben der Grundordnung. Ob diese sachgerecht seien, d&#252;rfe das weltliche Gericht nicht hinterfragen. Entscheidend sei allein, dass die Kirche f&#252;r die Mitarbeit an ihrem Sendungsauftrag nur Personen zulassen wolle, die sich mit ihren Zielen identifizieren k&#246;nnten. Die Argumentation des Bundesarbeitsgerichts sei zudem in sich widerspr&#252;chlich. Einerseits erkenne es - rechtlich zutreffend - an, dass die Kirche gegen&#252;ber nichtkatholischen Mitarbeitern nicht dieselben Loyalit&#228;tserwartungen formulieren k&#246;nne wie gegen&#252;ber Katholiken. Andererseits schlie&#223;e es aus dieser Ungleichbehandlung, dass die r&#246;misch-katholische Kirche ihre Grunds&#228;tze nicht mehr ernst nehme.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_47\">47</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>cc) Ebenso sei es unzul&#228;ssig, darauf abzustellen, dass die Beschwerdef&#252;hrerin in anderen F&#228;llen der Wiederverheiratung von (nichtkatholischen) Chef&#228;rzten nicht den Schritt der K&#252;ndigung gegangen sei.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_48\">48</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Auch hier habe das Bundesarbeitsgericht die in Aus&#252;bung des Selbstbestimmungsrechts in den kirchengesetzlichen Regelungen angelegte Differenzierung zwischen Katholiken und Nichtkatholiken verkannt. Nur f&#252;r den katholischen Mitarbeiter sei die Ehe ein Sakrament. Daher stelle sich bei diesem das Eingehen einer ung&#252;ltigen Ehe als deutlich schwererer Loyalit&#228;tsversto&#223; dar. Indem das Bundesarbeitsgericht die Wiederverheiratung von katholischen und nichtkatholischen Mitarbeitern auf eine Ebene stelle, relativiere es die Einsch&#228;tzung der Kirche &#252;ber die Schwere der durch den Kl&#228;ger begangenen Pflichtverletzung.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_49\">49</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>dd) Ferner setze sich das Bundesarbeitsgericht &#252;ber kirchenrechtliche Ma&#223;st&#228;be hinweg, wenn es die Wiederheirat mit dem Leben in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft gleichsetze.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_50\">50</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Damit verkenne das Bundesarbeitsgericht, dass es sich bei der Wiederheirat um eine Pflichtverletzung von besonders schwerwiegender und endg&#252;ltiger Qualit&#228;t handele, die weit &#252;ber das blo&#223;e ehelose Zusammenleben hinausgehe. Das Kirchenrecht unterscheide dies ausdr&#252;cklich, indem Art. 5 Abs. 2 GrO nur den Abschluss einer nach dem Glaubensverst&#228;ndnis und der Rechtsordnung der Kirche ung&#252;ltigen Ehe explizit als besonders schwerwiegenden Versto&#223; und eigenst&#228;ndigen K&#252;ndigungsgrund formuliere. Zwar entspreche auch die nichteheliche Lebensgemeinschaft au&#223;erhalb einer weiterbestehenden g&#252;ltigen Ehe nicht dem Ethos der r&#246;misch-katholischen Kirche. Durch die Wiederheirat erreiche der Loyalit&#228;tsversto&#223; jedoch eine neue Qualit&#228;t: Der Bruch mit der nach kirchlichem Recht weiterhin g&#252;ltigen Ehe werde offiziell dokumentiert und perpetuiert. An diese, dem kirchlichen Selbstverst&#228;ndnis entspringende Unterscheidung sei auch das weltliche Gericht gebunden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_51\">51</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>ee) Schlie&#223;lich werde die Schwere des Loyalit&#228;tsversto&#223;es entgegen der Ansicht des Bundesarbeitsgerichts nicht dadurch gemindert, dass der Kl&#228;ger des Ausgangsverfahrens sich nicht vom katholischen Glauben abgewendet habe.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_52\">52</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Auch durch diesen Gesichtspunkt der Abw&#228;gungsentscheidung korrigiere das Gericht die kirchenrechtlich zutreffende Einsch&#228;tzung, dass die Wiederheirat einen schweren Loyalit&#228;tsversto&#223; darstelle, nach seiner eigenen Einsch&#228;tzung und stelle sich in die Position der Kirche. Hierzu sei es nicht befugt. Zudem verkenne es, dass schon der objektive Tatbestand der Wiederheirat einen Loyalit&#228;tsversto&#223; darstelle, ohne dass es auf eine innere Abkehr von den Werten der Kirche ankomme. Diese w&#252;rde, l&#228;ge sie vor, sogar einen zus&#228;tzlichen, von der Wiederheirat unabh&#228;ngigen Loyalit&#228;tsversto&#223; darstellen. Dies mache auch die Systematik der Grundordnung deutlich, indem sie die Apostasie und H&#228;resie sowie verschiedene Formen des &#246;ffentlichen Eintretens gegen tragende Grunds&#228;tze der Kirche als Loyalit&#228;tsverst&#246;&#223;e definiere, die alternativ zur Wiederheirat eine K&#252;ndigung rechtfertigen k&#246;nnten. Auch habe allein die Einleitung eines Annullierungsverfahrens nach kirchenrechtlichen Ma&#223;st&#228;ben keine rechtfertigende oder schuldmindernde Bedeutung.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_53\">53</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Auf diesen Verst&#246;&#223;en gegen Art. 4 Abs. 2 GG und Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 137 Abs. 3 WRV beruhe das Urteil. Jede der durch das Gericht vorgenommenen Gewichtungen sei schon f&#252;r sich ein tragendes Element der Abw&#228;gungsentscheidung; sp&#228;testens in der Zusammenschau seien sie notwendige Bedingung f&#252;r die Erfolglosigkeit der Revision der Beschwerdef&#252;hrerin. Dies gelte umso mehr, als keine Abw&#228;gung im eigentlichen Sinne - also mit den Interessen des Kl&#228;gers - stattfinde.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_54\">54</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Eine andere Bewertung sei auch nicht vor dem Hintergrund der Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte geboten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_55\">55</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Grunds&#228;tzlich seien die Europ&#228;ische Menschenrechtskonvention und die hierzu ergangenen Entscheidungen des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte zwar von den nationalen Gerichten so weit wie m&#246;glich bei der Rechtsanwendung zu ber&#252;cksichtigen. Eine schematische Parallelisierung sei hingegen nicht erforderlich. Gerade im Bereich der Religionsfreiheit sei bei der Rezeption der Europ&#228;ischen Menschenrechtskonvention in die innerstaatliche Rechtsordnung Augenma&#223; angebracht. Der Gerichtshof habe in seiner j&#252;ngeren Rechtsprechung wiederholt zu erkennen gegeben, dass er bereit sei, unterschiedliche Konzeptionen der Mitgliedstaaten in Bezug auf die Regelung des Verh&#228;ltnisses von Staat und Kirche zu akzeptieren. So habe der Gerichtshof in seinen Urteilen vom 6. Dezember 2011 (Baudler u.a. v. Deutschland) einen ausgepr&#228;gten Schutz des kirchlichen Selbstbestimmungsrechts anerkannt und es als mit Art. 6 EMRK vereinbar angesehen, dass ein staatlicher Rechtsweg zur &#220;berpr&#252;fung rein innerkirchlicher Angelegenheiten in Deutschland nicht bestehe.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_56\">56</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Zudem sei zu ber&#252;cksichtigen, dass es sich im vorliegenden Falle um ein mehrpoliges Grundrechtsverh&#228;ltnis handele, bei dem ein \"Mehr\" an Freiheit f&#252;r einen Grundrechtstr&#228;ger zugleich ein \"Weniger\" f&#252;r einen anderen bedeute. Diese Grundrechtskollision wirke als Rezeptionshemmnis, zumal auch die Menschenrechtskonvention selbst eine Einschr&#228;nkung des Grundrechtsschutzes auf Grundlage ihrer Garantien verbiete (Art. 53 EMRK).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_57\">57</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Aber auch die zum kirchlichen Arbeitsrecht ergangene Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte selbst erfordere keine Abkehr von den durch das Bundesverfassungsgericht in der Entscheidung vom 4. Juni 1985 entwickelten Ma&#223;st&#228;ben.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_58\">58</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) In der Entscheidung <em>Obst v. Deutschland</em> vom 23. September 2010 habe der Gerichtshof den Ansatz des deutschen Arbeitsrechts gebilligt, bei der Bewertung der Schwere des Loyalit&#228;tsversto&#223;es auf die Bedeutung ehelicher Treue f&#252;r die den Arbeitnehmer k&#252;ndigende Kirche abzustellen. Auch habe der Gerichtshof es als zul&#228;ssig erachtet, dass die Kirchen gegen&#252;ber ihren Angestellten weitergehende Loyalit&#228;tspflichten als andere Arbeitgeber definieren w&#252;rden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_59\">59</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Gleiches gelte hinsichtlich der Entscheidung <em>Siebenhaar v. Deutschland</em> vom 3. Februar 2011.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_60\">60</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>cc) Schlie&#223;lich stehe die Entscheidung <em>Sch&#252;th v. Deutschland</em> vom 23. September 2010 diesem Ma&#223;stab nicht entgegen, wenn auch der Gerichtshof im konkreten Einzelfall zur Konventionswidrigkeit der deutschen Gerichtsurteile gelangt sei. Der Gerichtshof habe lediglich die unzureichende Abw&#228;gung der Fachgerichte mit den Rechtspositionen des Arbeitnehmers beanstandet, die tats&#228;chlich nur oberfl&#228;chlich und ohne inhaltliche Konkretisierungen vorgenommen worden sei. Zudem sei der konkrete Abw&#228;gungsvorgang unzureichend dargelegt worden. Weitergehende Anforderungen an den Abw&#228;gungsprozess, etwa eine Pr&#252;fung der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit der Loyalit&#228;tsanforderungen oder gar deren volle gerichtliche Kontrolle, seien durch den Europ&#228;ischen Gerichtshof f&#252;r Menschenrechte jedoch nicht aufgestellt worden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>IV.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_61\">61</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Die Verfassungsbeschwerde wurde dem Bundesministerium der Justiz, dem Bundesministerium f&#252;r Arbeit und Soziales, dem Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, der Pr&#228;sidentin des Bundesarbeitsgerichts, dem Kommissariat der deutschen Bisch&#246;fe, dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland, dem Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.&#246;.R., dem Marburger Bund e.V. (Bundesverband) und dem Kl&#228;ger des Ausgangsverfahrens zugestellt und Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_62\">62</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Die Pr&#228;sidentin des Bundesarbeitsgerichts verteidigt die angefochtene Revisionsentscheidung vom 8. September 2011. Der 2. Senat des Bundesarbeitsgerichts habe aus &#167; 1 Abs. 2 KSchG in &#220;bereinstimmung mit der st&#228;ndigen Rechtsprechung der &#252;brigen Senate des Gerichts ein zweistufiges Pr&#252;fprogramm abgeleitet, nach dem eine K&#252;ndigung aus in der Person oder im Verhalten des Arbeitnehmers liegenden Gr&#252;nden im Anwendungsbereich des KSchG nur dann sozial gerechtfertigt sei, wenn der Arbeitnehmer f&#252;r die vertraglich geschuldete T&#228;tigkeit ungeeignet sei oder eine Vertragspflicht erheblich verletzt habe (erste Stufe) und die L&#246;sung des Arbeitsverh&#228;ltnisses in Abw&#228;gung der Interessen beider Vertragsteile billigenswert und angemessen erscheine (zweite Stufe).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_63\">63</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Auf beiden Stufen habe der 2. Senat des Bundesarbeitsgerichts in &#220;bereinstimmung mit den verfassungsgerichtlichen Vorgaben und unter Orientierung an der Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte das kirchliche Selbstbestimmungsrecht angemessen ber&#252;cksichtigt. Dies gelte auch f&#252;r die Abw&#228;gungsentscheidung, in die das Selbstbestimmungsrecht als abw&#228;gungserheblicher Belang eingestellt worden sei. Diese Vorgehensweise erlaube differenzierte Abw&#228;gungsergebnisse, die im konkreten Einzelfall zu Lasten der Beschwerdef&#252;hrerin erfolgt seien. Dies zeige auch der Vergleich zur Entscheidung vom 25. April 2013 (- 2 AZR 579/12 - NZA 2013, S. 1131 ff.), in der der 2. Senat des Bundesarbeitsgerichts im Falle des Kirchenaustritts festgestellt habe, dass die K&#252;ndigung eines im verk&#252;ndigungsnahen Bereich eingesetzten kirchlichen Arbeitnehmers gerechtfertigt gewesen sei. In diesem Einzelfall habe die Abw&#228;gung dazu gef&#252;hrt, dass die Glaubens- und Gewissensfreiheit des kirchlichen Arbeitnehmers sowie dessen Besch&#228;ftigungsdauer und Lebensalter hinter das Selbstbestimmungsrecht des kirchlichen Arbeitgebers zur&#252;ckzutreten habe, weil der gek&#252;ndigte Arbeitnehmer nicht nur in einzelnen Punkten kirchlichen Loyalit&#228;tsanforderungen nicht mehr gerecht geworden sei, sondern sich durch den Austritt insgesamt von der kirchlichen Glaubensgemeinschaft losgesagt habe.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_64\">64</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Der gem&#228;&#223; &#167; 94 Abs. 3 BVerfGG am Verfahren beteiligte Kl&#228;ger des Ausgangsverfahrens ist der Auffassung, dass der Verfassungsbeschwerde kein Erfolg zu bescheiden sei.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_65\">65</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Es gen&#252;ge zur Wahrung der gesch&#252;tzten Verfassungsrechtspositionen des Arbeitnehmers nicht, nur bei einem Widerspruch zu den Grundprinzipien der Rechtsordnung eine Einschr&#228;nkung der kirchlichen Autonomie zuzulassen und dementsprechend bei der im K&#252;ndigungsschutzprozess vorzunehmenden Abw&#228;gung der beiderseitigen Interessen die autonom von den Kirchen bestimmte Gewichtung der Loyalit&#228;tspflichten zu betonen. Vielmehr m&#252;ssten sich die kirchliche Autonomie und speziell die ihren Arbeitnehmern abverlangten Loyalit&#228;tspflichten von vornherein eine Kontrastierung mit den entgegenstehenden Grundrechten der kirchlichen Arbeitnehmer gefallen lassen, die durch Gewichtung der auf dem Spiel stehenden Verfassungsrechtsg&#252;ter, durch Ber&#252;cksichtigung ihrer Wechselwirkung und schlie&#223;lich durch Anwendung des Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatzes mit dem Ziel der Herstellung praktischer Konkordanz zu erfolgen habe. Soweit zur kirchlichen Autonomie auch die Befugnis geh&#246;re, verbindlich zu bestimmen, welches die wesentlichen Grunds&#228;tze der Glaubens- und Sittenlehre seien, was als (schwerer) Versto&#223; gegen diese anzusehen sei, sowie ob und wie innerhalb der im kirchlichen Dienst t&#228;tigen Mitarbeiter eine Abstufung der Loyalit&#228;tspflichten eingreifen solle, bed&#252;rfe dies mit Blick auf kollidierendes Verfassungsrecht einer Relativierung, wenn es - wie in diesem Fall - nicht um Arbeitsrechtsverh&#228;ltnisse gehe, die in spezifischer Weise durch den religi&#246;sen Auftrag und Glauben gepr&#228;gt seien. Je mehr das jeweilige Arbeitsverh&#228;ltnis durch den religi&#246;sen Auftrag und Glauben gepr&#228;gt sei und, umgekehrt, je weniger sich das jeweilige Arbeitsverh&#228;ltnis von vergleichbaren beruflichen T&#228;tigkeiten bei nicht-kirchlichen Arbeitgebern unterscheide, k&#246;nne sich die kirchliche Autonomie mehr oder weniger gegen&#252;ber Grundrechtspositionen des kirchlichen Arbeitnehmers durchsetzen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_66\">66</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Allein aus seiner leitenden Stellung k&#246;nnten hinsichtlich der pers&#246;nlichen Pflicht zur Identifikation mit der katholischen Glaubens- oder Sittenlehre nicht die gleichen Anforderungen gestellt werden wie an diejenigen Mitarbeiter, deren Arbeitsverh&#228;ltnisse einen spezifisch religi&#246;sen Bezug aufwiesen. Andernfalls w&#252;rden eine unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ige Beg&#252;nstigung der Selbstgesetzlichkeit der Kirche und eine nicht zu rechtfertigende Relativierung des staatlichen Schutzes von Ehe und Familie nach Art. 6 Abs. 1 GG begr&#252;ndet. Schlie&#223;lich k&#246;nne bei der Interessenabw&#228;gung nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, dass sich die r&#246;misch-katholische Kirche zunehmend den Wiederverheirateten &#246;ffne und auch die Eucharistie f&#252;r diese Gruppe nicht mehr ausschlie&#223;e.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_67\">67</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) F&#252;r die r&#246;misch-katholische Kirche hat das Kommissariat der deutschen Bisch&#246;fe eine Stellungnahme des Direktors des Instituts f&#252;r Staatskirchenrecht der Di&#246;zesen Deutschlands, <em>Prof. Dr. Ansgar Hense</em>, vorgelegt und sich inhaltlich zu Eigen gemacht. Dieser schlie&#223;t sich den Ausf&#252;hrungen der Beschwerdef&#252;hrerin im Ergebnis an und vertieft ihre Argumentation.