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    "content": "<div id=\"dokument\" class=\"documentscroll\">\n<a name=\"focuspoint\"><!--BeginnDoc--></a><div id=\"bsentscheidung\"><div>\n<h4 class=\"doc\">Tenor</h4>\n<div><div>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p><strong>1. Die Beigeladene zu 1) wird im Wege der einstweiligen Anordnung vorl&#228;ufig verpflichtet bis zur endg&#252;ltigen Entscheidung im Hauptsacheverfahren, die Antragstellerin von den Kosten f&#252;r die Unterbringung in der Einrichtung der L. GmbH, H-Stra&#223;e, C-Stadt ab dem 21.07.2015 freizustellen bzw. die Kosten f&#252;r die h&#228;usliche Versorgung ab dem 05.11.2015 zu &#252;bernehmen, solange die Mutter der Antragstellerin nicht in dem erforderlichen Umfang die Pflege und Versorgung gew&#228;hrleisten kann.</strong></p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p><strong>2. Die Antragsgegnerin und die Beigeladene zu 1) tragen die notwendigen au&#223;ergerichtlichen Kosten der Antragstellerin jeweils zur H&#228;lfte.</strong></p></dd>\n</dl>\n</div></div>\n<h4 class=\"doc\">Gr&#252;nde</h4>\n<div><div>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p style=\"margin-left:90pt\"><strong>I.</strong></p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_1\">1</a></dt>\n<dd><p>Die Antragstellerin begehrt im Rahmen einer einstweiligen Anordnung die Gew&#228;hrung h&#228;uslicher Krankenpflege in Form einer 24-Stunden-Pflege f&#252;r den Zeitraum der Abwesenheit bzw. Krankheit ihrer Mutter.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_2\">2</a></dt>\n<dd><p>Die im Jahre 2001 geborene Antragstellerin wurde als Fr&#252;hgeborene in der 24. Schwangerschaftswoche mit einem Geburtsgewicht von 690g geboren. Sie hat einen Grad der Behinderung von 100 und verf&#252;gt &#252;ber die Merkzeichen &#8222;G&#8220;, &#8222;B&#8220;, &#8222;H&#8220; und &#8222;aG&#8220; und hat die Pflegestufe II. Sie leidet an einer fr&#252;hkindlichen Hirnsch&#228;digung, einer schweren bronchopulmonalen Dysplasie, dem Zustand nach Tracheotomie und Langzeitbeamtung, einer Niereninsuffizienz im Stadium der kompensierten Retention, einem Kleinwuchs unter Wachstumshormontherapie und einer spastischer Zerebralparese. Die Antragstellerin leidet bei bronchopulmonaler Dysplasie unter rezidivierenden Infekten der oberen Luftwege und wird durch ihre Mutter gepflegt. Regelm&#228;&#223;ige Sauerstoffgaben in der Nacht und tags&#252;ber bei Bedarf, insbesondere bei k&#246;rperlicher oder emotionaler Belastung, sind notwendig. Im Rahmen von akuten Infekten kann es z.T. innerhalb einer Stunde zu einer respiratorischen Verschlechterung kommen. Die Antragstellerin hat einen erh&#246;hten Grundumsatz, so dass sie in Krisensituationen schnell mit ihrem BMI unter 15 kg/m&#178; f&#228;llt und eine dauerhafte hochkalorische aber aufgrund der Niereninsuffizienz eiwei&#223;arme Ern&#228;hrung ben&#246;tigt. Bei fortbestehenden Essst&#246;rungen mit Gewichtsverlust erfolgte im Jahre 2009 eine PEG Sondenanlage. Es besteht eine mittlere Schwerh&#246;rigkeit und eine Sehbehinderung, die mit einer Brille kompensiert wird.