List view for cases

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    "content": "<div class=\"docLayoutText\">\n<div class=\"docLayoutMinMax\"><h3 class=\"doc\">\n<a class=\"jws\"><img class=\"docLayoutFillerMinMax\" width=\"9\" height=\"9\" src=\"/jportal/cms/technik/media/img/prodjur/icon/plusRed.gif\" alt=\"weitere Fundstellen&#160;einblenden\" title=\"weitere Fundstellen&#160;einblenden\"></a>weitere Fundstellen&#160;...</h3></div>\n<div class=\"docLayoutMinMax\">\n<a name=\"pz\"></a><h3 class=\"doc\">\n<a class=\"jws\"><img class=\"docLayoutFillerMinMax\" width=\"9\" height=\"9\" src=\"/jportal/cms/technik/media/img/prodjur/icon/minus.gif\" alt=\"Diese Entscheidung wird zitiert&#160;ausblenden\" title=\"Diese Entscheidung wird zitiert&#160;ausblenden\"></a>Diese Entscheidung wird zitiert</h3>\n</div>\n<br><div class=\"docLayoutMinMax\">\n<a name=\"az\"></a><h3 class=\"doc\">\n<a class=\"jws\"><img class=\"docLayoutFillerMinMax\" width=\"9\" height=\"9\" src=\"/jportal/cms/technik/media/img/prodjur/icon/minus.gif\" alt=\"Diese Entscheidung zitiert&#160;ausblenden\" title=\"Diese Entscheidung zitiert&#160;ausblenden\"></a>Diese Entscheidung zitiert</h3>\n</div>\n<br><div class=\"docLayoutMarginTopMore\"><h4 class=\"doc\">\n<!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff-->\n</h4></div>\n<div class=\"docLayoutText\"><div>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>1. Das Verfahren wird ausgesetzt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>2. Dem Bundesverfassungsgericht werden folgende Fragen zur Entscheidung vorgelegt:</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>a) Ist &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 Zweites Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) in der Fassung der Bekanntmachung vom 13.05.2011 (BGBI. Teil I Nr. 23, S. 857) mit Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz (GG) i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG &#8211; Sozialstaatlichkeit &#8211; und dem sich daraus ergebenden Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums vereinbar?</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>b) Ist &#167; 7 Abs. 5 SGB II in der Fassung der Bekanntmachung vom 13.05.2011 (BGBI. Teil I Nr. 23, S. 857), zuletzt ge&#228;ndert mit Wirkung zum 01.04.2012 durch Gesetz vom 20.12.2011 (BGBl. Teil I Nr. 69, S. 2917), mit Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG &#8211; Sozialstaatlichkeit &#8211; und dem sich daraus ergebenden Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums vereinbar?</p></dd>\n</dl>\n</div></div>\n<div class=\"docLayoutMarginTopMore\"><h4 class=\"doc\">\n<!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff-->\n</h4></div>\n<div class=\"docLayoutText\"><div>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_1\">1</a></dt>\n<dd><p>Die Kl&#228;ger begehren Leistungen nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) f&#252;r die Zeit ab dem 01.11.2015.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_2\">2</a></dt>\n<dd><p>Der am &#8230;..geborene Kl&#228;ger zu 1 ist usbekischer Staatsangeh&#246;riger und lebt seit mehreren Jahren in Deutschland. Er ist mit der am &#8230;&#8230;. geborenen Kl&#228;gerin zu 2 verheiratet und beide sind Eltern der am &#8230;&#8230; in Deutschland geborenen Kl&#228;gerin zu 3. Auch die Kl&#228;gerinnen zu 2 und 3 sind usbekische Staatsangeh&#246;rige. Der Kl&#228;ger zu 1 lebt seit dem Jahr 2006 in Deutschland, die Kl&#228;gerin zu 2 seit 2011, die Kl&#228;gerin zu 3 seit ihrer Geburt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_3\">3</a></dt>\n<dd><p>Der Kl&#228;ger zu 1 hat von Oktober 2007 bis November 2015 ein Studium der Humanmedizin an der Universit&#228;t &#8230;.. absolviert und das Studium am 18.11.2015 mit dem m&#252;ndlich-praktischen Teil der &#196;rztlichen Pr&#252;fung (&#167; 30 der Approbationsordnung f&#252;r &#196;rzte) abgeschlossen. Die Exmatrikulation erfolgte am 14.12.2015. Er verf&#252;gte w&#228;hrend des Studiums &#252;ber eine Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 16 Abs. 1 Aufenthaltsgesetz (AufenthG) und &#252;bte neben dem Studium verschiedene Erwerbst&#228;tigkeiten aus.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_4\">4</a></dt>\n<dd><p>Unter dem 06.10.2011 hatte Frau &#8230;&#8230;.. sich in einer Verpflichtungserkl&#228;rung gem&#228;&#223; &#167; 68 Abs. 1 AufenthG gegen&#252;ber der beigeladenen Stadt &#8230;. dazu verpflichtet, die Kosten f&#252;r den Lebensunterhalt des Kl&#228;gers zu 1 f&#252;r die Dauer seines tats&#228;chlichen Aufenthaltes zu tragen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_5\">5</a></dt>\n<dd><p>Der Kl&#228;ger zu 1 ist bereits seit mehreren Jahren mit wechselnden Arbeitsvertr&#228;gen beim &#8230;.Klinikum in &#8230;&#8230; im dortigen Schlaflabor in Teilzeit besch&#228;ftigt. Die Auszahlung des Nettolohnes erfolgt hierbei jeweils im Folgemonat. Der Kl&#228;ger zu 1 erzielt hierbei schwankendes Einkommen auf Grundlage eines Stundenlohnes von derzeit 11,68 Euro im Umfang von derzeit regelm&#228;&#223;ig 3,90 Wochenstunden. Der zuletzt g&#252;ltige Arbeitsvertrag vom 27.11.2013 war auf den 31.12.2015 befristet. Durch &#196;nderung des Vertrags zum 15.12.2015 wurde der Vertrag entfristet, so dass der Kl&#228;ger zu 1 nunmehr in einem unbefristeten Arbeitsverh&#228;ltnis steht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_6\">6</a></dt>\n<dd><p>Seit dem 24.11.2015 verf&#252;gt der Kl&#228;ger zu 1 &#252;ber eine von der mit Beschluss vom 04.03.2016 gem&#228;&#223; &#167;&#167; 75 Abs. 2, 106 Abs. 3 Nr. 6 Sozialgerichtsgesetz (SGG) beigeladenen Stadt &#8230;.. erteilte Aufenthaltserlaubnis zur Arbeitsplatzsuche nach dem Studium nach &#167; 16 Abs. 4 AufenthG. Die Aus&#252;bung einer Erwerbst&#228;tigkeit ist ihm gestattet. Der Aufenthaltstitel ist bis zum 22.05.2017 befristet. Die Kl&#228;gerin zu 2 verf&#252;gt seit dem 24.11.2015, ebenfalls befristet bis zum 22.05.2017, &#252;ber eine Aufenthaltserlaubnis wegen Ehegattennachzugs nach &#167; 30 AufenthG. Auch ihr ist eine Erwerbst&#228;tigkeit erlaubt. Die Kl&#228;gerin zu 3 besitzt eine Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 33 AufenthG wegen ihrer Geburt im Bundesgebiet.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_7\">7</a></dt>\n<dd><p>Die Kl&#228;ger wohnen seit dem 01.06.2015 gemeinsam in einer 41 m&#178; gro&#223;en Wohnung zur Miete. Mietvertragspartner sind auf Mieterseite sowohl der Kl&#228;ger zu 1 als auch die Kl&#228;gerin zu 2. F&#252;r die &#220;berlassung der Wohnung haben die Kl&#228;ger zu 1 und 2 eine monatliche Bruttowarmmiete in H&#246;he von 450 Euro zu entrichten.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_8\">8</a></dt>\n<dd><p>Mit Bescheid vom 22.09.2015 hatte die Familienkasse &#8230;&#8230;. der Kl&#228;gerin zu 2 Kindergeld f&#252;r die Kl&#228;gerin zu 3 in H&#246;he von 188 Euro monatlich ab April 2015, befristet bis August 2032 bewilligt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_9\">9</a></dt>\n<dd><p>Mit Bescheid ebenfalls vom 22.09.2015 hatte die Beigeladene der Kl&#228;gerin zu 2 Elterngeld f&#252;r die Betreuung und Erziehung der Kl&#228;gerin zu 3 auf Grund eines Antrags vom 08.09.2015 f&#252;r den Zeitraum vom 14.05.2015 bis zum 13.10.2015 in H&#246;he von insgesamt 1.500 Euro bewilligt. Als Zahltermin f&#252;r den Gesamtbetrag wurde der 01.10.2015 festgesetzt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_10\">10</a></dt>\n<dd><p>Am 26.11.2015 beantragten die Kl&#228;ger anl&#228;sslich einer pers&#246;nlichen Vorsprache des Kl&#228;gers zu 1 beim Beklagten Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem SGB II.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_11\">11</a></dt>\n<dd><p>Im Antragsformular gab der Kl&#228;ger zu 1 am 07.12.2015 an, &#252;ber Bargeld in H&#246;he von ca. 1.500 Euro zu verf&#252;gen. Die Existenz von s&#228;mtlichen abgefragten weiteren Verm&#246;genswerten verneinte er. Die Kl&#228;ger gaben dar&#252;ber hinaus an, dass die Kl&#228;gerin zu 2 &#252;ber Einkommen in Form des Kindergelds f&#252;r die Kl&#228;gerin zu 3 in H&#246;he von 188 Euro monatlich verf&#252;ge. Weitere Einnahmen wurden nicht angegeben.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_12\">12</a></dt>\n<dd><p>Der Kl&#228;ger zu 1 verf&#252;gt &#252;ber ein Girokonto bei der &#8230;.. Bank (Kontonummer &#8230;&#8230;). Das Konto wies am 30.10.2015 einen positiven Saldo von 3.510,83 Euro auf, der bis zur n&#228;chsten Abbuchung am 02.11.2015 Bestand hatte. Am 28.10.2015 hatte der Kl&#228;ger zu 1 eine &#220;berweisung in H&#246;he von 3.257 Euro von Herrn &#8230;&#8230;. erhalten. Am 29.10.2015 war dem Kl&#228;ger eine Verg&#252;tung von 1.050,71 Euro aus seiner Erwerbst&#228;tigkeit ausgezahlt worden. Am gleichen Tag erfolgte eine weitere Zahlung des Arbeitgebers in H&#246;he von 144,52 Euro. Am 30.10.2015 hatte der Kl&#228;ger zu 1 einen Betrag von 1.000 Euro auf das Girokonto der Kl&#228;gerin zu 2 &#252;berwiesen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_13\">13</a></dt>\n<dd><p>Die Kl&#228;gerin zu 2 verf&#252;gt ebenfalls &#252;ber ein Girokonto bei der Deutschen Bank (Kontonummer &#8230;&#8230;&#8230;). Das Konto wies am 31.10.2015 einen positiven Saldo von 1.183,32 Euro auf, der bis zur n&#228;chsten Abbuchung am 02.11.2015 Bestand hatte. Am 28.09.2015 hatte die Familienkasse der Bundesagentur f&#252;r Arbeit der Kl&#228;gerin zu 2 einen Betrag von 1.128 Euro &#252;berwiesen. Am 01.10.2015 hatte die Kl&#228;gerin zu 2 eine Zahlung von Elterngeld in H&#246;he von 1.500 Euro erhalten. Am 07.10.2015 hatte die Kl&#228;gerin zu 2 einen Betrag von 2.500 Euro abgehoben. Am 20.10.2015 hatte sie Kindergeld in H&#246;he von 188 Euro erhalten. Nachdem der Kontostand am 29.10.2015 bei 183,32 Euro lag, erfolgte am 30.10.2015 die &#220;berweisung von 1.000 Euro durch den Kl&#228;ger zu 1.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_14\">14</a></dt>\n<dd><p>Am 11.11.2015 erhielt der Kl&#228;ger zu 1 eine &#220;berweisung in H&#246;he von 175 Euro von Frau &#8230;&#8230;&#8230; mit dem Verwendungszweck &#8222;f&#252;r Interneteinkauf Danke&#8220;. Am 24.11.2015 hob der Kl&#228;ger zu 1 einen Betrag von 2.100 Euro ab. Am 27.11.2015 wurde dem Kl&#228;ger eine Verg&#252;tung in H&#246;he von 807,20 Euro aus seiner Erwerbst&#228;tigkeit ausgezahlt. Am 30.11.2015 verf&#252;gte der Kl&#228;ger zu 1 auf seinem Girokonto &#252;ber ein Guthaben von 1.271,85 Euro.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_15\">15</a></dt>\n<dd><p>Mit Bescheid vom 07.12.2015 bewilligte die Bundesagentur f&#252;r Arbeit &#8211; Agentur f&#252;r Arbeit Mainz &#8211; dem Kl&#228;ger zu 1 Arbeitslosengeld nach dem Dritten Buch Sozialgesetzbuch (SGB III) dem Grunde nach f&#252;r den Zeitraum vom 24.11.2015 bis zum 23.09.2016 auf Basis eines kalendert&#228;glichen Leistungssatzes von 17,46 Euro. In Folge der Verh&#228;ngung einer Sperrzeit wegen versp&#228;teter Arbeitslosmeldung wurde dem Kl&#228;ger zu 1 jedoch f&#252;r den Zeitraum vom 24.11.2015 bis zum 30.11.2015 kein Arbeitslosengeld gezahlt. F&#252;r den Zeitraum vom 01.12.2015 bis zum 31.08.2016 wurde Nebeneinkommen in H&#246;he des vollen kalendert&#228;glichen Leistungssatzes von 17,46 Euro angerechnet, so dass auch f&#252;r diesen Zeitraum zun&#228;chst effektiv kein Arbeitslosengeld bewilligt wurde. Lediglich f&#252;r die Zeit vom 01.09.2016 bis zum 23.09.2016 wurde die Zahlung von Arbeitslosengeld in H&#246;he von kalendert&#228;glich 1,30 Euro, insgesamt 39 Euro, verf&#252;gt. Hierbei wurde auf den Leistungssatz von 17,46 Euro Nebeneinkommen in H&#246;he von 16,16 Euro t&#228;glich angerechnet.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_16\">16</a></dt>\n<dd><p>Mit Schreiben vom 08.12.2015 forderte der Beklagte den Kl&#228;ger zur Mitwirkung auf und verlangte neben der Vorlage der Bescheide &#252;ber die Bewilligung von Arbeitslosengeld und Elterngeld, von Kopien der Lohnabrechnungen und von Kontoausz&#252;gen eine Stellungnahme zur &#220;berweisung von 3.257 Euro am 28.10.2015 auf das Konto des Kl&#228;gers zu 1.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_17\">17</a></dt>\n<dd><p>Der Kl&#228;ger zu 1 nahm mit Schreiben vom 14.12.2015 dahingehend Stellung, dass er Herrn &#8230;&#8230;.. am 07.10.2015 ca. 3.300 Euro Bargeld geliehen habe. Aus den Kontoausz&#252;gen sei ersichtlich, dass an diesem Tag vom Konto seiner Ehefrau (der Kl&#228;gerin zu 2) 2.500 Euro und von seinem eigenen Konto 800 Euro abgehoben worden seien. Seine Ehefrau habe kurz zuvor Elterngeld und Kindergeld r&#252;ckwirkend ausgezahlt bekommen. Das geliehene Geld habe Herr &#8230;. am 28.10.2015 in voller H&#246;he auf das Konto des Kl&#228;gers zu 1 &#252;berwiesen, wovon er wiederum 1.000 Euro auf das Konto seiner Frau &#252;berwiesen habe. Dies k&#246;nne anhand der Kontoausz&#252;ge nachvollzogen werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_18\">18</a></dt>\n<dd><p>Mit Bescheid vom 15.12.2015 lehnte der Beklagte den Antrag vom 26.11.2015 ab. Hierbei f&#252;hrte der Beklagte w&#246;rtlich aus:</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_19\">19</a></dt>\n<dd><p>&#8222;Sehr geehrter Herr &#8230;&#8230;,</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_20\">20</a></dt>\n<dd><p>leider muss Ihr Antrag auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch &#8211; SGB II vom 26.11.2015 abgelehnt werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_21\">21</a></dt>\n<dd><p>Sie haben keinen Anspruch auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts, weil Sie ein Aufenthaltsrecht in der Bundesrepublik Deutschland allein zum Zwecke der Arbeitsuche haben.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_22\">22</a></dt>\n<dd><p>Die Entscheidung beruht auf &#167; 7 Absatz 1 Satz 2 Zweites Buch Sozialgesetzbuch (SGB II).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_23\">23</a></dt>\n<dd><p>Ihr Aufenthaltstitel begr&#252;ndet sich auf &#167; 16 Abs. 4 AufenthG. Demnach sind Sie und Ihre Familienangeh&#246;rigen von Leistungen nach dem SGB II ausgeschlossen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_24\">24</a></dt>\n<dd><p>Beachten Sie bitte, dass Sie einen Antrag auf Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem SGB XII beim zust&#228;ndigen Sozialamt stellen k&#246;nnen.&#8220;</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_25\">25</a></dt>\n<dd><p>Am 18.12.2015 beantragten die Kl&#228;ger Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem 3. Kapitel des Zw&#246;lften Buches Sozialgesetzbuch (SGB XII) bei der Beigeladenen. Im Antragsformular (unterzeichnet am 04.01.2016) gaben sie unter anderem an, &#252;ber Bargeld in H&#246;he von ca. 1.000 Euro zu verf&#252;gen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_26\">26</a></dt>\n<dd><p>Am 29.12.2015 erhielt der Kl&#228;ger zu 1 zwei Gehaltszahlungen in H&#246;he von zusammen 203,42 Euro.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_27\">27</a></dt>\n<dd><p>Am 31.12.2015 verf&#252;gte der Kl&#228;ger zu 1 auf seinem Girokonto &#252;ber ein Guthaben in H&#246;he von 513,38 Euro, am 04.01.2016 &#252;ber ein Guthaben in H&#246;he von 53,38 Euro. Die Kl&#228;gerin zu 2 verf&#252;gte am 31.12.2015 &#252;ber ein Guthaben von 416,59 Euro.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_28\">28</a></dt>\n<dd><p>Mit Bescheid vom 06.01.2016 lehnte die Beigeladene den Antrag der Kl&#228;ger auf Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem SGB XII ab. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte sie aus, dass aus den vorgelegten Unterlagen hervorgehe, dass der Kl&#228;ger zu 1 einen Aufenthaltstitel nach &#167; 16 Abs. 4 AufenthG habe, der der Arbeitsplatzsuche nach dem Studium diene. Die Ablehnung ergebe sich aus &#167; 23 Abs. 3 SGB XII. Demnach h&#228;tten Ausl&#228;nder, die eingereist seien, um Sozialhilfe zu erlangen oder deren Aufenthaltsrecht sich allein aus dem Zweck der Arbeitsuche ergebe, sowie deren Angeh&#246;rige keinen Anspruch auf Sozialhilfe. Das Aufenthaltsrecht des Kl&#228;gers zu 1 begr&#252;nde sich aus &#167; 16 Abs. 4 AufenthG und diene dem Zweck der Arbeitsplatzsuche, sodass der Kl&#228;ger zu 1 und seine Angeh&#246;rigen keinen Anspruch auf Leistungen nach dem SGB XII h&#228;tten.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_29\">29</a></dt>\n<dd><p>Gegen den Bescheid des Beklagten vom 15.12.2015 erhoben alle drei Kl&#228;ger mit Schreiben vom 07.01.2016 Widerspruch. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrten sie aus, dass der Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II nicht greife, da das Aufenthaltsrecht nach &#167; 16 Abs. 4 AufenthG ein Annex des Aufenthaltsrechts zum Zwecke der Ausbildung darstelle. Da dieses Aufenthaltsrecht auch eine Erlaubnis zur Erwerbst&#228;tigkeit umfasse, k&#246;nne sp&#228;testens ab dem Zeitpunkt der Arbeitsaufnahme diese nicht mehr als Aufenthaltserlaubnis allein zum Zwecke der Arbeitsplatzsuche angesehen werden. Da der Kl&#228;ger zu 1 einer Erwerbst&#228;tigkeit nachgehe, sei auch dieser Gesichtspunkt vorliegend gegeben. Dies sei auch nachvollziehbar, denn Sinn und Zweck von &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II sei es, zu verhindern, dass Personen zur Arbeitsuche einreisen und dann Sozialleistungen in Anspruch nehmen. Sinn und Zweck der Norm sei gerade nicht, Menschen, die bereits seit l&#228;ngerer Zeit aus anderen Gr&#252;nden ein Aufenthaltsrecht haben, von den Leistungen auszuschlie&#223;en. Die gesetzgeberische Intention des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 SGB II habe ferner eindeutig darauf gezielt zu verhindern, dass EU-B&#252;rger im Wege der Freiz&#252;gigkeit einreisen und sofort Sozialleistungen kassieren. F&#252;r F&#228;lle von Drittstaatsangeh&#246;rigen sei die Regelung nicht erdacht worden. Es sei auch nicht erkennbar, weshalb es notwendig sein sollte, erwerbsf&#228;hige Drittstaatsangeh&#246;rige, die ansonsten unzweifelhaft einen Anspruch nach dem SGB XII h&#228;tten, anders zu behandeln, als erwerbsf&#228;hige Deutsche, denn Leistungseinsparungen k&#246;nnten hierdurch nicht erzielt werden. Die Drittstaatsangeh&#246;rigen k&#246;nnten allenfalls weniger Pflichten bei der Integration in den Arbeitsmarkt haben.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_30\">30</a></dt>\n<dd><p>Am 07.01.2016 stellten die Kl&#228;ger auch einen Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz beim Sozialgericht (SG) Mainz (Az. S 11 AS 7/16 ER).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_31\">31</a></dt>\n<dd><p>Am 19.01.2016 erhoben die Kl&#228;ger Widerspruch gegen den Bescheid der Beigeladenen vom 06.01.2016. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrten sie aus, dass das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz (GG) in Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip des Art. 20 Abs. 1 GG (Verweis auf BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a.) nach der neuesten Rechtsprechung des Bundessozialgerichts (Verweis auf den Terminsbericht Nr. 61/15 des BSG vom 16.12.2015) bei tats&#228;chlichem Aufenthalt in Deutschland, insbesondere wenn dieser rechtm&#228;&#223;ig sei, die Bejahung eines Anspruchs auf Leistungen nach dem SGB XII gebiete. Diese Rechtsprechung sei auf die Kl&#228;ger anwendbar und vorliegend zu ber&#252;cksichtigen. Die Kl&#228;ger h&#228;tten somit einen Anspruch auf Leistungen nach dem SGB XII gegen die Beigeladene.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_32\">32</a></dt>\n<dd><p>&#220;ber den Widerspruch der Kl&#228;ger gegen den Bescheid der Beigeladenen vom 06.01.2016 wurde bislang noch nicht entschieden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_33\">33</a></dt>\n<dd><p>Am 21.01.2016 zahlte die Familienkasse 566 Euro Kindergeld f&#252;r die Monate November und Dezember 2015 sowie Januar 2016 an die Kl&#228;gerin zu 2.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_34\">34</a></dt>\n<dd><p>Mit Beschluss vom 27.01.2016 (S 11 AS 7/16 ER) verpflichtete die 11. Kammer des SG Mainz die auch im dortigen Verfahren beigeladene Stadt &#8230;. zur vorl&#228;ufigen Gew&#228;hrung von Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem 3. Kapitel des SGB XII f&#252;r den Regelbedarf in gesetzlicher H&#246;he f&#252;r den Zeitraum vom 07.01.2016 bis zur rechtskr&#228;ftigen Entscheidung in der Hauptsache, l&#228;ngstens jedoch bis zum 30.06.2016.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_35\">35</a></dt>\n<dd><p>Am 28.01.2016 erhielt der Kl&#228;ger zu 1 Arbeitsentgelt in H&#246;he von 291,31 Euro f&#252;r den Monat Januar 2016 ausgezahlt. Am 29.01.2016 verf&#252;gte der Kl&#228;ger zu 1 auf seinem Girokonto &#252;ber ein Guthaben von 282,09 Euro. Die Kl&#228;gerin zu 2 verf&#252;gte am gleichen Tag &#252;ber ein Guthaben von 704,76 Euro auf ihrem Girokonto.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_36\">36</a></dt>\n<dd><p>Die Beigeladene f&#252;hrte den Beschluss vom 27.01.2016 (S 11 AS 7/16 ER) mit einem Bescheid vom 05.02.2016 aus und bewilligte den Kl&#228;gern vorl&#228;ufig Hilfe zum Lebensunterhalt ab dem 07.01.2016 f&#252;r den Monat Januar 2016 in H&#246;he von insgesamt 531,50 Euro und f&#252;r den Monat Februar 2016 in H&#246;he von 571,08 Euro.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_37\">37</a></dt>\n<dd><p>Mit Widerspruchsbescheid vom 26.01.2016 wies der Beklagte den Widerspruch gegen den Bescheid vom 15.12.2015 zur&#252;ck. Anhaltspunkte f&#252;r eine falsche Entscheidung seien weder genannt noch aus den Unterlagen ersichtlich. Der Bescheid entspreche den gesetzlichen Bestimmungen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_38\">38</a></dt>\n<dd><p>Am 11.02.2016 &#252;berwies die Beigeladene dem Kl&#228;ger zu 1 in Ausf&#252;hrung des Bescheids vom 05.02.2016 und des Beschlusses des SG Mainz vom 27.01.2016 (S 11 AS 7/16 ER) einen Betrag von 1.102,58 Euro.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_39\">39</a></dt>\n<dd><p>Mit &#196;nderungsbescheid vom 11.02.2016 bewilligte die Bundesagentur f&#252;r Arbeit &#8211; Agentur f&#252;r Arbeit Mainz &#8211; dem Kl&#228;ger zu 1 Arbeitslosengeld f&#252;r den Zeitraum vom 01.12.2015 bis zum 23.09.2016 in H&#246;he von monatlich 523,80 Euro bei einem t&#228;glichen Zahlbetrag von 17,46 Euro. F&#252;r die Zeit vom 01.12.2015 bis zum 31.01.2016 erfolgte eine Nachzahlung in H&#246;he von 1.047,60 Euro, die dem Kl&#228;ger zu 1 am 16.02.2016 &#252;berwiesen wurde. Am 29.02.2016 erfolgte die Auszahlung von Arbeitslosengeld in H&#246;he von 523,80 Euro f&#252;r den Zeitraum vom 01.02.2016 bis zum 29.02.2016.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_40\">40</a></dt>\n<dd><p>Die Beigeladene hat am 24.02.2016 Beschwerde gegen den Beschluss vom 27.01.2016 zum Landessozialgericht (LSG) Rheinland-Pfalz eingelegt (Az. L 3 AS 98/16 B ER). Das Beschwerdeverfahren ist noch anh&#228;ngig.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_41\">41</a></dt>\n<dd><p>Am 26.02.2016 erhielt der Kl&#228;ger zu 1 eine Entgeltzahlung in H&#246;he von 166,35 Euro.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_42\">42</a></dt>\n<dd><p>Die Kl&#228;ger haben am 26.02.2016 die vorliegende Klage erhoben. Die Klageerhebung erfolgte zun&#228;chst fristwahrend. Die Kl&#228;ger regten zun&#228;chst an, die Klage ruhend zu stellen, bis gekl&#228;rt sei, ob das Sozialamt Leistungen nach dem SGB XII zu erbringen habe. Hintergrund sei, dass der Beklagte als Verpflichteter in Betracht komme, das Gericht aber in dem Verfahren S 11 AS 7/16 ER die vorl&#228;ufige Auffassung vertreten habe, der Anspruch der Kl&#228;ger richte sich nach dem SGB XII und nicht nach dem SGB II.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_43\">43</a></dt>\n<dd><p>Die Kl&#228;ger beantragen,</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_44\">44</a></dt>\n<dd><p>den Beklagten unter Aufhebung des Bescheids vom 15.12.2015 in Gestalt des Widerspruchsbescheids vom 26.01.2016 zu verurteilen, den Kl&#228;gern Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem SGB II ab dem 01.11.2015 in gesetzlicher H&#246;he zu zahlen,</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_45\">45</a></dt>\n<dd><p>hilfsweise die Beigeladene unter Aufhebung des Bescheids vom 06.01.2016 zu verurteilen, den Kl&#228;gern Leistungen der Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem 3. Kapitel des SGB XII ab dem 01.11.2015 in gesetzlicher H&#246;he zu zahlen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_46\">46</a></dt>\n<dd><p>Der Beklagte beantragt,</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_47\">47</a></dt>\n<dd><p>die Klage abzuweisen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_48\">48</a></dt>\n<dd><p>Zur Begr&#252;ndung tr&#228;gt er vor, dass die Klage ausweislich des Beschlusses des SG Mainz vom 27.01.2016 (S 11 AS 7/16 ER) keine Aussicht auf Erfolg habe. Auf den Beschluss des LSG Rheinland-Pfalz vom 11.02.2016 (L 3 AS 668/15 B ER) werde verwiesen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_49\">49</a></dt>\n<dd><p>Die Beigeladene nimmt unter Verweis auf einen Hinweis des 3. Senats des LSG Rheinland-Pfalz im Verfahren L 3 AS 98/16 B ER dahingehend Stellung, dass hilfebed&#252;rftige Personen, die nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II von den Leistungen nach dem SGB II ausgeschlossen seien, schon nach &#167; 21 Satz 1 SGB XII keine Leistungen f&#252;r den Lebensunterhalt nach dem SGB XII erhalten k&#246;nnten. F&#252;r diese Auslegung spreche der Wortlaut des Gesetzes und die den Gesetzgebungsmaterialien zu entnehmende gesetzgeberische Absicht. Der 3. Senat des LSG Rheinland-Pfalz nehme auch Bezug auf die Rechtsfrage, ob eine verfassungskonforme Auslegung des SGB II einen Anspruch der Kl&#228;ger auf ermessensfehlerfreie Entscheidung &#252;ber die Hilfegew&#228;hrung nach &#167; 42a SGB II begr&#252;nde. Der Senat sehe diese Rechtsfrage als im Hauptsacheverfahren kl&#228;rungsbed&#252;rftig an. Weiter f&#252;hre der Senat aus, dass er auf Grund des bisherigen Vortrags der Kl&#228;ger (im dortigen Beschwerdeverfahren) nicht feststellen k&#246;nne, dass im vorliegenden Fall die gesetzlichen Voraussetzungen einer Leistung von Sozialhilfe nach Ermessen gem&#228;&#223; &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII vorl&#228;gen. Vor diesem Hintergrund spreche Vieles daf&#252;r, dass das LSG Rheinland-Pfalz die rechtliche Einsch&#228;tzung der Beigeladenen teile und diese im vorliegenden Fall daher nicht zu Leistungen von Sozialhilfe nach Ermessen verpflichtet werden k&#246;nne.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_50\">50</a></dt>\n<dd><p>Am 30.03.2016 erhielt der Kl&#228;ger zu 1 eine Entgeltzahlung in H&#246;he von 166,35 Euro. An diesem Tag verf&#252;gte er auf seinem Girokonto &#252;ber ein Guthaben in H&#246;he von 647,49 Euro. Die Kl&#228;gerin zu 2 verf&#252;gte am 30.03.2016 &#252;ber ein Guthaben auf ihrem Girokonto in H&#246;he von 314,89 Euro. Am 31.03.2016 &#252;berwies die Bundesagentur f&#252;r Arbeit &#8211; Agentur f&#252;r Arbeit Mainz &#8211; dem Kl&#228;ger zu 1 Arbeitslosengeld in H&#246;he von 523,80 Euro f&#252;r den Zeitraum vom 01.03.2016 bis zum 31.03.2016.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_51\">51</a></dt>\n<dd><p>Mit einem Schreiben vom 04.04.2016 teilte die Beigeladene den Kl&#228;gern zu 1 und 2 mit, dass in Folge der Mitteilung weiterer Eink&#252;nfte nunmehr eine Anpassung der vorl&#228;ufigen Leistungen erfolge. Demnach h&#228;tten die Kl&#228;ger im Februar Arbeitslosengeld I in H&#246;he von 1.571,40 Euro erhalten. Das Arbeitseinkommen in H&#246;he von 237 Euro f&#252;r den Monat Februar 2016 sei abz&#252;glich der Freibetr&#228;ge genauso wie das Kindergeld bei der Ermittlung des Anspruchs in H&#246;he von 571,08 Euro f&#252;r den Monat Februar bereits ber&#252;cksichtigt worden. Das Einkommen in H&#246;he von 1.571,40 Euro aus dem Arbeitslosengeld I reiche daher aus, um den monatlichen Regelbedarf in gesetzlicher H&#246;he zu decken. Da die Leistungen f&#252;r den Monat Februar 2016 zum Zeitpunkt der Mitteilung bereits an die Kl&#228;ger ausgezahlt worden seien, sei eine &#220;berzahlung in H&#246;he von 571,08 Euro entstanden. Der monatliche Regelbedarf f&#252;r den Monat M&#228;rz 2016 betrage 965 Euro. Davon seien das Erwerbseinkommen abz&#252;glich der Freibetr&#228;ge nach &#167; 82 Abs. 3 SGB XII in H&#246;he von 116,44 Euro, das Kindergeld in H&#246;he von 190 Euro sowie Arbeitslosengeld I in H&#246;he von monatlich 523,80 Euro in Abzug zu bringen. Damit verbleibe ein nicht durch Einkommen gedeckter Bedarf in H&#246;he von 134,76 Euro. Dieser Betrag werde jedoch nicht an die Kl&#228;ger ausgezahlt, sondern mit der entstandenen &#220;berzahlung im Monat Februar 2016 in H&#246;he von 571,08 Euro verrechnet.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_52\">52</a></dt>\n<dd><p>Auf Anfrage des Gerichts teilten die Kl&#228;ger mit, dass sie keinerlei rechtliche Beziehungen zu anderen Mitgliedstaaten der Europ&#228;ischen Union (EU), zu Staaten des Europ&#228;ischen Wirtschaftsraums (EWR) oder zur Schweiz haben. Im letzten Jahr der Studienzeit des Kl&#228;gers zu 1 h&#228;tten die Kl&#228;ger ihren Lebensunterhalt durch Nebenjobs des Kl&#228;gers zu 1 als Mitarbeiter im Schlaflabor des &#8230;. Klinikums &#8230;.. und durch die monatliche Aufwandsentsch&#228;digung in H&#246;he von 300 Euro f&#252;r das Praktische Jahr, durch Kindergeld und zeitweise durch Elterngeld bestritten. Von Frau &#8230;&#8230; habe es keine Zahlungen gegeben.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_53\">53</a></dt>\n<dd><p>Im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung am 18.04.2016 teilte der Kl&#228;ger zu 1 mit, dass er f&#252;r die Erteilung eines Aufenthaltstitels eine Verpflichtungserkl&#228;rung ben&#246;tigt habe. Diese sei durch seine Kollegin Frau &#8230;&#8230;&#8230;. unterzeichnet worden. Er habe aber nie die Absicht gehabt, Geld von ihr in Anspruch zu nehmen und von ihr auch nie Geld erhalten. Er habe seinen Lebensunterhalt bislang selbst finanziert.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_54\">54</a></dt>\n<dd><p>Das Gericht hat die Prozessakten zum Verfahren S 11 AS 7/16 ER bzw. L 3 AS 98/16 B ER einschlie&#223;lich der dort beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten und der Beigeladenen beigezogen. Sie waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung, Beratung und Entscheidungsfindung.</p></dd>\n</dl>\n</div></div>\n<div class=\"docLayoutMarginTopMore\"><h4 class=\"doc\">\n<!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff-->\n</h4></div>\n<div class=\"docLayoutText\"><div>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>A.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_55\">55</a></dt>\n<dd><p>Der Rechtsstreit ist gem&#228;&#223; Art. 100 Abs. 1 Satz 1 Grundgesetz (GG) i.V.m. &#167;&#167; 13 Nr. 11, 80 Bundesverfassungsgerichtsgesetz (BVerfGG) auszusetzen und es sind Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) dar&#252;ber einzuholen, ob &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 Zweites Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) in der Fassung der Bekanntmachung vom 13.05.2011 (BGBI. Nr. 23, S. 857) mit Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz (GG) i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG &#8211; Sozialstaatlichkeit &#8211; und dem sich daraus ergebenden Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums vereinbar ist, soweit Ausl&#228;nderinnen und Ausl&#228;nder, deren Aufenthaltsrecht sich allein aus dem Zweck der Arbeitsuche ergibt, und ihre Familienangeh&#246;rigen vom Anspruch auf Leistungen nach dem SGB II ausgenommen sind, und ob &#167; 7 Abs. 5 SGB II in der Fassung der Bekanntmachung vom 13.05.2011 (BGBI. Teil I Nr. 23, S. 857), zuletzt ge&#228;ndert mit Wirkung zum 01.04.2012 durch Gesetz vom 20.12.2011 (BGBl. Teil I Nr. 69, S. 2917) mit Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG &#8211; Sozialstaatlichkeit &#8211; und dem sich daraus ergebenden Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums vereinbar ist, soweit Auszubildende, deren Ausbildung im Rahmen des Bundesausbildungsf&#246;rderungsgesetzes (BAf&#246;G) oder der &#167;&#167; 51, 57 und 58 SGB Drittes Buch Sozialgesetzbuch (SGB III) dem Grunde nach f&#246;rderungsf&#228;hig ist, &#252;ber &#167; 27 SGB II hinaus keinen Anspruch auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem SGB II haben.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_56\">56</a></dt>\n<dd><p>Nach Art. 100 Abs. 1 Satz 1 Alt. 2 GG (konkrete Normenkontrolle) hat ein Gericht das Verfahren auszusetzen und die Entscheidung des BVerfG einzuholen, wenn es ein Gesetz, auf dessen G&#252;ltigkeit es bei der Entscheidung ankommt, f&#252;r verfassungswidrig h&#228;lt. Gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 2 Satz 1 BVerfGG ist zu begr&#252;nden, inwiefern von der G&#252;ltigkeit der Rechtsvorschrift die Entscheidung des Gerichts abh&#228;ngig und mit welcher &#252;bergeordneten Rechtsnorm die Vorschrift unvereinbar ist (vgl. BVerfG, Beschluss vom 06.11.2014 &#8211; 2 BvL 2/11 &#8211; Rn. 5 &#8211; alle Gerichtsentscheidungen zitiert nach juris, wenn nicht anders angegeben). Die Voraussetzungen f&#252;r die Durchf&#252;hrung eines konkreten Normenkontrollverfahrens sind vorliegend erf&#252;llt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_57\">57</a></dt>\n<dd><p>Die &#220;berzeugung der Kammer von der Verfassungswidrigkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II beruht darauf, dass es dem Gesetzgeber nach Ma&#223;gabe des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums verwehrt ist, Personen, die sich in Deutschland tats&#228;chlich aufhalten, bei Vorliegen von Hilfebed&#252;rftigkeit von s&#228;mtlichen existenzsichernden Sozialleistungssystemen auszuschlie&#223;en.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_58\">58</a></dt>\n<dd><p>Die &#220;berzeugung der Kammer von der Verfassungswidrigkeit des &#167; 7 Abs. 5 SGB II beruht darauf, dass es dem Gesetzgeber nach Ma&#223;gabe des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums verwehrt ist, die Gew&#228;hrung jeder Art von existenzsichernden Leistungen von Handlungen oder Unterlassungen der betroffenen Personen abh&#228;ngig zu machen, die weder zur Feststellung der Leistungsvoraussetzungen erforderlich noch unmittelbar dazu f&#252;hren, die Hilfebed&#252;rftigkeit der Betroffenen zu beseitigen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>I.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_59\">59</a></dt>\n<dd><p>Die Zust&#228;ndigkeit des BVerfG ist gegeben, da das vorlegende Gericht Vorschriften eines Bundesgesetzes f&#252;r mit dem Grundgesetz nicht vereinbar h&#228;lt (Art. 100 Abs. 1 Satz 1 Var. 2 GG).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>II.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_60\">60</a></dt>\n<dd><p>Die vorlegende Kammer ist als Spruchk&#246;rper des Sozialgerichts Mainz ein vorlageberechtigtes Gericht im Sinne des Art. 100 Abs. 1 Satz 1 GG.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>III.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_61\">61</a></dt>\n<dd><p>Bei den als verfassungswidrig ger&#252;gten Vorschriften des &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 SGB II und des &#167; 7 Abs. 5 SGB II handelt es sich um Vorschiften eines formellen, nachkonstitutionellen Bundesgesetzes. Sie sind daher vorlagef&#228;hig.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>IV.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_62\">62</a></dt>\n<dd><p>Die Vorlagefragen sind f&#252;r das dem Beschluss zu Grunde liegende Klageverfahren entscheidungserheblich.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_63\">63</a></dt>\n<dd><p>Nach Art. 100 Abs. 1 Satz 1 GG ist ein Vorlageverfahren nur dann zul&#228;ssig, wenn es f&#252;r die Entscheidung auf die G&#252;ltigkeit des f&#252;r verfassungswidrig gehaltenen Gesetzes ankommt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_64\">64</a></dt>\n<dd><p>Dies setzt &#8211; wenn nicht die Zul&#228;ssigkeitsvoraussetzungen selbst Gegenstand der Vorlage sind &#8211; zun&#228;chst voraus, dass die dem Vorlagebeschluss zu Grunde liegende Klage zul&#228;ssig ist (1) und dass im Falle der &#8211; hier vorliegenden &#8211; Leistungsklage die Anspruchsvoraussetzungen im &#220;brigen vorliegen (2). Ferner muss es f&#252;r die Entscheidung des Gerichts auf die G&#252;ltigkeit der zur Pr&#252;fung vorgelegten Normen ankommen. Dies setzt voraus, dass bei G&#252;ltigkeit der Regelungen ein anderes Entscheidungsspektrum er&#246;ffnet wird, als bei deren Nichtigkeit (3). Der Klage d&#252;rfte auch nicht aus einem anderen Rechtsgrund stattzugeben sein (4).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_65\">65</a></dt>\n<dd><p><strong>1.</strong> Die Klage ist zul&#228;ssig. Das Gericht ist zur Sachentscheidung berufen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_66\">66</a></dt>\n<dd><p><strong>1.1</strong> Die Kl&#228;ger haben ihre Klage frist- und formgerecht erhoben. Das Widerspruchsverfahren gegen den in erster Linie streitgegenst&#228;ndlichen Bescheid des Beklagten vom 15.12.2015 ist durchgef&#252;hrt und abgeschlossen worden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_67\">67</a></dt>\n<dd><p><strong>1.2</strong> Obwohl dem Gericht bislang keine schriftliche Vollmacht vorliegt, ist gem&#228;&#223; &#167; 73 Abs. 6 Satz 5 Sozialgerichtsgesetz (SGG) einstweilen von einer wirksamen Bevollm&#228;chtigung des die Kl&#228;ger vertretenden Rechtsanwalts auszugehen. Das Gericht hat einen Mangel der Vollmacht nur dann von Amts wegen zu ber&#252;cksichtigen, wenn als Bevollm&#228;chtigter kein Rechtsanwalt auftritt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_68\">68</a></dt>\n<dd><p><strong>1.3</strong> Die Kl&#228;ger sind klagebefugt im Sinne von &#167; 54 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2 Satz 1 SGG, da sie geltend machen, durch den angefochtenen Verwaltungsakt in ihren Rechten verletzt zu sein.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_69\">69</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4</strong> Die kombinierte Anfechtungs- und Leistungsklage, mit der die Kl&#228;ger die Aufhebung des Bescheids vom 15.12.2015 in Gestalt des Widerspruchsbescheids vom 26.01.2016 und die Zahlung von Geldleistungen nach dem SGB II verlangen, ist nach &#167;&#167; 54 Abs. 4, 56 SGG statthaft. Der Streitgegenstand wurde im Sinne des &#167; 92 Abs. 1 Satz 1 SGG hinreichend bestimmt. Eine exakte Bezifferung des geltend gemachten Anspruchs ist nicht erforderlich. &#167; 92 Abs. 1 Satz 3 SGG enth&#228;lt hinsichtlich der Bestimmtheit des Antrags lediglich eine Sollvorschrift. Aus dem systematischen Zusammenhang mit der Regelung zum Grundurteil in &#167; 130 Abs. 1 Satz 1 SGG ergibt sich zudem, dass bei Geldleistungen keine Bezifferung des Antrags erfolgen muss. Nach &#167; 130 Abs. 1 Satz 1 SGG kann zur Leistung nur dem Grunde nach verurteilt werden, wenn gem&#228;&#223; &#167; 54 Abs. 4 SGG oder &#167; 54 Abs. 5 SGG eine Leistung in Geld begehrt wird, auf die ein Rechtsanspruch besteht. Aus der Befugnis des Gerichts, ein Grundurteil zu erlassen, folgt die Statthaftigkeit einer entsprechenden unbezifferten Antragstellung. Im &#220;brigen l&#228;sst sich das kl&#228;gerische Begehren in hinreichender Bestimmtheit dem Vorbringen in der Klageschrift, in dem vorangegangenen Widerspruchsverfahren und im vorangegangenen Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes entnehmen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_70\">70</a></dt>\n<dd><p><strong>1.5</strong> Der f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit der gegen&#252;ber der reinen Leistungsklage nach &#167; 54 Abs. 5 SGG vorrangigen Anfechtungs- und Leistungsklage erforderliche Ausgangsverwaltungsakt (vgl. BSG, Urteil vom 21.03.2006 &#8211; B 2 U 24/04 R &#8211; Rn. 24) liegt auch bez&#252;glich der Kl&#228;gerinnen zu 2 und 3 vor. Der angefochtene Verwaltungsakt vom 15.12.2015 ist bei verst&#228;ndiger W&#252;rdigung an alle drei Kl&#228;ger gerichtet. Zwar wird sowohl in der Anrede als auch im weiteren Text nur der Kl&#228;ger zu 1 direkt angesprochen, auch soweit auf seinen Antrag Bezug genommen wird. Allerdings l&#228;sst sich dem Satz &#8222;Demnach sind Sie und Ihre Familienangeh&#246;rigen von Leistungen nach dem SGB II ausgeschlossen&#8220; mit hinreichender Deutlichkeit entnehmen, dass der Leistungsantrag f&#252;r alle drei Kl&#228;ger abgelehnt wurde. Der nur abstrakt umschriebene, abgesehen vom Kl&#228;ger zu 1 nicht namentlich genannte Adressatenkreis erschlie&#223;t sich hinreichend bestimmt (&#167; 33 Abs. 1 Zehntes Buch Sozialgesetzbuch &#8211; SGB X) aus der vorangegangenen Antragstellung aller drei Kl&#228;ger und aus deren Lebensumst&#228;nden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_71\">71</a></dt>\n<dd><p>Der Bescheid ist auch gegen&#252;ber allen Kl&#228;gern wirksam bekanntgegeben worden (&#167; 37 Abs. 1 SGB X). Auch diesbez&#252;glich ist es unsch&#228;dlich, dass der Bescheid in der Anrede nur an den Kl&#228;ger zu 1 gerichtet war, da der Bescheid an die gemeinsame Wohnadresse &#252;bersandt wurde, der Verwaltungsakt aus dem Bescheidtext hinreichend deutlich erkennbar auch an die Kl&#228;gerin zu 2 gerichtet war und zudem in Folge der Umst&#228;nde der Antragstellung und der nachfolgenden Widerspruchs- und Klageerhebung auch durch die Kl&#228;gerin zu 2 von einer Bevollm&#228;chtigung des Kl&#228;gers zu 1 durch die Kl&#228;gerin zu 2 ausgegangen werden kann (vgl.<em>Aubel</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB II, 4. Auflage 2015, &#167; 38 Rn. 40, Stand 10.03.2015). Auf eine gem&#228;&#223; &#167; 38 Abs. 1 Satz 1 SGB II nur f&#252;r die Antragstellung und die Entgegennahme von Leistungen geltende Vertretungsvermutung kommt es daher nicht an (f&#252;r die Erstreckung der Vermutungswirkung u.a. auch auf die Entgegennahme von ablehnenden Bescheiden z.B. <em>Schoch</em> in: LPK-SGB II, &#167; 38 Rn. 19, 5. Auflage 2013).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_72\">72</a></dt>\n<dd><p>Selbst wenn jedoch angenommen w&#252;rde, dass gegen&#252;ber den Kl&#228;gerinnen zu 2 und 3 noch keine Entscheidung &#252;ber den Leistungsantrag durch den Beklagten vorliegt und die kombinierten Anfechtungs- und Leistungsklagen der Kl&#228;gerinnen in Folge dessen als unzul&#228;ssig angesehen w&#252;rden, f&#252;hrte dies nicht zu einem Wegfall der Entscheidungserheblichkeit der Vorlagefragen, weil beide jedenfalls auch f&#252;r die vom Kl&#228;ger zu 1 gestellten Klageantr&#228;ge von entscheidungserheblicher Bedeutung sind.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_73\">73</a></dt>\n<dd><p><strong>1.6</strong> Zul&#228;ssiger Streitgegenstand ist zun&#228;chst der Bescheid vom 15.12.2015 in Gestalt des Widerspruchsbescheids vom 26.01.2016 (&#167; 95 SGG). In zeitlicher Hinsicht ist der Streitgegenstand vorerst und vorbehaltlich einer zuk&#252;nftigen Begrenzung des Antrags auf den letzten m&#252;ndlichen Verhandlungstag der Tatsacheninstanzen begrenzt (BSG, Urteil vom 22.03.2012 &#8211; B 4 AS 99/11 R &#8211; Rn. 11). Zum Zeitpunkt des Vorlagebeschlusses der Kammer ist dies der 18.04.2016. Dass f&#252;r den zukunftsoffenen streitgegenst&#228;ndlichen Zeitraum der Sachverhalt naturgem&#228;&#223; noch nicht abschlie&#223;end aufgekl&#228;rt ist, stellt kein Zul&#228;ssigkeitshindernis f&#252;r das Vorlageverfahren nach Art. 100 Abs. 1 Satz 1 GG dar, weil sich die Frage nach der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit der entscheidungserheblichen Normen jedenfalls f&#252;r den bereits zur&#252;ckliegenden Zeitraum stellt (vgl. BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 129).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_74\">74</a></dt>\n<dd><p><strong>1.7</strong> Gem&#228;&#223; &#167; 75 Abs. 5 SGG kommt auch eine Verurteilung des beigeladenen Sozialhilfetr&#228;gers zur Zahlung von Leistungen nach dem 3. Kapitel des SGB XII in Betracht (vgl. BSG Urteil vom 20.01.2016 &#8211; B 14 AS 35/15 R; BSG, Urteil vom 17.03.2016 &#8211; B 4 AS 32/15 R). Insoweit w&#228;re auch der Ablehnungsbescheid der Beigeladenen vom 06.01.2016 Gegenstand des Verfahrens. Auf Grund der fristgerechten Erhebung des Widerspruchs durch die Kl&#228;ger am 19.01.2016 ist bislang keine Bestandskraft eingetreten. Der Abschluss des Vorverfahrens ist insoweit keine Sachurteilsvoraussetzung (vgl. <em>Gro&#223;</em> in L&#252;dtke, SGG, &#167; 75 Rn. 16, 4. Auflage 2012).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_75\">75</a></dt>\n<dd><p><strong>2.</strong> Die Kl&#228;ger erf&#252;llen abgesehen von den den Gegenstand der Vorlagefragen bildenden Ausschlussregelungen des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II (f&#252;r die Zeit ab dem 24.11.2015) und &#167; 7 Abs. 5 SGB II (bei dem Kl&#228;ger zu 1 f&#252;r den Zeitraum vom 01.11.2015 bis zum 18.11.2015) alle Anspruchsvoraussetzungen f&#252;r die Gew&#228;hrung von Leistungen nach dem SGB II.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_76\">76</a></dt>\n<dd><p><strong>2.1 </strong>Der Kl&#228;ger zu 1 und die Kl&#228;gerin zu 2 sind &#8211; vorbehaltlich der hier verfahrensgegenst&#228;ndlichen Ausschlussregelung des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II &#8211; erwerbsf&#228;hige Leistungsberechtigte im Sinne des &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 SGB II. Beide sind &#228;lter als 15 Jahre und haben die f&#252;r beide Kl&#228;ger nach &#167; 7a Satz 2 SGB II ma&#223;gebliche Altersgrenze von 67 Jahren noch nicht erreicht. Die Kl&#228;gerin zu 3 hat das 15. Lebensjahr noch nicht vollendet und kann deshalb nur in Abh&#228;ngigkeit einer grunds&#228;tzlichen Leistungsberechtigung ihrer Eltern einen Anspruch auf Sozialgeld nach Ma&#223;gabe des &#167; 7 Abs. 2 SGB II haben.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_77\">77</a></dt>\n<dd><p><strong>2.2</strong> Der Kl&#228;ger zu 1 und die Kl&#228;gerin zu 2 haben ihren gew&#246;hnlichen Aufenthalt im Bundesgebiet (&#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 SGB II). Gem&#228;&#223; &#167; 30 Abs. 3 Satz 2 Erstes Buch Sozialgesetzbuch (SGB I) hat jemand seinen gew&#246;hnlichen Aufenthalt dort, wo er sich unter Umst&#228;nden aufh&#228;lt, die erkennen lassen, dass er an diesem Ort oder in diesem Gebiet nicht nur vor&#252;bergehend verweilt. Die Kl&#228;ger leben in Mainz. Anhaltspunkte daf&#252;r, dass sich die Kl&#228;ger nur vor&#252;bergehend in Deutschland aufhalten k&#246;nnten, sind nicht erkennbar. Die aktuellen Aufenthaltstitel sind bis zum 22.05.2017 befristet. F&#252;r die Frage des gew&#246;hnlichen Aufenthalts kommt es auf aufenthaltsrechtliche Aspekte im &#220;brigen nicht an (BSG, Urteil vom 30.01.2013 &#8211; B 4 AS 54/12 R &#8211; Rn. 18 f.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_78\">78</a></dt>\n<dd><p><strong>2.3</strong> Der Kl&#228;ger zu 1 hat den nach &#167; 37 Abs. 1 Satz 1 SGB II erforderlichen Antrag gestellt. Der Antrag vom 26.11.2015 wirkt gem&#228;&#223; &#167; 37 Abs. 2 Satz 2, Satz 3 SGB II im Hinblick auf die begehrten Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts auf den 01.11.2015 zur&#252;ck. Die Antragstellung wirkt gem&#228;&#223; &#167; 38 Abs. 1 Satz 1 SGB II auch zu Gunsten der Kl&#228;gerinnen zu 2 und 3.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_79\">79</a></dt>\n<dd><p><strong>2.4</strong> Der Kl&#228;ger zu 1 und die Kl&#228;gerin zu 2 sind erwerbsf&#228;hig im Sinne des &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 SGB II, insbesondere ist beiden die Aufnahme einer Besch&#228;ftigung als Nebenbestimmung zur Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 16 Abs. 4 Aufenthaltsgesetz (AufenthG) bzw. &#167; 30 AufenthG erlaubt (&#167; 8 Abs. 2 Satz 1 SGB II).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_80\">80</a></dt>\n<dd><p><strong>2.5</strong> Die Kl&#228;ger sind f&#252;r den gr&#246;&#223;eren Teil des bisherigen streitgegenst&#228;ndlichen Zeitraums hilfebed&#252;rftig im Sinne des &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 SGB II. Hilfebed&#252;rftigkeit liegt gem&#228;&#223; &#167; 9 Abs. 1 SGB II vor, wenn jemand seinen eigenen Lebensunterhalt und den Lebensunterhalt der mit ihm in einer Bedarfsgemeinschaft lebenden Personen nicht oder nicht ausreichend aus eigenen Kr&#228;ften und Mitteln, insbesondere aus dem zu ber&#252;cksichtigenden Einkommen und Verm&#246;gen, sichern kann und die n&#246;tige Hilfe nicht von anderen erh&#228;lt. In Folge der Einkommens- und Verm&#246;genszurechnungsregelung des &#167; 9 Abs. 2 Satz 3 SGB II, nach der jede Person der Bedarfsgemeinschaft im Verh&#228;ltnis des eigenen Bedarfs zum Gesamtbedarf als hilfebed&#252;rftig gilt, sofern der gesamte Bedarf nicht aus eigenen Kr&#228;ften und Mitteln gedeckt ist (&#8222;horizontale Berechnungsmethode&#8220;), kommt es f&#252;r die Entscheidungserheblichkeit der Vorlagefragen nur darauf an, dass der Gesamtbedarf der Kl&#228;ger durch Einkommen oder Verm&#246;gen der Kl&#228;ger zu irgendeinem Zeitpunkt in den streiterheblichen Zeitr&#228;umen nicht vollst&#228;ndig gedeckt war.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_81\">81</a></dt>\n<dd><p>Im Hinblick auf die erste Vorlagefrage ist diesbez&#252;glich der Zeitraum vom 24.11.2015 bis zum 18.04.2016 relevant, weil der Kl&#228;ger zu 1 seit dem 24.11.2015 &#252;ber ein Aufenthaltsrecht zum Zweck der Arbeitsuche nach &#167; 16 Abs. 4 AufenthG verf&#252;gt. F&#252;r die zweite Vorlagefrage ist der Zeitraum vom 01.11.2015 bis zum 18.11.2015 von Bedeutung, weil der Kl&#228;ger zu 1 am 18.11.2015 sein Studium abgeschlossen hat.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_82\">82</a></dt>\n<dd><p>Die Voraussetzung des &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 SGB II ist im vorliegenden Fall zeitweise erf&#252;llt, weil dem Gesamtbedarf der Kl&#228;ger zum Lebensunterhalt jedenfalls in der Zeit vom 01.11.2015 bis zum 31.01.2016 und vom 01.03.2016 bis zum 31.03.2016 kein Einkommen oder Verm&#246;gen gegen&#252;berstand, das den Bedarf vollst&#228;ndig h&#228;tte decken k&#246;nnen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_83\">83</a></dt>\n<dd><p><strong>2.5.1</strong> Bei dem Kl&#228;ger zu 1 und bei der Kl&#228;gerin zu 2 ist jeweils f&#252;r die Zeit vom 01.11.2015 bis zum 31.12.2015 von einem Regelbedarf zur Sicherung des Lebensunterhalts in H&#246;he von 360 Euro monatlich (&#167; 20 Abs. 4 SGB II i.V.m. der Bekanntmachung &#252;ber die H&#246;he der Regelbedarfe nach &#167; 20 Absatz 5 des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch f&#252;r die Zeit ab 1. Januar 2015 vom 15.10.2014 (BGBl. Teil I S. 1620) auszugehen, f&#252;r die Zeit ab dem 01.01.2016 von einem Regelbedarf in H&#246;he von 364 Euro monatlich (&#167; 20 Abs. 4 SGB II i.V.m. der Bekanntmachung &#252;ber die H&#246;he der Regelbedarfe nach &#167; 20 Absatz 5 des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch f&#252;r die Zeit ab 1. Januar 2016 vom 22.10.2015 (BGBl. Teil I S. 1792)), da sie als Partner miteinander in einer Bedarfsgemeinschaft im Sinne des &#167; 7 Abs. 3 Nr. 3 a) SGB II leben und das 18. Lebensjahr vollendet haben.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_84\">84</a></dt>\n<dd><p>Bei der Kl&#228;gerin zu 3 ist f&#252;r die Zeit vom 01.11.2015 bis zum 31.12.2015 von einem Regelbedarf zur Sicherung des Lebensunterhalts in H&#246;he von 234 Euro monatlich (&#167; 23 Nr. 1 SGB II i.V.m. der Bekanntmachung &#252;ber die H&#246;he der Regelbedarfe nach &#167; 20 Absatz 5 des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch f&#252;r die Zeit ab 1. Januar 2015 vom 15.10.2014 (BGBl. Teil I S. 1620)) auszugehen, f&#252;r die Zeit ab dem 01.01.2016 von einem Regelbedarf in H&#246;he von 237 Euro monatlich (&#167; 23 Nr. 1 SGB II i.V.m. der Bekanntmachung &#252;ber die H&#246;he der Regelbedarfe nach &#167; 20 Absatz 5 des Zweiten Buches Sozialgesetzbuch f&#252;r die Zeit ab 1. Januar 2016 vom 22.10.2015 (BGBl. Teil I S. 1792)), da sie das 6. Lebensjahr noch nicht vollendet hat.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_85\">85</a></dt>\n<dd><p>Dar&#252;ber hinaus ist von einem Gesamtbedarf f&#252;r Unterkunft und Heizung nach &#167;&#167; 19 Abs. 1 Satz 3, 22 Abs. 1 Satz 1 SGB II in H&#246;he von 450 Euro &#8211; nachgewiesen durch Mietvertrag, Mietbescheinigung und Abbuchungen auf Kontoausz&#252;gen &#8211; monatlich auszugehen. Ob der Unterkunfts- und Heizungsbedarf richtigerweise nach Ma&#223;gabe der mietvertraglichen gesamtschuldnerischen Verpflichtung h&#228;lftig (je 225 Euro) zwischen dem Kl&#228;ger zu 1 und der Kl&#228;gerin zu 2 (so SG Mainz, Vorlagebeschluss vom 12.12.2014 &#8211; S 3 AS 130/14 &#8211; Rn. 289 ff.) oder nach dem Kopfteilprinzip zu je einem Drittel (je 150 Euro) zwischen allen Bedarfsgemeinschaftsmitgliedern aufzuteilen ist (so z.B. BSG, Urteil vom 23.11.2006 &#8211; B 11b AS 1/06 R &#8211; Rn. 28 f.; BSG, Urteil vom 31.10.2007 &#8211; B 14/11b AS 7/07 R &#8211; Rn. 19; BSG, Urteil vom 23.05.2013 &#8211; B 4 AS 67/12 R &#8211; Rn. 19), spielt f&#252;r die Entscheidungserheblichkeit der Vorlagefragen keine Rolle, weil sich der Gesamtbedarf hierdurch nicht &#228;ndert. Die Frage, ob die Aufwendungen der Kl&#228;ger f&#252;r Unterkunft und Heizung angemessen im Sinne des &#167; 22 Abs. 1 Satz 1 Halbsatz 2 SGB II sind, kann vorliegend offenbleiben, da die Kl&#228;ger mangels Kostensenkungsaufforderung jedenfalls keine Kostensenkungsobliegenheit trifft und daher die Kosten nach &#167; 22 Abs. 1 Satz 3 SGB II bis auf Weiteres unabh&#228;ngig von ihrer Angemessenheit in tats&#228;chlicher H&#246;he zu ber&#252;cksichtigen sind. Die Frage, ob &#167; 22 Abs. 1 Satz 1 Halbsatz 2 SGB II verfassungswidrig ist (vgl. SG Mainz, Vorlagebeschl&#252;sse vom 12.12.2014 &#8211; S 3 AS 130/14 und S 3 AS 370/14), ist daher im vorliegenden Verfahren nicht entscheidungserheblich.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_86\">86</a></dt>\n<dd><p>Bei dem Kl&#228;ger zu 1 ist somit f&#252;r den Zeitraum vom 01.11.2015 bis zum 31.12.2015 ein monatlicher Gesamtbedarf in H&#246;he von 585 Euro und f&#252;r die Zeit ab dem 01.01.2016 in H&#246;he von 589 Euro auszugehen. Bei einer Ber&#252;cksichtigung der Unterkunftsbedarfe nach Kopfteilen l&#228;ge der Gesamtbedarf bei 510 Euro f&#252;r den Zeitraum vom 01.11.2015 bis zum 31.12.2015 und bei 514 Euro ab dem 01.01.2016. Entsprechendes gilt f&#252;r die Kl&#228;gerin zu 2.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_87\">87</a></dt>\n<dd><p>Bei der Kl&#228;gerin zu 3 ist der individuelle Gesamtbedarf mit dem Regelbedarf identisch, so dass f&#252;r die Zeit vom 01.11.2015 bis zum 31.12.2015 von einem Bedarf von 234 Euro monatlich und f&#252;r die Zeit ab dem 01.01.2016 von einem Bedarf von 237 Euro auszugehen ist. Bei Zugrundelegung der &#8222;Kopfteilmethode&#8220; erg&#228;be sich allerdings ein weiterer Bedarf nach &#167; 22 Abs. 1 Satz 1 SGB II in H&#246;he von 150 Euro monatlich, somit ein monatlicher individueller Gesamtbedarf von 384 Euro bzw. 387 Euro.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_88\">88</a></dt>\n<dd><p>F&#252;r die aus dem Kl&#228;ger zu 1 und der Kl&#228;gerin zu 2 (&#167; 7 Abs. 3 Nr. 1 SGB II und &#167; 7 Abs. 3 Nr. 3 a) SGB II) sowie der Kl&#228;gerin zu 3 (&#167; 7 Abs. 3 Nr. 4 SGB II) bestehende Bedarfsgemeinschaft ist somit f&#252;r den Zeitraum vom 01.11.2015 bis zum 31.12.2015 ein Gesamtbedarf in H&#246;he von 1.404 Euro monatlich, f&#252;r die Zeit ab dem 01.01.2016 in H&#246;he von 1.415 Euro zu Grunde zu legen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_89\">89</a></dt>\n<dd><p><strong>2.5.2</strong> Verm&#246;gen haben die Kl&#228;ger zur Bedarfsdeckung nicht einzusetzen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_90\">90</a></dt>\n<dd><p>Nach &#167; 12 Abs. 1 SGB II sind als Verm&#246;gen alle verwertbaren Verm&#246;gensgegenst&#228;nde zu ber&#252;cksichtigen. Gem&#228;&#223; &#167; 12 Abs. 2 SGB II sind vom verwertbaren Verm&#246;gen jedoch Freibetr&#228;ge abzusetzen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_91\">91</a></dt>\n<dd><p>Zu Beginn des streitgegenst&#228;ndlichen Zeitraums am 01.11.2015 verf&#252;gte der Kl&#228;ger zu 1 &#252;ber einen positiven Saldo von 3.510,83 Euro auf seinem Girokonto. Die Kl&#228;gerin zu 2 verf&#252;gte auf ihrem Girokonto &#252;ber einen positiven Saldo von 1.183,32 Euro. Hinzu kommt nach den Angaben des Kl&#228;gers zu 1 zum Zeitpunkt der Antragstellung ein Bargeldbetrag von ca. 1.500 Euro, so dass f&#252;r den ma&#223;geblichen Zeitpunkt des Beginns des potenziellen Bewilligungszeitraums (vgl. <em>Rad&#252;ge</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB II, 4. Auflage 2015, &#167; 12 Rn. 41, Stand 08.09.2015) am 01.11.2015 von einem Gesamtverm&#246;gen der Kl&#228;ger in H&#246;he von ca. 4.700 Euro auszugehen ist.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_92\">92</a></dt>\n<dd><p>Die kurz vor Beginn des streitgegenst&#228;ndlichen Zeitraums erfolgten gr&#246;&#223;eren Verm&#246;gensverschiebungen sind anhand der Erkl&#228;rungen des Kl&#228;gers zu 1 nachvollziehbar. Durch die Nachzahlung von Kindergeld in H&#246;he von 1.128 Euro am 28.09.2015 und von Elterngeld in H&#246;he von 1.500 Euro am 01.10.2015 war der Kl&#228;ger zu 1 im Oktober 2015 dazu in der Lage, Herrn &#8230;kurzfristig einen Geldbetrag in H&#246;he von ca. 3.250 Euro zu leihen, den er noch im gleichen Monat zur&#252;ckerhielt. Der Vorgang l&#228;sst sich anhand der Kontoausz&#252;ge des Kl&#228;gers zu 1 und der Kl&#228;gerin zu 2 und der Erl&#228;uterungen des Kl&#228;gers zu 1 nachvollziehen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_93\">93</a></dt>\n<dd><p>Als Verm&#246;gensfreibetrag ist gemeinsam f&#252;r den Kl&#228;ger zu 1 und die Kl&#228;gerin zu 2 ein Betrag von 9.900 Euro, ab Februar 2016 von 10.050 Euro zu ber&#252;cksichtigen. Dieser errechnet sich aus dem Grundfreibetrag f&#252;r den Kl&#228;ger zu 1 von 4.650 Euro bzw. 4.800 Euro gem&#228;&#223; &#167; 12 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 SGB II (31 bzw. 32 Lebensjahre x 150 Euro), aus dem Grundfreibetrag f&#252;r die Kl&#228;gerin zu 2 in H&#246;he von 3.750 Euro (25 Lebensjahre x 150 Euro) und dem jeweiligen Anschaffungsfreibetrag von 750 Euro gem&#228;&#223; &#167; 12 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 SGB II, zusammen 1.500 Euro.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_94\">94</a></dt>\n<dd><p>Das Verm&#246;gen des Kl&#228;gers zu 1 und der Kl&#228;gerin zu 2 lag demnach zu Beginn des Bewilligungszeitraums am 01.11.2015 deutlich unter der ma&#223;geblichen Verm&#246;gensfreigrenze. Daher kann vorliegend offenbleiben, ob der Anschaffungsfreibetrag f&#252;r die Kl&#228;gerin zu 3 in H&#246;he von weiteren 750 Euro ebenfalls bei dem Verm&#246;gen des Kl&#228;gers zu 1 und der Kl&#228;gerin zu 2 zu ber&#252;cksichtigen ist (so <em>Geiger</em> in LPK-SGB II, &#167; 12 Rn. 35, 5. Auflage 2013), da das Gesamtverm&#246;gen der Kl&#228;ger am 01.11.2015 und in der Folgezeit stets unter dem jedenfalls anzusetzenden Freibetrag von 9.900 Euro bzw. 10.050 Euro lag. Der Grundfreibetrag der Kl&#228;gerin zu 3 nach &#167; 12 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1a SGB II in H&#246;he von weiteren 3.100 Euro spielt mangels eigenem Verm&#246;gen der Kl&#228;gerin zu 3 keine Rolle.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_95\">95</a></dt>\n<dd><p>In Folge der R&#252;ckwirkung des Antrags auf den 01.11.2015 sind nach diesem Zeitpunkt durch die Kl&#228;ger erzielte Verm&#246;genszuw&#228;chse im jeweiligen Zuflussmonat als Einkommen im Sinne des &#167; 11 SGB II zu behandeln. Der kumulierte Verm&#246;gensfreibetrag des Kl&#228;gers zu 1 und der Kl&#228;gerin zu 2 wurde durchgehend seit dem 01.11.2015 bis mindestens zum 31.03.2016 deutlich unterschritten.