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_68\">68</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Verfassung gew&#228;hrleiste nicht nur das karitative Wirken der Kirchen als eine ihrer Lebens- und Wesens&#228;u&#223;erungen, sondern auch die grunds&#228;tzlich autonome Ausgestaltung der kircheneigenen Angelegenheiten im Rahmen der f&#252;r alle geltenden Gesetze. Die Verwirklichung des Religi&#246;sen beschr&#228;nke sich dabei nicht nur auf eine blo&#223; spirituelle, liturgische Seite, sondern erstrecke sich gleicherma&#223;en auf den religi&#246;sen Dienst in und an der Welt und umfasse auch die organisatorischen Voraussetzungen, die nach dem jeweiligen kirchlichen Selbstverst&#228;ndnis erforderlich seien, um diesen religi&#246;sen Dienst erf&#252;llen zu k&#246;nnen. Weder objektive noch gesellschaftlich vorherrschende Ma&#223;st&#228;be d&#252;rften diese definieren, da das kirchliche Selbstbestimmungsrecht gerade die Abwehr solch fremdbestimmter Vorg&#228;nge verfassungsrechtlich verb&#252;rge. Aus diesem Grund werde das staatliche Individualarbeitsrecht partiell modifiziert. Im Rahmen des Willk&#252;rverbots, der guten Sitten und des <em>ordre public</em> sei es nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts ausschlie&#223;lich den Kirchen &#252;berlassen, die konkreten Loyalit&#228;tspflichten festzulegen, die nach dem jeweiligen Selbstverst&#228;ndnis erforderlich seien, und diese auch nach ihrer Bedeutung f&#252;r das kirchliche Selbstverst&#228;ndnis zu gewichten. Dies beinhalte auch das Recht, dar&#252;ber zu entscheiden, ob und - bejahendenfalls - welche Abstufungen der Loyalit&#228;tspflichten vorgenommen werden sollten. In der r&#246;misch-katholischen Kirche sei dies in Gestalt der Grundordnung geschehen. Bei der konkreten Abw&#228;gung durch die weltlichen Gerichte im Rahmen des K&#252;ndigungsschutzrechts werde die kirchliche Bewertung des Loyalit&#228;tsversto&#223;es nicht zur <em>quantit&#233; n&#233;gligeable</em>, sondern sei die ma&#223;gebliche Richtschnur f&#252;r die Bewertung. Mit diesen Grunds&#228;tzen stehe die Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts vom 8. September 2011 nicht in Einklang, weil das Gericht eine eigene Bewertung kirchlicher Ma&#223;st&#228;be vornehme und es letzten Endes unterlasse, einen Abw&#228;gungsprozess <em>lege artis</em> durchzuf&#252;hren.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_69\">69</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>d) Der Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.&#246;.R. schlie&#223;t sich ebenfalls den Ausf&#252;hrungen der Beschwerdef&#252;hrerin an. Er betont, dass seine Situation zwar nicht mit den Organisationsstrukturen der Gro&#223;kirchen verglichen werden k&#246;nne. Dennoch seien die in der t&#228;glichen Arbeit auftretenden Fragen im Judentum vergleichbar.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_70\">70</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die verfassungsrechtliche Absicherung des kirchlichen Selbstbestimmungsrechts resultiere auch aus dem Erfordernis, eine uneingeschr&#228;nkte Religionsaus&#252;bung im Sinne des Grundgesetzes zu gew&#228;hrleisten. Dies sei aber nur m&#246;glich, wenn Religionsgemeinschaften gerade im arbeitsrechtlichen Bereich frei darin seien, ihre eigenen religi&#246;sen Regeln als Grundvoraussetzung f&#252;r ein Arbeitsverh&#228;ltnis vorzugeben. Diese religi&#246;sen Regeln k&#246;nnten h&#246;chst unterschiedlich ausgestaltet sein, seien jedoch im Rahmen der Religionsfreiheit durch die staatlichen Stellen zu akzeptieren, solange g&#252;ltige Gesetze nicht verletzt und Menschen anderer Religionszugeh&#246;rigkeit nicht betroffen seien. Jeder Mitarbeiter, der sich unmittelbar bei einer Religionsgemeinschaft oder einer von dieser getragenen Einrichtung bewerbe, wisse darum, dass die Religionsgemeinschaft eigene religi&#246;se Regeln habe, zu deren Einhaltung er verpflichtet sei. Geh&#246;re ein Bewerber dar&#252;ber hinaus noch der betreffenden Religionsgemeinschaft an, sei es ihm umso mehr bewusst, dass er mit Eingehung des Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnisses zus&#228;tzliche Loyalit&#228;tsverpflichtungen &#252;bernehme.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_71\">71</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Im Falle der j&#252;dischen Gemeinschaften in Deutschland sei daher Grundlage der arbeitsvertraglichen Bindungen, die j&#252;dische Religion und Kultur in Deutschland zu leben und zu f&#246;rdern sowie sozial bed&#252;rftige Juden in allen Bereichen zu unterst&#252;tzen. Dabei seien die religi&#246;sen Erfordernisse schon bei Abschluss des Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnisses zu ber&#252;cksichtigen, da nur auf diese Weise gew&#228;hrleistet werden k&#246;nne, dass jeder Mitarbeiter in seinem Aufgabenbereich in die religi&#246;se Dimension der j&#252;dischen Gemeinschaft eingebunden sei. Die Bereitschaft hierzu sei ein wesentliches Kriterium f&#252;r die Mitarbeiterauswahl und werde bei Abschluss von Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnissen vorrangig ber&#252;cksichtigt. F&#252;r eine fruchtbare Zusammenarbeit innerhalb der Religionsgemeinschaft sei es unverzichtbar, dass alle Mitarbeiter - insbesondere die j&#252;dischen - sich des h&#246;heren Zwecks und des allgemeinen religi&#246;sen Zusammenhangs ihrer T&#228;tigkeit bewusst seien.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_72\">72</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>e) Der Marburger Bund e.V. (Bundesverband) erachtet die Verfassungsbeschwerde im Ergebnis f&#252;r aussichtslos.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_73\">73</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Er tritt allgemein der Privilegierung kirchlicher Einrichtungen entgegen. Einrichtungen der <em>Caritas</em> oder <em>Diakonie</em>, die wie die Beschwerdef&#252;hrerin in markt&#252;blicher Weise in der Gesundheitswirtschaft agierten, d&#252;rften keine kirchlichen Sonderrechte in Anspruch nehmen. Wenn die Beschwerdef&#252;hrerin die Richtungsentscheidung getroffen habe, am Wirtschaftsleben teilzunehmen, m&#252;sse sie sich unbeschadet ihrer Motivlage an denselben Ma&#223;st&#228;ben messen lassen, die auch f&#252;r vergleichbare Kliniktr&#228;ger Geltung beanspruchten. Die unter Berufung auf die Loyalit&#228;tsobliegenheiten in Anspruch genommene M&#246;glichkeit, die Ma&#223;st&#228;be f&#252;r die Beendigung eines Arbeitsverh&#228;ltnisses selbst festzulegen und durch Berufung auf das kirchliche Selbstbestimmungsrecht der &#220;berpr&#252;fung durch weltliche Gerichte im Einzelfall zu entziehen, f&#252;hre zu \"strukturellen Defiziten\" und erheblichen arbeitsmarktlichen Verwerfungen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_74\">74</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Gerade der Vergleich zu dem kollektivrechtlichen Arbeitsrechtsregelungsmechanismus belege die Widerspr&#252;chlichkeit des Handelns kirchlich getragener Einrichtungen. W&#228;hrend auf dem Dritten Weg vereinbarte Arbeitsbedingungen nach dem Willen der kirchlichen Einrichtungen durch Einbeziehung in die jeweiligen Arbeitsvertr&#228;ge f&#252;r die Gesamtheit der Dienstgemeinschaft Geltung beanspruchen k&#246;nnten, erachteten sie es im Gegensatz hierzu jedoch f&#252;r zul&#228;ssig, hinsichtlich der individualarbeitsrechtlich festgesetzten Loyalit&#228;tsobliegenheiten nach Konfession zu unterscheiden und an katholische Mitarbeiter strengere Loyalit&#228;tsanforderungen zu stellen. F&#252;r eine derartige Differenzierung bestehe nach weltlichen Ma&#223;st&#228;ben keine Rechtfertigung. Zudem liege gerade im Falle der Beschwerdef&#252;hrerin ein faktischer Sanktionsverzicht durch ihr vorangegangenes Verhalten vor. Es sei anzunehmen, dass ein in der Vergangenheit \"in allen F&#228;llen generell geduldetes Verhalten\" - hier die Wiederheirat - unbeschadet seiner grunds&#228;tzlichen kanonischen Wertung zu einem gewissen liberalen Verst&#228;ndnis bei Betroffenen und Dritten und der Erwartung entsprechenden Umgangs mit zuk&#252;nftigen gleichartigen Sachverhalten gef&#252;hrt habe.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_75\">75</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Das Bundesarbeitsgericht habe mit seiner Entscheidung nicht die Reichweite des kirchlichen Selbstbestimmungsrechts verkannt. Die Einsch&#228;tzung der Beschwerdef&#252;hrerin, die Sachgerechtigkeit einer aus dem kirchlichen Selbstbestimmungsrecht folgenden Wertentscheidung unterliege nicht der Beurteilung durch das jeweils erkennende Gericht, lasse ein in Anbetracht der kanonischen Rechtstradition zwar nachvollziehbares, in der Sache jedoch unzutreffendes Verst&#228;ndnis des grundgesetzlich gesch&#252;tzten Rechtsschutzinteresses erkennen. Um sicherzustellen, dass die betroffene K&#252;ndigungsentscheidung nicht auf willk&#252;rlicher Grundlage zustande gekommen sei, stelle sich die Inbezugnahme zum grundlegenden moralischen Regelwerk der kirchlichen Einrichtung und ihrem bisherigen Verhalten in vergleichbar gelagerten F&#228;llen als unumg&#228;nglich dar. Dies gelte umso mehr, als es die Beschwerdef&#252;hrerin selbst in der Hand habe, bestimmte arbeitsrechtliche Sanktionen ohne Ermessensspielr&#228;ume als zwingende Folge eines Fehlverhaltens des Arbeitnehmers zu definieren und auszugestalten. Schon aus diesem Grund m&#252;ssten die weltlichen Gerichte erm&#228;chtigt sein, die Stringenz und Konsistenz des bisherigen Verhaltens einer kirchlichen Einrichtung in vergleichbaren F&#228;llen in ihre Betrachtungen einzustellen. Anderenfalls beschr&#228;nke sich der gerichtliche Entscheidungsspielraum auf eine rein formale &#220;berpr&#252;fung, die weder den Anforderungen des deutschen K&#252;ndigungsschutzrechts noch den europa- und v&#246;lkerrechtlichen Vorgaben gerecht werde.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_76\">76</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>f) Die &#252;brigen &#196;u&#223;erungsberechtigten und sachverst&#228;ndigen Dritten haben von einer Stellungnahme abgesehen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_77\">77</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Die Beschwerdef&#252;hrerin und der Kl&#228;ger des Ausgangsverfahrens haben von der M&#246;glichkeit zur weiteren &#196;u&#223;erung nach Kenntnis der eingegangenen Stellungnahmen Gebrauch gemacht. Sie bekr&#228;ftigen ihre jeweiligen Auffassungen und vertiefen ihren Vortrag. Nach Mitteilung der Beschwerdef&#252;hrerin ist das durch den Kl&#228;ger des Ausgangsverfahrens angestrengte kirchengerichtliche Verfahren zur Annullierung seiner ersten Ehe in zwei Instanzen erfolglos geblieben. Der Kl&#228;ger des Ausgangsverfahrens hat hierzu keine weiteren Angaben gemacht.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_78\">78</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>3. Die Akten des Ausgangsverfahrens haben dem Senat bei der Entscheidungsfindung vorgelegen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h1>B.</h1>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_79\">79</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Verfassungsbeschwerde ist nur zul&#228;ssig, soweit sie sich gegen das Urteil des Bundesarbeitsgerichts wendet. Im &#220;brigen gen&#252;gt ihre Begr&#252;ndung nicht den gesetzlichen Anforderungen (&#167; 23 Abs. 1 Satz 2, &#167; 92 BVerfGG), da sie sich ausschlie&#223;lich mit der Revisionsentscheidung, nicht jedoch mit den Entscheidungen des Arbeitsgerichts und des Landesarbeitsgerichts auseinandersetzt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h1>C.</h1>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_80\">80</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Soweit sie zul&#228;ssig ist, ist die Verfassungsbeschwerde begr&#252;ndet.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>I.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_81\">81</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Umfang und Grenzen der Auferlegung von Loyalit&#228;tsobliegenheiten kirchlicher Arbeitnehmer in mit der Kirche verbundenen Organisationen und Einrichtungen und deren &#220;berpr&#252;fung durch die staatlichen Arbeitsgerichte bestimmen sich nach Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 137 Abs. 3 der deutschen Verfassung vom 11. August 1919 (Weimarer Reichsverfassung, WRV) und der korporativen Religionsfreiheit nach Art. 4 Abs. 1 und 2 GG (1.). Die staatlichen Gerichte haben auf einer ersten Pr&#252;fungsstufe zun&#228;chst im Rahmen einer Plausibilit&#228;tskontrolle auf der Grundlage des glaubensdefinierten Selbstverst&#228;ndnisses der verfassten Kirche zu &#252;berpr&#252;fen, ob eine Organisation oder Einrichtung an der Verwirklichung des kirchlichen Grundauftrags teilhat, ob eine bestimmte Loyalit&#228;tsobliegenheit Ausdruck eines kirchlichen Glaubenssatzes ist und welches Gewicht dieser Loyalit&#228;tsobliegenheit und einem Versto&#223; hiergegen nach dem kirchlichen Selbstverst&#228;ndnis zukommt (2.a.). Auf einer zweiten Pr&#252;fungsstufe ist sodann unter dem Gesichtspunkt der Schranken des \"f&#252;r alle geltenden Gesetzes\" eine Gesamtabw&#228;gung vorzunehmen, in der die - im Lichte des Selbstbestimmungsrechts der Kirchen verstandenen - kirchlichen Belange und die korporative Religionsfreiheit mit den Grundrechten der betroffenen Arbeitnehmer und deren in den allgemeinen arbeitsrechtlichen Schutzbestimmungen enthaltenen Interessen auszugleichen sind. Die widerstreitenden Rechtspositionen sind dabei jeweils in m&#246;glichst hohem Ma&#223;e zu verwirklichen (2.b.). Ob die Arbeitsgerichte den Einfluss der Grundrechte ausreichend beachtet haben, unterliegt gegebenenfalls der &#220;berpr&#252;fung durch das Bundesverfassungsgericht. F&#252;r den Fall, dass Grundrechtsbestimmungen unmittelbar ausgelegt und angewandt werden, hat es dabei Reichweite und Grenzen der Grundrechte zu bestimmen und festzustellen, ob Grundrechte und Verfassungsbestimmungen ihrem Umfang und Gewicht nach in verfassungsrechtlich zutreffender Weise ber&#252;cksichtigt worden sind (3.). Die Europ&#228;ische Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten und die Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte geben insoweit keinen Anlass zu Modifikationen der Auslegung des Verfassungsrechts (4.).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_82\">82</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Die Grundentscheidung der Verfassung f&#252;r ein freiheitliches Religions- und Staatskirchenrecht wird durch Verfassungsgew&#228;hrleistungen sichergestellt, deren inhaltliche Schutzbereiche sich teilweise &#252;berschneiden und hierdurch wechselseitig erg&#228;nzen. In ihrer Zusammenschau sind sie unterschiedliche Akzentuierungen derselben verfassungsrechtlich gew&#228;hrten Freiheit (vgl. Isensee, in: Festschrift f&#252;r Klaus Obermayer, 1986, S. 203 &lt;205&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_83\">83</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Die durch Art. 140 GG inkorporierten Artikel der Weimarer Reichsverfassung sind vollg&#252;ltiges Verfassungsrecht und von gleicher Normqualit&#228;t wie die sonstigen Verfassungsbestimmungen (vgl. BVerfGE 19, 206 &lt;219&gt;; 19, 226 &lt;236&gt;; 111, 10 &lt;50&gt;). Sie sind - mit Selbststand gegen&#252;ber der korporativen Religionsfreiheit des Art. 4 Abs. 1 und 2 GG - untrennbarer Bestandteil des Religions- und Staatskirchenrechts des Grundgesetzes, welches das f&#252;r eine freiheitliche Demokratie wesentliche Grundrecht der Religionsfreiheit ohne Gesetzesvorbehalt in den Katalog der Grundrechte &#252;bernommen und es so gegen&#252;ber der Weimarer Reichsverfassung erheblich gest&#228;rkt hat (vgl. BVerfGE 102, 370 &lt;387 m.w.N.&gt;). Beide Gew&#228;hrleistungen bilden ein organisches Ganzes (vgl. BVerfGE 70, 138 &lt;167&gt;; 125, 39 &lt;80&gt;; Listl, in: ders./Pirson &lt;Hrsg.&gt;, Handbuch des Staatskirchenrechts, Bd. 1, 2. Aufl. 1994, &#167; 14 S. 439 &lt;444 f.&gt;), wobei Art. 4 Abs. 1 und 2 GG den leitenden Bezugspunkt des deutschen staatskirchenrechtlichen Systems darstellt (vgl. BVerfGE 102, 370 &lt;393&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_84\">84</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Zwischen der Glaubensfreiheit und den inkorporierten Normen der Weimarer Reichsverfassung besteht eine interpretatorische Wechselwirkung (vgl. Stern, Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland, Bd. IV/2, 1. Aufl. 2011, &#167; 119, S. 1167). Die Weimarer Kirchenartikel sind einerseits funktional auf die Inanspruchnahme und Verwirklichung des Grundrechts der Religionsfreiheit angelegt (vgl. BVerfGE 42, 312 &lt;322&gt;; 102, 370 &lt;387&gt;; 125, 39 &lt;74 f., 80&gt;) und in dessen Lichte auszulegen, da sie das Grundverh&#228;ltnis zwischen Staat und Kirche regeln (Art. 137 Abs. 1 WRV). Sie enthalten in Gestalt des kirchlichen Selbstbestimmungsrechts (Art. 137 Abs. 3 WRV) und verfassungsrechtlicher Ankn&#252;pfungspunkte zu den Grunds&#228;tzen der religi&#246;s-weltanschaulichen Neutralit&#228;t des Staates und der Parit&#228;t der Religionen und Bekenntnisse (vgl. BVerfGE 102, 370 &lt;390, 393 f.&gt;) die Grundprinzipien des staatskirchenrechtlichen Systems des Grundgesetzes. Andererseits wird der Gew&#228;hrleistungsgehalt des Art. 4 Abs. 1 und 2 GG durch Art. 140 GG in Verbindung mit den inkorporierten Artikeln der Weimarer Reichsverfassung institutionell konkretisiert und erg&#228;nzt (BVerfGE 99, 100 &lt;119&gt;, vgl. auch BVerfGE 33, 23 &lt;30 f.&gt;; 42, 312 &lt;322&gt;; 83, 341 &lt;354 f.&gt;; 125, 39 &lt;77 f.&gt;; vgl. auch Stern, Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland, Bd. IV/2, 1. Aufl. 2011, &#167; 119, S. 1167). Die Weimarer Kirchenartikel sind also auch ein Mittel zur Entfaltung der Religionsfreiheit der korporierten Religionsgesellschaften (vgl. BVerfGE 125, 39 &lt;79&gt;; vgl. auch BVerfGE 102, 370 &lt;387&gt;, zu Art. 137 Abs. 5 Satz 2 WRV und BVerfGE 99, 100 &lt;119 ff.&gt;, zu Art. 138 Abs. 2 WRV).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_85\">85</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Soweit sich die Schutzbereiche der inkorporierten statusrechtlichen Artikel der WRV und der korporativen Religionsfreiheit des Art. 4 Abs. 1 und 2 GG &#252;berlagern (vgl. BVerfGE 42, 312 &lt;322&gt;; 66, 1 &lt;22&gt;; zu verbleibenden Unterschieden etwa von Campenhausen, HStR VII, 3. Aufl. 2009, &#167; 157, Rn. 125 m.w.N.), geht Art. 137 Abs. 3 WRV als speziellere Norm Art. 4 Abs. 1 und 2 GG insoweit vor, als er das Selbstbestimmungsrecht der Religionsgesellschaften der Schranke des f&#252;r alle geltenden Gesetzes unterwirft (zur sog. Schrankenspezialit&#228;t in diesem Fall s. Morlok, in: Dreier &lt;Hrsg.