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_3\">3</a></dt>\n<dd><p>Die Mutter der Antragstellerin ist seit dem 03.07.2015 arbeitsunf&#228;hig geschrieben. Sie wurde am 16.07.2015 wegen einer Rotatorenmanschettenl&#228;sion rechts, Impingementsyndrom und Tendinitis calcarea re SG ambulant operiert (OP-Bericht Bl. 71 GA). Die letzte Arbeitsunf&#228;higkeitsbescheinigung reicht aktuell bis zum 04.01.2016. Die Mutter sieht sich seitdem aus gesundheitlichen Gr&#252;nden nicht in der Lage, ihre Tochter zu versorgen. Die Antragstellerin wurde daher im Zeitraum vom 16.07.2015 bis 05.11.2015 vom Intensivpflegedienst L. GmbH (H-Stra&#223;e, C-Stadt) in den R&#228;umlichkeiten der Pflegeeinrichtung versorgt. Seit 06.11.2015 befindet sich die Antragstellerin wieder zu Hause. Die Mutter der Antragstellerin klagt weiter &#252;ber Schmerzen im Schulterbereich und hat eine ambulante Rehabilitationsma&#223;nahme beantragt. Sie wird in der H&#228;uslichkeit weiter vom Intensivpflegedienst unterst&#252;tzt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_4\">4</a></dt>\n<dd><p>Mit Verordnungen vom 14.07.2015 f&#252;r den Zeitraum 16.07.2015 bis 11.08.2015, vom 27.07.2015 f&#252;r den Zeitraum 27.07.2015 bis 15.09.2015, vom 16.09.2015 f&#252;r den Zeitraum 16.09.2015 bis 31.10.2015, vom 01.11.2015 f&#252;r den Zeitraum vom 01.11.2015 bis 16.11.2015 und vom 17.11.2015 f&#252;r den Zeitraum vom 17.11.2015 bis 31.12.2015 verordnete die behandelnde Kinder&#228;rztin Frau Dr. med N. die spezialisierte Krankenbeobachtung durch examiniertes Fachpersonal mit st&#228;ndiger Kriseninterventionsbereitschaft, Sauerstoffgabe 1 l/min nachts und bei Bedarf lt. AVO, stdl. Vitalzeichenkontrolle, Inhalation, Medikamentengabe und PEG-pfl. lt. AVO. Der Pflegedienst beantragte die &#220;bernahme der Kosten. Die Antragsgegnerin teilte dem Pflegedienst im Schreiben vom 20.07.2015 mit, dass die Antragstellerin nach ihren Unterlagen keinen Anspruch auf intensivpflegerische Versorgung habe und beauftragte den MDK, der am 22.07.2015 und am 29.07.2015 kurz ausf&#252;hrte, dass bereits mehrere MDK-Beurteilungen vorliegen w&#252;rden. Eine akute Krankheitssituation, die eine intensivmedizinische &#220;berwachung oder Therapie erfordere, sei nicht ersichtlich. Die Sicherstellung und Pflege des Kindes sei erforderlich und durch die Verhinderungspflege nach &#167; 39 SGB XI und der Kurzzeitpflege nach &#167; 42 SGB XI zu realisieren. Injektionen, Medikamentengabe, Inhalationen, die Gabe von Sauerstoff und die Versorgung seien verordnungsf&#228;hige behandlungspflegerische Ma&#223;nahmen, wobei auf der Verordnung keine Frequenz angegeben sei und die Sauerstoffgabe mit nachts und bei Bedarf dokumentiert sei. Es liege eine klare Handlungsanweisung f&#252;r nichtmedizinisches Pflege- und Betreuungspersonal vor.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_5\">5</a></dt>\n<dd><p>Mit Schreiben vom 23.07.2015 lehnte die Antragsgegnerin eine Kosten&#252;bernahme daraufhin ab und leitete die am 17.07.2015 eingegangene Erstverordnung vom 14.07.2015 am 27.07.2015, die am 28.07.2015 eingegangene Folgeverordnung vom 27.07.2015 am 05.08.2015 und die am 18.09.2015 eingegangene Folgeverordnung vom 16.09.2015 am 24.09.2015, die am 01.11.2015 ergangene Folgeverordnung am 04.11.2015 und die am 17.11.2015 ergangene Folgeverordnung an die Beigeladene zu 1) weiter.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_6\">6</a></dt>\n<dd><p>Die Antragstellerin hat am 21.07.2015 einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung erhoben. Sie legte ein Schreiben vom 31.07.2015 (Bl. 79 BA) bei, worin der Pflegedienstl L. GmbH erkl&#228;rte, dass kalendert&#228;glich 684 &#8364; Behandlungskosten auflaufen w&#252;rden und aufgrund der Leistungsablehnung der Krankenversicherung die Versorgung der Antragstellerin zum 08.08.2015 eingestellt werde. Sie tr&#228;gt weiter vor, dass ihre Mutter zurzeit die Versorgung nicht &#252;bernehmen k&#246;nne.