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_96\">96</a></dt>\n<dd><p><strong>2.5.3</strong> Die Kl&#228;ger verf&#252;gen jedoch &#252;ber anzurechnendes Einkommen im Sinne des &#167; 11 Abs. 1 Satz 1 SGB II, das den Bedarf mindert und zeitweilig vollst&#228;ndig deckt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_97\">97</a></dt>\n<dd><p>Als Einkommen zu ber&#252;cksichtigen ist f&#252;r den Monat November 2015 das Arbeitsentgelt aus der Besch&#228;ftigung des Kl&#228;gers zu 1 in H&#246;he von 807,20 Euro. Hiervon ist ein Freibetrag nach &#167; 11b Abs. 2 Satz 1 SGB II in H&#246;he von 100 Euro abzusetzen und nach &#167; 11b Abs. 3 Satz 2 Nr. 1 SGB II ein weiterer Freibetrag in H&#246;he von 141,44 Euro, mithin ein Gesamtfreibetrag von 241,44 Euro. Hieraus ergibt sich ein anzurechnendes Einkommen aus Erwerbst&#228;tigkeit in H&#246;he von 665,76 Euro. Hinzu kommt &#8211; vorbehaltlich einer abweichenden abschlie&#223;enden rechtlichen W&#252;rdigung &#8211; die Zahlung von 175 Euro durch Frau &#8230;. am 11.11.2015, so dass sich f&#252;r den Zeitraum vom 01.11.2015 bis zum 30.11.2015 ein anzurechnendes Gesamteinkommen des Kl&#228;gers zu 1 von 840,76 Euro errechnet. Das Einkommen der Kl&#228;gerin zu 2 aus Kindergeld ist nach &#167; 11 Abs. 1 Satz 4 SGB II in H&#246;he von 188 Euro vollst&#228;ndig bei der Kl&#228;gerin zu 3 anzurechnen, da es zur Sicherung des Lebensunterhalts der Kl&#228;gerin zu 3 ben&#246;tigt wird. Das insgesamt somit maximal zu ber&#252;cksichtigende Einkommen von 1.028,76 Euro reicht zur Deckung des Gesamtbedarfs von 1.404 Euro nicht aus.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_98\">98</a></dt>\n<dd><p>Im Monat Dezember 2015 ist als Einkommen die an den Kl&#228;ger zu 1 gezahlte Verg&#252;tung in H&#246;he von 203,42 Euro zu ber&#252;cksichtigen. Nach Abzug des Freibetrags nach &#167; 11b Abs. 2 Satz 1 SGB II in H&#246;he von 100 Euro und des Freibetrags nach &#167; 11b Abs. 3 Satz 2 Nr. 1 SGB II in H&#246;he von 20,68 Euro verbleibt ein anzurechnendes Einkommen von 82,74 Euro. Weitere Einnahmen hatten die Kl&#228;ger in diesem Monat nicht, insbesondere wurde in diesem Monat kein Kindergeld ausgezahlt. Das Einkommen reicht zur Deckung des Gesamtbedarfs von 1.404 Euro nicht aus.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_99\">99</a></dt>\n<dd><p>Als Einkommen des Kl&#228;gers zu 1 f&#252;r den Monat Januar 2016 ist zun&#228;chst die Verg&#252;tung in H&#246;he von 291,31 Euro zu ber&#252;cksichtigen. Nach Abzug des Freibetrags nach &#167; 11b Abs. 2 Satz 1 SGB II in H&#246;he von 100 Euro und des Freibetrags nach &#167; 11b Abs. 3 Satz 2 Nr. 1 SGB II in H&#246;he von 38,26 Euro verbleibt ein anzurechnendes Einkommen von 153,05 Euro. Im Monat Januar 2016 ist dar&#252;ber hinaus die Zahlung von Kindergeld in H&#246;he von 566 Euro als Einkommen zu ber&#252;cksichtigen. Der Bedarf der Kl&#228;gerin zu 3 (237 Euro bzw. 387 Euro) wird hierdurch gem&#228;&#223; der Zuordnungsregel des &#167; 11 Abs. 1 Satz 4 SGB II vollst&#228;ndig gedeckt, so dass die Kl&#228;gerin zu 3 f&#252;r den Zeitraum vom 01.01.2016 bis zum 31.01.2016 keinen Anspruch auf Sozialgeld hat. Der Differenzbetrag von 329 Euro (179 Euro) ist als Einkommen der Kl&#228;gerin zu 2 nach Abzug der Versicherungspauschale von 30 Euro nach &#167; 6 Abs. 1 Nr. 1 Arbeitslosengeld II/Sozialgeld-Verordnung (Alg II-V) in H&#246;he von 299 Euro (149 Euro) zu ber&#252;cksichtigen. Das zur Anrechnung bei dem Kl&#228;ger zu 1 und der Kl&#228;gerin zu 2 insgesamt zu ber&#252;cksichtigende Einkommen in H&#246;he von 452,05 (302,05 Euro) reicht zur Deckung des Bedarfs des Kl&#228;gers zu 1 und der Kl&#228;gerin zu 2 in H&#246;he von zusammen 1.178 Euro (1.028 Euro) nicht aus.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_100\">100</a></dt>\n<dd><p>Im Monat Februar 2016 ist als Einkommen des Kl&#228;gers zu 1 Arbeitslosengeld I in H&#246;he von 1.571,40 Euro als laufende Einnahme im Sinne des &#167; 11 Abs. 2 Satz 1 SGB II zu ber&#252;cksichtigen. F&#252;r die Qualifizierung einer Einnahme als laufende Einnahme reicht es aus, wenn sie in einem Gesamtbetrag erbracht wird, aber nach dem zu Grunde liegenden Rechtsgrund regelm&#228;&#223;ig zu erbringen gewesen w&#228;re (BSG, Urteil vom 24.04.2015 &#8211; B 4 AS 32/14 R &#8211; Rn. 16). Dies ist vorliegend der Fall, weil dem Kl&#228;ger zu 1 im Februar 2016 Arbeitslosengeld f&#252;r insgesamt drei Monate ausgezahlt wurde. Nach &#167; 11 Abs. 2 Satz 1 SGB II ist das im Februar 2016 ausgezahlte Arbeitslosengeld daher vollst&#228;ndig und ausschlie&#223;lich im Februar 2016 als Einkommen auf den Bedarf der Kl&#228;ger anzurechnen. Eine Versicherungspauschale nach &#167; 6 Abs. 1 Nr. 1 Alg II-V ist nicht abzusetzen, weil bei dem Kl&#228;ger zu 1 im Februar 2016 auch Einnahmen aus Erwerbst&#228;tigkeit in H&#246;he von 166,35 Euro zu ber&#252;cksichtigen sind. Hiervon ist ein Freibetrag nach &#167; 11b Abs. 2 Satz 1 SGB II in H&#246;he von 100 Euro abzusetzen und nach &#167; 11b Abs. 3 Satz 2 Nr. 1 SGB II ein weiterer Freibetrag in H&#246;he von 13,27 Euro, folglich ein Gesamtfreibetrag von 113,27 Euro. Hieraus ergibt sich ein anzurechnendes Einkommen aus Erwerbst&#228;tigkeit in H&#246;he von 53,08 Euro. Der Erwerbst&#228;tigenfreibetrag nach &#167; 11b Abs. 2 Satz 1 SGB II enth&#228;lt bereits den Absetzbetrag f&#252;r Beitr&#228;ge zu &#246;ffentlichen oder privaten Versicherungen nach &#167; 11b Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 SGB II, so dass f&#252;r eine zus&#228;tzliche Heranziehung der Versicherungspauschale nach &#167; 6 Abs. 1 Nr. 1 Alg II-V bei den Einnahmen aus Arbeitslosengeld kein Raum bleibt. Des Weiteren ist im Februar 2016 bei der Kl&#228;gerin zu 3 Einkommen aus Kindergeld in H&#246;he von 190 Euro zu ber&#252;cksichtigen. Die Auszahlung von Leistungen der Hilfe zum Lebensunterhalt durch die Beigeladene in H&#246;he von 1.102,58 Euro im Februar 2016 ist bei der Einkommensanrechnung nicht zu ber&#252;cksichtigen, da diese in Ausf&#252;hrung der Verpflichtung zur vorl&#228;ufigen Leistung durch den Beschluss des SG Mainz vom 27.01.2016 (S 11 AS 7/16 ER) erfolgte. Das anzurechnende Gesamteinkommen betr&#228;gt somit 1.814,48 Euro. Der Gesamtbedarf der Kl&#228;ger in H&#246;he von 1.415 Euro ist durch das Einkommen der Kl&#228;ger im Februar 2016 daher gedeckt. Da es sich bei s&#228;mtlichen im Monat Februar 2016 zuflie&#223;enden Einnahmen (Arbeitslosengeld, Arbeitsentgelt, Kindergeld) um laufende Einnahmen im Sinne des &#167; 11 Abs. 2 Satz 1 SGB II handelt, ist das Einkommen trotz Bedarfsdeckung nicht nach &#167; 11 Abs. 3 Satz 3 SGB II &#252;ber einen Zeitraum von sechs Monaten gleichm&#228;&#223;ig zu verteilen (vgl. <em>S&#246;hngen</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB II, 4. Auflage 2015, &#167; 11, Rn. 70.2, Stand 28.12.2015). Die rechnerische Bedarfsdeckung f&#252;hrt vielmehr dazu, dass die Kl&#228;ger f&#252;r den Zeitraum vom 01.02.2016 bis zum 29.02.2016 mangels Hilfebed&#252;rftigkeit unabh&#228;ngig von der ersten Vorlagefrage keinen Anspruch auf Leistungen nach dem SGB II haben.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_101\">101</a></dt>\n<dd><p>Im Monat M&#228;rz 2016 ist als Einkommen des Kl&#228;gers zu 1 Arbeitslosengeld I in H&#246;he von 523,80 Euro zu ber&#252;cksichtigen. Weiter erhielt der Kl&#228;ger eine Verg&#252;tung in H&#246;he von 166,35 Euro. Hiervon ist ein Freibetrag nach &#167; 11b Abs. 2 Satz 1 SGB II in H&#246;he von 100 Euro abzusetzen und nach &#167; 11b Abs. 3 Satz 2 Nr. 1 SGB II ein weiterer Freibetrag in H&#246;he von 13,27 Euro, folglich ein Gesamtfreibetrag von 113,27 Euro. Hieraus ergibt sich ein anzurechnendes Einkommen aus Erwerbst&#228;tigkeit in H&#246;he von 53,08 Euro. Die Kl&#228;gerin zu 2 erhielt eine Kindergeldzahlung in H&#246;he von 190 Euro. Das anzurechnende Gesamteinkommen von 766,88 Euro reicht zur Deckung des Gesamtbedarfs von 1.415 Euro nicht aus.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_102\">102</a></dt>\n<dd><p><strong>2.5.4</strong> Das Gericht hat keine Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die Kl&#228;ger entgegen ihrer Erkl&#228;rung seit dem 01.11.2015 weitere Einnahmen aus anderen Quellen gehabt haben k&#246;nnten.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_103\">103</a></dt>\n<dd><p>Der Kl&#228;ger zu 1 hat insbesondere glaubhaft versichert, dass er zu keinem Zeitpunkt Zahlungen von Frau &#8230;.. erhalten hat. Darauf, ob die Verpflichtungserkl&#228;rung vom 06.10.2011 &#8211; die sich ohnehin nur auf den Kl&#228;ger zu 1 bezieht &#8211; weiterhin Bestand hat oder beispielsweise auf Grund des Wechsels des Aufenthaltszwecks mit dem Ende des Studiums zwischenzeitlich entfallen ist (vgl. BVerwG, Urteil vom 24.11.1998 &#8211; 1 C 33/97 &#8211; Rn. 34), kommt es daher vorliegend nicht an. Im &#220;brigen verschafft eine Verpflichtungserkl&#228;rung nach &#167; 68 Abs. 1 Satz 1 AufenthG lediglich eine Regressm&#246;glichkeit f&#252;r die &#246;ffentliche Hand, nicht jedoch einen unmittelbaren Unterhaltsanspruch des Aufenthaltsberechtigten gegen den Erkl&#228;renden (LSG Sachsen-Anhalt, Beschluss vom 09.10.2015 &#8211; L 5 AS 643/15 B ER &#8211; Rn. 30), so dass auch kein Anhaltspunkt daf&#252;r ersichtlich ist, dass der Kl&#228;ger zu 1 einen zivilrechtlichen Anspruch auf Unterhaltsleistungen gegen Frau &#8230;..haben k&#246;nnte.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_104\">104</a></dt>\n<dd><p>Die Kl&#228;ger haben neben den bei der Einkommensanrechnung ber&#252;cksichtigten keine weiteren Sozialleistungen erhalten. Einen Anspruch auf Kinderzuschlag nach &#167; 6a Bundeskindergeldgesetz (BKGG) hatten die Kl&#228;ger jedenfalls bis zum 31.03.2016 nicht, da selbst bei Gew&#228;hrung des H&#246;chstbetrags nach &#167; 6a Abs. 2 Satz 1 BKGG von 140 Euro die Hilfebed&#252;rftigkeit in den Monaten, in denen sie vorlag, nicht nach dem Ma&#223;stab des &#167; 6a Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 BKGG vermieden worden w&#228;re.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_105\">105</a></dt>\n<dd><p><strong>2.6</strong> Abgesehen von den als verfassungswidrig ger&#252;gten Vorschriften des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II und des &#167; 7 Abs. 5 SGB II sind die Kl&#228;ger nicht aus anderen Gr&#252;nden von den Leistungen nach dem SGB II ausgeschlossen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_106\">106</a></dt>\n<dd><p><strong>2.6.1</strong> Der Kl&#228;ger zu 1 und die Kl&#228;gerin zu 2 sind nicht nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 SGB II von der Leistungsberechtigung ausgenommen, da sie sich bereits l&#228;nger als drei Monate in Deutschland aufhalten.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_107\">107</a></dt>\n<dd><p>Sie sind auch nicht nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 SGB II ausgeschlossen, da sie nicht Leistungsberechtigte nach &#167; 1 Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) sind. Insbesondere sind sie nicht vollziehbar ausreisepflichtig im Sinne des &#167; 1 Abs. 1 Nr. 5 AsylbLG und waren dies zu keinem Zeitpunkt seit dem 01.11.2015, da sie stets &#252;ber eine Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 16 Abs. 1 AufenthG, nach &#167; 16 Abs. 4 AufenthG (Kl&#228;ger zu 1) oder nach &#167; 30 AufenthG (Kl&#228;gerin zu 2) verf&#252;gten.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_108\">108</a></dt>\n<dd><p>Ein Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 SGB II ergibt sich auch nicht daraus, dass die Kl&#228;ger einen Anspruch auf Leistungen nach dem AsylbLG in analoger Anwendung haben k&#246;nnten. Selbst wenn man eine analoge Heranziehung entgegen der im Folgenden noch zu begr&#252;ndenden &#220;berzeugung der erkennenden Kammer zur der Leistungsanspr&#252;che des AsylbLG zur Vermeidung eines Versto&#223;es gegen das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums f&#252;r m&#246;glich hielte (so z.B. <em>Pattar</em> in Klinger/Kunkel/Pattar/Peters, Existenzsicherungsrecht, S. 117 f., 3. Auflage 2012), w&#252;rde hieraus nicht folgen, dass der auf diese Weise berechtigte Personenkreis im regelungstechnischen Sinne des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 SGB II leistungsberechtigt nach &#167; 1 AsylbLG w&#228;re. Denn die Voraussetzungen f&#252;r eine Leistungsberechtigung nach &#167; 1 AsylbLG l&#228;gen gerade nicht vor. Um einen Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 SGB II auch f&#252;r diesen Personenkreis anzunehmen, bed&#252;rfte es daher einer weiteren analogen Anwendung dieser Vorschrift f&#252;r Personen, die nach dem AsylbLG analog leistungsberechtigt w&#228;ren. F&#252;r eine solche doppelte Analogie ist kein Sachgrund erkennbar, weil der betroffene Personenkreis gerade wegen eines ohnehin schon vorhandenen Leistungsausschlussgrundes auf Leistungen nach dem AsylbLG analog verwiesen w&#252;rde.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_109\">109</a></dt>\n<dd><p><strong>2.6.2</strong> Die Kl&#228;ger sind auch nicht nach &#167; 7 Abs. 4 SGB II oder &#167; 77 Abs. 1 SGB II i.V.m. &#167; 7 Abs. 4a SGB II a.F. von den Leistungen der Grundsicherung f&#252;r Arbeitsuchende ausgeschlossen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_110\">110</a></dt>\n<dd><p><strong>2.6.3</strong> Seit dem 19.11.2015 ist der Kl&#228;ger zu 1 auch nicht mehr gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 5 SGB II von den Leistungen nach dem SGB II ausgeschlossen. Bis zum 23.11.2015 waren die Kl&#228;ger wiederum nicht nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II von den Leistungen nach dem SGB II ausgeschlossen, weil der Kl&#228;ger zu 1 &#252;ber ein Aufenthaltsrecht zum Zweck des Studiums nach &#167; 16 Abs. 1 AufenthG und die Kl&#228;gerinnen zu 2 und 3 &#252;ber hieraus abgeleitete Aufenthaltsrechte verf&#252;gten.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_111\">111</a></dt>\n<dd><p><strong>3.</strong> Die G&#252;ltigkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II ist f&#252;r die durch das Gericht zu treffende Sachentscheidung &#252;ber die Anspr&#252;che der Kl&#228;ger entscheidungserheblich. Das Gleiche gilt f&#252;r die G&#252;ltigkeit des &#167; 7 Abs. 5 SGB II.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_112\">112</a></dt>\n<dd><p><strong>3.1</strong> Entscheidungserheblichkeit im Sinne des Art. 100 Abs. 1 Satz 1 GG liegt vor, wenn bei G&#252;ltigkeit der Vorschrift ein Entscheidungsspektrum er&#246;ffnet wird, das eine Abweichung von der Entscheidung bei Nichtigkeit der Vorschrift (3.2) erm&#246;glicht (SG Mainz, Vorlagebeschluss vom 12.12.2014 &#8211; S 3 AS 130/14 &#8211; Rn. 127).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_113\">113</a></dt>\n<dd><p><strong>3.1.1</strong> Im Falle der G&#252;ltigkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II w&#228;re die Klage f&#252;r die Zeit ab dem 24.11.2015 hinsichtlich des Hauptantrags (Verurteilung des Beklagten zur Zahlung von Leistungen nach dem SGB II an die Kl&#228;ger) abzuweisen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_114\">114</a></dt>\n<dd><p>Nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II sind Ausl&#228;nderinnen und Ausl&#228;nder, deren Aufenthaltsrecht sich allein aus dem Zweck der Arbeitsuche ergibt, und ihre Familienangeh&#246;rigen von Leistungen nach dem SGB II ausgenommen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_115\" title=\"zum Leitsatz\">115</a></dt>\n<dd><p><strong>a)</strong> Der Kl&#228;ger zu 1 w&#228;re seit dem 24.11.2015 nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II von den Leistungen nach dem SGB II ausgenommen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_116\">116</a></dt>\n<dd><p>Die Ausschlussregelung erfasst auch Ausl&#228;nder, die &#8211; wie der Kl&#228;ger zu 1 &#8211; &#252;ber eine Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 16 Abs. 4 AufenthG verf&#252;gen (so auch <em>Wolff</em>-<em>Dellen</em> in L&#246;ns/Herold-Tews, SGB II, &#167; 7 Rn. 11, 3. Auflage 2011; <em>Thie</em> in LPK-SGB II, &#167; 7 Rn. 27, 5. Auflage 2013&#184; <em>H&#228;nlein</em> in: Gagel, SGB II, &#167; 7 Rn. 71, beck-online; <em>Leopold</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB II, 4. Auflage 2015, &#167; 7 Rn. 93, Stand 14.03.2016; SG Mainz, Beschluss vom 27.01.2016 &#8211; S 11 AS 7/16 ER &#8211; nicht ver&#246;ffentlicht; in diesem Sinne auch die Beschlussempfehlung des Bundestagsausschusses f&#252;r Arbeit und Soziales: BT-Drucks. 16/688, S. 13).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_117\">117</a></dt>\n<dd><p>Nach &#167; 16 Abs. 1 Satz 1 AufenthG in der Fassung vom 29.08.2013 kann einem Ausl&#228;nder zum Zweck des Studiums an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule oder vergleichbaren Ausbildungseinrichtung eine Aufenthaltserlaubnis erteilt werden. Nach &#167; 16 Abs. 1 Satz 2 AufenthG umfasst der Aufenthaltszweck des Studiums auch studienvorbereitende Ma&#223;nahmen. Nach &#167; 16 Abs. 4 Satz 1 AufenthG kann die Aufenthaltserlaubnis nach erfolgreichem Abschluss des Studiums f&#252;r bis zu 18 Monate zur Suche eines diesem Abschluss angemessenen Arbeitsplatzes, sofern er nach den Bestimmungen der &#167;&#167; 18, 19, 19a und 21 AufenthG von Ausl&#228;ndern besetzt werden darf, verl&#228;ngert werden. Gem&#228;&#223; &#167; 16 Abs. 4 Satz 2 AufenthG berechtigt die Aufenthaltserlaubnis w&#228;hrend dieses Zeitraums zur Aus&#252;bung einer Erwerbst&#228;tigkeit. Aus dem Wortlaut des &#167; 16 Abs. 4 Satz 1 AufenthG geht mithin hervor, dass der nach dieser Vorschrift verliehene Aufenthaltstitel zum Zwecke der Suche eines Arbeitsplatzes erteilt wird.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_118\">118</a></dt>\n<dd><p>Die Auffassung von <em>Br&#252;hl</em>/<em>Schoch</em> (in: LPK-SGB II, 3. Auflage 2009, &#167; 7 Rn. 34; implizit aufgegeben in der Folgeauflage durch <em>Thie</em>/<em>Schoch</em> in: LPK-SGB II, 4. Auflage 2011, &#167; 7 Rn. 27), dass es bei den genannten Drittstaatsangeh&#246;rigen kein Aufenthaltsrecht allein zum Zweck der Arbeitsuche gebe (Verweis auf &#167;&#167; 4-6, 16-38a AufenthG) und dies auch f&#252;r die Aufenthaltserlaubnis nach erfolgreichem Studienabschluss nach &#167; 16 Abs. 4 AufenthG, die einen Annex des Aufenthaltsrechts zum Zweck der Ausbildung darstelle, gelten d&#252;rfte, trifft nicht zu. Dass das vorherige Vorliegen einer Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 16 Abs. 1 AufenthG Voraussetzung f&#252;r die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 16 Abs. 4 AufenthG ist, f&#252;hrt nicht dazu, dass Letztere weiterhin zum Zwecke des Studiums erteilt wird. Die Verl&#228;ngerung des Aufenthaltsrechts nach erfolgreichem Studium gem&#228;&#223; &#167; 16 Abs. 4 AufenthG dient gerade nicht mehr der Ausbildung, sondern der Arbeitsplatzsuche. F&#252;r andere bzw. weitere Zwecksetzungen gibt der Wortlaut des &#167; 16 Abs. 4 AufenthG keine Anhaltspunkte. Dass hierbei eine Erwerbst&#228;tigkeit gestattet wird, f&#252;hrt nicht dazu, dass die Aus&#252;bung einer Erwerbst&#228;tigkeit selbst zum Zweck dieses Aufenthaltsrechts wird. Auch wirkt der Aufenthaltszweck der Durchf&#252;hrung eines Studiums nach &#167; 16 Abs. 1 AufenthG nicht im Aufenthaltsrecht nach &#167; 16 Abs. 4 AufenthG fort. Dieser Zweck wurde in diesen F&#228;llen bereits erreicht und hat sich erledigt, weshalb zur anschlie&#223;enden Arbeitsplatzsuche ein anderer Aufenthaltstitel erforderlich wird. Mit der M&#246;glichkeit, die Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 16 Abs. 1 AufenthG zur Arbeitsplatzsuche um bis zu 18 Monate zu verl&#228;ngern ist mithin ein Wechsel des Aufenthaltszwecks verbunden (<em>Christ</em> in Kluth/Heusch, BeckOK-AuslR, &#167; 16 AufenthG Rn. 51, beck-online, Stand 01.11.2015).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_119\">119</a></dt>\n<dd><p>Auch der Wortlaut des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II gibt keinen Anhaltspunkt daf&#252;r, dass der Ausschluss nicht greifen soll, wenn zu einem fr&#252;heren Zeitpunkt oder auch unmittelbar vor Erlangung des Aufenthaltsrechts zur Arbeitsuche ein Aufenthaltsrecht zu anderen Zwecken bestand. Hieran &#228;ndert auch die Tatsache nichts, dass es sich bei dem betroffenen Personenkreis weder um EU-B&#252;rger handelt, auf die die Ausschlussm&#246;glichkeit der Richtlinie 2004/38/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 29.04.2004 &#252;ber das Recht der Unionsb&#252;rger und ihrer Familienangeh&#246;rigen, sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten frei zu bewegen und aufzuhalten (RL 2004/38/EG), abzielt, noch eine Einreise zum Zwecke der Arbeitssuche vorgelegen haben muss (vgl. <em>Brandmayer</em> in: BeckOK-SGB II, &#167; 7 Rn. 9, beck-online, Stand: 01.12.2015).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_120\">120</a></dt>\n<dd><p>Ob der Kl&#228;ger zu 1 die materiellen Voraussetzungen f&#252;r ein Aufenthaltsrecht erf&#252;llt, das nicht dem Zweck der Arbeitsuche dient &#8211; wof&#252;r es keine tats&#228;chlichen Anhaltspunkte gibt &#8211;, ist vorliegend unerheblich. Nach &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 AufenthG bed&#252;rfen Ausl&#228;nder f&#252;r die Einreise und den Aufenthalt im Bundesgebiet eines Aufenthaltstitels, sofern nicht durch Recht der EU oder durch Rechtsverordnung etwas Anderes bestimmt ist oder auf Grund des Assoziationsabkommens EWG/T&#252;rkei ein Aufenthaltsrecht besteht. Dementsprechend besteht ein Aufenthaltsrecht au&#223;er in den zuletzt genannten F&#228;llen erst dann, wenn ein Aufenthaltstitel erteilt wurde und nicht bereits ab dem Zeitpunkt, an dem die tats&#228;chlichen Voraussetzungen hierf&#252;r vorliegen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_121\">121</a></dt>\n<dd><p>Anders als potenziell bei Unionsb&#252;rgern, deren Aufenthaltsrecht als Arbeitnehmer sich bei unfreiwilliger, durch die zust&#228;ndige Agentur f&#252;r Arbeit best&#228;tigter Arbeitslosigkeit gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 3 Nr. 2 Freiz&#252;gigkeitsgesetz/EU (Freiz&#252;gG/EU) verl&#228;ngern kann (vgl. LSG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 27.10.2015 &#8211; L 20 AS 2197/15 B ER &#8211; Rn. 8 ff.), &#228;ndert die Arbeitslosigkeit und der Arbeitslosengeldbezug des Kl&#228;gers zu 1 nichts an dem Zweck des ihm erteilten Aufenthaltstitels.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_122\">122</a></dt>\n<dd><p>Die tatbestandlichen Voraussetzungen f&#252;r den Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II sind im Falle des Kl&#228;gers zu 1 ab dem 24.11.2015 mithin erf&#252;llt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_123\">123</a></dt>\n<dd><p><strong>b)</strong> Die Kl&#228;gerin zu 2 w&#228;re als Familienangeh&#246;rige des Kl&#228;gers zu 1 ebenfalls gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II seit dem 24.11.2015 von den Leistungen nach dem SGB II ausgeschlossen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_124\">124</a></dt>\n<dd><p>Familienangeh&#246;rige im Sinne des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II sind Personen, die zu der Person, die &#252;ber ein Aufenthaltsrecht allein zum Zweck der Arbeitsuche verf&#252;gt, in einem Verwandtschaftsverh&#228;ltnis stehen und &#252;ber ein Aufenthaltsrecht allein auf Grund des Verwandtschaftsverh&#228;ltnisses zu der Person mit Aufenthaltsrecht zum Zweck der Arbeitsuche verf&#252;gen. Sofern die erste Person ein Aufenthaltsrecht aus &#167; 2 Abs. 2 Nr. 2a Freiz&#252;gG/EU verf&#252;gt, ergibt sich der vom Leistungsausschluss mitbetroffene Kreis der Familienangeh&#246;rigen aus einzelnen Tatbest&#228;nden des &#167; 3 Freiz&#252;gG/EU. Sofern die erste Person &#252;ber eine Aufenthaltserlaubnis aus &#167; 16 Abs. 4 AufenthG oder &#167; 18c AufenthG verf&#252;gt, ergibt sich der Kreis der mitbetroffenen Familienangeh&#246;rigen aus den Regelungen zum Familiennachzug gem&#228;&#223; &#167;&#167; 27, 30, 32, 33 AufenthG. Ausgenommen sind wiederum diejenigen Familienangeh&#246;rigen, die &#252;ber ein eigenst&#228;ndiges, d.h. nicht dem Aufenthaltsrecht der ersten Person gem&#228;&#223; &#167; 27 Abs. 4 Satz 1 AufenthG akzessorisches Aufenthaltsrecht beispielsweise nach den &#167;&#167; 31, 34 Abs. 2 oder 35 AufenthG verf&#252;gen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_125\">125</a></dt>\n<dd><p>Die Kl&#228;gerin zu 2 verf&#252;gt als Ehefrau des Kl&#228;gers zu 1 &#252;ber eine Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 30 AufenthG in Abh&#228;ngigkeit vom Aufenthaltstitel des Kl&#228;gers zu 1. Ob die Kl&#228;gerin zu 2 die materiellen Voraussetzungen f&#252;r ein vom Aufenthaltstitel des Kl&#228;gers zu 1 unabh&#228;ngiges Aufenthaltsrecht erf&#252;llt, das seinerseits nicht dem Zweck der Arbeitsuche dient &#8211; wof&#252;r es keine tats&#228;chlichen Anhaltspunkte gibt &#8211;, ist vorliegend wiederum unerheblich (s.o. unter a).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_126\">126</a></dt>\n<dd><p>Die tatbestandlichen Voraussetzungen f&#252;r den Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II sind im Falle der Kl&#228;gerin zu 2 ab dem 24.11.2015 mithin ebenfalls erf&#252;llt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_127\">127</a></dt>\n<dd><p><strong>c)</strong> Die Kl&#228;gerin zu 3 w&#228;re im Falle der G&#252;ltigkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II von den Leistungen nach dem SGB II ausgeschlossen, da sie in diesem Fall nicht als Angeh&#246;rige mindestens eines erwerbsf&#228;higen Leistungsberechtigten in einer Bedarfsgemeinschaft im Sinne des &#167; 7 Abs. 2 Satz 1 SGB II leben w&#252;rde.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_128\" title=\"zum Leitsatz\">128</a></dt>\n<dd><p><strong>d)</strong> Den Kl&#228;gern kommt der Umstand nicht zu Gute, dass der Ausschlusstatbestand des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II auf Grund des Versto&#223;es gegen zwingendes und unmittelbar geltendes Recht der Europ&#228;ischen Union bei Unionsb&#252;rgern nicht anzuwenden ist. Die Regelung verst&#246;&#223;t zwar gegen das Gleichbehandlungsgebot des Art. 4 der Verordnung (EG) Nr. 883/2004 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 19.04.2004 zur Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit (VO (EG) 883/2004). Der Gleichheitsversto&#223; kann nicht durch die M&#246;glichkeiten, den Zugang zu nationalen System der Sozialhilfe auch f&#252;r Unionsb&#252;rger zu beschr&#228;nken (vgl. Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG) gerechtfertigt werden (SG Mainz, Beschluss vom 12.11.2015 &#8211; S 12 AS 946/15 ER &#8211; Rn. 41 ff.; a.A. ohne n&#228;here Begr&#252;ndung: EuGH, Urteil vom 15.09.2015 &#8211; C-67/14 &#8211; Rn. 63, dem die meisten Spruchk&#246;rper der Sozialgerichtsbarkeit ohne weitere sachliche Auseinandersetzung folgen). Die Kl&#228;ger unterfallen, da sie nicht Staatsangeh&#246;rige eines (anderen) EU-Mitgliedstaates (bzw. eines der &#252;brigen EWR-Staaten oder der Schweiz, vgl.<em>Hauschild</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB I, 2. Auflage 2011, Art. 2 VO (EG) 883/2004, Rn. 27.1, Stand 26.01.2015) sind, gem&#228;&#223; Art. 2 Abs. 1 VO (EG) 883/2004 jedoch nicht dem pers&#246;nlichen Geltungsbereich der Verordnung.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_129\">129</a></dt>\n<dd><p><strong>e)</strong> Die VO (EG) 883/2004 findet bei den Kl&#228;gern auch nicht auf Grund von Art. 1 VO (EG) 1231/2010 Anwendung. Nach dieser Vorschrift gilt u.a. die VO (EG) 883/2004 auch f&#252;r Drittstaatsangeh&#246;rige, die ausschlie&#223;lich auf Grund ihrer Staatsangeh&#246;rigkeit nicht bereits unter die genannte Verordnung fallen, sowie f&#252;r ihre Familienangeh&#246;rigen und ihre Hinterbliebenen, wenn sie ihren rechtm&#228;&#223;igen Wohnsitz im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats haben und sich &#8222;in einer Lage befinden, die nicht ausschlie&#223;lich einen einzigen Mitgliedstaat betrifft&#8220;. Unbeschadet der Unbestimmtheit der Regelung im Hinblick auf die nicht ausschlie&#223;lich einen einzigen Mitgliedstaat betreffenden Lage (vgl. <em>Bokeloh</em>, ZESAR 2016, S. 71), sind die Voraussetzungen des Art. 1 VO (EG) 1231/2010 im Fall der Kl&#228;ger nicht gegeben, da diese &#252;ber keinerlei rechtliche Beziehungen zu anderen EU-Mitgliedstaaten (bzw. zu den anderen EWR-Staaten oder der Schweiz) verf&#252;gen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_130\">130</a></dt>\n<dd><p><strong>3.1.2</strong> Im Falle der G&#252;ltigkeit des &#167; 7 Abs. 5 SGB II w&#228;re die Klage des Kl&#228;gers zu 1 f&#252;r den Zeitraum vom 01.11.2015 bis zum 18.11.2015 abzuweisen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_131\">131</a></dt>\n<dd><p><strong>a)</strong> Nach &#167; 7 Abs. 5 SGB II in der seit dem 01.04.2012 geltenden Fassung haben Auszubildende, deren Ausbildung im Rahmen des Bundesausbildungsf&#246;rderungsgesetzes (BAf&#246;G) oder der &#167;&#167; 51, 57 und 58 des SGB III dem Grunde nach f&#246;rderungsf&#228;hig ist, &#252;ber die Leistungen nach &#167; 27 SGB II hinaus keinen Anspruch auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem SGB II.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_132\">132</a></dt>\n<dd><p>Auf Grund dessen, dass das Bezugswort zum Terminus &#8222;dem Grunde nach f&#246;rderungsf&#228;hig&#8220; in &#167; 7 Abs. 5 SGB II &#8222;Ausbildung&#8220; und nicht etwa &#8222;Auszubildende&#8220; ist, kommt es f&#252;r das Eingreifen des Ausschlusstatbestands nicht darauf an, ob im Einzelfall tats&#228;chlich eine F&#246;rderung nach dem BAf&#246;G oder dem SGB III erfolgt (so im Ergebnis auch BSG, Urteil vom 06.08.2014 &#8211; B 4 AS 55/13 R &#8211; Rn. 17 m.w.N.). Das Fehlen individueller Voraussetzungen f&#252;r eine F&#246;rderung ist unerheblich und &#228;ndert nichts an der F&#246;rderungsf&#228;higkeit dem Grunde nach, auch wenn Auszubildende keine Leistungen nach dem BAf&#246;G erhalten, z.B. wegen mangelnder Eignung (&#167; 9 BAf&#246;G), wegen &#220;berschreitens der Altersgrenze (&#167; 10 BAf&#246;G), bei &#220;berschreiten der F&#246;rderungsh&#246;chstdauer (&#167; 15a BAf&#246;G) oder wegen des Fehlens der Voraussetzungen f&#252;r die F&#246;rderung einer weiteren Ausbildung bei einem nach Ma&#223;gabe des Gesetzes unbegr&#252;ndeten Ausbildungs- und Fachrichtungswechsel (&#167; 7 Abs. 2, 3 BAf&#246;G). Die Ausbildung eines ausl&#228;ndischen Studenten ist dem Grunde nach f&#246;rderungsf&#228;hig, auch wenn er tats&#228;chlich keine Ausbildungsf&#246;rderung erh&#228;lt, weil er &#8211; wie der Kl&#228;ger zu 1 &#8211; die in &#167; 8 BAf&#246;G aufgef&#252;hrten aufenthaltsrechtlichen Voraussetzungen nicht erf&#252;llt (<em>Leopold</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB II, 4. Auflage 2015, &#167; 7 Rn. 297, Stand 14.03.2016).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_133\">133</a></dt>\n<dd><p><strong>b)</strong> Bei dem Kl&#228;ger zu 1 liegen die tatbestandlichen Voraussetzungen f&#252;r diesen Leistungsausschluss f&#252;r den Zeitraum vom 01.11.2015 bis zum 18.11.2015 vor.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_134\">134</a></dt>\n<dd><p>Das Studium der Humanmedizin an der Universit&#228;t &#8230;., einer staatlichen Hochschule im Inland, geh&#246;rt nach &#167; 2 Abs. 1 Satz 1 Nr. 6 BAf&#246;G zu den nach dem BAf&#246;G f&#246;rderungsf&#228;higen Ausbildungen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_135\">135</a></dt>\n<dd><p>Nach &#167; 15b Abs. 3 Satz 1 BAf&#246;G endet die Ausbildung mit dem Bestehen der Abschlusspr&#252;fung des Ausbildungsabschnitts oder, wenn eine solche nicht vorgesehen ist, mit der tats&#228;chlichen planm&#228;&#223;igen Beendigung des Ausbildungsabschnitts. Hiervon abweichend ist nach &#167; 15b Abs. 3 Satz 2 BAf&#246;G, sofern ein Pr&#252;fungs- oder Abgangszeugnis erteilt wird, das Datum dieses Zeugnisses ma&#223;gebend; f&#252;r den Abschluss einer Hochschulausbildung ist stets der Zeitpunkt des letzten Pr&#252;fungsteils ma&#223;gebend. Auf den Zeitpunkt der Exmatrikulation (vorliegend der 14.12.2015) kommt es demnach nicht an.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_136\">136</a></dt>\n<dd><p>Die dem Grunde nach durch Leistungen des BAf&#246;G f&#246;rderungsf&#228;hige Ausbildung des Kl&#228;gers zu 1 ist demnach seit dem 18.11.2015 beendet und der Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 5 SGB II bis zu diesem Zeitpunkt begrenzt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_137\">137</a></dt>\n<dd><p><strong>c)</strong> Eine R&#252;ckausnahme nach &#167; 7 Abs. 6 SGB II liegt im Falle des Kl&#228;gers zu 1 nicht vor. Der Kl&#228;ger hat insbesondere nicht im Sinne des &#167; 7 Abs. 6 Nr. 1 SGB II auf Grund des &#167; 2 Abs. 1a BAf&#246;G keinen Anspruch auf Ausbildungsf&#246;rderung, weil er keine Ausbildungsst&#228;tte nach &#167; 1 Abs. 1 Nr. 1 BAf&#246;G (weiterf&#252;hrende allgemeinbildenden Schulen und Berufsfachschulen) besucht hat. Der Bedarf des Kl&#228;gers w&#252;rde sich nicht entsprechend &#167; 7 Abs. 6 Nr. 2 SGB II nach &#167; 12 Abs. 1 Nr. 1 BAf&#246;G bemessen, weil der Kl&#228;ger keine Berufsfachschule oder Fachschulklasse besucht hat. Auch &#167; 7 Abs. 6 Nr. 3 SGB II greift nicht, weil der Kl&#228;ger zu 1 keine der dort genannten Abendschultypen besucht hat. Die an nach dem SGB III f&#246;rderungsf&#228;hige Ausbildungen ankn&#252;pfenden R&#252;ckausnahmen in &#167; 7 Abs. 6 SGB II sind f&#252;r das Hochschulstudium des Kl&#228;gers zu 1 ebenfalls nicht einschl&#228;gig.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_138\">138</a></dt>\n<dd><p><strong>d)</strong> Der Kl&#228;ger zu 1 hat weder einen Anspruch auf Leistungen in H&#246;he der Mehrbedarfe nach &#167; 27 Abs. 2 SGB II i.V.m. &#167; 21 Abs. 2, Abs. 3, Abs. 5 oder Abs. 6 SGB II noch gegenw&#228;rtig auf Erstausstattungsleistungen nach &#167; 27 Abs. 2 SGB II i.V.m. &#167; 24 Abs. 3 Nr. 2 SGB II.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_139\">139</a></dt>\n<dd><p>Erg&#228;nzende Leistungen gem&#228;&#223; &#167; 27 Abs. 3 SGB II kommen ebenfalls nicht in Betracht, weil der Kl&#228;ger zu 1 in der Zeit vom 01.11.2015 bis zum 18.11.2015 weder Berufsausbildungsbeihilfe oder Ausbildungsgeld nach dem SGB III oder Leistungen nach dem BAf&#246;G erhalten hat, noch diese Leistungen nur wegen der Vorschriften zur Ber&#252;cksichtigung von Einkommen und Verm&#246;gen nicht erhalten hat.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_140\">140</a></dt>\n<dd><p><strong>e)</strong> Der Kl&#228;ger zu 1 begehrt im vorliegenden Verfahren die zuschussweise Bewilligung von Leistungen nach dem SGB II, so dass auch die theoretische M&#246;glichkeit, Darlehensleistungen nach &#167; 27 Abs. 4 Satz 1 SGB II f&#252;r Regelbedarfe, Bedarfe f&#252;r Unterkunft und Heizung und notwendige Beitr&#228;ge zur Kranken- und Pflegeversicherung auf Grund einer Ermessensentscheidung zu erhalten, sofern der Leistungsausschluss nach &#167; 7 Absatz 5 SGB II eine besondere H&#228;rte bedeuten w&#252;rde, an der (teilweisen) Klageabweisung f&#252;r den Fall der G&#252;ltigkeit des &#167; 7 Abs. 5 SGB II nichts &#228;ndern w&#252;rde. Im &#220;brigen w&#228;re hier wohl das Vorliegen einer besonderen H&#228;rte zu verneinen, weil der Kl&#228;ger zu 1 zum Zeitpunkt der Wirkung der Antragstellung am 01.11.2015 noch &#252;ber ausreichendes Verm&#246;gen verf&#252;gte, um sein Studium erfolgreich abschlie&#223;en zu k&#246;nnen (vgl. LSG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 13.08.2008 &#8211; L 34 B 1550/08 AS ER &#8211; Rn. 8; BSG, Urteil vom 02.04.2014 &#8211; B 4 AS 26/13 R &#8211; Rn. 46). Die begehrte Verurteilung zur Leistung k&#246;nnte selbst bei Annahme eines besonderen H&#228;rtefalls nur unter der Voraussetzung einer Ermessensreduzierung auf Null erfolgen, die bereits auf Grund des noch vorhandenen Schonverm&#246;gens nicht in Betracht kommt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_141\">141</a></dt>\n<dd><p><strong>3.2</strong> Der Kl&#228;ger zu 1 h&#228;tte f&#252;r den Fall, dass der Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 5 SGB II f&#252;r nichtig erkl&#228;rt w&#252;rde einen Anspruch auf Arbeitslosengeld II f&#252;r den Zeitraum vom 01.11.2015 bis zum 18.11.2015. F&#252;r die Zeit vom 19.11.2015 bis zum 23.11.2015 hat er unabh&#228;ngig von den Vorlagefragen einen Anspruch auf Arbeitslosengeld II. F&#252;r die Zeit vom 24.11.2015 bis zum 31.01.2016 und f&#252;r den Zeitraum vom 01.03.2016 bis mindestens zum 31.03.2016 h&#228;tte er f&#252;r den Fall, dass &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II f&#252;r nichtig erkl&#228;rt w&#252;rde, ebenfalls einen Anspruch auf Arbeitslosengeld II.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_142\">142</a></dt>\n<dd><p>Die Kl&#228;gerin zu 2 hat f&#252;r den Zeitraum vom 01.11.2015 bis zum 23.11.2015 einen Anspruch auf Arbeitslosengeld II. F&#252;r den Fall, dass &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II f&#252;r nichtig erkl&#228;rt w&#252;rde, h&#228;tte sie f&#252;r die Zeit vom 24.11.2015 bis zum 31.01.2016 und f&#252;r den Zeitraum vom 01.03.2016 bis mindestens zum 31.03.2016 ebenfalls einen Anspruch auf Arbeitslosengeld II.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_143\">143</a></dt>\n<dd><p>Die Kl&#228;gerin zu 3 hat f&#252;r den Zeitraum vom 01.11.2015 bis zum 23.11.2015 einen Anspruch auf Sozialgeld gem&#228;&#223; &#167;&#167; 7 Abs. 2, 19 Abs. 1 Satz 2 SGB II. F&#252;r den Fall, dass &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II f&#252;r nichtig erkl&#228;rt w&#252;rde, h&#228;tte sie f&#252;r die Zeit vom 24.11.2015 bis zum 31.12.2015 und f&#252;r die Zeit vom 01.03.2016 bis mindestens zum 31.03.2016 ebenfalls einen Anspruch auf Sozialgeld.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_144\">144</a></dt>\n<dd><p><strong>4.</strong> Die Entscheidungserheblichkeit der Vorlagefragen wird ferner nicht dadurch beseitigt, dass der streitgegenst&#228;ndliche Bescheid aus einem anderen Rechtsgrund aufzuheben w&#228;re und/oder den Kl&#228;gern aus anderen Rechtsgr&#252;nden Leistungen nach dem SGB II seit dem 01.11.2015 zustehen k&#246;nnten. Insbesondere liegen weder wirksame Bewilligungsbescheide noch Zusicherungen im Sinne des &#167; 34 SGB X vor, die den Beklagten unabh&#228;ngig von der materiellen Rechtslage zur Gew&#228;hrung von Leistungen nach dem SGB II an die Kl&#228;ger verpflichten k&#246;nnten.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_145\">145</a></dt>\n<dd><p><strong>5.</strong> Die im Rahmen der Pr&#252;fung der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit relevante Frage, ob nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II oder nach &#167; 7 Abs. 5 SGB II von Leistungen nach dem SGB II ausgeschlossene Personen &#8211; insbesondere auch die Kl&#228;ger &#8211; Anspr&#252;che auf Leistungen nach dem SGB XII oder nach dem AsylbLG haben k&#246;nnen, ber&#252;hrt die Entscheidungserheblichkeit der Vorlagefragen nicht. Denn in einem solchen Fall h&#228;tte die durch das Gericht zu treffende Entscheidung einen anderen Inhalt. An Stelle des Beklagten w&#228;re die Beigeladene zu einer anderen als der im Hauptantrag begehrten Leistung zu verurteilen. Insbesondere im Hinblick auf unterschiedliche Einkommens- und Verm&#246;gensanrechnungsvorschriften w&#228;ren Leistungen in insgesamt niedrigerer H&#246;he und unter abweichender Verteilung zwischen den Kl&#228;gern zu gew&#228;hren.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_146\">146</a></dt>\n<dd><p><strong>6.</strong> Im Falle der Verfassungswidrigkeit und Nichtigkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II w&#228;re der Beklagte daher unter (Teil-)Aufhebung des Bescheids vom 15.12.2015 in Gestalt des Widerspruchsbescheids vom 26.01.2016 dem Grunde nach (&#167; 130 Abs. 1 Satz 1 SGG) zur Zahlung von Arbeitslosengeld II an den Kl&#228;ger zu 1 und die Kl&#228;gerin zu 2 f&#252;r den Zeitraum vom 24.11.2015 bis zum 31.01.2016 und vom 01.03.2016 bis mindestens zum 31.03.2016 sowie zur Zahlung von Sozialgeld an die Kl&#228;gerin zu 3 f&#252;r den Zeitraum vom 24.11.2015 bis zum 31.12.2015 und vom 01.03.2016 bis mindestens zum 31.03.2016 zu verurteilen, da die Anspruchsvoraussetzungen im &#220;brigen gegeben sind.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_147\">147</a></dt>\n<dd><p>Im Falle der Verfassungswidrigkeit und Nichtigkeit auch des &#167; 7 Abs. 5 SGB II w&#228;re der Beklagte unter (Teil-)Aufhebung des Bescheids vom 15.12.2015 in Gestalt des Widerspruchsbescheids vom 26.01.2016 dem Grunde nach zur Zahlung von Arbeitslosengeld II an den Kl&#228;ger zu 1 f&#252;r den Zeitraum vom 01.11.2015 bis zum 18.11.2015 zu verurteilen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_148\">148</a></dt>\n<dd><p>Unabh&#228;ngig vom Ausgang des Vorlageverfahrens wird der Beklagte unter (Teil-) Aufhebung des Bescheids vom 15.12.2015 in Gestalt des Widerspruchsbescheids vom 26.01.2015 dem Grunde nach zur Zahlung von Arbeitslosengeld II an die Kl&#228;gerin zu 2 und zur Zahlung von Sozialgeld an die Kl&#228;gerin zu 3 f&#252;r den Zeitraum vom 01.11.2015 bis zum 23.11.2015 zu verurteilen sein. Denn in diesem Zeitraum verf&#252;gte der Kl&#228;ger zu 1 noch &#252;ber ein Aufenthaltsrecht zum Zwecke des Studiums nach &#167; 16 Abs. 1 AufenthG, so dass die Kl&#228;gerin zu 2 nicht als dessen Familienangeh&#246;rige nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II von den Leistungen nach dem SGB II ausgenommen war. Der Leistungsausschluss des Kl&#228;gers zu 1 nach &#167; 7 Abs. 5 SGB II gilt anders als der Ausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II nicht auch f&#252;r Familienangeh&#246;rige. Die Kl&#228;gerin zu 3 hat f&#252;r diese Zeit einen Anspruch auf Sozialgeld jedenfalls auf Grund ihrer Zugeh&#246;rigkeit zur Bedarfsgemeinschaft der Kl&#228;gerin zu 2 nach &#167; 7 Abs. 3 Nr. 4 SGB II.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_149\">149</a></dt>\n<dd><p>Unabh&#228;ngig vom Ausgang des Vorlageverfahrens wird die Klage abzuweisen sein, soweit die Kl&#228;gerin zu 3 die Zahlung von Sozialgeld f&#252;r den Zeitraum vom 01.01.2016 bis zum 31.01.2016 begehrt und soweit alle Kl&#228;ger Leistungen nach dem SGB II f&#252;r den Zeitraum vom 01.02.2016 bis zum 29.02.2016 begehren.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_150\">150</a></dt>\n<dd><p><strong>7.</strong> Die erste Vorlagefrage ist somit entscheidungserheblich im Sinne des Art. 100 Abs. 1 Satz 1 GG, da die Klage im Falle der G&#252;ltigkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 SGB II f&#252;r den Zeitraum ab dem 24.11.2015 f&#252;r alle Kl&#228;ger abzuweisen w&#228;re, bei Nichtigkeit der Vorschrift der Klage f&#252;r den Kl&#228;ger zu 1 und die Kl&#228;gerin zu 2 jedenfalls f&#252;r den Zeitraum vom 24.11.2015 bis zum 31.03.2016 und f&#252;r die Kl&#228;gerin zu 3 f&#252;r den Zeitraum vom 24.11.2015 bis zum 31.12.2015 und f&#252;r den Zeitraum vom 01.02.2016 bis zum 31.03.2016 hingegen stattzugeben w&#228;re.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_151\">151</a></dt>\n<dd><p>Die zweite Vorlagefrage ist entscheidungserheblich im Sinne des Art. 100 Abs. 1 Satz 1 GG, da die Klage im Falle der G&#252;ltigkeit des &#167; 7 Abs. 5 SGB II f&#252;r den Zeitraum vom 01.11.2015 bis zum 18.11.2015 abzuweisen w&#228;re, bei Nichtigkeit der Vorschrift der Klage jedoch auch f&#252;r diesen Zeitraum stattzugeben w&#228;re.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>V.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_152\">152</a></dt>\n<dd><p>Die Kammer ist von der Verfassungswidrigkeit der genannten Vorschriften &#252;berzeugt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_153\">153</a></dt>\n<dd><p>Die Kammer hat sich mit der Frage der Verfassungswidrigkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II (1.) und des &#167; 7 Abs. 5 SGB II (2.) einschlie&#223;lich der M&#246;glichkeit der verfassungskonformen Auslegung und der zu dieser Thematik ver&#246;ffentlichten Rechtsprechung und Literatur auseinandergesetzt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_154\" title=\"zum Leitsatz\">154</a></dt>\n<dd><p><strong>1. </strong>Nachdem der Ausschlusstatbestand des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II zun&#228;chst vor allem im Hinblick auf dessen m&#246;gliche Europarechtswidrigkeit Gegenstand zahlreicher Gerichtsentscheidungen und rechtswissenschaftlicher Diskussionen war, steht seit dem Urteil des Europ&#228;ischen Gerichtshofes (EuGH) vom 15.09.2015 (C-67/14) die Frage der Verfassungswidrigkeit der Regelung st&#228;rker im Fokus. Hierbei wurden bislang &#8211; soweit ersichtlich &#8211; ausschlie&#223;lich Entscheidungen ver&#246;ffentlicht, die ausl&#228;ndische Staatsangeh&#246;rige aus Staaten der EU oder deren Familienangeh&#246;rige betreffen. In der Rechtsprechung wird die Auffassung vertreten, dass &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II verfassungswidrig oder zumindest verfassungsrechtlich bedenklich sei (1.1). Des Weiteren wird in verschiedenen Varianten die Auffassung vertreten, dass ein vollst&#228;ndiger Leistungsausschluss von ausl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigen wohl gegen das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums verstie&#223;e, ein derartiger Versto&#223; aber durch &#8222;verfassungskonforme Auslegung&#8220; und/oder Heranziehung anderer Normen vermieden werden k&#246;nne (1.2). Eine dritte Auffassung h&#228;lt mit unterschiedlichen Begr&#252;ndungen den Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II unabh&#228;ngig von anderen existenzsichernden Anspr&#252;chen gegen inl&#228;ndische Leistungstr&#228;ger f&#252;r verfassungsgem&#228;&#223; (1.3). In der rechtswissenschaftlichen Literatur wird die Verfassungsm&#228;&#223;igkeit eines vollst&#228;ndigen Leistungsausschlusses von ausl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigen wie in &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II &#252;berwiegend bezweifelt, jedenfalls aber f&#252;r kl&#228;rungsbed&#252;rftig gehalten (1.4).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_155\">155</a></dt>\n<dd><p><strong>1.1</strong> Die Auffassung, dass &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II verfassungswidrig ist, wird in dieser Klarheit &#8211; soweit anhand ver&#246;ffentlichter Entscheidungen ersichtlich &#8211; bislang nur von der erkennenden Kammer und der 22. Kammer des SG Hamburg vertreten. Bereits zuvor wurden in der Rechtsprechung allerdings deutliche Zweifel an der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit der Regelung ge&#228;u&#223;ert.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_156\">156</a></dt>\n<dd><p><strong>1.1.1 </strong>Der 2. Senat des LSG Sachsen-Anhalt hat im Rahmen einer Folgenabw&#228;gung im Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes bei nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Freiz&#252;gG/EU (bis zur Feststellung der Ausl&#228;nderbeh&#246;rde, dass das Recht auf Einreise und Aufenthalt nicht bestehe) nicht ausreisepflichtigen Antragstellern rum&#228;nischer Staatsangeh&#246;rigkeit festgestellt, dass das Grundrecht auf Sicherung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums greife, solange sie sich auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und damit im Geltungsbereich des GG aufhielten. Als Menschenrecht stehe dieses Grundrecht deutschen und ausl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigen, die sich in der BRD aufhielten, gleicherma&#223;en zu. Der objektiven Verpflichtung aus Art. 1 Abs. 1 GG korrespondiere ein individueller Leistungsanspruch, da das Grundrecht die W&#252;rde jedes einzelnen Menschen sch&#252;tze und sie in solchen Notlagen nur durch materielle Unterst&#252;tzung gesichert werden k&#246;nne (Hinweis auf BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 63). Die Antragsteller (des dortigen Verfahrens) k&#246;nnten zur Deckung ihres menschenw&#252;rdigen Existenzminimums nicht auf Leistungen nach &#167; 23 SGB XII oder Leistungen nach dem AsylbLG zur&#252;ckgreifen. Denn nach &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 XII h&#228;tten Ausl&#228;nder, deren Aufenthaltsrecht sich allein aus dem Zweck der Arbeitsuche ergebe, und ihre Familienangeh&#246;rigen, keinen Anspruch auf Sozialhilfe. Das AsylbLG gelte f&#252;r die Antragsteller nicht, weil sie nicht zu dem in &#167; 1 Abs. 1 AsylbLG genannten Personenkreis geh&#246;rten. Ob die Antragsteller m&#246;glicherweise Anspr&#252;che auf Leistungen nach dem 3. Kapitel des SGB XII h&#228;tten, weil &#167; 21 Satz 1 SGB XII gemeinschaftsrechtskonform dahingehend auszulegen sein k&#246;nnte, dass f&#252;r betroffene Unionsb&#252;rger ein Leistungsanspruch nach dem SGB II \"dem Grunde nach\" gerade nicht bestehe und damit der Leistungsausschluss des &#167; 21 Satz 1 SGB XII nicht greife (Bezugnahme auf LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 02.10.2012 &#8211; 19 AS 1393/12 B ER u.a. &#8211; Rn. 71) sei zweifelhaft, wenn sich der Gesetzgeber mit der Einf&#252;gung des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 XII daf&#252;r entschieden habe, Versuche, den Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II durch R&#252;ckgriff auf &#167; 23 SGB XII zu umgehen, zu unterbinden (LSG Sachsen-Anhalt, Beschluss vom 01.11.2013 &#8211; L 2 AS 841/13 B ER &#8211; Rn. 36 f.; ausdr&#252;cklich aufgegeben allerdings mit Beschluss vom 04.02.2015 &#8211; L 2 AS 14/15 B ER &#8211; Rn. 40).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_157\">157</a></dt>\n<dd><p><strong>1.1.2</strong> Im Urteil vom 27.11.2013 weist der 6. Senat des Hessischen LSG (L 6 AS 378/12 &#8211; Rn. 63) erg&#228;nzend darauf hin, dass ein Totalausschluss von Leistungen zur Sicherung der Menschenw&#252;rde allein auf Grund einer Differenzierung nach der Staatsangeh&#246;rigkeit am Ma&#223;stab der Entscheidungen des BVerfG vom 07.02.2012 (1 BvL 14/07) und vom 18.07.2012 (1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11) verfassungswidrig sein d&#252;rfte.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_158\">158</a></dt>\n<dd><p>In einem Beschluss vom 07.04.2015 (L 6 AS 62/15 B ER &#8211; Rn. 54) hat der 6. Senat des Hessischen LSG das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums der Ausdehnung des Leistungsausschlusses nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II im Wege einer Analogie auf Personen, deren Aufenthalt allein auf Grund der Freiz&#252;gigkeitsvermutung legal ist, entgegengehalten. Die Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums m&#252;sse durch einen gesetzlichen Anspruch gesichert sein. Dies verlange bereits unmittelbar der Schutzgehalt des Art. 1 Abs. 1 GG. Ein Hilfebed&#252;rftiger d&#252;rfe nicht auf freiwillige Leistungen des Staates oder Dritter verwiesen werden, deren Erbringung nicht durch ein subjektives Recht des Hilfebed&#252;rftigen gew&#228;hrleistet sei. Die verfassungsrechtliche Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums m&#252;sse durch ein Parlamentsgesetz erfolgen, das einen konkreten Leistungsanspruch des B&#252;rgers gegen&#252;ber dem zust&#228;ndigen Leistungstr&#228;ger enthalte (Verweis auf BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 &#8211; Rn. 136).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_159\">159</a></dt>\n<dd><p><strong>1.1.3</strong> Auch der 19. Senat des LSG Nordrhein-Westfalen h&#228;lt in einem im Wesentlichen zusprechenden Beschluss im Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes unter Bezugnahme auf das Urteil des BVerfG vom 18.07.2012 (1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11) fest, dass der Anspruch auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG in die Erw&#228;gungen einzubeziehen sei, wonach das Existenzminimum eines Ausl&#228;nders auch bei kurzer Aufenthaltsdauer oder kurzer Aufenthaltsperspektive in Deutschland in jedem Fall und zu jeder Zeit sichergestellt sein m&#252;sse. Dieser Anspruch k&#246;nne weder auf Grund migrationspolitischer Erw&#228;gungen &#8211; zur Minimierung von Anreizen sozialleistungsmotivierter Wanderbewegungen &#8211; verringert, noch k&#246;nne pauschal nach Aufenthaltstiteln differenziert werden (LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 20.03.2015 &#8211; L 19 AS 116/15 B ER &#8211; Rn. 27).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_160\">160</a></dt>\n<dd><p><strong>1.1.4</strong> Die vorlegende 3. Kammer des SG Mainz vertritt im Beschluss vom 02.09.2015 die Auffassung, dass &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II gegen das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistungen eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums verst&#246;&#223;t (SG Mainz, Beschluss vom 02.09.2015 &#8211; S 3 AS 599/15 ER &#8211; Rn. 38 ff. mit Anmerkung <em>Blischke</em>, jurisPR-SozR 4/2016 Anm. 2). Die Begr&#252;ndung fu&#223;t im Wesentlichen darauf, dass Leistungsausschl&#252;sse dem Grunde nach, die trotz bestehender Hilfebed&#252;rftigkeit eintreten und durch kein anderes existenzsicherndes Leistungssystem (z.B. durch Leistungen nach dem SGB XII oder nach dem AsylbLG) aufgefangen werden, per se verfassungswidrig seien, da sie evident die Gew&#228;hr daf&#252;r entz&#246;gen, ein Leben zu erm&#246;glichen, das physisch, sozial und kulturell als menschenw&#252;rdig anzusehen sei (Verweis auf SG Mainz, Vorlagebeschluss vom 12.12.2014 &#8211; S 3 AS 130/14 &#8211; Rn. 219). Das Grundrecht sei &#8211; unbeschadet der Beschl&#252;sse des BVerfG vom 03.09.2014 (1 BvR 1768/11) und vom 08.10.2014 (1 BvR 886/11) &#8211; dem Grunde nach unverf&#252;gbar und insoweit &#8211; wie es der &#252;berkommenen Dogmatik der Menschenw&#252;rdegarantie entspreche &#8211; abw&#228;gungsfest (Bezugnahme auf <em>Baer</em>, NZS 2014, S. 3). Als Menschenrecht stehe das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums deutschen und ausl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigen, die sich in der BRD aufhielten, gleicherma&#223;en zu. Ein v&#246;lliger Ausschluss von Leistungen lasse sich nicht mit Art. 1 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 GG vereinbaren. Ein R&#252;ckgriff auf die Auffangregelung des &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII sei auf Grund deren systematischer Stellung ausgeschlossen. Eine verfassungskonforme Auslegung sei nur unter Beachtung der Grenzfunktion des Gesetzeswortlautes und unter Ber&#252;cksichtigung der Gesetzessystematik zul&#228;ssig. Andernfalls w&#252;rde die Verfassungskonformit&#228;t der \"ausgelegten\" Vorschrift durch einen Versto&#223; gegen das Gesetzesbindungsgebot aus Art. 20 Abs. 3 GG und Art. 97 Abs. 1 GG und zugleich gegen den Gewaltenteilungsgrundsatz erkauft. Der Versto&#223; gegen das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums k&#246;nne nicht durch einen Verweis auf die M&#246;glichkeit der R&#252;ckkehr in den Herkunftsstaat vermieden oder gerechtfertigt werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_161\">161</a></dt>\n<dd><p><strong>1.1.5</strong> Dieser Auffassung hat sich die (seinerzeit mit der 3. Kammer personalidentische) 12. Kammer des SG Mainz mit Beschluss vom 12.11.2015 (S 12 AS 946/15 ER &#8211; Rn. 61 ff.; vgl. auch <em>Kr&#228;mer</em>, SozSich plus 2016, S. 12) unter Auseinandersetzung mit dem zwischenzeitlich ergangenen Urteil des EuGH vom 15.09.2015 (C-67/14) und der hierzu wiederum ergangenen sozialgerichtlichen Rechtsprechung angeschlossen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_162\">162</a></dt>\n<dd><p><strong>1.1.6</strong> Auch die 22. Kammer des SG Hamburg vertritt die Auffassung, dass der Ausschlusstatbestand des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II mit dem Grundrecht auf Sicherung des Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG nicht zu vereinbaren ist (SG Hamburg, Beschluss vom 22.09.2015 &#8211; S 22 AS 3298/15 ER &#8211;Rn. 20 f.). Nach der ma&#223;geblichen Rechtsprechung des BVerfG h&#228;nge der individuelle Leistungsanspruch gegen den Staat auf Sicherung des Existenzminimums nicht vom Aufenthaltsstatus, sondern lediglich vom tats&#228;chlichen Aufenthalt im Staatsgebiet ab. Insofern k&#246;nne der Antragsteller (des dortigen Verfahrens) auch nicht auf die Inanspruchnahme von existenzsichernden Sozialleistungen in dessen Herkunftsstaat Bulgarien verwiesen werden, etwa weil in allen EU-Staaten ein hinreichendes Mindestsicherungsniveau garantiert sein sollte. Denn auch eine prognostiziert kurze Aufenthaltsdauer rechtfertige keine Einschr&#228;nkung des Grundrechts. Ein gegen&#252;ber dem Existenzsicherungsniveau deutscher Staatsb&#252;rger abgesenktes Leistungsniveau k&#246;nne nicht durch migrationspolitische Erw&#228;gungen gerechtfertigt werden. Umso weniger k&#246;nne ein einfachgesetzlicher vollst&#228;ndiger Entzug notwendiger Leistungen gerechtfertigt werden. Sofern den durch &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II ausgeschlossenen Personen keine den verfassungsrechtlichen Vorgaben entsprechende andere Leistung zustehe, liege ein Versto&#223; gegen das Grundrecht auf Sicherung des Existenzminimums vor. Schlie&#223;lich sei hervorzuheben, dass dem Einzelnen aus verfassungsrechtlichen Gr&#252;nden einfachgesetzlich ein Leistungsanspruch einzur&#228;umen sei. Die Einr&#228;umung einer blo&#223;en Leistungsm&#246;glichkeit ohne Normierung der Leistungsinhalte, beispielsweise im Rahmen einer nicht n&#228;her konkretisierten Ermessensvorschrift, sei unzureichend und damit verfassungswidrig. Dem k&#246;nne nicht durchgreifend entgegengehalten werden, dass das BVerfG in einem Nichtannahmebeschluss vom 09.02.2001 (1 BvR 781/98 &#8211; Rn. 25) es unter bestimmten Bedingungen f&#252;r in der Regel ausreichend gehalten habe, unabweisbare Hilfe in Form von Reise- und Verpflegungskosten zu leisten. Zum einen habe den dort betroffenen Ausl&#228;ndern jedenfalls andernorts im Inland ein Leistungsanspruch zugestanden. Zum anderen k&#246;nne nicht davon ausgegangen werden, dass die genannte Entscheidung nach den Entscheidungen des BVerfG zur Regelleistung und zum AsylbLG noch den Stand der verfassungsrechtlichen Dogmatik wiedergebe. Vor der Entscheidung zur Regelleistung im Jahr 2010 sei noch nicht einmal gekl&#228;rt gewesen, ob die Sicherung des Existenzminimums als subjektive Grundrechtsposition des Einzelnen anzusehen sei.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_163\">163</a></dt>\n<dd><p><strong>1.1.7</strong> Der 6. Senat des LSG Nordrhein-Westfalen betont im Beschluss vom 30.11.2015 (L 6 AS 1480/15 B ER, L 6 AS 1481/15 B &#8211; Rn. 16 ff.), dass auch nach der Entscheidung des EuGH vom 15.09.2015 (C-67/14) die mitgliedsstaatlichen Grundrechte trotz der Einschl&#228;gigkeit des Unionsrechts ihre eigenst&#228;ndige Funktion behielten (Hinweis auf <em>Kingreen</em>, NVwZ 2015, S. 1506). Auf der Grundlage gerade auch der Rechtsprechung des BVerfG best&#252;nden berechtigte Bedenken, ob die Vorschrift des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II in der geltenden Form verfassungsgem&#228;&#223; sei. Denn das BVerfG habe in seiner Entscheidung zum AsylbLG (Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10,1 BvL 2/11) ausgef&#252;hrt, Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG begr&#252;nde einen Anspruch auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums als Menschenrecht, das deutschen und ausl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigen, die sich in der Bundesrepublik Deutschland aufhielten, gleicherma&#223;en zustehe. Insofern m&#252;sse ein Leistungsanspruch einger&#228;umt werden. Soweit diesem Anspruch entgegengehalten werde, es stehe dem Antragsteller frei, in sein Heimatland zur&#252;ckzukehren, habe dieser Einwand seine sozialpolitische Bedeutung, aber keinen inhaltlich-argumentativen Bezug zu den verfassungsrechtlichen Vorgaben. Denn der Gew&#228;hrleistungspflicht aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG entspreche deshalb ein Leistungsanspruch des Grundrechts-/Menschenrechtstr&#228;gers, da das Grundrecht die W&#252;rde des Einzelnen sch&#252;tze und diese W&#252;rde in solchen Notlagen nur oder doch zumindest in erster Linie durch materielle Unterst&#252;tzung gesichert werden k&#246;nne. Der Einwand beantworte schlicht die Frage nicht, auf welche Weise und in welchem Sicherungssystem das menschenw&#252;rdige Existenzminimum bis zur Ausreise sichergestellt werde, wenn der Betroffene nicht zur Ausreise verpflichtet sei &#8211; erst die (vollziehbare) Verpflichtung zur Ausreise w&#252;rde diese Ausl&#228;nder dem AsylbLG als Sicherungssystem zuweisen (Hinweis auf &#167; 1 Abs. 1 Nr. 5 AsylbLG).