&gt;, GG, 3. Aufl. 2013, Art. 4, Rn. 109). Bei dem Ausgleich der gegenl&#228;ufigen Interessen ist aber dem Umstand Rechnung zu tragen, dass Art. 4 Abs. 1 und 2 GG die korporative Religionsfreiheit vorbehaltlos gew&#228;hrleistet und insofern dem Selbstbestimmungsrecht und dem Selbstverst&#228;ndnis der Religionsgesellschaften besonderes Gewicht zuzumessen ist.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_86\">86</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Aus Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 136 Abs. 1 und 4, 137 Abs. 1 WRV, Art. 4 Abs. 1 und 2, Art. 3 Abs. 3 Satz 1 und Art. 33 Abs. 2 GG folgt eine Pflicht des Staates zur weltanschaulich-religi&#246;sen Neutralit&#228;t, die Grundlage des modernen, freiheitlichen Staates ist. In einem Staat, in dem Anh&#228;nger unterschiedlicher religi&#246;ser und weltanschaulicher &#220;berzeugungen zusammenleben, kann die friedliche Koexistenz nur gelingen, wenn der Staat selbst in Glaubens- und Welt-anschauungsfragen Neutralit&#228;t bewahrt (vgl. BVerfGE 93, 1 &lt;16 f.&gt;; vgl. auch BVerfGE 102, 370 &lt;383&gt;; 105, 279 &lt;294&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_87\">87</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Pflicht zur staatlichen Neutralit&#228;t in weltanschaulich-religi&#246;sen Fragen ist jedoch nicht im Sinne eines Gebots kritischer Distanz gegen&#252;ber der Religion zu verstehen (vgl. Unruh, Religionsverfassungsrecht, 2. Aufl. 2012, &#167; 4 Rn. 90) und darf auch mit religi&#246;ser und weltanschaulicher Indifferenz nicht gleichgesetzt werden (vgl. von Campenhausen, in: Listl/Pirson &lt;Hrsg.&gt;, Handbuch des Staatskirchenrechts, Bd. 1, 2. Aufl. 1994, &#167; 2, S. 47 &lt;78&gt;). Das Verh&#228;ltnis zwischen Kirchen und Staat ist vielmehr gekennzeichnet durch wechselseitige Zugewandtheit und Kooperation (vgl. BVerfGE 42, 312 &lt;330&gt;) und ist weniger im Sinne einer strikten Trennung, sondern eher im Sinne einer Zuordnung und Zusammenarbeit von Staat und Kirchen auf der Basis grundrechtlicher Freiheit zu verstehen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_88\">88</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>&#220;ber ihre Funktion als Beeinflussungsverbot (vgl. BVerfGE 93, 1 &lt;16 f.&gt;; 108, 282 &lt;300&gt;) und als Identifikationsverbot (vgl. BVerfGE 19, 206 &lt;216&gt;; 24, 236 &lt;246&gt;; 30, 415 &lt;422&gt;; 33, 23 &lt;28&gt;; 93, 1 &lt;16 f.&gt;; 108, 282 &lt;299 f.&gt;; 123, 148 &lt;178&gt;) hinaus verwehrt es die Pflicht zur weltanschaulichen Neutralit&#228;t dem Staat auch, Glauben und Lehre einer Kirche oder Religionsgemeinschaft als solche zu bewerten (vgl. BVerfGE 33, 23 &lt;29&gt;; 108, 282 &lt;300&gt;). Die individuelle und korporative Freiheit, das eigene Verhalten an den Lehren des Glaubens auszurichten und innerer Glaubens&#252;berzeugung gem&#228;&#223; zu handeln, w&#252;rde entleert, wenn der Staat bei hoheitlichen Ma&#223;nahmen uneingeschr&#228;nkt seine eigene Wertung zu Inhalt und Bedeutung eines Glaubenssatzes an die Stelle derjenigen der verfassten Kirche setzen und seine Entscheidungen auf dieser Grundlage treffen k&#246;nnte.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_89\">89</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Jede Auseinandersetzung staatlicher Stellen mit Zielen und Aktivit&#228;ten einer Kirche oder Religionsgemeinschaft muss dieses Gebot religi&#246;s-weltanschaulicher Neutralit&#228;t wahren (vgl. BVerfGE 105, 279 &lt;294&gt;). Die Regelung genuin religi&#246;ser oder weltanschaulicher Fragen, die parteiergreifende Einmischung in die &#220;berzeugungen, Handlungen und die Darstellung Einzelner oder religi&#246;ser und weltanschaulicher Gemeinschaften sind dem Staat mangels Einsicht und geeigneter Kriterien untersagt (vgl. BVerfGE 12, 1 &lt;4&gt;; 41, 65 &lt;84&gt;; 72, 278 &lt;294&gt;; 74, 244 &lt;255&gt;; 93, 1 &lt;16&gt;; 102, 370 &lt;394&gt;; 108, 279 &lt;300&gt;). Fragen der Lehre, der Religion und des kirchlichen Selbstverst&#228;ndnisses gehen den Staat grunds&#228;tzlich nichts an. Er ist vielmehr verpflichtet, auf die Grunds&#228;tze der Kirchen und Religionsgemeinschaften R&#252;cksicht zu nehmen und keinen eigenen Standpunkt in der Sache des Glaubens zu formulieren (von Campenhausen, in: Listl/Pirson &lt;Hrsg.&gt;, Handbuch des Staatskirchenrechts, Bd. 1, 2. Aufl. 1994, &#167; 2, S. 47 &lt;78&gt;). Die Eigenst&#228;ndigkeit der kirchlichen Rechtsordnung hat er zu respektieren.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_90\">90</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Das kirchliche Selbstbestimmungsrecht ist in Art. 137 Abs. 3 WRV besonders hervorgehoben. Danach ordnet und verwaltet jede Religionsgesellschaft ihre Angelegenheiten selbst&#228;ndig innerhalb der Schranken des f&#252;r alle geltenden Gesetzes. Diese Garantie erweist sich als notwendige, rechtlich selbst&#228;ndige Gew&#228;hrleistung, die der Freiheit des religi&#246;sen Lebens und Wirkens der Kirchen und Religionsgemeinschaften die zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben unerl&#228;ssliche Freiheit der Bestimmung &#252;ber Organisation, Normsetzung und Verwaltung hin-zuf&#252;gt (vgl. BVerfGE 53, 366 &lt;401&gt;). Sie gilt f&#252;r Kirchen und sonstige Religions-gesellschaften unabh&#228;ngig von ihrem rechtlichen Status (vgl. auch Art. 137 Abs. 7 WRV).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_91\">91</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Tr&#228;ger des kirchlichen Selbstbestimmungsrechts sind nicht nur die Kirchen selbst entsprechend ihrer rechtlichen Verfasstheit, sondern alle ihr in bestimmter Weise zugeordneten Institutionen, Gesellschaften, Organisationen und Einrichtungen, wenn und soweit sie nach dem glaubensdefinierten Selbstverst&#228;ndnis der Kirchen (zur Ber&#252;cksichtigung von Selbstverst&#228;ndnissen als Mittel zur Sicherung der Menschenw&#252;rde und der Freiheitsrechte, vgl. Morlok, Selbstverst&#228;ndnis als Rechtskriterium, 1993, S. 282 &lt;293 ff.&gt; und S. 426 &lt;431 ff.&gt;) ihrem Zweck oder ihrer Aufgabe entsprechend berufen sind, Auftrag und Sendung der Kirchen wahrzunehmen und zu erf&#252;llen (vgl. BVerfGE 46, 73 &lt;85 ff.&gt;; 53, 366 &lt;391&gt;; 57, 220 &lt;242&gt;; 70, 138 &lt;162&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_92\">92</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(1) Der Schutz des kirchlichen Selbstbestimmungsrechts bezieht sich dabei nicht nur auf die der Kirche zugeordnete Organisation im Sinne einer juristischen Person, sondern erstreckt sich auch auf die von dieser Organisation getragenen Einrichtungen, also auf die Funktionseinheit, durch die der kirchliche Auftrag seine Wirkung entfalten soll (vgl. BVerfGE 53, 366 &lt;398 f.&gt;). Dies gilt unbeschadet der Rechtsform der einzelnen Einrichtung auch dann, wenn der kirchliche Tr&#228;ger sich privatrechtlicher Organisationsformen bedient (vgl. BVerfGE 46, 73 &lt;85 ff.&gt;; 53, 366 &lt;391&gt;; 57, 220 &lt;242&gt;; 70, 138 &lt;162&gt;). Die durch das Grundgesetz gew&#228;hrleistete Freiheit der Kirche vom Staat schlie&#223;t ein, dass sie sich zur Erf&#252;llung ihres Auftrags grunds&#228;tzlich auch der Organisationsformen des staatlichen Rechts bedienen kann, ohne dass dadurch die Zugeh&#246;rigkeit der auf einer entsprechen- den Rechtsgrundlage gegr&#252;ndeten Einrichtung zur Kirche aufgehoben wird (vgl. BVerfGE 57, 220 &lt;243&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_93\">93</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(2) Nicht jede Organisation oder Einrichtung, die in Verbindung zur Kirche steht, unterf&#228;llt indes dem Privileg der Selbstbestimmung. Voraussetzung einer wirksamen Zuordnung ist vielmehr, dass die Organisation oder Einrichtung teilnimmt an der Verwirklichung des Auftrages der Kirche, im Einklang mit dem Bekenntnis der verfassten Kirche steht und mit ihren Amtstr&#228;gern und Organwaltern in besonderer Weise verbunden ist (BVerfGE 46, 73 &lt;87&gt;; 70, 138 &lt;163 ff.&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_94\">94</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Von daher ist f&#252;r eine sich auf das kirchliche Selbstbestimmungsrecht (Art. 4 Abs. 1 und 2 i.V.m. Art. 140 GG und Art. 137 Abs. 3 WRV) berufende Organisation oder Einrichtung unabdingbar, dass die religi&#246;se Zielsetzung das bestimmende Element ihrer T&#228;tigkeit ist. Ganz &#252;berwiegend der Gewinnerzielung dienende Organisationen und Einrichtungen k&#246;nnen demgegen&#252;ber das Privileg der Selbstbestimmung nicht in Anspruch nehmen, da bei ihnen der enge Konnex zum glaubensdefinierten Selbstverst&#228;ndnis aufgehoben ist. Dies gilt vor allem f&#252;r Einrichtungen, die wie andere Wirtschaftssubjekte auch am marktwirtschaftlichen Geschehen teilnehmen und bei welchen der durch Art. 4 Abs. 1 und 2 GG gesch&#252;tzte religi&#246;se Auftrag der Kirche oder Religionsgemeinschaft in der Gesamtschau der T&#228;tigkeiten gegen&#252;ber anderen - vorwiegend gewinnorientierten - Erw&#228;gungen erkennbar in den Hintergrund tritt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_95\">95</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Das Selbstbestimmungsrecht umfasst alle Ma&#223;nahmen, die der Sicherstellung der religi&#246;sen Dimension des Wirkens im Sinne kirchlichen Selbstverst&#228;ndnisses (vgl. BVerfGE 70, 138 &lt;164&gt; unter Bezugnahme auf BVerfGE 24, 236 &lt;249&gt;; 53, 366 &lt;399&gt;; 57, 220 &lt;243&gt;; vgl. auch BVerfGE 99, 100 &lt;125&gt;) und der Wahrung der unmittelbaren Beziehung der T&#228;tigkeit zum kirchlichen Grundauftrag dienen (vgl. BVerfGE 53, 366 &lt;399&gt;). Unter die Freiheit des \"Ordnens\" und \"Verwaltens\" f&#228;llt dementsprechend auch die rechtliche Vorsorge f&#252;r die Wahrnehmung kirchlicher Dienste durch den Abschluss entsprechender Arbeitsvertr&#228;ge (vgl. BVerfGE 70, 138 &lt;165&gt;; BVerfGK 12, 308 &lt;330&gt;; vgl. auch: Isensee, in: Listl/Pirson, Handbuch des Staatskirchenrechts, Bd. 2, 2. Aufl. 1995, &#167; 59, S. 665 &lt;730&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_96\">96</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Der Staat erkennt die Kirchen in diesem Sinne als Institutionen mit dem origin&#228;ren Recht der Selbstbestimmung an, die ihrem Wesen nach unabh&#228;ngig vom Staat sind und ihre Gewalt nicht von ihm herleiten (vgl. BVerfGE 18, 385 &lt;386&gt;; 19, 1 &lt;55&gt;; 30, 415 &lt;428&gt;; 42, 312 &lt;321 f., 332&gt;; 46, 73 &lt;94&gt;; 57, 220 &lt;244&gt;; 66, 1 &lt;19&gt;; BVerfGK 14, 485 &lt;486&gt;). Dies gilt - unabh&#228;ngig von der Rechtsform der Organisation - auch dann, wenn die Kirchen sich zur Erf&#252;llung ihres Auftrags und ihrer Sendung privatrechtlicher Formen bedienen (BVerfGE 46, 73 &lt;85 ff.&gt;; 70, 138 &lt;162&gt;) und wenn die T&#228;tigkeiten und getroffenen Ma&#223;nahmen in den weltlichen Bereich hineinwirken (vgl. BVerfGE 42, 312 &lt;334 f.&gt;). Die Kirchen bestimmen selbst, frei und autonom dar&#252;ber, welche Dienste sie in welchen Rechtsformen aus&#252;ben wollen und sind nicht auf spezifisch kanonische oder kirchenrechtliche Gestaltungsformen beschr&#228;nkt. Religi&#246;se Orden oder das Kirchenbeamtentum, die spezifischem Kirchenrecht unterliegen, stellen insofern zwar origin&#228;re, aber auch nur m&#246;gliche Varianten und Formen kirchlicher Dienste dar.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_97\">97</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Kirchen k&#246;nnen sich der jedermann offen stehenden privatautonomen Gestaltungsformen bedienen, Dienstverh&#228;ltnisse begr&#252;nden und nach ihrem Selbstverst&#228;ndnis ausgestalten. Die im Selbstbestimmungsrecht der Kirchen enthaltene Ordnungsbefugnis gilt insoweit nicht nur f&#252;r die kirchliche &#196;mterorganisation (Art. 140 GG i.V.m. Art. 137 Abs. 3 Satz 2 WRV), sondern ist ein allgemeines Prinzip f&#252;r die Ordnung des kirchlichen Dienstes (vgl. BVerfGE 70, 138 &lt;164 f.&gt;). Sie berechtigt zur Organisation der T&#228;tigkeit einschlie&#223;lich der Aufrechterhaltung einer internen Organisationsstruktur, zur Auswahl ihrer Angestellten und zur Festlegung der religi&#246;sen Grunds&#228;tze, welche die Grundlage ihrer T&#228;tigkeiten sein sollen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_98\">98</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>d) Art. 4 Abs. 1 und 2 GG enth&#228;lt ein umfassend zu verstehendes einheitliches Grundrecht (vgl. BVerfGE 24, 236 &lt;245 f.&gt;; 32, 98 &lt;106&gt;; 44, 37 &lt;49&gt;; 83, 341 &lt;354&gt;; 108, 282 &lt;297&gt;; 125, 39 &lt;79&gt;). Dieses beinhaltet notwendigerweise neben der Freiheit des Einzelnen zum privaten und &#246;ffentlichen Bekenntnis seiner Religion oder Weltanschauung (vgl. nur BVerfGE 24, 236 &lt;245&gt;; 69, 1 &lt;33 f.&gt;; 108, 282 &lt;297&gt;) auch die Freiheit, sich mit anderen aus gemeinsamem Glauben oder gemeinsamer weltanschaulicher &#220;berzeugung zusammenzuschlie&#223;en (vgl. BVerfGE 42, 312 &lt;323&gt;; 53, 366 &lt;387&gt;; 83, 341 &lt;355&gt;; 105, 279 &lt;293&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_99\">99</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Die durch den Zusammenschluss gebildete Vereinigung genie&#223;t das Recht zu religi&#246;ser oder weltanschaulicher Bet&#228;tigung, zur Verk&#252;ndigung des Glaubens, zur Verbreitung der Weltanschauung sowie zur Pflege und F&#246;rderung des jeweiligen Bekenntnisses (vgl. BVerfGE 19, 129 &lt;132&gt;; 24, 236 &lt;246 f.&gt;; 53, 366 &lt;387&gt;; 105, 279 &lt;293&gt;). Dieser Schutz steht nicht nur Kirchen, Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften zu, sondern auch von diesen selbstst&#228;ndigen oder unselbstst&#228;ndigen Vereinigungen, wenn und soweit sich diese die Pflege des religi&#246;sen oder weltanschaulichen Lebens ihrer Mitglieder zum Ziel gesetzt haben. Voraussetzung daf&#252;r ist aber, dass der Zweck der Vereinigung gerade auf die Erreichung eines solchen Zieles gerichtet ist und eine hinreichende institutionelle Verbindung zu einer Religionsgemeinschaft besteht (vgl. BVerfGE 24, 236 &lt;246 f.&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_100\">100</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Bei der W&#252;rdigung dessen, was im Einzelfall als korporative Aus&#252;bung von Religion und Weltanschauung im Sinne von Art. 4 Abs. 1 und 2 GG anzusehen ist, muss der zentralen Bedeutung des Begriffs der \"Religionsaus&#252;bung\" durch eine extensive Auslegung Rechnung getragen werden (vgl. BVerfGE 24, 236 &lt;246&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_101\">101</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Zwar hat der Staat grunds&#228;tzlich verfassungsrechtliche Begriffe nach neutralen, allgemeing&#252;ltigen, nicht konfessionell oder weltanschaulich gebundenen Gesichtspunkten zu interpretieren (vgl. BVerfGE 24, 236 &lt;247 f.&gt;). Wo aber die Rechtsordnung gerade das religi&#246;se oder weltanschauliche Selbstverst&#228;ndnis des Grundrechtstr&#228;gers voraussetzt, wie dies bei der Religionsfreiheit der Fall ist, w&#252;rde der Staat die Eigenst&#228;ndigkeit der Kirchen und ihre nach Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 137 Abs. 3 WRV verfassungsrechtlich verankerte Selbst&#228;ndigkeit verletzen, wenn er bei der Auslegung der sich aus dem Bekenntnis ergebenden Religionsaus&#252;bung das Selbstverst&#228;ndnis nicht ber&#252;cksichtigen w&#252;rde (vgl. BVerfGE 18, 385 &lt;386 f.&gt;; 24, 236 &lt;248&gt;; 108, 282 &lt;298 f.&gt;). Die Formulierung des kirchlichen Proprium obliegt so allein den Kirchen und ist als elementarer Bestandteil der korporativen Religionsfreiheit durch Art. 4 Abs. 1 und 2 GG verfassungsrechtlich gesch&#252;tzt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_102\">102</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>cc) Nach dem Selbstverst&#228;ndnis der christlichen Kirchen umfasst die Religionsaus&#252;bung nicht nur den Bereich des Glaubens und des Gottesdienstes, sondern auch die Freiheit zur Entfaltung und Wirksamkeit des christlichen Sendungsauftrages in Staat und Gesellschaft. Dazu geh&#246;rt insbesondere das karitative Wirken, das eine wesentliche Aufgabe f&#252;r den Christen ist und von den Kirchen als religi&#246;se Grundfunktion verstanden wird (vgl. BVerfGE 53, 366 &lt;393&gt;; siehe auch BVerfGE 24, 236 &lt;246 ff.&gt;; 46, 73 &lt;85 ff.&gt;; 57, 220 &lt;242 f.&gt;; 70, 138 &lt;163&gt;). Die t&#228;tige N&#228;chstenliebe ist als solche eines der Wesensmerkmale der Kirche (vgl. Isensee, in: Listl/Pirson, Handbuch des Staatskirchenrechts, Bd. II, 2. Aufl. 1995, &#167; 59, S. 665). Sie geht von der Zuwendung gegen&#252;ber Kranken und Benachteiligten ohne R&#252;cksicht auf Konfession, Bed&#252;rftigkeit oder sozialen Status aus. Christliche Organisationen und Einrichtungen versehen die Aufgabe der Krankenpflege daher im Sinne einer an christlichen Grunds&#228;tzen ausgerichteten umfassenden medizinischen, pastoralen und seelsorgerlichen Behandlung und verwirklichen damit Sendung und Auftrag ihrer Kirche im Geist ihrer Religiosit&#228;t und im Einklang mit dem Bekenntnis.