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_7\">7</a></dt>\n<dd><p>Die Antragstellerin beantragt,</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_8\">8</a></dt>\n<dd><p style=\"margin-left:36pt\">die Antragsgegnerin zu verurteilen, die Kosten f&#252;r die Intensivpflege zu &#252;bernehmen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_9\">9</a></dt>\n<dd><p>Die Antragsgegnerin beantragt,</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_10\">10</a></dt>\n<dd><p style=\"margin-left:36pt\">den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung zur&#252;ckzuweisen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_11\">11</a></dt>\n<dd><p>Sie tr&#228;gt vor, dass eine Vorwegnahme der Hauptsache nicht zul&#228;ssig sei. Aus den eingeholten MDK-Gutachten vom 28.07.2015 ergebe sich, dass eine intensiv-medizinische &#220;berwachung nicht notwendig sei.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_12\">12</a></dt>\n<dd><p>Mit Beschluss vom 04.08.2015 hat das Sozialgericht die C. als Tr&#228;ger der SGB XII-Leistungen (Beigeladene zu 1) und die A. Pflegekasse (Beigeladene zu 2) beigeladen und mit Beschluss vom 07.08.2015 die Beigeladene zu 1) vorl&#228;ufig verpflichtet bis zur endg&#252;ltigen Entscheidung in diesem ER-Verfahren, die Kosten f&#252;r die Unterbringung der Antragstellerin in der derzeitigen Einrichtung der L. GmbH, H-Stra&#223;e, C-Stadt oder einer anderen geeigneten Einrichtung ab dem 08.08.2015 zu &#252;bernehmen, solange die Mutter der Antragstellerin nicht in dem erforderlichen Umfang die Pflege und Versorgung gew&#228;hrleisten kann.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_13\">13</a></dt>\n<dd><p>Das Gericht hat Befundberichte des behandelnden Pulmologen Prof. Dr. P. und des Facharztes f&#252;r Kinder- und Jugendmedizin Dr. med. B. eingeholt. Auf deren und auf den Inhalt des aktuellen MDK-Gutachten vom 02.10.2015 (Bl. 202 GA) wird verwiesen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_14\">14</a></dt>\n<dd><p>Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Gerichtsakte und die beigezogenen Verwaltungsakten der Antragsgegnerin Bezug genommen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p style=\"margin-left:90pt\"><strong>II.</strong></p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_15\">15</a></dt>\n<dd><p>Der zul&#228;ssige Antrag hat Erfolg.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_16\">16</a></dt>\n<dd><p>Nach &#167; 86b Abs. 2 Satz 2 SGG kann das Gericht auf Antrag eine einstweilige Anordnung zur Regelung eines vorl&#228;ufigen Zustandes in Bezug auf ein streitiges Rechtsverh&#228;ltnis treffen, wenn eine solche Regelung zur Abwendung wesentlicher Nachteile n&#246;tig erscheint. Das ist immer dann der Fall, wenn ohne den vorl&#228;ufigen Rechtsschutz schwere und unzumutbare, anders nicht abwendbare Nachteile entst&#252;nden, zu deren nachtr&#228;glicher Beseitigung die Entscheidung in der Hauptsache im Fall des Obsiegens nicht mehr in der Lage w&#228;re (vgl. Bundesverfassungsgericht, Beschluss vom 19. Oktober 1977, Az.: 2 BvR 42/76, in BVerfGE 46, 166, 179, 184). Steht dem Antragsteller ein von ihm geltend gemachter Anspruch voraussichtlich zu und ist ihm nicht zuzumuten, den Ausgang des Hauptsacheverfahrens abzuwarten, ist der Antrag auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes begr&#252;ndet. Eine aus Gr&#252;nden der Gew&#228;hrung effektiven Rechtsschutzes gebotene Vorwegnahme der Hauptsache im einstweiligen Rechtsschutzverfahren ist jedoch nur dann zul&#228;ssig, wenn dem Antragsteller ohne den Erlass der einstweiligen Anordnung unzumutbare Nachteile drohten und f&#252;r die Hauptsache hohe Erfolgsaussichten prognostiziert werden k&#246;nnen. Sowohl der Anordnungsanspruch als auch der Anordnungsgrund sind gem&#228;&#223; &#167; 920 Abs. 2 ZPO i.V.m. &#167; 86b Abs. 2 Satz 4 SGG glaubhaft zu machen. F&#252;r die Art der Glaubhaftmachung gilt &#167; 294 ZPO. Danach sind alle Beweismittel und die Versicherung an Eides statt zul&#228;ssig.