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_164\">164</a></dt>\n<dd><p><strong>1.2 </strong>Die f&#252;r das Recht der Grundsicherung f&#252;r Arbeitsuchende zust&#228;ndigen Senate des BSG und andere Sozialgerichte halten die Gew&#228;hrung von existenzsichernden Leistungen trotz der Ausschlussregelung des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II an die betroffenen Personen f&#252;r m&#246;glich und gehen aus diesem Grund implizit oder ausdr&#252;cklich von der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 SGB II aus.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_165\">165</a></dt>\n<dd><p><strong>1.2.1</strong> Der 16. Senat des Bayerischen LSG h&#228;lt den zeitlich unbeschr&#228;nkten v&#246;lligen Ausschluss von Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts in &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II, der durch den gleich formulierten Ausschluss von Sozialhilfe in &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII flankiert werde, im Hinblick auf das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums, das vom BVerfG aus Art. 1 Abs. 1 GG in Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip des Art. 20 Abs. 1 GG abgeleitet werde, f&#252;r bedenklich (Beschluss vom 22.12.2010 &#8211; L 16 AS 767/10 B ER &#8211; Rn. 59 f.). Da es sich bei Art. 1 Abs. 1 GG um kein Grundrecht nur f&#252;r Deutsche, sondern um ein Menschenrecht handele, gelte es auch f&#252;r Ausl&#228;nder, die sich in Deutschland aufhielten, vor allem wenn dieser Aufenthalt rechtm&#228;&#223;ig sei. Zwar gestehe das BVerfG dem Gesetzgeber bei der Bestimmung der zur Gew&#228;hrleistung dieses Existenzminimums zu erbringenden Leistungen einen Gestaltungsspielraum zu. Es frage sich aber, ob nicht der zeitlich unbegrenzte Ausschluss jeglicher Leistungen f&#252;r Ausl&#228;nder, die sich rechtm&#228;&#223;ig zur Arbeitssuche in Deutschland aufhalten, in den von Art. 19 Abs. 2 GG f&#252;r unantastbar erkl&#228;rten Wesensgehalt dieses Grundrechts eingreife. Ob der zeitlich unbefristete Ausschluss von Leistungen an arbeitsuchende Unionsb&#252;rger mit der Begr&#252;ndung gerechtfertigt werden k&#246;nne, dass diese auf die Inanspruchnahme entsprechender Leistungen in ihrem Heimatland verwiesen werden k&#246;nnten (Hinweis auf LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 26.02.2010 &#8211; L 15 AS 30/10 B ER &#8211; Rn. 30), d&#252;rfe zumindest zweifelhaft sein. Ferner sei im Hinblick auf den allgemeinen Gleichheitssatz (Art. 3 Abs. 1 GG) zweifelhaft, ob eine durch sachliche Gr&#252;nde zu rechtfertigende Ungleichbehandlung darin liege, dass Ausl&#228;nder, die vollziehbar ausreisepflichtig seien, wenigstens gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 1 Nr. 5 AsylbLG das \"reduzierte\" Existenzminimum nach dem AsylbLG erhielten, dagegen Ausl&#228;nder, die die Unionsb&#252;rgerschaft bes&#228;&#223;en und sich legal in Deutschland aufhielten, gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II und &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII ohne zeitliche Begrenzung von jeglichen Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts ausgeschlossen seien. Ohne sich endg&#252;ltig auf eine Rechtsgrundlage festzulegen, verpflichtete der Senat den dortigen Antragsgegner zur Gew&#228;hrung vorl&#228;ufiger Leistungen in der nach dem AsylbLG vorgesehenen H&#246;he (Bayerisches LSG, Beschluss vom 22.12.2010 &#8211; L 16 AS 767/10 B ER &#8211; Rn. 69).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_166\">166</a></dt>\n<dd><p><strong>1.2.2</strong> Der 19. Senat des LSG Nordrhein-Westfalen (Beschluss vom 30.05.2011 &#8211; L 19 AS 431/11 B ER &#8211; Rn. 14) weist darauf hin, dass in der Literatur mit &#252;berzeugenden Argumenten die Auffassung vertreten werde, dass selbst hilfebed&#252;rftigen Ausl&#228;ndern, bei denen ein Leistungsausschluss nach &#167; 23 Abs. 3 SGB XII bzw. eine Erwerbsunf&#228;higkeit im Sinne von &#167; 8 Abs. 2 SGB II vorliege, zumindest Leistungen analog &#167; 1a AsylbLG vom Leistungstr&#228;ger nach dem SGB XII zur Verf&#252;gung gestellt werden m&#252;ssten, wenn sie nicht Mittel zur Ausreise erhielten. Dar&#252;ber hinaus gehende Leistungen st&#252;nden im Ermessen der Sozialhilfetr&#228;ger.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_167\">167</a></dt>\n<dd><p>In einer sp&#228;teren Entscheidung h&#228;lt der 19. Senat des LSG Nordrhein-Westfalen die Frage der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit des Leistungsausschlusses des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II f&#252;r kl&#228;rungsbed&#252;rftig, jedoch im Falle des Eingreifens dieses Leistungsausschlusses in &#220;bereinstimmung mit seiner fr&#252;heren Entscheidung einen Anspruch auf Sozialhilfe im Ermessenswege f&#252;r m&#246;glich, wenn dies im Einzelfall gerechtfertigt sei (LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 09.09.2015 &#8211; L 19 AS 1260/15 B ER &#8211; Rn. 27 und 29; &#228;hnlich derselbe Senat mit Beschluss vom 30.09.2015 &#8211; L 19 AS 1491/15 B ER &#8211; Rn. 27 unter Hinweis auf den Anspruch auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 GG. i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG, wonach das Existenzminimum eines Ausl&#228;nders auch bei kurzer Aufenthaltsdauer oder kurzer Aufenthaltsperspektive in Deutschland in jedem Fall und zu jeder Zeit sichergestellt sein m&#252;sse).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_168\">168</a></dt>\n<dd><p><strong>1.2.3 </strong>Der 7. Senat des LSG Nordrhein-Westfalen (Beschluss vom 06.09.2012 &#8211; L 7 AS 758/12 B ER &#8211; Rn. 14) h&#228;lt es im einstweiligen Rechtsschutzverfahren f&#252;r m&#246;glich, den beigeladenden Sozialhilfetr&#228;ger im Rahmen der Folgenabw&#228;gung zu verpflichten, gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 SGB II von den Leistungen nach dem SGB II ausgeschlossenen Personen Regelbedarfe nach &#167; 27a SGB XII zu gew&#228;hren. Zwar h&#228;tten Ausl&#228;nder, deren Aufenthaltsrecht sich allein aus dem Zweck der Arbeitsuche ergebe, sowie ihre Familienangeh&#246;rigen keinen Anspruch auf Sozialhilfe (&#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII). Es begegne jedoch rechtlichen Bedenken, Neu-EU-B&#252;rger bei einem rechtm&#228;&#223;igen Aufenthalt in der BRD von jeglicher staatlicher Unterst&#252;tzung selbst bei untragbaren Verh&#228;ltnissen auszuschlie&#223;en. Solange die Ausl&#228;nderbeh&#246;rde nicht von ihrer M&#246;glichkeit Gebrauch gemacht habe, den Verlust oder das Nichtbestehen des Aufenthaltsrechts nach &#167; 5 Abs. 5 Freiz&#252;gG/EU festzustellen, entspreche es der gesetzlichen Konzeption des Freiz&#252;gigkeitsrechts von der Rechtm&#228;&#223;igkeit des Aufenthalts auszugehen (Verweis auf BSG, Urteil vom 19.10.2010 &#8211; B 14 AS 23/10 R &#8211; Rn. 4). Erst mit der Verlustfeststellung sei die Ausreisepflicht nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Freiz&#252;gG/EU begr&#252;ndet. Auch w&#252;rde sich eine Schlechterstellung der Unionsb&#252;rger aus den Beitrittsgebieten gegen&#252;ber aus entfernteren L&#228;ndern stammenden Antragstellern nach dem AsylbLG ergeben. Zur &#220;berzeugung des Senats komme bei untragbaren Verh&#228;ltnissen unter Beachtung der verfassungsrechtlichen Wertungen nach Art. 1 Abs. 1, Art. 3 Abs. 1 und Art. 20 Abs. 1 GG eine Mindestsicherung nach dem SGB XII bzw. AsylbLG im Wege einer Rechtsfolgenanwendung in Betracht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_169\">169</a></dt>\n<dd><p><strong>1.2.4</strong> Der 15. Senat des LSG Niedersachsen-Bremen (Beschluss vom 15.11.2013 &#8211; L 15 AS 365/13 B ER &#8211; Rn. 66 f.; vgl. auch LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 24.07.2014 &#8211; L 15 AS 202/14 B ER &#8211; Rn. 21 ff.) erkl&#228;rt, dass er die in Rechtsprechung und Literatur verschiedentlich ge&#228;u&#223;erten verfassungsrechtlichen Bedenken gegen den Ausschluss von arbeitsuchenden Unionsb&#252;rgern von laufenden Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts sowohl nach dem SGB II als auch nach dem SGB XII nicht teile. Dabei &#252;bersehe er nicht, dass das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG nach der Rechtsprechung des BVerfG dem Grunde nach unverf&#252;gbar sei und durch einen Leistungsanspruch eingel&#246;st werden m&#252;sse. Wenn Menschen die zur Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Daseins notwendigen materiellen Mittel fehlten, weil sie weder aus einer Erwerbst&#228;tigkeit noch aus eigenem Verm&#246;gen noch durch Zuwendungen Dritter zu erlangen seien, sei der Staat im Rahmen seines Auftrags zum Schutz der Menschenw&#252;rde und in Ausf&#252;llung seines sozialstaatlichen Gestaltungsauftrags verpflichtet, daf&#252;r Sorge zu tragen, dass die materiellen Voraussetzungen daf&#252;r Hilfebed&#252;rftigen zur Verf&#252;gung stehen. Als Menschenrecht stehe dieses Grundrecht deutschen und ausl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigen, die sich in der BRD aufhielten, gleicherma&#223;en zu. Dieser objektiven Verpflichtung aus Art. 1 Abs. 1 GG korrespondiere ein individueller Leistungsanspruch. Diesen verfassungsrechtlichen Vorgaben k&#246;nne aber dadurch Rechnung getragen werden, dass arbeitsuchenden Unionsb&#252;rgern ein Anspruch auf Mindestsicherung nach dem SGB XII einger&#228;umt werde. Es sei &#8211; soweit ersichtlich &#8211; in der sozialhilferechtlichen Literatur unumstritten, dass auch bei Vorliegen von Leistungsausschlussgr&#252;nden Ausl&#228;ndern, die sich in der Bundesrepublik aufhalten, ein Anspruch auf die nach den Umst&#228;nden des Einzelfalls unabweisbar gebotenen Leistungen erhalten bleibe (Hinweis auf LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 30.05.2011 &#8211; L 19 AS 431/11 B ER &#8211; Rn. 4). Welche Leistungen unabweisbar seien, h&#228;nge von den Umst&#228;nden des Einzelfalls ab. Bei m&#246;glicher und zumutbarer R&#252;ckkehr in das Heimatland komme in der Regel lediglich die &#220;bernahme der Kosten der R&#252;ckreise und des bis dahin erforderlichen Aufenthalts in Betracht (&#220;berbr&#252;ckungsleistungen). Sei die R&#252;ckkehr im Einzelfall vorerst nicht m&#246;glich, seien l&#228;ngerfristige Leistungen zu erbringen, die das verfassungsrechtlich gebotene Existenzminimum sicherten. Diese k&#246;nnten sich an den Leistungen nach dem AsylbLG orientieren. Einem solchen Anspruch auf die unabweisbar gebotene Hilfe stehe nicht &#167; 21 Satz 1 SGB XII entgegen, wonach Personen, die nach dem SGB II als Erwerbsf&#228;hige oder als Angeh&#246;rige dem Grunde nach leistungsberechtigt seien, keine Leistungen f&#252;r den Lebensunterhalt erhalten. Der verfassungsrechtlich gebotene Anspruch auf Gew&#228;hrleistung des Existenzminimums lasse sich bei Unionsb&#252;rgern, die dem Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II unterl&#228;gen, im Rahmen des Regelungsgef&#252;ges des SGB II nicht verwirklichen. Im Rahmen des SGB XII werde dieser Anspruch aus einer entsprechenden Anwendung des &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII, des &#167; 1 a AsylbLG oder unmittelbar aus Art. 1 Abs. 1 i. V. m. Art. 20 Abs. 1 GG hergeleitet. Nach Auffassung des Senats bestehe bei arbeitsuchenden Unionsb&#252;rgern, die ohne ausreichende Existenzmittel in die Bundesrepublik eingereist seien und auf dem Arbeitsmarkt bislang weder als Arbeitnehmer noch als Selbstst&#228;ndige Fu&#223; gefasst h&#228;tten, eine atypische Bedarfslage, die den Einsatz &#246;ffentlicher Mittel im Sinne des &#167; 73 SGB XII (Hilfe in sonstigen Lebenslagen) rechtfertige. &#167; 21 Satz 1 SGB II stehe der Anwendung dieser Norm, die sich nicht im 3. Kapitel des SGB XII &#252;ber die Hilfe zum Lebensunterhalt finde, nicht entgegen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_170\">170</a></dt>\n<dd><p><strong>1.2.5</strong> Auch der 7. Senat des Hessischen LSG h&#228;lt grunds&#228;tzlich einen Anspruch auf Gew&#228;hrung von Hilfen in sonstigen Lebenslagen nach &#167; 73 SGB XII gegen den Sozialhilfetr&#228;ger f&#252;r m&#246;glich, weil das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums dem Grunde nach unverf&#252;gbar sei und durch einen Leistungsanspruch eingel&#246;st werden m&#252;sse (Hessisches LSG, Beschluss vom 18.09.2015 &#8211; L 7 AS 431/15 B ER &#8211; Rn. 21).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_171\">171</a></dt>\n<dd><p><strong>1.2.6</strong> Der 4. Senat des LSG Hamburg vertritt unter Anschluss an den 7. Senat des Bayerischen LSG (Beschluss vom 01.10.2015 &#8211; L 7 AS 627/15 B ER) die Auffassung, dass der Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II mit dem nationalen Verfassungsrecht vereinbar sei. Den verfassungsrechtlichen Vorgaben k&#246;nne aus Sicht des Senats dadurch hinreichend Rechnung getragen werden, dass arbeitsuchenden Unionsb&#252;rgern ein Anspruch auf eine Mindestsicherung in Form der unabweisbar gebotenen Leistungen einger&#228;umt werde (Bezugnahme auf LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 06.09.2012 &#8211; L 7 AS 758/12 B ER). Welche Leistungen unabweisbar seien, h&#228;nge dabei von den Umst&#228;nden des Einzelfalls ab. Bei m&#246;glicher und zumutbarer R&#252;ckkehr in das Heimatland komme in der Regel lediglich die &#220;bernahme der Kosten der R&#252;ckreise und des bis dahin erforderlichen Aufenthalts in Betracht. Es k&#246;nne dahingestellt bleiben, ob ein solcher Anspruch auf die unabweisbar gebotene Hilfe aus einer entsprechenden Anwendung des &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII, des &#167; 1a AsylbLG oder unmittelbar aus Art. 1 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG herzuleiten sei oder ob in entsprechenden F&#228;llen von einer atypischen Bedarfslage auszugehen sei, die den Einsatz &#246;ffentlicher Mittel im Sinne des &#167; 73 SGB XII rechtfertige. Aus der Entscheidung des BVerfG zum AsylblG (Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 2/11) folge nichts Anderes. In jener Entscheidung sei es um die Bemessung des existenznotwendigen Bedarfs nach &#167; 3 AsylbLG gegangen. Nur in diesem Zusammenhang habe das BVerfG ausgef&#252;hrt, dass Leistungen in einem transparenten und sachgerechten Verfahren begr&#252;ndet werden m&#252;ssten und die H&#246;he der Leistungsanspr&#252;che nicht pauschal nach dem Aufenthaltsstatus differenziert werden d&#252;rfe. Hier jedoch gehe es um einen Leistungsausschluss, der seine Rechtfertigung in dem europ&#228;ischen Konzept einer Freiz&#252;gigkeit finde, ohne dass zugleich (schon) eine so genannte Sozialunion hergestellt sei. Dieses Konzept sei verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden, wobei der Senat davon ausgehe, dass in s&#228;mtlichen Mitgliedsstaaten der EU deren grundlegende, in Art. 2 des Vertrages &#252;ber die Arbeitsweise der Europ&#228;ischen Union (AEUV) festgelegten Werte, wozu Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und die Wahrung der Menschenrechte geh&#246;rten, gew&#228;hrleistet seien. Weiter habe das BVerfG in jener Entscheidung ausgesprochen, dass die Hilfebed&#252;rftigen nicht auf freiwillige Leistungen verwiesen werden d&#252;rften, sondern der Gesetzgeber ihnen ein entsprechendes subjektives Recht einr&#228;umen m&#252;sse. Dem gen&#252;ge der oben beschriebene Anspruch auf eine Mindestsicherung in Form der unabweisbar gebotenen Leistungen, der &#8211; wie etwa auch der Anspruch nach &#167; 1a oder &#167; 11 Abs. 2 AsylbLG bzw. nach &#167; 23 SGB XII &#8211; ein gesetzlicher Anspruch sei, selbst wenn seine konkrete Ausgestaltung im Einzelfall nicht direkt aus dem Gesetz ablesbar sei. Anders als bei der Bemessung der Leistungen nach &#167; 3 AsylbLG sto&#223;e der Gesetzgeber wegen der Individualit&#228;t und Situationsbezogenheit dieses Anspruchs an sachbezogene Grenzen. Der Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II versto&#223;e auch nicht gegen den allgemeinen Gleichheitssatz nach Art. 3 Abs. 1 GG. Vielmehr beruhe er auf sachgerechten Gr&#252;nden, n&#228;mlich dem bereits erw&#228;hnten europ&#228;ischen Konzept der Freiz&#252;gigkeit einerseits und dem grundsicherungsrechtlichen Grundsatz der Selbsthilfe andererseits. EU-B&#252;rger seien n&#228;mlich typischerweise ohne weiteres im Stande, in ihren Herkunftsstaat zur&#252;ckzukehren und dort unter ad&#228;quaten, menschenw&#252;rdigen Umst&#228;nden zu leben. Insoweit sei ihre Situation mit der in &#167; 11 Abs. 2 AsylbLG geregelten Lage derjenigen Leistungsberechtigten nach dem AsylbLG vergleichbar, denen bei Versto&#223; gegen eine r&#228;umliche Beschr&#228;nkung im Bundesgebiet nur die unabweisbar gebotene Hilfe zu leisten sei. Zwar m&#246;ge es im Hinblick auf &#167; 1 Abs. 1 Nr. 5 AsylbLG F&#228;lle geben, in denen ausl&#228;ndische Nicht-EU-B&#252;rger Leistungen nach dem AsylbLG beziehen, obwohl sie ebenfalls ohne weiteres in ihren Herkunftsstaat zur&#252;ckkehren k&#246;nnten. Darin liege aber &#8211; abgesehen von der politischen Diskussion &#252;ber Rechts&#228;nderungen in diesem Bereich &#8211; kein relevanter Gleichheitsversto&#223;, weil der Gesetzgeber bei der ihm nur m&#246;glichen typisierenden Betrachtung nicht von der gleichm&#228;&#223;igen Gew&#228;hr ad&#228;quater, menschenw&#252;rdiger Umst&#228;nde au&#223;erhalb der EU ausgehen m&#252;sse (LSG Hamburg, Beschluss vom 15.10.2015 &#8211; L 4 AS 403/15 B ER &#8211; Rn. 9 ff.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_172\">172</a></dt>\n<dd><p><strong>1.2.7 </strong>Der 4. Senat des BSG vertritt in zwei Urteilen vom 03.12.2015 (B 4 AS 59/13 R und B 4 AS 44/15 R) die Auffassung, dass Personen, die vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II betroffen sind, ein Anspruch auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem 3. Kapitel des SGB XII zustehen kann. Hierbei hat er zu Grunde gelegt, dass der Ausschluss arbeitsuchender Unionsb&#252;rger von SGB II-Leistungen auch f&#252;r diejenigen Unionsb&#252;rger greife (&#8222;erst-recht&#8220;), die &#252;ber kein Aufenthaltsrecht nach dem Freiz&#252;gigG/EU oder dem AufenthG verf&#252;gen. Auch bei fehlender Freiz&#252;gigkeitsberechtigung seien aber zumindest Sozialhilfeleistungen im Ermessenswege zu erbringen. Im Falle eines verfestigten Aufenthalts, den das BSG bei einem Aufenthaltszeitraum von mehr als sechs Monaten annimmt, sei dieses Ermessen aus Gr&#252;nden der Systematik des Sozialhilferechts und der verfassungsrechtlichen Vorgaben des BVerfG in der Weise reduziert, dass regelm&#228;&#223;ig zumindest Hilfe zum Lebensunterhalt in gesetzlicher H&#246;he zu erbringen sei (BSG, Urteile vom 03.12.2015 &#8211; B 4 AS 59/13 R &#8211; Rn. 51 ff. &#8211; und B 4 AS 44/15 R &#8211; Rn. 36 ff.). Die Frage, ob &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II verfassungswidrig ist, hat der 4. Senat des BSG in diesen Entscheidungen nicht ausdr&#252;cklich er&#246;rtert.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_173\">173</a></dt>\n<dd><p>Der 4. Senat des BSG hat seine Rechtsprechung mit Urteilen vom 17.02.2016 (B 4 AS 24/14 R &#8211; Entscheidungsgr&#252;nde noch nicht ver&#246;ffentlicht) und vom 17.03.2016 (B 4 AS 32/15 R &#8211; Entscheidungsgr&#252;nde noch nicht ver&#246;ffentlicht), in der letzten Entscheidung allerdings von einer Nichtanwendung der Ausschlussregelung des &#167; 23 Abs. 3 SGB XII bei einem Angeh&#246;rigen eines EFA-Signatarstaates ausgehend, aufrechterhalten.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_174\">174</a></dt>\n<dd><p><strong>1.2.8</strong> Der 14. Senat des BSG hat sich dem 4. Senat mit Urteilen vom 16.12.2015 (B 14 AS 15/14 R, B 14 AS 18/14 R und B 14 AS 33/14 R) und vom 20.01.2016 (B 14 AS 15/15 R &#8211; Entscheidungsgr&#252;nde noch nicht ver&#246;ffentlicht &#8211; und B 14 AS 35/15 R) angeschlossen und hierbei auch die Frage der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II angesprochen, allerdings keine verfassungsrechtlichen Bedenken gesehen. Der Leistungsausschluss zu Lasten der Kl&#228;gerinnen und Kl&#228;ger der dortigen Verfahren sei insbesondere schon deshalb mit dem Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. dem Sozialstaatsprinzip des Art. 20 Abs. 1 GG vereinbar, weil den jeweiligen Kl&#228;gerinnen und Kl&#228;gern existenzsichernde Leistungen durch den beigeladenen bzw. beizuladenden Sozialhilfetr&#228;ger nach &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII zu gew&#228;hren seien (BSG, Urteil vom 16.12.2015 &#8211; B 14 AS 15/14 R &#8211; Rn. 36; BSG, Urteil vom 16.12.2015 &#8211; B 14 AS 18/14 R &#8211; Rn. 34; BSG, Urteil vom 16.12.2015 &#8211; B 14 AS 33/14 R &#8211; Rn. 33; BSG, Urteil vom 20.01.2016 &#8211; B 14 AS 35/15 R &#8211; Rn. 32). Der 14. Senat des BSG f&#252;hrt zur Begr&#252;ndung des sozialhilferechtlichen Anspruchs an, dass es auf die M&#246;glichkeit einer Heimkehr des Ausl&#228;nders in sein Herkunftsland in diesem Zusammenhang nicht ankomme. Diese M&#246;glichkeit sei im Hinblick auf die Ausgestaltung des genannten Grundrechts als Menschenrecht schon verfassungsrechtlich jedenfalls solange unbeachtlich, wie der tats&#228;chliche Aufenthalt in Deutschland von den zust&#228;ndigen Beh&#246;rden faktisch geduldet werde. Ungeachtet dessen finde der Verweis auf eine so verstandene Selbsthilfe in dieser Lage nach dem derzeit geltenden Recht auch sozialhilferechtlich keine Grundlage. Zwar erhalte Sozialhilfe nach dem Nachranggrundsatz des &#167; 2 Abs. 1 SGB XII nicht, wer sich &#8211; vor allem durch Einsatz seiner Arbeitskraft, seines Einkommens und seines Verm&#246;gens &#8211; selbst helfen k&#246;nne oder wer die erforderliche Leistung von anderen, insbesondere von Angeh&#246;rigen oder von Tr&#228;gern anderer Sozialleistungen, erhalte. Diese Vorschrift sei jedoch nach der Rechtsprechung des Sozialhilfesenats des BSG keine eigenst&#228;ndige Ausschlussnorm, sondern ihr komme regelm&#228;&#223;ig nur im Zusammenhang mit erg&#228;nzenden bzw. konkretisierenden sonstigen Vorschriften des SGB XII Bedeutung zu; ein Leistungsausschluss ohne R&#252;ckgriff auf andere Normen des SGB XII sei mithin allenfalls in extremen Ausnahmef&#228;llen denkbar, etwa wenn sich der Bed&#252;rftige generell eigenen Bem&#252;hungen verschlie&#223;e und Anspr&#252;che ohne Weiteres realisierbar seien (Hinweis auf BSG, Urteil vom 22.03.2012 &#8211; B 8 SO 30/10 R &#8211; Rn. 25). F&#252;r die Annahme einer solchen Ausnahmelage fehle indes &#8211; nachdem eine ausdr&#252;ckliche Rechtsgrundlage f&#252;r einen Verweis auf die R&#252;ckkehr in das Heimatland nach geltendem Recht im SGB XII nicht bestehe &#8211; ohne Begr&#252;ndung einer Ausreisepflicht des Ausl&#228;nders als Ergebnis eines ausl&#228;nderbeh&#246;rdlichen Verfahrens schon im Ansatz jeder Anhaltspunkt (BSG, Urteil vom 20.01.2016 &#8211; B 14 AS 35/15 R &#8211; Rn. 42).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_175\">175</a></dt>\n<dd><p><strong>1.2.9</strong> Dem BSG haben sich inzwischen &#8211; jeweils im Rahmen von Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes und vorbehaltlich einer Pr&#252;fung im Hauptsacheverfahren &#8211; die 17. Kammer des SG Darmstadt (Beschluss vom 04.12.2015 &#8211; S 17 SO 211/15 ER &#8211; Rn. 28 ff.), der 7. Senat des LSG Nordrhein-Westfalen (Beschl&#252;sse vom 16.12.2015 &#8211; L 7 AS 1466/15 B ER &#8211; Rn. 14, vom 17.12.2015 &#8211; L 7 AS 1711/15 B ER &#8211; Rn. 12, vom 04.03.2016 &#8211; L 7 AS 2143/15 B ER &#8211; Rn. 14, vom 22.03.2016 &#8211; L 7 AS 354/16 B ER, L 7 AS 355/16 B &#8211; Rn. 10und vom 07.04.2016 &#8211; L 7 AS 288/16 B ER &#8211; Rn. 20 f.), der 25. Senat des LSG Berlin-Brandenburg (Beschluss vom 21.12.2015 &#8211; L 25 AS 3035/15 B ER &#8211; Rn. 8), die 128. Kammer des SG Berlin (Beschluss vom 04.01.2016 &#8211; S 128 AS 25271/15 &#8211; Rn. 32 ff.), der 28. Senat des LSG Berlin-Brandenburg (Beschluss vom 15.01.2016 &#8211; L 28 AS 3053/15 B ER &#8211; Rn. 8), die 3. Kammer des SG Kassel (Beschluss vom 21.01.2016 &#8211; S 3 AS 217/15 ER &#8211; Rn. 46), die 11. Kammer des SG Mainz (Beschluss vom 27.01.2016 &#8211; S 11 AS 7/16 ER &#8211; nicht ver&#246;ffentlicht), die 62. Kammer des SG Dortmund (Beschluss vom 11.02.2016 &#8211; S 62 SO 43/16 ER &#8211; Rn. 23 ff.), der 19. Senat des LSG Nordrhein-Westfalen (Beschl&#252;sse vom 24.02.2016 &#8211; L 19 AS 1834/15 B ER, L 19 AS 1835/15 B &#8211; Rn. 18,vom 24.03.2016 &#8211; L 19 AS 289/16 B ER &#8211; Rn. 28 und vom 14.04.2016 &#8211; L 19 AS 576/16 B ER &#8211; Rn. 2), die 26. Kammer des SG Neuruppin (Beschluss vom 22.03.2016 &#8211; S 26 AS 378/16 ER &#8211; Rn. 20 ff.) und der 6. Senat des LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 18.04.2016 &#8211; L 6 AS 2249/15 B ER, L 6 AS 21/16 B &#8211; Rn. 20) angeschlossen (grunds&#228;tzlich dem BSG folgend, eine Ermessensreduzierung auf Null jedoch ablehnend: LSG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 13.04.2016 &#8211; L 23 SO 46/16 B ER, L 23 SO 47/16 B ER PKH &#8211;, Rn. 21 ff.; LSG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 13.04.2016 &#8211; L 15 SO 53/16 B ER &#8211; Rn. 23 ff. und LSG Hamburg, Beschluss vom 14.04.2016 &#8211; L 4 AS 76/16 B ER &#8211; Rn. 8 ff.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_176\">176</a></dt>\n<dd><p><strong>1.2.10</strong> Der 15. Senat des LSG Niedersachsen-Bremen geht zwar im Beschluss vom 07.03.2016 (L 15 AS 185/15 B ER &#8211; Rn. 16 f.) mit dem BSG davon aus, dass Hilfe zum Lebensunterhalt als Ermessensleistung nach &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII erbracht werden kann, h&#228;lt die vom BSG vorgesehene Differenzierung zwischen einem Aufenthalt von bis zu sechs Monaten und einem dar&#252;berhinausgehenden Aufenthalt nicht f&#252;r zul&#228;ssig. Das BVerfG habe im Urteil vom 18.07.2012 (1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11) festgestellt, dass der Anspruch auf Gew&#228;hrleistung des soziokulturellen Existenzminimums als Menschenrecht deutschen und ausl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigen gleicherma&#223;en zustehe, er seinem Umfang nach zwischen unterschiedlichen Gruppen Hilfebed&#252;rftiger nur dann differenzierend zu bemessen sei, wenn und soweit sich eine verschiedene Bed&#252;rfnislage feststellen lasse und er im &#220;brigen der Konkretisierung durch vom Gesetzgeber auszugestaltende Normen bed&#252;rfe. Soweit sich hieraus Zweifel an der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit des grunds&#228;tzlichen Anspruchsausschlusses nach &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII und seiner Erg&#228;nzung durch die auf Einzelf&#228;lle beschr&#228;nkte Erm&#228;chtigung zu einer Leistungsgew&#228;hrung nach Ermessen in &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII ergeben w&#252;rden, w&#228;ren diese nicht auf EU-B&#252;rger mit einem Aufenthalt von mehr als sechs Monaten beschr&#228;nkt. Denn nach der Rechtsprechung des BVerfG seien die Anforderungen der Art. 1 Abs. 1 und 20 Abs. 1 GG an die Gew&#228;hrleistung des soziokulturellen Existenzminimums vom Beginn eines Aufenthalts im Bundesgebiet an durchg&#228;ngig zu verwirklichen. Zweifel an der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit eines dem Wortlaut von &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 und Abs. 1 Satz 3 SGB XII folgenden Normverst&#228;ndnisses, das von der Geltung eines allgemeinen Anspruchsausschlusses f&#252;r arbeitssuchende und ihnen gleichzustellende Ausl&#228;nder sowie einer nur im Einzelfall er&#246;ffneten M&#246;glichkeit zu einer Leistungsbewilligung im Ermessenswege ausgehe, w&#228;ren damit ganz genereller Art und angesichts des nach seinem eindeutigen Wortlaut klaren Ausnahmecharakters von &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII nur durch eine Richtervorlage nach Art. 100 GG zu kl&#228;ren. Der Senat halte allerdings den Anspruchsausschluss in &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII und die auf Einzelf&#228;lle begrenzte Erm&#228;chtigung zu Ermessensleistungen in &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII f&#252;r verfassungsrechtlich unbedenklich. Gerade die Aus&#252;bung von Ermessen erlaube es n&#228;mlich dem zust&#228;ndigen Sozialhilfetr&#228;ger, der individuellen Lebenssituation hilfebed&#252;rftiger Ausl&#228;nder Rechnung zu tragen. An ihr habe sich auch nach der Rechtsprechung des BVerfG die Hilfegew&#228;hrung auszurichten (Hinweis auf BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 66, 69). Daran, dass das soziokulturelle Existenzminimum gew&#228;hrleistet werden m&#252;sse, bleibe der Sozialhilfetr&#228;ger auch im Rahmen einer ihm er&#246;ffneten Ermessensentscheidung gebunden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_177\">177</a></dt>\n<dd><p><strong>1.2.11</strong> Die 32. Kammer des SG Halle (Saale) (Beschluss vom 14.04.2016 &#8211; S 32 AS 1109/16 ER &#8211; Rn. 37 ff.) folgt zwar dem BSG dahingehend, dass Ermessensleistungen nach &#167; 21 Abs. 1 Satz 3 SGB XII f&#252;r den vom Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II betroffenen Personenkreis grunds&#228;tzlich m&#246;glich seien, sieht aber das Ermessen erst er&#246;ffnet, wenn die M&#246;glichkeit der R&#252;ckkehr in den Herkunftsstaat nicht besteht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_178\">178</a></dt>\n<dd><p><strong>1.3 </strong>Insbesondere seit Bekanntgabe des Urteils des EuGH vom 15.09.2015 (C-67/14) und verst&#228;rkt seit Bekanntwerden der Urteile des BSG vom 03.12.2015 (B 4 AS 59/13 R, B 4 AS 43/15 R und B 4 AS 44/15 R) wird von zahlreichen Spruchk&#246;rpern der Sozialgerichtsbarkeit vertreten, der Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II sei verfassungsgem&#228;&#223; und es sei entgegen der Auffassung der beiden f&#252;r das SGB II zust&#228;ndigen Senate des BSG weder nach geltendem Recht m&#246;glich noch verfassungsrechtlich geboten, hiervon betroffenen Personen Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem 3. Kapitel des SGB XII oder sonstige existenzsichernde Leistungen zu gew&#228;hren.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_179\">179</a></dt>\n<dd><p><strong>1.3.1</strong> Der 15. Senat des LSG Niedersachsen-Bremen vertrat bereits mit Beschluss vom 26.02.2010 (L 15 AS 30/10 B ER &#8211; Rn. 30) die Auffassung, dass Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. dem Rechts- und Sozialstaatsprinzip des Art. 20 Abs. 1 und 3 GG durch den Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II nicht verletzt werde. Der Staat sei zwar verpflichtet, dem mittellosen B&#252;rger die Mindestvoraussetzungen f&#252;r ein menschenw&#252;rdiges Dasein erforderlichenfalls durch Sozialleistungen zu sichern. Dabei sei dem Gesetzgeber allerdings im Rahmen der Entscheidung, in welchem Umfang F&#252;rsorgeleistungen unter Ber&#252;cksichtigung vorhandener Mittel gew&#228;hrt werden k&#246;nnten, ein weiter Gestaltungsspielraum er&#246;ffnet (Hinweis auf Beschluss des BVerfG vom 29.05.1990 &#8211; 1 BvL 20/84, 1 BvL 26/84, 1 BvL 4/86). Danach sei nicht zu beanstanden, wenn Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts f&#252;r arbeitsuchende Unionsb&#252;rger europarechtskonform nicht gew&#228;hrt und diese damit auf die Inanspruchnahme entsprechender Leistungen in ihrem Heimatland verwiesen w&#252;rden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_180\">180</a></dt>\n<dd><p><strong>1.3.2</strong> Der 2. Senat des LSG Sachsen-Anhalt kam in einem einstweiligen Rechtsschutzverfahren unter Aufgabe der im Beschluss vom 01.11.2013 (L 2 AS 841/13 B ER &#8211; Rn. 36 f., s.o. unter 1.1.1) ge&#228;u&#223;erten Auffassung zu dem Ergebnis, dass die gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II von Leistungen nach dem SGB II ausgeschlossene Antragstellerin des dortigen Verfahrens einen Leistungsanspruch, solange sie noch in der BRD lebe, auch nicht aus dem Grundrecht zur Sicherung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums nach Art. 1 GG herleiten k&#246;nne. Als Menschenrecht stehe dieses Grundrecht deutschen und ausl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigen, die sich in der Bundesrepublik Deutschland aufhielten, gleicherma&#223;en zu. Der objektiven Verpflichtung aus Art. 1 Abs. 1 GG korrespondiere ein individueller Leistungsanspruch, da das Grundrecht die W&#252;rde jedes einzelnen Menschen sch&#252;tze und diese in solchen Notlagen nur durch materielle Unterst&#252;tzung gesichert werden k&#246;nne (Bezugnahme auf BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 63). Allerdings bestehe hier die Besonderheit, dass die Unionsb&#252;rgerin ihren Existenzsicherungsanspruch auch in ihrem Herkunftsland geltend machen k&#246;nne, da in der EU gewisse soziale Mindeststandards best&#252;nden, auf die sich die Mitgliedstaaten geeinigt h&#228;tten. Nach Art. 13 der Europ&#228;ischen Sozialcharta vom 18.10.1961 (ESCh) verpflichteten sich die Vertragsparteien sicherzustellen, dass jedem der nicht &#252;ber ausreichende Mittel verf&#252;ge und sich diese auch nicht selbst oder von anderen verschaffen k&#246;nne, ausreichende Unterst&#252;tzung gew&#228;hrt werde. Die Tschechische Republik (Herkunftsstaat der Antragstellerin des dortigen Verfahrens) habe dieses Abkommen und diesen Artikel am 03.11.1999 ratifiziert. Die Antragstellerin habe damit einen Anspruch auf existenzsichernde Leistungen innerhalb der EU. Ein Anspruch darauf, ihre existenzsichernden Leistungen in einem bestimmten EU-Mitgliedstaat erhalten zu m&#252;ssen, bestehe nicht. Gegebenenfalls m&#252;sse der Antragstellerin erm&#246;glicht werden nach Tschechien zur&#252;ckkehren zu k&#246;nnen, um ihre Rechte dort wahrnehmen zu k&#246;nnen. Anders als bei einem Asylsuchenden, der sich auf das Grundrecht aus Art. 16 GG st&#252;tze, gebe es auch keinen rechtlich beachtlichen Hinderungsgrund f&#252;r eine R&#252;ckkehr in dieses Heimatland (LSG Sachsen-Anhalt, Beschluss vom 04.02.2015 &#8211; L 2 AS 14/15 B ER &#8211; Rn. 40).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_181\">181</a></dt>\n<dd><p><strong>1.3.3</strong> Der 1. Senat des LSG Baden-W&#252;rttemberg vertritt in einem Beschluss vom 29.06.2015 (L 1 AS 2338/15 ER-B, L 1 AS 2358/15 B &#8211; Rn. 39) die Auffassung, dass der dortige Antragsteller slowakischer Staatsangeh&#246;rigkeit einen Leistungsanspruch nicht unmittelbar aus dem Grundrecht zur Sicherung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums nach Art. 1 GG herleiten k&#246;nne. Dieses Grundrecht stehe als Menschenrecht deutschen und ausl&#228;ndischen Staatsb&#252;rgern, die sich in der BRD aufhalten, gleicherma&#223;en zu. Ein von der verfassungsgerichtlichen Rechtsprechung daraus abgeleiteter individueller Leistungsanspruch bed&#252;rfe der Ausgestaltung durch ein Gesetz; sein Umfang k&#246;nne nicht unmittelbar aus der Verfassung abgeleitet werden; vielmehr stehe dem Gesetzgeber ein Gestaltungsspielraum zu (Hinweis auf Urteil des BVerfG vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 62-66). Dar&#252;ber hinaus gelte auch das Grundrecht zur Sicherung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums nicht schrankenlos: Anders als ein vollziehbar ausreisepflichtiger ehemaliger Asylbewerber, dessen R&#252;ckkehr in das (eventuell von Seiten der Beh&#246;rden gar nicht sicher zu ermittelnde) Herkunftsland sowohl erhebliche tats&#228;chliche als auch rechtliche Probleme (Abschiebungshindernisse) entgegen stehen k&#246;nnten, sei der Antragsteller (des dortigen Verfahrens) als Unionsb&#252;rger nicht gehindert, sich innerhalb des so genannten Schengen-Raumes frei zu bewegen, weshalb einer sofortigen R&#252;ckkehr in sein Heimatland nichts entgegen stehe.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_182\">182</a></dt>\n<dd><p><strong>1.3.4</strong> Der 3. Senat des LSG Rheinland-Pfalz lehnte mit Beschluss vom 31.08.2015 (L 3 AS 430/15 B &#8211; nicht ver&#246;ffentlicht) bezogen auf nach seiner Auffassung vom Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II betroffene Unionsb&#252;rger ohne materielles Aufenthaltsrecht die Gew&#228;hrung von Prozesskostenhilfe mit der Begr&#252;ndung ab, dass die von den dortigen Kl&#228;gern angef&#252;hrte Rechtsprechung des BVerfG zur H&#246;he der Leistungen nach dem AsylbLG auf den dem Gericht vorliegenden Fall nicht &#252;bertragbar sei, da die betroffenen Personengruppen, einerseits Asylbewerber, andererseits freiz&#252;gigkeitsberechtigte EU-B&#252;rger, sich nicht in vergleichbaren Notlagen bef&#228;nden. Eine Verpflichtung des Gesetzgebers, unterschieds- und voraussetzungslos Sozialleistungen auch an Ausl&#228;nder ohne Recht zum Aufenthalt zu erbringen, bestehe auch nach dieser Rechtsprechung nicht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_183\">183</a></dt>\n<dd><p>Mit einem Beschluss vom 05.11.2015 (L 3 AS 479/15 B ER &#8211; Rn. 21 ff.) hat der 3. Senat des LSG Rheinland-Pfalz unter Aufhebung des Beschlusses der vorlegenden Kammer vom 02.09.2015 (S 3 AS 599/15 ER) seine Auffassung bekr&#228;ftigt, dass der Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II nicht verfassungswidrig sei. Das Grundgesetz gebiete nicht die Gew&#228;hrung bedarfsunabh&#228;ngiger, voraussetzungsloser Sozialleistungen (Hinweis auf BVerfG, Beschluss vom 07.07.2010 &#8211; 1 BvR 2556/09 &#8211; Rn. 13). Vielmehr liege es in der politischen Verantwortung des parlamentarischen Gesetzgebers im Rahmen des ihm zustehenden Gestaltungsspielraums zu bestimmen, welche Leistungen in welcher H&#246;he zur Existenzsicherung gew&#228;hrt werden und die hierbei erforderlichen Wertungen vorzunehmen. In Aus&#252;bung seines Gestaltungsspielraums habe der parlamentarische Gesetzgeber &#8211; nach Auffassung des Senats ausreichende &#8211; Regelungen bez&#252;glich der Gew&#228;hrung von Leistungen zur Existenzsicherung getroffen. Nach der Willensbildung des parlamentarischen Gesetzgebers k&#246;nnten solche heute nach dem SGB II, dem SGB XII und dem AsylbLG beansprucht werden. Der gemeinsame verfassungsrechtliche Kern aller drei heutigen Existenzsicherungssysteme sei das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. dem Sozialstaatsprinzip des Art. 20 Abs. 1 GG. Die erfolgten Differenzierungen hinsichtlich der Leistungsh&#246;he in Abh&#228;ngigkeit von den Besonderheiten bestimmter Personengruppen seien zul&#228;ssig (Hinweis auf BVerfG, Urteil vom 18.07.2012, 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 73) und schl&#246;ssen die strukturelle Gleichwertigkeit der drei Leistungssysteme nicht aus. Unter Ber&#252;cksichtigung der bestehenden Regelungen zur Gew&#228;hrung von Leistungen zur Existenzsicherung sei das Grundrecht des (kolumbianischen) Antragstellers des dortigen Verfahrens auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums nicht verletzt. Er k&#246;nne darauf verwiesen werden, Leistungen seines Heimatlandes zur Sicherung seines Lebensunterhaltes in Anspruch zu nehmen oder von seinem Freiz&#252;gigkeitsrecht innerhalb des Hoheitsgebiets der EU Gebrauch zu machen. Mit dem Leistungsausschluss f&#252;r EU-Ausl&#228;nder, die ihr Aufenthaltsrecht allein aus dem Zweck der Arbeitsuche ableiten, habe der Gesetzgeber den Nachrang des deutschen Sozialleistungssystems gegen&#252;ber dem des Herkunftslandes normiert. Dies sei verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden. Auch der aus dem gesetzlichen Leistungsausschluss resultierende faktische Zwang ins Herkunftsland zur&#252;ckkehren oder in einen anderen Mitgliedstaat reisen zu m&#252;ssen, weil es dem Antragsteller nicht m&#246;glich sei, seinen Lebensunterhalt in der BRD sicherzustellen, stelle keine Verletzung seines Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums dar. Er sei vergleichbar mit der Situation von Auszubildenden und Studenten, die ihre Arbeitskraft f&#252;r ihren Lebensunterhalt einsetzen m&#252;ssten (Hinweis auf BVerfG, Beschl&#252;sse vom 03.09.2014 &#8211; 1 BvR 1768/11 und vom 08.10.2014 &#8211; 1 BvR 886/11). Der dem GG verpflichtete Gesetzgeber habe auch keine aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art 20 Abs. 1 GG resultierende verfassungsrechtliche Pflicht &#252;ber die bereits getroffenen Regelungen hinaus jedem Menschen, der sich &#8211; aus welchen Gr&#252;nden auch immer, also legal oder illegal &#8211; in der BRD aufhalte, voraussetzungslose Sozialleistungen (Hinweis auf BVerfG, Beschluss vom 07.07.2010 &#8211; 1 BvR 2556/09 &#8211; Rn. 13) zu gew&#228;hren und die drei heutigen Existenzsicherungssysteme um eine weitere Regelung zu erg&#228;nzen. Etwas anderes ergebe sich auch nicht aus den Grunds&#228;tzen, die der 1. Senat in seiner Entscheidung vom 18.07.2012 (1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11) f&#252;r die nach dem AsylbLG zu gew&#228;hrenden Leistungen aufgestellt habe. Insbesondere sei hieraus nicht der Schluss zu ziehen, das BVerfG habe hier grundlegend entschieden, dass jeder Mensch, der &#8211; aus welchen Gr&#252;nden auch immer &#8211; in die BRD einreise und sich hier aufhalte, generell und voraussetzungslos &#252;ber die bereits bestehenden Existenzsicherungssysteme Anspruch auf (dauerhafte) staatliche Leistungen zur Gew&#228;hrleistung des menschenw&#252;rdigen Existenzminimums unmittelbar aus der Verfassung habe. Abgesehen davon, dass ausdr&#252;cklich nur &#252;ber &#167; 3 Abs. 2 Satz 2 Nr. 1 und &#167; 3 Abs. 2 Satz 3 i.V.m. Abs. 1 Satz 4 AsylbLG sowie &#167; 3 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 und Nr. 3 und &#167; 3 Abs. 2 Satz 3 i.V.m. Abs. 1 Satz 4 Nr. 1 AsylbLG (jeweils in der Fassung der Bekanntmachung vom 05.08.1997, BGBl. Teil I S. 2022) zu entscheiden gewesen sei, ergebe sich insbesondere aus der Begr&#252;ndung, dass diese Erw&#228;gungen nicht allgemein in dem vom SG (SG Mainz, Beschluss vom 02.09.2015 &#8211; S 3 AS 599/15 ER) angenommenen Sinne zu verstehen seien, sondern mit Blick auf die konkrete Fragestellung, n&#228;mlich ob die nach dem AsylblG f&#252;r diesen Personenkreis zu gew&#228;hrenden Leistungen unter Ber&#252;cksichtigung von Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art 20 Abs. 1 GG ausreichten, die entsprechenden Regeln also verfassungsgem&#228;&#223; seien.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_184\">184</a></dt>\n<dd><p>Diese Rechtsauffassung hat der 3. Senat des LSG Rheinland-Pfalz mit Beschl&#252;ssen vom 11.02.2016 (L 3 AS 668/15 B ER &#8211; Rn. 18 ff. unter Aufhebung von SG Mainz, Beschluss vom 12.11.2015 &#8211; S 12 AS 946/15 ER) und vom 18.02.2016 (L 3 AS 19/16 B ER &#8211; nicht ver&#246;ffentlicht) aufrechterhalten.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_185\">185</a></dt>\n<dd><p><strong>1.3.5</strong> Auch nach Auffassung des 20. Senat des LSG Berlin-Brandenburg (Beschluss vom 28.09.2015 &#8211; L 20 AS 2161/15 B ER &#8211; Rn. 22 f.) begegnet der Leistungsausschluss keinen verfassungsrechtlichen Bedenken. Insbesondere k&#246;nne der Antragsteller (des dortigen Verfahrens) einen Leistungsanspruch nicht aus dem Grundrecht auf Sicherung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums nach Art. 1, 20 GG herleiten. Die Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums m&#252;sse durch einen gesetzlichen Anspruch gesichert sein, wobei dem Gesetzgeber ein Gestaltungsspielraum einger&#228;umt sei. Dies schlie&#223;e es jedenfalls nicht aus, die Leistungen nur insoweit vorzuhalten, wie es erforderlich sei, um einen Betroffenen in die Lage zu versetzen, dass er existenzsichernde Leistungen seines Herkunftslandes in Anspruch nehmen k&#246;nne. Sei ein Unionsb&#252;rger in der Lage, ohne weiteres in sein Herkunftsland zu reisen, um dort existenzsichernde Leistungen in Anspruch zu nehmen, sei der Staat im Rahmen seiner Gew&#228;hrleistungsverpflichtung allenfalls gehalten, Reise- und Verpflegungskosten zur Existenzsicherung (Hinweis auf BVerfG, Nichtannahmebeschluss vom 09.02.2001 &#8211; 1 BvR 781/98 &#8211; zu &#167; 120 Abs. 5 BSHG), vorzuhalten. Soweit angenommen werde, dass der vollst&#228;ndige Ausschluss von Leistungen nach dem SGB II &#8222;ohne anderweitige Kompensationsm&#246;glichkeit eine Sicherung des Existenzminimums dem Grunde nach&#8220; ausschlie&#223;e (Hinweis auf SG Mainz, Beschluss vom 02.09.2015 &#8211; S 3 AS 599/15 ER), werde verkannt, dass bei einem Unionsb&#252;rger, der sich ohne Aufenthaltsrecht im Sinne des Art. 7 RL 2004/38/EG im Inland aufhalte und der nicht aus anerkennenswerten, schwerwiegenden Gr&#252;nden an der R&#252;ckreise gehindert sei, gerade eine &#8222;Kompensationsm&#246;glichkeit&#8220; durch Inanspruchnahme existenzsichernder Leistungen im Herkunftsland bestehe. Im der Entscheidung zu Grunde liegenden Fall bestehe dabei in Polen ein System der F&#252;rsorgeleistungen, welches einen Anspruch f&#252;r Personen vermittle, deren Nettoeinkommen 542 PLN monatlich nicht erreiche. Diese Personen erhielten Sozialhilfe in Form von Geld- und Sachleistungen. Anders als der Personenkreis, f&#252;r den das AsylbLG einen Anspruch auf existenzsichernde Leistungen vermittle, seien Personen aus Mitgliedstaaten der EU in der Regel in der Lage, kurzfristig in ihren Herkunftsstaat zu reisen. Daher k&#246;nne die Gew&#228;hrleistungsverpflichtung aus Art. 1, 20 GG f&#252;r den Personenkreis der Anspruchsberechtigten nach dem AsylbLG, die gerade nicht in jedem Fall kurzfristig in ein anderes Land ausreisen k&#246;nnten, um dort ihre Existenz zu sichern, auch h&#246;here und l&#228;nger andauernde Leistungen zur Existenzsicherung umfassen, als f&#252;r ausl&#228;ndische Staatsb&#252;rger, die ihrer Notlage kurzfristig selbst begegnen k&#246;nnten. Bei diesem Personenkreis k&#246;nne sich die Gew&#228;hrleistungsverpflichtung darin ersch&#246;pfen, sie bei den Bem&#252;hungen der Selbsthilfe durch reine Nothilfema&#223;nahmen zu unterst&#252;tzen. &#220;ber solche Leistungen (Reise- und Verpflegungskosten) sei hier nicht zu entscheiden gewesen, da der Antragsteller diese nicht geltend gemacht habe (LSG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 28.09.2015 &#8211; L 20 AS 2161/15 B ER &#8211; Rn. 22).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_186\">186</a></dt>\n<dd><p><strong>1.3.6</strong> Der 2. Senat des LSG Nordrhein-Westfalen unternimmt in seinem Beschluss vom 29.09.2015 (L 2 AS 1582/15 B ER &#8211; Rn. 5; &#228;hnlich derselbe Senat mit Beschluss vom 09.11.2015 &#8211; L 2 AS 1714/15 B ER &#8211; Rn. 4 und der 6. Senat des LSG Rheinland-Pfalz, Beschluss vom 13.10.2015 &#8211; L 6 AS 454/15 B ER &#8211; nicht ver&#246;ffentlicht) keine verfassungsrechtliche Pr&#252;fung, sondern stellt lediglich fest, dass mit dem Urteil des EuGH vom 15.09.2015 (C-67/14) nunmehr abschlie&#223;end gekl&#228;rt sei, dass der in &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II enthaltene Leistungsausschluss f&#252;r Ausl&#228;nder nicht europarechtswidrig und damit als geltendes Bundesrecht anwendbar sei.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_187\">187</a></dt>\n<dd><p><strong>1.3.7</strong> Der 7. Senat des Bayerischen LSG (Beschluss vom 01.10.2015 &#8211; L 7 AS 627/15 B ER &#8211; Rn. 31 ff.) ist der Auffassung, dass der Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden sei. Das BVerfG habe in den Beschl&#252;ssen vom 03.09.2014 (1 BvR 1768/11) und vom 08.10.2014 (1 BvR 886/11) den Ausschluss von Leistungen nach SGB II f&#252;r Auszubildende gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 5 SGB II gebilligt. Der Leistungsausschluss sei &#8211; nach Auffassung des BVerfG &#8211; schon deswegen nicht zu beanstanden, weil w&#228;hrend eines Studiums die Arbeitskraft nicht, wie von &#167; 2 Abs. 2 Satz 2 SGB II verlangt, zur Beschaffung des Lebensunterhalts eingesetzt werde. Im &#220;brigen verweise das BVerfG auf eine vorrangige F&#246;rderung durch das BAf&#246;G, das in den betreffenden F&#228;llen aber nicht zum Tragen gekommen sei. Dem entnehme der Senat, dass ein Ausschluss von existenzsichernden Leistungen in bestimmten Lebenssituationen grunds&#228;tzlich m&#246;glich sei. Soweit das BVerfG in diesen Beschl&#252;ssen annehme, dass Betroffene gezwungen sein k&#246;nnten, ihre Lebensumst&#228;nde gravierend zu &#228;ndern (\"Der faktische Zwang, eine Ausbildung abbrechen zu m&#252;ssen ...\"), sei das vergleichbar mit dem faktischen Zwang, dass vom SGB II-Bezug ausgeschlossene Ausl&#228;nder in ihr Heimatland zur&#252;ckkehren und wie alle anderen dortigen Bewohner mit den Sozialleistungen bzw. Erwerbsm&#246;glichkeiten im Heimatland zurechtkommen m&#252;ssten bis sie ein neues Aufenthaltsrecht in einem anderen Mitgliedstaat begr&#252;nden k&#246;nnten. Hierin unterscheide sich auch die Situation der hier Betroffenen grundlegend von der Situation der Asylsuchenden, die nicht auf diese M&#246;glichkeit verwiesen werden k&#246;nnten (Hinweis auf BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_188\">188</a></dt>\n<dd><p><strong>1.3.8</strong> Der 16. Senat des Bayerischen LSG (Beschluss vom 13.10.2015 &#8211; L 16 AS 612/15 ER &#8211; Rn. 31 ff.) hat ebenfalls keine durchgreifenden verfassungsrechtlichen Bedenken. Das Grundrecht auf Gew&#228;hrung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums stehe als Menschenrecht deutschen und ausl&#228;ndischen Staatsb&#252;rgern, die sich in der BRD aufhielten, grunds&#228;tzlich gleicherma&#223;en zu (Hinweis auf BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11). Der Staat sei im Rahmen seines Auftrages zum Schutz der Menschenw&#252;rde und in Ausf&#252;llung seines sozialstaatlichen Gestaltungsauftrages verpflichtet, die materiellen Voraussetzungen f&#252;r Hilfebed&#252;rftige zur Verf&#252;gung zu stellen. Migrationspolitische Erw&#228;gungen seien nicht geeignet, die in Art. 1 Abs. 1 GG garantierte Menschenw&#252;rde zu relativieren. Ein daraus abgeleiteter individueller Leistungsanspruch bed&#252;rfe allerdings der Ausgestaltung durch ein Gesetz. Hinsichtlich dessen Umfang stehe dem Gesetzgeber ein Gestaltungsspielraum zu. Auch inl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigen gew&#228;hrleiste die Verfassung nicht die Gew&#228;hrung bedarfsunabh&#228;ngiger, voraussetzungsloser Sozialleistungen (Verweis auf BVerfG, Urteil vom 07.07.2010 &#8211; 1 BvR 2556/09). Der Umfang des Leistungsanspruches ergebe sich weder aus Artikel 1 Abs. 1 GG noch aus der Verfassung. Er h&#228;nge von den gesellschaftlichen Anschauungen &#252;ber das f&#252;r ein menschenw&#252;rdiges Dasein Erforderliche, der konkreten Lebenssituation sowie den wirtschaftlichen und technischen Gegebenheiten ab. Dieses Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums sei nicht verletzt. Die Antragstellerin (des dem Senat vorliegenden Verfahrens) k&#246;nne darauf verwiesen werden, Leistungen ihres Heimatlandes zur Sicherung ihres Lebensunterhaltes in Anspruch zu nehmen. Mit dem Leistungsausschluss f&#252;r EU-Ausl&#228;nder, die ihr Aufenthaltsrecht allein aus der Arbeitsuche ableiteten, habe der Gesetzgeber den Nachrang des deutschen Sozialleistungssystems gegen&#252;ber dem des Herkunftslandes normiert. Dies sei nicht zu beanstanden. Der faktische Zwang ins Herkunftsland zur&#252;ckkehren zu m&#252;ssen, weil es der Antragstellerin nicht m&#246;glich sei, ihren Lebensunterhalt in der BRD sicherzustellen, stelle keine Verletzung der Art. 1 Abs. 2, 20 Abs. 1 GG dar. Er sei vergleichbar mit der Situation von Auszubildenden und Studenten, die ihre Arbeitskraft f&#252;r ihren Lebensunterhalt einsetzen m&#252;ssten. Das BVerfG habe die Leistungsausschl&#252;sse f&#252;r Studenten und Auszubildende gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 5 SGB II gebilligt (Hinweis auf Beschl&#252;sse des BVerfG vom 03.09.2014 &#8211; 1 BvR 1768/11 und vom 08.10.2014 &#8211; 1 BvR 886/11), mit der Folge, dass die Betroffenen letztlich gezwungen seien, ihre Ausbildung abzubrechen und ihre Arbeitskraft zur Beschaffung Ihres Lebensunterhaltes einzusetzen. Hierin unterscheide sich auch die Situation der Antragstellerin (des dortigen Verfahrens) grundlegend von der Situation der in den Anwendungsbereich des AsylbLG fallenden Asylsuchenden. Die Antragstellerin sei als Unionsb&#252;rgerin anders als Asylsuchende nicht daran gehindert, sich innerhalb des so genannten \"Schengen-Raumes\" frei zu bewegen oder in ihr Herkunftsland Portugal zur&#252;ckzukehren. Soweit sie vortrage, auf Grund einer Erkrankung derzeit nicht arbeitsf&#228;hig zu sein, sei festzustellen, dass auch ihr Heimatstaat Portugal die ESCh unterzeichnet und ratifiziert habe. Portugal habe sich damit verpflichtet sicherzustellen, dass jedem, der nicht &#252;ber ausreichende Mittel verf&#252;ge und sich diese auch nicht selbst oder von anderen, insbesondere durch Leistungen aus einem System der sozialen Sicherheit verschaffen k&#246;nne, ausreichende Unterst&#252;tzung und Krankenbehandlung gew&#228;hrt werden (Verweis auf Artikel 13 ESCh &#8211; &#8222;Das Recht auf F&#252;rsorge&#8220;). Auch tats&#228;chlich verf&#252;ge Portugal &#252;ber steuerfinanzierte und beitragsunabh&#228;ngige Systeme f&#252;r alle Einwohner, die sich in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage befinden (Verweis auf die Quelle: www.sozialkompass.eu). Unber&#252;hrt vom Leistungsausschluss blieben Anspr&#252;che auf Hilfen zur Behebung eines akut lebensbedrohlichen Zustandes oder f&#252;r eine unaufschiebbare und unabweisbar gebotene Behandlung einer schweren oder ansteckenden Erkrankung gem&#228;&#223; &#167; 23 Abs. 3 Satz 2 SGB XII. Solche seien aber nicht Gegenstand des Eilverfahrens. Die Antragstellerin m&#252;sse also in Konsequenz der Entscheidung des Senats damit rechnen, ihren Aufenthalt in der Bundesrepublik (vor&#252;bergehend) aufgeben und sich an das F&#252;rsorgesystem ihres Herkunftsstaates Portugal wenden zu m&#252;ssen, wenn sie ihren Lebensunterhalt nicht auf andere Weise sichern k&#246;nne. Dass die Verweisung der Antragstellerin auf die Inanspruchnahme dieser Leistungen in ihrem Heimatstaat gegen Art. 1 GG oder Art. 20 GG versto&#223;en w&#252;rde, verm&#246;ge der Senat nicht zu erkennen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_189\">189</a></dt>\n<dd><p><strong>1.3.9</strong> Auch der 6. Senat des LSG Rheinland-Pfalz sieht in einem Beschluss vom 02.11.2015 (L 6 AS 503/15 B ER &#8211; nicht ver&#246;ffentlicht) im Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II keinen Versto&#223; gegen das Grundrecht auf Gew&#228;hrung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums. Dieses Grundrecht, das der Ausgestaltung durch den Gesetzgeber bed&#252;rfe, gelte nicht schrankenlos. Der Gesetzgeber habe daher bei der Ausgestaltung des Arbeitslosengeldes II ber&#252;cksichtigen d&#252;rfen, dass Unionsb&#252;rger regelm&#228;&#223;ig in der Lage seien, in ihr Herkunftsland zur&#252;ckzukehren und die dortigen Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen. Da der Senat keine Hinweise darauf habe, dass die (bulgarische) Beschwerdef&#252;hrerin des dortigen Verfahrens aus gesundheitlichen oder anderen schwerwiegenden Gr&#252;nden gehindert w&#228;re, nach Bulgarien zur&#252;ckzukehren, m&#252;sse nicht entschieden werden, ob in diesem Falle ausnahmeweise ein konkreter Anspruch aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG abgeleitet werden k&#246;nne.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_190\">190</a></dt>\n<dd><p><strong>1.3.10</strong> Seither hat eine gro&#223;e Anzahl von Spruchk&#246;rpern der Sozialgerichtsbarkeit Entscheidungen ver&#246;ffentlicht, in denen die Verfassungswidrigkeit ebenso wie die Europarechtswidrigkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II verneint wird und &#8211; insbesondere nach den Urteilen des 4. Senats des BSG vom 03.12.2015 (B 4 AS 59/13 R, B 4 AS 43/15 R und B 4 AS 44/15 R) und in kritischer Auseinandersetzung mit diesen &#8211; die M&#246;glichkeit der Erbringung von Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem 3. Kapitel des SGB XII abgelehnt wird (SG Dortmund, Beschluss vom 23.11.2015 &#8211; S 30 AS 3827/15 ER &#8211; Rn. 30 ff.; SG Berlin, Urteil vom 11.12.2015 &#8211; S 149 AS 7191/13 &#8211; Rn. 26 ff.; SG Berlin, Urteil vom 14.01.2016 &#8211; S 26 AS 12515/13 &#8211;Rn. 89 ff.; LSG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 22.01.2016 &#8211; L 29 AS 20/16 B ER, L 29 AS 21/16 B ER PKH &#8211; Rn. 22 ff.; SG Halle (Saale), Beschluss vom 22.01.2016 &#8211; S 5 AS 4299/15 ER &#8211; Rn. 20 ff.; SG Dortmund, Beschluss vom 11.02.2016 &#8211; S 35 AS 5396/15 ER &#8211; Rn. 22 ff.; LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 22.02.2016 &#8211; L 9 AS 1335/15 B ER &#8211; Rn. 56 ff.; SG Berlin, Beschluss vom 22.02.2016 &#8211; S 95 SO 3345/15 ER &#8211; Rn. 42 ff.; SG Berlin, Beschluss vom 02.03.2016 &#8211; S 205 AS 1365/16 ER &#8211; Rn. 22 ff.; LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.03.2016 &#8211; L 12 SO 79/16 B ER &#8211; Rn. 17 ff.; LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 17.03.2016 &#8211; L 9 AS 1580/15 B ER &#8211; Rn. 50 ff.; SG Reutlingen, Urteil vom 23.03.2016 &#8211; S 4 AS 114/14 &#8211; Rn. 28 ff.; SG Speyer, Urteil vom 29.03.2016 &#8211; S 5 AS 493/14 &#8211; Rn. 49 ff.; SG Berlin, Beschluss vom 07.04.2016 &#8211; S 92 AS 359/16 ER &#8211; Rn. 15 ff.; SG Freiburg (Breisgau), Beschluss vom 14.04.2016 &#8211; S 7 SO 773/16 ER &#8211;, Rn. 33 ff.; SG Dortmund, Beschluss vom 18.04.2016 &#8211; S 32 AS 380/16 ER &#8211; Rn. 76 ff.; SG Berlin, Urteil vom 18.04.2016 &#8211; S 135 AS 3966/12 &#8211; Rn. 42 ff.; SG Berlin, Urteil vom 18.04.2016 &#8211; S 135 AS 22330/13 &#8211; Rn. 46 ff.; differenzierter: SG Berlin, Urteil vom 14.01.2016 &#8211; S 26 AS 12515/13 &#8211; Rn. 82 ff.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_191\">191</a></dt>\n<dd><p>Das Urteil des EuGH vom 15.09.2015 (C-67/14) wird hierbei regelm&#228;&#223;ig unkritisch quasi als &#8222;geltende Rechtslage&#8220; hingenommen, w&#228;hrend dem 4. und dem 14. Senat des BSG nahezu durchg&#228;ngig unter Verweis auf einen behaupteten Versto&#223; gegen das Gesetzesbindungsgebot und/oder des Gewaltenteilungsprinzips auch rhetorisch massiv entgegengetreten wird &#8211; bei ebenso durchg&#228;ngiger Erweiterung des Leistungsausschlusses des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II und des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII auf Personen ohne materielles Aufenthaltsrechts &#252;ber den Gesetzeswortlaut hinaus (in diesem Punkt in &#220;bereinstimmung mit dem BSG). In verfassungsrechtlicher Hinsicht werden hierbei die aus den vorstehend wiedergegebenen Entscheidungen bekannten Begr&#252;ndungsans&#228;tze variiert. Die Rechtsprechung des BVerfG zum Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums wird hierbei ausdr&#252;cklich nicht in Frage gestellt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_192\">192</a></dt>\n<dd><p>Dass hierbei selbst Antr&#228;ge auf vorl&#228;ufigen Rechtsschutz und gelegentlich auch auf Prozesskostenhilfe entgegen der mehrfach bekr&#228;ftigten Rechtsauffassung des f&#252;r entsprechende Hauptsacheverfahren zust&#228;ndigen Revisionsgerichts abgelehnt werden, wird mitunter deutlich kritisiert, weil hierdurch effektiver Rechtsschutz im Bereich existenzieller Bed&#252;rfnisse vereitelt wird (vgl. <em>Wenner</em>, SozSich 2016, S. 44; <em>Coseriu</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB XII, 2. Auflage 2014, &#167; 23 SGB XII, Stand 08.04.2016; vgl. auch LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 18.04.2016 &#8211; L 6 AS 2249/15 B ER, L 6 AS 21/16 B &#8211; Rn. 23 ff., SG Mainz, Beschluss vom 12.11.2015 &#8211; S 12 AS 946/15 ER &#8211; Rn. 94 ff.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_193\">193</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4</strong> In der rechtswissenschaftlichen Literatur wird die Verfassungsm&#228;&#223;igkeit eines vollst&#228;ndigen Leistungsausschlusses von ausl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigen wie in &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II &#252;berwiegend bezweifelt, jedenfalls aber f&#252;r kl&#228;rungsbed&#252;rftig gehalten.