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_103\">103</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die von der Verfassung anerkannte und dem kirchlichen Selbstverst&#228;ndnis entsprechende Zuordnung der karitativen T&#228;tigkeit zum Sendungsauftrag der Kirche wird nicht dadurch in Frage gestellt, dass andere Einrichtungen und anders ausgerichtete Tr&#228;ger im Sozialbereich &#228;hnliche Zwecke verfolgen und - rein &#228;u&#223;erlich gesehen - Gleiches verwirklichen wollen (vgl. BVerfGE 53, 366 &lt;399&gt; unter Bezugnahme auf BVerfGE 24, 236 &lt;249&gt;; vgl. auch BVerfGK 12, 308 &lt;330&gt;). Die religi&#246;se Dimension ist insoweit das bestimmende Element der karitativen und diakonischen T&#228;tigkeit, das sie von &#228;u&#223;erlich vergleichbaren T&#228;tigkeiten unterscheidet. Es ist das spezifisch Religi&#246;se der karitativen und diakonischen T&#228;tigkeit, das den Umgang mit Kranken und Benachteiligten pr&#228;gt und der seelsorgerlichen und pastoralen Begleitung eine hervorgehobene Bedeutung beimisst.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_104\">104</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Dem steht nicht entgegen, dass diese Ausrichtung im modernen s&#228;kularen Staat angesichts religi&#246;ser Pluralisierung und \"Entkirchlichung\" der Gesellschaft schwierig zu vermitteln ist, zumal nicht in allen Bereichen von Caritas und Diakonie hinreichend Christen zur Verf&#252;gung stehen, die diesen Auftrag als an die eigene Person gerichteten Heilsauftrag begreifen und umsetzen. So m&#252;ssen verst&#228;rkt nichtchristliche Arbeitnehmer - auch in leitenden Positionen - in Krankenh&#228;usern und Behinderteneinrichtungen eingesetzt werden. Dies allein muss jedoch weder zu einem R&#252;ckzug der Kirchen aus den in Rede stehenden Bereichen f&#252;hren noch dazu, dass der geistlich theologische Auftrag und die Sendung nicht mehr erkennbar sind (vgl. etwa: Bethel, Gemeinschaft verwirklichen - Unsere Vision und unsere strategischen Entwicklungsschwerpunkte 2011 bis 2016, v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel, Bielefeld 2011, S. 8 ff.).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_105\">105</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Dieser gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situation kann durch Struktur und Ausformung der christlichen Dienstgemeinschaft ausreichend Rechnung getragen werden. Die christlichen Kirchen kennen viele Formen christlichen Dienens: &#214;ffentlich-rechtliche Dienst- und Treueverh&#228;ltnisse, Zugeh&#246;rigkeit zu besonderen geistlichen Gemeinschaften wie Orden und Diakonissengemeinschaften oder eben auch nach staatlichem Recht - privatautonom - begr&#252;ndete Arbeitsverh&#228;ltnisse. Spezifisches Kennzeichen f&#252;r all diese Formen ist es, dem biblischen Auftrag zur Verk&#252;ndigung und zur t&#228;tigen N&#228;chstenliebe nachzukommen. Der Dienst in der christlichen Gemeinde ist Auftrag und Sendung der Kirche und umfasst idealiter den Menschen in all seinen Bez&#252;gen in Familie, Freizeit, Arbeit und Gesellschaft. Dieses Verst&#228;ndnis ist die Grundlage f&#252;r die kirchlichen Anforderungen an die Gestaltung des Dienstes und die pers&#246;nliche Lebensf&#252;hrung, die in den Loyalit&#228;tsobliegenheiten ihren Ausdruck finden. Gemeinschaft in diesem Sinne bedeutet nach christlichem Glauben gemeinsame Verantwortung f&#252;r das Wirken der Kirche und in der Kirche und ihren Einrichtungen. Dieses Leitbild des Umgangs aller Dienstangeh&#246;rigen pr&#228;gt Verhalten und Umgang untereinander und mit den anvertrauten Kranken und Benachteiligten. Vorwiegend &#246;konomische Interessenmaximierung ist damit nicht vereinbar.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_106\">106</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>e) Das kirchliche Selbstbestimmungsrecht steht nach Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 137 Abs. 3 WRV, auch soweit sich der Schutzbereich mit demjenigen der korporativen Religionsfreiheit &#252;berlagert, unter dem Vorbehalt des f&#252;r alle geltenden Gesetzes (sog. Schrankenspezialit&#228;t, vgl. oben Rn. 85). Die Formel \"innerhalb der Schranken des f&#252;r alle geltenden Gesetzes\" kann jedoch nicht im Sinne des allgemeinen Gesetzesvorbehalts in einigen Grundrechtsgarantien verstanden werden (vgl. BVerfGE 42, 312 &lt;333&gt;). Vielmehr ist der Wechselwirkung von Kirchenfreiheit und Schrankenzweck bei der Entfaltung und Konturierung der Schrankenbestimmung Rechnung zu tragen (vgl. BVerfGE 53, 366 &lt;400 f.&gt;). Beim Ausgleich der gegenl&#228;ufigen Interessen ist daher der Umstand zu beachten, dass Art. 4 Abs. 1 und 2 GG die korporative Religionsfreiheit vorbehaltlos gew&#228;hrleistet und insofern dem Selbstbestimmungsrecht und dem Selbstverst&#228;ndnis der Religionsgesellschaften besonderes Gewicht zuzumessen ist.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_107\">107</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Deshalb ergibt sich aus dem Umstand, dass das kirchliche Selbstbestimmungsrecht nur \"innerhalb der Schranken des f&#252;r alle geltenden Gesetzes\" gegeben ist, gerade nicht, dass jegliche staatliche Rechtsetzung, sofern sie nur aus weltlicher Sicht von der zu regelnden Materie her als vern&#252;nftig und verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig erscheint, ohne weiteres in den den Kirchen, ihren Organisationen und Einrichtungen von Verfassungs wegen zustehenden Autonomiebereich eingreifen k&#246;nnte (vgl. BVerfGE 53, 366 &lt;404&gt;; 72, 278 &lt;289&gt;). Die selbst&#228;ndige Ordnung und Verwaltung ihrer Angelegenheiten ist den Kirchen, ihren Organisationen und Einrichtungen von der Verfassung garantiert, um ihnen die M&#246;glichkeit zu geben, ihrer religi&#246;sen und diakonischen Aufgabe, ihren Grunds&#228;tzen und Leitbildern auch im Bereich von Organisation, Normsetzung und Verwaltung umfassend nachkommen zu k&#246;nnen (vgl. BVerfGE 53, 366 &lt;404&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_108\">108</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Zu dem \"f&#252;r alle geltenden Gesetz\" im Sinne des Art. 140 GG in Ver-bindung mit Art. 137 Abs. 3 WRV, unter dessen Vorbehalt die inhaltliche Gestaltungsfreiheit des kirchlichen Arbeitgebers f&#252;r die auf Vertragsebene begr&#252;ndeten Arbeitsverh&#228;ltnisse steht, z&#228;hlen die Regelungen des allgemeinen K&#252;ndigungsschutzes (vgl. BVerfGE 70, 138 &lt;166 f.&gt;; Ehlers, in: Sachs, GG, 7. Aufl. 2014, Art. 140/Art. 137 WRV, Rn. 14; Korioth, in: Maunz/D&#252;rig, GG, Art. 140/Art. 137 WRV, Rn. 49). Sie tragen nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts der objektiven Schutzpflicht des Staates gegen&#252;ber den wechselseitigen Grundrechtspositionen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer Rechnung (vgl. BVerfGE 84, 133 &lt;146 f.&gt;; 85, 360 &lt;372 f.&gt;; 92, 140 &lt;150&gt;; 97, 169 &lt;175 f.&gt;; BVerfGK 1, 308 &lt;311&gt;; 8, 244 &lt;246&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_109\">109</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>cc) Die in diesen Vorschriften enthaltenen Generalklauseln bed&#252;rfen der Ausf&#252;llung im konkreten Einzelfall. Im Privatrechtsverkehr entfalten die Grundrechte ihre Wirkkraft als verfassungsrechtliche Wertentscheidungen durch das Medium der Vorschriften, die das jeweilige Rechtsgebiet unmittelbar beherrschen, damit vor allem auch durch die zivilrechtlichen Generalklauseln (vgl. BVerfGE 7, 198 &lt;205 f.&gt;; 42, 143 &lt;148&gt;; 103, 89 &lt;100&gt;). Der Staat hat insoweit die Grundrechte des Einzelnen zu sch&#252;tzen und vor Verletzung durch andere zu bewahren (vgl. nur BVerfGE 103, 89 &lt;100&gt;). Den staatlichen Gerichten obliegt es, den grundrechtlichen Schutz im Wege der Auslegung und Anwendung des einfachen Rechts zu gew&#228;hren und im Einzelfall zu konkretisieren.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_110\">110</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(1) Die Einbeziehung der kirchlichen Arbeitsverh&#228;ltnisse in das staatliche Arbeitsrecht hebt deren Zugeh&#246;rigkeit zu den \"eigenen Angelegenheiten\" der Kirche nicht auf (vgl. BVerfGE 53, 366 &lt;392&gt;; 70, 138 &lt;165&gt;). Arbeits- und K&#252;ndigungsschutzgesetze sind daher einerseits im Lichte der verfassungsrechtlichen Wertentscheidung zugunsten der kirchlichen Selbstbestimmung auszulegen (Art. 4 Abs. 1 und 2 i.V.m. Art. 140 GG und Art. 137 Abs. 3 WRV). Das bedeutet nicht nur, dass die Religionsgesellschaft Gestaltungsspielr&#228;ume, die das dispositive Recht er&#246;ffnet, voll aussch&#246;pfen darf. Auch bei der Handhabung zwingender Vorschriften sind Auslegungsspielr&#228;ume, soweit erforderlich, zugunsten der Religionsgesellschaft zu nutzen (vgl. BVerfGE 83, 341 &lt;356&gt;), wobei dem Selbstverst&#228;ndnis der Kirchen ein besonderes Gewicht zuzumessen ist (vgl. BVerfGE 53, 366 &lt;401&gt;, unter Bezugnahme auf BVerfGE 24, 236 &lt;246&gt;; 44, 37 &lt;49 f.&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_111\">111</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(2) Andererseits darf dies nicht dazu f&#252;hren, dass Schutzpflichten des Staates gegen&#252;ber den Arbeitnehmern (Art. 12 Abs. 1 GG) und die Sicherheit des Rechtsverkehrs vernachl&#228;ssigt werden (vgl. BVerfGE 83, 341 &lt;356&gt;). Art. 137 Abs. 3 Satz 1 WRV sichert insoweit mit R&#252;cksicht auf das zwingende Erfordernis friedlichen Zusammenlebens von Staat und Kirchen (vgl. BVerfGE 42, 312 &lt;330 ff., 340&gt;) sowohl das selbst&#228;ndige Ordnen und Verwalten der eigenen Angelegenheiten durch die Kirchen als auch den staatlichen Schutz der Rechte anderer und f&#252;r das Gemeinwesen bedeutsamer Rechtsg&#252;ter. Dieser Wechselwirkung von Kirchenfreiheit und Zweck der gesetzlichen Schrankenziehung ist durch eine entsprechende G&#252;terabw&#228;gung Rechnung zu tragen (vgl. BVerfGE 46, 73 &lt;95&gt;; 53, 366 &lt;400 f.&gt;; 66, 1 &lt;22&gt;; 70, 138 &lt;167&gt;; 72, 278 &lt;289&gt;; BVerfGK 12, 308 &lt;333&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_112\">112</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Bei arbeitsrechtlichen Streitigkeiten &#252;ber Loyalit&#228;tsobliegenheiten kirchlicher Arbeitnehmer haben die staatlichen Gerichte den organischen Zusammenhang von Statusrecht (Art. 140 GG i.V.m. Art. 137 Abs. 3 WRV) und Grundrecht (Art. 4 Abs. 1 und 2 GG) im Rahmen einer zweistufigen Pr&#252;fung zu beachten und umzusetzen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_113\">113</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Ob eine Organisation oder Einrichtung an der Verwirklichung des kirchlichen Grundauftrags teilhat, ob eine bestimmte Loyalit&#228;tsobliegenheit Ausdruck eines kirchlichen Glaubenssatzes ist und welches Gewicht dieser Loyalit&#228;tsobliegenheit und einem Versto&#223; hiergegen nach dem kirchlichen Selbstverst&#228;ndnis zukommt, m&#252;ssen die staatlichen Gerichte auf einer ersten Pr&#252;fungsstufe einer Plausibilit&#228;tskontrolle auf der Grundlage des glaubensdefinierten Selbstverst&#228;ndnisses der Kirche unterziehen. Dabei d&#252;rfen sie die Eigenart des kirchlichen Dienstes - das kirchliche Proprium - nicht au&#223;er Acht lassen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_114\">114</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Die Formulierung des kirchlichen Proprium obliegt allein und ausschlie&#223;lich den verfassten Kirchen und ist als elementarer Bestandteil der korporativen Religionsfreiheit durch Art. 4 Abs. 1 und 2 GG verfassungsrechtlich gesch&#252;tzt. Ebenso sind f&#252;r die Frage, welche kirchlichen Grundverpflichtungen als Gegenstand des Arbeitsverh&#228;ltnisses bedeutsam sein k&#246;nnen, allein die von der verfassten Kirche anerkannten Ma&#223;st&#228;be von Belang. Demgegen&#252;ber kommt es weder auf die Auffassung der einzelnen betroffenen kirchlichen Einrichtungen - bei denen die Meinungsbildung von verschiedensten Motiven beeinflusst sein kann - noch auf diejenige breiter Kreise unter den Kirchengliedern oder etwa gar einzelner, bestimmten Tendenzen verbundener Mitarbeiter an (vgl. BVerfGE 70, 138 &lt;166&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_115\">115</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Im Rahmen ihres Selbstbestimmungsrechts k&#246;nnen die verfassten Kirchen festlegen, was \"die Glaubw&#252;rdigkeit der Kirche und ihrer Verk&#252;ndigung erfordert\", was \"spezifisch kirchliche Aufgaben\" sind, was \"N&#228;he\" zu ihnen bedeutet, welches die \"wesentlichen Grunds&#228;tze der Glaubens- und Sittenlehre\" sind, was als Versto&#223; gegen diese anzusehen ist und welches Gewicht diesem Versto&#223; aus kirchlicher Sicht zukommt (vgl. BVerfGE 70, 138 &lt;168&gt;). Auch die Entscheidung dar&#252;ber, ob und wie innerhalb der im kirchlichen Dienst t&#228;tigen Mitarbeiter eine \"Abstufung\" der Loyalit&#228;tsobliegenheiten eingreifen soll, ist eine dem kirchlichen Selbstbestimmungsrecht unterliegende Angelegenheit (vgl. BVerfGE 70, 138 &lt;168&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_116\">116</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) &#220;ber die entsprechenden Vorgaben der verfassten Kirche d&#252;rfen sich die staatlichen Gerichte nicht hinwegsetzen. Im Rahmen der allgemeinen Justizgew&#228;hrungspflicht sind sie lediglich berechtigt, die Darlegungen des kirchlichen Arbeitgebers auf ihre Plausibilit&#228;t hin zu &#252;berpr&#252;fen. In Zweifelsf&#228;llen haben sie die einschl&#228;gigen Ma&#223;st&#228;be der verfassten Kirche durch R&#252;ckfragen bei den zust&#228;ndigen Kirchenbeh&#246;rden oder, falls dies ergebnislos bleibt, durch ein kirchenrechtliches oder theologisches Sachverst&#228;ndigengutachten aufzukl&#228;ren.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_117\">117</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(1) Religi&#246;se Zielsetzung und institutionelle Verbindung der Organisation oder Einrichtung zur verfassten Amtskirche, ihren Organen und Amtswaltern und die bruchlose &#220;bereinstimmung von geistlich-theologischem Auftrag und dessen Ausf&#252;hrung im praktischen Wirtschaftsleben m&#252;ssen hiernach objektiv erkennbar sein und einer - den von der verfassten Kirche vorgegebenen glaubensspezifischen Parametern folgenden - Plausibilit&#228;tskontrolle standhalten (vgl. Ehlers, in: Sachs &lt;Hrsg.&gt;, GG, 7. Aufl. 2014, Art. 140, Rn. 6; Isensee, in: Listl/Pirson, Handbuch des Staatskirchenrechts, Bd. 2, 2. Aufl. 1995, &#167; 59, S. 665 &lt;727 f.&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_118\">118</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(2) Ist durch den kirchlichen Arbeitgeber plausibel dargelegt, dass nach gemeinsamer Glaubens&#252;berzeugung, Dogmatik, Tradition und Lehre der verfassten Kirche ein bestimmtes Handeln oder eine T&#228;tigkeit und daran gekn&#252;pfte Loyalit&#228;tsobliegenheiten Gegenstand, Teil oder Ziel von Glaubensregeln sind (vgl. als Beispiel hierf&#252;r: Bethel, Grunds&#228;tze f&#252;r Zusammenarbeit und F&#252;hrung in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, Bielefeld 2012), darf der Staat das so umschriebene glaubensdefinierte Selbstverst&#228;ndnis der Kirche nicht nur nicht unber&#252;cksichtigt lassen; er hat es vielmehr seinen Wertungen und Entscheidungen zugrunde zu legen, so lange es nicht in Widerspruch zu grundlegenden verfassungsrechtlichen Gew&#228;hrleistungen steht (vgl. dazu BVerfGE 70, 138 &lt;168&gt;, wo auf die Grundprinzipien der Rechtsordnung abgestellt wurde, wie sie im allgemeinen Willk&#252;rverbot [Art. 3 Abs. 1 GG] und in den Begriffen der \"guten Sitten\" [&#167; 138 Abs. 1 BGB] und des ordre public [Art. 6 EGBGB] ihren Niederschlag gefunden haben; vgl. ferner BVerfGE 102, 370 &lt;392 ff.&gt;). Einer dar&#252;ber hinaus gehenden Bewertung solcher Glaubensregeln hat sich der Staat zu enthalten (vgl. BVerfGE 33, 23 &lt;30&gt;; 104, 337 &lt;355&gt;), denn darin entfaltet sich nicht nur die statusrechtliche Sicherung nach Art. 137 Abs. 3 WRV, sondern vor allem auch die Schutzwirkung der Religionsfreiheit von Art. 4 Abs. 1 und 2 GG.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_119\">119</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(3) Dies gilt in besonderem Ma&#223;e im Hinblick auf Loyalit&#228;tserwartungen der Kirche und eine etwaige Abstufung von Loyalit&#228;tsobliegenheiten. Hat die Kirche oder Religionsgemeinschaft sich in Aus&#252;bung ihrer korporativen Religionsfreiheit dazu entschieden, ein bestimmtes Verhalten wegen des Versto&#223;es gegen tragende Glaubenss&#228;tze als Loyalit&#228;tsversto&#223; zu werten, ein anderes aber nicht, und hat sie diese Ma&#223;gabe zum Gegenstand eines Arbeitsvertrags gemacht, so ist es den staatlichen Gerichten grunds&#228;tzlich untersagt, diese autonom getroffene und von der Verfassung gesch&#252;tzte Entscheidung zu hinterfragen und zu bewerten. Gleiches gilt, soweit die Kirche oder Religionsgemeinschaft die Loyalit&#228;tsobliegenheiten auf Arbeitnehmer in bestimmten Aufgabenbereichen beschr&#228;nkt oder nur auf solche kirchlichen Arbeitnehmer erstreckt hat, die ihrem Glauben angeh&#246;ren. Den staatlichen Gerichten ist es insoweit verwehrt, die eigene Einsch&#228;tzung &#252;ber die N&#228;he der von einem Arbeitnehmer bekleideten Stelle zum Heilsauftrag und die Notwendigkeit der auferlegten Loyalit&#228;tsobliegenheit im Hinblick auf Glaubw&#252;rdigkeit oder Vorbildfunktion innerhalb der Dienstgemeinschaft an die Stelle der durch die verfasste Kirche getroffenen Einsch&#228;tzung zu stellen (vgl. auch BVerfGE 70, 138 &lt;167&gt;; 83, 341 &lt;356&gt;; so auch im Ergebnis: Isensee, in: Festschrift f&#252;r Klaus Obermayer, 1986, S. 203 &lt;214 f.&gt;; Richardi, in: ders./Wlotzke/Wi&#223;mann/Oetker, M&#252;nchener Handbuch zum Arbeitsrecht, Bd. 2, 3. Aufl. 2009, &#167; 328 Rn. 24; Plum, NZA 2011, S. 1194 &lt;1200&gt;; Fahrig/Stenslik, EuZA 5 &lt;2012&gt;, S. 184 &lt;194 f.