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_17\">17</a></dt>\n<dd><p>Nach summarischer Pr&#252;fung ist sowohl ein Anordnungsgrund als auch ein Anordnungsanspruch glaubhaft gemacht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>1.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_18\">18</a></dt>\n<dd><p>Die Beigeladene zu 1) ist als zweitangegangener Tr&#228;ger kraft Gesetzes gegen&#252;ber der Antragstellerin verpflichtet, die gesamten Kosten f&#252;r die Versorgung der Antragstellerin w&#228;hrend der Abwesenheit ihrer Mutter und w&#228;hrend der Zeit, in der die Mutter die Versorgung und Pflege nicht gew&#228;hrleisten kann, zu &#252;bernehmen und die Antragstellerin von den Kosten freizustellen (&#167; 13 Abs. 3 SGB V, &#167; 15 Abs. 1 Satz 4 SGB V). Die Leistung (Unterbringung der Antragstellerin) war unaufschiebbar. Die Antragsgegnerin hat die Antr&#228;ge und Verordnungen h&#228;uslicher Krankenpflege innerhalb der Zwei-Wochen-Frist an die Beigeladene zu 1) weitergeleitet. Mit der Weiterleitung wird die Zust&#228;ndigkeit des zweitangegangenen Tr&#228;gers kraft Gesetzes (&#167; 14 SGB IX) bestimmt. Sinn und Zweck dieser Regelungen ist die m&#246;glichst schnelle Leistungsgew&#228;hrung gegen&#252;ber dem Leistungsberechtigten mit anschlie&#223;endem Ausgleich der Kosten zwischen den Tr&#228;gern. Damit ist gegen&#252;ber der Antragstellerin nunmehr im Au&#223;enverh&#228;ltnis die Beigeladene zu 1) zust&#228;ndig.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>2.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_19\">19</a></dt>\n<dd><p>Unstreitig d&#252;rfte nunmehr sein, dass die Antragstellerin w&#228;hrend der Abwesenheit ihrer Mutter aus medizinischen Gr&#252;nden und aufgrund ihrer geistigen und k&#246;rperlichen Behinderung die 24st&#252;ndige Betreuung durch eine Fachkraft bedarf. Die Antragstellerin hat weder Einkommen noch Verm&#246;gen, um die Kosten selbst zu tragen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_20\">20</a></dt>\n<dd><p>Die Betreuung der Antragstellerin muss aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation durch eine medizinische Fachkraft erfolgen. Rechtsgrundlage ist &#167; 37 Abs. 2 SGB V. Die n&#228;chtliche Sauerstoffversorgung (und wohl auch w&#228;hrend des Mittagsschlafes) ist nach Ausf&#252;hrung des Prof. Dr. P. im Befundbericht vom 31.07.2015 und des Dr. med. B. im Befundbericht vom 04.09.2015 dringend erforderlich, da die S&#228;ttigungswerte im Schlaf unter nicht vertretbare Toleranzgrenzen absinken. Infekte k&#246;nnen ebenfalls zu einer schnellen (innerhalb einer halben bis einer Stunde) respiratorischen Verschlechterung f&#252;hren, dies ist nicht immer gut vorhersehbar. Lebensbedrohliche Zust&#228;nde k&#246;nnen aber auch in infektfreien Intervallen nicht sicher ausgeschlossen werden. Akute Situationen von k&#246;rperlicher und seelischer Belastung k&#246;nnen auch tags&#252;ber die pulmonale Obstruktion verst&#228;rken und zu akut lebensbedrohlichen Situationen f&#252;hren. Eine Sauerstoffverminderung essentiell lebenswichtiger Organe ist zu vermeiden. Zeitpunkt und H&#228;ufigkeit einer akuten Krankheitssymptomatik sind nicht vorherzusagen. Ob eine Sauerstoffminderung droht und ob die respiratorische Situation zu entgleisen droht, kann nur eine examinierte Pflegekraft