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_194\">194</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.1</strong><em> Pattar</em> stellt nach Er&#246;rterung europarechtlicher und v&#246;lkerrechtlicher Zusammenh&#228;nge fest, dass sich ein weiterer Einwand gegen den Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II aus dem in der Menschenw&#252;rdegarantie des Art. 1 GG in Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip des Art. 20 Abs. 1 GG wurzelnden Menschenrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums herleiten lasse. Wer von den Leistungen der Grundsicherung f&#252;r Arbeitsuchende ausgeschlossen sei, erhalte auf dem ersten Blick keinerlei Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts. Daneben liege im vollst&#228;ndigen Ausschluss von Leistungen eine ungerechtfertigte Ungleichbehandlung gegen&#252;ber Leistungsberechtigten nach dem AsylbLG, die sich in das Inland begeben h&#228;tten, um Leistungen nach dem AsylbLG zu erhalten. Diese Personen erhielten trotz ihres rechtswidrigen Aufenthalts nach &#167; 1a AsylbLG immerhin unabweisbar gebotene Leistungen. Zur Vermeidung dieses Ergebnisses m&#252;ssten deshalb auch die nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 SGB II ausgeschlossenen Personen mindestens analog &#167; 1a AsylbLG Leistungen erhalten. Zust&#228;ndig hierf&#252;r seien aber nicht die Tr&#228;ger der Grundsicherung f&#252;r Arbeitsuchende, sondern die Tr&#228;ger der Sozialhilfe als Tr&#228;ger des letzten Auffangsystems (<em>Pattar</em> in Klinger/Kunkel/Pattar/Peters, Existenzsicherungsrecht, S. 117 f., 3. Auflage 2012).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_195\">195</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.2</strong><em> Palsherm</em> vertritt Bezug nehmend auf die Ausschlussregelung des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII die Auffassung, dass, falls ein nach dieser Vorschrift ausgeschlossener Ausl&#228;nder auch nicht unter das Europ&#228;ische F&#252;rsorgeabkommen (EFA) falle, ihm wegen des Teilhabemoments von Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG jedenfalls dasjenige gew&#228;hrt werden m&#252;sse, was den Kern eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums ausmache (<em>Palsherm</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB I, 2. Auflage 2011, &#167; 28 SGB I, Rn. 20, Stand 20.02.2012).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_196\">196</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.3</strong><em> Kingreen </em>stellt fest, dass der generelle Leistungsausschluss in &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II bereits gegen Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG versto&#223;e, dass aber auch Differenzierungen hinsichtlich des Leistungszeitraums und -umfangs bei einem nicht nur kurzfristigen Aufenthalt nicht mit Art. 3 Abs. 1 GG vereinbar w&#228;ren Statt oder vor einer Vorlage an den EuGH sei daher in einem geeigneten Fall auch die Vorlage an das BVerfG in Betracht zu ziehen (<em>Kingreen</em>, SGb 2013, S. 139).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_197\">197</a></dt>\n<dd><p>Im Nachgang zum Urteil des EuGH vom 15.09.2015 (C-67/14) f&#252;hrt <em>Kingreen</em> aus, dass das BVerfG in einer Reihe von Entscheidungen klargestellt habe, dass Ungleichbehandlungen wegen der Staatsangeh&#246;rigkeit beim Sozialleistungsbezug an Art. 3 Abs. 1 GG zu messen und die Rechtfertigungsanforderungen insoweit besonders hoch seien, weil die Staatsangeh&#246;rigkeit von Umst&#228;nden abh&#228;nge, die der Einzelne nicht beeinflussen k&#246;nne. Daher d&#252;rfe der Gesetzgeber bei der konkreten Ausgestaltung existenzsichernder Leistungen nicht pauschal nach dem Aufenthaltsstatus differenzieren. Eine Differenzierung sei nur m&#246;glich, sofern deren Bedarf an existenznotwendigen Leistungen von dem anderer Bed&#252;rftiger signifikant abweiche und dies folgerichtig in einem inhaltlich transparenten Verfahren anhand des tats&#228;chlichen Bedarfs gerade dieser Gruppe belegt werden k&#246;nne (Hinweis auf BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11). Dies werde sich insbesondere bei Personen, die sich nicht nur vor&#252;bergehend in Deutschland aufhielten, kaum begr&#252;nden lassen (<em>Kingreen</em>, NVwZ 2015, S. 1506).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_198\">198</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.4</strong><em> Frerichs</em> vertritt unter Berufung auf das Urteil des BVerfG vom 18.07.2012 (1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 95) die Auffassung, dass der Gesetzgeber nach Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 3 GG verpflichtet sei, f&#252;r alle Personen, die sich im Bundesgebiet aufhalten, vom ersten Tage an gesetzliche Regelungen vorzusehen, die nach einem inhaltlich transparenten und folgerichtigen Verfahren ein menschenw&#252;rdiges Existenzminimum sicherstellen und gegen den Staat einen Rechtsanspruch auf die entsprechenden materiellen Leistungen einr&#228;umen. Dabei d&#252;rfe er &#8211; abweichend vom allgemeinen Grundsicherungsrecht &#8211; f&#252;r bestimmte Personengruppen eigenst&#228;ndige Regelungen treffen, die sich allerdings an den prozeduralen Vorgaben zur Ermittlung des Leistungsumfangs messen lassen m&#252;ssten, die im Urteil des BVerfG vom 09.02.2010 aufgestellt worden seien (<em>Frerichs</em>, ZESAR 2014, S. 283). Hinsichtlich des nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 und 2 SGB II und &#167; 23 Ab. 3 Satz 1 SGB XII ausgeschlossenen Personenkreises dr&#228;nge sich die Frage auf, ob der Gesetzgeber seiner verfassungsrechtlichen Pflicht aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG zur Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums hinreichend nachkomme. Er habe f&#252;r diese Personen keinen gesetzlichen Anspruch auf Leistungen zur Sicherung des menschenw&#252;rdigen Existenzminimums normiert. Dies sei aber verfassungsrechtlich geboten. Dieser verfassungsrechtlichen Fragestellung durch richterliche Rechtsfortbildung zu begegnen, sei sehr problematisch. Die bisherigen L&#246;sungsans&#228;tze, den Betroffenen einen Anspruch gegen den Sozialhilfetr&#228;ger auf eine &#8222;Mindestsicherung&#8220; nach Ma&#223;gabe des &#167; 23 Abs. 5 SGB XII, &#167; 73 SGB XII oder &#167; 1a AsylbLG zuzuerkennen (Verweis auf LSG Nordrhein-Westfalen, Beschl&#252;sse vom 06.09.2012 &#8211; L 7 AS 758/12 B ER &#8211; Rn. 14 und vom 28.11.2012 &#8211; L 7 AS 2109/11 B ER &#8211; Rn. 14; LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 15.11.2013 &#8211; L 15 AS 365/13 B ER &#8211; Rn. 66 f.; SG Darmstadt, Beschluss vom 29. 10. 2013 &#8211; S 16 AS 534/13 ER &#8211; Rn. 83; <em>Mangold</em>/<em>Pattar</em>, VSSR 2008, S. 243, 267), seien nicht &#252;berzeugend. Eine Anlehnung an das Leistungsniveau eines f&#252;r diese Personengruppe an sich nicht vorgesehenen Existenzsicherungssystems (SGB XII, AsylbLG) sei methodisch im Wege der Analogie nicht m&#246;glich. Es fehle schon an einer sich aus Systematik und Sinn und des Gesetzes ergebenden L&#252;cke, weil der Gesetzgeber mit den Leistungsausschl&#252;ssen bewusst die nach Unionsrecht nur in engen Grenzen zul&#228;ssigen M&#246;glichkeiten habe nutzen wollen, um die Zahlung von Sozialleistungen an Unionsb&#252;rger zu beschr&#228;nken (Hinweis auf BT-Drucks. 16/5065, S. 234 und BT-Drucks. 17/13322, S. 30). Auch sei der R&#252;ckgriff auf &#167; 73 SGB XII, nach dem Leistungen auch in sonstigen Lebenslagen erbracht werden k&#246;nnten, rechtlich heikel. Eine &#8222;sonstige&#8220; Lebenslage setze n&#228;mlich eine atypische Bedarfslage voraus, die nicht bejaht werden k&#246;nne, wenn der Gesetzgeber sie gesehen und im Sinne eines Leistungsausschlusses geregelt habe (<em>Frerichs</em>, ZESAR 2014, S. 285).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_199\">199</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.5</strong><em> L&#246;bich</em> konstatiert, dass es &#228;u&#223;erst fraglich erscheine, ob ein absoluter Leistungsausschluss von Sozialleistungen f&#252;r wirtschaftlich inaktive Unionsb&#252;rger noch im Einklang mit den vom BVerfG gemachten Ausf&#252;hrungen zum Anspruch auf ein menschenw&#252;rdesicherndes Existenzminimum stehe. Verfassungsrechtlich gelte jedenfalls, dass solange nicht festgestellt sei, dass eine Person ausreisen k&#246;nne, ihr ein menschenw&#252;rdiges Existenzminimum zu gew&#228;hrleisten sei und sie gerade nicht darauf verwiesen werden d&#252;rfe, dieses im Ausland zu suchen. Ein vollst&#228;ndiger Leistungsausschluss komme auch bei Unionsb&#252;rgern mit Aufenthaltsrecht allein zur Arbeitsuche verfassungsrechtlich nicht in Betracht (<em>L&#246;bich</em>, ZESAR 2015, S. 426 f.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_200\">200</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.6</strong><em> Thym</em> h&#228;lt in Auseinandersetzung mit dem Urteil des EuGH vom 11.11.2014 (C-333/13) fest, dass fr&#252;her oder sp&#228;ter das BVerfG dar&#252;ber zu befinden haben werde, ob der Kl&#228;gerin des dortigen Verfahrens ein Grundsicherungsanspruch nach dem GG zustehe, obgleich sie im europ&#228;ischen Freiheitsraum jederzeit in den Heimatstaat reisen k&#246;nne und mithin strukturell nicht im gleichen Ma&#223;e von deutscher Unterst&#252;tzung abh&#228;nge wie etwa Asylbewerber (<em>Thym</em>, NJW 2015, S. 134).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_201\">201</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.7 </strong><em>Wilksch</em> (JuWissBlog, https://www.juwiss.de/90-2015/) bezeichnet in Auseinandersetzung mit den Urteilen des BSG vom 03.12.2015 die von diesem unter Verweis auf &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII einger&#228;umte Ermessensentscheidung als unzul&#228;ssige migrationspolitische Relativierung des Existenzminimums und vertritt die Auffassung, dass das BSG zur Verfassungswidrigkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II und des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII h&#228;tte kommen m&#252;ssen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_202\">202</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.8</strong><em> Wunder</em> h&#228;lt einen Leistungsausschluss f&#252;r EU-B&#252;rger bis zu Ausreise zwar f&#252;r europarechtskonform aber nicht f&#252;r mit dem GG vereinbar. Sie h&#228;lt es allerdings wohl f&#252;r m&#246;glich, einen Leistungsanspruch unmittelbar aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG abzuleiten und bis zur Verabschiedung einer einfachgesetzlichen Regelung den Leistungsumfang an vergleichbare existenzsichernde Leistungen anzulehnen (<em>Wunder</em>, SGb 2015, S. 622).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_203\">203</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.9</strong><em> Farahat</em> weist in einer Besprechung des Urteils des EuGH vom 15.09.2015 (C-67/14) darauf hin, dass die Mitgliedstaaten Arbeitsuchende wegen Art. 14 Abs. 4 b) RL 2004/38/EG weiterhin auch dann nicht ausweisen d&#252;rften, wenn sie im Aufenthaltsstaat noch nicht gearbeitet h&#228;tten oder l&#228;nger als sechs Monate arbeitslos seien, ein Aufenthaltsrecht ihnen also zustehe. Allerdings d&#252;rften ihnen in diesem Fall nach dem Urteil des EuGH jegliche Sozialleistungen im Aufenthaltsstaat verweigert werden. Es liege auf der Hand, dass diese L&#246;sung die Gefahr einer dauerhaften sozialen Exklusion im Aufenthalts-Mitgliedsstaat produziere. Unionsrechtlich sei es nun n&#228;mlich m&#246;glich, dass Unionsb&#252;rger in ihrem Aufenthalts-Mitgliedstaat zwar nicht ausgewiesen werden d&#252;rften, allerdings keinen Anspruch auf soziale Inklusion h&#228;tten. Diese L&#252;cke werde in Deutschland k&#252;nftig verfassungsrechtlich zu schlie&#223;en sein. Das BVerfG habe in seiner Entscheidung zum AsylbLG bereits klargestellt, dass &#8222;migrationspolitische Erw&#228;gungen (&#8230;) von vornherein kein Absenken des Leistungsstandards unter das (&#8230;) Existenzminimum rechtfertigen&#8220; k&#246;nnten. Vor diesem Hintergrund erscheine es unwahrscheinlich, dass sich der automatische Leistungsausschluss arbeitssuchender Unionsb&#252;rger mit dem verfassungsrechtlichen Anspruch auf ein menschenw&#252;rdiges Existenzminimum vereinbaren lasse. Zu denken sei etwa an einen Anspruch auf Leistungen analog AsylbLG oder aber die Finanzierung einer &#8222;R&#252;ckreise&#8220; in den Anwendungsbereich eines Leistungsanspruchs (<em>Farahat</em>, Verfassungsblog 2015/9/16, www.verfassungsblog.de).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_204\">204</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.10 </strong><em>Soko&#322;owski </em>stellt im Rahmen einer europarechtlichen Abhandlung fest, dass die Auslegung (des &#167; 7 Abs. 2 Satz 2 SGB II), die den Anspruch der Unionsb&#252;rger auf das Arbeitslosengeld II anerkenne, sich auch auf Art. 1 Abs. 1 i.V.m. Art. 3 Abs. 1, Art. 20 Abs. 1 und Art. 28 Abs. 1 Satz 1 GG st&#252;tze. Das Sozialstaatsprinzip und der Schutz der Menschenw&#252;rde verpflichteten den Staat, die Mindestvoraussetzungen f&#252;r ein menschenw&#252;rdiges Dasein auch den Unionsb&#252;rgern zu sichern. Diese Grundrechte und Staatsprinzipien g&#228;lten nach herrschender Meinung nicht nur f&#252;r Deutsche. Das BVerfG habe bereits entschieden, dass eine grundlose Ungleichbehandlung von Ausl&#228;ndern und Deutschen gegen Art. 3 Abs. 1 GG versto&#223;e (Bezugnahme auf BVerfG, Beschluss vom 07.02.2012 &#8211; 1 BvL 14/07). Wenn der Ausschluss von Ausl&#228;ndern, die Nichtunionsb&#252;rger sind, vom Kindergeld und Landeserziehungsgeld f&#252;r verfassungswidrig erkl&#228;rt worden sei, versto&#223;e der Ausschluss der Unionsb&#252;rger auf Arbeitsuche aus dem Arbeitslosengeld-II-System gegen Art. 3. Abs. 3 GG. Durch &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II w&#252;rden Letztere schlechter gestellt als illegal eingereiste Asylbewerber in den ersten drei Monaten ihres Aufenthalts, die Leistungen nach &#167; 1a AyslbLG erhielten. Daraus ergebe sich unabh&#228;ngig vom Anwendungsvorrang des Europarechts das Gebot, das SGB II und das Freiz&#252;gG/EU so auszulegen, dass die notwendige Konformit&#228;t mit dem GG erreicht werde (verfassungskonforme Auslegung), d.h. hilfebed&#252;rftigen Unionsb&#252;rgern das Arbeitslosengeld II unter denselben Voraussetzungen wie den Deutschen zu gew&#228;hren. Hervorzuheben sei auch, dass es verfassungsrechtlich zweifelhaft erscheine, potenzielle &#8222;Sozialtouristen&#8220; von der Einreise nach Deutschland abzuschrecken, indem denjenigen, die bereits eingereist seien, Leistungen verwehrt w&#252;rden (<em>Soko&#322;owski</em>, ZESAR 2015, S. 483; &#228;hnlich bereits <em>ders</em>., ZESAR 2011, S. 377).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_205\">205</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.11</strong><em> Leopold</em> konstatiert, dass auf Grund der Rechtsprechung des BVerfG bestehende verfassungsrechtliche Bedenken gegen den Leistungsausschluss von Ausl&#228;nderinnen und Ausl&#228;ndern durch die Kl&#228;rung unionsrechtlicher sowie staatsvertragsrechtlicher Aspekte noch nicht beseitigt w&#252;rden. Ungeachtet unionsrechtlicher Gleichbehandlungsanspr&#252;che stelle sich die Frage, ob der in &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 SGB II vorgesehene Leistungsausschluss mit dem Grundrecht auf Sicherung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 GG zu vereinbaren sei (<em>Leopold</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB II, 4. Auflage 2015, &#167; 7, Rn. 102, Stand: 14.03.2016).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_206\">206</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.12</strong><em> Kanalan</em> h&#228;lt der u.a. von der 149. Kammer des SG Berlin vertretenen Auffassung, dass die Ausschlussregelung des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden sei, da es Unionsb&#252;rgern anders als Asylbewerbern regelm&#228;&#223;ig m&#246;glich sei, ohne drohende Gefahren f&#252;r hochrangige Rechtsg&#252;ter in ihr Heimatland zur&#252;ckzukehren und dort staatliche Unterst&#252;tzungshandlungen zu erlangen (SG Berlin, Urteil vom 11.12.2015 &#8211; S 149 AS 7191/13 &#8211; Rn. 36) entgegen, dass sie mit der dargestellten Begr&#252;ndung ein grunds&#228;tzlich defizit&#228;res Verst&#228;ndnis des Menschenrechts auf das Existenzminimum enthalte. Das BVerfG habe unmissverst&#228;ndlich in seinem Urteil zum AsylbLG zum Ausdruck gebracht, dass das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums als Menschenrecht aus Art. 1 Abs. 1 (i.V.m. Art. 20 Abs. 1) GG auch ausl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigen, die sich in Deutschland aufhalten, unabh&#228;ngig von einem materiellen Aufenthaltsrecht zustehe. Es sei insbesondere ohne Relevanz, dass das Sozialrechtssystem eine Differenzierung nach dem Aufenthaltsstatus vornehme und mit dem AsylbLG ein Sonderregime f&#252;r bestimmte Personengruppen geschaffen habe. Das verfassungsrechtlich garantierte Menschenrecht auf Existenzminimum ergebe sich dem Grunde nach aus der Verfassung und sei insoweit unabh&#228;ngig vom Recht auf Aufenthalt oder Zugeh&#246;rigkeit zu einer bestimmten Personengruppe. Es gelte f&#252;r alle Menschen und habe somit einen universellen Charakter. Wenn der Gesetzgeber diesen Anspruch nicht gesetzlich sichere, was unmittelbar der Schutzgehalt des Art. 1 Abs. 1 GG voraussetze, liege ein Verfassungsversto&#223; vor. In diesem Fall ergebe sich der Anspruch (dem Grunde nach) aus der Verfassung (Bezugnahme auf BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 66). Indem aber das SG Berlin anf&#252;hre, dass die Unionsb&#252;rger, die nicht einmal &#252;ber ein materielles Aufenthaltsrecht verf&#252;gten, keinen Anspruch auf Leistungen nach dem SGB II haben k&#246;nnten, verdeutliche dies, dass es das Menschenrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums nicht durchdrungen habe. Ein weiterer entscheidender Punkt, der demonstriere, dass weder das SG Berlin noch andere &#228;hnlich argumentierende Gerichte den Kern des Menschenrechts auf das Existenzminimum erfasst h&#228;tten, sei der Verweis auf die M&#246;glichkeit der R&#252;ckkehr in den Herkunftsstaat und die Inanspruchnahme der Sozialleistungen des Herkunftsstaates. Dieser Argumentationsansatz sei die Folge eines grundlegend defizit&#228;ren Verst&#228;ndnisses. Denn der Leistungsanspruch auf das Existenzminimum ergebe sich aus Art. 1 Abs. 1 GG, welcher dem Grunde nach unverf&#252;gbar sei (Bezugnahme auf BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 62). Hieraus folge, dass der Anspruch unabh&#228;ngig von einem bestimmten Verhalten der Betroffenen bestehe und somit jegliche Versagung der Leistungen mit Berufung auf ein Verhalten des Betroffenen die Menschenw&#252;rde tangiere, also einen Verfassungsversto&#223; darstelle. Die Gew&#228;hrleistung dieses Anspruchs k&#246;nne weder unter eine Bedingung gestellt noch vom Verhalten der Betroffenen abh&#228;ngig gemacht werden (Hinweis auf SG Mainz, Beschluss vom 12.11.2015 &#8211; S 12 AS 946/15 ER). Diese Feststellung, die bei mehreren Sozialgerichten auf Ablehnung sto&#223;e, werde insbesondere durch einen Vergleich mit dem Folterverbot deutlich. Weil Folter stets einen Versto&#223; gegen die Menschenw&#252;rde darstelle, sei das Folterverbot absolut. Die Anwendung von Folter mit dem Argument, dass der Betroffene einer Verletzung seiner Menschenw&#252;rde entgehen k&#246;nne, in dem er ein bestimmtes Verhalten vornehme, d&#252;rfte kaum &#252;berzeugen. So habe auch der Europ&#228;ische Gerichtshof f&#252;r Menschenrechte (EGMR) in Zusammenhang mit Art. 3 der Europ&#228;ischen Menschenrechtskonvention (EMRK) ausgef&#252;hrt, dass der Schutz des Art. 3 EMRK absolut sei und unabh&#228;ngig vom Verhalten &#8211; sogar unabh&#228;ngig von der Verwerflichkeit des Verhaltens &#8211; der betreffenden Person Geltung beanspruche. Wenn dies aber so sei, k&#246;nne der Hinweis auf die Ausreisem&#246;glichkeit und Verweis auf die Sozialleistungen des Herkunftsstaates nicht &#252;berzeugen. Vielmehr bestehe der Anspruch vom ersten Moment der Bed&#252;rftigkeit an (Hinweis auf BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 99), ohne dass es dabei auf ein Verhalten der Betroffenen ank&#228;me. Dies sei, was der Menschenw&#252;rdeschutz verlange (<em>Kanalan</em>, Verfassungsblog 2016/3/01, www.verfassungsblog.de).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_207\">207</a></dt>\n<dd><p><em>Kanalan</em> h&#228;lt jedoch eine L&#246;sung des Problems durch eine verfassungskonforme Auslegung des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II f&#252;r m&#246;glich. Die Regelung sei verfassungskonform dahingehend auszulegen, dass Unionsb&#252;rger auch im Falle des Aufenthaltsrechts zum Zwecke der Arbeitsuche in Deutschland einen Anspruch auf die Leistungen der Grundsicherung haben, und zwar in verfassungskonformer Auslegung des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 SGB II vom ersten Tag des Aufenthalts im Inland soweit Bed&#252;rftigkeit vorliege. Ein Verweis auf die Leistungen des SGB XII &#252;berzeuge aus den zutreffenden Gr&#252;nden, die das SG Berlin (Urteil vom 11.12.2015 &#8211; S 149 AS 7191/13) ausgef&#252;hrt habe nur f&#252;r Personen, die nicht unter den Anwendungsbereich des SGB II fielen, also insbesondere Erwerbsunf&#228;hige. Es ergebe sich auch ein weiterer L&#246;sungsweg &#8211; in Anlehnung an die Rechtsprechung des BVerfG &#8211; unmittelbar aus der Verfassung. Danach h&#228;tten Unionsb&#252;rger einen Anspruch auf die Gew&#228;hrleistung des menschenw&#252;rdigen Existenzminimums unmittelbar aus Art. 1 Abs. 1 GG. Der konkrete Inhalt und Umfang richte sich nach den einschl&#228;gigen Bestimmungen des SGB II und SGB XII &#8211; u.a. f&#252;r Erwerbsunf&#228;hige. Dass dieser Anspruch praktisch der Ausnahmefall sein d&#252;rfte, aber theoretisch dennoch m&#246;glich sei, habe das BVerfG selbst in seiner Entscheidung zum AsylbLG demonstriert. Das BVerfG habe f&#252;r die Leistungen nach dem AsylbLG das Regelbedarfs-Ermittlungsgesetz (RBEG) f&#252;r die Bestimmung der H&#246;he der Leistungen zu Grunde gelegt und die neuen Bedarfe ermittelt (Hinweis auf BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 100 f.) (<em>Kanalan</em>, Verfassungsblog 2016/3/01, www.verfassungsblog.de).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_208\">208</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.13</strong><em> Steffen</em> stellt unter Bezugnahme auf das Urteil des BSG vom 03.12.2015 (B 4 AS 44/15 R) fest, dass das BSG die Frage nach der Vereinbarkeit des Leistungsausschlusses von existenzsichernden Leistungen nach einem &#8222;Voraufenthalt&#8220; von sechs Monaten &#252;ber eine Ermessensregel im SGB XII &#8222;l&#246;se&#8220;. Der Anspruch auf ein menschenw&#252;rdiges Existenzminimum sei aber dem Grunde nach unverf&#252;gbar und m&#252;sse nach den ausdr&#252;cklichen Vorgaben des BVerfG gerade unabh&#228;ngig von der Aufenthaltsdauer und von der Aufenthaltsperspektive durch einen gesetzlich verankerten Rechtsanspruch gew&#228;hrleistet werden. Er d&#252;rfe gerade nicht in das Ermessen gestellt werden (Bezugnahme auf BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11). Das BSG entziehe sich mit dieser Entscheidung einer Vorlage an das BVerfG (<em>Steffen</em>, ANA-ZAR 2016, S. 3).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_209\">209</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.14</strong><em> K&#246;tter</em> zieht aus dem Urteil des EuGH vom 15.09.2015 (C-67/14) die Schlussfolgerung, dass der Blick wieder frei werde f&#252;r Fragen, die sich aus der deutschen Rechtsordnung mit Blick auf &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II erg&#228;ben, insbesondere auf die Frage seiner Vereinbarkeit mit dem GG. Das BVerfG habe in seiner Entscheidung zur Verfassungsm&#228;&#223;igkeit der Leistungen nach dem AsylbLG explizit festgestellt, dass das sich aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG ergebende Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums ein Menschenrecht sei, das &#8222;deutschen und ausl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigen, die sich in der Bundesrepublik Deutschland aufhalten,&#8220; gleicherma&#223;en zustehe. Nach dem Wortlaut der Entscheidung komme es dabei weder auf die Dauer noch auf die Rechtm&#228;&#223;igkeit des Aufenthalts an, was auch die Beschr&#228;nkung des Grundrechts im Rahmen von Regelungen des Aufenthaltsrechts ausschlie&#223;en w&#252;rde. Nach dem Urteil des BVerfG sei eine fortdauernde Anwendung der verfassungswidrigen Normen &#8222;angesichts der existenzsichernden Bedeutung der Grundleistungen&#8220; nicht hinnehmbar. Der elementare Lebensbedarf der Leistungsberechtigten sei in dem Augenblick zu befriedigen, in den er entstehe. Ein blo&#223;er Verweis auf die M&#246;glichkeit der R&#252;ckkehr in den Heimatmitgliedstaat gen&#252;ge daher den Begr&#252;ndungsanforderungen an die Einschr&#228;nkung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Daseins wohl nicht. &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 SGB II k&#246;nne daher verfassungswidrig sein, wenn er Unionsb&#252;rger w&#228;hrend ihres Aufenthalts in Deutschland abschlie&#223;end vom Anspruch auf Leistungen zur Sicherung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums ausschlie&#223;e. Etwas Anderes k&#246;nne dann gelten, wenn Unionsb&#252;rger hilfsweise existenzsichernde Leistungen nach dem SGB XII beziehen k&#246;nnten (<em>K&#246;tter</em>, info also 2016, S. 6).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_210\">210</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.15</strong> Auch <em>Greiser</em> stellt fest, dass der europarechtlich zul&#228;ssige vollst&#228;ndige Ausschluss von Leistungen wenn noch keine Verbindung zur Gesellschaft bestehe bzw. eine unangemessene Belastung vorl&#228;ge, gegen das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums versto&#223;en w&#252;rde. Zumindest eine Mindestsicherung sei auch in diesem Fall zu gew&#228;hren (<em>Greiser</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB XII, 2. Auflage 2014, Anhang zu &#167; 23, Rn. 119, Stand 23.12.2015). Im &#220;brigen vertritt er die Auffassung, dass das Urteil des BSG vom 03.12.2015 (B 3 AS 44/15 R) einen dogmatisch gut begr&#252;ndeten und praktisch handhabbaren Ausgleich zwischen den verfassungsrechtlichen Vorgaben auf der einen und dem einfachen Recht auf der anderen Seite darstelle. Insbesondere sei positiv zu bewerten, dass das BSG dem &#8222;Ob&#8220; einer Leistungsgew&#228;hrung bei einem verfestigten Aufenthalt nicht die R&#252;ckkehrm&#246;glichkeit ins Heimatland entgegengestellt habe. Das Gericht erstrecke damit f&#252;r diesen Fall die Rechtsprechung des BVerfG zum Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums auf EU-B&#252;rger. Auf der anderen Seite schaffe das BSG in den ersten sechs Monaten einen gewissen Spielraum, zumindest was die H&#246;he der Leistungen angehe. Hier w&#228;re nach Auffassung von <em>Greiser</em> eine Differenzierung danach, ob ein Aufenthaltsrecht besteht, w&#252;nschenswert gewesen. Der Weg, dieses Ergebnis &#252;ber einen Anspruch auf Sozialhilfe zu &#8222;konstruieren&#8220;, stelle sich &#8211; im Rahmen des geltenden Rechts &#8211; als sachgerecht dar. Gegen diese L&#246;sung sei vorgebracht worden, in den Gesetzgebungsmaterialien habe der Gesetzgeber zu erkennen gegeben, dass erwerbsf&#228;hige Ausl&#228;nder von Leistungen nach dem SGB XII ausgeschlossen sein sollen (&#167; 21 SGB XII). Der subjektive Wille des Gesetzgebers sei aber nur nach der so genannten subjektiv-historischen Auslegung (allein) entscheidend. In der Rechtsprechung des BSG sei aber wohl die objektiv-historische Auslegung vorherrschend, die nach dem im Gesetz objektivierten Willen des Gesetzgebers frage. Zudem handele es sich vorliegend um eine verfassungskonforme Auslegung. Diese habe grunds&#228;tzlich Vorrang vor der subjektiv-historischen. Sei eine verfassungskonforme Auslegung m&#246;glich, so sei nach der Rechtsprechung des BVerfG nicht relevant, dass eine nicht mit der Verfassung vereinbare Auslegung eher dem subjektiven Willen des Gesetzgebers entspr&#228;che. Eine Auslegung, die dazu f&#252;hre, dass EU-B&#252;rger, die unter den Ausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II fallen, in keinem Fall Leistungen erhalten w&#252;rden, sei mit dem Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums nicht vereinbar (<em>Greiser</em>, jM 2016, S. 159).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_211\">211</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.16</strong><em> Lenze</em> h&#228;lt dem BSG (bezugnehmend u.a. auf die Urteile vom 16.12.2015 &#8211; B 14 AS 15/14 R, B 14 AS 18/14 R, B 14 AS 33/14 R) anl&#228;sslich einer Anmerkung zum Urteil des EuGH vom 15.09.2015 (C-67/14) hingegen vor, sich im Rahmen einer unzul&#228;ssigen Rechtsfortbildung &#252;ber den klaren Willen des Gesetzgebers in &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II hinweggesetzt und durch den R&#252;ckgriff auf das SGB XII au&#223;erdem in die f&#246;derale Finanzierungsverantwortung f&#252;r die Grundsicherung nach &#167; 46 SGB II eingegriffen zu haben (<em>Lenze</em>, NJW 2016, S. 555).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_212\">212</a></dt>\n<dd><p><strong>1.4.17</strong><em> Coseriu</em> f&#252;hrt in seiner Kommentierung zu &#167; 23 SGB XII aus, dass ein v&#246;lliger Ausschluss von Leistungen sich nicht mit Art. 1 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 GG vereinbaren lasse. Zwar stehe es im sozialpolitischen Ermessen des Gesetzgebers, f&#252;r Ausl&#228;nder besondere Regelungen zur Sicherung ihres Lebensbedarfs zu entwickeln, nicht aber, Leistungen, die zur Deckung des Lebensunterhaltes dienen, g&#228;nzlich zu versagen. Es bestehe n&#228;mlich die Verpflichtung des Staates, die Mindestvoraussetzungen f&#252;r ein menschenw&#252;rdiges Dasein zu garantieren und dem mittellosen B&#252;rger diese Mindestvoraussetzungen erforderlichenfalls durch Sozialleistungen zu sichern. Nach der Rechtsprechung des BVerfG gew&#228;hre Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG einen Anspruch auf Gew&#228;hrung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums als Menschenrecht, das deutschen und ausl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigen, die sich in der BRD aufhalten, gleicherma&#223;en zustehe (<em>Coseriu</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB XII, 2. Auflage 2014, &#167; 23 Rn. 73, Stand 08.04.2016). Ein genereller Leistungsausschluss w&#252;rde auch dazu f&#252;hren, dass Ausl&#228;nder, die eingereist seien, um Sozialhilfe zu erlangen, schlechter gestellt w&#252;rden als Leistungsberechtigte nach dem AsylbLG, die sich in das Bundesgebiet begeben h&#228;tten, um Leistungen nach dem AsylbLG zu erlangen, weil dieser Personenkreis, zu denen sogar vollziehbar Ausreisepflichtige geh&#246;rten, nach &#167; 1a AsylbLG (immerhin) die nach den Umst&#228;nden unabweisbar gebotenen Leistungen erhielte (<em>Coseriu</em>, a.a.O., Rn. 74). Zur L&#246;sung dieses Konflikts sei eine verfassungskonforme Auslegung des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII geboten, die gerade keinen absoluten, rechtsvernichtenden Charakter der zur Verh&#252;tung von Missbrauch dienenden Bestimmung gebiete. Der Ausl&#228;nder, der sich mit dem dort genannten Ziel in den Geltungsbereich des SGB XII begebe, sei lediglich vom (Rechts-)Anspruch auf die in &#167; 23 Abs. 1 SGB XII vorgesehenen Leistungen ausgeschlossen. Dieser Ausschluss lasse aber gleichwohl &#8211; gegebenenfalls modifiziert &#8211; eine Hilfegew&#228;hrung im Ermessenswege nach &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII zu, weil es Lebenssachverhalte geben k&#246;nne, bei denen nach dem auch bei der Anwendung des &#167; 23 SGB XII zu ber&#252;cksichtigenden Gesamtverst&#228;ndnis des Sozialhilferechts die Leistung von (unter Umst&#228;nden eingeschr&#228;nkter) Hilfe selbst dann m&#246;glich bleiben m&#252;sse, wenn der Ausl&#228;nder Leistungen der Sozialhilfe missbr&#228;uchlich in Anspruch nehme (Hinweis auf BVerwG, Urteil vom 10.12.1987 &#8211; 5 C 32/85) (<em>Coseriu</em>, a.a.O., Rn. 75). Der Einwand des SG Berlin (Urteil vom 11.12.2015 &#8211; S 149 AS 7191/13), ein Unionsb&#252;rger k&#246;nne im Gegensatz zu einem Asylbewerber regelm&#228;&#223;ig in sein Heimatland zur&#252;ckkehren und dort gegebenenfalls Sozialleistungen erhalten, habe keinen inhaltlich-argumentativen Bezug zu den verfassungsrechtlichen Vorgaben aus Art. 1 Abs. 1 und Art. 20 Abs. 1 GG und lasse die Frage unbeantwortet, auf welche Weise und in welchem Sicherungssystem das menschenw&#252;rdige Existenzminimum bis zur Ausreise sichergestellt werde, wenn der Betroffene nicht zur Ausreise verpflichtet sei (<em>Coseriu</em>, a.a.O., Rn. 63.4). Zwar m&#246;ge die Auffassung des BSG (Bezugnahme auf das Urteil vom 03.12.2015 &#8211; B 4 AS 44/15 R), nach Ablauf von sechs Monaten sei das Ermessen auf Null reduziert, angreifbar sein, einen g&#228;nzlichen Ausschluss zu bejahen, wie das LSG Rheinland-Pfalz meine (Bezugnahme auf den Beschluss vom 11.02.2016 &#8211; L 3 AS 668/15 B ER), w&#252;rde aber nicht nur eine v&#246;llige Missachtung der Rechtsprechung des BVerfG und des BSG, sondern auch des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. dem Sozialstaatsprinzip aus Art. 20 Abs. 1 GG bedeuten. Der Ausweg, den das LSG Rheinland-Pfalz hierzu suche (Inanspruchnahme von Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes des Heimatlandes), sei absurd und lasse sich mit dem GG nicht in Einklang bringen (<em>Coseriu</em>, a.a.O., Rn. 63.6).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_213\" title=\"zum Leitsatz\">213</a></dt>\n<dd><p><strong>1.5</strong> Die vorlegende Kammer ist nach Auswertung der vertretenen Auffassungen in Rechtsprechung und Literatur der im Folgenden noch zu begr&#252;ndenden &#220;berzeugung, dass die Regelung des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II verfassungswidrig ist. Eine verfassungskonforme Auslegung ist &#8211; auch &#252;ber den vom BSG eingeschlagenen Weg der Verpflichtung zur Gew&#228;hrung von Leistungen nach dem 3. Kapitel des SGB XII &#8211; nicht m&#246;glich.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_214\" title=\"zum Leitsatz\">214</a></dt>\n<dd><p><strong>2.</strong> Die m&#246;gliche Verfassungswidrigkeit des Leistungsausschlusses nach &#167; 7 Abs. 5 SGB II, gem&#228;&#223; der Parallelregelung in &#167; 22 Abs. 1 Satz 1 SGB XII und nach den Vorg&#228;ngerregelungen im ab dem 01.01.1976 geltenden &#167; 31 Abs. 4 Bundessozialhilfegesetz (BSHG) in der Fassung des Gesetzes vom 18.12.1975 (BGBl. Teil I, S. 3091) und seit dem 01.01.1982 in &#167; 26 (Abs.1) Satz 1 BSHG zun&#228;chst in der Fassung des Gesetzes vom 22.12.1981 (BGBl. Teil I S. 1523) und seither in verschiedenen Fassungen bis zum 31.12.2004 wurde bisher in Rechtsprechung (2.1) und Literatur (2.2) vergleichsweise selten thematisiert.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_215\">215</a></dt>\n<dd><p><strong>2.1</strong> Die Rechtsprechung geht bislang weit &#252;berwiegend von der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit des Leistungsausschlusses in &#167; 7 Abs. 5 SGB II aus.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_216\">216</a></dt>\n<dd><p><strong>2.1.1</strong> Die 3. Kammer des 1. Senats des BVerfG hat sich in zwei ver&#246;ffentlichten Nichtannahmebeschl&#252;ssen mit der Frage der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit des &#167; 7 Abs. 5 Satz 1 SGB II in der bis zum 31.03.2011 geltenden Fassung befasst.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_217\">217</a></dt>\n<dd><p><strong>a) </strong>Im Beschluss vom 03.09.2014 (1 BvR 1768/11 &#8211; Rn. 21 ff.) kommt sie zu dem Schluss, dass eine Verletzung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG im der Verfassungsbeschwerde zu Grunde liegenden Fall nicht vorliege. &#167; 7 Abs. 5 Satz 1 SGB II a.F. konkretisiere den Nachrang gegen&#252;ber vorrangigen besonderen Sozialleistungssystemen zur Sicherung des Lebensunterhalts (Hinweis auf &#167; 3 Abs. 3 Halbsatz 1 SGB II). Der Gesetzgeber gehe im Rahmen seines Gestaltungsspielraums in verfassungsrechtlich nicht zu beanstandender Weise davon aus, dass das menschenw&#252;rdige Existenzminimum, soweit eine durch die Ausbildung bedingte Bedarfslage entstanden sei, vorrangig durch Leistungen nach dem BAf&#246;G beziehungsweise dem SGB III zu decken sei. Der Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 5 Satz 1 SGB II a.F. f&#252;hre (im Falle der Beschwerdef&#252;hrerin) dazu, dass ihr f&#252;r die Dauer ihrer Ausbildung keine Grundsicherungsleistungen (&#252;ber Leistungen f&#252;r Mehrbedarf f&#252;r Alleinerziehende hinaus) gew&#228;hrt w&#252;rden. Dies beruhe auf den Vorgaben des BAf&#246;G, insbesondere zur Altersgrenze der F&#246;rderung und sei keine im dem Beschluss zu Grunde liegenden Verfahren zu kl&#228;rende Frage zum SGB II. Der faktische Zwang, eine Ausbildung abbrechen zu m&#252;ssen, weil keine Sozialleistungen die Existenz sicherten, ber&#252;hre die teilhaberechtliche Dimension des Grundrechts aus Art. 12 Abs. 1 i.V.m. Art. 3 Abs. 1 und dem Sozialstaatsgebot aus Art. 20 Abs. 1 GG (Hinweis auf BVerfG, Beschluss vom 8.05.2013 &#8211; 1 BvL 1/08 &#8211; Rn. 36 f.). Der Gesetzgeber habe mit den Vorschriften des BAf&#246;G jedoch hierf&#252;r ein besonderes Sozialleistungssystem geschaffen. Dabei habe der Gesetzgeber im Rahmen seines Gestaltungsspielraums entschieden, dass eine m&#246;glichst fr&#252;hzeitige Aufnahme der Ausbildung angestrebt wird (Hinweis auf BT-Drucks. 8/2467, S. 15 und BT-Drucks. 11/610, S. 16 f.). Erm&#246;glicht werde im Allgemeinen, bis zur Vollendung des 30. Lebensjahres eine der Begabung entsprechende Ausbildung zu beginnen (Hinweis auf BVerfG, Beschluss vom 15.09.1980 &#8211; 1 BvR 715/80). Ob sich der Ausschluss der Beschwerdef&#252;hrerin von der F&#246;rderung einer Ausbildung vor der Verfassung rechtfertigen lasse, sei damit nicht gesagt, aber auch nicht zu entscheiden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_218\">218</a></dt>\n<dd><p><strong>b)</strong> Im Beschluss vom 08.01.2014 (1 BvR 886/11 &#8211; Rn. 13 ff.) kommt die 3. Kammer des BVerfG ebenfalls zu dem Ergebnis, dass das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG im der Verfassungsbeschwerde zu Grunde liegenden Fall nicht verletzt sei. Nach &#167; 2 Abs. 2 Satz 2 SGB II m&#252;ssten erwerbsf&#228;hige Leistungsberechtigte ihre Arbeitskraft zur Beschaffung des Lebensunterhalts einsetzen; dies tue der Beschwerdef&#252;hrer (des dortigen Verfahrens) nicht, wenn er studiere. Daher schlie&#223;e &#167; 7 Abs. 5 Satz 1 SGB II a.F. im Fall des Beschwerdef&#252;hrers die Gew&#228;hrung dieser Grundsicherungsleistungen aus. Soweit durch die Ausbildung existenzielle Bedarfe entst&#252;nden, w&#252;rden diese insofern vorrangig durch Leistungen nach dem BAf&#246;G beziehungsweise dem SGB III gedeckt. &#220;ber die dortige Altersgrenze der F&#246;rderung h&#228;tten die Gerichte im vorliegenden Verfahren nicht entschieden. Daher gehe auch die R&#252;ge einer Verletzung von Art. 12 Abs. 1 GG in diesem Verfahren ins Leere. Der faktische Zwang, ein Studium abbrechen zu m&#252;ssen, weil keine Sozialleistungen zur Verf&#252;gung stehen, ber&#252;hrt zwar die teilhaberechtliche Dimension des Grundrechts aus Art. 12 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 3 Abs. 1 GG und dem Sozialstaatsgebot aus Art. 20 Abs. 1 GG. Der Gesetzgeber habe mit den Vorschriften des BAf&#246;G jedoch ein besonderes Sozialleistungssystem zur individuellen F&#246;rderung der Hochschulausbildung durch den Staat geschaffen, das diese Teilhabe sichern solle. Seine Regelungen &#252;ber F&#246;rderungsvoraussetzungen sowie Art, H&#246;he und Dauer der Leistungen seien auf die besondere Lebenssituation der Studierenden zugeschnitten, die auf &#246;ffentliche Hilfe bei der Finanzierung ihres Studiums angewiesen seien. Der Gesetzgeber habe die F&#246;rderung so ausgestaltet, dass eine m&#246;glichst fr&#252;hzeitige Aufnahme der Ausbildung gef&#246;rdert werde, denn im Allgemeinen m&#252;sse bis zur Vollendung des 30. Lebensjahres eine der Begabung entsprechende Ausbildung begonnen werden. &#167; 10 Abs. 3 Satz 2 BAf&#246;G lasse Ausnahmen bei einer Ausbildungsaufnahme in h&#246;herem Alter zu. Es sei so derzeit m&#246;glich, ein Erststudium gef&#246;rdert zu absolvieren. Ob sich insofern der Ausschluss des Beschwerdef&#252;hrers von der F&#246;rderung f&#252;r ein Studium nach Ausbildung und Erwerbst&#228;tigkeit vor der Verfassung rechtfertigen l&#228;sst, sei damit nicht gesagt, aber auch nicht zu entscheiden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_219\">219</a></dt>\n<dd><p><strong>2.1.2</strong> Nach Auffassung des 5. Senats des BVerwG (Beschluss vom 18.07.1994 &#8211; 5 B 25/94 &#8211; Rn. 5 f.) war die dem jetzigen &#167; 7 Abs. 5 SGB II in wesentlicher Hinsicht entsprechende Ausschlussregelung des &#167; 26 Satz 1 BSHG a.F. mit dem verfassungsrechtlichen Sozialstaatsprinzip (Art. 20 Abs. 1 und Art. 28 Abs. 1 Satz 1 GG) vereinbar. Angesichts der Weite und Unbestimmtheit dieses Grundsatzes lasse sich aus ihm regelm&#228;&#223;ig kein Gebot entnehmen, soziale Leistungen in einem bestimmten Umfang zu gew&#228;hren. Zwingend sei lediglich, dass der Staat die Mindestvoraussetzungen f&#252;r ein menschenw&#252;rdiges Leben seiner B&#252;rger schaffe (Bezugnahme auf BVerfG, Beschluss vom 29.05.1990 &#8211; 1 BvL 20/84, 1 BvL 26/84, 1 BvL 4/86 &#8211; Rn. 83). Dass diese Mindestvoraussetzungen bei Personen, die nach dem BAf&#246;G gef&#246;rdert w&#252;rden und zufolge des &#167; 26 Satz 1 BSHG a.F. daneben grunds&#228;tzlich keine Hilfe zum Lebensunterhalt nach Sozialhilferecht erhalten k&#246;nnten, in verfassungsrechtlich bedenklicher Weise unterschritten w&#252;rden, k&#246;nne nicht angenommen werden. Die gegenteilige Einsch&#228;tzung des Kl&#228;gers (des dortigen Verfahrens) beruhe zum einen darauf, dass dieser, was die H&#246;he der Ausbildungsf&#246;rderung nach dem BAf&#246;G angehe, mit dem Erh&#246;hungsbetrag nach &#167; 13 Abs. 2a BAf&#246;G (a.F.) f&#252;r die Krankenversicherung von Auszubildenden an Hochschulen Leistungen unber&#252;cksichtigt lasse, die nicht nur nach Sozialhilferecht, sondern auch im Rahmen der Ausbildungsf&#246;rderung gew&#228;hrt werden k&#246;nnten. Zum anderen bleibe in der dem Beschluss zu Grunde liegenden Beschwerde auch unerw&#228;hnt, dass nach der Rechtsprechung des BVerwG durch &#167; 26 Satz 1 BSHG a.F. der Anspruch auf Hilfe zum Lebensunterhalt nur f&#252;r einen ausschlie&#223;lich ausbildungsgepr&#228;gten Bedarf ausgeschlossen werde. Nicht ber&#252;hrt werde deshalb der Anspruch auf solche Leistungen, die zwar nach ihrer Zuordnung im Gesetz Hilfe zum Lebensunterhalt seien, jedoch einen Bedarf betr&#228;fen, der durch besondere, von der Ausbildung unabh&#228;ngige Umst&#228;nde bedingt sei (Bezugnahme auf BVerwG, Urteil vom 17.01.1985 &#8211; 5 C 29/84 &#8211; Rn. 8 ff.; BVerwG, Beschluss vom 13.05.1993 &#8211; 5 B 47/93 &#8211; Rn. 4; BVerwG, Urteil vom 14.10.1993 &#8211; 5 C 16/91 &#8211; Rn. 6). Neben Ausbildungsf&#246;rderung nach dem BAf&#246;G k&#246;nnten daher z.B. sozialhilferechtliche Leistungen wegen besonderer, nicht ausbildungsbezogener Belastungen durch Krankheit, Behinderung, Schwangerschaft oder Kinderpflege und -erziehung in Betracht kommen. Abgesehen davon sei es, was in der Rechtsprechung des BVerwG seit langem gekl&#228;rt sei, auch Auszubildenden an Hochschulen grunds&#228;tzlich zumutbar, durch gelegentliche &#8211; insbesondere in die vorlesungsfreie Zeit fallende &#8211; Nebent&#228;tigkeit, bei der es sich nicht um die Aufnahme einer mit der Ausbildung unvereinbaren Erwerbst&#228;tigkeit handeln w&#252;rde, einen Verdienst zu erzielen, der ausreiche, mindestens den Unterschiedsbetrag abzudecken, der sich etwa ergebe, wenn dem Betrag der gew&#228;hrten Ausbildungsf&#246;rderung der Betrag gegen&#252;bergestellt werde, der als Hilfe zum Lebensunterhalt nach Ma&#223;gabe der Vorschriften des BSHG in Betracht kommen k&#246;nnte (Bezugnahme u.a. auf BVerwG, Urteil vom 24.04.1975 &#8211; V C 9.74 &#8211; Rn. 16). Der Auszubildende habe es danach in der Hand, im Bedarfsfall die Sozialleistungen, die er aus Mitteln der Ausbildungsf&#246;rderung und gegebenenfalls &#8211; beim Vorliegen eines nicht ausbildungsgepr&#228;gten Bedarfs &#8211; im Rahmen des Sozialhilferechts erhalte, im Wege der Selbsthilfe aufzustocken.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_220\">220</a></dt>\n<dd><p><strong>2.1.3</strong> Der 8. Senat des OVG Nordrhein-Westfalen ist im Anschluss an die Rechtsprechung des BVerwG ebenfalls der Ansicht, dass es sowohl mit dem allgemeinen Gleichheitssatz des Art. 3 Abs. 1 GG als auch mit dem verfassungsrechtlichen Sozialstaatsprinzip (Art. 20 Abs. 1, Art. 28 Abs. 1 Satz 1 GG) vereinbar sei, dass &#167; 26 Satz 1 BSHG a.F. Personen, die eine im Rahmen des BAf&#246;G dem Grunde f&#246;rderungsf&#228;hige Ausbildung absolvieren, von der Hilfe zum Lebensunterhalt grunds&#228;tzlich ausschlie&#223;e (OVG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 28.02.1995 &#8211; 8 B 540/95 &#8211; Rn. 6).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_221\">221</a></dt>\n<dd><p><strong>2.1.4</strong> Nach Auffassung des damaligen 14. Senats des BSG begegnet der Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 5 Satz 1 SGB II in der Fassung des Gesetzes vom 24.12.2003 (BGBl. Teil I, S. 2954) keinen verfassungsrechtlichen Bedenken. Zwar f&#252;hre der Ausschluss sowohl im SGB II als auch im SGB XII dazu, dass im Einzelfall f&#252;r Ausbildungszeiten &#252;berhaupt keine staatliche Sozialleistung zur Verf&#252;gung gestellt werde. Der Gesetzgeber stelle aber grunds&#228;tzlich ein besonderes System der Ausbildungsf&#246;rderung zur Verf&#252;gung, mit dem er den Lebensunterhalt w&#228;hrend einer Ausbildung sichere. Er sei verfassungsrechtlich nicht gehalten, dar&#252;ber hinaus Ausbildungszeiten auch au&#223;erhalb dieses Systems zu f&#246;rdern. Soweit jemand eine Ausbildung betreiben wolle, obwohl er die Anspruchsvoraussetzungen des zur F&#246;rderung einer Ausbildung vorgesehenen Sozialleistungssystems nicht erf&#252;lle, handele es sich um eine vom Auszubildenden selbst zu verantwortende Entscheidung. Sie k&#246;nne zumindest nicht die Konsequenz haben, den Gesetzgeber zu verpflichten, auch w&#228;hrend dieser Ausbildung Hilfe zur Sicherung des Lebensunterhalts nach einem System (SGB II) zu gew&#228;hren, das der Existenzsicherung von Personen diene, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Einkommen erzielen wollen w&#252;rden und nur wegen des Fehlens einer Erwerbsm&#246;glichkeit (vor&#252;bergehend) der Unterst&#252;tzung bed&#252;rften. Wegen der Ausbildung w&#228;re die Kl&#228;gerin (des dortigen Verfahrens) n&#228;mlich kaum in der Lage, ihren Lebensunterhalt durch eine von der Bundesagentur f&#252;r Arbeit vermittelte Erwerbst&#228;tigkeit selbst zu sichern. Etwaige H&#228;rten w&#252;rden dabei durch &#167; 7 Abs. 5 Satz 2 SGB II (a.F.) abgefedert. Angesichts der insgesamt pauschalierten H&#246;he der Leistungen nach dem BAf&#246;G w&#252;rde die Gew&#228;hrung von Leistungen nach dem SGB II, jedenfalls in der Zeit vor dem Inkrafttreten des &#167; 22 Abs. 7 SGB II zum 01.01.2007 auch zu einer nicht zu rechtfertigenden Privilegierung von Personen f&#252;hren, die eine f&#246;rderungsf&#228;hige Ausbildung absolvierten, aber die besonderen Voraussetzungen einer Ausbildungsf&#246;rderung nach den spezialgesetzlichen Vorschriften nicht erf&#252;llten (BSG, Urteil vom 06.09.2007 &#8211; B 14/7b AS 28/06 R &#8211; Rn. 29; &#228;hnlich: BSG, Urteil vom 06.09.2007 &#8211; B 14/7b AS 36/06 R &#8211; Rn. 28).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_222\">222</a></dt>\n<dd><p><strong>2.1.5</strong> Dieser Auffassung hat sich der 14. Senat des LSG Berlin-Brandenburg im Beschluss vom 18.07.2008 (L 14 B 774/08 AS PKH &#8211; Rn. 2) ohne weitere Begr&#252;ndung angeschlossen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_223\">223</a></dt>\n<dd><p><strong>2.1.6</strong> Im Urteil vom 30.09.2008 stellt auch der 4. Senat des BSG unter Bezugnahme auf die Urteile vom 06.09.2007 (B 14/7b AS 28/06 R und B 14/7b AS 36/06 R) ohne weitere Ausf&#252;hrungen fest, dass eine verfassungswidrige Benachteiligung durch den Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 5 SGB II nicht ersichtlich sei (BSG, Urteil vom 30.09.2008 &#8211; B 4 AS 28/07 R &#8211; Rn. 30). Die Ausschlussregelung sei auf die Erw&#228;gung zur&#252;ckzuf&#252;hren, dass bereits die Ausbildungsf&#246;rderung nach dem BAf&#246;G oder gem&#228;&#223; &#167;&#167; 60 bis 62 SGB III (a.F.) auch die Kosten des Lebensunterhalts umfasse und deshalb im Grundsatz die Grundsicherung nicht dazu diene, durch Sicherstellung des allgemeinen Lebensunterhalts das Betreiben einer dem Grunde nach anderweitig f&#246;rderungsf&#228;higen Ausbildung zu erm&#246;glichen. Die Ausschlussregelung solle die nachrangige Grundsicherung mithin davon befreien, eine (versteckte) Ausbildungsf&#246;rderung auf zweiter Ebene zu erm&#246;glichen (BSG, Urteil vom 30.09.2008 &#8211; B 4 AS 28/07 R &#8211; Rn. 14).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_224\">224</a></dt>\n<dd><p>Im Urteil vom 27.09.2011 f&#252;hrt der 4. Senat des BSG aus, dass es der Sinn der Regelung des &#167; 7 Abs. 5 Satz 1 SGB II (a.F.) sei, Ausbildungsf&#246;rderleistungen nur durch die daf&#252;r vorgesehenen Systeme (BAf&#246;G oder SGB III) zu gew&#228;hrleisten. Ausbildungsf&#246;rderung durch Leistungen aus den F&#252;rsorgesystemen (SGB II und SGB XII) solle daher weitestgehend verhindert werden (BSG, Urteil vom 27.09.2011 &#8211; B 4 AS 160/10 R &#8211; Rn. 19).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_225\">225</a></dt>\n<dd><p>In einem weiteren Urteil vom 27.09.2011 konstatiert der 4. Senat des BSG &#8211; ohne allerdings ausdr&#252;cklich eine verfassungsrechtliche Pr&#252;fung vorzunehmen &#8211;, dass es, da grunds&#228;tzlich die Sicherung des Lebensunterhalts bei f&#246;rderungsf&#228;higen Ausbildungen durch ein anderes Sozialleistungssystem erfolgen solle als die Grundsicherung f&#252;r Arbeitsuchende, in der Ausbildungssituation keiner Leistungen der Grundsicherung bed&#252;rfe. Soweit ein Student ein Studium betreiben m&#246;ge, obwohl er die Anspruchsvoraussetzungen des zur F&#246;rderung dessen vorgesehenen Sozialleistungssystems nicht erf&#252;lle, handele es sich um eine vom Auszubildenden selbst zu verantwortende Entscheidung. Sie k&#246;nne zumindest nicht die Konsequenz haben, den Gesetzgeber zu verpflichten, auch w&#228;hrend dieses Studiums Hilfe zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem SGB II zu gew&#228;hren, ohne dass der Student dem Gesamtsystem des SGB II unterl&#228;ge. Wegen der Ausbildung sei er n&#228;mlich kaum in der Lage, seinen Lebensunterhalt durch eine von der Bundesagentur f&#252;r Arbeit vermittelte Erwerbst&#228;tigkeit selbst zu sichern (BSG, Urteil vom 27.09.2011 &#8211; B 4 AS 145/10 R &#8211; Rn. 23).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_226\">226</a></dt>\n<dd><p>In einem Urteil vom 28.03.2013 hat der 4. Senat des BSG seine Auffassung bekr&#228;ftigt, dass der Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 5 SGB II keinen verfassungsrechtlichen Bedenken begegne und der Gesetzgeber nicht gehalten sei, au&#223;erhalb des besonderen Systems zur Ausbildungsf&#246;rderung den Lebensunterhalt w&#228;hrend der Ausbildung sicherzustellen (BSG, Urteil vom 28.03.2013 &#8211; B 4 AS 59/12 R &#8211; Rn. 20).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_227\">227</a></dt>\n<dd><p>In einem Urteil vom 02.04.2014 (B 4 AS 26/13), indem der nach dem BAf&#246;G gef&#246;rderte dortige Kl&#228;ger einen Zuschuss zu den ungedeckten Unterkunftskosten nach &#167; 22 Abs. 7 SGB II (a.F.) (heute weitgehend &#252;bernommen in &#167; 27 Abs. 3 SGB II) begehrt hat, ohne dessen spezielle Anspruchsvoraussetzungen zu erf&#252;llen, f&#252;hrt der 4. Senat des BSG aus, dass dem Ausschluss des &#167; 7 Abs. 5 Satz 1 SGB II a.F. die Erw&#228;gung zu Grunde liege, dass bereits die Ausbildungsf&#246;rderung nach dem BAf&#246;G oder eine F&#246;rderung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 60 bis 62 SGB III (a.F.) auch die Kosten des Lebensunterhalts umfasse und die Grundsicherung nach dem SGB II nicht dazu dienen solle, durch Sicherstellung des allgemeinen Lebensunterhalts das Betreiben einer dem Grunde nach anderweitig f&#246;rderungsf&#228;higen Ausbildung zu erm&#246;glichen. Die Ausschlussregelung im SGB II solle die nachrangige Grundsicherung (Bezugnahme auf &#167; 3 Abs. 3 SGB II) mithin davon befreien, eine (versteckte) Ausbildungsf&#246;rderung auf zweiter Ebene zu erm&#246;glichen. Es sollten nicht mehrere Tr&#228;ger zur Deckung ein und desselben Bedarfs zust&#228;ndig sein (BSG, Urteil vom 02.04.2014 &#8211; B 4 AS 26/13 &#8211; Rn. 18). Soweit der Kl&#228;ger geltend mache, der Anspruch auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums nach Art. 1 i.V.m. Art. 20 GG (Hinweis auf BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 134 und BVerfG, Nichtannahmebeschluss vom 07.07.2010 &#8211; 1 BvR 2556/09) erfordere seine Einbeziehung in den Kreis der nach &#167; 22 Abs. 7 Satz 1 SGB II a.F. Leistungsberechtigten, verm&#246;ge der Senat dem nicht zu folgen. Der Kl&#228;ger berufe sich darauf, aus Art. 1 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG folge die staatliche Garantie der Mittel, die zur Aufrechterhaltung eines menschenw&#252;rdigen Daseins erforderlich seien. Insoweit &#252;bersehe er jedoch, dass er zur Finanzierung seines Lebensunterhalts staatliche Mittel in Gestalt der Leistungen nach dem BAf&#246;G erhalten habe, insbesondere erh&#246;hte Unterkunftsleistungen. F&#252;r Studierende, die in einer Unterkunft au&#223;erhalb des Elternhauses wohnten, habe &#167; 13 Abs. 3 BAf&#246;G im streitigen Zeitraum im Fall der Unterdeckung bei den Unterkunftskosten eine pauschalierte Erh&#246;hung der Leistungen hierf&#252;r um 72 Euro monatlich auf insgesamt 218 Euro vorgesehen. Inwieweit auch im BAf&#246;G &#8211; wie im SGB II &#8211; die Deckung der angemessenen tats&#228;chlichen Aufwendungen gew&#228;hrleistet werden m&#252;sse, habe hier keiner Pr&#252;fung bedurft. Der Kl&#228;ger begehre ausschlie&#223;lich Leistungen nach dem SGB II. Das SGB II habe jedoch wegen der Pauschalierung bei den Unterkunftskosten im BAf&#246;G nur in genau definierten H&#228;rtef&#228;llen eine Aufstockung der Ausbildungsf&#246;rderungsleistungen durch &#167; 22 Abs. 7 Satz 1 SGB II a.F. vorgesehen. Soweit der Kl&#228;ger &#252;ber die geregelten Ausnahmef&#228;lle des &#167; 22 Abs. 7 Satz 1 SGB II a.F. hinaus einen weitergehenden gesetzlich nicht vorgesehenen Anspruch geltend mache, r&#252;ge er daher keine Verletzung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung des Existenzminimums, sondern eine Verletzung von Art. 3 Abs. 1 GG (BSG, Urteil vom 02.04.2014 &#8211; B 4 AS 26/13 &#8211; Rn. 27). Eine Verletzung des Gleichheitsgrundrechts sieht der Senat nicht (BSG, Urteil vom 02.04.2014 &#8211; B 4 AS 26/13 &#8211; Rn. 28 ff.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_228\">228</a></dt>\n<dd><p><strong>2.1.7</strong> In sp&#228;teren Entscheidungen des BSG (Urteile vom 06.08.2014 &#8211; B 4 AS 55/13 R und vom 17.02.2015 &#8211; B 14 AS 25/14 R) wurde die Frage der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit der Regelung nicht mehr aufgegriffen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_229\">229</a></dt>\n<dd><p><strong>2.1.8</strong> Auch der 28. Senat des LSG Berlin-Brandenburg (Beschluss vom 26.02.2016 &#8211; L 28 AS 2230/12 &#8211; Rn. 16) ist der Auffassung, dass die Ausschlussregelung des &#167; 7 Abs. 5 SGB II nicht verfassungswidrig sei. Zur Begr&#252;ndung verweist er ohne weitere Erl&#228;uterungen auf den Nichtannahmebeschluss des BVerfG vom 08.10.2014 (1 BvR 886/11).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_230\">230</a></dt>\n<dd><p><strong>2.1.9</strong> Die vorlegende 3. Kammer des SG Mainz hat hingegen im Vorlagebeschluss vom 12.12.2014 (S 3 AS 130/14 &#8211; Rn. 220) hervorgehoben, dass die in den Nichtannahmebeschl&#252;ssen des BVerfG vom 03.09.2014 (1 BvR 1768/11) und vom 08.10.2014 (1 BvR 886/11) ge&#228;u&#223;erte Auffassung, der Leistungsausschluss von Auszubildenden in &#167; 7 Abs. 5 Satz 1 SGB II a.F. verletze das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums nicht, da existenzielle Bedarfe, soweit sie durch die Ausbildung entst&#252;nden vorrangig durch Leistungen nach dem BAf&#246;G beziehungsweise nach dem SGB III gedeckt w&#252;rden, obwohl diese Leistungssysteme bedarfsunabh&#228;ngige Ausschlussgr&#252;nde vors&#228;hen, einen nicht ohne Weiteres nachvollziehbaren Bruch mit der im Urteil des BVerfG vom 09.02.2010 (1 BvL 1/09 u.a.) entwickelten Dogmatik darstelle. Es sei unklar, weshalb die zur Voraussetzung der Gew&#228;hrung existenzsichernder Leistungen gemachte Verhaltenserwartung des Abbruchs der Ausbildung oder des Studiums mit dem Axiom der Unverf&#252;gbarkeit des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums vereinbar sein k&#246;nnte.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_231\">231</a></dt>\n<dd><p>Diese Auffassung wird auch im Beschluss der 12. Kammer des SG Mainz vom 12.11.2015 (S 12 AS 946/15 ER &#8211; Rn. 83) mit dem Hinweis aufgegriffen, dass das Existenzminimum auch bildungspolitisch nicht zu relativieren sein d&#252;rfte.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_232\">232</a></dt>\n<dd><p><strong>2.2</strong> In der rechtswissenschaftlichen Literatur wird der Leistungsausschluss in &#167; 7 Abs. 5 SGB II bzw. in dessen sozialhilferechtlichen Parallel- und Vorg&#228;ngerregelungen &#252;berwiegend unter Bezugnahme auf die Rechtsprechung f&#252;r verfassungsgem&#228;&#223; gehalten (vgl. bereits zum BSHG: <em>Marschner</em>, NVwZ 1995, S. 870, Fn. 3).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_233\">233</a></dt>\n<dd><p><strong>2.2.1</strong><em> Felix</em> hat allerdings bereits zu &#167; 26 Satz 1 BSHG a.F. in kritischer Auseinandersetzung mit der Rechtsprechung des BVerwG (Urteil vom 14.10.1993 &#8211; 5 C 16/91) hervorgehoben, dass diese Vorschrift bereits von der Systematik des BSHG her gesehen &#228;u&#223;erst bedenklich sei, weil durch sie ganze Gruppen von Personen v&#246;llig vom Anspruch auf Hilfe zum Lebensunterhalt ausgeschlossen w&#252;rden. Dies versto&#223;e gegen den tragenden Grundsatz der individuellen Gestaltung und Bemessung der Hilfe (Bezugnahme auf &#167; 31 BSHG a.F.), so dass &#167; 26 BSHG a.F. bereits aus diesem Grunde auf Grund seiner Systemwidrigkeit als Ausnahmevorschrift eng ausgelegt werden m&#252;sse. Die rein formale Ankn&#252;pfung an den Status des Hilfebed&#252;rftigen &#8211; Auszubildender im Rahmen einer dem Grunde nach f&#246;rderungsf&#228;higen Ausbildung &#8211;, die vom BVerwG praktiziert werde, werde diesem Erfordernis nicht gerecht. Entgegen der Auffassung des BVerwG sei stattdessen im konkreten Einzelfall danach zu fragen, ob die Durchf&#252;hrung der Ausbildung in kausalem Zusammenhang mit dem sozialhilferechtlichen Bedarf des Bed&#252;rftigen bestehe (<em>Felix</em>, NVwZ 1995, S. 246).