&gt;; Melot de Beauregard, NZA-RR 2012, S. 225 &lt;230&gt;; Walter, ZevKR 57 &lt;2012&gt;, S. 233 &lt;240&gt;; P&#246;tters/Kalf, ZESAR 2012, S. 216 &lt;218&gt;; Magen, in: K&#228;mper/Puttler &lt;Hrsg.&gt;, Stra&#223;burg und das kirchliche Arbeitsrecht, 2013, S. 41 &lt;43 ff.&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_120\">120</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Auf einer zweiten Pr&#252;fungsstufe haben die Gerichte sodann die Selbstbestimmung der Kirchen den Interessen und Grundrechten der Arbeitnehmer in einer offenen Gesamtabw&#228;gung gegen&#252;berzustellen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_121\">121</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Dies setzt die positive Feststellung voraus, dass der Arbeitnehmer sich der ihm vertraglich auferlegten Loyalit&#228;tsanforderungen und der M&#246;glichkeit arbeitsrechtlicher Sanktionierung von Verst&#246;&#223;en bewusst war oder h&#228;tte bewusst sein m&#252;ssen. Die Unannehmbarkeit einer Loyalit&#228;tsanforderung (vgl. BVerfGE 70, 138 &lt;168&gt;) ist gegeben, wenn Inhalt und Reichweite der dem kirchlichen Arbeitnehmer auferlegten Obliegenheiten sowie die sich aus einem Versto&#223; m&#246;glicherweise ergebenden arbeitsrechtlichen Konsequenzen nicht mit hinreichender Bestimmtheit erkennbar sind, so dass der kirchliche Arbeitnehmer sich au&#223;er Stande sieht, sein Handeln an den Loyalit&#228;tsanforderungen seines Arbeitgebers zu orientieren. Die nach freiem Willen getroffene Entscheidung eines Grundrechtsberechtigten, eine partielle Beschr&#228;nkung seiner Freiheitsrechte durch Eingehung eines Arbeitsverh&#228;ltnisses mit einem kirchlichen Arbeitgeber zu dessen Voraus-setzungen hinzunehmen, setzt notwendigerweise das Bewusstsein &#252;ber den Umfang der Selbstbindung voraus (vgl. hierzu auch: Isensee, in: Festschrift f&#252;r Klaus Obermayer, 1986, S. 203 &lt;206 f.&gt;; Hofmann, in: Schmidt-Bleibtreu/ Hofmann/Henneke, GG, 13. Aufl. 2014, Art. 140 Rn. 27). Diese Voraussetzung ist nicht mehr erf&#252;llt, wenn sich etwa Inhalt und Reichweite der einzuhaltenden Verhaltensregeln nur mithilfe detaillierter Kenntnisse des Kirchenrechts und der Glaubens- und Sittenlehre feststellen lassen, die vom Arbeitnehmer auch bei gesteigerten Erwartungen wegen der Konfession oder der konkreten Stellung nicht verlangt werden k&#246;nnen (vgl. zur Relevanz des letztgenannten Umstands und zur Abgrenzung auch: EGMR, Obst v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 425/03, &#167; 50; EGMR, Sch&#252;th v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 1620/03, &#167; 71).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_122\">122</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Erfordernis der Bestimmtheit und Vorhersehbarkeit steht einer Verwendung unbestimmter Rechtsbegriffe und Generalklauseln (vgl. etwa Art. 4 Abs. 1 Satz 1 GrO: \"Grunds&#228;tze der katholischen Glaubens- und Sittenlehre\") in Arbeitsvertr&#228;gen und der Verweisung auf Dienstordnungen nicht grunds&#228;tzlich entgegen. Im Zweifel ist der kirchliche Arbeitgeber jedoch gehalten, abstrakte Begrifflichkeiten zum Verst&#228;ndnis des Arbeitnehmers im Rahmen der individualvertraglichen Vereinbarung zu konkretisieren (vgl. hierzu auch: B&#246;ckel, in: K&#228;mper/Puttler &lt;Hrsg.&gt;, Stra&#223;burg und das kirchliche Arbeitsrecht, 2013, S. 57 &lt;58&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_123\">123</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Ma&#223; im Einzelfall zul&#228;ssiger Abstrahierung korrespondiert dabei mit dem Umfang der nach Einsch&#228;tzung der Kirche im Hinblick auf das konkrete Arbeitsverh&#228;ltnis erforderlichen Loyalit&#228;tserwartungen: Bei Personen, die aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Stellung erh&#246;hten Loyalit&#228;tsanforderungen unterworfen werden, sind in aller Regel auch Kenntnisse der kirchlichen Lehre Teil des beruflichen Anforderungsprofils und k&#246;nnen durch den Arbeitgeber bei der Formulierung der Loyalit&#228;tserwartungen vorausgesetzt werden. F&#252;hrt die Unkenntnis eines derartigen Arbeitnehmers zu einer Obliegenheitsverletzung, weil er sich &#252;ber die Illoyalit&#228;t seines Verhaltens nicht im Klaren ist, obschon er es h&#228;tte sein m&#252;ssen, rechtfertigt dies eine andere Beurteilung als in Konstellationen, in denen Kenntnisse der kirchlichen Lehre und der einschl&#228;gigen kirchengesetzlichen Vorgaben auch aus Sicht der Kirche nicht ohne weiteres erwartet werden k&#246;nnen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_124\">124</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Im Rahmen des sich hieran anschlie&#223;enden Abw&#228;gungsvorgangs sind die kollidierenden Rechtspositionen - dem Grundsatz der praktischen Konkordanz entsprechend - in m&#246;glichst hohem Ma&#223;e in ihrer Wirksamkeit zu entfalten. Sie sind einander im Sinne einer Wechselwirkung verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig zuzuordnen, das hei&#223;t, das einschr&#228;nkende arbeitsrechtliche Gesetz muss im Lichte der Bedeutung des Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 137 Abs. 3 WRV und Art. 4 Abs. 1 und 2 GG betrachtet werden, wie umgekehrt die Bedeutung kollidierender Rechte des Arbeitnehmers im Verh&#228;ltnis zum kirchlichen Selbstbestimmungsrecht gewichtet werden muss.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_125\">125</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Dem Selbstverst&#228;ndnis der Kirche ist dabei ein besonderes Gewicht beizumessen (vgl. hierzu auch: BVerfGE 53, 366 &lt;401&gt;; 66, 1 &lt;22&gt;; 70, 138 &lt;167&gt;; 72, 278 &lt;289&gt;; BVerfGK 12, 308 &lt;333&gt;), ohne dass die Interessen der Kirche die Belange des Arbeitnehmers dabei prinzipiell &#252;berw&#246;gen. Das staatliche Arbeitsrecht l&#228;sst \"absolute K&#252;ndigungsgr&#252;nde\" nicht zu; eine Verabsolutierung von Rechtspositionen ist der staatlichen Rechtsordnung jenseits des Art. 1 Abs. 1 GG fremd. Entsprechend entbindet selbst ein erkennbar schwerwiegender Loyalit&#228;tsversto&#223; die staatlichen Arbeitsgerichte nicht von der Pflicht zur Abw&#228;gung der kirchlichen Interessen mit den Belangen des Arbeitnehmers. Die Arbeitsgerichte haben jedoch auch bei der Abw&#228;gung die vorgegebenen kirchlichen Ma&#223;st&#228;be f&#252;r die Gewichtung vertraglicher Loyalit&#228;tsobliegenheiten zugrunde zu legen (BVerfGE 70, 138 &lt;170 ff.&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_126\">126</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>3. Ob diese Abw&#228;gung verfassungsrechtlichen Anforderungen entspricht, kann gegebenenfalls Gegenstand verfassungsgerichtlicher Kontrolle sein. Das Bundesverfassungsgericht ist zum Eingreifen gegen&#252;ber den Fachgerichten jedoch nur dann berufen, wenn diese tragende Elemente des kirchlichen Selbstbestimmungsrechts und der korporativen Religionsfreiheit einerseits oder Grundrechte des Arbeitnehmers andererseits verkennen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_127\">127</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>4. Diese Ma&#223;st&#228;be stehen in Einklang mit der Europ&#228;ischen Menschenrechtskonvention und der hierzu ergangenen Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte (vgl. bereits: EKMR, Rommelf&#228;nger v. Deutschland, Kommissionsentscheidung vom 6. September 1989, Nr. 12242/86). Die durch die Konvention begr&#252;ndeten objektiven Schutzpflichten des Staates aus Art. 11 Abs. 1 EMRK in Verbindung mit Art. 9 Abs. 1 EMRK und das sich hieraus ergebende Autonomierecht der Kirchen und Religionsgemeinschaften einerseits und die entgegenstehenden Rechtspositionen der kirchlichen Arbeitnehmer andererseits verlangen - in &#220;bereinstimmung mit den verfassungsrechtlichen Ma&#223;st&#228;ben - eine Abw&#228;gung der widerstreitenden Interessen unter Ber&#252;cksichtigung aller relevanten Umst&#228;nde des Einzelfalls. Die durch die Konvention begr&#252;ndete Neutralit&#228;tspflicht des Staates in religi&#246;sen Angelegenheiten untersagt den staatlichen Stellen hierbei ebenfalls eine eigenst&#228;ndige Bewertung und Gewichtung von Glaubensinhalten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_128\">128</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Die Europ&#228;ische Menschenrechtskonvention ist als Auslegungshilfe bei der Auslegung der Grundrechte und rechtsstaatlichen Grunds&#228;tze des Grundgesetzes heranzuziehen. Dies verlangt allerdings keine schematische Parallelisierung der Aussagen des Grundgesetzes mit denen der Europ&#228;ischen Menschenrechtskonvention. Vielmehr werden deren Wertungen im Sinne eines m&#246;glichst schonenden Einpassens in das vorhandene, dogmatisch ausdifferenzierte nationale Rechts- system aufgenommen (vgl. BVerfGE 111, 307 &lt;315 ff.&gt;; 128, 326 &lt;366 ff.&gt;; 131, 268 &lt;295 f.&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_129\">129</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die M&#246;glichkeiten einer konventionsfreundlichen Auslegung enden dort, wo diese nach den anerkannten Methoden der Gesetzesauslegung und Verfassungsinterpretation nicht mehr vertretbar erscheint (vgl. BVerfGE 111, 307 &lt;329&gt;; 128, 326 &lt;371&gt;). Zudem darf sie nicht dazu f&#252;hren, dass der Grundrechtsschutz nach dem Grundgesetz eingeschr&#228;nkt wird; das schlie&#223;t auch die Europ&#228;ische Menschenrechtskonvention durch Art. 53 EMRK ihrerseits aus (vgl. BVerfGE 111, 307 &lt;317&gt;; 128, 326 &lt;371&gt;, jeweils m.w.N.). Dieses Rezeptionshemmnis kann vor allem in - wie hier - mehrpoligen Grundrechtsverh&#228;ltnissen relevant werden, in denen das \"Mehr\" an Freiheit f&#252;r einen Grundrechtstr&#228;ger zugleich ein \"Weniger\" f&#252;r einen anderen bedeutet (vgl. BVerfGE 128, 326 &lt;371&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_130\">130</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Art. 9 Abs. 1 EMRK sch&#252;tzt neben der individuellen Religionsfreiheit auch ihre korporative Seite (vgl. Meyer-Ladewig, EMRK, Handkommentar, 3. Aufl. 2011, Art. 9 Rn. 10, m.w.N). Da die Kirchen und Religionsgemeinschaften traditionell in der Form organisierter Strukturen existieren, deren autonomer Bestand f&#252;r die Vielfalt in einer demokratischen Gesellschaft unverzichtbar ist und die Glaubensfreiheit in ihrem Kerngehalt ber&#252;hrt, muss Art. 9 Abs. 1 EMRK nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte im Lichte des Art. 11 Abs. 1 EMRK ausgelegt werden. Unter diesem Blickwinkel bedingt die Glaubensfreiheit des Einzelnen auch den Schutz der rechtlich verfassten Kirchen und Religionsgemeinschaften vor ungerechtfertigten staatlichen Eingriffen im Hinblick sowohl auf religi&#246;se als auch auf organisatorische Fragen. Ohne diesen Schutz der Organisation nach Ma&#223;gabe des religi&#246;sen Selbstverst&#228;ndnisses durch die Konvention w&#228;re auch die effektive Wahrnehmung der individuellen Religionsfreiheit beeintr&#228;chtigt (vgl. zu alledem: EGMR (GK), Hasan u. Chaush v. Bulgarien, Urteil vom 26. Oktober 2000, Nr. 30985/96, &#167; 62; EGMR, Metropolitan Church of Bessarabia u.a. v. Moldawien, Urteil vom 13. Dezember 2001, Nr. 45701/99, &#167; 118; EGMR, Holy Synod of the Bulgarian Orthodox Church (Metropolitan Inokentiy) v. Bulgarien, Urteil vom 22. Januar 2009, Nr. 412/03 u.a., &#167; 103; EGMR (GK), Sindicatul \"P&#259;storul cel Bun\" v. Rum&#228;nien, Urteil vom 9. Juli 2013, Nr. 2330/09, &#167; 136; EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 127).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_131\">131</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Das Autonomierecht beinhaltet das Recht der Kirche oder Religionsgemeinschaft, nach ihren Rechtss&#228;tzen und nach ihrem Ermessen auf ein Verhalten ihrer Mitglieder zu reagieren, das eine Bedrohung f&#252;r den Zusammenhalt, die Glaubw&#252;rdigkeit oder die Einheit der Gemeinschaft bedeutet (vgl. hierzu: EGMR (GK), Sindicatul \"P&#259;storul cel Bun\" v. Rum&#228;nien, Urteil vom 9. Juli 2013, Nr. 2330/09, &#167; 165; EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 128). Daneben ist in der Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte anerkannt, dass aus dem Autonomierecht der Kirchen und Religionsgemeinschaften auch deren Befugnis erw&#228;chst, ihren Arbeitnehmern und den die Gemeinschaft repr&#228;sentierenden Personen ein gewisses Ma&#223; an Loyalit&#228;t abzuverlangen (vgl. hierzu bereits: EKMR, Rommelf&#228;nger v. Deutschland, Kommissionsentscheidung vom 6. September 1989, Nr. 12242/86; sowie: EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 131, m.w.N.). Voraussetzung ist, dass von einer Verletzung der konkreten Loyalit&#228;tsanforderung nach Einsch&#228;tzung der Kirche oder Religionsgemeinschaft eine substantielle Gefahr f&#252;r den Zusammenhalt, die Glaubw&#252;rdigkeit oder die Einheit der Gemeinschaft ausginge, die mit der Loyalit&#228;tsanforderung verbundene Beschr&#228;nkung nicht &#252;ber das erforderliche Ma&#223; hinausreicht und keinen sachfremden Zwecken dient, die nicht in der Wahrnehmung des religi&#246;sen Auftrags begr&#252;ndet liegen; dies hat die Kirche oder Religionsgemeinschaft im Einzelfall darzulegen (vgl. EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 132).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_132\">132</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Unter diesen Bedingungen k&#246;nnen auch Beschr&#228;nkungen konventionsrechtlich gesch&#252;tzter Rechtspositionen des Arbeitnehmers gerechtfertigt sein; insoweit ist Art. 11 Abs. 1 EMRK in Verbindung mit Art. 9 Abs. 1 EMRK generell geeignet, als Schranke f&#252;r diese Konventionsrechte zu dienen und die objektive Schutzpflicht des Staates zu begrenzen oder gar zu verdr&#228;ngen (vgl. hierzu: EGMR, Obst v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 425/03, &#167;&#167; 43 ff.; EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167;&#167; 133 ff., jeweils zu Art. 8 Abs. 1 EMRK; EGMR, Siebenhaar v. Deutschland, Urteil vom 3. Februar 2011, Nr. 18136/02, &#167; 45, zu Art. 9 Abs. 1 EMRK).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_133\">133</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Da die vertragliche Unterwerfung unter die Loyalit&#228;tserwartungen jedoch auf einer freiwilligen Entscheidung des kirchlichen Arbeitnehmers beruht (vgl. bereits EKMR, Rommelf&#228;nger v. Deutschland, Kommissionsentscheidung vom 6. September 1989, Nr. 12242/86), ist Voraussetzung hierf&#252;r grunds&#228;tzlich, dass der Inhalt der Loyalit&#228;tserwartung und die mit einem Versto&#223; einhergehenden Rechtsfolgen f&#252;r den Arbeitnehmer vorhersehbar sind (vgl. EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 117). F&#252;r die Beurteilung der Vorhersehbarkeit ist auf die Konfession des Arbeitnehmers (vgl. hierzu: EGMR, Obst v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 425/03, &#167; 50) und - in besonderem Ma&#223;e - die von dem kirchlichen Arbeitnehmer im konkreten Einzelfall bekleidete Stellung innerhalb der Organisation abzustellen (vgl. hierzu: EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 119).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_134\">134</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>cc) Der konkreten Stellung des Arbeitnehmers innerhalb der religi&#246;sen Organisation oder einer ihrer selbst&#228;ndigen Einrichtungen (vgl. hierzu EKMR, Rommelf&#228;nger v. Deutschland, Kommissionsentscheidung vom 6. September 1989, Nr. 12242/86, zum Fall eines Assistenzarztes in einem von einer Stiftung der r&#246;misch-katholischen Kirche getragenen Krankenhaus; EGMR, Siebenhaar v. Deutschland, Urteil vom 3. Februar 2011, Nr. 18136/02, &#167; 44, zum Fall einer Erzieherin in von protestantischen Kirchengemeinden getragenen Kindertagesst&#228;tten) und dem Inhalt der ihm &#252;bertragenen Aufgaben kommt bei Beurteilung des zul&#228;ssigen Umfangs der Loyalit&#228;tsobliegenheiten und der Vereinbarkeit von Sanktionsma&#223;nahmen aufgrund von Loyalit&#228;tsverst&#246;&#223;en im Rahmen der Abw&#228;gungsentscheidung besonderes Gewicht zu (vgl. EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 131, m.w.N.). Eine bereits von der Kirche oder Religionsgemeinschaft vorgenommene Abstufung von Loyalit&#228;tsobliegenheiten nach der Konfession oder beruflichen Stellung des Arbeitnehmers ist daher mit der Konvention nicht nur vereinbar, sondern im Zweifelsfall sogar geboten (vgl. EGMR, Obst v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 425/03, &#167; 50, zur Abstufung aufgrund der Konfession; EGMR, Siebenhaar v. Deutschland, Urteil vom 3. Februar 2011, Nr. 18136/02, &#167; 46; EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 119, jeweils zur Abstufung aufgrund der Stellung). Hierdurch tr&#228;gt die Kirche oder Religionsgemeinschaft ihrer Pflicht Rechnung, nur die aus ihrer Sicht zur Abwendung substantieller Risiken f&#252;r den Zusammenhalt, die Glaubw&#252;rdigkeit oder die Einheit der Gemeinschaft unabweisbaren Einschr&#228;nkungen konventionsrechtlich gesch&#252;tzter Rechtspositionen ihrer Arbeitnehmer vorzunehmen (vgl. EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 132).