einsch&#228;tzen. Eine &#220;berwachung der Vitalparameter ist notwendig und aufgrund der Notwendigkeit der Sauerstoffgabe bei Bedarf kann die Behandlungspflege nicht allein zu festen Zeiten erfolgen. Der Bedarf muss durch die (Kranken-)beobachtung des Kindes (&#220;berwachung der Vitalparameter) festgestellt werden. Dass nur Einzelleistungen wie die Medikamentengabe, Injektionen, die Versorgung der PEG und Inhalationen eine Fachkraft erfordern, stimmt so nicht ganz. Die Kammer geht nicht davon aus (wie im Beschluss des LSG vom 22.06.2015, L6 KR 70/14 B ER angenommen), dass die Antragstellerin kurze S&#228;ttigungsabf&#228;lle unter Belastung durch eigenst&#228;ndige Erholung rasch kompensiert und Sauerstoffgaben bei Bedarf und damit eine Krankenbeobachtung tags&#252;ber nicht notwendig seien. Dagegen sprechen die eingeholten Befundberichte und auch die Ausf&#252;hrungen des MDK im aktuellen Gutachten vom 02.10.2015.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a>21</a></dt>\n<dd><p>Es wird auf die Urteile des BSG (BSG, Urteil vom 17. Juni 2010 &#8211; B 3 KR 7/09 R &#8211; und BSG, Urteil vom 10.11.2005 &#8211; B 3 KR 38/04 R) verwiesen. Die st&#228;ndige Beobachtung eines Patienten, um jederzeit medizinisch-pflegerisch eingreifen zu k&#246;nnen, wenn es zu Verschlechterung der Atemfunktion kommt, ist eine behandlungspflegerische Ma&#223;nahme. Entgegen der Auffassung der Antragsgegnerin l&#228;sst sich die h&#228;usliche Krankenpflege insoweit nicht in die jeweils gebotenen Pflegema&#223;nahmen, f&#252;r die sie eintreten will, und in die Beobachtungszeit aufteilen, f&#252;r die sie eine Leistungspflicht ablehnt. Die Voraussetzungen f&#252;r eine 24-st&#252;ndige Intensivpflege nach den Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses &#252;ber die Verordnung von \"h&#228;uslicher Krankenpflege\" sind in der Tat nicht gegeben. In der Anlage wird unter Nr. 24 nur eine spezielle Krankenbeobachtung genannt. Die Richtlinien sehen also eine enumerative Aufz&#228;hlung und Beschreibung der verordnungsf&#228;higen Leistungen vor, die eine dauernde Krankenbeobachtung in der hier erforderlichen Form nicht erfassen. Dies steht indes dem Anspruch des Kl&#228;gers nicht entgegen. Zwar handelt es sich bei den Richtlinien nach &#167; 92 Abs. 1 SGB V um untergesetzliche Normen, die auch innerhalb des Leistungsrechts zu beachten sind. Ein Ausschluss der im Einzelfall gebotenen Krankenbeobachtung aus dem Katalog der verordnungsf&#228;higen Leistungen verst&#246;&#223;t aber gegen h&#246;herrangiges Recht (BSG, Urteil vom 10. November 2005 &#8211; B 3 KR 38/04 R &#8211;, SozR 4-2500 &#167; 37 Nr 6). Die in Nr. 24 der Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses &#252;ber die Verordnung der h&#228;uslichen Krankenpflege genannten Voraussetzung der speziellen Krankenbeobachtung (&#8222;wenn mit hoher Wahrscheinlichkeit sofortige pflegerische/&#228;rztliche Interventionen bei lebensbedrohlichen Situationen t&#228;glich erforderlich ist&#8220;) entspricht nicht den Ausf&#252;hrungen des Bundessozialgerichts (Urteil vom 10. November 2005 &#8211; B 3 KR 38/04 R &#8211;, juris). Das BSG verlangt die &#220;bernahme der Kosten f&#252;r eine medizinische Fachkraft, wenn diese wegen lebensbedrohlichen Komplikationen von Erkrankungen jederzeit einsatzbereit sein muss, um die nach Lage der Dinge jeweils erforderlichen medizinischen Ma&#223;nahmen durchzuf&#252;hren. Dies ist vorliegend der Fall.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>3.