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_234\">234</a></dt>\n<dd><p><strong>2.2.2</strong><em> Voelzke</em> stellt im Rahmen seiner Kommentierung der Parallelreglung in &#167; 22 SGB XII fest, dass derjenige Auszubildende, der die Leistungsvoraussetzungen nach dem BAf&#246;G oder nach dem SGB III nicht erf&#252;lle, bei Hilfebed&#252;rftigkeit keine F&#252;rsorgeleistungen erhalte, sondern darauf verwiesen werde, entweder seine Ausbildung aufzugeben oder seinen Lebensunterhalt durch eine Nebenerwerbst&#228;tigkeit zu sichern (<em>Voelzke</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB XII, 2. Auflage 2014, &#167; 22 Rn. 7, Stand 20.05.2015). Der Anspruchsausschluss bedeute im Ergebnis wegen des nicht bedarfsdeckenden Charakters der Ausbildungsf&#246;rderung, dass der Auszubildende die Ausbildung durch die Hilfe Dritter (insbesondere der Eltern), durch eine ausbildungsbegleitende T&#228;tigkeit oder durch die Aufnahme eines Darlehens kofinanzieren m&#252;sse. St&#252;nden dem Auszubildenden derartige M&#246;glichkeiten nicht zur Verf&#252;gung, m&#252;sse die Ausbildung in der Konsequenz der Struktur der gesetzlichen Regelungsstruktur ggf. unterbrochen oder sogar aufgegeben werden (<em>Voelzke</em>, a.a.O. Rn. 18). Die Vorschrift solle die Sozialhilfe davon befreien, eine (versteckte) Ausbildungshilfe auf einer zweiten Ebene zu sein. Da die Ausbildungsf&#246;rderung nach dem BAf&#246;G und die Berufsausbildungsbeihilfe nach dem SGB III auch die Kosten des Lebensunterhalts umfassten, werde verhindert, dass die Sozialhilfe durch die Sicherstellung des allgemeinen Lebensunterhalts das Betreiben einer dem Grunde nach anderweitig f&#246;rderbaren Ausbildung erm&#246;gliche. Es solle kein Ersatzf&#246;rderungssystem installiert werden, das die im BAf&#246;G oder SGB III geregelten speziellen Anspruchsvoraussetzungen aushebeln und die Lasten der Ausbildungsf&#246;rderung der Sozialhilfe auferlegen w&#252;rde. Insoweit sei es Sinn und Zweck des &#167; 22 SGB XII, die Inanspruchnahme von erg&#228;nzender Sozialhilfe zu verhindern, wenn die Notlage durch eine abstrakt f&#246;rderungsf&#228;hige Ausbildung verursacht werde. Ein Wahlrecht des Auszubildenden, Ausbildungsf&#246;rderung oder Sozialhilfe in Anspruch zu nehmen, sei diesem nicht einger&#228;umt. Die Sozialhilfe solle deshalb regelm&#228;&#223;ig nicht dazu dienen, das Betreiben einer dem Grunde nach f&#246;rderungsf&#228;higen Ausbildung durch Sicherstellung des allgemeinen Lebensunterhalts sicherzustellen. Der vorstehende Grundsatz werde jedoch dadurch relativiert, dass &#167; 27 SGB II und das entsprechende Leistungsangebot im SGB XII L&#252;cken im Leistungsangebot schlie&#223;en w&#252;rden (<em>Voelzke</em>, a.a.O., Rn. 20). Die Zielsetzung des &#167; 22 SGB XII werde vielfach als systemwidrig und sozialpolitisch verfehlt kritisiert. Dieser Einsch&#228;tzung k&#246;nne jedenfalls in dieser Allgemeinheit nicht zugestimmt werden, denn dem Gesetzgeber sei es grunds&#228;tzlich unbenommen, f&#252;r die Ausbildungsf&#246;rderung ein gesondertes Leistungssystem zur Verf&#252;gung zu stellen, das er in der Folge gegen die Sozialhilfe (und die Grundsicherung f&#252;r Arbeitsuchende) abgrenze. Die Abgrenzungsregelung fu&#223;e also auf der &#8211; vom Ansatz her hinzunehmenden &#8211; Auffassung des Gesetzgebers, dass die Leistungen des BAf&#246;G und des SGB III bedarfsgerecht ausgestaltet seien und neben dem speziellen Ausbildungsbedarf auch den Lebensunterhalt des Betroffenen abdeckten, so dass eine Aufstockung der Leistungen nicht erforderlich sei. Aus diesem Grunde d&#252;rfte sozialpolitisch eine L&#246;sung der Problematik eher darin zu suchen sein, die vorrangige Ausbildungsf&#246;rderung als bedarfsdeckendes Leistungssystem auszugestalten. Eine durch den Leistungsausschluss herbeigef&#252;hrte verfassungswidrige Benachteiligung haben die Rechtsprechung und die &#252;berwiegende Literatur bislang verneint, weil der Gesetzgeber wegen der zwischen den in Frage kommenden Gruppen bestehenden Unterschiede berechtigt sei, die Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts unterschiedlich zu regeln. Die unterschiedliche Behandlung rechtfertige sich dadurch, dass die Sicherung des Lebensunterhalts durch ein anderes Sozialleistungssystem erfolgen solle. Zwar k&#246;nne diese Systementscheidung im Einzelfall dazu f&#252;hren, dass w&#228;hrend einer Ausbildung keine Sozialleistungen bezogen werden k&#246;nnten. Soweit eine Ausbildung angetreten werde, ohne die Anforderungen des einschl&#228;gigen Leistungssystems zu erf&#252;llen, handele es sich jedoch um eine vom Auszubildenden selbst zu verantwortende Entscheidung. Ein verfassungsrechtlicher Anspruch auf eine individuelle staatliche Ausbildungsf&#246;rderung bestehe nicht (<em>Voelzke</em>, a.a.O., Rn. 21).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_235\">235</a></dt>\n<dd><p><strong>2.2.3</strong><em> Grote-Seifert</em> ist der Auffassung, dass die Verpflichtung, seine Arbeitskraft zur Beschaffung des Lebensunterhalts einzusetzen, auch den Ausschluss der Leistungen gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 5 SGB II bei Aufnahme eines Studiums rechtfertige, solange der Student der Hochschule organisationsrechtlich angeh&#246;re und sein Studium betreibe (<em>Grote-Seifert</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB II, 4. Auflage 2015, &#167; 2 Rn. 47, Stand 10.03.2015).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_236\">236</a></dt>\n<dd><p><strong>2.2.4</strong><em> Leopold</em> h&#228;lt den grunds&#228;tzlichen Ausschluss von Auszubildenden, die dem Grunde nach einen Anspruch auf Ausbildungsf&#246;rderung BAf&#246;G oder auf Berufsausbildungsbeihilfe nach den &#167;&#167; 51, 57, 58 SGB III haben, von Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts f&#252;r verfassungsrechtlich unbedenklich. Dieser Leistungseinschr&#228;nkung f&#252;r Auszubildende liege die Annahme zu Grunde, dass die Leistungen des BAf&#246;G und des SGB III bedarfsgerecht ausgestaltet seien und neben dem speziellen Ausbildungsbedarf auch den Lebensunterhalt des Gef&#246;rderten abdeckten, so dass keine Aufstockung der Leistungen durch solche des SGB II erforderlich sei. Dadurch solle eine versteckte Ausbildungsf&#246;rderung auf zweiter Ebene verhindert werden. Zudem sollten die F&#246;rdervoraussetzungen nach den f&#252;r Ausbildungsf&#246;rderung vorgesehenen Gesetzen nicht umgangen werden k&#246;nnen. Den vom Leistungsausschluss Betroffenen mute das Gesetz zu, auf die Aufnahme bzw. Fortf&#252;hrung einer dem Grunde nach f&#246;rderungsf&#228;higen Ausbildung zu verzichten und sich stattdessen dem Arbeitsmarkt zur Verf&#252;gung zu stellen (<em>Leopold</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB II, 4. Auflage 2015, &#167; 7 Rn. 287, Stand 14.03.2016).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_237\" title=\"zum Leitsatz\">237</a></dt>\n<dd><p><strong>2.3</strong> Die vorlegende Kammer ist nach Auswertung der vertretenen Auffassungen in Rechtsprechung und Literatur der im Folgenden noch zu begr&#252;ndenden &#220;berzeugung, dass auch die Regelung des &#167; 7 Abs. 5 SGB II verfassungswidrig ist. Eine verfassungskonforme Auslegung ist nicht m&#246;glich.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>VI.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_238\">238</a></dt>\n<dd><p><strong>1.</strong> Das BVerfG hat sich mit der Frage der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II &#8211; soweit ersichtlich &#8211; noch nicht befasst, so dass der Zul&#228;ssigkeit der ersten Vorlagefrage nicht der Einwand der Rechtskraft nach &#167; 31 Abs. 1 BVerfGG entgegensteht (vgl. zu dieser Voraussetzung BVerfG, Beschluss vom 30.05.1972 &#8211; 1 BvL 18/71 &#8211; Rn. 18).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_239\">239</a></dt>\n<dd><p><strong>2.</strong> Mit der Frage der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit des &#167; 7 Abs. 5 SGB II (in der bis zum 31.03.2011 geltenden Fassung) hat sich das BVerfG bereits in den Nichtannahmebeschl&#252;ssen vom 03.09.2014 (1 BvR 1768/11) und vom 08.10.2014 (1 BvR 886/11) auseinandergesetzt. Mit diesen Entscheidungen hat die 3. Kammer des 1. Senats des BVerfG zwei Verfassungsbeschwerden nicht zur Entscheidung angenommen. Eine Sachentscheidung &#252;ber die Verfassungsm&#228;&#223;igkeit des &#167; 7 Abs. 5 SGB II war hiermit jedoch nicht verbunden (vgl. <em>Baer</em>, NZS 2014, S. 4 zum &#8222;Stiefkinderbeschluss&#8220; der 3. Kammer des 1. Senats des BVerfG vom 29.05.2013 &#8211; 1 BvR 1083/09). Den Beschl&#252;ssen kommt gem&#228;&#223; &#167; 31 Abs. 2 Satz 2 BVerfGG i.V.m. &#167; 13 Nr. 8a BVerfGG keine Gesetzeskraft zu, da mit den Entscheidungsformeln der Kammer weder ein Gesetz als mit dem GG vereinbar, noch als mit dem GG unvereinbar oder f&#252;r nichtig erkl&#228;rt wurde. Die gleichwohl in den Beschl&#252;ssen skizzierte Auffassung, der Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 5 Satz 1 SGB II (a.F.) sei verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden (BVerfG, Beschluss vom 03.09.2014 &#8211; 1 BvR 1768/11 &#8211; Rn. 22; BVerfG, Beschluss vom 08.10.2014 &#8211; 1 BvR 886/11 &#8211; Rn. 12 ff.), bringt daher keine zus&#228;tzlichen Begr&#252;ndungslasten oder sonstigen Anforderungen f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit des Verfahrens nach Art. 100 Abs. 1 Satz 1 GG i.V.m. &#167;&#167; 13 Nr. 11, 80 BVerfGG mit sich.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>VII.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_240\">240</a></dt>\n<dd><p>Die durch das vorlegende Gericht aufgeworfenen Vorlagefragen sind einer Pr&#252;fung durch das BVerfG nicht in Folge der von diesem proklamierten Nichtaus&#252;bung der Grundrechtskontrolle &#252;ber in Deutschland angewandtes Unionsrecht entzogen (vgl. hierzu BVerfG, Beschluss vom 07.06.2000 &#8211; 2 BvL 1/97 &#8211; Rn. 55 ff. &#8211; &#8222;Bananenmarktverordnung&#8220; &#8211;; BVerfG, Beschluss vom 22.10.1986 &#8211; 2 BvR 197/83 &#8211; Rn. 117 &#8211; &#8222;Solange II&#8220; &#8211;; BVerfG, Urteil vom 12.10.1993 &#8211; 2 BvR 2134/92, 2 BvR 2159/92 &#8211; Rn. 70 &#8211; &#8222;Maastricht&#8220; &#8211;; zu Ursachen und Entwicklung dieser Rechtsprechung im Verh&#228;ltnis zum EuGH: <em>Buckel</em>, Subjektivierung und Koh&#228;sion, 2. Auflage 2015, S. 280 ff.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_241\">241</a></dt>\n<dd><p><strong>1.</strong> Diese Frage stellt sich vor dem Hintergrund, dass als Befugnisnorm und/oder verfassungsrechtliche Rechtfertigung f&#252;r den Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II die unionsrechtliche Vorschrift des Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG herangezogen wird. Anhand dieser Argumentationsfigur lie&#223;e sich die Frage anschlie&#223;en, ob die eigentlich verfassungswidrige (weil Grundrechte verletzende) Vorschrift hier nicht &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II, sondern Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG sein k&#246;nnte, deren Grundrechtskonformit&#228;t nach der Judikatur des BVerfG in Folge der &#8222;Solange II&#8220;-Entscheidung vom 22.10.1986 (2 BvR 197/83) vorl&#228;ufig ausschlie&#223;lich durch den EuGH zu pr&#252;fen w&#228;re.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_242\">242</a></dt>\n<dd><p>Die vorliegende Konstellation bietet jedoch keinen Anlass f&#252;r den Verzicht auf die Grundrechtskontrolle durch das BVerfG. Dies beruht zun&#228;chst darauf, dass das BVerfG seine Pr&#252;fkompetenz uneingeschr&#228;nkt in Anspruch nimmt, wenn der Gesetzgeber bei der Umsetzung von Unionsrecht Gestaltungsfreiheit hat, das hei&#223;t durch das Unionsrecht nicht determiniert ist (BVerfG, Urteil vom 02.03.2010 &#8211; 1 BvR 256/08 u.a. &#8211; Rn. 182). Der hier in Rede stehende Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG r&#228;umt dem nationalen Gesetzgeber lediglich die Befugnis ein, freiz&#252;gigkeitsberechtigte Unionsb&#252;rger unter bestimmten Umst&#228;nden vom Anspruch auf Sozialhilfeleistungen auszunehmen, verpflichtet ihn aber nicht dazu. Dem Gesetzgeber verbleibt daher ein Gestaltungsspielraum, so dass die vom BVerfG entwickelte Doktrin der Nichtaus&#252;bung der Grundrechtskontrolle nach dessen eigenem Verst&#228;ndnis in der vorliegenden Konstellation nicht einschl&#228;gig ist (vgl. auch <em>Kingreen</em>, SGb 2013, S. 137).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_243\">243</a></dt>\n<dd><p><strong>2.</strong> F&#252;r die zweite Vorlagefrage wird das Problem nicht aufgeworfen, da eine unionsrechtliche Grundlage f&#252;r den Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 5 SGB II ersichtlich nicht besteht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>VIII.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_244\">244</a></dt>\n<dd><p>Einer R&#252;ge der Nichtigkeit der Rechtsvorschrift durch die Beteiligten bedarf es nicht (&#167; 80 Abs. 3 BVerfGG).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>B.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_245\" title=\"zum Leitsatz\">245</a></dt>\n<dd><p>&#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II ist verfassungswidrig (II). Die Regelung verst&#246;&#223;t gegen das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 GG (Schutz der Menschenw&#252;rde) in Verbindung mit Art. 20 Abs. 1 GG (Sozialstaatsprinzip) (I.). Das Gleiche gilt f&#252;r &#167; 7 Abs. 5 SGB II (III).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>I.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_246\">246</a></dt>\n<dd><p>Das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums ergibt sich aus Art. 1 Abs. 1 GG in Verbindung mit Art 20 Abs. 1 GG (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 133). Das Bundesverfassungsgericht hat dieses Grundrecht in mehreren Entscheidungen konkretisiert und Anforderungen f&#252;r dessen Gew&#228;hrleistung herausgearbeitet (1-4). Die vorlegende Kammer schlie&#223;t sich diesen Entscheidungen grunds&#228;tzlich an (5, 6) und zieht hieraus Schl&#252;sse f&#252;r die Anspruchsvoraussetzungen (7), den Anspruchsgegner (8) und den Anspruchsinhalt (9), sowie f&#252;r das Verh&#228;ltnis mehrerer m&#246;glicherweise verfassungswidriger Normen zueinander (10).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_247\">247</a></dt>\n<dd><p><strong>1. </strong>Mit dem Urteil vom 09.02.2010 (1 BvL 1/09 u.a.), best&#228;tigt und erg&#228;nzt durch das Urteil vom 18.07.2012 (1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11) und durch den Beschluss vom 23.07.2014 (1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 ), hat das BVerfG die auf Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG (Sozialstaatsprinzip) gest&#252;tzte staatliche Pflicht zur Existenzsicherung subjektivrechtlich fundiert und ein Recht auf parlamentsgesetzliche Konkretisierung in strikten einfachgesetzlichen Anspruchspositionen konstituiert (so <em>Rixen</em>, SGb 2010, S. 240). Bereits mit Beschluss vom 12.05.2005 hatte das BVerfG klargestellt, dass die Sicherstellung eines menschenw&#252;rdigen Lebens eine verfassungsrechtliche Pflicht des Staates sei, die aus dem Gebot zum Schutze der Menschenw&#252;rde in Verbindung mit dem Sozialstaatsgebot folge (BVerfG, Beschluss vom 12.05.2005 &#8211; 1 BvR 569/05 &#8211; Rn. 28).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_248\">248</a></dt>\n<dd><p>Im Urteil vom 09.02.2010 stellt das BVerfG nicht nur prozedurale Anforderungen an die Bestimmung des menschenw&#252;rdigen Existenzminimums an einen beliebigen (staatlichen) Akteur, sondern weist die Bestimmung des Anspruchsinhalts auch einem konkreten Adressaten, dem Bundesgesetzgeber, zu. Der Bundesgesetzgeber stehe, da er von seiner konkurrierenden Gesetzgebungskompetenz f&#252;r das Recht der &#246;ffentlichen F&#252;rsorge aus Art. 74 Abs. 1 Nr. 7 GG umfassend Gebrauch gemacht habe (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 181), demnach in der Verantwortung, das Sozialstaatsprinzip selbst durch ein Gesetz hinreichend zu konkretisieren und zu gew&#228;hrleisten, dass auf die zur Sicherung des menschenw&#252;rdigen Existenzminimums erforderlichen Leistungen auch ein entsprechender Rechtsanspruch besteht (<em>Berlit</em> in: LPK-SGB II, &#167; 22a Rn. 6, 5. Auflage 2013). Hiermit hat das BVerfG das Grundrecht aus Art. 1 Abs. 1 GG in Verbindung mit Art. 20 Abs. 1 GG als Gew&#228;hrleistungsrecht im Sozialrecht aktiviert (<em>Aubel</em> in: Emmenegger/Wiedmann, Leitlinien der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts er&#246;rtert von den wissenschaftlichen Mitarbeitern, Band 2, 1. Auflage 2011, S. 275).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_249\">249</a></dt>\n<dd><p><strong>2.</strong> Das BVerfG entwickelt das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 GG in Verbindung mit Art. 20 Abs. 1 GG. Das Menschenw&#252;rdeprinzip aus Art. 1 Abs. 1 GG wird dabei als eigentliche Anspruchsgrundlage herangezogen, w&#228;hrend das Sozialstaatsgebot des Art. 20 Abs. 1 GG im Sinne eines Gestaltungsgebots mit erheblichem Wertungsspielraum verstanden wird (vgl. BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 62). Das auf dieser Grundlage bestimmte Grundrecht aus Art. 1 Abs. 1 GG habe in Verbindung mit Art. 20 Abs. 1 GG demnach neben dem absolut wirkenden Anspruch aus Art. 1 Abs. 1 GG auf Achtung der W&#252;rde jedes Einzelnen eigenst&#228;ndige Bedeutung. Es sei dem Grunde nach unverf&#252;gbar und m&#252;sse eingel&#246;st werden, bed&#252;rfe aber der Konkretisierung und stetigen Aktualisierung durch den Gesetzgeber, der die zu erbringenden Leistungen an dem jeweiligen Entwicklungsstand des Gemeinwesens und den bestehenden Lebensbedingungen auszurichten habe. Dabei stehe dem Gesetzgeber ein Gestaltungsspielraum zu (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 133).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_250\">250</a></dt>\n<dd><p>Der Gesetzgeber sei im &#220;brigen durch weitere Vorgaben verpflichtet, die sich aus dem Recht der Europ&#228;ischen Union und aus v&#246;lkerrechtlichen Verpflichtungen erg&#228;ben.Zu den in Deutschland geltenden Regeln &#252;ber das Existenzminimum geh&#246;re auch der Internationale Pakt &#252;ber wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte vom 19.12.1966 (IPwskR, in Kraft getreten am 03.01.1976, BGBl. Teil II 1976, S. 428), dem der Deutsche Bundestag mit Gesetz vom 23.11.1973 (BGBl. Teil II, S. 1569) zugestimmt habe. Der Pakt statuiere in Art. 9 ein Recht auf Soziale Sicherheit und in Art. 15 Abs. 1 a) das Menschenrecht auf Teilnahme am kulturellen Leben (BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 68).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_251\">251</a></dt>\n<dd><p>Der unmittelbare verfassungsrechtliche Leistungsanspruch auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums erstrecke sich nur auf diejenigen Mittel, die zur Aufrechterhaltung eines menschenw&#252;rdigen Daseins unbedingt erforderlich seien. Er gew&#228;hrleiste hierbei das gesamte Existenzminimum durch eine einheitliche grundrechtliche Garantie, die sowohl die physische Existenz des Menschen, also Nahrung, Kleidung, Hausrat, Unterkunft, Heizung, Hygiene und Gesundheit als auch die Sicherung der M&#246;glichkeit zur Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen und zu einem Mindestma&#223; an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben umfasse, da der Mensch als Person notwendig in sozialen Bez&#252;gen existiere (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 135).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_252\">252</a></dt>\n<dd><p>Das BVerfG f&#252;hrt hierzu weiter aus, dass die verfassungsrechtliche Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums durch ein Parlamentsgesetz erfolgen m&#252;sse, das einen konkreten Leistungsanspruch des B&#252;rgers gegen&#252;ber dem zust&#228;ndigen Leistungstr&#228;ger enthalte. Aus dem Rechtsstaats- und Demokratieprinzip ergebe sich die Pflicht des Gesetzgebers, die f&#252;r die Grundrechtsverwirklichung ma&#223;geblichen Regelungen selbst zu treffen. Dies gelte in besonderem Ma&#223;e, wenn und soweit es um die Sicherung der Menschenw&#252;rde und der menschlichen Existenz gehe. Zudem k&#246;nne sich der von Verfassungs wegen bestehende Gestaltungsspielraum des Parlaments nur im Rahmen eines Gesetzes entfalten und konkretisieren. Schlie&#223;lich sei die Begr&#252;ndung von Geldleistungsanspr&#252;chen auch mit erheblichen finanziellen Auswirkungen f&#252;r die &#246;ffentlichen Haushalte verbunden. Derartige Entscheidungen seien dem Gesetzgeber vorbehalten (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 136). Wenn der Gesetzgeber seiner verfassungsm&#228;&#223;igen Pflicht zur Bestimmung des Existenzminimums nicht hinreichend nachkomme, sei das einfache Recht im Umfang seiner defizit&#228;ren Gestaltung verfassungswidrig (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 137).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_253\">253</a></dt>\n<dd><p>Der Umfang des Anspruchs k&#246;nne im Hinblick auf die Arten des Bedarfs und die daf&#252;r erforderlichen Mittel nicht unmittelbar aus der Verfassung abgeleitet werden. Er h&#228;nge von den gesellschaftlichen Anschauungen &#252;ber das f&#252;r ein menschenw&#252;rdiges Dasein Erforderliche, der konkreten Lebenssituation des Hilfebed&#252;rftigen sowie den jeweiligen wirtschaftlichen und technischen Gegebenheiten ab und sei danach vom Gesetzgeber konkret zu bestimmen. Das Sozialstaatsgebot des Art. 20 Abs. 1 GG halte den Gesetzgeber an, die soziale Wirklichkeit zeit- und realit&#228;tsgerecht im Hinblick auf die Gew&#228;hrleistung des menschenw&#252;rdigen Existenzminimums zu erfassen. Die hierbei erforderlichen Wertungen k&#228;men dem parlamentarischen Gesetzgeber zu. Ihm obliege es, den Leistungsanspruch in Tatbestand und Rechtsfolge zu konkretisieren. Ihm komme Gestaltungsspielraum bei der Bestimmung des Umfangs der Leistungen zur Sicherung des Existenzminimums zu. Dieser umfasse die Beurteilung der tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse ebenso wie die wertende Einsch&#228;tzung des notwendigen Bedarfs und sei zudem von unterschiedlicher Weite: Er sei enger, soweit der Gesetzgeber das zur Sicherung der physischen Existenz eines Menschen Notwendige konkretisiere, und weiter, wo es um Art und Umfang der M&#246;glichkeit zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gehe (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 138).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_254\">254</a></dt>\n<dd><p>Zur Konkretisierung des Anspruchs habe der Gesetzgeber alle existenznotwendigen Aufwendungen folgerichtig in einem transparenten und sachgerechten Verfahren nach dem tats&#228;chlichen Bedarf, also realit&#228;tsgerecht, zu bemessen. Hierzu habe er zun&#228;chst die Bedarfsarten sowie die daf&#252;r aufzuwendenden Kosten zu ermitteln und auf dieser Basis die H&#246;he des Gesamtbedarfs zu bestimmen. Das GG schreibe ihm daf&#252;r keine bestimmte Methode vor (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 139). Es komme dem Gesetzgeber zu, die Methode zur Ermittlung der Bedarfe und zur Berechnung der Leistungen zur Sicherung einer menschenw&#252;rdigen Existenz im Rahmen der Tauglichkeit und Sachgerechtigkeit selbst auszuw&#228;hlen. Die getroffene Entscheidung ver&#228;ndere allerdings nicht die grundrechtlichen Ma&#223;st&#228;be (BVerfG, Beschluss vom 23.07.2014 &#8211; 1 BvL 10/12 u.a. &#8211; Rn. 78).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_255\">255</a></dt>\n<dd><p><strong>3.</strong> Als Menschenrecht stehe das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums deutschen und ausl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigen, die sich in der Bundesrepublik Deutschland aufhalten, gleicherma&#223;en zu (BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 63).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_256\">256</a></dt>\n<dd><p>Falls der Gesetzgeber bei der Festlegung des menschenw&#252;rdigen Existenzminimums die Besonderheiten bestimmter Personengruppen ber&#252;cksichtigen wolle, d&#252;rfe er bei der konkreten Ausgestaltung existenzsichernder Leistungen nicht pauschal nach dem Aufenthaltsstatus differenzieren. Eine Differenzierung sei nur m&#246;glich, sofern deren Bedarf an existenznotwendigen Leistungen von dem anderer Bed&#252;rftiger signifikant abweiche und dies folgerichtig in einem inhaltlich transparenten Verfahren anhand des tats&#228;chlichen Bedarfs gerade dieser Gruppe belegt werden k&#246;nne (BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 73).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_257\">257</a></dt>\n<dd><p>Ob und in welchem Umfang der Bedarf an existenznotwendigen Leistungen f&#252;r Menschen mit nur vor&#252;bergehendem Aufenthaltsrecht in Deutschland gesetzlich abweichend von dem gesetzlich bestimmten Bedarf anderer Hilfebed&#252;rftiger bestimmt werden k&#246;nne, h&#228;nge allein davon ab, ob wegen eines nur kurzfristigen Aufenthalts konkrete Minderbedarfe gegen&#252;ber Hilfsempf&#228;ngern mit Daueraufenthaltsrecht nachvollziehbar festgestellt und bemessen werden k&#246;nnten. Hierbei sei zu ber&#252;cksichtigen, ob durch die K&#252;rze des Aufenthalts Minderbedarfe durch Mehrbedarfe kompensiert w&#252;rden, die typischerweise gerade unter den Bedingungen eines nur vor&#252;bergehenden Aufenthalts anfielen. Auch hier komme dem Gesetzgeber ein Gestaltungsspielraum zu, der die Beurteilung der tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse dieser Personengruppe wie auch die wertende Einsch&#228;tzung ihres notwendigen Bedarfs umfasse, aber nicht davon entbinde, das Existenzminimum hinsichtlich der konkreten Bedarfe zeit- und realit&#228;tsgerecht zu bestimmen (BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 73).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_258\">258</a></dt>\n<dd><p><strong>4.</strong> Zum (verfassungs-)gerichtlichen Pr&#252;fungsma&#223;stab f&#252;hrt das BVerfG aus, dass dem Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers bei der Bemessung des Existenzminimums eine zur&#252;ckhaltende Kontrolle durch das BVerfG entspreche.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_259\">259</a></dt>\n<dd><p>Das GG selbst gebe keinen exakt bezifferten Anspruch vor. Deswegen k&#246;nne auch der Umfang dieses Anspruchs im Hinblick auf die Arten des Bedarfs und der daf&#252;r erforderlichen Mittel nicht unmittelbar aus der Verfassung abgeleitet werden. Dem BVerfG komme nicht die Aufgabe zu, zu entscheiden, wie hoch ein Anspruch auf Leistungen zur Sicherung des Existenzminimums sein m&#252;sse. Es sei zudem nicht seine Aufgabe, zu pr&#252;fen, ob der Gesetzgeber die gerechteste, zweckm&#228;&#223;igste und vern&#252;nftigste L&#246;sung zur Erf&#252;llung seiner Aufgaben gew&#228;hlt habe. Aus verfassungsrechtlicher Sicht komme es vielmehr entscheidend darauf an, dass die Untergrenze eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums nicht unterschritten werde und die H&#246;he der Leistungen zu dessen Sicherung insgesamt tragf&#228;hig begr&#252;ndbar sei (BVerfG, Beschluss vom 23.07.2014 &#8211; 1 BvL 10/12 u.a. - Rn. 80).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_260\">260</a></dt>\n<dd><p>Die materielle Kontrolle der H&#246;he von Sozialleistungen zur Sicherung einer menschenw&#252;rdigen Existenz beschr&#228;nke sich darauf, ob die Leistungen evident unzureichend seien. Diese Kontrolle beziehe sich auf die H&#246;he der Leistungen insgesamt und nicht auf einzelne Berechnungselemente, die dazu dienten, diese H&#246;he zu bestimmen. Evident unzureichend seien Sozialleistungen nur, wenn offensichtlich sei, dass sie in der Gesamtsumme keinesfalls sicherstellen k&#246;nnten, Hilfebed&#252;rftigen in Deutschland ein Leben zu erm&#246;glichen, das physisch, sozial und kulturell als menschenw&#252;rdig anzusehen sei (BVerfG, Beschluss vom 23.07.2014 &#8211; 1 BvL 10/12 u.a. &#8211; Rn. 81).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_261\">261</a></dt>\n<dd><p>Jenseits der Evidenzkontrolle &#252;berpr&#252;fe das BVerfG, ob Leistungen jeweils aktuell auf der Grundlage verl&#228;sslicher Zahlen und schl&#252;ssiger Berechnungsverfahren im Ergebnis zu rechtfertigen seien. Das BVerfG setze sich dabei nicht mit eigener Sachkompetenz an die Stelle des Gesetzgebers, sondern &#252;berpr&#252;fe lediglich die gesetzgeberischen Festlegungen zur Berechnung von grundgesetzlich nicht exakt bezifferbaren, aber grundrechtlich garantierten Leistungen. Lie&#223;en sich diese nachvollziehbar und sachlich differenziert tragf&#228;hig begr&#252;nden, st&#252;nden sie mit Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG im Einklang (BVerfG, Beschluss vom 23.07.2014 &#8211; 1 BvL 10/12 u.a. &#8211; Rn. 82).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_262\">262</a></dt>\n<dd><p>Entscheidend sei, dass der Gesetzgeber seine Entscheidung an den konkreten Bedarfen der Hilfebed&#252;rftigen ausrichte und die Leistungen zur Konkretisierung des grundrechtlich fundierten Anspruchs tragf&#228;hig begr&#252;ndet werden k&#246;nnten (BVerfG, Beschluss vom 23.07.2014 &#8211; 1 BvL 10/12 u.a. &#8211; Rn. 76). Die sich aus der Verfassung ergebenden Anforderungen an die methodisch sachgerechte Bestimmung grundrechtlich garantierter Leistungen bez&#246;gen sich nicht auf das Verfahren der Gesetzgebung, sondern auf dessen Ergebnisse. Das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG bringe f&#252;r den Gesetzgeber keine spezifischen Pflichten im Verfahren mit sich. Entscheidend sei, ob sich die H&#246;he existenzsichernder Leistungen durch realit&#228;tsgerechte, schl&#252;ssige Berechnungen sachlich differenziert begr&#252;nden lasse. Das GG enthalte in den Art. 76 ff. GG zwar Vorgaben f&#252;r das Gesetzgebungsverfahren, die auch die Transparenz der Entscheidungen des Gesetzgebers sicherten. Das parlamentarische Verfahren mit der ihm eigenen &#214;ffentlichkeitsfunktion sichere so, dass die erforderlichen gesetzgeberischen Entscheidungen &#246;ffentlich verhandelt w&#252;rden und erm&#246;gliche, dass sie in der breiteren &#214;ffentlichkeit diskutiert w&#252;rden. Die Verfassung schreibe jedoch nicht vor, was, wie und wann genau im Gesetzgebungsverfahren zu begr&#252;nden und zu berechnen sei, sondern lasse Raum f&#252;r Verhandlungen und f&#252;r den politischen Kompromiss. Das GG verpflichte den Gesetzgeber insofern auch nicht, durch Einbeziehung aller denkbaren Faktoren eine optimale Bestimmung des Existenzminimums vorzunehmen. Darum zu ringen sei vielmehr Sache der Politik (BVerfG, Beschluss vom 23.07.2014 &#8211; 1 BvL 10/12 u.a. &#8211; Rn. 77).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_263\">263</a></dt>\n<dd><p>Zur Erm&#246;glichung der verfassungsgerichtlichen Kontrolle bestehe f&#252;r den Gesetzgeber die Obliegenheit, die zur Bestimmung des Existenzminimums im Gesetzgebungsverfahren eingesetzten Methoden und Berechnungsschritte nachvollziehbar offenzulegen. Komme er dieser Obliegenheit nicht hinreichend nach, stehe die Ermittlung des Existenzminimums bereits wegen dieser M&#228;ngel nicht mehr mit Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG in Einklang (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 144).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_264\">264</a></dt>\n<dd><p><strong>5.</strong> Die Kammer schlie&#223;t sich den Ausf&#252;hrungen des BVerfG im Wesentlichen an.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_265\">265</a></dt>\n<dd><p><strong>5.1</strong> Die Entwicklung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums ist dem Umstand geschuldet, dass sowohl die Menschenw&#252;rdegarantie als auch das Sozialstaatsprinzip als echte, einklagbare, verfassungsrechtliche Garantien verstanden werden, nicht lediglich als Programms&#228;tze. Ein menschenw&#252;rdiges Leben, zu dessen Achtung und Schutz alle staatliche Gewalt nach Art. 1 Abs. 1 Satz 2 GG verpflichtet ist, kann nur mit einem Mindestma&#223; an materiellen und sozialen Ressourcen gef&#252;hrt werden (vgl. <em>Schulz</em>, SGb 2010, S. 203 f.). Der Schutz der Menschenw&#252;rde liefe ohne R&#252;cksicht auf ihre &#246;konomischen Bedingungen ins Leere (<em>Drohsel</em>, NZS 2014, S. 99). Vor diesem Hintergrund erscheint es sogar vertretbar, das Grund- und Menschenrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums allein auf Art. 1 Abs. 1 GG zu st&#252;tzen (vgl. <em>Tiedemann</em>, NVwZ 2012, S. 1032 f.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_266\">266</a></dt>\n<dd><p><strong>5.2</strong> Das Bekenntnis zum Sozialstaat bedingt die (Selbst-)Verpflichtung des Staates und der ihn tragenden Gesellschaft, ein menschenw&#252;rdiges Leben auch denen zu erm&#246;glichen, die dies nicht aus eigener Kraft (bzw. mit den Mitteln, die ihnen Staat und Gesellschaft anderweitig durch Bildung, Infrastruktur etc. zur Verf&#252;gung stellen) gew&#228;hrleisten k&#246;nnen. Die objektive staatliche Verpflichtung zur Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums enth&#228;lt auch die Verpflichtung, Hilfebed&#252;rftigen einen Anspruch auf die Leistung zu verschaffen (so bereits BVerfG, Urteil vom 07.06.2005 &#8211; 1 BvR 1508/96 &#8211; Rn. 48; vgl. <em>Baer</em>, NZS 2014, S. 3). Diese subjektivrechtliche Seite der verfassungsrechtlichen Garantie folgt aus dem Umstand, dass Art. 1 Abs. 1 GG als echte Rechtsnorm zu verstehen ist (SG Mainz, Vorlagebeschluss vom 12.12.2014 &#8211; S 3 AS 130/14 &#8211; Rn. 212); das Sozialstaatsprinzip allein w&#252;rde diese der Verrechtlichung folgende Subjektivierung der verfassungsrechtlichen Verpflichtung noch nicht erzwingen (vgl. <em>Schulz</em>, SGb 2010, S. 202). Ohne die aus dem Achtungs- und Schutzanspruch des Art. 1 Abs. 1 Satz 2 GG folgende subjektivrechtliche Fundierung st&#252;nde die konkrete Ausgestaltung der sozialstaatlichen Versorgung von Hilfebed&#252;rftigen mit den zum &#220;berleben notwendigen Mitteln weitgehend zur Disposition des Gesetzgebers. Sie w&#228;re abh&#228;ngig von der jeweiligen Staatsr&#228;son und vollst&#228;ndig Verhandlungsmasse im politischen Prozess (vgl. <em>Spellbrink</em>, NZS 2010, S. 653). Der Hilfebed&#252;rftige bliebe Almosenempf&#228;nger (<em>Baer</em>, NZS 2014, S. 3).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_267\">267</a></dt>\n<dd><p>Die Menschenw&#252;rdegarantie f&#252;hrt dazu, dass der sozialstaatlichen Verpflichtung ein klagbarer verfassungsrechtlicher Anspruch entsprechen muss (skeptisch gegen&#252;ber der Notwendigkeit, das Existenzsicherungsgrundrecht aus Art. 1 Abs. 1 GG herzuleiten aber <em>Kingreen</em>, NVwZ, 2010, S. 558 f.). Zugleich f&#252;hrt sie dazu, dass das Gew&#228;hrleistungsrecht keiner Einschr&#228;nkungsbefugnis unterliegt. Insofern ist es konsequent, die Garantie der Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums terminologisch und dogmatisch in den Rang eines Grundrechts und Menschenrechts (BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 - 1 BvL 10/10 u.a. - Rn. 62) zu erheben und hiermit auch die M&#246;glichkeit des Verfassungsbeschwerdeverfahrens nach Art. 93 Abs. 1 Nr. 4a GG zu er&#246;ffnen (vgl. <em>Berlit</em>, KJ 2010, S. 147).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_268\">268</a></dt>\n<dd><p><strong>5.3</strong> Dass das BVerfG dem Gesetzgeber einen weiten Spielraum bei der Gestaltung des einfachrechtlichen Anspruchs bel&#228;sst, gr&#252;ndet darauf, dass die normative Einsch&#228;tzung und Bestimmung dessen, was f&#252;r ein menschenw&#252;rdiges Leben unter konkreten gesellschaftlichen Bedingungen erforderlich ist, nur im Wege eines politischen Prozesses erfolgen kann, dessen Durchf&#252;hrung unter den verfassungsrechtlichen Bedingungen einer parlamentarischen Demokratie den gew&#228;hlten Legislativorganen obliegt (zur Kritik an der juristisch-dogmatischen Schlie&#223;ung des Demokratieprinzips durch das BVerfG vgl. aber <em>Wallrabenstein</em> in: Rixen (Hrsg.), Die Wiedergewinnung des Menschen als demokratisches Projekt: Band 1: Neue Demokratietheorie als Bedingung demokratischer Grundrechtskonkretisierung in der Biopolitik, T&#252;bingen 2015, S. 21 ff.). Der materielle Gehalt des Grundrechts muss im Gesetzgebungsprozess konkretisiert werden (vgl. jedoch zur Kritik an der sozialpolitischen \"Leere\" des Urteils des BVerfG vom 09.02.2010: <em>Schnath</em>, NZS 2010, S. 298; zur Kritik an der eingeschr&#228;nkten &#220;berpr&#252;fbarkeit: <em>Neskovic</em>/<em>Erdem</em>, SGb 2012, S. 137 f.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_269\">269</a></dt>\n<dd><p>Die Auffassung, das BVerfG entziehe die gesellschaftlich streitbare Frage nach der Reichweite der staatlichen Verpflichtung zur Absicherung des Existenzminimums durch Verankerung des Grundrechts in Vorschriften, die der Ewigkeitsgarantie (Art. 79 Abs. 3 GG) unterliegen, f&#252;r die Ewigkeit dem politischen Diskurs und schw&#228;che hiermit das demokratische Prinzip (<em>Groth</em>, NZS 2011, S. 571; kritisch auch <em>Rixen</em>, NZS 2011, S. 333), vermag im Ergebnis nicht zu &#252;berzeugen. Bei formaler Betrachtungsweise schw&#228;cht jedes Grundrecht und jede verfassungsrechtliche Bindung der Legislative die Demokratie, wenn man diese auf den Gesetzgebungsakt reduziert und die Voraussetzungen f&#252;r den demokratischen Prozess (z.B. Meinungsfreiheit, soziale Teilhabe, politische Autonomie) ausblendet (vgl. auch <em>Luik</em>, jurisPR-SozR 4/2010 Anm. 1). Die Konstituierung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums durch das BVerfG als \"Gew&#228;hrleistungsrecht\" zwingt die Legislativorgane jedoch dazu, den demokratischen Prozess, der sich nicht im Gesetzgebungsakt ersch&#246;pft, praktisch zu realisieren, auch wenn von echten Verfahrensfehlern abgesehen nur dessen Ergebnis einer (verfassungs-)gerichtlichen Kontrolle unterliegt. Daneben sind Grundrechte auf Gew&#228;hrung sozial gesicherter Lebensbedingungen, wie dies f&#252;r eine chancengleiche Nutzung b&#252;rgerlicher Rechte unter gegebenen Verh&#228;ltnissen jeweils notwendig ist, Funktionsvoraussetzungen f&#252;r Handlungsfreiheit und Aktivb&#252;rgerschaft in einem demokratischen Rechtsstaat und somit auch f&#252;r den demokratischen Prozess selbst (vgl. <em>Habermas</em>, Faktizit&#228;t und Geltung, S. 155 f., 5. Auflage 2014).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_270\">270</a></dt>\n<dd><p>Die scheinbar entgegengesetzte Kritik, das BVerfG &#252;berlasse das Grundrecht weitestgehend der Disposition des nur bedingt gebundenen Gesetzgebers (<em>Neskovic</em>/<em>Erdem</em>, SGb 2012, S. 138), verdeutlicht die Kompromisshaftigkeit der vom BVerfG entwickelten Dogmatik (vgl. auch <em>Berlit</em>, KJ 2010, S. 145 ff.). Bei der Konstruktion des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums werden Menschenw&#252;rdegarantie und Sozialstaatsprinzip mit dem Demokratieprinzip harmonisiert. Eine L&#246;sung, die diese Verfassungsgrunds&#228;tze prinzipiell besser miteinander in Einklang bringt, ist der vorlegenden Kammer nicht ersichtlich. Dass das BVerfG &#8222;zur sozialstaatlich elementaren Verteilungsfrage geschwiegen (hat)&#8220; (<em>Borchert</em>, SGb 2015, S. 661) ist vor diesem Hintergrund konsequent.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_271\">271</a></dt>\n<dd><p><strong>5.4</strong> Die Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums stellt an ein Staatswesen, welches den Schutz und die Achtung der Menschenw&#252;rde zum obersten Staatsziel erkl&#228;rt und der Verfassung voranstellt (Art. 1 Abs. 1 GG) und sich als \"sozial\" bezeichnet (Art. 20 Abs. 1 GG), keine &#252;berzogenen Anforderungen, insbesondere nicht im Hinblick auf die Finanzierung (vgl. allgemein zu diesbez&#252;glichen Vorbehalten gegen&#252;ber sozialen Menschenrechten: <em>Wimalasena</em>, KJ 2008, S. 4 f.). Letzteres wird dadurch gesichert, dass der Gesetzgeber unter Nutzung seines Gestaltungsspielraums bei der inhaltlichen Bestimmung des Grundrechts den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungsstand ber&#252;cksichtigen kann und muss. Das Grundrecht ist zwar dem Grunde nach unverf&#252;gbar und abw&#228;gungsfest, der H&#246;he nach aber nicht vom gesellschaftlichen Wohlstand und dessen &#246;konomischen Grundlagen entkoppelt (vgl. BVerfG, Beschluss vom 23.07.2014 &#8211; 1 BvL 10/12 u.a. &#8211; Rn. 74; <em>Vo&#223;kuhle</em>, SGb 2011, S. 186). Nicht die Menschenw&#252;rde ist hierbei historischen Wandlungen unterworfen, sondern das Urteil dar&#252;ber, welche materiellen Voraussetzungen notwendig sind, um ein menschenw&#252;rdiges Leben f&#252;hren zu k&#246;nnen (<em>Neumann</em>, NVwZ 1995, S. 428).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_272\">272</a></dt>\n<dd><p><strong>6.</strong> Das Menschenrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums verpflichtet den Gesetzgeber zur Schaffung eines Anspruchs auf existenzsichernde Leistungen f&#252;r alle Menschen, die sich in der Bundesrepublik Deutschland tats&#228;chlich aufhalten (<em>Kirchhof</em>, NZS 2015, S. 4). Dem Gesetzgeber ist es daher sowohl verwehrt, Personen, die sich in Deutschland tats&#228;chlich aufhalten, trotz Hilfebed&#252;rftigkeit von s&#228;mtlichen existenzsichernden Sozialleistungssystemen auszuschlie&#223;en, als auch die Gew&#228;hrung jeglicher existenzsichernder Leistungen von Handlungen der betroffenen Personen abh&#228;ngig zu machen, die weder zur Feststellung der Leistungsvoraussetzungen erforderlich noch unmittelbar dazu geeignet sind, die Hilfebed&#252;rftigkeit des Betroffenen zu beseitigen. Das Grundrecht ist dem Grunde nach unverf&#252;gbar und insoweit &#8211; wie es der &#252;berkommenen Dogmatik der Menschenw&#252;rdegarantie entspricht &#8211; abw&#228;gungsfest (<em>Baer</em>, NZS 2014, S. 3).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_273\">273</a></dt>\n<dd><p><strong>6.1</strong> Die Unverf&#252;gbarkeit des Grundrechts (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 133; BVerfG, Beschluss vom 23.07.2014 &#8211; 1 BvL 10/12 u.a. &#8211; Rn. 74) resultiert aus dessen Verankerung im Grundsatz der Achtung der Menschenw&#252;rde (Art. 1 Abs. 1 GG), soweit hierin der Schutz der Selbstbestimmung des Menschen auf Grund seines Eigenwerts angesprochen wird (vgl. <em>Starck</em> in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 1 Abs. 1 Rn. 10, 4. Auflage 1999). Der Mensch kann seinen Achtungsanspruch nach Art. 1 Abs. 1 GG nicht verwirken, auch nicht durch selbst zu verantwortende Handlungen. Die Eigenschaft des Menschseins ist jeder weiteren Differenzierung nach Zugeh&#246;rigkeit (Staatsangeh&#246;rigkeit, Herkunft) oder Status (z.B. Aufenthaltsrecht) vorgelagert, so dass aus der Menschenw&#252;rdegarantie hergeleitete Rechte durch solche und &#228;hnliche Kategorien nicht eingeschr&#228;nkt werden k&#246;nnen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_274\">274</a></dt>\n<dd><p>Die vom BVerfG hervorgehobene Unverf&#252;gbarkeit \"dem Grunde nach\" bringt lediglich zum Ausdruck, dass hinsichtlich der Art und H&#246;he der existenzsichernden Leistungen ein Gestaltungsspielraum besteht. Diese Formulierung ist zu unterscheiden von einem lediglich \"grunds&#228;tzlich\" bestehenden Recht, welches im Ausnahmefall auch nicht bestehen kann. Die in der Rechtsprechung gelegentlich vertretene Auffassung, das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums, das der Ausgestaltung durch den Gesetzgeber bed&#252;rfe, gelte &#8222;nicht schrankenlos&#8220; (LSG Baden-W&#252;rttemberg, Beschluss vom 29.06.2015 &#8211; L 1 AS 2338/15 ER-B, L 1 AS 2358/15 B &#8211; Rn. 39; LSG Rheinland-Pfalz, Beschluss vom 02.11.2015 &#8211; L 6 AS 503/15 B ER &#8211; nicht ver&#246;ffentlicht) verfehlt deshalb den wesentlichen Punkt. Die Verpflichtung zur \"Konkretisierung\" und \"Aktualisierung\" (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 133; BVerfG, Beschluss vom 23.07.2014 &#8211; 1 BvL 10/12 u.a. &#8211; Rn. 74) bedeutet keine Einschr&#228;nkungsbefugnis im Sinne des Art. 19 Abs. 1 Satz 1 GG. Das Grundrecht unterliegt daher auch keinem Gesetzesvorbehalt, sondern der Gesetzgeber (d.h. die verfassungsm&#228;&#223;igen Organe der Legislative) einem Gestaltungsgebot (vgl. <em>Aubel</em> in: Emmenegger/Wiedmann, Leitlinien der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts er&#246;rtert von den wissenschaftlichen Mitarbeitern, Band 2, 1. Auflage 2011, S. 279 f.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_275\">275</a></dt>\n<dd><p>Bei der verfassungsrechtlichen Pflicht zur Sicherung des Existenzminimums geht es nicht darum, bestimmte selbstgew&#228;hlte Lebensentw&#252;rfe zu f&#246;rdern oder zu erm&#246;glichen, sondern das physische &#220;berleben und ein Mindestma&#223; an sozialer Teilhabe des Menschen im Falle der Hilfebed&#252;rftigkeit unabh&#228;ngig von dessen Lebensentwurf zu garantieren. Der Staat kann Art und H&#246;he der Gew&#228;hrung von aus allgemeinen Haushaltsmitteln finanzierten Sozialleistungen generell zwar von der Erf&#252;llung von Verhaltenserwartungen abh&#228;ngig machen, nicht jedoch die Gew&#228;hrleistung des Existenzminimums. Gerade hierin liegt &#8211; neben der subjektivrechtlichen Fundierung &#8211; der normative Gewinn der Herleitung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines Existenzminimums auch aus dem Gebot zur Achtung und zum Schutz der Menschenw&#252;rde aus Art. 1 Abs. 1 Satz 2 GG. W&#252;rde der Anspruch auf Existenzsicherung isoliert als Ausfluss des Sozialstaatsprinzips betrachtet, spr&#228;che jedenfalls bei rein semantischer Auslegung des Sozialstaatsbegriffs noch nichts dagegen, den Anspruch auf Gew&#228;hrleistung eines Existenzminimums von Gegenleistungen wie beispielsweise einer Arbeitspflicht bei Arbeitsf&#228;higkeit abh&#228;ngig zu machen. Hiermit k&#246;nnte die Gew&#228;hrleistung existenzsichernder Leistungen f&#252;r den Einzelnen Staats- bzw. Gemeinschaftszwecken untergeordnet werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_276\">276</a></dt>\n<dd><p>Der mit dem Urteil des BVerwG vom 24.06.1954 (V C 78.54 &#8211; Rn. 22 ff.) eingeleitete Bruch mit der armenpolizeilichen Tradition des F&#252;rsorgerechts folgt dementsprechend nicht bereits aus dem Sozialstaatsprinzip (<em>Neumann</em>, NVwZ 1995, S. 430; zur Relativierung der Bedeutung der Entscheidung vgl. <em>Hinrichs</em>, KJ 2006, S. 196 f.). Dass der Staat zugleich zur Achtung und zum Schutz der W&#252;rde des Menschen verpflichtet ist (Art. 1 Abs. 1 GG), f&#252;gt der sozialstaatlichen Schutzdimension des Art. 20 Abs. 1 GG eine liberal-grundrechtliche Dimension hinzu. Art. 1 Abs. 1 GG sch&#252;tzt durch die staatliche Gew&#228;hrleistung des materiellen Existenzminimums (auch) die notwendigen Bedingungen der Freiheit des Einzelnen, sich seiner Autonomie zu bedienen und von seiner Bef&#228;higung zur Personalit&#228;t tats&#228;chlich Gebrauch zu machen (vgl. <em>Nettesheim</em>, A&#246;R 2005, S. 103 f.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_277\">277</a></dt>\n<dd><p>Auf die konkrete F&#228;higkeit des Menschen zur Aus&#252;bung von Autonomie kommt es hierbei keineswegs an (vgl. zu verschiedenen Begr&#252;ndungsans&#228;tzen f&#252;r die Expansion des W&#252;rdebegriffs: <em>Gutmann</em>, W&#252;rde und Autonomie. &#220;berlegungen zur Kantischen Tradition, Preprints of the Centre for Advanced Study of Bioethics, M&#252;nster 2010/2). Menschenw&#252;rde in diesem Sinne ist nicht nur die individuelle W&#252;rde der jeweiligen Person, sondern die W&#252;rde des Menschen als Gattungswesen, ohne R&#252;cksicht auf seine Eigenschaften, seine Leistungen und seinen sozialen Status. Sie ist auch dem eigen, der aufgrund seines k&#246;rperlichen oder geistigen Zustands nicht sinnhaft handeln kann. Selbst durch \"unw&#252;rdiges\" Verhalten geht sie nicht verloren (BVerfG, Beschluss vom 20.10.1992 &#8211; 1 BvR 698/89 &#8211; Rn. 107).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_278\" title=\"zum Leitsatz\">278</a></dt>\n<dd><p><strong>6.2</strong> Der gesetzliche Leistungsanspruch muss so ausgestaltet sein, dass er <em>stets</em> den gesamten existenznotwendigen Bedarf <em>jedes</em> individuellen Grundrechtstr&#228;gers deckt (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 137). Die Gew&#228;hrung existenzsichernder Leistungen darf deshalb in letzter Konsequenz nicht von der Erf&#252;llung von bestimmten Gegenleistungen, Handlungen oder Eigenschaften des Hilfebed&#252;rftigen oder von einem bestimmten Status des Hilfebed&#252;rftigen abh&#228;ngig gemacht werden. Denn keine dieser Kategorien ist dazu geeignet, den aus dem Schutz der Menschenw&#252;rde gem&#228;&#223; Art. 1 Abs. 1 GG resultierenden Achtungsanspruch des Einzelnen in Frage zu stellen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_279\">279</a></dt>\n<dd><p>Die Unverf&#252;gbarkeit des Grundrechts ist insbesondere nicht durch den Verweis auf ein gleichfalls aus der Menschenw&#252;rde abgeleitetes Prinzip der Selbstverantwortlichkeit zu relativieren (in diese Richtung <em>G&#246;risch</em>, NZS 2011, S. 648; <em>Berlit</em>, info also 2013, S. 200; vgl. auch <em>Louven</em>, SGb 2008, S. 582; SG Reutlingen, Urteil vom 23.03.2016 &#8211; S 4 AS 114/14 &#8211; Rn. 44; weitere Nachweise bei <em>Kempny</em>/<em>Kr&#252;ger</em>, SGb 2013, S. 390). Auch wenn nach bestimmten, eher vom Zeitgeist gepr&#228;gten Interpretationen des Begriffs der Menschenw&#252;rde Erwerbsarbeit zur W&#252;rdeverwirklichung geh&#246;ren soll, folgt hieraus nicht, dass der ebenfalls der Menschenw&#252;rdegarantie unterfallende Schutz des physischen und soziokulturellen Existenzminimums bei Versto&#223; gegen Erwerbsobliegenheiten wegfallen d&#252;rfte. Aus der Einbeziehung der Selbstverwirklichung durch Erwerbsarbeit in den Schutz der Menschenw&#252;rdegarantie k&#246;nnte allenfalls gefolgert werden, dass der Staat derartige Selbstverwirklichung nicht verhindern darf und m&#246;glichst f&#246;rdern sollte. Einer hilfebed&#252;rftigen Person existenzsichernde Leistungen vorzuenthalten, weil sie beispielsweise einer Erwerbsarbeit nicht nachgehen will, mag eine sozialpolitische Wunschvorstellung sein; die Annahme, dass dies als ein Ausdruck der Anerkennung der Menschenw&#252;rde des Betroffenen erscheinen k&#246;nne (vgl. <em>Kempny</em>/<em>Kr&#252;ger</em>, SGb 2013, S. 390; <em>Berlit</em>, info also 2013, S. 200), liegt jedoch fern. Schlie&#223;lich ist mit dem Anspruch auf existenzsichernde Leistungen kein Verbot der Selbstverwirklichung durch Erwerbsarbeit verbunden. Die Einr&#228;umung eines Anspruchs auf existenzsichernde Leistungen kann f&#252;r sich genommen die Menschenw&#252;rde nicht verletzen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_280\">280</a></dt>\n<dd><p>Die Beschr&#228;nkung der Reichweite des Schutzes durch Art. 1 Abs. 1 GG durch Anreicherung des Menschenw&#252;rdebegriffs mit bestimmten Vorstellungen vom &#8222;guten&#8220;, \"eigenverantwortlichen\" oder &#8222;gemeinschaftsdienlichen&#8220; Leben h&#228;tte letztendlich zur Folge, dass die Verwirklichung der W&#252;rde des Menschen Staats- oder Gemeinschaftszwecken untergeordnet werden d&#252;rfte. Dies zu verhindern, ist gerade der Sinn des Art. 1 Abs. 1 GG, der die Menschenw&#252;rde f&#252;r unantastbar erkl&#228;rt. Die Verankerung des Existenzsicherungsgrundrechts in der Menschenw&#252;rdegarantie schlie&#223;t es somit aus, die Frage, wem existenzsichernde Leistungen zu gew&#228;hren sind, vom durch demokratischen Mehrheitsbeschluss zugeschriebenen Wert eines Menschen oder seiner Handlungen f&#252;r die Gesellschaft abh&#228;ngig zu machen (vgl. <em>Spellbrink</em>, NZS 2010, S. 653).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_281\">281</a></dt>\n<dd><p><strong>6.3</strong> Soweit f&#252;r die Beschr&#228;nkung des Anspruchs auf Gew&#228;hrleistung des Existenzminimums unter Bezugnahme auf den Beschluss des BVerfG vom 07.07.2010 (1 BvR 2556/09) angef&#252;hrt wird, die Verfassung gew&#228;hrleiste nicht die Gew&#228;hrung bedarfsunabh&#228;ngiger, voraussetzungsloser Sozialleistungen (so z.B. Bayerisches LSG, Beschluss vom 13.10.2015 &#8211; L 16 AS 612/15 ER &#8211; Rn. 34), wird &#252;bersehen, dass das BVerfG in diesem Kontext ausschlie&#223;lich auf die Bedarfsabh&#228;ngigkeit abstellt und dem Gesetzgeber bei der Anrechnung von Einkommen konsequenterweise einen weiten Gestaltungsspielraum zubilligt. Das Verfassungsrecht gebietet demnach nicht die Schaffung eines Anspruchs auf ein bedingungsloses Grundeinkommen, sondern die Schaffung eines Anspruchs auf existenzsichernde Leistungen bei Hilfebed&#252;rftigkeit.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_282\">282</a></dt>\n<dd><p>Dies l&#228;sst die Zul&#228;ssigkeit der Schaffung von Mitwirkungsobliegenheiten unber&#252;hrt, die dazu dienen, festzustellen, ob Hilfebed&#252;rftigkeit &#252;berhaupt besteht (vgl. &#167;&#167; 60 ff. SGB I; vgl. auch <em>Aubel</em> in: Emmenegger/Wiedmann, Leitlinien der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts er&#246;rtert von den wissenschaftlichen Mitarbeitern, Band 2, 1. Auflage 2011, S. 290) oder den Leistungstr&#228;ger von der Hilfebed&#252;rftigkeit erst in Kenntnis zu setzen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_283\">283</a></dt>\n<dd><p><strong>6.4</strong> Leistungsausschl&#252;sse dem Grunde nach, die trotz bestehender Hilfebed&#252;rftigkeit eintreten und nicht durch ein anderes existenzsicherndes Leistungssystem (z.B. durch Leistungen nach dem SGB XII oder nach dem AsylbLG) aufgefangen werden, sind per se verfassungswidrig, da sie die staatliche Pflicht zur Gew&#228;hrleistung von Lebensbedingungen, die physisch, sozial und kulturell als menschenw&#252;rdig anzusehen sind, unterlaufen (vgl. SG Mainz, Vorlagebeschluss vom 12.12.2014 &#8211; S 3 AS 130/14 &#8211; Rn. 219; so auch <em>Frerichs</em>, ZESAR 2014, S. 285).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_284\">284</a></dt>\n<dd><p><strong>7.</strong> Die staatliche Pflicht zur Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums hat dementsprechend lediglich drei Anspruchsvoraussetzungen:</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_285\">285</a></dt>\n<dd><p><strong>7.1</strong> Der Grundrechtstr&#228;ger muss erstens ein Mensch sein, also eine nat&#252;rliche Person. Abgrenzungsfragen bez&#252;glich Beginn und Ende des menschlichen Lebens sind f&#252;r das Existenzsicherungsgrundrecht bislang nicht von praktischer Bedeutung. Der Begriff des Menschen im Sinne des GG stimmt im &#220;brigen mit dem Gattungsbegriff (beim heutigen Menschen gleichbedeutend mit dem Artbegriff) der biologischen Klassifikation &#252;berein. Jede weitere Unterscheidung zwischen verschiedenen Menschengruppen l&#228;sst der Rekurs auf den Menschenw&#252;rdebegriff bez&#252;glich des Existenzsicherungsgrundrechts nicht zu. Es sind ausnahmslos alle Menschen gleich welcher Herkunft oder Staatsangeh&#246;rigkeit erfasst (vgl. <em>Kirchhof</em>, NZS 2015, S. 4).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_286\">286</a></dt>\n<dd><p><strong>7.2</strong> Anspruchsberechtigte sind zweitens alle Menschen, die sich in Deutschland tats&#228;chlich aufhalten (vgl. BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 63; <em>Kirchhof</em>, NZS 2015, S. 4; <em>Kempny</em>/<em>Kr&#252;ger</em>, SGb 2013, S. 386; vgl. zum Territorialit&#228;tsprinzip auch <em>Neumann</em>, NVwZ 1995, S. 428). Hintergrund f&#252;r die territoriale Beschr&#228;nkung auf das Bundesgebiet ist letztendlich die Abh&#228;ngigkeit der Realisierung und Durchsetzung der dem Anspruch nach universalen Menschenrechte von partikularen Staatsgewalten (<em>Thym</em>, Stellungnahme f&#252;r die &#214;ffentliche Anh&#246;rung des Innenausschusses des Deutschen Bundestags am 1210.2015, S. 17). Da die deutsche Staatsgewalt auf das Bundesgebiet beschr&#228;nkt ist, kann ein Verfassungsversto&#223; durch unterlassene Gew&#228;hrleistung des Hoheitstr&#228;gers nur angenommen werden, wenn er sich innerhalb des Hoheitsgebiets realisiert. Das Unterlassen der Erf&#252;llung eines grundrechtlichen Gew&#228;hrleistungsanspruchs kann als &#196;quivalent zu einem Eingriff in ein Abwehrrecht aufgefasst werden (vgl. <em>Kempny</em>/<em>Kr&#252;ger</em>, SGb 2013, S. 386). Die Gew&#228;hrleistung von existenzsichernden Leistungen au&#223;erhalb Deutschlands steht in letzter Konsequenz nicht in der Macht und somit nicht in der verfassungsrechtlichen Verantwortung des deutschen Gesetzgebers, auch wenn ihm die Einr&#228;umung derartiger Anspr&#252;che selbstverst&#228;ndlich gestattet ist (vgl. &#167; 24 SGB XII).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_287\">287</a></dt>\n<dd><p><strong>7.3</strong> Drittens muss die betroffene Person tats&#228;chlich hilfebed&#252;rftig sein. Die Grundrechtstr&#228;ger haben den Gew&#228;hrleistungsanspruch nur f&#252;r den Fall ihrer Hilfebed&#252;rftigkeit. Der verfassungsrechtliche Begriff der Hilfebed&#252;rftigkeit ist nicht mit dem einfachrechtlichen Begriff der Hilfebed&#252;rftigkeit (z.B. in &#167; 9 SGB II) gleichzusetzen, der &#252;ber die verfassungsrechtlichen Anforderungen hinausgehen, aber nicht hinter diesen zur&#252;ckbleiben darf. Im verfassungsrechtlichen Sinne hilfebed&#252;rftig ist eine Person, wenn ihr die zur Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Daseins notwendigen materiellen Mittel fehlen, weil sie weder aus einer Erwerbst&#228;tigkeit noch aus eigenem Verm&#246;gen noch durch Zuwendungen Dritter zu erlangen sind (vgl. BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 63). Die Abstraktheit des verfassungsrechtlichen Hilfebed&#252;rftigkeitsbegriffs korreliert mit dem Umstand, dass die normative Einsch&#228;tzung und Bestimmung dessen, was f&#252;r ein menschenw&#252;rdiges Leben unter konkreten gesellschaftlichen Bedingungen erforderlich ist, in weiten Teilen dem politischen Prozess obliegt (s.o. unter 5.3).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_288\">288</a></dt>\n<dd><p>Ob die Hilfebed&#252;rftigkeit des Grundrechtstr&#228;gers eine weitere Anspruchsvoraussetzung f&#252;r das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums darstellt oder dieser Aspekt stattdessen dem Anspruchsinhalt in Form des zu gebenden einfachen Rechts zugeordnet wird (<em>Kempny</em>/<em>Kr&#252;ger</em>, SGb 2013, S. 386), hat f&#252;r das praktische Ergebnis jedenfalls in der vorliegenden Konstellation keine Auswirkungen. Der Unterschied best&#252;nde allein darin, dass auch nicht akut Hilfebed&#252;rftige einen verfassungsrechtlichen Anspruch auf Schaffung eines Sozialleistungsanspruchs f&#252;r den Fall ihrer Hilfebed&#252;rftigkeit h&#228;tten; diesen k&#246;nnten sie jedoch mangels aktueller eigener Betroffenheit in Ermangelung eines individuellen Rechtsschutzbed&#252;rfnisses wohl nicht selbst durchsetzen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_289\">289</a></dt>\n<dd><p><strong>8. </strong>Adressaten des Gew&#228;hrleistungsanspruchs, also Anspruchsgegner, sind in Folge der konkurrierenden Gesetzgebung im Bereich der &#8222;&#246;ffentliche(n) F&#252;rsorge&#8220; (Art. 74 Abs. 1 Nr. 7 GG) grunds&#228;tzlich sowohl der Bund als auch die L&#228;nder. Da der Bundesgesetzgeber von seiner konkurrierenden Gesetzgebungskompetenz f&#252;r das Recht der &#246;ffentlichen F&#252;rsorge umfassend Gebrauch gemacht hat, ist dieser in Folge des Ausschlusses der L&#228;nder gem&#228;&#223; Art. 72 Abs. 1 GG allein verpflichtet (<em>Kempny</em>/<em>Kr&#252;ger</em>, SGb 2013, S. 387 f.; im Ergebnis ebenso BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 181).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_290\">290</a></dt>\n<dd><p><strong>9.</strong> Zur Erf&#252;llung der staatlichen Pflicht zur Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums (Anspruchsinhalt) m&#252;ssen nach den oben entwickelten Prinzipien folgende Anforderungen erf&#252;llt werden:</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_291\">291</a></dt>\n<dd><p>Erstens muss der Gesetzgeber durch formelles Gesetz eine Inhaltsbestimmung der Mindestanforderungen f&#252;r die Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums vornehmen (Inhaltsbestimmung, 9.1).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_292\">292</a></dt>\n<dd><p>Zweitens muss der Anspruch des hilfebed&#252;rftigen Grundrechtstr&#228;gers (d.h. jedes hilfebed&#252;rftigen Menschen, der sich in Deutschland tats&#228;chlich aufh&#228;lt, s.o. unter 7) in einem formellen Gesetz auf Grund eines verfassungsgem&#228;&#223; durchgef&#252;hrten Gesetzgebungsverfahrens konstituiert werden (formell-gesetzlicher Anspruch, 9.2).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_293\">293</a></dt>\n<dd><p>Drittens muss der Leistungsanspruch im Gesetzestext selbst so hinreichend bestimmt sein, dass die Verwaltung eine Entscheidung &#252;ber die H&#246;he des Anspruchs treffen kann, die die im Gesetzestext zum Ausdruck kommenden Wertentscheidungen des Gesetzgebers nachvollziehbar ber&#252;cksichtigt (hinreichende Bestimmtheit; konkreter Anspruch, 9.3).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_294\">294</a></dt>\n<dd><p>Viertens m&#252;ssen die konkreten Leistungsanspr&#252;che objektiv am Ma&#223;stab der Inhaltsbestimmung (9.1) im Ergebnis zu rechtfertigen sein (Folgerichtigkeitspr&#252;fung, 9.4).