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_135\">135</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Ma&#223;geblich f&#252;r die Beurteilung des notwendigen Inhalts der besonderen Loyalit&#228;tsanforderungen und des Gewichts von Verst&#246;&#223;en hiergegen ist auch nach der Konvention der Standpunkt der Kirche oder Religionsgemeinschaft. Er ist von den staatlichen Stellen im Rahmen ihres Handelns grunds&#228;tzlich zugrunde zu legen (vgl. EGMR, Sch&#252;th v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 1620/03, &#167; 68; EGMR, Siebenhaar v. Deutschland, Urteil vom 3. Februar 2011, Nr. 18136/02, &#167; 45). Diese Beschr&#228;nkung der Einsch&#228;tzungsgewalt staatlicher Stellen wurzelt in dem konventionsrechtlichen Autonomierecht der Kirchen und Religionsgemeinschaften (Art. 11 Abs. 1 EMRK i.V.m. Art. 9 Abs. 1 EMRK) und der staatlichen Neutralit&#228;tspflicht in religi&#246;sen Angelegenheiten. Sie untersagt &#252;ber die bereits genannten Gew&#228;hrleistungsinhalte des Autonomierechts hinaus der staatlichen Gewalt auch, kraft eigener Einsch&#228;tzung dar&#252;ber zu befinden, ob religi&#246;se Glaubens&#252;berzeugungen oder die Mittel zum Ausdruck solcher Glaubens&#252;berzeugungen legitim sind (vgl. EGMR, Manoussakis v. Griechenland, Urteil vom 26. September 1996, Nr. 18748/91, &#167; 47; EGMR, Jehovah's Witnesses of Moscow u.a. v. Russland, Urteil vom 10. Juni 2010, Nr. 302/02, &#167; 141; EGMR, Church of Jesus Christ of the Latter-Day Saints v. Vereinigtes K&#246;nigreich, Urteil vom 4. M&#228;rz 2014, Nr. 7552/09, &#167; 29).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_136\">136</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>d) Dennoch muss die staatliche Gewalt den Standpunkt der Kirche und Religionsgemeinschaft vom Inhalt einer Loyalit&#228;tsanforderung und dem Gewicht eines Versto&#223;es ihrem Handeln nicht g&#228;nzlich ungepr&#252;ft zugrunde legen (vgl. hierzu auch: EGMR, Sch&#252;th v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 1620/03, &#167; 69); von der konventionsrechtlichen Neutralit&#228;tspflicht in religi&#246;sen Angelegenheiten ist der Staat in bestimmten Ausnahmef&#228;llen entbunden (vgl. EGMR (GK), Hasan u. Chaush v. Bulgarien, Urteil vom 26. Oktober 2000, Nr. 30985/96, &#167;&#167; 62, 78; EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 129).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_137\">137</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Die staatlichen Gerichte haben sicherzustellen, dass die kirchlichen Arbeitgeber im Einzelfall keine unannehmbaren Anforderungen an ihre Arbeitnehmer richten (vgl. EGMR, Obst v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 425/03, &#167; 51; EGMR, Siebenhaar v. Deutschland, Urteil vom 3. Februar 2011, Nr. 18136/02, &#167; 45 f.). Dies ist jedenfalls dann der Fall, wenn die Loyalit&#228;tsobliegenheit oder deren Gewichtung im K&#252;ndigungsfall gegen Grundprinzipien der Rechtsordnung verst&#246;&#223;t (vgl. EGMR, Siebenhaar v. Deutschland, Urteil vom 3. Februar 2011, Nr. 18136/02, &#167; 45 f.), auf willk&#252;rlichen Erw&#228;gungen beruht (vgl. EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 132) oder wenn die Zugrundelegung des nach kirchlichem Selbstverst&#228;ndnis erlassenen Rechtsakts durch das staatliche Gericht auch unter Ber&#252;cksichtigung des entgegenstehenden Interesses des kirchlichen Arbeitgebers im Ergebnis zu einer offensichtlichen Verletzung eines Konventionsrechts in seinem Kerngehalt f&#252;hrt (vgl. EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 132). Letzteres ist auch dann anzunehmen, wenn durch die Loyalit&#228;tserwartung der Schutzbereich eines abw&#228;gungsfesten Konventionsrechts (vgl. Art. 15 Abs. 2 EMRK) ber&#252;hrt wird.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_138\">138</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Nicht ausreichend ist hingegen, dass die Loyalit&#228;tsobliegenheit lediglich den Schutzbereich anderer Konventionsrechte tangiert. Dies w&#252;rde nicht nur das konventionsrechtliche Autonomierecht der Kirchen (Art. 11 Abs. 1 EMRK i.V.m. Art. 9 Abs. 1 EMRK) entwerten, sondern auch den Abw&#228;gungsprozess verk&#252;rzen, wodurch der konventionsrechtlich gebotene gerechte Ausgleich zwischen mehreren - privaten - Interessen (vgl. EGMR, Obst v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 425/03, &#167;&#167; 45, 52; EGMR, Siebenhaar v. Deutschland, Urteil vom 3. Februar 2011, Nr. 18136/02, &#167;&#167; 40, 47) verhindert w&#252;rde. Die Entscheidung dar&#252;ber, ob dem Interesse des kirchlichen Arbeitgebers an der selbstbestimmten Verwirklichung seiner religi&#246;sen Grunds&#228;tze im Arbeitsrecht oder dem Interesse des kirchlichen Arbeitnehmers an dem konventionsrechtlich gesch&#252;tzten, jedoch illoyalen Verhalten der Vorrang einzur&#228;umen ist, ist erst im Wege der Abw&#228;gung der beiderseitigen Rechtspositionen zu treffen (vgl. hierzu auch: Grabenwarter/Pabel, KuR 2011, S. 55 &lt;62&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_139\">139</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Inwieweit das Autonomierecht der Kirchen als Schranke entgegenstehender Konventionsrechte wirkt (vgl. EGMR, Sch&#252;th v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 1620/03, &#167; 60), ist auf der Grundlage einer umfassenden Abw&#228;gung der widerstreitenden Positionen und aller sie beeinflussenden Faktoren auf den Einzelfall zu bestimmen (vgl. EGMR, Obst v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 425/03, &#167; 51; EGMR, Sch&#252;th v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 1620/03, &#167; 68; EGMR, Siebenhaar v. Deutschland, Urteil vom 3. Februar 2011, Nr. 18136/02, &#167; 45; EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167;&#167; 132, 148). Da den Staat insoweit hinsichtlich beider Konventionsrechte objektive Schutzpflichten treffen und der Schutz der einen Rechtsposition notwendigerweise zur Beeintr&#228;chtigung des entgegenstehenden Rechts f&#252;hrt, r&#228;umt der Europ&#228;ische Gerichtshof f&#252;r Menschenrechte den Konventionsstaaten einen weiten Einsch&#228;tzungsspielraum ein (vgl. EGMR (GK), Sindicatul \"P&#259;storul cel Bun\" v. Rum&#228;nien, Urteil vom 9. Juli 2013, Nr. 2330/09, &#167; 160; EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 123).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_140\">140</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Dennoch werden die Konventionsstaaten ihren objektiven Schutzpflichten im Einzelfall nur gerecht, wenn sie eine eingehende und alle wesentlichen Umst&#228;nde des Einzelfalls ber&#252;cksichtigende Abw&#228;gung der durch die K&#252;ndigung tangierten Rechtspositionen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer vornehmen (vgl. EGMR (GK), Sindicatul \"P&#259;storul cel Bun\" v. Rum&#228;nien, Urteil vom 9. Juli 2013, Nr. 2330/09, &#167; 159; EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 123).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_141\">141</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Hierzu z&#228;hlen unter anderem das Bewusstsein des Arbeitnehmers f&#252;r die begangene Loyalit&#228;tspflichtverletzung (vgl. EGMR, Sch&#252;th v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 1620/03, &#167; 72; EGMR, Siebenhaar v. Deutschland, Urteil vom 3. Februar 2011, Nr. 18136/02, &#167;&#167; 44, 46; EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167;&#167; 141, 146), die Freiwilligkeit der Bindung an h&#246;here Loyalit&#228;tsobliegenheiten (vgl. EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 135), die &#246;ffentlichen Auswirkungen der Loyalit&#228;tspflichtverletzung (vgl. EGMR, Obst v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 425/03, &#167; 51; EGMR, Sch&#252;th v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 1620/03, &#167; 72), das Interesse des kirchlichen Arbeitgebers an der Wahrung seiner Glaubw&#252;rdigkeit (vgl. EGMR, Siebenhaar v. Deutschland, Urteil vom 3. Februar 2011, Nr. 18136/02, &#167;&#167; 44, 46; EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 137), die Position des Arbeitnehmers in der Einrichtung, die Schwere des Loyalit&#228;tspflichtversto&#223;es in den Augen der Kirche sowie die zeitliche Dimension des Loyalit&#228;tsversto&#223;es (vgl. jeweils EGMR, Obst v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 425/03, &#167; 48), das Interesse des Arbeitnehmers an der Wahrung seines Arbeitsplatzes (vgl. EGMR, Sch&#252;th v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 1620/03, &#167; 67), sein Alter, seine Besch&#228;ftigungsdauer (vgl. jeweils EGMR, Obst v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 425/03, &#167; 48; EGMR, Siebenhaar v. Deutschland, Urteil vom 3. Februar 2011, Nr. 18136/02, &#167; 44) und die Aussichten auf eine neue Besch&#228;ftigung (vgl. EGMR, Sch&#252;th v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 1620/03, &#167; 73; EGMR (GK), Fern&#225;ndez Mart&#237;nez v. Spanien, Urteil vom 12. Juni 2014, Nr. 56030/07, &#167; 144).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_142\">142</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>cc) Im Rahmen der Interessenabw&#228;gung hat das staatliche Gericht allerdings stets die konventionsrechtlich gesch&#252;tzte Neutralit&#228;tspflicht in religi&#246;sen Angelegenheiten zu wahren (vgl. EGMR, Manoussakis v. Griechenland, Urteil vom 26. September 1996, Nr. 18748/91, &#167; 47; EGMR, Jehovah's Witnesses of Moscow u.a. v. Russland, Urteil vom 10. Juni 2010, Nr. 302/02, &#167; 141; EGMR, Church of Jesus Christ of the Latter-Day Saints v. Vereinigtes K&#246;nigreich, Urteil vom 4. M&#228;rz 2014, Nr. 7552/09, &#167; 29). Aus diesem Grund muss es bei der Gewichtung religi&#246;s gepr&#228;gter Abw&#228;gungselemente (z.B. spezifische N&#228;he der T&#228;tigkeit des Arbeitnehmers zum Verk&#252;ndigungsauftrag) den Standpunkt der verfassten Kirche und Religionsgemeinschaft seiner Entscheidung zugrunde legen, sofern es hierdurch nicht in Widerspruch zu Grundprinzipien der Rechtsordnung gelangt (vgl. EGMR, Sch&#252;th v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 1620/03, &#167; 67; EGMR, Siebenhaar v. Deutschland, Urteil vom 3. Februar 2011, Nr. 18136/02, &#167; 45).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_143\">143</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>dd) Soweit der Gerichtshof in einem Urteil beanstandet hat, die nationalen Gerichte h&#228;tten die Frage der N&#228;he der vom Beschwerdef&#252;hrer ausge&#252;bten T&#228;tigkeit zum Verk&#252;ndigungsauftrag der Kirche nicht gepr&#252;ft, sondern offenbar ohne weitere Nachpr&#252;fungen den Standpunkt des kirchlichen Arbeitgebers in dieser Frage &#252;bernommen (vgl. EGMR, Sch&#252;th v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 1620/03, &#167; 67), war dies den besonderen Umst&#228;nden des Einzelfalls geschuldet und rechtfertigt deshalb keine abweichende Beurteilung vorstehender konventionsrechtlicher Ma&#223;st&#228;be.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_144\">144</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Eine Lesart der Entscheidungsgr&#252;nde, die eine eigenst&#228;ndige staatliche Bewertung der N&#228;he einer T&#228;tigkeit zum Verk&#252;ndigungsauftrag erfordern w&#252;rde, liefe Gefahr, in unaufl&#246;sbaren Widerspruch zur sonstigen Rechtsprechung des Gerichtshofs (vgl. EGMR, Obst v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 425/03, &#167;&#167; 43, 51; EGMR, Sch&#252;th v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 1620/03, &#167;&#167; 57, 60; EGMR, Siebenhaar v. Deutschland, Urteil vom 3. Februar 2011, Nr. 18136/02, &#167;&#167; 40, 45) bei Loyalit&#228;tsobliegenheiten im kirchlichen Arbeitsverh&#228;ltnis zu geraten und das konventionsrechtlich garantierte Autonomierecht der Kirchen und Religionsgemeinschaften in seinem Kernbestand zu entwerten. Auch bliebe ungekl&#228;rt, warum der Gerichtshof sich einerseits auf die Ma&#223;st&#228;be des Bundesverfassungsgerichts aus der Entscheidung vom 4. Juni 1985 (BVerfGE 70, 138 ff.) bezogen hat, ohne deren Vereinbarkeit mit der Konvention in Zweifel zu ziehen (vgl. EGMR, Sch&#252;th v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 1620/03, &#167;&#167; 35, 68) andererseits aber die &#220;berpr&#252;fung kirchlicher Selbstverst&#228;ndnisse in weitem Umfang von den staatlichen Arbeitsgerichten verlangen w&#252;rde. Eine solche Interpretation st&#252;nde letztlich auch der Rezeption in die nationale Verfassungsordnung entgegen, weil sie den Grundrechtsschutz innerhalb eines mehrpoligen Grundrechtsverh&#228;ltnisses einseitig zu Lasten eines Beteiligten beschr&#228;nken w&#252;rde (vgl. auch Plum, NZA 2011, S. 1194 &lt;1200&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>II.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_145\">145</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Nach diesen Ma&#223;st&#228;ben verst&#246;&#223;t das Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom 8. September 2011 gegen Art. 4 Abs. 1 und 2 in Verbindung mit Art. 140 GG und Art. 137 Abs. 3 Satz 1 WRV, da die bei der Anwendung des &#167; 1 Abs. 2 KSchG vorgenommene Interessenabw&#228;gung dem kirchlichen Selbstbestimmungsrecht der Beschwerdef&#252;hrerin nicht in dem verfassungsrechtlich gebotenen Umfang Rechnung tr&#228;gt.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_146\">146</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Der pers&#246;nliche Anwendungsbereich von Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 137 Abs. 3 WRV ist zu Gunsten der Beschwerdef&#252;hrerin er&#246;ffnet. Sie hat in Anbetracht der vorrangig religi&#246;sen Zielsetzung ihres Handelns und ihrer institutionellen Verbindung zur r&#246;misch-katholischen Kirche an deren kirchlichem Selbstbestimmungsrecht teil. Zwar ist weder die Beschwerdef&#252;hrerin selbst noch das in ihrer Tr&#228;gerschaft befindliche V.-Krankenhaus Teil der amtskirchlichen Organisation. Beide haben jedoch teil an der Verwirklichung von Auftrag und Sendung der Kirche im Geist katholischer Religiosit&#228;t, im Einklang mit dem Bekenntnis und in Legitimation durch die Amtstr&#228;ger der r&#246;misch-katholischen Kirche.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_147\">147</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Die durch die Beschwerdef&#252;hrerin wahrgenommene Aufgabe der Krankenbehandlung und -pflege stellt sich als Teil des Sendungsauftrages der r&#246;misch-katholischen Kirche dar. Sie ist als karitative T&#228;tigkeit auf die Erf&#252;llung der aus dem Glauben erwachsenden Pflicht zum Dienst am Mitmenschen und damit auf die Wahrnehmung einer kirchlichen Grundfunktion gerichtet (vgl. BVerfGE 53, 366 &lt;393&gt;; siehe auch: BVerfGE 24, 236 &lt;246 ff.&gt;; 46, 73 &lt;85 ff.&gt;; 57, 220 &lt;242 f.&gt;; 70, 138 &lt;163&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_148\">148</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>In der Staatspraxis der Bundesrepublik Deutschland ist die karitative T&#228;tigkeit in den Kirchenvertr&#228;gen und Konkordaten als legitime Aufgabe der Kirchen ausdr&#252;cklich anerkannt und den Kirchen die Berechtigung dazu gew&#228;hrleistet worden (vgl. BVerfGE 24, 236 &lt;248&gt;; 53, 366 &lt;393&gt;, jeweils m.w.N.). Zu dieser karitativen T&#228;tigkeit geh&#246;rt die kirchlich getragene Krankenpflege, die in langer katholischer Tradition steht. Ihr entspricht die Organisation des kirchlichen Krankenhauses und die auf sie gest&#252;tzte, an christlichen Grunds&#228;tzen ausgerichtete, auch pastorale und seelsorgerische Zuwendung umfassende Hilfeleistung f&#252;r den Patienten (vgl. BVerfGE 53, 366 &lt;393&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_149\">149</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) An der Erf&#252;llung dieses kirchlichen Auftrags hat die Beschwerdef&#252;hrerin aufgrund ihrer bekenntnism&#228;&#223;igen und organisatorischen Verbundenheit mit der r&#246;misch-katholischen Kirche Anteil. Dies ergibt sich aus einer Gesamtschau der Regelungen des Gesellschaftsvertrages.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_150\">150</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Im Fall der Beschwerdef&#252;hrerin tritt die religi&#246;se Dimension nicht in einem Ma&#223;e gegen&#252;ber rein &#246;konomischen Erw&#228;gungen in den Hintergrund, das geeignet w&#228;re, die Pr&#228;gung durch das glaubensdefinierte Selbstverst&#228;ndnis in Frage zu stellen. Die Regelungen des Gesellschaftsvertrags der Beschwerdef&#252;hrerin vom 6. August 2003, die als verbindlich anerkannten Vorgaben der Grundordnung f&#252;r katholische Krankenh&#228;user in Nordrhein-Westfalen vom 5. November 1996 in der Fassung vom 27. M&#228;rz 2001 und die enge Verbindung der Beschwerdef&#252;hrerin zum Verbund Katholischer Kliniken D. stehen einer vorrangig auf Verm&#246;gensmehrung ausgerichteten Aufgabenwahrnehmung der von ihr getragenen Einrichtungen entgegen. Allein das Ziel der Erwirtschaftung eines wirtschaftlichen Ergebnisses, das die Substanz der vorhandenen Einrichtungen und Arbeitspl&#228;tze sichert und eine sinnvolle Weiterentwicklung erm&#246;glicht, ist f&#252;r sich genommen noch nicht geeignet, die im &#220;brigen klar erkennbare religi&#246;se Pr&#228;gung ihres Handelns zu verdr&#228;ngen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_151\">151</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Die Auferlegung besonderer Loyalit&#228;tsobliegenheiten gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger des Ausgangsverfahrens war vom Gew&#228;hrleistungsinhalt des Art. 140 GG in Verbindung mit Art. 137 Abs. 3 WRV umfasst. Durch den Verweis auf die Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverh&#228;ltnisse vom 22. September 1993 (GrO) sowie &#167; 10 Abs. 4 Nr. 2 des Arbeitsvertrages vom 12. Oktober 1999 ist das Verbot des Lebens in kirchlich ung&#252;ltiger Ehe wirksam und vorhersehbar zum Inhalt des Arbeitsvertrages geworden (nachfolgend a) und b)). Diese Loyalit&#228;tsanforderungen stehen ebenso wie ihre Abstufung nach Konfession und Stellung im Einklang mit den Ma&#223;st&#228;ben der verfassten r&#246;misch-katholischen Kirche. Sie erlegen dem Kl&#228;ger des Ausgangsverfahrens keine unannehmbaren oder gegen grundlegende verfassungsrechtliche Gew&#228;hrleistungen versto&#223;enden Obliegenheiten auf (nachfolgend c)).