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_22\">22</a></dt>\n<dd><p>Dar&#252;ber hinaus ist zu ber&#252;cksichtigen, dass die 14-j&#228;hrige Antragstellerin in ihrer k&#246;rperlichen und geistigen Entwicklung retardiert ist und sie auch deshalb wie ein Kleinkind st&#228;ndiger Beaufsichtigung und (Grund-) Pflege, also pers&#246;nlicher Assistenz, bedarf. Die st&#228;ndige Anwesenheit einer Pflegeperson ist daher auch zur Durchf&#252;hrung der Grundpflege (z.B. Inkontinenzversorgung im Schlaf und Ern&#228;hrung) und vor allem zur Beaufsichtigung (Leistung der Eingliederungshilfe) der geistig retardierten Antragstellerin erforderlich. Es war bis jetzt wohl keine intensivpflegerische Behandlung notwendig und vorliegend lag keine klinische Symptomatik vor. Die Fachkraft hatte daher auch ganzt&#228;tig grundpflegerische sowie beaufsichtigende Aufgaben zu &#252;bernehmen, f&#252;r deren Kosten nicht die Antragsgegnerin, sondern die Beigeladene zu 2) und erg&#228;nzend die Beigeladene zu 1) (aus Mitteln der Sozialhilfe im Rahmen der Hilfe zur Pflege gem. &#167; 61 SGB XII bzw. gem. &#167; 20 SGB VIII und der Eingliederungshilfe gem. &#167; 54 SGB XII i.V.m. &#167; 55 SGB IX) aufzukommen hat. Eine exakte zeit- und kostenm&#228;&#223;ige Abgrenzung zwischen den Zust&#228;ndigkeitsbereichen der Krankenkasse f&#252;r die Behandlungspflege und der Pflegekasse und der C. f&#252;r die Grundpflege, Beaufsichtigung und Unterbringung, die dem Grundsatz der Parallelit&#228;t und Gleichrangigkeit der Anspr&#252;che Rechnung tr&#228;gt, ist nicht m&#246;glich, da sich die Teilbereiche zeitlich &#252;berlagern. Die Krankenbeobachtung (und ggf. Sauerstoffgaben) wird auch w&#228;hrend der grundpflegerischen und beaufsichtigten Ma&#223;nahmen vorgenommen. Die Sicherstellung und Pflege des Kindes &#252;ber Tag und &#252;ber Nacht ist erforderlich und kann im vorliegenden Fall nicht allein durch die Verhinderungspflege nach &#167; 39 SGB XI und der Kurzzeitpflege nach &#167; 42 SGB XI realisiert werden, da diese nicht das entsprechende Fachpersonal abdeckt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a>23</a></dt>\n<dd><p>Soweit es um das Zusammentreffen von h&#228;uslicher Krankenpflege nach dem SGB V und Grundpflege nach dem SGB XI geht, war das BSG fr&#252;her auch davon ausgegangen, dass w&#228;hrend der Erbringung der Leistungen der Grundpflege nach dem SGB XI die Behandlungspflege nach dem SGB V grunds&#228;tzlich in den Hintergrund tritt, so dass insoweit nur die Leistungspflicht der Pflegekasse besteht (BSG, Urteil vom 28. Januar 1999 &#8211; B 3 KR 4/98 R &#8211;; so noch BSG, Urteil vom 10. November 2005 &#8211; B 3 KR 38/04 R &#8211;). Diese Auffassung vertritt das BSG nicht mehr, weil die &#196;nderungen durch das GMG und das GKV-WSG belegten, dass die GKV nach den Vorstellungen des Gesetzgebers an den pflegebedingten Aufwendungen insbesondere bei F&#228;llen der Rund-um-die-Uhr-Betreuung st&#228;rker beteiligt sein soll (BSG 17. 6. 2010 - B 3 KR 7/09 R; Flint in: Hauck/Noftz, SGB V K &#167; 37 Rn. 109). Auch dass die Erledigung der damit verbundenen Aufgaben durch ein und dieselbe Pflegekraft dem Gebot der Wirtschaftlichkeit entspricht, rechtfertigt es nicht, die Pflegekasse oder die KK mit den gesamten Kosten zu belasten ((vgl. dazu schon BSG, Urteil vom 28. Januar 1999 &#8211; B 3 KR 4/98 R &#8211;). Es bedarf einer exakten zeit- und kostenm&#228;&#223;igen Abgrenzung zwischen den Zust&#228;ndigkeitsbereichen der Krankenkasse, der Pflegekasse und des SGB XII-Tr&#228;gers, die dem Grundsatz der Parallelit&#228;t und Gleichrangigkeit der Anspr&#252;che nach &#167; 37 Abs. 2 SGB V und &#167; 36 SGB XI Rechnung tr&#228;gt (dazu nunmehr BSG 17. 6. 