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_295\">295</a></dt>\n<dd><p><strong>9.1</strong> Der Gesetzgeber hat durch formelles Gesetz eine Inhaltsbestimmung der Mindestanforderungen f&#252;r die Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums (d.h. des Existenznotwendigen) zu leisten. Denn die aus dem Demokratieprinzip folgende Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers f&#252;hrt dazu, dass der Gesetzgeber sowohl auf einer ersten Ebene f&#252;r die grundlegenden Wertentscheidungen hinsichtlich der f&#252;r die Existenzsicherung erforderlichen Bedarfe zust&#228;ndig ist, als auch f&#252;r die Realisierung eines konkreten, auf existenzsichernde Leistungen gerichteten Anspruchs f&#252;r jeden hilfebed&#252;rftigen Grundrechtstr&#228;ger auf einer zweiten Ebene (9.2). Da nur der Gesetzgeber diese Gestaltungsaufgabe umsetzen kann, ist er hierzu auch verpflichtet &#8211; anders k&#246;nnte das Grundrecht nicht realisiert werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_296\">296</a></dt>\n<dd><p>Der Gesetzgeber hat somit sowohl den Ma&#223;stab f&#252;r die Verfassungsm&#228;&#223;igkeit der Leistungen zu konkretisieren als auch den Leistungsanspruch entweder in konkreter H&#246;he festzusetzen oder aber ein Regelungssystem zu etablieren, das eine Festsetzung der Leistungsh&#246;he auf Grund gesetzgeberischer Wertentscheidungen erm&#246;glicht. Die Ausgestaltung der Leistung hinsichtlich der Art und H&#246;he ist daher an den durch den Gesetzgeber selbst getroffenen Wertentscheidungen zu messen, die selbst allerdings auch einer (verfassungs-)gerichtlichen Pr&#252;fung unterliegen. Der Zusammenhang zwischen Inhaltsbestimmung und Leistungsanspruch muss folgerichtig sein (9.4).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_297\">297</a></dt>\n<dd><p><strong>a) </strong>Der bisherigen Judikatur des BVerfG l&#228;sst sich nicht widerspruchsfrei entnehmen, in welcher Form der Gesetzgeber die f&#252;r die Ausgestaltung des Anspruchs auf existenzsichernde Leistungen grundlegenden Wertentscheidungen zu treffen hat, ob diese Wertentscheidungen selbst Bestandteil eines formellen Gesetzes sein m&#252;ssen, oder ob sie sich zumindest aus der Gesetzesbegr&#252;ndung oder sonstigen Gesetzesmaterialien ergeben m&#252;ssen (zur Kritik an &#8222;m&#228;andernden Ma&#223;st&#228;ben&#8220; vgl. <em>Borchert</em>, SGb 2015, S. 655 ff.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_298\">298</a></dt>\n<dd><p>Das BVerfG stellt im Urteil vom 09.02.2010 fest, dass sich der Grundrechtsschutz (auch) deshalb auf das Verfahren zur Ermittlung des Existenzminimums erstrecke, weil eine Ergebniskontrolle am Ma&#223;stab dieses Grundrechts nur begrenzt m&#246;glich sei (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 142). Das BVerfG pr&#252;fe deshalb, ob der Gesetzgeber das Ziel, ein menschenw&#252;rdiges Dasein zu sichern, in einer Art. 1 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 20 Abs. 1 GG gerecht werdenden Weise erfasst und umschrieben habe, ob er im Rahmen seines Gestaltungsspielraums ein zur Bemessung des Existenzminimums im Grundsatz taugliches Berechnungsverfahren gew&#228;hlt habe, ob er die erforderlichen Tatsachen im Wesentlichen vollst&#228;ndig und zutreffend ermittelt und sich in allen Berechnungsschritten mit einem nachvollziehbaren Zahlenwerk innerhalb dieses gew&#228;hlten Verfahrens und dessen Strukturprinzipien im Rahmen des Vertretbaren bewegt habe (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 143). Zur Erm&#246;glichung dieser verfassungsgerichtlichen Kontrolle bestehe f&#252;r den Gesetzgeber die Obliegenheit, die zur Bestimmung des Existenzminimums im Gesetzgebungsverfahren eingesetzten Methoden und Berechnungsschritte nachvollziehbar offenzulegen. Komme der Gesetzgeber dieser Obliegenheit nicht hinreichend nach, stehe die Ermittlung des Existenzminimums bereits wegen dieser M&#228;ngel nicht mehr mit Art. 1 Abs. 1 GG in Verbindung mit Art. 20 Abs. 1 GG in Einklang (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn.143).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_299\">299</a></dt>\n<dd><p>Im Urteil vom 18.07.2012 (1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 79) f&#252;hrt das BVerfG diesbez&#252;glich aus, dass sich die Art und die H&#246;he der Leistungen \"mit einer Methode erkl&#228;ren lassen (m&#252;ssen), nach der die erforderlichen Tatsachen im Wesentlichen vollst&#228;ndig und zutreffend ermittelt werden und nach der sich alle Berechnungsschritte mit einem nachvollziehbaren Zahlenwerk innerhalb dieses Verfahrens und dessen Strukturprinzipien im Rahmen des Vertretbaren bewegen\".</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_300\">300</a></dt>\n<dd><p>Im Beschluss vom 23.07.2014 hebt das BVerfG dann hervor, dass die Entscheidung anhand des vom BVerfG entwickelten Folgerichtigkeitsma&#223;stabs \"tragf&#228;hig begr&#252;ndbar\" sein m&#252;sse (BVerfG, Beschluss vom 23.07.2014 &#8211; 1 BvL 10/12 u.a. &#8211; Rn. 80). Die Verfassung schreibe nicht vor, was, wie und wann genau im Gesetzgebungsverfahren zu begr&#252;nden und zu berechnen sei (BVerfG, Beschluss vom 23.07.2014 &#8211; 1 BvL 10/12 u.a. &#8211; Rn. 77).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_301\">301</a></dt>\n<dd><p>Jedenfalls nach der zuletzt vertretenen Auffassung des BVerfG stellen demnach bestimmte Qualit&#228;tsmerkmale der Gesetzesbegr&#252;ndung keine formelle Voraussetzung f&#252;r die Verfassungsm&#228;&#223;igkeit des Anspruchs auf existenzsichernde Leistungen dar (kritisch diesbez&#252;glich <em>Borchert</em>, SGb 2015, S. 661).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_302\">302</a></dt>\n<dd><p>Auf Grund des Beschlusses des BVerfG vom Beschluss vom 23.07.2014 (1 BvL 10/12 u.a.) liegt es nahe die &#8222;tragf&#228;hige Begr&#252;ndbarkeit&#8220; als rein objektiven Ma&#223;stab zu verstehen, so dass Wertentscheidungen &#252;ber die Auswahl der Methoden zur Bestimmung des Existenzminimums weder anhand des Gesetzes noch anhand der Gesetzgebungsmaterialien belegbar sein m&#252;ssten und es auch nicht darauf ankommen w&#252;rde, wer f&#252;r die Begr&#252;ndung oder Begr&#252;ndbarkeit verantwortlich zeichnet. Hierf&#252;r spricht auch, dass f&#252;r die praktische Grundrechtsverwirklichung nur Art und H&#246;he der Leistung wesentlich sind, nicht aber die der Anspruchsausgestaltung zu Grunde liegenden Wertentscheidungen. Andererseits birgt die Reduzierung des Pr&#252;fungsma&#223;stabs auf eine objektivierte \"tragf&#228;hige Begr&#252;ndbarkeit\" die Gefahr, dass einer durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes festgelegten Leistungsh&#246;he eine derartige Methode nach Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens beliebig untergeschoben werden k&#246;nnte, beispielsweise durch das Gericht selbst oder durch interessierte Teilnehmer am &#246;ffentlichen Diskurs (Beispiele f&#252;r Stellungnahmen zur &#8222;richtigen&#8220; H&#246;he der Regelleistungen z.B. bei <em>Spindler</em>, info also 2010, S. 53). Hierdurch w&#252;rde die Folgerichtigkeitspr&#252;fung tendenziell auf das Niveau einer methodisch verfeinerten Evidenzkontrolle reduziert, da jedes in die Diskussion eingebrachte Berechnungsmodell, das in sich schl&#252;ssig den gesetzlich geregelten Anspruch zu begr&#252;nden oder zu unterbieten im Stande w&#228;re, zu dessen Rechtfertigung taugen w&#252;rde. Bei einer derartigen Sichtweise w&#228;re nicht sichergestellt, dass die grundlegenden Wertentscheidungen hinsichtlich der inhaltlichen Bestimmung des Existenzminimums tats&#228;chlich, wie es das Demokratieprinzip gebietet, durch den parlamentarisch-demokratischen Gesetzgeber getroffen werden. Bei der Pr&#252;fung, ob sich aus den parlamentarischen Wertentscheidungen das gefundene Ergebnis in Form des gesetzlichen Anspruchs folgerichtig ableiten l&#228;sst, fiele die erste Komponente weg.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_303\">303</a></dt>\n<dd><p>Das BVerfG hat sich bei der Folgerichtigkeitspr&#252;fung trotz der Reduzierung des Pr&#252;fungsma&#223;stabs auf die \"tragf&#228;hige Begr&#252;ndbarkeit\" jedoch fast ausschlie&#223;lich an den zur Verf&#252;gung stehenden Gesetzgebungsmaterialien bzw. im Falle des Beschlusses vom 23.07.2014 am gesetzlich fixierten Verfahren zur Bestimmung der Regelbedarfe im RBEG orientiert (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn.160 ff.; BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 91 f.; BVerfG, Beschluss vom 23.07.2014 &#8211; 1 BvL 10/12 u.a. &#8211; Rn. 91 ff.). Insbesondere im Urteil vom 09.02.2010 hat das BVerfG soweit ersichtlich keine erg&#228;nzenden Expertisen zu der Frage eingeholt, ob die seinerzeit zur &#220;berpr&#252;fung stehende Leistungsh&#246;he nicht unabh&#228;ngig von der Gesetzesbegr&#252;ndung &#8222;tragf&#228;hig begr&#252;ndbar&#8220; gewesen sein k&#246;nnte.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_304\">304</a></dt>\n<dd><p>Es bleibt nach der bisherigen Rechtsprechung des BVerfG mithin unklar, in welchem Zusammenhang die der Folgerichtigkeitspr&#252;fung zu Grunde zu legenden Wertentscheidungen mit dem Gesetzgebungsprozess stehen m&#252;ssen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_305\">305</a></dt>\n<dd><p><strong>b) </strong>Eine L&#246;sung auf Grundlage der Dogmatik des BVerfG besteht in der Annahme, dass die grundlegenden Wertentscheidungen im Sinne einer inhaltlichen Bestimmung des Existenznotwendigen ebenso wie der hieraus abzuleitende Leistungsanspruch im Wege eines formellen Gesetzes getroffen werden m&#252;ssen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_306\">306</a></dt>\n<dd><p>Hierf&#252;r spricht, dass dem Gesetzgeber als solchem keine andere Handlungsform als das formelle Gesetz zur Verf&#252;gung steht. In Folge der pluralistischen Zusammensetzung der Gesetzgebungsk&#246;rperschaften (die auf Bundesebene dar&#252;ber hinaus aus zwei verschiedenen Gremien, Bundestag und Bundesrat, bestehen) gibt es keinen authentischen Interpreten der Entscheidungen des Gesetzgebers, der verbindlich gesetzgeberische Konzeptionen und Intentionen im Rahmen einer verfassungsrechtlichen Pr&#252;fung darstellen oder auch \"nachbessern\" k&#246;nnte. Daher ist auch nicht klar, wer zur Erf&#252;llung von &#8222;Obliegenheiten&#8220; des Gesetzgebers (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn.143) berufen sein sollte. Unter dem Aspekt der Gewaltenteilung ist es insbesondere problematisch die Bundesregierung oder ein Fachministerium hierzu heranzuziehen. Verbindliche Wertentscheidungen des Gesetzgebers k&#246;nnen zudem nur in Gesetzesform ergehen oder gegebenenfalls mit sonstigen parlamentarischen Beschl&#252;ssen getroffen werden. Gesetzesbegr&#252;ndungen geh&#246;ren nicht dazu. Aus dem GG lassen sich weder Begr&#252;ndungspflichten noch sonstige Dokumentationspflichten &#252;ber den Gesetzgebungsprozess als formelle Rechtm&#228;&#223;igkeitsvoraussetzung f&#252;r ein Bundesgesetz herleiten (vgl. BVerfG, Beschluss vom 23.07.2014 &#8211; 1 BvL 10/12 u.a. &#8211; Rn. 77; <em>Groth</em>, NZS 2011, S. 571 m.w.N.). Die Gestaltungsverpflichtung des Gesetzgebers kann sich in formeller Hinsicht daher nicht auf dessen Begr&#252;ndung beziehen. Die grundlegenden Wertentscheidungen, die der Ausgestaltung des Anspruchs auf ein menschenw&#252;rdiges Existenzminimum m&#252;ssen demnach in Gesetzesform getroffen werden, um als Entscheidungen des Gesetzgebers identifizierbar zu sein.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_307\">307</a></dt>\n<dd><p>Der (vom BVerfG zuletzt herangezogene) objektive Pr&#252;fungsma&#223;stab der \"tragf&#228;higen Begr&#252;ndbarkeit\" kann sich demnach nur auf den folgerichtigen Zusammenhang zwischen der gesetzlich zu regelnden inhaltlichen Bestimmung des Existenzminimums einerseits und dem gesetzlichen Leistungsanspruch andererseits beziehen (9.4). Sofern der Gesetzgeber also seinem Auftrag zur Ausgestaltung des Grundrechts nachgekommen w&#228;re, k&#246;nnte der hieraus abgeleitete Leistungsanspruch aus objektiver Perspektive auf seine tragf&#228;hige Begr&#252;ndbarkeit &#252;berpr&#252;ft werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_308\">308</a></dt>\n<dd><p>In diesem Sinne objektiv zu pr&#252;fen sind allerdings auch die Wertentscheidungen, die in der abstrakten inhaltlichen Bestimmung des Existenzminimums zum Ausdruck kommen. Dies unternimmt das BVerfG auch, in dem es postuliert, welche Kategorien von Bed&#252;rfnissen jedenfalls zum menschenw&#252;rdigen Existenzminimum hinzugeh&#246;ren (Nahrung, Kleidung, Hausrat, Unterkunft, Heizung, Hygiene, Gesundheit, Sicherung der M&#246;glichkeit zur Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen und zu einem Mindestma&#223; an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben &#8211; BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 135) und einen Verfassungsversto&#223; in der mangelnden Ber&#252;cksichtigung von Bildungs- und Teilhabebedarfen (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 192) sieht, die Ber&#252;cksichtigung dieser Bed&#252;rfnisse dem Grunde nach also gerade nicht einer Wertentscheidung des Gesetzgebers &#252;berlasst.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_309\">309</a></dt>\n<dd><p><strong>c) </strong>Die sich aus diesem L&#246;sungsansatz ergebende Differenz zwischen der abstrakten Bestimmung der materiellen und sozialen Bed&#252;rfnisse, die zur F&#252;hrung eines menschenw&#252;rdigen Lebens unter gegenw&#228;rtigen gesellschaftlichen Bedingungen befriedigt werden k&#246;nnen m&#252;ssen, und der Schaffung konkreter Leistungsanspr&#252;che, die die Erf&#252;llung dieser Bed&#252;rfnisse gew&#228;hrleisten m&#252;ssen, liefert auch eine Begr&#252;ndung daf&#252;r, dass f&#252;r verschiedene Personengruppen unterschiedliche Leistungssysteme geschaffen werden k&#246;nnen, obwohl das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums f&#252;r alle Menschen gleicherma&#223;en und in gleicher Weise Geltung beansprucht (vgl. auch <em>Janda</em>/<em>Wilksch</em>, SGb 2010, S. 570). Der dem Grundrecht inh&#228;rente Gleichbehandlungsanspruch betrifft die abstrakte Bestimmung dessen, welche materiellen Bed&#252;rfnisse zur Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums erf&#252;llt werden m&#252;ssen. Hierbei sind Ungleichbehandlungen nur auf Grund unterschiedlicher Bed&#252;rfnisse gestattet, beispielsweise bei Abweichungen von Bedarfslagen in Folge eines absehbar nur kurzfristigen Aufenthalts im Inland (BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 73) oder zwischen Erwachsenen und Kindern.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_310\">310</a></dt>\n<dd><p>Weitere Differenzierungen auf Grund prinzipiell beliebiger politischer Kriterien (d.h. nicht bedarfsdeckungsbezogene Ziele, vgl. <em>Kempny</em>/<em>Kr&#252;ger</em>, SGb 2013, S. 389) beispielsweise bei der Setzung von Anreizen und Sanktionen f&#252;r bestimmte Verhaltensweisen k&#246;nnen nur auf der zweiten Ebene der Ausgestaltung des Leistungsanspruchs zum Zuge kommen und hierf&#252;r auch nur den Spielraum nutzen, der sich aus einer &#8211; objektiv tragf&#228;hig begr&#252;ndbaren &#8211; &#220;bererf&#252;llung der durch den Gesetzgeber selbst gesetzten Mindestanforderungen f&#252;r die Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums im Sinne einer Inhaltsbestimmung ergeben kann (&#228;hnlich <em>G&#246;risch</em>, NZS 2011, S. 650). Dies erfordert wiederum eine hinreichend bestimmbare Unterscheidbarkeit zwischen den gesetzgeberisch ausgestalteten Mindestanforderungen einerseits und den konkreten Leistungsanspr&#252;chen andererseits. W&#252;rden sich die Mindestanforderungen allein in den konkreten Leistungsanspr&#252;chen ausdr&#252;cken, w&#228;re jede auch nur geringf&#252;gige bed&#252;rftigkeitsunabh&#228;ngige K&#252;rzung der Leistung verfassungswidrig.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_311\">311</a></dt>\n<dd><p>Ungleichbehandlungen auf dieser zweiten Ebene haben sich jedoch an den allgemeinen und speziellen Gleichheitsgrundrechten (Art. 3 GG) messen zu lassen. Dies steht der Auffassung des BVerfG, dass Art. 3 Abs. 1 GG oder Art. 6 Abs. 1 GG f&#252;r die Bemessung des Existenzminimums im Sozialrecht keine weiteren Ma&#223;st&#228;be zu setzen verm&#246;gen (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 145; vgl. auch <em>Aubel</em> in: Emmenegger/Wiedmann, Leitlinien der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts er&#246;rtert von den wissenschaftlichen Mitarbeitern, Band 2, 1. Auflage 2011, S. 284) nicht entgegen, sofern die &#8222;Bemessung des Existenzminimums&#8220; nicht mit der gesetzlichen Konkretisierung des Leistungsanspruchs gleichgesetzt wird. Ungleichbehandlungen auf Grund der Staatsangeh&#246;rigkeit sind aber auch auf dieser zweiten Ebene sehr enge Grenzen gesetzt, weil sie eine gro&#223;e sachliche N&#228;he zu einigen speziellen Diskriminierungsverboten des Art. 3 Abs. 3 Satz 1 GG aufweisen (vgl. <em>Kingreen</em>, SGb 2013, S. 137 ff.; BVerfG, Beschluss vom 07.02.2012 &#8211; 1 BvL 14/07 &#8211; Rn. 46).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_312\">312</a></dt>\n<dd><p><strong>9.2</strong> Der konkrete Leistungsanspruch des hilfebed&#252;rftigen Grundrechtstr&#228;gers muss seinerseits in einem formellen Gesetz auf Grund eines verfassungsgem&#228;&#223; durchgef&#252;hrten Gesetzgebungsverfahrens konstituiert werden (formell-gesetzlicher Anspruch).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_313\">313</a></dt>\n<dd><p>Wenn das Sozialleistungssystem derart l&#252;ckenhaft ist, dass bestimmte Personengruppen die positiven Anspruchsvoraussetzungen f&#252;r keines der bestehenden Existenzsicherungssysteme erf&#252;llen, liegt eine verfassungswidrige Unterlassung des Gesetzgebers vor. Sofern bestimmte Personenkreise durch besondere Regelungen von allen Existenzsicherungssystemen ausgeschlossen werden, sind diese Ausschlussregelungen &#8211; und zwar jede f&#252;r sich &#8211; verfassungswidrig. Auch die Einr&#228;umung von Ermessen gegen&#252;ber der zust&#228;ndigen staatlichen Stelle hinsichtlich der Frage, <em>ob</em> bei Hilfebed&#252;rftigkeit Leistungen erbracht werden, ist verfassungswidrig.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_314\">314</a></dt>\n<dd><p>Aus dem Gestaltungsgebot f&#252;r den Gesetzgeber folgt im &#220;brigen auch, dass das Fehlen eines gesetzlichen Anspruchs auf Leistungen zur Sicherung des Existenzminimums nicht richterrechtlich kompensiert werden kann (vgl. auch <em>Aubel</em> in: Emmenegger/Wiedmann, Leitlinien der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts er&#246;rtert von den wissenschaftlichen Mitarbeitern, Band 2, 1. Auflage 2011, S. 287).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_315\">315</a></dt>\n<dd><p><strong>9.3</strong> Der konkrete Leistungsanspruch muss durch den Gesetzestext selbst so hinreichend bestimmt sein, dass die Verwaltung eine Entscheidung &#252;ber die H&#246;he des Anspruchs treffen kann, die die im Gesetzestext zum Ausdruck kommenden Wertentscheidungen des Gesetzgebers nachvollziehbar ber&#252;cksichtigt (hinreichende Bestimmtheit; konkreter Anspruch). Dies schlie&#223;t sowohl die Verwendung zu unbestimmter Rechtsbegriffe (vgl. SG Mainz, Vorlagebeschluss vom 12.12.2014 &#8211; S 3 AS 130/14 &#8211; Rn. 252 ff.) als auch die Einr&#228;umung von Ermessen gegen&#252;ber der zust&#228;ndigen Stelle &#252;ber den Inhalt (bei Geldleistungen: die H&#246;he) der Leistungsgew&#228;hrung im Kernbereich der Existenzsicherung aus. In den Worten des BVerfG betrifft dieser Aspekt die Pflicht des Gesetzgebers, die f&#252;r die Grundrechtsverwirklichung ma&#223;geblichen Regelungen selbst zu treffen (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 136).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_316\">316</a></dt>\n<dd><p>Die das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums konturierenden Entscheidungen des BVerfG (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a.; BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11; BVerfG, Beschluss vom 23.07.2014 &#8211; 1 BvL 10/12 u.a.) enthalten selbst keine n&#228;heren Ausf&#252;hrungen &#252;ber den Grad der Bestimmtheit, den gesetzliche Regelungen zur Sicherung des Existenzminimums haben m&#252;ssen. Dies ist wohl dem Umstand geschuldet, dass die dort zu &#252;berpr&#252;fenden Fragen ausschlie&#223;lich die Verfassungsm&#228;&#223;igkeit der Regelleistungen bzw. des Regelbedarfes betrafen, bei denen die Leistungsh&#246;he im Gesetz oder in den hierzu erlassenen, durch gesetzliche Regelungen weitgehend determinierten Anpassungsverordnungen numerisch exakt bestimmt war bzw. ist. Die durch das BVerfG gepr&#252;ften Vorschriften wiesen &#8211; jedenfalls auf der Rechtsfolgenseite &#8211; kein Bestimmtheitsproblem auf.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_317\">317</a></dt>\n<dd><p>Aus der Grundrechtsrelevanz der existenzsichernden Leistungen erwachsen jedoch qualitative Anforderungen hinsichtlich der Merkmalsdichte (oder &#8222;Intensionstiefe&#8220;, vgl. <em>M&#252;ller</em>/<em>Christensen</em>, Juristische Methodik, 10. Auflage 2009, S. 196) der textlich verfassten gesetzlichen Bestimmungen (SG Mainz, Vorlagebeschluss vom 12.12.2014 &#8211; S 3 AS 130/14 &#8211; Rn. 253 ff.). Diese m&#252;ssen so viele Merkmale aufweisen, dass die argumentative R&#252;ckbindung der Verwaltung (Art. 20 Abs. 3 GG) und der Fachgerichte (Art. 20 Abs. 3 GG, Art. 97 Abs. 1 GG) an die im Gesetzgebungsverfahren erzeugten Gesetzestexte erm&#246;glicht wird. Der Gesetzestext muss so hinreichend bestimmt sein, dass eine Verwaltungs- oder Gerichtsentscheidung auch und gerade vom Adressaten der Entscheidung noch als Konkretisierung eines bestimmten Gesetzgebungsakts nachvollzogen werden kann. Aus diesem Grund gen&#252;gt der Gesetzgeber seiner verfassungsrechtlichen Gew&#228;hrleistungsverpflichtung auch dann nicht, wenn er die Gew&#228;hrung existenzsichernder Leistungen dem Grunde oder der H&#246;he nach in das Ermessen der Verwaltung stellt. Die aus dem Demokratieprinzip resultierende Anforderung an den Gesetzgeber, die wesentlichen Entscheidungen zur Grundrechtsverwirklichung selbst zu treffen, liefe andernfalls ins Leere.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_318\">318</a></dt>\n<dd><p>Das Bestimmtheitsgebot ist sowohl Ausdruck des Demokratie- als auch des Rechtsstaatsprinzips. Das BVerfG formuliert die rechtsstaatlichen Bestimmbarkeitsanforderungen beispielhaft folgenderma&#223;en (BVerfG, Urteil vom 22.11.2000 &#8211; 1 BvR 2307/94, 1 BvR 1120/95, 1 BvR 1408/95, 1 BvR 2460/95, 1 BvR 2471/95 &#8211; Rn. 325):</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_319\">319</a></dt>\n<dd><p>\"Das rechtsstaatliche Gebot der Gesetzesbestimmtheit zwingt den Gesetzgeber nicht, Regelungstatbest&#228;nde stets mit genau erfassbaren Ma&#223;st&#228;ben zu umschreiben. Der Gesetzgeber ist aber gehalten, seine Regelungen so bestimmt zu fassen, wie dies nach der Eigenart des zu ordnenden Lebenssachverhalts mit R&#252;cksicht auf den Normzweck m&#246;glich ist (...). Bei der Frage, welche Bestimmtheitsanforderungen im Einzelnen erf&#252;llt sein m&#252;ssen, ist auch die Intensit&#228;t der Einwirkungen auf die Regelungsadressaten zu ber&#252;cksichtigen (...). Die Rechtsunterworfenen m&#252;ssen in zumutbarer Weise erkennen k&#246;nnen, ob die tats&#228;chlichen Voraussetzungen f&#252;r die in der Rechtsnorm ausgesprochene Rechtsfolge vorliegen (...). Dabei reicht es aus, wenn sich dies im Wege der Auslegung der einschl&#228;gigen Bestimmung mit Hilfe der anerkannten Auslegungsregeln feststellen l&#228;sst (...).\"</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_320\">320</a></dt>\n<dd><p>An anderer Stelle f&#252;hrt das BVerfG aus, dass die grunds&#228;tzliche Zul&#228;ssigkeit unbestimmter Gesetzesbegriffe den Gesetzgeber nicht davon entbinde, die Vorschrift so zu fassen, dass sie den rechtsstaatlichen Grunds&#228;tzen der Normklarheit und Justitiabilit&#228;t entspreche (BVerfG, Beschluss vom 12.01.1967 &#8211; 1 BvR 169/63 &#8211; Rn. 17).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_321\">321</a></dt>\n<dd><p>Die Aussage des BVerfG, die Rechtsunterworfenen m&#252;ssten in zumutbarer Weise erkennen k&#246;nnen, ob die tats&#228;chlichen Voraussetzungen f&#252;r die in der Rechtsnorm ausgesprochene Rechtsfolge vorliegen, und hierf&#252;r reiche es aus, wenn sich dies im Wege der Auslegung der einschl&#228;gigen Bestimmung mit Hilfe der anerkannten Auslegungsregeln feststellen lasse (BVerfG, Urteil vom 22.11.2000 &#8211; 1 BvR 2307/94 u.a. &#8211; Rn. 325), darf nicht so verstanden werden, dass ein verfassungswidriger Bestimmtheitsmangel des Gesetzes durch Auslegung der Gerichte mit anerkannten Mitteln der juristischen Methodenlehre ausgeglichen werden k&#246;nnte (in diese Richtung aber <em>Luik</em>, jurisPRSozR 22/2013 Anm. 1).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_322\">322</a></dt>\n<dd><p>Bei der Pr&#252;fung, ob ein verfassungsrechtlich relevanter Versto&#223; gegen das Bestimmtheitsgebot vorliegt, geht es darum festzustellen, <em>ob</em> eine Rechtsvorschrift nach verfassungsrechtlichen Ma&#223;st&#228;ben hinreichend bestimmt ist. Hierzu muss beurteilt werden, ob die sich aus der Eigenart des Lebenssachverhalts und des Normzwecks ergebenden Anforderungen an die Merkmalsdichte des Normtextes mit der konkret gew&#228;hlten Regelungstechnik erf&#252;llt werden. Diese Frage ist mit Hilfe der zur Verf&#252;gung stehenden Auslegungsmethoden zu beantworten. Dies kann insbesondere mit den Methoden der semantischen und der systematischen Auslegung geschehen, da diese die einschl&#228;gigen Normtexte selbst in den Blick nehmen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_323\">323</a></dt>\n<dd><p>Bei dieser Pr&#252;fung geht es hingegen nicht darum nachzuweisen, <em>dass</em> ein unbestimmter Rechtsbegriff mit Hilfe anerkannter Mittel der juristischen Methodenlehre f&#252;r eine gerichtliche Sachentscheidung fruchtbar gemacht werden kann; denn dies ist ausnahmslos der Fall. Gerichte k&#246;nnen unbestimmte Rechtsbegriffe argumentativ u.a. mit Zweckerw&#228;gungen, historischen und genetischen Aspekten, Erw&#228;gungen zur &#8222;materiellen Gerechtigkeit&#8220; und Praktikabilit&#228;tserfordernissen anreichern, um den Fall zur Entscheidungsreife zu bringen. Die Rechtsprechung ist zur Gew&#228;hrung effektiven Rechtsschutzes verpflichtet (Art. 19 Abs. 4 GG), d.h. sie muss auch dann, wenn unbestimmte Rechtsbegriffe im Gesetz Verwendung finden, zu einer bestimmten Sachentscheidung kommen, denn in einem funktionierenden Rechtsstaat muss es auf jede Rechtsfrage eine Antwort geben (<em>Forg&#243;</em>/<em>Somek</em>, Nachpositivistisches Rechtsdenken, in: Buckel/Christensen/Fischer-Lescano (Hrsg.): Neue Theorien des Rechts, 2. Auflage 2009, S. 257). Dies wirkt sich dahingehend aus, dass die Anwendung unbestimmter Rechtsbegriffe der uneingeschr&#228;nkten richterlichen Kontrolle unterliegen (vgl. zum Begriff der &#8222;Angemessenheit in &#167; 22 Abs. 1 Satz 1 SGB II: BSG, Urteil vom 17.12.2009 &#8211; B 4 AS 27/09 &#8211; Rn. 21 ff.; <em>Knickrehm</em>, jM 2014, S. 340; zum Ganzen: SG Mainz, Vorlagebeschluss vom 12.12.2014 &#8211; S 3 AS 130/14 &#8211; Rn. 255 ff.). Hierf&#252;r stellt die juristische Methodenlehre Werkzeuge zu Verf&#252;gung, deren Aufgabe es ist, jeden Fall anhand rationaler Kriterien l&#246;sbar zu machen. Die normtextbezogenen Methoden der \"grammatischen\" und \"systematischen\" Auslegung verlieren durch die Verwendung unbestimmter Rechtsbegriffe jedoch an Bedeutung, wodurch die Begrenzungen richterlichen und beh&#246;rdlichen Entscheidens durch Gesetzesbindung geschw&#228;cht werden. Durch Heranziehung vom Normtext unabh&#228;ngiger, gleichwohl \"anerkannter\" Konkretisierungselemente wie historischer, genetischer und (insbesondere) teleologischer Auslegung lassen sich unbestimmte Rechtsbegriffe besonders leicht einer auf den Fall bezogenen Konkretisierung zuf&#252;hren, da in diesen F&#228;llen der Vorwurf des Versto&#223;es gegen das Gesetzesbindungsgebot kaum jemals erhoben werden kann. Entsprechendes gilt f&#252;r die Einr&#228;umung von beh&#246;rdlichem Ermessen, bei dem, gesetzgeberisch legitimiert, die Beantwortung einer aufgeworfenen Rechtsfrage in Grenzen der Verwaltung &#252;berlassen bleibt und nur die Bestimmung dieser Grenzen im Wege der Konkretisierung durch die Rechtsprechung erfolgt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_324\">324</a></dt>\n<dd><p>Hiermit wird aber noch nichts &#252;ber die Abgrenzung der Rechtserzeugungsbefugnisse zwischen Gesetzgebung und Rechtsprechung gesagt. Bei der Frage, ob der Gesetzgeber hinreichend bestimmte Regelungen getroffen hat, handelt es sich mithin nicht um ein methodologisches Problem im engeren Sinne, sondern um ein Problem der Legitimation. Die demokratische Willensbildung kann im Rechtsstaat nur in dem Umfang Wirkung entfalten, in dem sie durch Gesetze Verwaltung und Rechtsprechung zu binden vermag (Art. 20 Abs. 3 GG). Je weniger bedeutsame Merkmale eine Regelung aufweist, also je unbestimmter sie ist, desto geringer ist die Bindungswirkung des Gesetzes. Bei Regelungsmaterien, die aus verfassungsrechtlichen Gr&#252;nden im Wesentlichen der Gestaltung durch den parlamentarischen Gesetzgeber unterliegen, erw&#228;chst hieraus ein Bestimmtheitsgebot. Das Bestimmtheitsgebot verlangt eine Regelungstechnik, die dazu geeignet ist, Gesetzesbindung zu erzeugen. Hierzu muss die gesetzliche Vorschrift so viele bestimmende Merkmale aufweisen, dass der durch Verwaltung und Rechtsprechung zu vollziehende Konkretisierungsprozess wirksam im Sinne des Ergebnisses der demokratischen Willensbildung gesteuert werden kann. Die Verwendung (zu) unbestimmter Rechtsbegriffe und die Einr&#228;umung von beh&#246;rdlichem Ermessen geraten mit dieser Anforderung gleicherma&#223;en in Konflikt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_325\">325</a></dt>\n<dd><p>Das verfassungsrechtliche Prinzip, dass die f&#252;r die Grundrechtsverwirklichung wesentlichen Bestimmungen durch den parlamentarischen Gesetzgeber getroffen werden m&#252;ssen (\"Wesentlichkeitstheorie\"), wird im Zusammenhang mit dem Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums auf zweierlei Weise aufgerufen. Einerseits bewirkt bereits die dogmatische Qualifikation des Rechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums als Grundrecht, dass das Wesentlichkeitsprinzip ber&#252;cksichtigt werden muss (vgl. <em>Konzak</em>, NVwZ 1997, S. 873). Andererseits bedingt die Besonderheit der Qualifikation als \"Gew&#228;hrleistungsrecht\", dass das Grundrecht erst durch Erf&#252;llung des gesetzgeberischen Gestaltungsauftrags zur Entfaltung kommen kann. Sowohl die Grundrechtsqualit&#228;t als auch die Konstituierung des Anspruchs auf Existenzsicherung als Gew&#228;hrleistungsrecht pr&#228;gen mithin die \"Eigenart des zu ordnenden Lebenssachverhalts mit R&#252;cksicht auf den Normzweck\" und bestimmen die \"Intensit&#228;t der Einwirkungen auf die Regelungsadressaten\" (BVerfG, Urteil vom 22.11.2000 &#8211; 1 BvR 2307/94 u.a. &#8211; Rn. 325) in dem Sinne, dass der Gesetzgeber die Regelungen zur Sicherung des Existenzminimums m&#246;glichst pr&#228;zise ausgestalten und hierdurch eine m&#246;glichst effektive Bindung der Verwaltung an die gesetzgeberischen Grundentscheidungen erm&#246;glichen muss.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_326\">326</a></dt>\n<dd><p>Umgekehrt folgt hieraus, dass eine Verwaltungs- oder Fachgerichtsentscheidung, mit der &#252;ber die Gew&#228;hrung existenzsichernder Leistungen entschieden wird, in qualifizierter Weise auf eine gesetzgeberische Entscheidung zur&#252;ckf&#252;hrbar sein muss. Die hierf&#252;r wesentlichen Bestimmungen m&#252;ssen im f&#252;r die Sachentscheidung auf Verwaltungsebene einschl&#228;gigen Gesetzestext (Normtext bzw. amtlicher Wortlaut) enthalten sein, da nur dieser durch das formalisierte Gesetzgebungsverfahren in Geltung gesetzte Text dem parlamentarischen Willensbildungsprozess eindeutig zuzurechnen ist. Nicht einschl&#228;gige Normtexte (z.B. Parallelvorschriften) oder im Sachzusammenhang mit dem Gesetzgebungsakt stehende Nicht-Normtexte (z.B. Gesetzgebungsmaterialien) k&#246;nnen legitimerweise Konkretisierungselemente f&#252;r die Auslegung einfachen Gesetzesrechts und Richtschnur f&#252;r die Ermessensaus&#252;bung sein, verm&#246;gen aber nicht, die gemessen am Wesentlichkeitsvorbehalt festgestellte Unterbestimmtheit einer gesetzlichen Regelung zu kompensieren. Denn weder nicht einschl&#228;gige Normtexte noch Gesetzesmaterialien sind &#8211; bezogen auf die konkrete Regelungsmaterie &#8211; Ergebnisse des parlamentarisch-demokratischen Entscheidungsprozesses. In Bezug auf den Regelungsgegenstand unterliegen sie auch nicht den durch den parlamentarischen Prozess garantierten Sicherungen im Hinblick auf die &#214;ffentlichkeit der Debatte (vgl. BVerfG, Beschluss vom 23.07.2014 &#8211; 1 BvL 10/12 u.a. &#8211; Rn. 77).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_327\">327</a></dt>\n<dd><p>F&#252;r Grundrechtstr&#228;ger muss dar&#252;ber hinaus erkennbar sein, welche staatlichen Akteure f&#252;r die Ausgestaltung ihrer Rechte verantwortlich sind. Dies betrifft den Grundrechtstr&#228;ger nicht nur in seiner Eigenschaft als Leistungsberechtigten, sondern auch als Teilnehmer am demokratischen Prozess durch Wahlen oder andere Beteiligungsformen. Mit den Worten des BVerfG (Urteil vom 07.10.2014 &#8211; 2 BvR 1641/11 &#8211; Rn. 81):</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_328\">328</a></dt>\n<dd><p>\"Demokratie und Volkssouver&#228;nit&#228;t ersch&#246;pfen sich im repr&#228;sentativ- parlamentarischen System des Grundgesetzes nicht in Zurechnungsfiktionen und stellen auch nicht nur formale Mindestanforderungen an den Legitimationszusammenhang zwischen dem Volk und den handelnden Staatsorganen. (...) Der wahlberechtigte B&#252;rger muss wissen k&#246;nnen, wen er wof&#252;r - nicht zuletzt durch Vergabe oder Entzug seiner Stimme - verantwortlich machen kann. Daran fehlt es, wenn die Aufgaben durch Organe oder Amtswalter unter Bedingungen wahrgenommen werden, die eine solche Verantwortungszuordnung nicht erm&#246;glichen (...).\"</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_329\">329</a></dt>\n<dd><p>Dieser Verantwortungszusammenhang kann praktisch nur realisiert und sichtbar gemacht werden, indem die aus Gr&#252;nden der Grundrechtsverwirklichung vom parlamentarischen Gesetzgeber selbst zu treffenden Regelungen so gestaltet sind, dass sie zur ma&#223;geblichen Beeinflussung der konkreten Entscheidungsprozesse der Verwaltung und der Fachgerichte geeignet sind.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_330\">330</a></dt>\n<dd><p>Wann die Voraussetzung der hinreichenden Bestimmtheit (bzw. Bestimmbarkeit) erf&#252;llt ist, l&#228;sst sich nicht abstrakt festlegen, da Gesetzestext, Interpretationskultur und rechtsstaatliches Verfahren &#8211; abgesehen von F&#228;llen numerischer Exaktheit &#8211; niemals eine vollst&#228;ndige Determination der Fallentscheidung erm&#246;glichen (<em>M&#252;ller</em>/<em>Christensen</em>, Juristische Methodik, 10. Auflage 2009, S. 195). Gesetzesbegriffe sind in diesem Sinne also immer unbestimmt. Hieraus folgt, dass die Anforderungen an die Bestimmtheit eines Gesetzes nicht losgel&#246;st von dessen Funktion betrachtet werden k&#246;nnen und Ma&#223;stab f&#252;r die Einhaltung des Bestimmtheitsgebots nur ein der Regelungsmaterie angemessener Grad von Bestimmbarkeit sein kann (vgl. BVerfG, Beschluss vom 08.08.1978 &#8211; 2 BvL 8/77 &#8211; Rn. 101). Dass dieser Grad der Bestimmbarkeit bei der gesetzlichen Ausgestaltung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums besonders hoch sein muss, ergibt sich zum einen aus der Grundrechte verwirklichenden Funktion des Gesetzes (<em>St&#246;lting</em>, SGb 2013, S. 545), zum anderen und wesentlich aus dem Umstand, dass der Gesetzgeber die politische Transformation der \"gesellschaftlichen Anschauungen &#252;ber das f&#252;r ein menschenw&#252;rdiges Dasein Erforderliche\" (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 138) &#252;berhaupt erst vollziehen muss, um seiner Gestaltungsverpflichtung nachzukommen. Regelungstechniken, die nicht dazu geeignet sind, Verwaltung und Rechtsprechung wirkungsvoll zu steuern, erhalten zwar den legitimatorischen Schein der Gesetzesbindung aufrecht (vgl. <em>Maus</em>, Verrechtlichung, Entrechtlichung und der Funktionswandel von Institutionen, in: dies.: Rechtstheorie und politische Theorie im Industriekapitalismus, M&#252;nchen 1986, S. 278), &#252;berlassen die Interpretation dessen, was die f&#252;r die Grundrechtsverwirklichung ma&#223;geblichen \"gesellschaftlichen Anschauungen\" sein m&#246;gen, jedoch demokratisch allenfalls mittelbar legitimierten Funktionstr&#228;gern. Durch die Einr&#228;umung von Ermessen in wesentlichen Fragen der Grundrechtsverwirklichung wird die Gesetzesbindung &#8211; immerhin auf transparente Weise &#8211; weiter reduziert.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_331\" title=\"zum Leitsatz\">331</a></dt>\n<dd><p>Aus diesen Anforderungen aus Demokratieprinzip und Bestimmtheitsgebot folgt zum einen, dass die Verwendung (besonders) unbestimmter Rechtsbegriffe im Existenzsicherungsrecht verfassungswidrig sein kann (vgl. SG Mainz, Vorlagebeschl&#252;sse vom 12.12.2014 &#8211; S 3 AS 130/14 und S 3 AS 370/14; vgl. auch <em>Frerichs</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB XII, 2. Auflage 2014, &#167; 3 AsylbLG i.d.F. v. 23.12.2014, Rn. 57, Stand 01.04.2016), zum anderen, dass die Gew&#228;hrung von Leistungen zur Sicherung des Existenzminimums dem Grunde und der H&#246;he nach nicht von einer Ermessensentscheidung der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde abh&#228;ngig gemacht werden darf. Die Einr&#228;umung von Ermessen widerspr&#228;che der Anforderung, dass die Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums durch ein Parlamentsgesetz erfolgen muss, das einen konkreten Leistungsanspruch des B&#252;rgers gegen&#252;ber dem zust&#228;ndigen Leistungstr&#228;ger enth&#228;lt (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 136; vgl. auch BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 96: &#8222;Eine Regelung zur Existenzsicherung hat vor der Verfassung nur Bestand, wenn Bedarfe durch Anspruchsnormen gesichert werden&#8220;).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_332\">332</a></dt>\n<dd><p>Auch die Annahme einer so genannten &#8222;Ermessensreduzierung auf Null&#8220; durch die fachgerichtliche Rechtsprechung und deren faktische Durchsetzung w&#252;rde einen derartigen Mangel nicht heilen, da die Voraussetzungen, die an eine solche Ermessensreduzierung gestellt werden, von der Rechtsprechung entwickelt werden m&#252;ssten und gerade nicht auf gesetzgeberische Entscheidungen zur&#252;ckzuf&#252;hren w&#228;ren. Die Argumentationsfigur der &#8222;Ermessensreduzierung auf Null&#8220; stellt auch nur ein im Einzelfall legitimes Mittel zur Erh&#246;hung der richterlichen Kontrolldichte beh&#246;rdlicher Entscheidungen dar. W&#252;rde sie hingegen als Umdeutung einer Ermessensvorschrift in eine die Verwaltung bindende Anspruchsnorm verstanden, l&#228;ge hierin ein Versto&#223; gegen das Gesetzesbindungsgebot, weil der gesetzlich einger&#228;umte Ermessensspielraum nicht nur im Einzelfall reduziert, sondern generell ausgeschaltet w&#252;rde.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_333\">333</a></dt>\n<dd><p>Zugleich muss das Leistungsrecht allerdings hinreichend flexibel ausgestaltet sein, um individuell abweichenden Bedarfslagen gerecht werden zu k&#246;nnen. Dies resultiert aus dem Umstand, dass gleiche Rechte der Menschen auf ungleiche Lebenswirklichkeiten sto&#223;en, wodurch abschlie&#223;enden Pauschalierungen existenzsichernder Leistungen Grenzen gesetzt sind (vgl. <em>Hebeler</em>, SGb 2008, S. 10 ff.). Bei der Ber&#252;cksichtigung individueller Bedarfslagen l&#228;sst sich die Verwendung in relativ hohem Ma&#223;e unbestimmter Rechtsbegriffe daher nicht vermeiden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_334\">334</a></dt>\n<dd><p><strong>9.4</strong> Die konkreten (9.2) und hinreichend bestimmten (9.3) Leistungsanspr&#252;che m&#252;ssen am Ma&#223;stab der gesetzlichen Inhaltsbestimmung des Existenznotwendigen (9.1) im Ergebnis zu rechtfertigen sein.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_335\">335</a></dt>\n<dd><p>Die konkreten Leistungsanspr&#252;che m&#252;ssen mindestens dazu geeignet sein, die Lebensbedingungen zu gew&#228;hrleisten, die der Gesetzgeber im Wege einer (verfassungskonformen) Inhaltsbestimmung als f&#252;r eine menschenw&#252;rdige Existenz unter den gegenw&#228;rtigen gesellschaftlichen Bedingungen f&#252;r unerl&#228;sslich erkl&#228;rt hat. Reicht der konkrete Leistungsanspruch der H&#246;he nach nicht zur Deckung der vom Gesetzgeber als existenznotwendig bestimmten Bedarfe aus, ist er insoweit verfassungswidrig. Ob dies der Fall ist, ist mit allen zur Verf&#252;gung stehenden Mitteln objektiv zu pr&#252;fen. In diesem Sinne kann hier der (vom BVerfG zuletzt herangezogene) objektive Pr&#252;fungsma&#223;stab der \"tragf&#228;higen Begr&#252;ndbarkeit\" hinsichtlich des folgerichtigen Zusammenhangs zwischen der gesetzlich zu regelnden inhaltlichen Bestimmung des Existenzminimums einerseits und dem gesetzlichen Leistungsanspruch andererseits herangezogen werden. Dass die H&#246;he des Anspruchs nicht <em>evident</em> unzureichend zur Sicherung einer menschenw&#252;rdigen Existenz sein darf, stellt demgegen&#252;ber keinen eigenst&#228;ndigen Pr&#252;fungsma&#223;stab dar. Hiermit wird blo&#223; zum Ausdruck gebracht, dass die fehlende Folgerichtigkeit unter Umst&#228;nden einfach festzustellen sein kann.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_336\">336</a></dt>\n<dd><p>Dementsprechend sind auch Leistungseinschr&#228;nkungen gegen&#252;ber einem dem Grunde nach gew&#228;hrten Leistungsanspruch verfassungswidrig, wenn sie dazu f&#252;hren, dass die H&#246;he der verbliebenen Sozialleistungen zur Sicherung einer menschenw&#252;rdigen Existenz unzureichend ist. Pr&#252;fungsma&#223;stab ist hierbei die gesetzliche Inhaltsbestimmung des Existenznotwendigen. An diesem verfassungsrechtlichen Ma&#223;stab sind die im SGB II vorgesehenen Leistungseinschr&#228;nkungen zu pr&#252;fen (z.B. &#167; 22 Abs. 1 Satz 1 Halbsatz 2 SGB II, &#167; 22 Abs. 5 Satz 1 SGB II, &#167; 22 Abs. 5 Satz 4 SGB II, &#167; 31a Abs. 1 Satz 1 SGB II, &#167; 32 Abs. 1 Satz 1 SGB II, &#167; 42a Abs. 1 Satz 1 SGB II, &#167; 43 Abs. 2 Satz 1 SGB II). Dies betrifft beispielsweise Leistungsk&#252;rzungen durch Sanktionen (&#167; 31a SGB II, &#167; 32 SGB II), die nur dann nicht verfassungswidrig w&#228;ren, wenn trotz der Leistungsk&#252;rzung noch das gesamte Existenzminimum einschlie&#223;lich eines zumindest geringf&#252;gigen Ma&#223;es an sozialer Teilhabe gedeckt w&#228;re (<em>Aubel</em> in: Emmenegger/Wiedmann, Leitlinien der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts er&#246;rtert von den wissenschaftlichen Mitarbeitern, Band 2, 1. Auflage 2011, S. 297 f.). Da es dem Gesetzgeber freisteht, den Leistungsanspruch &#252;ber das durch ihn verfassungsgem&#228;&#223; bestimmte Existenznotwendige hinaus zu erweitern, versto&#223;en Abstufungen in der Leistungsh&#246;he, die verhaltenssteuernde Wirkung entfalten sollen, jedoch nicht automatisch gegen das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums (vgl. BVerfG, Nichtannahmebeschluss vom 07.07.2010 &#8211; 1 BvR 2556/09 &#8211; Rn. 9).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_337\">337</a></dt>\n<dd><p><strong>10.</strong> Sofern einer bestimmten Gruppe von Grundrechtstr&#228;gern durch den Gesetzgeber kein die soeben geschilderten Mindestanforderungen erf&#252;llender Anspruch auf existenzsichernde Leistungen einger&#228;umt wird, besteht ein verfassungswidriger Zustand. Konkret verfassungswidrig sind dann alle Rechtsnormen, die f&#252;r die betroffenen Grundrechtstr&#228;ger zum Ausschluss aus dem jeweiligen Leistungssystem f&#252;hren. Dies kann sowohl echte Ausschlussnormen betreffen, wie die den Gegenstand der Vorlagefragen bildenden &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II und &#167; 7 Abs. 5 SGB II, als auch Normen, die positive Voraussetzungen f&#252;r den Leistungsanspruch regeln, die die betroffenen Grundrechtstr&#228;ger jedoch nicht erf&#252;llen (z.B. der hypothetische Fall, dass bei Nichtdeutschen das Bestehen eines materiellen Aufenthaltsrechts zur gesetzlichen Anspruchsvoraussetzung gemacht werden w&#252;rde). Beide Kategorien von Rechtsnormen haben im Hinblick auf die Grundrechtsverletzung den gleichen Effekt; sie bestimmen gleicherma&#223;en den Umfang der defizit&#228;ren Gestaltung des einfachen Rechts (vgl. BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 137).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_338\">338</a></dt>\n<dd><p>Wenn verschiedene Leistungssysteme f&#252;r die Existenzsicherung Hilfebed&#252;rftiger bestehen (z.B. SGB II, SGB XII, AsylbLG, BAf&#246;G) und der betroffene Personenkreis in allen Systemen ausgeschlossen ist (z. B. &#167; 7 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 SGB II und &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII), sind die jeweiligen Ausschlussregelungen in den einzelnen Leistungssystemen allesamt verfassungswidrig. Der Leistungsausschluss in einem System kann verfassungsrechtlich nicht dadurch aufgefangen werden, dass der betroffene Personenkreis auf ein anderes Leistungssystem verwiesen wird, dass seinerseits einen (verfassungswidrigen) Leistungsausschluss f&#252;r den gleichen Personenkreis vorsieht, mit dem Argument, dass dann Letzteres f&#252;r nichtig erkl&#228;rt werden muss und hierdurch ein verfassungsgem&#228;&#223;er Zustand herzustellen w&#228;re. Dies w&#228;re nur dann der Fall, wenn zwischen den Leistungssystemen bezogen auf den betroffenen Personenkreis unabh&#228;ngig von den f&#252;r verfassungswidrig gehaltenen Vorschriften ein Nachrangverh&#228;ltnis best&#252;nde, der Betroffene also unabh&#228;ngig von dem Leistungsausschluss im vorrangigen System hilfsweise auf das nachrangige System zur&#252;ckgreifen k&#246;nnte, wo er dann mit dem gleichartigen Leistungsausschluss konfrontiert w&#228;re. Nur in diesem Fall best&#252;nde ein logischer Vorrang der Verfassungswidrigkeit des nachrangigen Gesetzes.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_339\">339</a></dt>\n<dd><p>Die Identifizierung der potenziell verfassungswidrigen Ausschlussnormen beschr&#228;nkt nicht die gesetzgeberischen M&#246;glichkeiten, den verfassungswidrigen Zustand zu beheben. Der Gesetzgeber kann einen Leistungsausschluss in einem Gesetz dadurch kompensieren, dass er die Ausschlussvorschrift aufhebt oder die Tatbestandsvoraussetzungen reduziert, was der M&#246;glichkeit der Nichtigerkl&#228;rung einzelner Ausschlussnormen durch das BVerfG entspricht. Er kann aber auch ein weiteres Leistungssystem f&#252;r den ausgeschlossenen Personenkreis schaffen oder diesbez&#252;gliche Anspruchsh&#252;rden ausschlie&#223;lich in einem anderen schon bestehenden Leistungssystem beseitigen. Hieraus folgt allerdings nicht, dass eine verfassungswidrige Ausschlussnorm wegen des gesetzlichen Gestaltungsspielraums durch das BVerfG nicht f&#252;r nichtig (&#167; 78 Satz 1 BVerfGG), sondern lediglich f&#252;r mit der Verfassung unvereinbar erkl&#228;rt werden k&#246;nnte. Denn der gesetzgeberische Gestaltungsspielraum besteht hier nur hinsichtlich denkbarerer regelungstechnischer Korrekturen des Verfassungsversto&#223;es, nicht jedoch hinsichtlich des materiellen Ergebnisses. Eine verfassungsgem&#228;&#223;e Alternative zum Wegfall des Ausschlusstatbestands besteht &#8211; anders als regelm&#228;&#223;ig bei der Verletzung von Gleichheitsgrundrechten (vgl. BVerfG, Beschluss vom 07.02.2012 &#8211; 1 BvL 14/07 &#8211; Rn. 58 m.w.N.) &#8211; nicht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_340\">340</a></dt>\n<dd><p>Ein durchsetzbarer Anspruch auf Schaffung eines existenzsichernden Leistungssystems, der nur im Wege einer Normerlassklage verfolgt werden k&#246;nnte, w&#228;re hingegen allenfalls denkbar, wenn &#252;berhaupt kein gesetzliches Leistungssystem best&#252;nde, welches dem Grunde nach Anspr&#252;che auf Leistungen zur Sicherung des Existenzminimums einr&#228;umt und dessen Ausschluss- oder Voraussetzungsnormen einer effektiven (verfassungs-)gerichtlichen Kontrolle unterliegen k&#246;nnte. Dies ist auf Grund der bestehenden Leistungssysteme der Grundsicherung f&#252;r Arbeitsuchende (SGB II), der Sozialhilfe (SGB XII), des Asylbewerberleistungsgesetzes (AsylbLG) und der Ausbildungsf&#246;rderung (BAf&#246;G und &#167;&#167; 56 ff. SGB III) jedoch nicht der Fall.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>II.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_341\" title=\"zum Leitsatz\">341</a></dt>\n<dd><p>Das Vorstehende zu Grunde gelegt, verst&#246;&#223;t &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II gegen das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 GG i. V. m. Art. 20 Abs. 1 GG (so bereits SG Mainz, Beschluss vom 02.09.2015 &#8211; S 3 AS 599/15 ER; SG Hamburg, Beschluss vom 22.09.2015 &#8211; S 22 AS 3298/15 ER &#8211; Rn. 7 ff.; SG Mainz, Beschluss vom 12.11.2015 &#8211; S 12 AS 946/15 ER; vgl. auch <em>Kingreen</em>, SGb 2013, S. 139; <em>Frerichs</em>, ZESAR 2014, S. 285 f.;<em> L&#246;bich</em>, ZESAR 2015, S. 426 f.;<em> Wilksch</em>, JuWissBlog, https://www.juwiss.de/90-2015/).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_342\">342</a></dt>\n<dd><p>Der vom Ausschlusstatbestand des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II (1) effektiv betroffene Personenkreis (2) erf&#252;llt grunds&#228;tzlich die Anspruchsvoraussetzungen f&#252;r das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums (3). F&#252;r diesen Personenkreis fehlt es an einem hinreichend bestimmten, formell-gesetzlichen Anspruch auf Leistungen zur Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums (4). Die sich hieraus ergebende unterlassene Grundrechtsgew&#228;hrleistung kann nicht verfassungsrechtlich gerechtfertigt werden (5).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_343\">343</a></dt>\n<dd><p><strong>1.</strong> &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 SGB II lautet:</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_344\">344</a></dt>\n<dd><p>&#8222;Leistungen nach diesem Buch erhalten Personen, die</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_345\">345</a></dt>\n<dd><p>1. das 15. Lebensjahr vollendet und die Altersgrenze nach &#167; 7a noch nicht erreicht haben,</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_346\">346</a></dt>\n<dd><p>2. erwerbsf&#228;hig sind,</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_347\">347</a></dt>\n<dd><p>3. hilfebed&#252;rftig sind und</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_348\">348</a></dt>\n<dd><p>4. ihren gew&#246;hnlichen Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland haben (erwerbsf&#228;hige Leistungsberechtigte).&#8220;</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_349\">349</a></dt>\n<dd><p>&#167; 7 Abs. 1 Satz 2 SGB II lautet:</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_350\">350</a></dt>\n<dd><p>&#8222;Ausgenommen sind</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_351\">351</a></dt>\n<dd><p>1. Ausl&#228;nderinnen und Ausl&#228;nder, die weder in der Bundesrepublik Deutschland Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer oder Selbst&#228;ndige noch aufgrund des &#167; 2 Absatz 3 des Freiz&#252;gigkeitsgesetzes/EU freiz&#252;gigkeitsberechtigt sind, und ihre Familienangeh&#246;rigen f&#252;r die ersten drei Monate ihres Aufenthalts,</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_352\">352</a></dt>\n<dd><p>2. Ausl&#228;nderinnen und Ausl&#228;nder, deren Aufenthaltsrecht sich allein aus dem Zweck der Arbeitsuche ergibt, und ihre Familienangeh&#246;rigen,</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_353\">353</a></dt>\n<dd><p>3. Leistungsberechtigte nach &#167; 1 des Asylbewerberleistungsgesetzes.&#8220;</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_354\">354</a></dt>\n<dd><p><strong>2.</strong> In &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 SGB II wird der Kreis der Leistungsberechtigten nach dem SGB II geregelt. Nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 SGB II werden bestimmte Personengruppen, die die Voraussetzungen des &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 SGB II erf&#252;llen, von den Leistungen nach dem SGB II ausgenommen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_355\">355</a></dt>\n<dd><p>Der von der Ausschlussvorschrift des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II erfasste und somit im Hinblick auf die Wahrung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums in die verfassungsrechtliche Pr&#252;fung einzubeziehende Personenkreis ist allerdings deutlich kleiner, als von den zust&#228;ndigen Senaten des BSG und in der Mehrzahl der publizierten Entscheidungen der Sozialgerichte gemeinhin angenommen wird.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_356\">356</a></dt>\n<dd><p>Der Ausschlusstatbestand kn&#252;pft hierbei nicht an die pers&#246;nliche Motivation des Aufenthaltsberechtigten an, sondern auf den objektiven Zweck des Aufenthaltsrechts (<em>Schreiber</em>, SRa 2015, S. 41), so dass sich der betroffene Personenkreis abstrakt anhand der aufenthaltsrechtlichen Vorschriften bestimmen l&#228;sst. Der von &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II erfasste Personenkreis der &#8222;Ausl&#228;nderinnen und Ausl&#228;nder, deren Aufenthaltsrecht sich allein aus dem Zweck der Arbeitsuche ergibt, und ihre Familienangeh&#246;rigen&#8220; besteht daher nach Ma&#223;gabe des Bundesrechts aus den folgenden Fallgruppen:</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_357\">357</a></dt>\n<dd><p>-Unionsb&#252;rger und Staatsangeh&#246;rige der EWR-Staaten Island, Liechtenstein und Norwegen, die &#252;ber ein Aufenthaltsrecht nach &#167; 2 Abs. 2 Nr. 1a Freiz&#252;gG/EU verf&#252;gen (2.1)</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_358\">358</a></dt>\n<dd><p>-Personen, die &#252;ber eine Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 16 Abs. 4 Satz 1 AufenthG verf&#252;gen (2.2)</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_359\">359</a></dt>\n<dd><p>-Personen, die &#252;ber eine Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 18c Abs. 1 Satz 1 AufenthG verf&#252;gen (2.3) und</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_360\">360</a></dt>\n<dd><p>-deren jeweiligen Familienangeh&#246;rigen mit abgeleitetem Aufenthaltsrecht (2.4).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_361\">361</a></dt>\n<dd><p>Nicht vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II erfasst sind hingegen Unionsb&#252;rger (und Staatsangeh&#246;rige der anderen EWR-Staaten), die &#252;ber kein materielles Aufenthaltsrecht verf&#252;gen, aber in Folge einer unterbliebenen Verlustfeststellung nach &#167; 6 Abs. 1 Satz 1 Freiz&#252;gG/EU nicht vollziehbar ausreisepflichtig sind (2.5). Der Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II kommt des Weiteren bei Unionsb&#252;rgern, die &#252;ber ein Aufenthaltsrecht zur Arbeitsuche nach &#167; 2 Abs. 2 Nr. 1a Freiz&#252;gG/EU verf&#252;gen und dem pers&#246;nlichen Geltungsbereich der VO (EG) 883/2004 unterfallen, nicht zur Anwendung (2.6). Entsprechendes gilt f&#252;r Drittstaatsangeh&#246;rige, wenn sie die Voraussetzungen von Art. 1 VO (EG) 1231/2010 erf&#252;llen, sowie f&#252;r Staatsangeh&#246;rige der &#252;brigen EWR-Staaten und &#8211; sofern Aufenthaltstitel nach &#167; 16 Abs. 4 AufenthG oder &#167; 18c AufenthG vorliegen &#8211; der Schweiz (2.7).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_362\">362</a></dt>\n<dd><p><strong>2.1</strong> Von der Ausschlussregelung des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II sind tatbestandlich zun&#228;chst Unionsb&#252;rger mit Aufenthaltsrecht zum Zweck der Arbeitsuche nach &#167; 2 Abs. 2 Nr. 1a Freiz&#252;gG/EU erfasst. Nach dieser Vorschrift sind Unionsb&#252;rger, die sich zur Arbeitsuche in Deutschland aufhalten, f&#252;r bis zu sechs Monate freiz&#252;gigkeitsberechtigt, dar&#252;ber hinaus nur, solange sie nachweisen k&#246;nnen, dass sie weiterhin Arbeit suchen und begr&#252;ndete Aussicht haben, eingestellt zu werden. Der Ausschluss greift nur, wenn die betroffene Person nicht zus&#228;tzlich &#252;ber ein anderes Aufenthaltsrecht verf&#252;gt. &#220;ber &#167; 12 Freiz&#252;gG/EU werden hiervon auch Staatsangeh&#246;rige der EWR-Staaten Island, Liechtenstein und Norwegen erfasst.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_363\" title=\"zum Leitsatz\">363</a></dt>\n<dd><p><strong>2.2</strong> Die Ausschlussregelung erfasst dar&#252;ber hinaus auch Ausl&#228;nder, die &#8211; wie der Kl&#228;ger zu 1 &#8211; &#252;ber eine Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 16 Abs. 4 AufenthG verf&#252;gen (so auch <em>Wolff</em>-<em>Dellen</em> in: L&#246;ns/Herold-Tews, SGB II, &#167; 7 Rn. 11, 3. Auflage 2011; <em>Thie</em> in: LPK-SGB II, &#167; 7 Rn. 27, 5. Auflage 2013&#184; <em>H&#228;nlein</em> in: Gagel, SGB II/SGB III, &#167; 7 SGB II Rn. 71, beck-online; <em>Leopold</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB II, 4. Auflage 2015, &#167; 7 Rn. 93, Stand 14.03.2016; SG Mainz, Beschluss vom 27.01.2016 &#8211; S 11 AS 7/16 ER &#8211; nicht ver&#246;ffentlicht; in diesem Sinne auch die Beschlussempfehlung des Bundestagsausschusses f&#252;r Arbeit und Soziales: BT-Drucks. 16/688, S. 13; s.o. unter A.IV.3.1.1 a).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_364\">364</a></dt>\n<dd><p>Nach &#167; 16 Abs. 1 Satz 1 AufenthG in der Fassung vom 29.08.2013 kann einem Ausl&#228;nder zum Zweck des Studiums an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule oder vergleichbaren Ausbildungseinrichtung eine Aufenthaltserlaubnis erteilt werden. Nach &#167; 16 Abs. 1 Satz 2 AufenthG umfasst der Aufenthaltszweck des Studiums auch studienvorbereitende Ma&#223;nahmen. Nach &#167; 16 Abs. 4 Satz 1 AufenthG kann die Aufenthaltserlaubnis nach erfolgreichem Abschluss des Studiums f&#252;r bis zu 18 Monate zur Suche eines diesem Abschluss angemessenen Arbeitsplatzes, sofern er nach den Bestimmungen der &#167;&#167; 18, 19, 19a und 21 AufenthG von Ausl&#228;ndern besetzt werden darf, verl&#228;ngert werden. Gem&#228;&#223; &#167; 16 Abs. 4 Satz 2 AufenthG berechtigt die Aufenthaltserlaubnis w&#228;hrend dieses Zeitraums zur Aus&#252;bung einer Erwerbst&#228;tigkeit. Aus dem Wortlaut des &#167; 16 Abs. 4 Satz 1 AufenthG geht mithin hervor, dass der nach dieser Vorschrift verliehene Aufenthaltstitel zum Zwecke der Suche eines Arbeitsplatzes erteilt wird. Dass das vorherige Vorliegen einer Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 16 Abs. 1 AufenthG Voraussetzung f&#252;r die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 16 Abs. 4 AufenthG ist, f&#252;hrt nicht dazu, dass Letztere weiterhin zum Zwecke des Studiums erteilt wird. Die Verl&#228;ngerung des Aufenthaltsrechts nach erfolgreichem Studium gem&#228;&#223; &#167; 16 Abs. 4 AufenthG dient gerade nicht mehr der Ausbildung, sondern der Arbeitsplatzsuche. F&#252;r andere bzw. weitere Zwecksetzungen gibt der Wortlaut des &#167; 16 Abs. 4 AufenthG keine Anhaltspunkte. Auch wenn hierbei eine (nicht notwendig der Ausbildung entsprechende) Erwerbst&#228;tigkeit gestattet und ausge&#252;bt wird, f&#252;hrt dies nicht dazu, dass die Aus&#252;bung einer Erwerbst&#228;tigkeit selbst zum Zweck dieses Aufenthaltsrechts wird. Der Aufenthaltszweck der Durchf&#252;hrung eines Studiums nach &#167; 16 Abs. 1 AufenthG wirkt auch nicht im Aufenthaltsrecht nach &#167; 16 Abs. 4 AufenthG fort. Dieser Zweck wurde in diesen F&#228;llen bereits erreicht und hat sich erledigt, weshalb zur anschlie&#223;enden Arbeitsplatzsuche ein anderer Aufenthaltstitel erforderlich wird. Mit der M&#246;glichkeit, die Aufenthaltserlaubnis nach &#167; 16 Abs. 1 AufenthG zur Arbeitsplatzsuche um bis zu 18 Monate zu verl&#228;ngern ist mithin ein Wechsel des Aufenthaltszwecks verbunden (<em>Christ</em> in: Kluth/Heusch, BeckOK-AuslR, &#167; 16 AufenthG Rn. 51, beck-online, Stand 01.11.2015).