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_152\">152</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Die Regelungen der Grundordnung einschlie&#223;lich derer zum Verbot des Lebens in kirchlich ung&#252;ltiger Ehe sowie zu der Abstufung von Loyalit&#228;tserwartungen und arbeitsrechtlichen Sanktionen nach Konfession und Stellung des Arbeitnehmers sind von der Gesamtheit der katholischen Bisch&#246;fe in Deutschland &#252;bereinstimmend verabschiedet und promulgiert und damit f&#252;r ihren jeweiligen Bereich als kirchliches Gesetz in Kraft gesetzt worden (vgl. Can. 391 &#167; 1 CIC). Zweifel &#252;ber den Inhalt der Ma&#223;st&#228;be der verfassten Kirche, denen seitens der staatlichen Gerichte durch entsprechende R&#252;ckfragen bei den zust&#228;ndigen Kirchenbeh&#246;rden zu begegnen gewesen w&#228;re (vgl. BVerfGE 70, 138 &lt;168&gt;), liegen deshalb nicht vor.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_153\">153</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Inhalt und Reichweite der dem Kl&#228;ger des Ausgangsverfahrens auferlegten Obliegenheiten sowie die sich aus einem Versto&#223; m&#246;glicherweise ergebenden arbeitsrechtlichen Konsequenzen waren f&#252;r ihn mit hinreichender Bestimmtheit erkennbar, so dass er in der Lage war, sein Verhalten hieran auszurichten. Eine Unannehmbarkeit der an ihn gerichteten Loyalit&#228;tserwartungen wegen mangelnder Vorhersehbarkeit scheidet aus.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_154\">154</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Art. 4 Abs. 1 Satz 1 GrO formuliert die f&#252;r alle katholischen Mitarbeiter geltenden Loyalit&#228;tsobliegenheiten, indem er die Beachtung und Anerkennung der \"Grunds&#228;tze der katholischen Glaubens- und Sittenlehre\" verlangt. Im Vergleich zu den nichtkatholischen christlichen Mitarbeitern (vgl. Art. 4 Abs. 2 GrO) und nichtchristlichen Mitarbeitern (vgl. Art. 4 Abs. 3 GrO) werden katholische Mitarbeiter - zu denen der Kl&#228;ger des Ausgangsverfahrens z&#228;hlt - damit gesteigerten Loyalit&#228;tsanforderungen unterworfen. Hiermit korrespondiert, dass in der Regel nur katholische Mitarbeiter mit T&#228;tigkeiten, die im leitenden Dienst ausge&#252;bt werden, betraut werden d&#252;rfen (vgl. Art. 3 Abs. 2 GrO).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_155\">155</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Art. 4 Abs. 1 Satz 3 GrO enth&#228;lt f&#252;r leitende Mitarbeiter eine weitere Steigerung der Loyalit&#228;tsobliegenheiten. Durch Verweis auf Art. 4 Abs. 1 Satz 2 GrO wird diesen \"das pers&#246;nliche Lebenszeugnis im Sinne der Grunds&#228;tze der katholischen Glaubens- und Sittenlehre\" abverlangt, das in besonderem Ma&#223;e auch die Beachtung und Anerkennung der katholischen Glaubenss&#228;tze im au&#223;erdienstlichen Bereich umfasst. Die in der Pr&#228;ambel des Arbeitsvertrages ebenfalls zur Grundlage des Arbeitsverh&#228;ltnisses erkl&#228;rte \"Grundordnung f&#252;r katholische Krankenh&#228;user in Nordrhein-Westfalen\" vom 5. November 1996 in der Fassung vom 27. M&#228;rz 2001 stellt in Abschnitt A Ziff. 6 klar, dass unter anderem die Abteilungs&#228;rzte (Chef&#228;rzte) als leitende Mitarbeiter im Sinne der Grundordnung zu gelten haben.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_156\">156</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Art. 5 GrO regelt die arbeitsrechtliche Sanktionierung von Loyalit&#228;tsverst&#246;&#223;en und stellt in Absatz 1 Satz 3 klar, dass auch die einseitige Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses durch K&#252;ndigung nach erfolgloser Aussch&#246;pfung milderer Ma&#223;nahmen sowie unter Ber&#252;cksichtigung der Schwere des Loyalit&#228;tsversto&#223;es in Betracht kommt. In Form von Regelbeispielen benennt Art. 5 Abs. 2 GrO bestimmte Loyalit&#228;tsverst&#246;&#223;e, die aus Sicht der Kirche im Regelfall derart schwerwiegend sind, dass sie grunds&#228;tzlich geeignet sind, eine K&#252;ndigung aus kirchenspezifischen Gr&#252;nden zu rechtfertigen; hierdurch werden zugleich die in Art. 4 GrO auferlegten Loyalit&#228;tsobliegenheiten - wenn auch nicht abschlie&#223;end - konkretisiert. Art. 5 Abs. 2 Spiegelstrich 2 GrO benennt als schwerwiegenden Loyalit&#228;tsversto&#223; ausdr&#252;cklich den \"Abschluss einer nach dem Glaubensverst&#228;ndnis und der Rechtsordnung der Kirche ung&#252;ltigen Ehe\".</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_157\">157</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>F&#252;r die durch Art. 4 Abs. 1 Satz 2 und 3 GrO gesteigerten Loyalit&#228;tsanforderungen unterworfenen Mitarbeiter stellt Art. 5 Abs. 3 Satz 1 GrO klar, dass die vorstehend genannten, generell als K&#252;ndigungsgrund in Betracht kommenden Verst&#246;&#223;e die M&#246;glichkeit einer Weiterbesch&#228;ftigung in aller Regel ausschlie&#223;en, wenn sie von einem leitenden Mitarbeiter begangen werden. Ein Absehen von der K&#252;ndigung soll ausnahmsweise in Betracht kommen, wenn schwerwiegende Umst&#228;nde des Einzelfalls die K&#252;ndigung als unangemessen erscheinen lassen (vgl. Art. 5 Abs. 3 Satz 2 GrO).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_158\">158</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) F&#252;r den Kl&#228;ger des Ausgangsverfahrens, der als Chefarzt zur Gruppe der leitenden Mitarbeiter z&#228;hlt, war demnach bereits bei Vertragsschluss aufgrund der in Bezug genommenen Regelungen der Grundordnung erkennbar, dass ein Loyalit&#228;tsversto&#223; durch Eingehung einer zweiten Ehe im Hinblick auf den Bestand seiner nach kirchlichem Recht geschlossenen ersten Ehe im Regelfall die K&#252;ndigung seines Arbeitsverh&#228;ltnisses als arbeitsrechtliche Sanktion nach sich ziehen w&#252;rde. Tatbestand und Rechtsfolge eines derartigen Loyalit&#228;tsversto&#223;es waren zudem durch &#167; 10 Abs. 4 Nr. 2 des Arbeitsvertrages konkretisiert. Dem Kl&#228;ger des Ausgangsverfahrens war danach bei der Entscheidung, die hiermit verbundene partielle Beschr&#228;nkung seiner Freiheitsrechte durch Eingehung des Arbeitsverh&#228;ltnisses mit der Beschwerdef&#252;hrerin zu deren Konditionen hinzunehmen, der Umfang der damit eingegangenen Selbstbindung bewusst oder er h&#228;tte ihm jedenfalls bewusst sein m&#252;ssen. Dies gilt umso mehr angesichts der Tatsache, dass nach dem in der Grundordnung zum Ausdruck kommenden Selbstverst&#228;ndnis der r&#246;misch-katholischen Kirche an einen katholischen Arbeitnehmer mit leitenden Aufgaben wegen seiner Konfession und der konkret bekleideten Stellung gesteigerte Erwartungen im Hinblick auf die Kenntnis der kirchlichen Lehre als Teil des beruflichen Anforderungsprofils gestellt werden k&#246;nnen (vgl. EGMR, Obst v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 425/03, &#167; 50; EGMR, Sch&#252;th v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 1620/03, &#167; 71).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_159\">159</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Weder die Loyalit&#228;tsobliegenheit als solche noch die arbeitsrechtliche Sanktionierung von Verst&#246;&#223;en aufgrund der Konfession einerseits und der leitenden Stellung andererseits ist verfassungsrechtlich zu beanstanden.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_160\">160</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Die durch Art. 4 Abs. 1 Satz 2 und 3 GrO auferlegte und durch Art. 5 Abs. 2 Spiegelstrich 2 GrO konkretisierte Loyalit&#228;tserwartung an die Mitarbeiter der r&#246;misch-katholischen Kirche, den nach katholischem Verst&#228;ndnis besonderen Charakter der kirchenrechtlich geschlossenen Ehe als dauerhaften und unaufl&#246;slichen Bund zwischen Mann und Frau zu respektieren und zu sch&#252;tzen, ist auf grundlegende und durch Art. 4 Abs. 1 und 2 GG gesch&#252;tzte Glaubenss&#228;tze der r&#246;misch-katholischen Kirche r&#252;ckf&#252;hrbar.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_161\">161</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Auch die Abstufung der Loyalit&#228;tsobliegenheiten nach der Konfession des kirchlichen Arbeitnehmers mit ihrer grundlegenden Kategorisierung nach Katholiken (Art. 4 Abs. 1 GrO), Nichtkatholiken (Art. 4 Abs. 2 GrO) und Nichtchristen (Art. 4 Abs. 3 GrO) ist verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden. Das Bundesverfassungsgericht hat bereits in seiner Entscheidung vom 4. Juni 1985 die beson-dere Bedeutung von Loyalit&#228;tserwartungen gegen&#252;ber Mitgliedern der eigenen Kirche anerkannt (vgl. BVerfGE 70, 138 &lt;166&gt;). Denn f&#252;r die Kirchen kann ihre Glaubw&#252;rdigkeit davon abh&#228;ngen, dass gerade ihre Mitglieder, die in ein Arbeitsverh&#228;ltnis zu ihnen treten, die kirchliche Ordnung - auch in ihrer Lebensf&#252;hrung - respektieren. Die Abstufung kn&#252;pft zudem an die differenzierte Bindungswirkung des kanonischen Rechts an. Durch das katholische Kirchenrecht auferlegte Pflichten gelten ausschlie&#223;lich f&#252;r Katholiken (vgl. Can. 11 CIC).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_162\">162</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>cc) Die in Art. 4 Abs. 1 Satz 3, Art. 5 Abs. 3 GrO vorgesehene Versch&#228;rfung der Loyalit&#228;tsobliegenheiten von Arbeitnehmern in leitender Stellung ist ebenfalls von der Verfassung gedeckt. Leitende Arbeitnehmer nehmen Funktionen wahr, die hohe Bedeutung f&#252;r Bestand, Entwicklung, Struktur und Umsetzung der vorgegebenen Ziele der kirchlichen Einrichtung haben. Ihnen kommt eine besondere Verantwortung f&#252;r die Wahrung des spezifisch religi&#246;sen Charakters und damit der Erf&#252;llung von Sendung und Auftrag der Kirche zu. Dies gilt sowohl im Hinblick auf die au&#223;erkirchliche als auch die innerkirchliche &#214;ffentlichkeit (vgl. D&#252;tz, NJW 1994, S. 1369 &lt;1371, 1373&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_163\">163</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>3. Das Bundesarbeitsgericht hat im Rahmen der Auslegung von &#167; 1 Abs. 2 KSchG bei der Gewichtung der Interessen der Beschwerdef&#252;hrerin Bedeutung und Tragweite des kirchlichen Selbstbestimmungsrechts (Art. 4 Abs. 1 und 2 i.V.m. Art. 140 GG und Art. 137 Abs. 3 WRV) verkannt. Es hat auf der ersten Stufe eine eigenst&#228;ndige Bewertung religi&#246;s vorgepr&#228;gter Sachverhalte vorgenommen und seine eigene Einsch&#228;tzung der Bedeutung der Loyalit&#228;tsobliegenheit und des Gewichtes eines Versto&#223;es hiergegen an die Stelle der kirchlichen Einsch&#228;tzung gesetzt, obschon diese anerkannten kirchlichen Ma&#223;st&#228;ben entspricht und nicht mit grundlegenden verfassungsrechtlichen Gew&#228;hrleistungen in Widerspruch steht. Auf diese Weise hat es die Unwirksamkeit der K&#252;ndigung mit einem vermeintlich leichteren Gewicht der Rechtsposition der Beschwerdef&#252;hrerin begr&#252;ndet - deren Bestimmung jedoch allein Sache der verfassten r&#246;misch-katholischen Kirche gewesen w&#228;re -, statt ein besonders hohes Gewicht der Gegenposition des Kl&#228;gers des Ausgangsverfahrens in die Abw&#228;gung einzubringen (vgl. auch: Reichold/Hartmeyer, AP Nr. 92 zu &#167; 1 KSchG 1969, Bl. 1675 ff.; P&#246;tters, EzA &#167; 611 BGB 2002 Kirchliche Arbeitnehmer Nr. 21, S. 15 ff.; Magen, in: K&#228;mper/Puttler &lt;Hrsg.&gt;, Stra&#223;burg und das kirchliche Arbeitsrecht, 2013, S. 41 &lt;48 ff.&gt;; Melot de Beauregard, NZA-RR 2012, S. 225 &lt;230&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_164\">164</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>a) Soweit das Bundesarbeitsgericht zu Lasten der Beschwerdef&#252;hrerin darauf abstellt, dass nach Art. 3 Abs. 2 GrO auch nichtkatholische Personen mit leitenden Aufgaben betraut werden k&#246;nnen und die r&#246;misch-katholische Kirche es daher offenbar nicht als zwingend erforderlich erachte, F&#252;hrungspositionen an das Lebenszeugnis f&#252;r die katholische Sittenlehre zu kn&#252;pfen (BAG, Urteil vom 8. September 2011, S. 14 UA (Rn. 41)), liegt hierin eine unzul&#228;ssige eigene Bewertung der Schwere des Loyalit&#228;tsversto&#223;es. Das Gericht &#252;berpr&#252;ft die in Aus&#252;bung der Kirchenautonomie getroffene Abstufung von Loyalit&#228;tsobliegenheiten (vgl. BVerfGE 70, 138 &lt;167 f.&gt;) nach Konfession und Stellung im Allgemeinen und erachtet sie anhand seiner eigenen - s&#228;kularen - Ma&#223;st&#228;be als widerspr&#252;chlich.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_165\">165</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Die r&#246;misch-katholische Kirche hat in Aus&#252;bung ihres Selbstbestimmungsrechts bei der fl&#228;chendeckenden Promulgation der Grundordnung festgelegt, dass der kirchliche Arbeitgeber in der Regel leitende Aufgaben nur einer Person &#252;bertragen kann, die katholischen Glaubens ist (vgl. Art. 3 Abs. 2 GrO). In diesem Fall unterliegt der Mitarbeiter nicht nur den nach Art. 4 Abs. 1 Satz 1 GrO f&#252;r alle katholischen Mitarbeiter geltenden Loyalit&#228;tsobliegenheiten, sondern erf&#228;hrt aufgrund seiner Leitungsposition auch die in Art. 4 Abs. 1 Satz 3 in Verbindung mit Satz 2 GrO enthaltene weitere Versch&#228;rfung der an ihn gerichteten Loyalit&#228;tserwartungen. Im Falle des Versto&#223;es gegen diese Anforderungen sieht Art. 5 Abs. 3 GrO als Regelfall die K&#252;ndigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses vor, erachtet den Loyalit&#228;tsversto&#223; also als besonders schwerwiegend. Hiervon ist die Beschwerdef&#252;hrerin auch im vorliegenden Fall ausgegangen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_166\">166</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Diese Einsch&#228;tzung stellt das Bundesarbeitsgericht dadurch infrage, dass es auf die in der Grundordnung offengehaltene M&#246;glichkeit verweist, leitende Aufgaben - im Ausnahmefall (vgl. hierzu etwa Ziff. 3 der \"Ausf&#252;hrungsrichtlinien und Hinweise zur Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverh&#228;ltnisse\" der Di&#246;zese M&#252;nster vom 1. April 1994) - auch nichtkatholischen christlichen Mitarbeitern zu &#252;bertragen. Zudem erachtet das Bundesarbeitsgericht unter &#220;bergehung der kirchlichen Einsch&#228;tzung zwei Tatbest&#228;nde als vergleichbar, die f&#252;r die r&#246;misch-katholische Kirche von ganz unterschiedlichem Gewicht sind: F&#252;r ihre Glaubw&#252;rdigkeit, die Integrit&#228;t der Dienstgemeinschaft und die Vertrauensbasis der Mitarbeiterschaft hat es ein signifikant anderes Gewicht, ob in Ausnahmef&#228;llen in leitenden Funktionen auch Personen besch&#228;ftigt werden, die aus kirchenrechtlichen Gr&#252;nden von Beginn an nur verminderten Loyalit&#228;tsobliegenheiten unterliegen oder ob Personen weiterbesch&#228;ftigt werden m&#252;ssen, die gerade wegen ihrer Zugeh&#246;rigkeit zur katholischen Kirche bevorzugt diese Positionen erhalten haben und daher erh&#246;hten Loyalit&#228;tsbindungen unterliegen, diese aber bewusst brechen und damit nicht nur gegen ihre arbeitsvertraglichen Obliegenheiten, sondern auch gegen ihre Pflichten als Mitglied der Kirche versto&#223;en.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_167\">167</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>b) Auch soweit das Bundesarbeitsgericht aus dem Umstand, dass die Beschwerdef&#252;hrerin in der Vergangenheit mehrfach auch Chef&#228;rzte weiterbesch&#228;ftigt habe, die als Geschiedene erneut geheiratet hatten, auf ein vermindertes K&#252;ndigungsinteresse geschlossen hat, setzt es seine Einsch&#228;tzung der Gewichtigkeit des durch den Kl&#228;ger des Ausgangsverfahrens begangenen Loyalit&#228;tsversto&#223;es an die Stelle der verfassten Kirche, ohne dazu berechtigt gewesen zu sein.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_168\">168</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Dies gilt zun&#228;chst, soweit das Bundesarbeitsgericht auch nichtkatholische geschiedene Chef&#228;rzte in seine Betrachtung eingestellt hat. Das Gericht stellt wiederum die Abstufung von Loyalit&#228;tsanforderungen nach der Konfession des Stelleninhabers insgesamt in Frage. Dabei setzt es sich &#252;ber die bereits im Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 4. Juni 1985 enthaltene Vorgabe hinweg, wonach auch die Entscheidung dar&#252;ber, ob und wie innerhalb der im kirchlichen Dienst t&#228;tigen Mitarbeiter eine \"Abstufung\" der Loyalit&#228;tsobliegenheiten eingreifen soll, eine dem kirchlichen Selbstbestimmungsrecht unterliegende Angelegenheit ist (vgl. BVerfGE 70, 138 &lt;167 f.