2010 - B 3 KR 7/09 R). Die Art der Hilfeleistungen l&#228;sst sich unterscheiden und dem jeweiligen Bereich zuordnen (Flint in: Hauck/Noftz, SGB V K &#167; 37 Rn. 109).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>4.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_24\">24</a></dt>\n<dd><p>Die im Haushalt lebende Mutter kann die Antragstellerin im Moment nicht in dem erforderlichen Umfang pflegen (&#167; 37 Abs. 3 SGB V, Grundsatz der Nachrangigkeit der Sozialhilfe). Sie ist seit dem 03.07.2015 bis aktuell zum 04.01.2015 durchg&#228;ngig arbeitsunf&#228;hig geschrieben. Die Mutter der Antragstellerin sieht sich zurzeit wegen ihrer eigenen Erkrankung nicht in der Lage, die Pflege der Antragstellerin zu &#252;bernehmen. Familienangeh&#246;rige m&#252;ssen im Grundsatz alles in ihren Kr&#228;ften Stehende tun, um neben den vorhandenen Leistungen der Krankenkasse (z.B. Hilfsmittel) zur Behebung des Krankheitszustands ihrer Angeh&#246;rigen beizutragen, denn &#167; 37 Abs. 3 SGB V ist Ausdruck des Vorrangs der Eigenhilfe des Versicherten. &#167; 37 Abs. 3 SGB V kann allerdings nicht zu Lasten des Versicherten weit ausgelegt werden. Nach &#167; 2 Abs. 2 SGB I sind die Vorschriften des SGB im Zweifel so zu verstehen, dass die sozialen Rechte m&#246;glichst weitgehend verwirklicht werden. Die Sicherung des &#228;rztlichen Behandlungsziels gibt den Ausschlag. Der Anspruch ist deshalb nicht schon dann ausgeschlossen, wenn ein Haushaltsangeh&#246;riger nicht nur Hilfe leisten kann, sondern erst dann, wenn er das auch tut (Pad&#233; in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB V, 2. Aufl. 2012, &#167; 37 SGB V, Rn. 72). Es kann nur tats&#228;chlich geleistete Hilfe ber&#252;cksichtigt werden, nicht aber die, die nur erwartet werden k&#246;nnte. Es m&#252;ssen also der zu Pflegende bereit und der Haushaltsangeh&#246;rige bereit sein, sich vom Angeh&#246;rigen pflegen zu lassen bzw. den Angeh&#246;rigen zu pflegen (BSG, SozR 3-2500 &#167; 37 Nr. 2), und die Pflegeperson muss dies auch k&#246;nnen und es tun (Luthe in: Hauck/Noftz, SGB, 02/15, &#167; 37 SGB V, Rn. 137). Dies ist im Moment nicht der Fall.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>5.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_25\">25</a></dt>\n<dd><p>Das Gericht h&#228;lt die getroffene einstweilige Anordnung f&#252;r n&#246;tig, um wesentliche Nachteile von der Antragstellerin in dem Zeitraum, in dem ihre Mutter ihre Pflege nicht sicherstellen kann oder will, abzuwenden. Vorliegend ist von der Glaubhaftmachung eines Anordnungsgrundes f&#252;r die Zeit ab Antragstellung am 21.07.2015 auszugehen. Leistungen f&#252;r in der Vergangenheit liegende Zeitr&#228;ume k&#246;nnen nicht im Wege des einstweiligen Rechtsschutzverfahrens zugesprochen werden, denn die Entscheidung hier&#252;ber ist nicht mehr eilbed&#252;rftig.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>6.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_26\">26</a></dt>\n<dd><p>Die Kostenentscheidung beruht auf entsprechender Anwendung des &#167; 193 SGG. Dabei ist hinsichtlich der Kostenaufteilung ber&#252;cksichtigt worden, dass auch die Antragsgegnerin ma&#223;geblich durch die vollst&#228;ndige Ablehnung ihrer Zust&#228;ndigkeit dieses Verfahren veranlasst hat.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_27\">27</a></dt>\n<dd><p>Die Beschwerde ist gem. &#167; 172 Abs. 3 Nr. 1 SGG zul&#228;ssig, da der Wert des Beschwerdegegenstandes in der Hauptsache 750 &#8364; &#252;bersteigt.</p></dd>\n</dl>\n</div></div>\n</div></div>\n<a name=\"DocInhaltEnde\"><!--emptyTag--></a>\n</div>&#13;\n\n"
}