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_365\">365</a></dt>\n<dd><p>Auch der Wortlaut des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II gibt keinen Anhaltspunkt daf&#252;r, dass der Ausschluss nicht greifen soll, wenn zu einem fr&#252;heren Zeitpunkt oder auch unmittelbar vor Erlangung des Aufenthaltsrechts zur Arbeitsuche ein Aufenthaltsrecht zu anderen Zwecken bestand. Hieran &#228;ndert auch die Tatsache nichts, dass es sich bei dem betroffenen Personenkreis weder um EU-B&#252;rger handelt, auf die die Ausschlussm&#246;glichkeit der RL 2004/38/EG in erster Linie abzielt, noch eine Einreise zum Zwecke der Arbeitssuche vorgelegen haben muss (vgl. <em>Brandmayer</em> in: BeckOK-SGB II, &#167; 7 Rn. 9, beck-online, Stand: 01.12.2015).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_366\">366</a></dt>\n<dd><p><strong>2.3</strong> Ebenfalls vom Leistungsausschluss betroffen sind Ausl&#228;nder, die &#252;ber ein Aufenthaltsrecht nach &#167; 18c AufenthG verf&#252;gen. Nach &#167; 18c Abs. 1 Satz 1 AufenthG kann einem Ausl&#228;nder, der &#252;ber einen deutschen oder anerkannten oder einem deutschen Hochschulabschluss vergleichbaren ausl&#228;ndischen Hochschulabschluss verf&#252;gt und dessen Lebensunterhalt gesichert ist, eine Aufenthaltserlaubnis zur Suche nach einem der Qualifikation angemessenen Arbeitsplatz f&#252;r bis zu sechs Monate erteilt werden. Auch in dieser Vorschrift ist der mit der Ausschlussregelung des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II verkn&#252;pfende aufenthaltsrechtliche Zweck der Arbeitsuche deutlich zum Ausdruck gebracht worden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_367\">367</a></dt>\n<dd><p><strong>2.4 </strong>Weiterhin werden vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 SGB II die Familienangeh&#246;rigen der Person erfasst, die &#252;ber ein Aufenthaltsrecht allein zum Zweck der Arbeitsuche verf&#252;gt. Familienangeh&#246;rige im diesem Sinne sind Personen, die zu der Person, die &#252;ber ein Aufenthaltsrecht allein zum Zweck der Arbeitsuche verf&#252;gt, in einem Verwandtschaftsverh&#228;ltnis stehen und &#252;ber ein Aufenthaltsrecht allein auf Grund des Verwandtschaftsverh&#228;ltnisses zu der Person mit Aufenthaltsrecht zum Zweck der Arbeitsuche verf&#252;gen. Sofern die erste Person ein Aufenthaltsrecht aus &#167; 2 Abs. 2 Nr. 1a Freiz&#252;gG/EU verf&#252;gt, ergibt sich der vom Leistungsausschluss mitbetroffene Kreis der Familienangeh&#246;rigen aus einzelnen Tatbest&#228;nden des &#167; 3 Freiz&#252;gG/EU (vgl. BSG, Urteil vom 20.01.2016 &#8211; B 14 AS 35/15 R &#8211; Rn. 50). Sofern die erste Person &#252;ber eine Aufenthaltserlaubnis aus &#167; 16 Abs. 4 AufenthG oder &#167; 18c AufenthG verf&#252;gt, ergibt sich der Kreis der mitbetroffenen Familienangeh&#246;rigen aus den Regelungen zum Familiennachzug gem&#228;&#223; &#167;&#167; 27, 30, 32, 33 AufenthG. Ausgenommen sind wiederum diejenigen Familienangeh&#246;rigen, die &#252;ber ein eigenst&#228;ndiges, d.h. nicht dem Aufenthaltsrecht der ersten Person gem&#228;&#223; &#167; 27 Abs. 4 Satz 1 AufenthG akzessorisches Aufenthaltsrecht beispielsweise aus den &#167;&#167; 31, 34 Abs. 2 oder 35 AufenthG verf&#252;gen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_368\">368</a></dt>\n<dd><p><strong>2.5</strong> Nicht vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II erfasst sind hingegen Unionsb&#252;rger und Angeh&#246;rige der drei &#252;brigen EWR-Staaten, die &#252;ber kein materielles Aufenthaltsrecht verf&#252;gen, aber in Folge einer unterbliebenen Verlustfeststellung nach &#167; 6 Abs. 1 Satz 1 Freiz&#252;gG/EU nicht vollziehbar ausreisepflichtig sind (so auch Hessisches LSG, Urteil vom 27.11.2013 - L 6 AS 378/12 &#8211; Rn. 54 ff.; LSG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 28.11.2013 &#8211; L 19 AS 129/13; LSG Berlin-Brandenburg, Urteil vom 06.03.2014 - L 31 AS 1348/13; Th&#252;ringer LSG, Beschluss vom 25.04.2014 &#8211; L 4 AS 306/14 B ER; LSG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 05.05.2014 &#8211; L 19 AS 430/13 &#8211; Rn. 42 ff.; SG Mainz, Beschluss vom 12.11.2015 &#8211; S 12 AS 946/15 ER &#8211; Rn. 31 ff.; <em>Kingreen</em>, SGb 2013, S. 134; <em>Schreiber</em>, SRa 2015, S. 43 f.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_369\">369</a></dt>\n<dd><p><strong>a) </strong>Nach &#167; 2 Abs. 2 Nr. 1a Freiz&#252;gG/EU sind Unionsb&#252;rger, die sich zur Arbeitsuche in Deutschland aufhalten, f&#252;r bis zu sechs Monate freiz&#252;gigkeitsberechtigt, dar&#252;ber hinaus nur, solange sie nachweisen k&#246;nnen, dass sie weiterhin Arbeit suchen und begr&#252;ndete Aussicht haben, eingestellt zu werden. Sofern ein Aufenthaltsrecht zum Zweck der Arbeitsuche nach &#167; 2 Abs. 2 Nr. 1a Freiz&#252;gG/EU nicht (mehr) besteht, ergibt sich f&#252;r den Betroffenen nur noch ein (formelles) Aufenthaltsrecht aus der Freiz&#252;gigkeitsvermutung. Unionsb&#252;rger oder ihre Familienangeh&#246;rigen sind nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Freiz&#252;gG/EU erst dann ausreisepflichtig, wenn die Ausl&#228;nderbeh&#246;rde festgestellt hat, dass das Recht auf Einreise und Aufenthalt nicht besteht (Hessisches LSG, Beschluss vom 07.04.2015 &#8211; L 6 AS 62/15 B ER &#8211; Rn. 48 m.w.N.; <em>Lehmann</em>, SRa 2015, S. 35).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_370\">370</a></dt>\n<dd><p>Das Nichtbestehen oder der Wegfall des Aufenthaltsrechts aus &#167; 2 Abs. 2 Nr. 1a Freiz&#252;gG/EU hat zur Folge, dass der Ausschlusstatbestand des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II nicht zum Zuge kommt. Dies ergibt sich aus dem insoweit klaren Wortlaut der Regelung, in der von Personen die Rede ist &#8222;deren Aufenthaltsrecht sich allein aus dem Zweck der Arbeitsuche ergibt&#8220; (vgl. LSG Hessen, Beschluss vom 07.04.2015 &#8211; L 6 AS 62/15 B ER &#8211; Rn. 49 bis 54 m.w.N.; LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 20.03.2015 &#8211; L 19 AS 116/15 B ER &#8211; Rn. 27 ff.; LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 28.09.2015 &#8211; L 7 SF 535/15 ER &#8211; Rn. 8). Die Wendung &#8222;Ausl&#228;nderinnen und Ausl&#228;nder, deren Aufenthaltsrecht (&#8230;)&#8220; l&#228;sst semantisch keinen anderen Schluss zu, als dass nur Ausl&#228;nder betroffen sind, die &#252;ber das im Folgenden n&#228;her spezifizierte Aufenthaltsrecht verf&#252;gen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_371\">371</a></dt>\n<dd><p>Dieses Textverst&#228;ndnis wird in der Rechtsprechung auch nicht ernsthaft bestritten. Soweit vereinzelt behauptet wird, dass die Auffassung, Personen ohne materielles Aufenthaltsrecht w&#252;rden nicht vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II erfasst, mit dem Wortlaut der Regelung nicht vereinbar sei (LSG Rheinland-Pfalz, Beschluss vom 05.11.2015 &#8211; L 3 AS 479/15 B ER &#8211; Rn. 19), erfolgt dies lediglich im Rahmen eines schematisch wiedergegebenen Begr&#252;ndungsmusters, ohne dass der offene Widerspruch zum Gesetzestext thematisiert wird.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_372\">372</a></dt>\n<dd><p><strong>b) </strong>Die gegenteilige Auffassung, nach der der Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II auch bei ausl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigen (und ihren Familienangeh&#246;rigen) greifen soll, die &#252;ber kein (materielles) Aufenthaltsrecht verf&#252;gen, ist rechtswissenschaftlich nicht vertretbar (vgl. bereits LSG Berlin-Brandenburg, Urteil vom 06.03.2014 &#8211; L 31 AS 1348/13 &#8211; Rn. 26), unabh&#228;ngig davon, ob dies mit der Konstruktion einer &#8222;ungeschriebene(n) Anspruchsvoraussetzung des Bestehens eines Aufenthaltsrechts&#8220; (so Hessisches LSG, Beschluss vom 11.12.2014 &#8211; L 7 AS 528/14 B ER &#8211; Rn. 55) oder mit Er&#246;rterungen von vermeintlichen Wertungswiderspr&#252;chen sowie Sinn- und Zweckerw&#228;gungen (so LSG Baden-W&#252;rttemberg, Beschluss vom 29.06.2015 &#8211; L 1 AS 2338/15 ER-B, L 1 AS 2358/15 B &#8211; Rn. 34 oder LSG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 15.09.2015 &#8211; L 34 AS 1868/15 B ER &#8211; Rn. 16 ff.; LSG Rheinland-Pfalz, Beschluss vom 05.11.2015 &#8211; L 3 AS 479/15 B ER &#8211; Rn. 16 ff.) oder mit einem &#8222;Erst-recht-Schluss&#8220; (so BSG, Urteil vom 03.12.2015 &#8211; B 4 AS 44/15 R &#8211; Rn. 19 ff.; dem folgend: BSG, Urteil vom 20.01.2016 &#8211; B 14 AS 35/15 R &#8211; Rn. 24) begr&#252;ndet wird.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_373\">373</a></dt>\n<dd><p>Der Wortlaut eines Gesetzes steckt die &#228;u&#223;ersten Grenzen funktionell vertretbarer und verfassungsrechtlich zul&#228;ssiger Sinnvarianten ab. Entscheidungen, die den Wortlaut einer Norm offensichtlich &#252;berspielen, sind unzul&#228;ssig (<em>M&#252;ller</em>/<em>Christensen</em>, Juristische Methodik, S. 300 ff., zum Ganzen S. 294 ff. und S. 538 ff.). Die Bindung der Gerichte an das Gesetz folgt aus Art. 20 Abs. 3 und Art. 97 Abs. 1 GG. Dass die Gerichte dabei an den Gesetzestext (im Sinne des amtlichen Wortlauts bzw. Normtextes) gebunden sind, folgt aus dem Umstand, dass nur dieser Gesetzestext Ergebnis des von der Verfassung vorgegebenen parlamentarischen Gesetzgebungsverfahrens ist. Eine &#220;berschreitung der Wortlautgrenze verst&#246;&#223;t daher sowohl gegen das Gesetzesbindungsgebot als auch gegen das Gewaltenteilungsprinzip. Es ist den Gerichten daher verfassungsrechtlich strikt verboten, &#8222;ungeschriebene Anspruchsvoraussetzungen&#8220; oder Ausschlussgr&#252;nde f&#252;r Leistungsanspr&#252;che zu erschaffen oder sich anderweitig &#252;ber die Grenzen des Gesetzeswortlautes hinwegzusetzen, beispielsweise mit der Behauptung, aus einer &#8222;allein am Wortlaut&#8220; orientierten Auslegung erg&#228;ben sich Wertungswiderspr&#252;che.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_374\">374</a></dt>\n<dd><p>Zur Normsetzung im Sinne einer Rechtsfortbildung durch Analogieschluss sind Gerichte auf Grund des Gewaltenteilungsprinzips allenfalls ausnahmsweise bei echten Regelungsl&#252;cken befugt. Dies tr&#228;gt dem Dilemma Rechnung, das aus dem Umstand entsteht, dass die Gerichte einerseits an das Gesetz gebunden (Art. 20 Abs. 3 GG, Art. 97 Abs. 1 GG), andererseits zur Gew&#228;hrung effektiven Rechtsschutzes verpflichtet (Art. 19 Abs. 4 GG) sind. Denn Gerichte m&#252;ssen auch dann, wenn eine gesetzliche Regelung fehlt, zu einer bestimmten Sachentscheidung kommen, weil es im Rechtsstaat auf jede Rechtsfrage eine Antwort geben muss (<em>Forg&#243;</em>/<em>Somek</em>, Nachpositivistisches Rechtsdenken, in: Buckel/Christensen/Fischer-Lescano (Hrsg.): Neue Theorien des Rechts, 2. Auflage 2009, S. 257). In Folge des Grundsatzes der Gesetzesbindung darf allerdings von einer ausf&#252;llungsbed&#252;rftigen Regelungsl&#252;cke nur dann ausgegangen werden, wenn der zu entscheidende Fall andernfalls nicht zu l&#246;sen w&#228;re. Wenn ein Fall auf Grundlage und in &#220;bereinstimmung mit den einschl&#228;gigen Normtexten zu l&#246;sen ist, verst&#246;&#223;t die Annahme einer ausf&#252;llungsbed&#252;rftigen Regelungsl&#252;cke und in Folge dessen die (analoge) Heranziehung einer anderen Rechtsfolge gegen das Gesetzesbindungsgebot (SG Mainz, Gerichtsbescheid vom 21.09.2015 &#8211; S 3 KR 558/14 &#8211; Rn. 29). Dies gilt in besonderem Ma&#223;e f&#252;r weitgehend kodifizierte Rechtsgebiete, wie dem in den Sozialgesetzb&#252;chern geregelten Sozialrecht. F&#252;r das Sozialgesetzbuch gilt in Folge Vorschriften des &#167; 2 Abs. 2 SGB I (Auslegungsgrundsatz der m&#246;glichst weitgehenden Verwirklichung sozialer Rechte) und &#167; 31 SGB I (Vorbehalt des Gesetzes) zudem auch einfachrechtlich praktisch ein umfassendes Analogieverbot sowohl zu Gunsten als auch zu Lasten der potenziell Sozialleistungsberechtigten (zu geringe Anforderungen an den Analogieschluss stellt daher <em>Becker</em>, SGb 2009, S. 341 f.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_375\">375</a></dt>\n<dd><p>Von diesem Ma&#223;stab ausgehend, liegt eine Regelungsl&#252;cke hier nicht vor. Selbst wenn die Behauptung zutr&#228;fe, dass der Gesetzgeber bzw. der Gesetzesautor das Bestehen eines Aufenthaltsrechts als Voraussetzung f&#252;r den Anspruch auf Leistungen nach dem SGB II stillschweigend vorausgesetzt hat, w&#252;rde dies eine ausdr&#252;ckliche gesetzliche Regelung einer solchen Voraussetzung schon auf Grund des rechtsstaatlichen Gebotes der Normenklarheit nicht entbehrlich machen. Eine solche Regelung ist bislang nicht Gesetz geworden, auch wenn sie beabsichtigt gewesen oder vorausgesetzt worden sein mag. Personen ohne Aufenthaltsrecht werden von &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II nicht erfasst. H&#228;ufig, aber eben nicht in allen F&#228;llen sind sie &#252;ber die Leistungsberechtigung nach &#167; 1 Abs. 1 Nr. 5 AsylbLG gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 SGB II von den Leistungen des SGB II ausgeschlossen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_376\">376</a></dt>\n<dd><p>Selbst wenn au&#223;erdem die These zutr&#228;fe, dass die unterschiedliche Behandlung von Personen mit Aufenthaltsrecht zum Zwecke der Arbeitsuche einerseits und Personen ohne materielles Aufenthaltsrecht andererseits zu &#8222;unaufl&#246;sbaren Wertungswiderspr&#252;chen&#8220; f&#252;hrte (so LSG Sachsen-Anhalt, Beschluss vom 27.05.2015 &#8211; L 2 AS 256/15 B ER &#8211; Rn. 23; vgl. auch Hessisches LSG, Beschluss vom 11.12.2014 &#8211; L 7 AS 528/14 B ER &#8211; Rn. 56), w&#252;rde dies keine Ausweitung des Leistungsausschlusses auf die letztere Personengruppe rechtfertigen, sondern das zust&#228;ndige Gericht allenfalls zur Vorlage zum BVerfG nach Art. 100 Abs. 1 Satz 1 GG zur Pr&#252;fung eines Versto&#223;es gegen den allgemeinen Gleichheitssatz aus Art. 3 Abs. 1 GG zu Lasten der ersten Personengruppe berechtigen und verpflichten. Die vom BVerfG in F&#228;llen von Gleichheitsverst&#246;&#223;en zur Wahrung des Gewaltenteilungsprinzips in Anspruch genommene M&#246;glichkeit, eine gleichheitsversto&#223;ende Norm f&#252;r mit der Verfassung unvereinbar zu erkl&#228;ren und dem Gesetzgeber hiermit die Gelegenheit zu geben, den Gleichheitsversto&#223; in der einen oder anderen Richtung zu beseitigen (vgl. BVerfG, Beschluss vom 07.02.2012 &#8211; 1 BvL 14/07 &#8211; Rn. 58 m.w.N,) wird mit der Selbsterm&#228;chtigung zur Analogiebildung durch die fachgerichtliche Rechtsprechung unterlaufen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_377\">377</a></dt>\n<dd><p>Hiervon abgesehen sind die behaupteten Wertungswiderspr&#252;che keineswegs so eindeutig, dass ein Gleichheitsversto&#223; auf der Hand l&#228;ge. Dass der Ausschluss von Unionsb&#252;rgern mit Aufenthaltsrecht zum Zwecke der Arbeitsuche bei gleichzeitigem Einschluss von Unionsb&#252;rgern mit nur formellem Aufenthaltsrecht vor europarechtlichem Hintergrund durchaus als koh&#228;rent und wertungskonsistent betrachtet werden kann, wurde in mehreren Publikationen und Gerichtsentscheidungen ausf&#252;hrlich dargelegt (vgl. <em>Kingreen</em>, SGb 2013, S. 134; <em>Schreiber</em>, SRa 2015, S. 44; vgl. auch Hessisches LSG, Urteil vom 27.11.2013 &#8211; L 6 AS 378/12 &#8211; Rn. 54 ff.; LSG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 28.11.2013 &#8211; L 19 AS 129/13; LSG Berlin-Brandenburg, Urteil vom 06.03.2014 &#8211; L 31 AS 1348/13; Th&#252;ringer LSG, Beschluss vom 25.04.2014 &#8211; L 4 AS 306/14 B ER; LSG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 05.05.2014 &#8211; L 19 AS 430/13 &#8211; Rn. 42 ff). Wesentliches Argument f&#252;r eine Rechtfertigung der beschriebenen Ungleichbehandlung ist die M&#246;glichkeit der Verlustfeststellung und die hiermit verbundene M&#246;glichkeit, den Leistungsbezug bei der zweiten Personengruppe aufenthaltsrechtlich zu steuern, die bei der ersten Personengruppe nicht gegeben ist (<em>Schreiber</em>, SRa 2015, S. 44).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_378\">378</a></dt>\n<dd><p>Der vom 4. Senat des BSG behauptete Zirkelschluss, dass Personen ohne materielles Aufenthaltsrecht, die einen Anspruch auf Eingliederungsleistungen nach den &#167;&#167; 16 ff. SGB II h&#228;tten, wiederum nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II von den Leistungen nach dem SGB II ausgeschlossen sein w&#252;rden (BSG, Urteil vom 03.12.2015 &#8211; B 4 AS 44/15 R &#8211; Rn. 23), beruht auf einer fehlgehenden Gleichsetzung zwischen der Zielsetzung der &#167;&#167; 16 ff. SGB II, eine erfolgreiche Arbeitsuche zu erm&#246;glichen, und dem f&#252;r das Fortbestehen des Aufenthaltsrechts zum Zweck der Arbeitsuche nach &#167; 2 Abs. 2 Nr. 1a Freiz&#252;gG/EU erforderlichen Nachweis der weiteren Arbeitsuche sowie der begr&#252;ndeten Einstellungsaussicht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_379\">379</a></dt>\n<dd><p>Nicht bedarfsbezogene Ausschlusstatbest&#228;nde unter Missachtung der Grenzfunktion des Gesetzeswortlauts im Wege einer \"teleologischen Gesetzeskorrektur\" (so Hessisches LSG, Beschluss vom 11.12.2014 &#8211; L 7 AS 528/14 B ER &#8211; Rn. 57), mit Analogiebildungen zu Lasten der Hilfebed&#252;rftigen oder mit &#8222;Erst-recht-Schl&#252;ssen&#8220; (BSG, Urteil vom 03.12.2015 &#8211; B 4 AS 44/15 R &#8211; Rn. 19 ff.) noch auszuweiten verst&#246;&#223;t im &#220;brigen nicht nur gegen das Gebot der Gesetzesbindung (Art. 20 Abs. 3 GG, Art. 97 Abs. 1 GG) und gegen den Auslegungsgrundsatz der m&#246;glichst weitgehenden Verwirklichung sozialer Rechte (&#167; 2 Abs. 2 SGB I), sondern &#8211; in F&#228;llen, in denen kein anderes Existenzsicherungssystem greift &#8211; auch gegen das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_380\">380</a></dt>\n<dd><p><strong>2.6</strong> Der Leistungsausschluss kommt bei Unionsb&#252;rgern, die &#252;ber ein Aufenthaltsrecht nach &#167; 2 Abs. 2 Nr. 1a Freiz&#252;gG/EU verf&#252;gen und gem&#228;&#223; Art. 2 Abs. 1 VO (EG) 883/2004 dem pers&#246;nlichen Geltungsbereich der Verordnung unterfallen und bei deren Familienangeh&#246;rigen nicht zur Anwendung. Vom pers&#246;nlichen Geltungsbereich erfasst sind Staatsangeh&#246;rige eines Mitgliedstaates, die ihren Wohnort in einem anderen Mitgliedstaat haben, f&#252;r den die Rechtsvorschriften dieses aufnehmenden Staates gelten und die in ein Sozialversicherungs- und/oder Familienleistungssystem im Sinne des Art. 3 Abs. 1 Verordnung (EG) 883/2004 eingebunden sind (vgl. zur weiteren Differenzierung <em>Schreiber</em>, NZS 2012, S. 649).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_381\" title=\"zum Leitsatz\">381</a></dt>\n<dd><p><strong>a)</strong> &#167; 7 Abs.1 Satz 2 Nr. 2 SGB II verst&#246;&#223;t gegen das Gleichbehandlungsgebot des Art. 4 der Verordnung (EG) Nr. 883/2004 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 19.04.2004 zur Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit (VO (EG) 883/2004) (so bereits SG Berlin, Urteil vom 15.08.2012 &#8211; S 55 AS 13349/12 &#8211; Rn. 28 ff.). Der Gleichheitsversto&#223; kann nicht durch die M&#246;glichkeiten, den Zugang zu nationalen System der Sozialhilfe auch f&#252;r Unionsb&#252;rger zu beschr&#228;nken (vgl. Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG) gerechtfertigt werden (a.A. EuGH, Urteil vom 15.09.2015 &#8211; C-67/14 &#8211; Rn. 63).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_382\">382</a></dt>\n<dd><p><strong>b)</strong> Die VO (EG) 883/2004 ist gem&#228;&#223; Art. 288 AEUV allgemein verbindlich und gilt in jedem Mitgliedstaat unmittelbar, ohne dass es eines innerstaatlichen Umsetzungsaktes bed&#252;rfte. Nach Art. 288 Abs. 2 AEUV k&#246;nnen die Regelungen in diesen Wirkungen auch nicht durch nationale Gesetze oder Ma&#223;nahmen eingeschr&#228;nkt werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_383\">383</a></dt>\n<dd><p><strong>c)</strong> Das Arbeitslosengeld II nach dem SGB II unterf&#228;llt gem&#228;&#223; Art. 3 Abs. 3 VO (EG) 883/2004 dem Anwendungsbereich der Verordnung. Nach dieser Regelung gilt die Verordnung auch f&#252;r die besonderen beitragsunabh&#228;ngigen Geldleistungen gem&#228;&#223; Art. 70 VO (EG) 883/2004. Das Arbeitslosengeld II nach dem SGB II geh&#246;rt zu den \"besonderen beitragsunabh&#228;ngigen Geldleistungen\" nach Art. 70 Abs. 2 VO (EG) 883/2004 (so auch EuGH, Urteil vom 15.09.2015 &#8211; C-67/14 &#8211; Rn. 43). Diese Zuordnung setzt voraus, dass die Leistung einem besonderen Schutzzweck im Sinne eines zus&#228;tzlichen, ersatzweisen oder erg&#228;nzenden Schutzes zu einem System der sozialen Sicherheit oder im Sinne eines besonderen Schutzes behinderter Menschen dient, beitragsunabh&#228;ngig finanziert wird und dass sie im Anhang X der VO (EG) 883/2004 aufgef&#252;hrt ist. Diese Voraussetzungen sind beim Arbeitslosengeld II erf&#252;llt. Dessen besonderer Schutzzweck liegt darin, dass es sich um eine erg&#228;nzende Leistung im Rahmen des Leistungssystems zur &#220;berwindung von Arbeitslosigkeit handelt. Diese besondere erg&#228;nzende Leistung ist nicht beitrags-, sondern steuerfinanziert und in Anhang X zur Verordnung (EG) 883/2004 aufgef&#252;hrt. Dementsprechend sind Leistungen nach dem SGB II auch nicht als F&#252;rsorgeleistungen gem&#228;&#223; Art. 3 Abs. 5 VO (EG) 883/2004 vom Anwendungsbereich der Vorschrift ausgeschlossen, unabh&#228;ngig davon, dass Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem SGB II zugleich als Sozialhilfeleistungen im Sinne des Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG qualifiziert werden k&#246;nnen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_384\">384</a></dt>\n<dd><p><strong>d)</strong> Art. 70 VO (EG) 883/2004 nimmt besondere beitragsunabh&#228;ngige Geldleistungen vom Gleichbehandlungsgebot des Art. 4 VO (EG) 883/2004 auch nicht aus. Art. 70 Abs. 3 VO (EG) 883/2004 enth&#228;lt nur die Aufhebung des so genannten Exportgebots, indem die Geltung des Art. 7 VO (EG) 883/2004 f&#252;r die in Art. 70 Abs. 2 VO (EG) 883/2004 genannten Leistungen ausgeschlossen wird. Dar&#252;ber hinaus wird die Geltung der weiteren Vorschriften &#8222;dieses&#8220;, das hei&#223;t des dritten Titels (Art. 17 bis Art. 69) der Verordnung ausgeschlossen. Daneben regelt Art. 70 Abs. 4 VO (EG) 883/2004 quasi als Gegenst&#252;ck zum Ausschluss des Art. 7 VO (EG) 883/2004, dass die besonderen beitragsunabh&#228;ngigen Leistungen ausschlie&#223;lich in dem Mitgliedstaat, in dem die betreffenden Personen wohnen, nach dessen Rechtsvorschriften vom Tr&#228;ger des Wohnorts zu dessen Lasten gew&#228;hrt werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_385\">385</a></dt>\n<dd><p><strong>e)</strong> Unter Rechtsvorschriften im Sinne des Art. 4 VO (EG) 883/2004 sind auch Rechtsvorschriften zu verstehen, die sich auf besondere beitragsunabh&#228;ngige Leistungen im Sinne des Art. 70 VO (EG) 883/2004) beziehen. Zwar wird der Begriff der Rechtsvorschriften &#8211; soweit hier von Interesse &#8211; in Art. 1 Abs. 1 VO (EG) 883/2014 wie folgt definiert:</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_386\">386</a></dt>\n<dd><p>&#8222;(F&#252;r die Zwecke dieser Verordnung bezeichnet der Ausdruck) \"Rechtsvorschriften\" f&#252;r jeden Mitgliedstaat die Gesetze, Verordnungen, Satzungen und alle anderen Durchf&#252;hrungsvorschriften in Bezug auf die in Artikel 3 Absatz 1 genannten Zweige der sozialen Sicherheit.&#8220;</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_387\">387</a></dt>\n<dd><p>Leistungen nach dem SGB II unterfallen als besondere beitragsunabh&#228;ngige Leistungen jedoch nicht unmittelbar dem Art. 3 Abs. 1 VO (EG) 883/2004, sondern werden &#252;ber Art. 3 Abs. 3 VO (EG) 883/2004 in den Geltungsbereich der Verordnung einbezogen. Hieraus k&#246;nnte der Schluss gezogen werden, dass sich das Diskriminierungsverbot des Art. 4 VO (EG) 883/2004 nur auf Rechtsvorschriften der in Art. 3 Abs. 1 VO (EG) 883/2004 genannten sozialen Sicherungssysteme bezieht (so etwa mit ausf&#252;hrlicher Begr&#252;ndung: LSG Rheinland-Pfalz, Beschluss vom 21.08.2012 &#8211; L 3 AS 250/12 B ER &#8211; Rn. 23 ff.). Hiergegen spricht aber, dass der Begriff &#8222;Rechtsvorschriften&#8220; in der Verordnung offensichtlich nicht immer im Sinne der vorangestellten Legaldefinition verwendet wird (vgl. <em>Groth</em>, jurisPR-SozR 2/2015 Anm. 1, der ein Redaktionsversehen vermutet). Denn beispielsweise in Art. 70 Abs. 1 VO (EG) 883/2004 und Art. 70 Abs. 4 VO (EG) 883/2004 ist ausdr&#252;cklich von &#8222;Rechtsvorschriften&#8220; die Rede, die sich auf besondere beitragsunabh&#228;ngige Leistungen beziehen. Deshalb liegt es n&#228;her, die in Art. 3 Abs. 3 VO (EG) 883/2004 bestimmte Geltung der Verordnung auch f&#252;r besondere beitragsunabh&#228;ngige Leistungen so zu verstehen, dass hiermit die Definition des Begriffs der &#8222;Rechtsvorschriften&#8220; auf solche Rechtsvorschriften erweitert wird, die sich auf besondere beitragsunabh&#228;ngige Leistungen beziehen. Wenn das Gleichbehandlungsgebot des Art. 4 VO (EG) 883/2004 f&#252;r die besonderen beitragsunabh&#228;ngigen Leistungen hingegen h&#228;tte ausgeschlossen werden sollen, w&#228;re dies dem Ausschluss der Geltung des Art. 7 VO (EG) 883/2004 in Art. 70 Abs. 3 VO (EG) 883/2004 entsprechend geschehen. Eine derart gravierende Einschr&#228;nkung der Geltung der Verordnung f&#252;r besondere beitragsunabh&#228;ngige Leistungen h&#228;tte im Verordnungstext entsprechend deutlich zum Ausdruck kommen k&#246;nnen und m&#252;ssen. Auch der EuGH geht ausdr&#252;cklich von einer Anwendbarkeit des Art. 4 VO (EG) 883/2004 auf besondere beitragsunabh&#228;ngige Leistungen aus (EuGH, Urteil vom 11.11.2014 &#8211; C-333/13 &#8211; Rn. 55).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_388\">388</a></dt>\n<dd><p><strong>f)</strong> Bei dem Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II handelt es sich um eine offene, unmittelbare Diskriminierung (<em>Farahat</em>, NZS 2014, S. 491; <em>Schreiber</em>, info also 2015, S. 5; zum Begriff vgl. <em>Bokeloh</em>, ZESAR 2013, S. 402), denn das ma&#223;gebliche Unterscheidungskriterium ist die Staatsangeh&#246;rigkeit. Von der Regelung des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II k&#246;nnen ausschlie&#223;lich Personen ohne deutsche Staatsangeh&#246;rigkeit betroffen sein. In der VO (EG) 883/2004 selbst findet sich keine Bestimmung im Sinne des Art. 4 EG (VO) 883/2004, die eine solche unterschiedliche Behandlung allgemein oder bei besonderen beitragsunabh&#228;ngigen Leistungen unter bestimmten Umst&#228;nden zulie&#223;e.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_389\">389</a></dt>\n<dd><p><strong>g) </strong>Eine den Leistungsausschluss rechtfertigende Einschr&#228;nkung des Diskriminierungsverbots ergibt sich auch nicht aus Art. 24 Abs. 2 2. Alt. in Verbindung mit Art. 14 Abs. 4 b) der RL 2004/38/EG (so auch SG Berlin, Urteil vom 19.12.2012 &#8211; S 55 AS 18011/12 &#8211; Rn. 26 ff.; <em>Schreiber</em>, NZS 2012, S. 651; <em>Hofmann</em>/<em>Kummer</em>, ZESAR 2013, S. 206; <em>Kingreen</em>, SGb 2013, S. 136 f.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_390\">390</a></dt>\n<dd><p>Die hierin enthaltene M&#246;glichkeit der Mitgliedstaaten, Unionsb&#252;rger unter bestimmten Voraussetzungen von Sozialhilfeleistungen auszuschlie&#223;en, ist bereits deshalb nicht zur Rechtfertigung der Ungleichbehandlung geeignet, weil sich Beschr&#228;nkungen nach dem Wortlaut des Art. 4 VO (EG) 882/2004 ausschlie&#223;lich aus dieser Verordnung selbst ergeben d&#252;rfen (vgl. auch <em>Schreiber</em>, NZS 2012, S. 650). Die Verordnung enth&#228;lt keine Vorschrift, nach der Normen aus anderen sekund&#228;ren Rechtsakten der EU das Diskriminierungsverbot einschr&#228;nken d&#252;rften. Daf&#252;r, dass Verst&#246;&#223;e gegen das Diskriminierungsverbot dennoch nach allgemeinen Grunds&#228;tzen rechtfertigungsf&#228;hig sein k&#246;nnten, wenn sie &#8222;auf objektiven, von der Staatsangeh&#246;rigkeit der Betroffenen unabh&#228;ngigen Erw&#228;gungen&#8220; beruhen (so <em>Thym</em>, NZS 2014, S. 84, mit Hinweis u.a. auf den EuGH, Urteil 09.11.2006 &#8211; C-346/05), fehlt &#8211; abgesehen davon, dass es gerade um Diskriminierungen auf Grund der Staatsangeh&#246;rigkeit geht &#8211; ein rechtliches Argument.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_391\">391</a></dt>\n<dd><p>Hieran vermag auch die Qualifikation der streitigen Leistungen nach dem SGB II als Sozialhilfeleistungen im Sinne der RL 2004/38/EG nichts zu &#228;ndern. Nach der Rechtsprechung des EuGH sind Sozialhilfeleistungen s&#228;mtliche von &#246;ffentlichen Stellen eingerichtete Hilfssysteme, die auf nationaler, regionaler oder &#246;rtlicher Ebene bestehen und die ein Einzelner in Anspruch nimmt, der nicht &#252;ber ausreichende Existenzmittel zur Bestreitung seiner Grundbed&#252;rfnisse und derjenigen seiner Familie verf&#252;gt und deshalb w&#228;hrend seines Aufenthalts m&#246;glicherweise die &#246;ffentlichen Finanzen des Aufnahmemitgliedstaats belasten muss, was Auswirkungen auf das gesamte Niveau der Beihilfe haben kann, die dieser Staat gew&#228;hren kann (EuGH, Urteil vom 19.09.2013 &#8211; C-140/12 &#8211; Rn. 61). Aus dem sich hieraus ergebenden Umstand, dass die RL 2004/38/EG neben der VO (EG) 883/2004 grunds&#228;tzlich anwendbar ist, folgt jedoch nicht, dass das Diskriminierungsverbot des Art. 4 VO (EG) 883/2004 durch Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG eingeschr&#228;nkt ist.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_392\">392</a></dt>\n<dd><p>Art. 24 Abs. 2 2. Alt. i.V.m. Art. 14 Abs. 4 b) der RL 2004/38/EG stellt zwar eine inhaltliche Einschr&#228;nkung des Diskriminierungsverbots aus Art. 24 Abs. 1 RL 2004/38/EG dar. Nach letzterer Vorschrift genie&#223;t jeder Unionsb&#252;rger, der sich aufgrund der Richtlinie im Hoheitsgebiet des Aufnahmemitgliedstaates aufh&#228;lt, im Anwendungsbereich des Vertrags die gleiche Behandlung wie die Staatsangeh&#246;rigen dieses Mitgliedstaates. Abweichend hiervon ist der Aufnahmemitgliedstaat jedoch nach Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG nicht verpflichtet, anderen Personen als Arbeitnehmern oder Selbstst&#228;ndigen, Personen, denen dieser Status erhalten bleibt, und ihren Familienangeh&#246;rigen w&#228;hrend der ersten drei Monate des Aufenthalts oder gegebenenfalls w&#228;hrend des l&#228;ngeren Zeitraums nach Art. 14 Abs. 4 Buchstabe b) RL 2004/38/EG einen Anspruch auf Sozialhilfe oder vor Erwerb des Rechts auf Daueraufenthalt Studienbeihilfen, einschlie&#223;lich Beihilfen zur Berufsausbildung, in Form eines Stipendiums oder Studiendarlehens, zu gew&#228;hren. Dem (Aufnahme-)Mitgliedstaat ist es danach grunds&#228;tzlich erlaubt, Unionsb&#252;rgern, die die Arbeitnehmereigenschaft nicht oder nicht mehr besitzen, Beschr&#228;nkungen in Bezug auf die Gew&#228;hrung von Sozialleistungen aufzuerlegen, damit diese die Sozialhilfeleistungen dieses Staates nicht unangemessen in Anspruch nehmen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_393\">393</a></dt>\n<dd><p>Aus dem systematischen Zusammenhang ergibt sich demnach, dass Mitgliedstaaten den Zugang zu Sozialhilfeleistungen nach Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG einschr&#228;nken d&#252;rfen, die Teilmenge der Sozialhilfeleistungen, die zugleich als besondere beitragsunabh&#228;ngige Leistungen im Sinne von Art. 70 VO (EG) 883/2004 zu qualifizieren sind, von einer solchen Vorgehensweise nach Art. 4 VO (EG) 883/2004 jedoch ausgenommen sind. Die gegenteilige Auffassung erscheint rechtswissenschaftlich nicht vertretbar.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_394\">394</a></dt>\n<dd><p>Zun&#228;chst stehen Verordnung und Richtlinie auf einer Ebene der Normenhierarchie, das hei&#223;t keines der beiden Regelwerke vermag das jeweils andere auf Grund eines Rangverh&#228;ltnisses zu verdr&#228;ngen. Die Regelwerke stehen im hier interessierenden Zusammenhang auch nicht in einem auf irgendeine Weise aufzul&#246;senden Widerspruch zueinander. Die Ausnahmeregelung des Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG wird durch die Anwendung des Gleichbehandlungsgebots auf besondere beitragsunabh&#228;ngige Leistungen nicht funktionslos, da es weiterhin Leistungen der Sozialhilfe in den Mitgliedstaaten gibt bzw. geben kann, die nicht von Art. 70 VO (EG) 883/2004 erfasst sind. Als nur erm&#228;chtigende, nicht verpflichtende Norm ist zudem die M&#246;glichkeit, dass von ihr nicht Gebrauch gemacht wird, von vornherein gegeben (tats&#228;chlich haben wohl lediglich Deutschland und Frankreich, mit Modifikationen Schweden, Tschechien und das Vereinigte K&#246;nigreich diese Option genutzt, vgl. <em>Janda</em>, SRa 2015, S. 25). Sozialhilfeleistungen im engeren Sinne sind als Leistungen der sozialen und medizinischen F&#252;rsorge nach Art. 3 Abs. 5 VO (EG) 883/2004 vom Anwendungsbereich der Verordnung sogar ausdr&#252;cklich ausgeschlossen. Hierunter fallen f&#252;r Deutschland beispielsweise die Leistungen nach dem SGB XII mit Ausnahme des 4. Kapitels. Die Aufnahme so genannter Hybridleistungen, die Elemente der sonstigen sozialen Sicherungssysteme und der Sozialhilfe miteinander vereinen, in die Koordinierungsverordnung f&#252;hrt somit zu der Konsequenz, dass diese nicht wie (sonstige) Sozialhilfeleistungen eingeschr&#228;nkt werden d&#252;rfen, sondern einem strikten Diskriminierungsverbot unterliegen. Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG ist gegen&#252;ber Art. 4 VO (EG) 883/2004 daher auch nicht die speziellere Norm. Die Anwendungsbereiche &#252;berschneiden sich vielmehr (vgl. zum Ganzen auch SG Berlin, Urteil vom 19.12.2012 &#8211; S 55 AS 18011/12 &#8211; Rn. 43 ff.). Dem Bundesgesetzgeber st&#252;nde es aus europarechtlicher Perspektive demgegen&#252;ber ohne weiteres frei, die Verkn&#252;pfung arbeitsf&#246;rderungsrechtlicher und sozialhilferechtlicher Aspekte im SGB II wieder zu l&#246;sen und auch f&#252;r Erwerbsf&#228;hige und deren Angeh&#246;rige ein nur sozialhilferechtlich ausgestaltetes Existenzsicherungssystem vorzusehen, welches nicht dem Diskriminierungsverbot des Art. 4 VO (EG) 883/2004 unterl&#228;ge.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_395\">395</a></dt>\n<dd><p>Im &#220;brigen k&#246;nnen aus rechtssystematischen Gr&#252;nden weder eine Richtlinie im Sinne des Art. 288 Abs. 3 AEUV noch eine auf Grund der Richtlinie erlassene nationale Rechtsvorschrift gegen&#252;ber einer Verordnung im Sinne des Art. 288 Abs. 2 AEUV <em>leges </em><em>speciales</em> sein (a.A. <em>K&#246;tter</em>, info also 2013, S. 251). Dies ergibt sich aus dem Vorrang des Unionsrechts, wie er in Art. 288 Abs. 2 AEUV zum Ausdruck kommt. Richtlinien im Sinne des Art. 288 Abs. 3 AEUV geben den Mitgliedstaaten auf, Rechtsvorschriften mit bestimmten Mindestanforderungen zu erlassen. Diese Rechtsvorschriften sind aber kein Unionsrecht, sondern nationales Recht. Sie stehen deshalb normhierarchisch unterhalb des sekund&#228;ren Unionsrechts und werden daher bei Versto&#223; gegen Verordnungsrecht nach Art. 288 Abs. 2 AEUV von diesem verdr&#228;ngt. Ob das nationale Recht in irgendeinem Sinne &#8222;spezieller&#8220; als das entgegenstehende Verordnungsrecht ist, spielt hierf&#252;r keine Rolle. Die Richtlinie selbst steht zwar als Sekund&#228;rrecht der Europ&#228;ischen Union auf einer Ebene der Normhierarchie mit der Verordnung, enth&#228;lt aber kein unmittelbar geltendes Recht. Den Mitgliedstaaten wird beispielsweise in Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG lediglich erm&#246;glicht, unter bestimmten Umst&#228;nden Anspr&#252;che auf Sozialhilfeleistungen auszuschlie&#223;en. Ob hiervon Gebrauch gemacht wird, bleibt den Mitgliedsstaaten &#252;berlassen. Nicht unmittelbar geltendes Recht kann aber in Ermangelung eines selbstst&#228;ndigen Anwendungsbefehls unmittelbar geltendes Recht nicht verdr&#228;ngen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_396\">396</a></dt>\n<dd><p><strong>h) </strong>Die entgegenstehende Rechtsprechung des EuGH aus dem Urteil vom 15.09.2015 (C-67/14) kann demgegen&#252;ber nicht &#252;berzeugen (kritisch auch <em>Kingreen</em>, NVwZ 2015, S. 1505; <em>Schreiber</em>, info also 2015, S. 3 ff.; <em>Farahat</em>, Verfassungsblog 2015/9/16, www.verfassungsblog.de; <em>Devetzi</em>/<em>Schreiber</em>, ZESAR 2016, S. 20; im Hinblick auf die fehlende Begr&#252;ndung: <em>Kador</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB I, 2. Auflage 2011, Art. 70 VO (EG) 883/2004, Rn. 5.4, Stand 11.04.2016). Der EuGH geht hierbei davon aus, &#8222;dass Art. 24 Abs. 1 der Richtlinie 2004/38 in Verbindung mit ihrem Art. 7 Abs. 1 Buchst. b und Art. 4 der Verordnung Nr. 883/2004 dahin auszulegen (sind), dass sie der Regelung eines Mitgliedstaats nicht entgegenstehen, nach der Staatsangeh&#246;rige anderer Mitgliedstaaten vom Bezug bestimmter &#8222;besonderer beitragsunabh&#228;ngiger Geldleistungen&#8220; im Sinne des Art. 70 Abs. 2 VO (EG) 883/2004 ausgeschlossen werden, w&#228;hrend Staatsangeh&#246;rige des Aufnahmemitgliedstaats, die sich in der gleichen Situation befinden, diese Leistungen erhalten&#8220; (EuGH, Urteil vom 15.09.2015 &#8211; C-67/14 &#8211; Rn. 63). Der EuGH thematisiert in seiner Entscheidung nicht, aus welchem rechtssystematischen Grund die Ausnahmevorschrift des Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG das Gleichbehandlungsgebot des Art. 4 VO (EG) 883/2004 relativieren k&#246;nnen sollte. Vielmehr hat er dieser Regelung ohne Begr&#252;ndung offenbar keinerlei eigene Bedeutung beigemessen (vgl. <em>Greiser</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB XII, 2. Auflage 2014, Anhang zu &#167; 23, Rn. 68.3, Stand 23.12.2015). Auch das Urteil des EuGH vom 25.02.2016 (C-299/14) zur Frage der Europarechtskonformit&#228;t des Leistungsausschlusses nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 SGB II enth&#228;lt keine eigentliche Begr&#252;ndung, sondern nur den im Hinblick auf Art. 4 VO (EG) 883/2004, der die Geltung der gleichen Rechte und Pflichten auf Grund der jeweiligen Rechtsvorschriften des Mitgliedstaates vorschreibt, zirkul&#228;ren Verweis darauf, dass &#8222;besondere beitragsunabh&#228;ngige Geldleistungen&#8220; im Sinne des Art. 70 Abs. 2 VO (EG) 883/2004 nach Art. 70 Abs. 4 VO (EG) 883/2004 ausschlie&#223;lich in dem Mitgliedstaat, in dem die betreffenden Personen wohnen, und nach den Rechtsvorschriften dieses Mitgliedstaats gew&#228;hrt werden (EuGH, Urteil vom 25.02.2016 &#8211; C-299/14 &#8211; Rn. 52).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_397\">397</a></dt>\n<dd><p>Es fehlt letztlich an einem rechtlichen Argument, mit dem die in Art. 4 VO (EG) 883/2004 ausdr&#252;cklich geregelte Beschr&#228;nkung der Abweichungsm&#246;glichkeiten vom Gleichbehandlungsgebot auf in der Verordnung selbst enthaltene Ausnahmen &#252;berwunden werden k&#246;nnte. <em>Eichenhofer</em> bringt &#8211; vielleicht unbeabsichtigt &#8211; den mit der Au&#223;erachtlassung des Wortlauts des Art. 4 VO (EG) 883/2004 vollzogenen Versto&#223; gegen das auch f&#252;r das Gemeinschaftsrecht konstitutive Gewaltenteilungsprinzip (vgl. <em>M&#252;ller</em>/<em>Christensen</em>, Juristische Methodik, Band II: Europarecht, 3. Auflage 2012, S. 233) durch den EuGH auf den Punkt, indem er anregt, den mit der Durchbrechung des Art. 4 VO (EG) 883/2004 &#8222;geschaffenen Rechtszustand&#8220; in der Verordnung zu positivieren (<em>Eichenhofer</em>, ZESAR 2016, S. 39).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_398\">398</a></dt>\n<dd><p><strong>i) </strong>Die Ausschlussregelung des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II ist auch nicht bereits deshalb als mit Art. 4 VO (EG) 883/2004 vereinbar anzusehen, weil der EuGH dies im Urteil vom 15.09.2015 (C-67/14) ausgesprochen hat.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_399\">399</a></dt>\n<dd><p>Urteile des EuGH im Vorabentscheidungsverfahren nach Art. 267 AEUV entfalten Bindungswirkung nur gegen&#252;ber den Gerichten im jeweiligen der Entscheidung des EuGH zu Grunde liegenden Ausgangsverfahrens (EuGH, Urteil vom 24.06.1969 &#8211; 29/68; BVerfG, Beschluss vom 08.06.1977 &#8211; 2 BvR 499/74, 2 BvR 1042/75 &#8211; Rn. 54; BVerfG, Beschluss vom 25.07.1979 &#8211; 2 BvL 6/77 &#8211; Rn. 37 ff.; BVerfG, Beschluss vom 22.10.1986 &#8211; 2 BvR 197/83 &#8211; Rn. 78; BVerfG, Beschluss vom 08.04.1987 &#8211; 2 BvR 687/85 &#8211; Rn. 58 f. jeweils zum in dieser Hinsicht wortgleichen Art. 177 EWGV; unzutreffend deshalb SG Dortmund, Beschluss vom 18.04.2016 &#8211; S 32 AS 380/16 ER &#8211; Rn. 71 und LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 09.11.2015 &#8211; L 2 AS 1714/15 B ER &#8211; Rn. 4). Pr&#228;judizien des EuGH fungieren nicht als legitimierender Zurechnungspunkt neuer Entscheidungen, sondern sind lediglich Argumente, sofern sie methodisch haltbar sind (<em>M&#252;ller</em>/<em>Christensen</em>, Juristische Methodik, Band II: Europarecht, 3. Auflage 2012, S. 319 ff.). Wenn ein Gericht Unionsrecht anders auslegen will als der EuGH, folgt &#8211; wie sich aus Art. 267 Abs. 3 AEUV ergibt &#8211; hieraus auch keine Vorlagepflicht, solange innerstaatliche Rechtsmittel gegen die Entscheidung bestehen. Es steht vielmehr im Ermessen des Gerichts, die Rechtssache gem&#228;&#223; Art. 267 Abs. 2 AEUV dem EuGH vorzulegen, um gegebenenfalls eine Korrektur der Rechtsprechung zu erm&#246;glichen (EuGH, Urteil vom 27.03.1963 &#8211; C-28/62; vgl. <em>Wi&#223;mann</em> in: Erfurter Kommentar, AEUV, Art. 267, Rn. 22, 16. Auflage 2016).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_400\">400</a></dt>\n<dd><p>Daher gibt es f&#252;r mitgliedstaatliche Fachgerichte weder einen rechtswissenschaftlichen noch einen rechtlichen Grund, nach dem Urteil des EuGH vom 15.09.2015 (C-67/14) ohne eigene Auseinandersetzung und ohne rechtswissenschaftliche Begr&#252;ndung von der Europarechtskonformit&#228;t des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II auszugehen (so aber nahezu die gesamte sozialgerichtliche Praxis, z. B.: LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 29.09.2015 &#8211; L 2 AS 1582/15 B ER &#8211; Rn. 5; LSG Hamburg, Beschluss vom 15.10.2015 &#8211; L 4 AS 403/15 B ER &#8211; Rn. 8; LSG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 28.10.2015 &#8211; L 29 AS 2344/15 B ER &#8211; Rn. 81; BSG, Urteil vom 16.12.2015 &#8211; B 14 AS 33/14 R &#8211; Rn. 32).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_401\">401</a></dt>\n<dd><p><strong>j) </strong>Der Versto&#223; gegen das Diskriminierungsverbot des Art. 4 VO (EG) 883/2004 f&#252;hrt wegen des Anwendungsvorrangs (vgl. hierzu BVerfG, Beschluss vom 09.06.1971 &#8211; 2 BvR 225/69 &#8211; Rn. 92 ff.) zur Nichtanwendbarkeit des diskriminierenden Merkmals des nationalen Rechts bei Anwendung der &#252;brigen Tatbestandsvoraussetzungen des Leistungsanspruchs.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_402\">402</a></dt>\n<dd><p><strong>2.7</strong> Die VO (EG) 883/2004 gilt nach Ma&#223;gabe von Art. 1 VO (EG) 1231/2010 auch f&#252;r Drittstaatsangeh&#246;rige, die ausschlie&#223;lich auf Grund ihrer Staatsangeh&#246;rigkeit nicht bereits unter die VO (EG) 883/2004 fallen, sowie f&#252;r ihre Familienangeh&#246;rigen und ihre Hinterbliebenen, wenn sie ihren rechtm&#228;&#223;igen Wohnsitz im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats haben und sich in einer Lage befinden, die nicht ausschlie&#223;lich einen einzigen Mitgliedstaat betrifft. Auch dieser Personenkreis wird daher durch den Anwendungsvorrang des Unionsrechts beg&#252;nstigt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_403\">403</a></dt>\n<dd><p>Entsprechendes gilt f&#252;r Staatsangeh&#246;rige der nicht der EU angeh&#246;rigen EWR-Staaten (Island, Liechtenstein und Norwegen seit dem 01.06.2012) und der Schweiz (seit dem 01.04.2012) auf Grund der jeweiligen Abkommen &#252;ber die Geltung der VO (EG) 883/2004 im Verh&#228;ltnis zu diesen Staaten (<em>Hauschild</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB I, 2. Auflage 2011, Art. 2 VO (EG) 883/2004, Rn. 27.1, Stand 26.01.2015).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_404\">404</a></dt>\n<dd><p>W&#228;hrend f&#252;r die Staatsangeh&#246;rigen der EWR-Staaten und ihre Familienangeh&#246;rigen gem&#228;&#223; &#167; 12 Freiz&#252;gG/EU ein Aufenthaltsrecht nach &#167; 2 Abs. 1 Nr. 1a Freiz&#252;gG/EU den Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r den Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II bildet, kommt bei sonstigen Drittstaatsangeh&#246;rigen und Staatsangeh&#246;rigen der Schweiz ein Leistungsausschluss nur in Folge der Aufenthaltstitel aus &#167; 16 Abs. 4 AufenthG und &#167; 18c AufenthG in Betracht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_405\">405</a></dt>\n<dd><p><strong>2.8</strong> Dass die Kollision von unmittelbar geltendem Unionsrecht mit nationalem Recht lediglich zu einem Anwendungsvorrang f&#252;hrt, nicht zu einem Geltungsvorrang, hat zur Folge, dass die europarechtswidrige Rechtsnorm nicht nichtig ist bzw. nicht auf Grund ihrer Europarechtswidrigkeit f&#252;r nichtig erkl&#228;rt werden kann, sondern in Kraft bleibt und somit f&#252;r nicht durch die vorrangige unionsrechtliche Norm determinierten Sachverhalte weiterhin gilt (vgl. <em>Jarass</em>/<em>Beljin</em>, NVwZ 2004, S. 4). Daher profitieren nur diejenigen Personen vom Anwendungsvorrang des Diskriminierungsverbots des Art. 4 VO (EG) 883/2004, die dessen Voraussetzungen in eigener Person erf&#252;llen. Unmittelbar findet die Verordnung auf (aus unionsrechtlicher Perspektive) rein nationale Sachverhalte mangels Regelungskompetenz ohnehin keine Anwendung (<em>Hauschild</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB I, 2. Auflage 2011, Art. 2 VO (EG) 883/2004, Rn. 25, Stand 26.01.2015). Die Frage der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II bleibt demnach f&#252;r alle anderen tatbestandlich vom Leistungsausschluss erfassten Personen kl&#228;rungsbed&#252;rftig.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_406\">406</a></dt>\n<dd><p><strong>2.9</strong> Offen bleiben kann aus dem entsprechenden Gr&#252;nden, ob die Ausschlussregelung des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II bei Angeh&#246;rigen der Signatarstaaten des Europ&#228;ischen F&#252;rsorgeabkommens vom 11.12.1953 (EFA &#8211; neben Deutschland sind dies Belgien, D&#228;nemark, Estland, Frankreich, Griechenland, Irland, Island, Italien, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Norwegen, Portugal, Schweden, Spanien, die T&#252;rkei und das Vereinigte K&#246;nigreich) auf Grund des Gleichbehandlungsgebots des Art. 1 EFA trotz der zwischenzeitlichen Vorbehaltserkl&#228;rung der Bundesregierung nicht zur Anwendung kommt (so &#252;berzeugend mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit einer bundesgesetzlichen Regelung eines Vorbehalts: SG Berlin, Vorlagebeschluss vom 25.04.2012 &#8211; S 55 AS 9238/12 &#8211; Rn. 52 ff.).Diese Rechtsfolge w&#252;rde die Verfassungswidrigkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II im Hinblick auf alle anderen von dieser Regelung betroffenen Personenkreise nicht verhindern.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_407\">407</a></dt>\n<dd><p><strong>3.</strong> Die demnach vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II betroffenen Personen sind Grundrechtstr&#228;ger und k&#246;nnen hilfebed&#252;rftig im verfassungsrechtlichen Sinne sein.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_408\">408</a></dt>\n<dd><p>Es handelt sich um Menschen (s.o. unter I.7.1), die sich, um von &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II &#252;berhaupt betroffen sein zu k&#246;nnen, in Deutschland tats&#228;chlich aufhalten (&#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 SGB II) und im einfachrechtlichen Sinne hilfebed&#252;rftig sein (&#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 SGB II) m&#252;ssen. Der &#8222;gew&#246;hnliche Aufenthalt&#8220; schlie&#223;t den zumindest zeitweilig tats&#228;chlichen Aufenthalt in Deutschland (s.o. unter I.7.2) logisch mit ein.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_409\">409</a></dt>\n<dd><p>Die Grundrechtsrelevanz der Regelung wird nicht dadurch beseitigt, dass in Folge von Freibetrags- und Ausnahmeregelungen bei der Ber&#252;cksichtigung von Einkommen und Schonverm&#246;gensregelungen <em>auch</em> Personen die Voraussetzungen des &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 SGB II erf&#252;llen und vom Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II betroffen sein k&#246;nnen, deren Existenzsicherung nicht akut gef&#228;hrdet ist, bei denen der Leistungsausschluss also nicht mit einer individuellen Grundrechtsverletzung einhergehen muss. Denn der Leistungsausschluss betrifft regelungstechnisch und tats&#228;chlich auch Personen, die ihr materielles Existenzminimum nicht aus eigener Kraft sichern k&#246;nnen und deshalb im grundrechtlichen Sinne hilfebed&#252;rftig sind (s.o. unter I.7.3). Dies beruht erstens darauf, dass dem Leistungsausschluss zwar die Annahme zu Grunde liegen k&#246;nnte, dass hiervon betroffene Personen ihre Hilfebed&#252;rftigkeit durch R&#252;ckkehr in ihren Herkunftsstaat beseitigen k&#246;nnen, die Regelung selbst einen solchen Umstand aber in keiner Weise zur Voraussetzung f&#252;r ihr Eingreifen macht. Zweitens w&#252;rde auch im Falle der Best&#228;tigung dieser Annahme nicht die aktuelle Hilfebed&#252;rftigkeit beseitigt, sondern allenfalls zuk&#252;nftig Hilfebed&#252;rftigkeit vermieden, und auch dies nur im Falle der tats&#228;chlichen Ausreise des Betroffenen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_410\">410</a></dt>\n<dd><p><strong>4.</strong> F&#252;r den vom Leistungsausschluss betroffenen Personenkreis fehlt es bereits an einem formell-gesetzlichen Anspruch auf Leistungen zur Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums (s.o. unter I.9.2).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_411\">411</a></dt>\n<dd><p><strong>4.1</strong> Nach der die erste Vorlagefrage betreffenden Regelung des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II besteht kein Anspruch auf Leistungen nach dem SGB II. F&#252;r diese Ausschlussregelung ist im SGB II keine Ausnahme vorgesehen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_412\">412</a></dt>\n<dd><p><strong>4.1.1</strong> Auch wenn der Auffassung gefolgt w&#252;rde, dass nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 SGB II ausgeschlossene Personen vermittelt &#252;ber &#167; 7 Abs. 2 SGB II einen Anspruch auf Sozialgeld gem&#228;&#223; &#167; 19 Abs. 1 Satz 2 SGB II haben k&#246;nnen (vgl. SG Berlin, Urteil vom 15.08.2012 &#8211; S 55 AS 7242/11 &#8211; Rn. 29 ff.), w&#252;rde dies nur denjenigen Betroffenen einen Anspruch einr&#228;umen, die mit einer nicht vom Leistungsausschluss betroffenen erwerbsf&#228;higen leistungsberechtigten Person in einer Bedarfsgemeinschaft im Sinne des &#167; 7 Abs. 3 SGB II zusammenleben. Zudem setzt &#167; 19 Abs. 1 Satz 2 SGB II selbst fehlende Erwerbf&#228;higkeit voraus, so dass allenfalls vom Leistungsausschluss mitbetroffene nicht erwerbsf&#228;hige Familienangeh&#246;rige einen von einer dritten Person abgeleiteten Sozialgeldanspruch haben k&#246;nnten.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_413\">413</a></dt>\n<dd><p><strong>4.1.2</strong> Soweit vom 3. Senat des LSG Rheinland-Pfalz im Rahmen des einstweiligen Rechtsschutzverfahrens der Kl&#228;ger erwogen wird, &#252;ber eine Auslegung des &#167; 42a SGB II zu einem Leistungsanspruch zu kommen, ist nicht erkennbar, worauf dies gest&#252;tzt werden k&#246;nnte. &#167; 42a SGB II regelt nur den erweiterten Verm&#246;genseinsatz bei der Gew&#228;hrung von Darlehensleistungen (&#167; 42a Abs. 1 Satz 1 SGB II) und weitere Modalit&#228;ten der Darlehensgew&#228;hrung und -r&#252;ckzahlung, nicht jedoch die Voraussetzungen unter denen ein Darlehen zu gew&#228;hren ist. Die Voraussetzungen f&#252;r die darlehensweise Erbringung von Leistungen sind in den &#167;&#167; 16c Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2, 16g Abs. 1, 22 Abs. 2 Satz 2, Abs. 6 und Abs. 8 S&#228;tze 3 und 4, 24 Abs. 1, Abs. 4 und 5 SGB II geregelt und f&#252;r die F&#228;lle des Leistungsausschlusses nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II s&#228;mtlich nicht einschl&#228;gig.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_414\">414</a></dt>\n<dd><p>Gem&#228;&#223; &#167; 31 SGB I d&#252;rfen Rechte und Pflichten in den Sozialleistungsbereichen des Sozialgesetzbuchs nur begr&#252;ndet, festgestellt, ge&#228;ndert oder aufgehoben werden, soweit ein Gesetz es vorschreibt oder zul&#228;sst. Demnach kann auch ein Anspruch auf Sozialleistungen nicht ohne gesetzliche Grundlage geschaffen werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_415\" title=\"zum Leitsatz\">415</a></dt>\n<dd><p><strong>4.2</strong> Der betroffene Personenkreis hat auch keinen den verfassungsrechtlichen Anforderungen gen&#252;genden Anspruch auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem 3. Kapitel des SGB XII. Vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II betroffene Personen sind nicht generell von den Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts ausgeschlossen (4.2.1), die Gew&#228;hrung der Leistungen steht jedoch im Ermessen der Beh&#246;rde (4.2.2), was den verfassungsrechtlichen Anforderungen an die Ausgestaltung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums nicht gen&#252;gt (4.2.3).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_416\">416</a></dt>\n<dd><p><strong>4.2.1</strong> Die Anwendung des SGB XII ist f&#252;r den vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs.1 Satz 2 Nr. 2 SGB II betroffenen Personenkreis nicht bereits nach &#167; 21 Satz 1 SGB XII ausgeschlossen, da die Regelung des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II zu einem Leistungsausschluss dem Grunde nach f&#252;hrt (so auch BSG, Urteil vom 03.12.2015 &#8211; B 4 AS 44/15 R &#8211; Rn. 40 ff.; BSG, Urteil vom 16.12.2015 &#8211; B 14 AS 33/14 R &#8211; Rn. 35; SG Berlin, Beschluss vom 04.01.2016 &#8211; S 128 AS 25271/15 ER &#8211; Rn. 25 ff.; vgl. auch <em>Eicher</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB XII, 2. Auflage 2014, &#167; 21 Rn. 35, Stand 08.04.2016; <em>Coseriu</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB XII, 2. Auflage 2014, &#167; 23 Rn. 56.1, Stand 08.04.2016). Die auch nach der diesbez&#252;glichen Positionierung beider f&#252;r Rechtsstreitigkeiten nach dem SGB II zust&#228;ndigen Senate des BSG weiterhin mit Nachdruck vertretene Behauptung, die Abgrenzung der Systeme der Grundsicherung nach dem SGB II und dem SGB XII geschehe allein durch den Begriff der Erwerbsf&#228;higkeit (SG Dortmund, Beschluss vom 11.02.2016 &#8211; S 35 AS 5396/15 ER &#8211; Rn. 23 ff.; LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 22.02.2016 &#8211; L 9 AS 1335/15 B ER &#8211; Rn. 57 ff.; SG Reutlingen, Urteil vom 23.03.2016, S 4 AS 114/14 &#8211; Rn. 30 ff.; so bereits LSG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 28.09.2015 &#8211; L 20 AS 2161/15 B ER &#8211; Rn. 20 m.w.N.), ist rechtswissenschaftlich nicht vertretbar.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_417\">417</a></dt>\n<dd><p><strong>a)</strong> Gem&#228;&#223; &#167; 21 Satz 1 SGB XII erhalten Personen, die nach dem SGB II als Erwerbsf&#228;hige oder als Angeh&#246;rige dem Grunde nach leistungsberechtigt sind, keine Leistungen f&#252;r den Lebensunterhalt. Nicht ausgeschlossen werden hiermit zun&#228;chst Personen, die nicht erwerbsf&#228;hig sind, aber auch Personen, die trotz Erwerbsf&#228;higkeit dem Grunde nach von Leistungen nach dem SGB II ausgeschlossen sind. Es spielt hierbei keine Rolle, das Fehlen welcher Voraussetzung bzw. das Vorliegen welches Ausschlusstatbestands den Anspruch auf Leistungen nach dem SGB II ausschlie&#223;t (vgl. hierzu ausf&#252;hrlich LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 23.05.2014 &#8211; L 8 SO 129/14 B ER &#8211; Rn. 13 ff.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_418\">418</a></dt>\n<dd><p><strong>b)</strong> Die Apposition &#8222;als Erwerbsf&#228;hige oder als Angeh&#246;rige&#8220; f&#252;gt dem sachlich nichts hinzu. Hiermit wird lediglich der Personenkreis, der dem Grunde nach Leistungen nach dem SGB II beanspruchen kann, n&#228;her umschrieben. Diese Beif&#252;gung erweist sich deshalb als tautologisch, weil nur Erwerbsf&#228;hige und deren Angeh&#246;rige dem Grunde nach leistungsberechtigt nach dem SGB II sein k&#246;nnen, die bei isolierter Betrachtung des &#167; 21 Satz 1 SGB XII erfolgte sprachliche Einschr&#228;nkung daher funktionslos ist.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_419\">419</a></dt>\n<dd><p>Soweit die fehlende Bedeutsamkeit dieser Beif&#252;gung als Argument f&#252;r die Ma&#223;geblichkeit der Erwerbsf&#228;higkeit als Ausschlussmerkmal herangezogen wird, weil &#8222;die Nennung der Voraussetzung der Erwerbsf&#228;higkeit (&#8230;) &#252;berfl&#252;ssig (w&#228;re), wenn diese nicht zum Leistungsausschluss nach dem SGB XII f&#252;hren sollte&#8220; (SG Berlin, Urteil vom 18.04.2016 &#8211; S 135 AS 22330/13 &#8211; Rn. 48 m.w.N; &#228;hnlich SG Dortmund, Beschluss vom 11.02.2016 &#8211; S 35 AS 5396/15 ER &#8211; Rn. 23; LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.03.2016 &#8211; L 12 SO 79/16 B ER &#8211; Rn. 19), &#252;bersch&#228;tzt dies die Leistungsf&#228;higkeit von Texten im Allgemeinen und Gesetzestexten im Besonderen. Es werden sich im wirklichen Leben keine Gesetzestexte finden lassen, in denen jedes verwendete Wort und jede Formulierung &#252;ber eigenst&#228;ndige Bedeutsamkeit verf&#252;gt. Sprachterme haben auch in Gesetzestexten nicht immer nur anordnende, sondern auch verdeutlichende, symbolische, erkl&#228;rende oder rhetorische Funktionen, oder sie bleiben bei der Ausarbeitung und &#220;berarbeitung von Gesetzen schlicht &#252;brig, weil sie auf Grund ihrer Redundanz die Funktionsweise des Normprogramms nicht beeintr&#228;chtigen. Eine Gesetzessprache zu entwickeln, die keinerlei Redundanzen hat, ist weder realistisch noch zum Verst&#228;ndnis oder zur Konkretisierung von Rechtsnormen erforderlich. Unter Umst&#228;nden ist es aber von Bedeutung, die Redundanzen zu erkennen und zu begr&#252;nden, warum eine solche im Einzelfall vorliegt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_420\">420</a></dt>\n<dd><p>F&#252;r die Beif&#252;gung &#8222;als Erwerbsf&#228;hige oder als Angeh&#246;rige&#8220; in &#167; 21 Satz 1 SGB XII ergibt sich diese Redundanz aus dessen satzsemantischer Beziehung zum Term &#8222;dem Grunde nach leistungsberechtigt&#8220; und aus dem sachlichen Zusammenhang mit den im SGB II geregelten Leistungsvoraussetzungen der Erwerbsf&#228;higkeit (&#167;&#167; 7 Abs.1 Satz 1 Nr. 2, 8 SGB II) und der durch &#167; 7 Abs. 3 SGB II n&#228;her spezifizierten Angeh&#246;rigeneigenschaft. Dass der Terminus &#8222;dem Grunde nach leistungsberechtigt&#8220; die notwendige Bedingung f&#252;r den Leistungsausschluss enth&#228;lt, ergibt sich wiederum aus dessen satzsemantischer Beziehung als &#8211; wesentliche &#8211; einschr&#228;nkende Beif&#252;gung zu dem Begriff &#8222;Personen&#8220; auf der Tatbestandsseite der Vorschrift. Der Gesetzestext lautet eben nicht &#8222;Personen, <em>die erwerbsf&#228;hig sind</em> und deren Angeh&#246;rige, erhalten keine Leistungen f&#252;r den Lebensunterhalt&#8220;, sondern &#8222;Personen, die als Erwerbsf&#228;hige oder als Angeh&#246;rige <em>dem Grunde nach leistungsberechtigt sind</em> erhalten keine Leistungen f&#252;r den Lebensunterhalt&#8220;.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_421\">421</a></dt>\n<dd><p>Mit den Mitteln semantischer Auslegung auf Grundlage der Grammatik und Syntax der deutschen Sprache l&#228;sst sich allein aus &#167; 21 Satz 1 SGB XII daher kein Rechtssatz ableiten, der das Vorliegen von Erwerbsf&#228;higkeit (im Sinne des &#167; 8 SGB II) als hinreichende Bedingung f&#252;r den Ausschluss von Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem SGB XII gen&#252;gen lassen k&#246;nnte. Es muss zus&#228;tzlich zur ohnehin vorausgesetzten Erwerbsf&#228;higkeit oder Angeh&#246;rigeneigenschaft demnach eine Leistungsberechtigung nach dem SGB II dem Grunde nach bestehen, um die Rechtsfolge des &#167; 21 Satz 1 SGB XII (&#8222;erhalten keine Leistungen f&#252;r den Lebensunterhalt&#8220;) auszul&#246;sen. Die gegenteilige Auffassung, die sich teilweise auch auf den Gesetzeswortlaut st&#252;tzt, l&#228;sst es faktisch gen&#252;gen, dass der Begriff &#8222;erwerbsf&#228;hig&#8220; irgendwo im &#167; 21 Satz 1 SGB XII vorkommt und unterl&#228;sst es, diesen Terminus zu den anderen Satzteilen so in Beziehung zu setzen, wie es auch einem intuitiven Sprachverst&#228;ndnis entspricht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_422\">422</a></dt>\n<dd><p><strong>c)</strong> Um die Auffassung zu st&#252;tzen, dass bereits f&#252;r den nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II betroffenen Personenkreis die Erwerbsf&#228;higeneigenschaft im Sinne des &#167; 8 SGB II zur Leistungsbeschr&#228;nkung nach &#167; 21 Satz 1 SGB XII f&#252;hrt, m&#252;sste vielmehr begr&#252;ndet werden k&#246;nnen, dass der Ausschlusstatbestand des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II die Leistungsberechtigung dem Grunde nach unber&#252;hrt l&#228;sst.