&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_169\">169</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Nichts anderes gilt, soweit das Bundesarbeitsgericht auf die Weiterbesch&#228;ftigung katholischer Chef&#228;rzte nach ihrer Wiederheirat verweist. Das Bundesarbeitsgericht w&#228;re von Verfassungs wegen nur dann zu einer eigenst&#228;ndigen Gewichtung des Loyalit&#228;tsversto&#223;es des Kl&#228;gers des Ausgangsverfahrens entgegen der kirchlichen Einsch&#228;tzung erm&#228;chtigt gewesen, wenn es durch die Anwendung der kirchlicherseits vorgegebenen Kriterien mit den grundlegenden verfassungsrechtlichen Gew&#228;hrleistungen in Widerspruch geraten w&#228;re. Dies ist nicht der Fall. Insbesondere ist die durch die Beschwerdef&#252;hrerin vorgenommene hohe Gewichtung des Loyalit&#228;tsversto&#223;es seitens des Kl&#228;gers des Ausgangsverfahrens auch in Anbetracht der F&#228;lle, in denen katholischen Chef&#228;rzten nach Wiederverheiratung nicht gek&#252;ndigt worden war, verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden (vgl. auch Reichold/Hartmeyer, AP Nr. 92 zu &#167; 1 KSchG 1969, Bl. 1675 &lt;1678&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_170\">170</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(1) Nach den Feststellungen des Landesarbeitsgerichts D&#252;sseldorf im Urteil vom 1. Juli 2010, an die das Bundesarbeitsgericht gem&#228;&#223; &#167; 72 Abs. 5 ArbGG in Verbindung mit &#167; 559 Abs. 1 ZPO gebunden ist, waren in der Vergangenheit lediglich zwei katholische Chef&#228;rzte nach erneuter Heirat weiterbesch&#228;ftigt worden. Im ersten Fall erfuhr die Beschwerdef&#252;hrerin von der Wiederverheiratung des Chefarztes erst einen Monat vor dessen altersbedingtem Ausscheiden und sah in Anbetracht dieses Umstands von einer K&#252;ndigung ab. Im zweiten Fall lag der sachgerechte Grund f&#252;r die abweichende Vorgehensweise der Beschwerdef&#252;hrerin in der zwischenzeitlich deutlich ge&#228;nderten innerkirchlichen Rechtslage und der daraus sich ergebenden Vorhersehbarkeit einer K&#252;ndigung im Falle einer Wieder- heirat.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_171\">171</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>(2) Verfassungsrechtlich nicht haltbar ist daher auch die Argumentation des Bundesarbeitsgerichts, gerade hieraus lasse sich f&#252;r den Fall des Kl&#228;gers des Ausgangsverfahrens der R&#252;ckschluss ziehen, dass die Beschwerdef&#252;hrerin das Ethos ihrer Organisation durch eine differenzierte Handhabung bei der Anwendung und Durchsetzung ihres legitimen Loyalit&#228;tsbed&#252;rfnisses selbst nicht zwingend gef&#228;hrdet sah. Einerseits beruht sie auf der wenig &#252;berzeugenden Pr&#228;misse, dass Kompromissbereitschaft aufgrund besonderer Umst&#228;nde des Einzelfalls ein Nachweis daf&#252;r sei, dass der kompromittierte Wert nicht hoch eingesch&#228;tzt werde (vgl. Magen, in: K&#228;mper/Puttler &lt;Hrsg.&gt;, Stra&#223;burg und das kirchliche Arbeitsrecht, 2013, S. 41 &lt;49 f.&gt;). Andererseits basiert sie auf der unzutreffenden Annahme, das kirchliche Selbstbestimmungsrecht falle bei der Abw&#228;gung nur dann ins Gewicht, wenn es - auch unter &#220;berspielung der eigenen Grunds&#228;tze - seitens der Kirchen ausnahmslos durchgesetzt werde. Ein derartiger \"K&#252;ndigungsautomatismus\", den das Bundesarbeitsgericht der Beschwerdef&#252;hrerin abzuverlangen scheint, ist jedoch nicht nur dem deutschen K&#252;ndigungsschutzrecht fremd, sondern steht auch im Widerspruch zu verfassungsrechtlichen (vgl. BVerfGE 70, 138 &lt;166 f.&gt;) wie konventionsrechtlichen Vorgaben (vgl. EGMR, Obst v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010, Nr. 425/03, &#167; 51).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_172\">172</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>c) Auch die Annahme des Bundesarbeitsgerichts, die Beschwerdef&#252;hrerin habe nach den Feststellungen des Landesarbeitsgerichts bereits seit l&#228;ngerem von dem ehelosen Zusammenleben des Kl&#228;gers mit seiner sp&#228;teren zweiten Ehefrau gewusst was erkennen lasse, dass die Beschwerdef&#252;hrerin ihre Glaubw&#252;rdigkeit nicht durch jeden Loyalit&#228;tsversto&#223; eines Mitarbeiters als ersch&#252;ttert ansehe (vgl. BAG, Urteil vom 8. September 2011, S. 14 UA (Rn. 43)), verfehlt die verfassungsrechtlichen Anforderungen und verst&#246;&#223;t gegen Art. 4 Abs. 1 und 2 in Verbindung mit Art. 140 GG und Art. 137 Abs. 3 WRV (zu Fragen des Vertrauensschutzes, vgl. Rn. 181). Das Bundesarbeitsgericht setzt sich &#252;ber den Ma&#223;stab der verfassten Kirche hinweg, indem es das Leben in kirchlich ung&#252;ltiger Ehe mit dem Leben in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft gleichsetzt und aus der vermeintlich bestehenden Gleichwertigkeit beider Tatbest&#228;nde R&#252;ckschl&#252;sse auf eine das K&#252;ndigungsinteresse der Beschwerdef&#252;hrerin verringernde Inkonsistenz der arbeitsrechtlichen Gewichtung und Sanktionierung von Loyalit&#228;tsverst&#246;&#223;en zieht (vgl. auch P&#246;tters, EzA &#167; 611 BGB 2002 Kirchliche Arbeitnehmer Nr. 21, S. 15 &lt;18&gt;; Reichold/Hartmeyer, AP Nr. 92 zu &#167; 1 KSchG 1969, Bl. 1675 &lt;1678&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_173\">173</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>aa) Die Grundordnung als relevanter Ma&#223;stab der verfassten Kirche sieht - neben anderen Tatbest&#228;nden - nur den Abschluss einer nach dem Glaubensverst&#228;ndnis und der Rechtsordnung der Kirche ung&#252;ltigen Ehe als ausreichend schwerwiegenden Loyalit&#228;tsversto&#223; an, der eine K&#252;ndigung des Arbeitnehmers rechtfertigen kann (Art. 5 Abs. 2 Spiegelstrich 2 GrO) und bei leitenden Arbeitnehmern nach Einsch&#228;tzung der Kirche im Regelfall auch rechtfertigt (Art. 5 Abs. 3 GrO). Diese scharfe Sanktionierung des Loyalit&#228;tsversto&#223;es beruht auf dem besonderen sakramentalen Charakter der Ehe und dem f&#252;r das katholische Glaubensverst&#228;ndnis zentralen Dogma der Unaufl&#246;slichkeit des g&#252;ltig geschlossenen Ehebandes zu Lebzeiten.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_174\">174</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das ehelose Zusammenleben mit einem anderen Partner trotz fortbestehender Ehe hat nach dem Ma&#223;stab der verfassten r&#246;misch-katholischen Kirche demgegen&#252;ber eine andere Qualit&#228;t. Zwar entspricht die nichteheliche Lebensgemeinschaft neben einer weiterbestehenden Ehe ebenfalls nicht dem Ethos der r&#246;misch-katholischen Kirche. Die katholischen Di&#246;zesanbisch&#246;fe haben jedoch in Aus&#252;bung des kirchlichen Selbstbestimmungsrechts und in Ausf&#252;llung der durch die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 4. Juni 1985 den Kirchen &#252;berlassenen Spielr&#228;ume entschieden, diesem Glaubenssatz mit Wirkung f&#252;r das weltliche Arbeitsverh&#228;ltnis nicht dasselbe Gewicht zuzumessen wie dem Verbot der erneuten Heirat zu Lebzeiten des urspr&#252;nglichen Ehepartners. Die Beschwerdef&#252;hrerin betont in diesem Zusammenhang, dass erst durch die Wiederheirat der Loyalit&#228;tsversto&#223; eine neue Qualit&#228;t erreiche, indem der Bruch mit der nach kirchlichem Recht weiterhin g&#252;ltigen Ehe offiziell dokumentiert und perpetuiert werde (vgl. hierzu bereits: R&#252;fner, in: Listl/Pirson, Handbuch des Staatskirchenrechts, Bd. 2, 2. Aufl. 1995, &#167; 66, S. 901 &lt;923&gt;). Die Wiederverheiratung schaffe zugleich einen kaum mehr &#228;nderbaren Dauerzustand, w&#228;hrend der Ehebruch - obschon nach der Lehre der Kirche eindeutig missbilligt - durch ein zuk&#252;nftiges Unterlassen korrigierbar sei und daher noch die M&#246;glichkeit bestehe, dass die eheliche Lebensgemeinschaft wieder hergestellt werde.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_175\">175</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>bb) Dieses in der Grundordnung zum Ausdruck gebrachte und f&#252;r die welt-lichen Gerichte grunds&#228;tzlich bindende Selbstverst&#228;ndnis der r&#246;misch-katholischen Kirche, dass gerade der Bruch des sakramentalen Bandes durch eine erneute Heirat einen \"wesentlichen Grundsatz der Glaubens- und Sittenlehre\" f&#252;r die r&#246;misch-katholische Kirche verletzt und hierin ein besonders schwerwiegender Loyalit&#228;tsversto&#223; zu erblicken ist, ist plausibel und beruht in Anbetracht des Vorstehenden nicht auf einem Versto&#223; gegen grundlegende verfassungsrechtliche Gew&#228;hrleistungen, so dass es durch die staatlichen Gerichte ihren Entscheidungen zugrunde zu legen gewesen w&#228;re.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_176\">176</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Dies hat das Bundesarbeitsgericht missachtet und zugleich die Einsch&#228;tzung der r&#246;misch-katholischen Kirche &#252;ber die f&#252;r sie relevanten Loyalit&#228;tsobliegenheiten dadurch relativiert, dass es aus der Tatsache, dass ein nach Einsch&#228;tzung des Gerichts vermeintlich gleichwertiger Loyalit&#228;tsversto&#223; nicht konsequent geahndet wird, auf eine generelle Duldung auch anderer Pflichtverletzungen und eine Vernachl&#228;ssigung der diesen zugrunde liegenden Prinzipien geschlossen hat. Indem das Bundesarbeitsgericht hierdurch die Kenntnis der Beschwerdef&#252;hrerin von einem nach Einsch&#228;tzung der verfassten Kirche qualitativ andersartigen und unbedeutenderen Loyalit&#228;tsversto&#223; zum Anlass nimmt, ihr Interesse an der arbeitsrechtlichen Ahndung des aus ihrer Sicht schwerwiegenderen Loyalit&#228;tsversto&#223;es des Kl&#228;gers des Ausgangsverfahrens in Frage zu stellen, hat es die auf Grundlage ihrer katholischen Glaubensgrunds&#228;tze durch die Kirche gebildete Abstufung der Loyalit&#228;tsobliegenheiten und arbeitsrechtlichen Sanktionierungen nivelliert und dem in Art. 137 Abs. 3 WRV gew&#228;hrleisteten Selbstbestimmungsrecht der Beschwerdef&#252;hrerin nicht in dem gebotenen Umfang Rechnung getragen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h2>III.</h2>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_177\">177</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts ist daher aufzuheben und die Sache an dieses zur&#252;ckzuverweisen (&#167; 95 Abs. 2 BVerfGG). Das Bundesarbeitsgericht wird bei der Auslegung von &#167; 1 Abs. 2 KSchG die praktische Konkordanz zwischen dem kirchlichen Selbstbestimmungsrecht (Art. 140 GG i.V.m. Art. 137 Abs. 3 WRV) und der korporativen Religionsfreiheit (Art. 4 Abs. 1 und 2 GG) auf Seiten der Beschwerdef&#252;hrerin und dem Schutz von Ehe und Familie (Art. 6 Abs. 1 GG) sowie dem Gedanken des Vertrauensschutzes (Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 Abs. 3 GG) auf Seiten des Kl&#228;gers des Ausgangsverfahrens herzustellen haben (vgl. hierzu BVerfGE 89, 214 &lt;232&gt;; 97, 169 &lt;176&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_178\">178</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>1. Art. 6 Abs. 1 GG ist nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts eine verbindliche Wertentscheidung f&#252;r den gesamten Bereich des Ehe und Familie betreffenden privaten und &#246;ffentlichen Rechts (vgl. BVerfGE 6, 55 &lt;71 f.&gt;; 6, 386 &lt;388&gt;; 9, 237 &lt;248&gt;; 22, 93 &lt;98&gt;; 24, 119 &lt;135&gt;; 61, 18 &lt;25&gt;; 62, 323 &lt;329&gt;; 76, 1 &lt;41, 49&gt;; 105, 313 &lt;346&gt;; 107, 205 &lt;212 f.&gt;; 131, 239 &lt;259&gt;). Er stellt Ehe und Familie als die Keimzelle jeder menschlichen Gemeinschaft unter den besonderen Schutz der staatlichen Ordnung (vgl. BVerfGE 6, 55 &lt;72&gt;; 55, 114 &lt;126&gt;; 105, 313 &lt;346&gt;) und garantiert eine Sph&#228;re privater Lebensgestaltung, die staatlicher Einwirkung entzogen ist (stRspr., vgl. BVerfGE 21, 329 &lt;353&gt;; 61, 319 &lt;346 f.&gt;; 99, 216 &lt;231&gt;; 107, 27 &lt;53&gt;). Zum Gehalt der Ehe, wie er sich ungeachtet des gesellschaftlichen Wandels und der damit einhergehenden &#196;nderungen ihrer rechtlichen Gestaltung bewahrt und durch das Grundgesetz seine Pr&#228;gung bekommen hat, geh&#246;rt, dass sie die Vereinigung eines Mannes mit einer Frau zu einer auf Dauer angelegten Lebensgemeinschaft ist, begr&#252;ndet auf freiem Entschluss unter Mitwirkung des Staates (vgl. BVerfGE 10, 59 &lt;66&gt;; 29, 166 &lt;176&gt;; 62, 323 &lt;330&gt;; 105, 313 &lt;345&gt;; 115, 1 &lt;19&gt;; 121, 175 &lt;193&gt;; 131, 239 &lt;259&gt;), in der Mann und Frau in gleichberechtigter Partnerschaft zueinander stehen (vgl. BVerfGE 37, 217 &lt;249 ff.&gt;; 103, 89 &lt;101&gt;; 105, 313 &lt;345&gt;) und &#252;ber die Ausgestaltung ihres Zusammenlebens frei entscheiden k&#246;nnen (vgl. BVerfGE 39, 169 &lt;183&gt;; 48, 327 &lt;338&gt;; 66, 84 &lt;94&gt;; 105, 313 &lt;345&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_179\">179</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Ma&#223;geblich aus Sicht des Grundgesetzes ist dabei das Bild einer \"verweltlichten\" b&#252;rgerlich-rechtlichen Ehe (vgl. BVerfGE 31, 58 &lt;82 f.&gt;), das durch das christliche Eheverst&#228;ndnis traditionell gepr&#228;gt, aber mit diesem nicht inhaltlich identisch ist. Da die konstitutiven Merkmale einer Ehe und die Gr&#252;nde ihrer Aufhebung in der kirchlichen und der staatlichen Rechtsordnung nicht kongruent sind, k&#246;nnen daher Bestand und Fortbestand einer Ehe aus Sicht des Staates und aus Sicht der Kirche unterschiedlich beurteilt werden (vgl. Pirson, in: Listl/ders., Handbuch des Staatskirchenrechts, Bd. 1, 2. Aufl. 1994, &#167; 28, S. 787 &lt;798&gt;). Zwar ist auch nach dem deutschen Eherecht die Ehe eine auf Lebenszeit geschlossene Gemeinschaft (vgl. &#167; 1353 Abs. 1 Satz 1 BGB), sie ist jedoch im Gegensatz zu der nach katholischem Ritus geschlossenen Ehe nicht unaufl&#246;slich, sondern kann unter den im Gesetz normierten Voraussetzungen geschieden werden, wodurch die Ehegatten ihre Eheschlie&#223;ungsfreiheit wiedererlangen (vgl. BVerfGE 10, 59 &lt;66&gt;; 31, 58 &lt;82&gt;; 53, 224 &lt;245, 250&gt;). Aus diesem Grund kann eine nach einer vorherigen Scheidung geschlossene Ehe verfassungsrechtlich nicht geringer bewertet werden als die Erstehe (vgl. BVerfGE 55, 114 &lt;128 f.&gt;; 66, 84 &lt;93&gt;; 68, 256 &lt;267 f.&gt;; 108, 351 &lt;364&gt;).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_180\">180</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>2. Bisher hat das Bundesarbeitsgericht lediglich festgestellt, dass der Schutzbereich des Art. 6 Abs. 1 GG zu Gunsten des Kl&#228;gers des Ausgangsverfahrens und seiner zweiten Ehefrau er&#246;ffnet ist und dass der Schutz von Ehe und Familie daher - ebenso wie die Wertungen aus Art. 8 Abs. 1 EMRK und Art. 12 EMRK - im Wege mittelbarer Drittwirkung bei der Auslegung von &#167; 1 Abs. 2 KSchG Ber&#252;cksichtigung zu finden hat. Es hat jedoch bisher nicht dargelegt, weshalb diese Rechtspositionen, die begrifflich bei ausnahmslos jeder K&#252;ndigung wegen Wiederverheiratung betroffen sind, gerade im vorliegenden Fall in einem Ma&#223;e tangiert sind, das es rechtfertigen w&#252;rde, den Interessen des Kl&#228;gers des Ausgangsverfahrens den Vorrang vor den Interessen der Beschwerdef&#252;hrerin einzur&#228;umen. Der Hinweis auf die Er&#246;ffnung des Schutzbereichs kann f&#252;r sich genommen hierf&#252;r nicht ausreichen, da anderenfalls die in Aus&#252;bung des verfassungsrechtlich gesch&#252;tzten Selbstbestimmungsrechts festgelegte Loyalit&#228;tsobliegenheit entwertet (vgl. auch: Joussen, in: K&#228;mper/Puttler &lt;Hrsg.&gt;, Stra&#223;burg und das kirchliche Arbeitsrecht, 2013, S. 27 &lt;38&gt;) und ein Vorrang von Art. 6 Abs. 1 GG gegen&#252;ber den kirchlichen Rechtspositionen vermutet w&#252;rde, der verfassungsrechtlich nicht geboten ist. Andererseits reicht dieser Hinweis auch nicht, um der f&#252;r den Kl&#228;ger des Ausgangsverfahrens und seiner jetzigen Ehefrau aus der Situation erwachsenden emotionalen Zwangslage gerecht zu werden. Das Bundesarbeitsgericht wird daher - gegebenenfalls nach Erm&#246;glichung erg&#228;nzender Tatsachenfeststellungen - eine eingehende und <em>alle</em> wesentliche Umst&#228;nde des Einzelfalls ber&#252;cksichtigende Abw&#228;gung der durch die K&#252;ndigung tangierten Rechtspositionen der Beschwerdef&#252;hrerin und des Kl&#228;gers des Ausgangsverfahrens vorzunehmen haben.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_181\">181</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>3. Das Bundesarbeitsgericht wird auch den Gedanken des Vertrauensschutzes insoweit zu w&#252;rdigen haben, als &#167; 10 Abs. 4 Nr. 2 des Arbeitsvertrages in Abweichung von der Grundordnung unterschiedliche Bewertungen hinsichtlich von Verst&#246;&#223;en gegen kirchliche Grunds&#228;tze - Versto&#223; gegen das Verbot des Lebens in kirchlich ung&#252;ltiger Ehe einerseits und Versto&#223; gegen das Verbot des Lebens in nichtehelicher Gemeinschaft andererseits - nicht vorsieht und die individualvertragliche Abrede besonderes Vertrauen des Arbeitnehmers ausgel&#246;st haben k&#246;nnte.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_182\">182</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>4. Ferner wird es zu beachten haben, dass die Freiwilligkeit der Eingehung von Loyalit&#228;tsobliegenheiten durch den kirchlichen Arbeitnehmer im Rahmen der Interessenabw&#228;gung zu ber&#252;cksichtigen ist (vgl. BAG, Urteil vom 25. April 2013 - 2 AZR 579/12 - juris, Rn. 32; EGMR, Sch&#252;th v. Deutschland, Urteil vom 23. September 2010 Nr. 1620/03, &#167; 71; EGMR, Siebenhaar v. Deutschland, Urteil vom 3. Februar 2011 Nr. 18136/02, &#167; 46) und dem Arbeitgeber nach einem einmaligen Fehlverhalten die Fortf&#252;hrung des Arbeitsverh&#228;ltnisses eher zugemutet werden kann als in Konstellationen, in denen er dauerhaft mit dem illoyalen Verhalten des Arbeitnehmers konfrontiert wird (vgl. BAG, Urteil vom 25. Mai 1988 - 7 AZR 506/87 - juris, Rn. 27; hierzu auch: BVerfG, Beschluss der 1. Kammer des Ersten Senats vom 31. Januar 2001 - 1 BvR 619/92 -, juris, Rn. 8 f.).</p>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt/>\n            <dd>\n               <h1>D.</h1>\n            </dd>\n         </dl>\n         <dl class=\"RspDL\">\n            <dt>\n               <a name=\"rd_183\">183</a>\n            </dt>\n            <dd>\n               <p>Die Entscheidung &#252;ber die Auslagenerstattung folgt aus &#167; 34a Abs. 2 BVerfGG. Dies erscheint auch in Anbetracht des durch die Beschwerdef&#252;hrerin noch vollst&#228;ndig erreichbaren (fachgerichtlichen) Rechtsschutzziels nicht als unangemessen.</p>\n            </dd>\n         </dl>\n      </div>\n   "
}