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_423\">423</a></dt>\n<dd><p>Unabh&#228;ngig davon, ob &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 SGB II die von den Leistungsausschl&#252;ssen betroffenen Personen aus der in &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 SGB II enthaltenen Legaldefinition &#8222;erwerbsf&#228;hige Leistungsberechtigte&#8220; herausdefiniert oder bei Einschluss in die definierte Personengruppe lediglich die Rechtsfolge (&#8222;Leistungen (&#8230;) erhalten&#8220;) ausschlie&#223;t, ergibt f&#252;r den nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II ausgeschlossenen Personenkreis die Aussage, sie seien &#8222;dem Grunde nach leistungsberechtigt&#8220; jedoch keinen Sinn. Denn &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 SGB II nimmt die betroffenen Personen vollst&#228;ndig von allen Leistungen nach dem SGB II aus. In Folge dessen fehlt ein Bezugspunkt daf&#252;r, welchen Inhalt eine Leistungsberechtigung &#8222;dem Grunde nach&#8220; (im Sinne von grunds&#228;tzlich bestehend, aber aktuell m&#246;glicherweise nicht bzw. nicht in vollem Umfang zu realisieren) haben k&#246;nnte. Hier hilft &#8211; abgesehen von Fragen der objektiven Beweislast &#8211; der Ansatz nicht weiter, &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II nicht als &#8222;negative Tatbestandsvoraussetzung&#8220;, sondern als &#8222;anspruchsvernichtende Einwendung&#8220; zu interpretieren, &#8222;die die Leistungsberechtigung f&#252;r den Erwerbsf&#228;higen dem Grunde nach unber&#252;hrt&#8220; lasse (so der 12. Senat des LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.03.2016 &#8211; L 12 SO 79/16 B ER &#8211; Rn. 19 m.w.N.), weil f&#252;r diese Fallgruppe in Folge der &#8222;Anspruchsvernichtung&#8220; nichts &#8222;Unber&#252;hrtes&#8220; &#252;brigbleibt, nicht einmal eine Art Stammrecht. Die einzige rechtliche Konsequenz einer solchen &#8222;Leistungsberechtigung dem Grunde nach&#8220; w&#228;re paradoxerweise der Leistungsausschluss nach &#167; 21 Satz 1 SGB XII. Eine &#8222;Leistungsberechtigung&#8220; die zu nichts berechtigt, sondern nur von etwas ausschlie&#223;t, ist ein Widerspruch in sich.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_424\">424</a></dt>\n<dd><p>Dies unterscheidet den von den Leistungsausschl&#252;ssen des &#167; 7 Abs. 2 Satz 2 SGB II betroffenen Personenkreis von Personen, die beispielsweise auf Grund von Einkommensanrechnungen, Sanktionen, ungenehmigter Ortsabwesenheit oder wegen des Leistungsausschlusses nach &#167; 7 Abs. 5 SGB II nur der H&#246;he nach, nur vor&#252;bergehend oder nur f&#252;r bestimmte Leistungs- oder Bedarfsarten von den Anspr&#252;chen nach dem SGB II ausgeschlossen sind, oder deren Anspruch sich auf bestimmte Leistungsformen (z.B. Darlehen oder Sachleistung) beschr&#228;nkt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_425\">425</a></dt>\n<dd><p>Die in der Instanzrechtsprechung gelegentlich vorgetragene Behauptung, die Rechtsauffassung des BSG, &#167; 21 Satz 1 SGB II gelte nicht bei einem Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 SGB II, widerspreche dem (eindeutigen) Wortlaut des Gesetzes (SG Berlin, Beschluss vom 02.03.2016 &#8211; S 205 AS 1365/16 ER &#8211; Rn. 27; SG Freiburg, Beschluss vom 14.04.2016 &#8211; S 7 SO 773/16 ER &#8211; Rn. 33) ist daher schlicht falsch. Allein die Gegenauffassung kann nur unter &#220;berschreitung des Gesetzeswortlauts oder mit einer paradoxen systematischen Auslegung begr&#252;ndet werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_426\">426</a></dt>\n<dd><p><strong>d)</strong> An diesem Ergebnis verm&#246;gen auch weitergehende systematische Erw&#228;gungen (z.B. SG Berlin, Urteil vom 14.01.2016 &#8211; S 26 AS 12515/13 &#8211; Rn. 89 ff.) nichts zu &#228;ndern.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_427\">427</a></dt>\n<dd><p>Die Frage der Erwerbsf&#228;higkeit stellt in der Mehrzahl der F&#228;lle nat&#252;rlich weiterhin das entscheidende Abgrenzungskriterium dar, weshalb allein die Tatsache, dass f&#252;r die Kl&#228;rung dieses Umstands ein besonderes Verfahren (&#167; 21 Satz 3 SGB XII und 44a SGB II) vorgesehen ist, mit der semantischen Auslegung des &#167; 21 Satz 1 SGB XII nicht in Widerspruch steht. Der Verweis auf dieses Verfahren in Form eines systematischen Arguments (vgl. SG Berlin, Urteil vom 18.04.2016 &#8211; S 135 AS 22330/13 &#8211; Rn. 50 m.w.N.) kann die &#220;berschreitung der Wortlautgrenze des &#167; 21 Satz 1 SGB II schon aus diesem Grund nicht rechtfertigen und gibt auch f&#252;r eine &#196;nderung der Interpretation der Wendung &#8222;dem Grunde nach leistungsberechtigt&#8220; nichts her. Auch in anderen F&#228;llen, namentlich bei nicht erwerbsf&#228;higen Personen, deren Zugeh&#246;rigkeit zu einer Bedarfsgemeinschaft im Sinne des &#167; 7 Abs. 3 SGB II fraglich ist, kann sich ein Zust&#228;ndigkeitskonflikt zwischen den Leistungstr&#228;gern anhand anderer Fragen als der Erwerbsf&#228;higkeit entz&#252;nden, sodass das Verfahren nach &#167; 21 Satz 3 SGB XII nicht immer zielf&#252;hrend ist.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_428\">428</a></dt>\n<dd><p>Dieses Ergebnis steht auch im Einklang mit &#167; 5 Abs. 2 Satz 1 SGB II, nach dem der <em>Anspruch</em> auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem SGB II Leistungen nach dem 3. Kapitel des SGB XII ausschlie&#223;t und nicht etwa nur die Erf&#252;llung bestimmter Anspruchsvoraussetzungen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_429\">429</a></dt>\n<dd><p><strong>e) </strong>Der in der sozialgerichtlichen Rechtsprechung insbesondere gegen die Rechtsauffassung des BSG h&#228;ufig erhobene Einwand, die Einbeziehung von nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II ausgeschlossenen Personen in das Sozialhilferecht entspreche nicht dem &#8222;Willen des Gesetzgebers&#8220; oder dem Normzweck (so z.B. SG Berlin, Urteil vom 11.12.2015 &#8211; S 149 AS 7191/13 &#8211; Rn. 33; SG Reutlingen, Urteil vom 23.03.2016 &#8211; S 4 AS 114/14 &#8211; Rn. 34 f.), m&#252;sste, selbst wenn er zutr&#228;fe, hinter den vorstehenden semantischen und systematischen Argumenten zur&#252;cktreten.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_430\">430</a></dt>\n<dd><p>Das Gesetzesbindungsgebot verpflichtet die Gerichte zur Realisierung von Gesetzesbindung nach Ma&#223;gabe des publizierten Gesetzestextes. Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r eine semantische Auslegung und entscheidendes Kriterium f&#252;r die Begrenzungsfunktion ist daher der Wortlaut der Vorschrift selbst, nicht der hierzu eventuell abgefasste Begr&#252;ndungstext. Die Vorstellung, den &#8222;Willen des Gesetzgebers&#8220; anhand von Begr&#252;ndungstexten ermitteln und an Stelle des Normtextes f&#252;r &#8222;eigentlich&#8220; ma&#223;geblich zu halten, ist verfassungsrechtlich unhaltbar und in tats&#228;chlicher Hinsicht illusion&#228;r.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_431\">431</a></dt>\n<dd><p>Die Vorstellung eines f&#252;r die Auslegung des Gesetzes ma&#223;geblichen &#8222;Willens des Gesetzgebers&#8220; (&#8222;Subjektive Theorie&#8220;) oder auch eines &#8222;Willens des Gesetzes&#8220; (&#8222;Objektive Theorie&#8220;) wird dem komplexen Vorgang von Rechtserzeugung im demokratischen Rechtsstaat nicht gerecht. Konkretisierung ist nicht Nachvollzug eines vorformulierten Willens (vgl. <em>M&#252;ller</em>/<em>Christensen</em>, Juristische Methodik, 10. Auflage 2009, S. 267 ff.; S. 490 ff. und <em>dies</em>.: Juristische Methodik, Band 2: Europarecht, 3. Auflage 2012, S. 521 ff.). Dies beruht zun&#228;chst darauf, dass es in der parlamentarischen Demokratie des Grundgesetzes einen &#8222;Gesetzgeber&#8220; nicht gibt, dessen monolithischer Wille unmittelbare Geltung beanspruchen k&#246;nnte. Von einem &#8222;gesetzgeberischen Willen&#8220; l&#228;sst sich nur metaphorisch sprechen und auch das nur bezogen auf das Ergebnis eines konkreten Gesetzgebungsvorgangs (SG Mainz, Urteil vom 11.01.2016 &#8211; S 3 KR 349/15 &#8211; Rn. 65). Aufgabe der Rechtsprechung ist es daher nicht, politischen Willen zu exekutieren, sondern gesetztes Recht in die Praxis umzusetzen, d.h. als verbindliche Eingangsdaten f&#252;r die Konkretisierung von Rechtsnormen heranzuziehen und somit Gesetzesbindung herzustellen. Hier verl&#228;uft auch die Grenze zwischen Normbegr&#252;ndungs- und Normanwendungsdiskursen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_432\">432</a></dt>\n<dd><p>Die in den Gesetzgebungsmaterialien auffindbaren Aussagen k&#246;nnen hierbei wichtige und ausschlaggebende Argumente f&#252;r die Auslegung des Gesetzestextes liefern, sie sind aber nicht verbindlich; sie <em>gelten</em> nicht. Vor allem geben die darin enthaltenen Aussagen den Gerichten keine Legitimation f&#252;r eine Entscheidungsbegr&#252;ndung gegen den Gesetzestext, &#252;ber den Gesetzestext hinaus oder unter Au&#223;erachtlassung des Gesetzestextes. Es ist nicht der Verfasser der Gesetzesbegr&#252;ndung, der dem Gesetz seinen Geltungsanspruch verschafft, sondern der parlamentarische Beschluss, der nur den amtlichen Gesetzeswortlaut, nicht jedoch die Gesetzesbegr&#252;ndung legitimiert.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_433\">433</a></dt>\n<dd><p>Die Bedeutung der Wortlautgrenze als verfassungsrechtlichen Bezugspunkt f&#252;r das Gesetzesbindungsgebot im Hinblick auf die Auslegungsbed&#252;rftigkeit von Texten jeglicher Art f&#252;r obsolet zu erkl&#228;ren und stattdessen den &#8222;normativen Willen der Gesetzgebung&#8220; zur Richtschnur der Auslegung zu machen (so <em>R&#252;thers</em>/<em>Fischer</em>/<em>Birk</em>, Rechtstheorie mit Juristischer Methodenlehre, 6. Auflage 2011, S. 431 ff.), untersch&#228;tzt die M&#246;glichkeiten semantischer Argumentation und &#252;bersch&#228;tzt die M&#246;glichkeiten der Ermittlung eines &#8222;gesetzgeberischen Willens&#8220;.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_434\">434</a></dt>\n<dd><p>Auch eine Wortlautgrenze muss argumentativ erarbeitet und kann kontrovers diskutiert werden. Diese Tatsache macht die Annahme einer Wortlautgrenze aber nicht &#252;berfl&#252;ssig, widerlegt nicht die Idee der Wortlautbindung (<em>Hochhuth</em>, Rechtstheorie 2011, S. 229). Im Gegenteil: sie fordert Gerichte dazu auf, ihre Entscheidungen anhand des Gesetzestextes zu rechtfertigen, Grenzziehungen zwischen Gesetzesbindung und Rechtsfortbildung sichtbar zu machen und die entsprechenden Konsequenzen f&#252;r die Entscheidungsm&#246;glichkeiten zu ziehen. Im <em>Normalfall</em> ist die Wortlautgrenze mit den Mitteln sprachlicher Kommunikation bei hinreichend pr&#228;ziser Arbeitsweise auch nicht allzu schwierig zu ziehen (vgl. wiederum <em>Hochhuth</em>, Rechtstheorie 2011, S. 227 ff.). Verst&#246;&#223;e gegen das Gesetzesbindungsgebot resultieren dementsprechend zumeist auch nicht aus Schwierigkeiten bei der Bestimmung der Wortlautgrenze, sondern werden regelm&#228;&#223;ig offensiv damit begr&#252;ndet, dass sich das Gericht zur &#220;berschreitung des Gesetzeswortlauts berechtigt sieht, sei es durch &#8222;erweiternde Auslegung&#8220;, &#8222;analoge Anwendung&#8220;, &#8222;Erst-Recht-Schluss&#8220; oder mittels einer falsch verstandenen &#8222;verfassungskonformen Auslegung&#8220; (s.o. unter 2.5 b).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_435\">435</a></dt>\n<dd><p>Tats&#228;chlich werden keine Gerichtsentscheidungen zu finden sein, die sich auf den &#8222;Willen des Gesetzgebers&#8220; berufen und f&#252;r dessen Inhalt wesentlich mehr Evidenz aufbieten k&#246;nnen als ihre eigene Interpretation der jeweiligen Begr&#252;ndungstexte, die die Unsicherheiten jeder Form von sprachlicher Kommunikation ebenso in sich tragen, wie die Gesetzestexte selbst; wobei die Unsicherheit bez&#252;glich konkreter Urheberschaft und Manipulationsanf&#228;lligkeit von Begr&#252;ndungstexten noch hinzutritt. Es gibt kein methodisches oder verfassungsrechtliches Argument, welches das Ergebnis der Auslegung eines Begr&#252;ndungstextes als vorrangig gegen&#252;ber der semantischen Auslegung eines Gesetzestextes behaupten k&#246;nnte.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_436\">436</a></dt>\n<dd><p>Durch das von einer subjektiv-teleologischen Theorie postulierte Primat der gesetzgeberischen Zwecksetzung wird letztendlich nicht das Ergebnis des Normbegr&#252;ndungsdiskurses in Form des Gesetzeswortlauts als Fixpunkt f&#252;r die Interpretation genommen, sondern durch unmittelbaren R&#252;ckgriff auf Argumente aus dem Normbegr&#252;ndungsdiskurs der Gesetzeswortlaut als verbindliches Eingangsdatum des Konkretisierungsprozesses der Manipulation ausgesetzt. Ausgangspunkt der Entscheidung des Einzelfalls ist dann nicht mehr die tats&#228;chliche, prozedural legitimierte Regelung, sondern eine hypothetische Regelung, wie sie &#8222;der Gesetzgeber&#8220; zur m&#246;glichst reibungslosen Umsetzung seiner (vermeintlichen) Ziele nach der Vorstellung des Interpreten h&#228;tte treffen m&#252;ssen. Jedenfalls im Bereich des &#246;ffentlichen Rechts, insbesondere, wenn derartige Manipulationen zu Lasten der B&#252;rger ausfallen, ist eine solche Vorgehensweise aus rechtsstaatlicher Perspektive fatal. Denn der Rechtsuchende bleibt hierdurch gegen&#252;ber der Staatsmacht sogar dann machtlos, wenn er sich auf gesetztes Recht berufen kann (exemplarisch neben dem bereits behandelten Leistungsausschluss von Unionsb&#252;rgern durch &#8222;Erst-recht-Schluss&#8220; &#8211; s.o. unter 2.5 &#8211; z. B. BSG, Urteil vom 26.06.2013 &#8211; B 7 AY 6/12 R &#8211; Rn. 10 ff.). Das von Verfechtern des subjektiv-teleologischen Ansatzes verfolgte richtige Ziel, die Rechtsprechung demokratisch zu disziplinieren (vgl. <em>R&#252;thers</em>/<em>Fischer</em>/<em>Birk</em>, Rechtstheorie mit Juristischer Methodenlehre, 6. Auflage 2011, S. 418 f.), wird hiermit nicht erreicht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_437\">437</a></dt>\n<dd><p>Die Vorstellung, einen &#8222;eindeutigen Willen des Gesetzgebers&#8220; anhand des Begr&#252;ndungstextes eines Gesetzentwurfs ermitteln zu k&#246;nnen, diesen dann f&#252;r im Verh&#228;ltnis zum Gesetzestext eigentlich ma&#223;geblich zu erkl&#228;ren und eine von diesem &#8222;eindeutigen Willen&#8220; abweichende Auslegung als Versto&#223; gegen das Gewaltenteilungsprinzip und/oder als unzul&#228;ssige richterliche Rechtsfortbildung zu klassifizieren (statt vieler: SG Berlin, Urteil vom 11.12.2015 &#8211; S 149 AS 7191/13 &#8211; Rn. 28; vgl. auch <em>Bernsdorff</em>, NVwZ 2016, S. 634, m.w.N. unter Fn. 15), ist daher methodisch und verfassungsrechtlich verfehlt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_438\">438</a></dt>\n<dd><p>Im Konfliktfall gegen&#252;ber dem auf die Gesetzgebungsmaterialien gest&#252;tzten genetischen Argument vorrangige Auslegungsargumente sind neben der semantischen beispielsweise die verfassungskonforme Auslegung, die europarechtskonforme Auslegung und der Auslegungsgrundsatz der m&#246;glichst weitgehenden Verwirklichung sozialer Rechte (&#167; 2 Abs. 2 SGB I) sowie der Grundsatz der v&#246;lkerrechtsfreundlichen Auslegung, weil diese sich auf Normtexte verschiedener Hierarchieebenen zur&#252;ckf&#252;hren lassen, die im Unterschied zu Nicht-Normtexten (wie Gesetzesmaterialien oder rechtswissenschaftliche Literatur) einen durch legitime Rechtsetzung legitimierten Geltungsanspruch haben.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_439\">439</a></dt>\n<dd><p><strong>f)</strong> Das Argument der verfassungskonformen Auslegung w&#252;rde die hier vertretene Auffassung im Hinblick auf das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums daneben (nur) dann st&#252;tzen, wenn hierdurch ein verfassungsgem&#228;&#223;es Ergebnis erzielt werden k&#246;nnte; das Argument setzt sich nur bei vollst&#228;ndigem Erfolg durch. Der Grundsatz der m&#246;glichst weitgehenden Verwirklichung sozialer Rechte (&#167; 2 Abs. 2 SGB I) w&#252;rde als Optimierungsgebot hingegen unabh&#228;ngig von der Erreichbarkeit eines bestimmten Ziels das Ergebnis der semantischen und systematischen Auslegung st&#252;tzen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_440\">440</a></dt>\n<dd><p>Selbst wenn der Gegenauffassung, die den von &#167; 7 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 SGB II betroffenen Personen auch den Leistungsausschluss nach &#167; 21 Satz 1 SGB XII entgegenh&#228;lt, zugestanden w&#252;rde, sich noch innerhalb der Wortlautgrenze der Vorschrift des &#167; 21 Satz 1 SGB XII zu bewegen (was hiermit ausdr&#252;cklich <em>nicht</em> getan wird), w&#252;rden die Argumente der verfassungskonformen Auslegung (in diesem Sinne Schleswig-Holsteinisches LSG, Beschluss vom 27.11.2015 &#8211; L 6 AS 205/15 B ER, L 6 AS 205/15 B ER - PKH &#8211; Rn. 18; im Ergebnis ebenso: <em>Greiser</em>, jM 2016, S. 159) &#8211; sofern zielf&#252;hrend &#8211; und des Grundsatzes der m&#246;glichst weitgehenden Verwirklichung sozialer Rechte die aus den Gesetzesmaterialien gewonnenen Argumente &#252;berwiegen. Die Gegenauffassung ist daher aus verschiedenen Gr&#252;nden rechtswissenschaftlich nicht vertretbar.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_441\">441</a></dt>\n<dd><p><strong>4.2.2</strong> Auf der Grundlage der Anwendbarkeit des SGB XII auch im Hinblick auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts f&#252;r den nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II ausgeschlossenen Personenkreis folgen die n&#228;heren ausl&#228;nderspezifischen Anspruchsvoraussetzungen aus &#167; 23 SGB XII.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_442\">442</a></dt>\n<dd><p>Nach &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII ist Ausl&#228;ndern, die sich im Inland tats&#228;chlich aufhalten, Hilfe zum Lebensunterhalt, Hilfe bei Krankheit, Hilfe bei Schwangerschaft und Mutterschaft sowie Hilfe zur Pflege nach dem SGB XII zu leisten. Nach &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII haben Ausl&#228;nder, die eingereist sind, um Sozialhilfe zu erlangen, oder deren Aufenthaltsrecht sich allein aus dem Zweck der Arbeitsuche ergibt, sowie ihre Familienangeh&#246;rigen jedoch keinen Anspruch auf Sozialhilfe. Gem&#228;&#223; &#167; 23 Abs. 3 Satz 2 SGB XII soll Hilfe bei Krankheit nur zur Behebung eines akut lebensbedrohlichen Zustandes oder f&#252;r eine unaufschiebbare und unabweisbar gebotene Behandlung einer schweren oder ansteckenden Erkrankung geleistet werden, wenn sie (die von &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII erfassten Ausl&#228;nder) zum Zwecke einer Behandlung oder Linderung einer Krankheit eingereist sind.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_443\">443</a></dt>\n<dd><p>In &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII ist demnach ein dem &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II auf dem ersten Blick entsprechender bzw. im Hinblick auf den betroffenen Personenkreis noch weitergehender Leistungsausschluss normiert.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_444\">444</a></dt>\n<dd><p><strong>a)</strong> Der Leistungsausschluss gem&#228;&#223; &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII verst&#246;&#223;t &#8211; anders als &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II &#8211; nicht generell gegen Art. 4 VO (EG) 883/2004, weil von den Leistungen der Sozialhilfe nach dem SGB XII lediglich die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem 4. Kapitel des SGB XII als besondere beitragsunabh&#228;ngige Leistung im Sinne des Art. 70 VO (EG) 883/2004 zu qualifizieren ist, deren Anwendung nach &#167; 23 Abs. 1 Satz 2 SGB XII jedoch ohnehin unber&#252;hrt bleibt, wobei anhand der systematischen Stellung diskussionsw&#252;rdig ist, ob &#167; 23 Abs. 3 SGB XII f&#252;r diesen Personenkreis tatbestandlich trotzdem greift.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_445\">445</a></dt>\n<dd><p><strong>b)</strong> Vorliegend kann offenbleiben, ob die Ausschlussregelung des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII bei erwerbsf&#228;higen Angeh&#246;rigen der EFA-Signatarstaaten auf Grund des Gleichbehandlungsgebots des Art. 1 EFA nicht zur Anwendung kommt (bejahend: LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 23.05.2014 &#8211; L 8 SO 129/14 B ER &#8211; Rn. 22 ff.). Dies w&#252;rde zwar dazu f&#252;hren, dass ein Teil der vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II Betroffenen einen Anspruch auf Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem 3. Kapitel des SGB XII h&#228;tten und hierdurch ihr Existenzminimum gesichert sein k&#246;nnte. Diese Rechtsfolge w&#252;rde die Verfassungswidrigkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II jedoch nicht verhindern, da dieser Ausschlusstatbestand einen erheblich gr&#246;&#223;eren Personenkreis erfasst(SG Mainz, Beschluss vom 12.11.2015 &#8211; S 12 AS 946/15 ER &#8211; Rn. 79).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_446\">446</a></dt>\n<dd><p><strong>c)</strong> Ein gebundener Anspruch auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem 3. Kapitel des SGB XII ist f&#252;r einen Teil des vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II betroffenen Personenkreis daher ausgeschlossen (so ausdr&#252;cklich auch BSG, Urteil vom 03.12.2015 &#8211; B 4 AS 44/15 R &#8211; Rn. 51).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_447\">447</a></dt>\n<dd><p><strong>d) </strong>Den vom Leistungsausschluss des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII betroffenen Personen k&#246;nnen jedoch Leistungen u.a. zur Sicherung des Lebensunterhalts nach &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII im Ermessenswege erbracht werden (so &#252;ber den Umweg des &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII im Ergebnis auch BSG, Urteile vom 03.12.2015 &#8211; B 4 AS 59/13 R &#8211; Rn. 51 ff. &#8211; und B 4 AS 44/15 R &#8211; Rn. 36 ff.; Urteile vom 16.12.2015 &#8211; B 14 AS 15/14 R, B 14 AS 18/14 R und B 14 AS 33/14 R; Urteile vom 20.01.2016 &#8211; B 14 AS 15/15 R und B 14 AS 35/15 R).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_448\">448</a></dt>\n<dd><p>Entgegen der fr&#252;heren Auffassung der Kammer (SG Mainz, Beschluss vom 02.09.2015 &#8211; S 3 AS 599/15 ER &#8211; Rn. 51 ff.; so auch: SG Mainz, Beschluss vom 12.11.2015 &#8211; S 12 AS 946/15 ER &#8211; Rn. 76 bezogen auf einen R&#252;ckgriff auf &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII) ist die Erbringung von Ermessensleistungen durch &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII nicht ausgeschlossen. &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII stellt vielmehr eine Spezialregelung zu &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII dar, die den dort geregelten gebundenen Anspruch bez&#252;glich bestimmter Leistungsarten des SGB XII f&#252;r den in &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII umschriebenen Personenkreis auf einen Anspruch auf eine Ermessensentscheidung des Sozialhilfetr&#228;gers herabstuft. Dies ergibt sich aus der n&#228;heren Gesetzessystematik.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_449\">449</a></dt>\n<dd><p><strong>aa) </strong>Die in Gesetzgebungstechnik und Rechtspraxis etablierten Standards der Gesetzessystematik stellen lediglich Abk&#252;rzungen f&#252;r bestimmte sprachliche Operationen dar, die die Lesbarkeit von Gesetzestexten erh&#246;hen und deren Umfang reduzieren sollen. Die Verwendung solcher Gesetzgebungstechniken bindet die Gerichte in gleichem Ma&#223;e wie der Wortlaut des Gesetzestextes in seiner Begrenzungsfunktion. Durch die Verwendung bestimmter Regelungstechniken entsteht eine Textsemantik, die sich nicht isoliert auf bestimmte W&#246;rter oder Formulierungen, sondern auf die Gesetzesstruktur bezieht, beispielsweise durch eine bestimmte Reihenfolge der Einzelvorschriften im Gesetzestext. Dies gilt auch f&#252;r den Grundsatz, dass die speziellere Regelung die allgemeinere verdr&#228;ngt, denn auch etablierte Regelungstechniken, deren Rezeption im Rechtsanwendungsdiskurs erwartet werden kann, geh&#246;ren zum verbindlichen Normprogramm einer gesetzlichen Regelung. Diskutierbar ist dann zwar die Frage, ob eine solche Reglungstechnik im Einzelfall tats&#228;chlich vorliegt, nicht jedoch die Frage, ob sie im Falle ihres Vorliegens zur Geltung kommen muss.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_450\">450</a></dt>\n<dd><p><strong>bb) </strong>&#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII ist in diesem Sinne eine Spezialregelung gegen&#252;ber &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII, da f&#252;r die Anwendbarkeit des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII die Voraussetzungen des &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII (&#8222;Ausl&#228;nder&#8220;) vorliegen und weitere Voraussetzungen (Einreise zur Erlangung von Sozialhilfe oder Aufenthaltsrecht zum Zweck der Arbeitsuche) hinzutreten m&#252;ssen. &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII schlie&#223;t als Rechtsfolge somit jedenfalls einen gebundenen Anspruch auf Sozialhilfe nach &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII aus. Die erg&#228;nzende Regelung des &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII bezieht sich wiederum ausschlie&#223;lich auf &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII, der selbst nur einen Anspruch f&#252;r bestimmte Leistungsarten des SGB XII (Hilfe zum Lebensunterhalt, Hilfe bei Krankheit, Hilfe bei Schwangerschaft und Mutterschaft, Hilfe zur Pflege) konstituiert. &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII erm&#246;glicht daneben beispielsweise die Gew&#228;hrung von Eingliederungshilfeleistungen und Hilfe in besonderen Lebenslagen f&#252;r den in &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII genannten Personenkreis. Wenn der Ausschluss in &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII jegliche Gew&#228;hrung von Leistungen nach &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII ausschlie&#223;en w&#252;rde, unterl&#228;gen auch die im Ermessen des Sozialhilfetr&#228;gers stehenden Leistungen nach &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII der nachfolgenden Ausschlussregelung des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_451\">451</a></dt>\n<dd><p><strong>cc)</strong> Die unter isolierter Betrachtung des Wortlauts des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII streitbare Frage, ob die Formulierung &#8222;haben keinen Anspruch auf Sozialhilfe&#8220; bedeutet, dass jegliche Sozialhilfeleistungen ausgeschlossen sind oder lediglich, dass der Sozialhilfetr&#228;ger zur Erbringung von Sozialhilfeleistungen nicht verpflichtet ist, sondern sie nur auf Grund einer Ermessensentscheidung erbringen kann (so das BSG, Urteil vom 03.12.2015 &#8211; B 4 AS 44/15 R &#8211; Rn. 51), l&#228;sst sich anhand der n&#228;heren Gesetzessystematik zu Gunsten der letzteren Auffassung klar beantworten, die letztlich auf einer Gegen&#252;berstellung des Anspruchsbegriffs des &#167; 38 SGB I zur Ermessensleistung (&#167; 39 SGB I) beruht. Denn die Regelung des &#167; 23 Abs. 3 Satz 2 SGB II setzt implizit zwingend voraus, dass den von &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII erfassten Personen Leistungen der Sozialhilfe erbracht werden k&#246;nnen, obwohl sie nach &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII ausdr&#252;cklich keinen <em>Anspruch</em> auf diese Leistungen haben. Ein Normverst&#228;ndnis dahingehend, dass &#167; 23 Abs. 3 Satz 2 SGB XII nur regeln w&#252;rde, dass allein Anspr&#252;che auf Hilfen zur Behebung eines akut lebensbedrohlichen Zustandes oder f&#252;r eine unaufschiebbare und unabweisbar gebotene Behandlung einer schweren oder ansteckenden Erkrankung vom Leistungsausschluss des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII ausgenommen sein sollen (so Bayerisches LSG, Beschluss vom 13.10.2015 &#8211; L 16 AS 612/15 ER &#8211; Rn. 39), l&#228;sst sich mit dem Wortlaut und mit dem engeren systematischen Zusammenhang der Vorschrift nicht vereinbaren.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_452\">452</a></dt>\n<dd><p>&#167; 23 Abs. 3 Satz 2 SGB XII stellt zun&#228;chst hinsichtlich des Personenkreises eine Spezialregelung gegen&#252;ber &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII dar, weil zur Ausl&#246;sung der entsprechenden Rechtsfolgen die betroffenen Personen nicht nur Ausl&#228;nder sein m&#252;ssen (&#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII), die entweder zu Erlangung von Sozialhilfe eingereist sind oder &#252;ber ein Aufenthaltsrecht allein aus dem Zweck der Arbeitsuche verf&#252;gen (einschlie&#223;lich Familienangeh&#246;rige), sondern sie zus&#228;tzlich zum Zweck der Behandlung oder Linderung einer Krankheit eingereist sein m&#252;ssen. Die Rechtsfolge des &#167; 23 Abs. 3 Satz 2 SGB XII besteht in einer durch eine Soll-Regelung gesteuerten Einschr&#228;nkung einer in dieser Spezialregelung vorausgesetzten M&#246;glichkeit der Erbringung weitergehender Leistungen. Dies ergibt sich aus der Verwendung des eine Einschr&#228;nkung anzeigenden Wortes &#8222;nur&#8220; im Zusammenhang mit dem voranstehenden &#8222;insoweit&#8220;, das auf den gegen&#252;ber der Regelung in &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII weiter eingeschr&#228;nkten Personenkreis nach dem ersten Halbsatz des &#167; 23 Abs. 3 Satz 2 SGB XII verweist. Die nach der Logik des &#167; 23 Abs. 3 Satz 2 SGB XII als (mindestens) m&#246;glich vorausgesetzte Erbringung von Leistungen der Hilfe bei Krankheit (&#167; 48 SGB XII) wird im zweiten Halbsatz des &#167; 23 Abs. 3 Satz 2 SGB XII f&#252;r den Regelfall (&#8222;intendiertes Ermessen&#8220;) auf die Behebung akut lebensbedrohlicher Zust&#228;nde und auf unaufschiebbare und unabweisbar gebotene Behandlungen schwerer oder ansteckender Erkrankungen beschr&#228;nkt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_453\">453</a></dt>\n<dd><p>Hieraus folgt zwingend, dass die Erbringung von Hilfen bei Krankheit nach &#167; 48 SGB XII in nicht von &#167; 23 Abs. 3 Satz 2 SGB XII erfassten F&#228;llen erlaubt ist. Dies ist die logische Voraussetzung f&#252;r die speziellen Rechtsfolgen des &#167; 23 Abs. 3 Satz 2 SGB XII. Da der <em>Anspruch</em> auf Sozialhilfe in den von &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII erfassten F&#228;llen ausgeschlossen ist, verbleibt nur die im Rahmen der Grenzen des Wortlauts m&#246;gliche Auslegungsalternative, dass die Gew&#228;hrung von Leistungen auf Grund einer Ermessensentscheidung hiervon nicht erfasst ist. Als positive Rechtsgrundlage f&#252;r die Erbringung von Hilfe bei Krankheit kommt wiederum nur &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII in Betracht, da &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII in Folge seiner systematischen Beziehung zu &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII Leistungen betrifft, die &#8211; anders als die Hilfe bei Krankheit &#8211; nicht von &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII erfasst sind. &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII wird in den F&#228;llen des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII daher lediglich auf eine Ermessensleistung herabgestuft, aus dem &#8222;ist (&#8230;) zu leisten&#8220; wird ein &#8222;kann geleistet werden&#8220;.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_454\">454</a></dt>\n<dd><p>Im derart erschlossenen Zusammenspiel zwischen &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII und &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII zeigt sich zugleich, dass nicht nur Hilfe bei Krankheit, sondern auch die &#252;brigen in &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII genannten Leistungsarten einschlie&#223;lich der Hilfe zum Lebensunterhalt f&#252;r den von &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII erfassten Personenkreis erbracht werden k&#246;nnen. Denn &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII nimmt ohne Differenzierung von Leistungsarten auf die gesamte Sozialhilfe Bezug. Auf Grund dieses hinsichtlich der Leistungsarten allgemeinen (die gesamte &#8222;Sozialhilfe&#8220;), aber auf die Ver&#228;nderung des Entscheidungsmodus (Ermessen statt gebundene Entscheidung) beschr&#228;nkten Ausschlusstatbestand des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII ist die M&#246;glichkeit der Gew&#228;hrung von Leistungen im Ermessenswege nicht auf diejenigen Leistungsarten beschr&#228;nkt, die generell (z.B. &#167; 73 SGB XII) oder nur bei Ausl&#228;ndern auf Grund von &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII als Ermessensleistungen ausgestaltet sind.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_455\">455</a></dt>\n<dd><p><strong>dd)</strong> Ein weiterer Hinweis auf die Schl&#252;ssigkeit dieser Auslegung ergibt sich aus &#167; 23 Abs. 2 SGB XII, der vorschreibt, dass Leistungsberechtigte nach &#167; 1 AsylbLG keine Leistungen der Sozialhilfe erhalten. Diese Regelung schlie&#223;t durch die Bezugnahme auf den Erhalt von Sozialhilfeleistungen erkennbar auch Ermessensleistungen aus, nicht nur das subjektive Recht auf Leistungen der Sozialhilfe und liefert somit ein Indiz daf&#252;r, dass der abweichenden Formulierung im unmittelbar benachbarten &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII eine weniger weitgehende Funktion zukommt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_456\">456</a></dt>\n<dd><p><strong>ee)</strong> Der vor dem Hintergrund des Gesetzesbindungsgebots im Allgemeinen und des &#167; 31 SGB I im Speziellen fragw&#252;rdige R&#252;ckgriff auf einen (ungeschriebenen) &#8222;der Sozialhilfe systemimmanenten grunds&#228;tzlichen Anspruch auf Hilfe bei bedrohter Existenzsicherung&#8220; (BSG, Urteil vom 03.12.2015 &#8211; B 4 AS 44/15 R &#8211; Rn. 51) ist daher nicht erforderlich, um Ermessensleistungen nach dem SGB XII zu erm&#246;glichen. Ein R&#252;ckgriff auf die Ermessensregelung des &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII ist entgegen der Auffassung des 4. und des 14. Senats des BSG (Urteile vom 03.12.2015 &#8211; B 4 AS 59/13 R &#8211; Rn. 51 ff. &#8211; und B 4 AS 44/15 R &#8211; Rn. 36 ff.; Urteile vom 16.12.2015 &#8211; B 14 AS 15/14 R, B 14 AS 18/14 R und B 14 AS 33/14 R; Urteile vom 20.01.2016 &#8211; B 14 AS 15/15 R und B 14 AS 35/15 R) ebenfalls nicht notwendig und im Hinblick auf das Verh&#228;ltnis dieser Regelung zum &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII und der dort genannten Leistungsarten auch wenig plausibel.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_457\">457</a></dt>\n<dd><p><strong>ff)</strong> Die vielfach ge&#228;u&#223;erte heftige Kritik an den genannten Entscheidungen des BSG ist nicht nur deshalb ungerechtfertigt, weil dessen Rechtsauffassung &#8211; bis auf die mit der Frage der Ermessensreduzierung verbundene Annahme der Verfassungskonformit&#228;t &#8211; im Ergebnis zutrifft, sondern auch auf Grund der Tatsache, dass nur auf diese Weise &#252;berhaupt eine Rechtsgrundlage gefunden werden kann, die die auch von fast allen Gegnern dieser Rechtsprechung zumindest rhetorisch f&#252;r notwendig gehaltenen Leistungen bis zur Ausreise immerhin erm&#246;glicht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_458\">458</a></dt>\n<dd><p><strong>4.2.3</strong> Durch die somit er&#246;ffnete M&#246;glichkeit der Erbringung von Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem 3. Kapitel des SGB XII und weiterer Leistungsarten der Sozialhilfe f&#252;r den vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II erfassten Personenkreis kann ein verfassungsgem&#228;&#223;es Ergebnis jedoch nicht erreicht werden. Eine Ermessensvorschrift ist im Rahmen der gesetzgeberischen Ausgestaltung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums nicht dazu geeignet, das Erfordernis einer gesetzlichen &#8222;Anspruchsnorm&#8220; (BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 96) zu erf&#252;llen (so bereits SG Hamburg, Beschluss vom 22.09.2015 &#8211; S 22 AS 3298/15 ER &#8211; Rn. 30).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_459\">459</a></dt>\n<dd><p><strong>a)</strong> Die M&#246;glichkeit gem&#228;&#223; &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII i.V.m. &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II Betroffenen Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts auf Grund einer Ermessensentscheidung zu erbringen, gen&#252;gt bereits nicht den Anforderungen an die Ausgestaltung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums durch einen formell-gesetzlichen Anspruch, denn die Einr&#228;umung von Ermessen gegen&#252;ber der zust&#228;ndigen staatlichen Stelle hinsichtlich der Frage, <em>ob</em> bei Hilfebed&#252;rftigkeit Leistungen erbracht werden, ist verfassungswidrig (s.o. unter I.9.2 und unter I.9.3). Mit der Gew&#228;hrung von Hilfe zum Lebensunterhalt und anderer elementarer Bedarfe nur auf Grund einer Ermessensentscheidung der Verwaltung hat der Gesetzgeber die wesentlichen Entscheidungen &#252;ber die Gew&#228;hrung existenzsichernder Leistungen nicht selbst getroffen, sondern die Entscheidungsmacht in erster Linie der Verwaltung und in zweiter Linie der Gerichte &#252;berlassen, Letzteres mit reduzierter Kontrolldichte. Aus dem Gesetz lassen sich auch keine weiteren Bestimmungen dar&#252;ber entnehmen, ob der Sozialhilfetr&#228;ger in bestimmten F&#228;llen des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII der Sozialhilfetr&#228;ger tats&#228;chlich existenzsichernde Leistungen erbringen muss oder welche Gesichtspunkte er bei seiner Ermessensentscheidung zu ber&#252;cksichtigen hat, sodass nicht einmal mittelbar eine Bindung der Verwaltung hergestellt wird. Die verfassungsrechtliche Anforderung der Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums mittels eines konkreten gesetzlichen Leistungsanspruchs ist daher nicht erf&#252;llt (vgl. BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 136).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_460\">460</a></dt>\n<dd><p><strong>b)</strong> Hier&#252;ber kann auch eine &#8222;verfassungskonforme Auslegung&#8220; nicht hinweghelfen. Eine verfassungskonforme Auslegung ist nur unter Beachtung der Grenzfunktion des Gesetzeswortlauts und unter Ber&#252;cksichtigung der Gesetzessystematik zul&#228;ssig. Andernfalls w&#252;rde die Verfassungskonformit&#228;t der \"ausgelegten\" Vorschrift durch einen Versto&#223; gegen das Gesetzesbindungsgebot aus Art. 20 Abs. 3 GG und Art. 97 Abs. 1 GG und zugleich gegen den Gewaltenteilungsgrundsatz erkauft. Das Argument der verfassungskonformen Auslegung kann nur entweder vollst&#228;ndig zum Erfolg f&#252;hren oder gar nicht. Die verfassungskonforme Auslegung verlangt als Ergebnis eine vollst&#228;ndige &#220;bereinstimmung mit dem Verfassungsrecht, nicht (nur) eine m&#246;glichst weitgehende Ann&#228;herung.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_461\">461</a></dt>\n<dd><p>Vor diesem Hintergrund muss ber&#252;cksichtigt werden, dass das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums die Gew&#228;hrleistung mittels konkreter, gebundener Leistungsanspr&#252;che verlangt, die Regelung des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII demgegen&#252;ber gebundene Anspr&#252;che auf Sozialhilfeleistungen gerade ausschlie&#223;t.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_462\">462</a></dt>\n<dd><p>Die Argumentationsfigur der &#8222;Ermessensreduzierung auf Null&#8220; stellt nur ein im Einzelfall legitimes Mittel zur Erh&#246;hung der richterlichen Kontrolldichte beh&#246;rdlicher Entscheidungen dar. Wird sie hingegen &#8211; wie es das BSG f&#252;r die von ihm umschriebene Fallgruppe letztlich vorsieht &#8211; als Umdeutung einer Ermessensvorschrift in eine die Verwaltung bindende Anspruchsnorm verstanden, liegt hierin ein Versto&#223; gegen das Gesetzesbindungsgebot, weil der gesetzlich einger&#228;umte Ermessensspielraum nicht nur im Einzelfall reduziert, sondern generell ausgeschaltet wird. Der zentrale Regelungsgehalt des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII, einen <em>Anspruch</em> auf Sozialhilfe f&#252;r den betroffenen Personenkreis auszuschlie&#223;en, wird hierdurch in sein Gegenteil verkehrt; er muss sogar in sein Gegenteil verkehrt werden, um im Hinblick auf das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums zu einem verfassungskonformen Ergebnis zu kommen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_463\">463</a></dt>\n<dd><p>Selbst unter der Voraussetzung, dass es auch F&#228;lle geben kann, bei denen eine Hilfebed&#252;rftigkeit im verfassungsrechtlichen Sinne (noch) nicht vorliegt und die Leistungsvoraussetzungen f&#252;r die Gew&#228;hrung von Hilfe zum Lebensunterhalt nach dem 3. Kapitel des SGB XII gleichwohl (bereits) vorliegen (beispielsweise bei noch vorhandenem Schonverm&#246;gen) und hiermit verfassungsrechtlich ein Spielraum f&#252;r Ermessensentscheidungen verbleiben k&#246;nnte, w&#252;rde hierdurch der Versto&#223; gegen das Gesetzesbindungsgebot nicht verhindert, weil dennoch der Modus der Entscheidungsfindung entgegen der gesetzlichen Regelungsentscheidung von einer Ermessensentscheidung hin zu einem f&#252;r bestimmte Fallkonstellationen gebundenen Anspruch grundlegend ver&#228;ndert w&#252;rde.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_464\">464</a></dt>\n<dd><p>Die Interpretation einer Rechtsvorschrift (hier: der Ausschluss des <em>Anspruchs</em> auf Sozialhilfe) in einer Weise, dass sie keine Auswirkungen hat, kommt im Ergebnis der Nichtanwendung dieser Norm gleich. Der Rechtsprechung steht es auf Grund der Bindung an Recht und Gesetz (Art. 20 Abs. 3 GG und Art. 97 Abs. 1 GG) nicht zu, eine gesetzgeberische Regelungsentscheidung im Wege der Auslegung vollst&#228;ndig zu neutralisieren (SG Mainz, Vorlagebeschluss vom 12.12.2014 &#8211; S 3 AS 130/14 &#8211; Rn. 433). Diese Situation ist wiederum von der Frage zu unterscheiden, ob eine sprachliche Wendung im Gesetzestext &#252;berhaupt eine anordnende Funktion im Sinne einer Regelungsentscheidung hat (s.o. unter 4.2.1 b).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_465\">465</a></dt>\n<dd><p><strong>c)</strong> Gerade auch mit der vom BSG vertretenen Linie eines Anspruchs auf Ermessensentscheidung f&#252;r einen Aufenthalt von bis zu sechs Monaten L&#228;nge und einer &#8222;Ermessensreduzierung auf Null&#8220; bei einem &#8222;verfestigten&#8220; Aufenthalt von mehr als sechs Monaten, wird ein verfassungskonformes Ergebnis f&#252;r die ersten sechs Monate offensichtlich noch nicht erreicht. Hierf&#252;r m&#252;sste schon von Beginn an eine Ermessensreduzierung auf Null in den F&#228;llen angenommen werden, in denen Hilfebed&#252;rftigkeit im verfassungsrechtlichen Sinne besteht. Denn die &#8222;einheitlich zu verstehende menschenw&#252;rdige Existenz muss (&#8230;) ab Beginn des Aufenthalts in der Bundesrepublik Deutschland realisiert werden&#8220; (BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 94).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_466\">466</a></dt>\n<dd><p><strong>d)</strong> Die durch das BSG angenommene &#8222;Ermessensreduzierung auf Null&#8220; f&#252;r den Fall einer Verfestigung des Aufenthalts der betroffenen Personen vermag die defizit&#228;re Gestaltung durch Ermessenseinr&#228;umung auch deshalb nicht zu beseitigen, weil die Voraussetzungen, die f&#252;r diese Ermessensreduzierung gestellt werden, von den zust&#228;ndigen Senaten des BSG entwickelt wurden und gerade nicht auf gesetzgeberische Entscheidungen zur&#252;ckzuf&#252;hren sind. Sie eignet sich daher von vornherein nicht daf&#252;r, die sich aus dem Rechtsstaats- und Demokratieprinzip ergebende Pflicht, die f&#252;r die Grundrechtsverwirklichung ma&#223;geblichen Regelungen selbst zu treffen (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 136), zu erf&#252;llen (s.o. unter I.9.3).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_467\">467</a></dt>\n<dd><p>Die vielf&#228;ltigen Auffassungen, die selbst auf dem Boden der Rechtsprechung des BSG im Hinblick auf die Voraussetzungen f&#252;r die Gew&#228;hrung von Leistungen im Ermessenswege an den vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II betroffenen Personenkreis vertreten werden (vgl. LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 07.03.2016 &#8211; L 15 AS 185/15 B ER &#8211; Rn. 16 f.; LSG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 13.04.2016 &#8211; L 23 SO 46/16 B ER, L 23 SO 47/16 B ER PKH &#8211; Rn. 21 ff.; LSG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 13.04.2016 &#8211; L 15 SO 53/16 B ER &#8211; Rn. 23 ff.; LSG Hamburg, Beschluss vom 14.04.2016 &#8211; L 4 AS 76/16 B ER &#8211; Rn. 8 ff, SG Halle (Saale), Beschluss vom 14.04.2016 &#8211; S 32 AS 1109/16 ER &#8211; Rn. 37 ff.; <em>Coseriu</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB XII, 2. Auflage 2014, &#167; 23 Rn. 63.6, Stand 08.04.2016) bieten ein anschauliches praktisches Beispiel f&#252;r die mangelnde Eignung von Ermessensvorschriften zur Herstellung von Gesetzesbindung und zur praktischen Gew&#228;hrleistung von Rechten. Auch h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung kann Bindungen letztlich nur im Einzelfall herstellen und sichern. Zur Durchsetzung dar&#252;berhinausgehender Geltungsanspr&#252;che ist sie weder befugt noch tats&#228;chlich in der Lage (vgl. im Hinblick auf die Gew&#228;hrung von Vertrauensschutz in h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung: SG Mainz, Urteil vom 11.01.2016 &#8211; S 3 KR 349/15 &#8211; Rn. 74 ff.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_468\">468</a></dt>\n<dd><p>Aus diesem Grund ist die Kopplung der Gew&#228;hrung von existenzsichernden Leistungen dem Grunde nach an die Ermessensaus&#252;bung einer Beh&#246;rde nicht nur in legitimatorischer, sondern auch in funktioneller Hinsicht nicht dazu geeignet, die Bestimmtheitsanforderungen an die gesetzgeberische Ausgestaltung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums zu erf&#252;llen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_469\">469</a></dt>\n<dd><p><strong>4.3</strong> Auch andere M&#246;glichkeiten, Leistungen nach dem SGB XII zu erhalten, k&#246;nnen den Verfassungsversto&#223; nicht vermeiden. Insbesondere l&#228;sst sich ein Anspruch auf Leistungen zur Sicherung des Existenzminimums nicht auf &#167; 73 SGB XII st&#252;tzen (so aber LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 15.11.2013 &#8211; L 15 AS 365/13 B ER &#8211; Rn. 66 f; LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 24.07.2014 &#8211; L 15 AS 202/14 B ER &#8211; Rn. 21 ff.; Hessisches LSG, Beschluss vom 18.09.2015 &#8211; L 7 AS 431/15 B ER &#8211; Rn. 21; wie hier: <em>Frerichs</em>, ZESAR 2014, S. 285).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_470\">470</a></dt>\n<dd><p>Nach &#167; 73 Satz 1 SGB XII k&#246;nnen Leistungen auch in sonstigen Lebenslagen erbracht werden, wenn sie den Einsatz &#246;ffentlicher Mittel rechtfertigen. F&#252;r den sowohl vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II als auch vom Leistungsausschluss des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII betroffenen Personenkreis kommt die Gew&#228;hrung von Hilfe in besonderen Lebenslagen gem&#228;&#223; &#167; 73 SGB XII zwar durchaus in Betracht, weil &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII nur gebundene Anspr&#252;che auf Sozialhilfeleistungen ausschlie&#223;t (s.o. unter 4.2.2). Bei den Leistungen nach &#167; 73 SGB XII handelt es sich um Ermessensleistungen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_471\">471</a></dt>\n<dd><p>Die vorherrschende, aus der Systematik der verschiedenen Leistungsarten des Sozialhilferechts und aus dem Begriff der &#8222;sonstigen Lebenslagen&#8220; abgeleitete Interpretation des &#167; 73 SGB XII, die eine Auffangfunktion f&#252;r Bedarfslagen zu deren Befriedigung Leistungen des 3. bis 8. Kapitels des SGB XII vorgesehen sind, ausschlie&#223;t (vgl. nur <em>B&#246;ttiger</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB XII, 2. Auflage 2014, &#167; 73 Rn. 21 ff. m.w.N., Stand 29.07.2015) lie&#223;e sich unter Verweis auf den unbestimmten Rechtsbegriff der &#8222;sonstigen Lebenslagen&#8220; mit Hilfe einer verfassungskonformen Auslegung notfalls &#252;berwinden. Die weitgehende Unbestimmtheit der Regelung f&#252;hrt aber zugleich dazu, dass sie den Bestimmtheitsanforderungen der gesetzlichen Ausgestaltung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums (s.o. unter I.9.3) nicht gen&#252;gen w&#252;rde. Hiervon abgesehen sind Ermessensvorschriften zur Ausgestaltung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums durch Einr&#228;umung eines konkreten gesetzlichen Leistungsanspruchs nicht geeignet (s.o. unter I.9.3 und unter 4.2.3).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_472\">472</a></dt>\n<dd><p><strong>4.4</strong> Die betroffenen Personen haben auch keinen Anspruch auf Leistungen nach dem AsylbLG. Anspr&#252;che auf Leistungen nach dem AsylbLG k&#246;nnten bei Unionsb&#252;rgern (und Staatsangeh&#246;rigen der anderen EWR-Staaten) und deren Familienangeh&#246;rigen allenfalls gem&#228;&#223; &#167; 1 Abs. 1 Nr. 5 AsylbLG bei vollziehbarer Ausreisepflicht bestehen, die erst in Folge einer Verlustfeststellung nach &#167; 6 Abs. 1 Satz 1 Freiz&#252;gG/EU eintreten kann (vgl. Hessisches LSG, Beschluss vom 05.02.2015 &#8211; L 6 AS 883/14 B ER &#8211; Rn. 12). Auch f&#252;r Nicht-Unionsb&#252;rger, die &#252;ber eine Aufenthaltserlaubnis nach den &#167;&#167; 16 Abs. 4, 18c, 30, 32 oder 33 AufenthG verf&#252;gen, k&#228;me ein solcher Anspruch aus &#167; 1 Abs. 1 Nr. 5 AsylbLG erst in Folge des Verlustes ihres Aufenthaltstitels in Betracht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_473\">473</a></dt>\n<dd><p><strong>4.5</strong> Die Voraussetzungen f&#252;r eine analoge Anwendung von Anspruchsgrundlagen aus dem SGB II, dem SGB XII oder dem AsylbLG liegen nicht vor (zum AsylbLG so auch <em>Oppermann</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB XII, 2. Auflage 2014, &#167; 1a AsylbLG i.d.F. v. 20.10.2015, Rn. 22, Stand 08.04.2016; a.A. LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 30.05.2011 &#8211; L 19 AS 431/11 B ER &#8211; Rn. 14).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_474\">474</a></dt>\n<dd><p><strong>a)</strong> Vor dem Hintergrund des verfassungsrechtlichen Gesetzesbindungsgebots aus Art. 20 Abs. 3 und Art. 97 Abs. 1 GG ist eine analoge Anwendung von Rechtsnormen auf nach dem Wortlaut nicht erfasste Sachverhalte allenfalls dann zul&#228;ssig, wenn eine ausf&#252;llungsbed&#252;rftige Regelungsl&#252;cke besteht. Hiermit wird einem Dilemma Rechnung getragen, das aus dem Umstand entsteht, dass die Gerichte einerseits an das Gesetz gebunden (Art. 20 Abs. 3 GG, Art. 97 Abs. 1 GG), andererseits zur Gew&#228;hrung effektiven Rechtsschutzes verpflichtet (Art. 19 Abs. 4 GG) sind, d.h. sie m&#252;ssen auch dann, wenn eine gesetzliche Regelung fehlt, zu einer bestimmten Sachentscheidung kommen. In Folge des Grundsatzes der Gesetzesbindung darf von einer ausf&#252;llungsbed&#252;rftigen Regelungsl&#252;cke nur dann ausgegangen werden, wenn der zu entscheidende Fall andernfalls nicht zu l&#246;sen w&#228;re. Wenn ein Fall auf Grundlage und in &#220;bereinstimmung mit den einschl&#228;gigen Normtexten zu l&#246;sen ist, verst&#246;&#223;t die Annahme einer ausf&#252;llungsbed&#252;rftigen Regelungsl&#252;cke und in Folge dessen die analoge Heranziehung einer anderen Rechtsfolge gegen das Gesetzesbindungsgebot (SG Mainz, Gerichtsbescheid vom 21.09.2015 &#8211; S 3 KR 558/14 &#8211; Rn. 29; SG Mainz, Urteil vom 11.01.2016 &#8211; S 3 KR 349/15 &#8211; Rn. 37; s.o. unter 2.5 b).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_475\">475</a></dt>\n<dd><p><strong>b)</strong> Eine analoge Anwendung von Leistungsanspr&#252;chen aus dem SGB II, dem SGB XII oder dem AsylbLG scheitert demnach bereits daran, dass eine Regelungsl&#252;cke in diesem Sinne nicht besteht. Anhand des einfachen Rechts l&#228;sst sich die Frage nach der Anspruchsberechtigung auf Leistungen zur Gew&#228;hrleistung des Existenzminimums von Personen, die nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II ausgeschlossen sind, klar verneinen. Es verbleibt lediglich die M&#246;glichkeit, im Ermessenswege Leistungen nach dem 3. Kapitel des SGB XII zu erbringen. Daher liegen bereits die formalen, aus dem Gesetzesbindungsgebot und dem Gebot der Gew&#228;hrung effektiven Rechtsschutzes abgeleiteten Voraussetzungen f&#252;r eine analoge Anwendung anderer Regelungen nicht vor.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_476\">476</a></dt>\n<dd><p><strong>c)</strong> Hiervon abgesehen, ist auch materiell-verfassungsrechtlich in Folge der sich aus dem Rechtsstaats- und Demokratieprinzip ergebenden Pflicht des Gesetzgebers, die f&#252;r die Grundrechtsverwirklichung ma&#223;geblichen Regelungen selbst zu treffen (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a.- Rn. 136), eine analoge Anwendung nicht einschl&#228;giger Rechtsvorschriften betreffend die Gew&#228;hrleistung existenzsichernder Leistungen ausgeschlossen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_477\">477</a></dt>\n<dd><p><strong>d) </strong>Zuletzt steht die Gew&#228;hrung von Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch, wozu die Leistungen nach dem SGB II und dem SGB XII und nach dem BAf&#246;G (nicht jedoch nach dem AsylbLG) geh&#246;ren, unter dem Gesetzesvorbehalt des &#167; 31 SGB I, was einem einfachrechtlichen Analogieverbot gleichkommt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_478\">478</a></dt>\n<dd><p><strong>e) </strong>Demzufolge muss auch der Auffassung des 4. Senats des LSG Hamburg (Beschluss vom 15.10.2015 &#8211; L 4 AS 403/15 B ER &#8211; Rn. 9), den verfassungsrechtlichen Vorgaben k&#246;nne dadurch hinreichend Rechnung getragen werden, dass arbeitsuchenden Unionsb&#252;rgern ein Anspruch auf eine Mindestsicherung in Form der unabweisbar gebotenen Leistungen einger&#228;umt werde, widersprochen werden. Das LSG Hamburg f&#252;hrt hierzu aus:</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_479\">479</a></dt>\n<dd><p>&#8222;Welche Leistungen unabweisbar sind, h&#228;ngt dabei von den Umst&#228;nden des Einzelfalls ab. Bei m&#246;glicher und zumutbarer R&#252;ckkehr in das Heimatland kommt in der Regel lediglich die &#220;bernahme der Kosten der R&#252;ckreise und des bis dahin erforderlichen Aufenthalts in Betracht (&#220;berbr&#252;ckungsleistungen). Es kann dahingestellt bleiben, ob ein solcher Anspruch auf die unabweisbar gebotene Hilfe aus einer entsprechenden Anwendung des &#167; 23 Abs. 1 Satz 3 SGB XII (&#8230;) oder unmittelbar aus Art. 1 Abs. 1 i. V. m. Art. 20 Abs. 1 GG (&#8230;) herzuleiten ist oder ob in entsprechenden F&#228;llen von einer atypischen Bedarfslage auszugehen ist, die den Einsatz &#246;ffentlicher Mittel im Sinne des &#167; 73 SGB XII (Hilfe in sonstigen Lebenslagen) rechtfertigt.&#8220;</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_480\">480</a></dt>\n<dd><p>Das Fehlen bzw. der Ausschluss eines verfassungsrechtlich gebotenen gesetzlichen Anspruchs auf eine Leistung kann nicht zur Vermeidung des verfassungswidrigen Zustands dadurch ausgeglichen werden, dass nicht einschl&#228;gige Anspruchsgrundlagen &#8222;entsprechend&#8220; herangezogen oder Anspr&#252;che direkt aus der Verfassung abgeleitet werden (vgl. hierzu auch <em>Frerichs</em>, ZESAR 2014, S. 285). Konkret ist die Anwendung des &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 SGB XII in Form einer gebundenen Entscheidung durch &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII ausgeschlossen. Diese Regelung oder andere dennoch &#8222;entsprechend&#8220; anzuwenden, w&#252;rde gegen das Gesetzesbindungsgebot versto&#223;en. Die weiter ge&#228;u&#223;erte Behauptung, der durch das Gericht beschriebene Anspruch auf eine Mindestsicherung in Form unabweisbar gebotener Leistungen sei ein (nach dem BVerfG verfassungsrechtlich gebotener) &#8222;gesetzlicher Anspruch&#8220;, selbst wenn seine &#8222;konkrete Ausgestaltung im Einzelfall&#8220; nicht direkt aus dem Gesetz ablesbar sei (LSG Hamburg, Beschluss vom 15.10.2015 &#8211; L 4 AS 403/15 B ER &#8211; Rn. 10), ist in sich widerspr&#252;chlich.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_481\">481</a></dt>\n<dd><p><strong>f) </strong>Soweit der 7. Senat des LSG Nordrhein-Westfalen die Anwendung von Vorschriften des SGB XII oder des AsylbLG im Rahmen einer &#8222;Rechtsfolgenanwendung&#8220; vorschl&#228;gt (LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 06.09.2012 &#8211; L 7 AS 758/12 B ER &#8211; Rn. 14), ohne allerdings n&#228;here Ausf&#252;hrungen zur methodischen Grundlage zu machen, handelt es sich der Sache nach ebenfalls um eine Variante des hier unzul&#228;ssigen Analogieschlusses.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_482\">482</a></dt>\n<dd><p><strong>4.6</strong> Andere Anspr&#252;che auf Sozialleistungen, die das Existenzminimum bei Vorliegen des Ausschlusstatbestands des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II f&#252;r alle hiervon Betroffenen vollst&#228;ndig sichern k&#246;nnten, bestehen nicht. Sozialleistungen wie Kindergeld. Kinderzuschlag, Elterngeld und Wohngeld werden nur in bestimmten Lebenssituationen erbracht und sind unabh&#228;ngig von ihren aufenthaltsrechtlichen Voraussetzungen zur vollst&#228;ndigen Bedarfsdeckung weder konzipiert noch geeignet.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_483\">483</a></dt>\n<dd><p><strong>4.7</strong> Ein konkreter Anspruch auf Gew&#228;hrleistung des menschenw&#252;rdigen Existenzminimums l&#228;sst sich auch nicht unmittelbar aus der Verfassung ableiten (so aber <em>Kanalan</em>, Verfassungsblog 2016/3/01, www.verfassungsblog.de; offenlassend: LSG Rheinland-Pfalz, Beschluss vom 02.11.2015 &#8211; L 6 AS 503/15 B ER &#8211; nicht ver&#246;ffentlicht). Die Schaffung konkreter Leistungsanspr&#252;che im Rahmen einer &#220;bergangsregelung durch das BVerfG (BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 100 ff.) stellt nicht die unmittelbare Ableitung eines konkreten Anspruchs aus der Verfassung dar &#8211; in einem solchen Fall, w&#228;re die dem Normenkontrollverfahren zu Grunde liegende Regelung nicht f&#252;r verfassungswidrig erkl&#228;rt worden, weil sie die Grundrechtsverwirklichung nicht verhindert h&#228;tte &#8211; sondern ein verfassungsprozessrechtliches Hilfsinstrument, um bis zur Behebung des verfassungswidrigen Zustands durch den Gesetzgeber die Grundrechte vorl&#228;ufig zu wahren. Die vorl&#228;ufige Regelung entbindet den Gesetzgeber nicht aus der sich aus dem Rechtsstaats- und Demokratieprinzip ergebenden Pflicht, die f&#252;r die Grundrechtsverwirklichung ma&#223;geblichen Regelungen selbst zu treffen (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 136). Das Fehlen eines gesetzlichen Anspruchs auf Leistungen zur Sicherung des Existenzminimums kann daher nicht richterrechtlich kompensiert werden (vgl. <em>Aubel</em> in: Emmenegger/Wiedmann, Leitlinien der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts er&#246;rtert von den wissenschaftlichen Mitarbeitern, Band 2, 1. Auflage 2011, S. 287).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_484\">484</a></dt>\n<dd><p>Soweit im &#220;brigen in den Entscheidungen des BVerfG von einem <em>unmittelbaren</em> verfassungsrechtlichen Leistungsanspruch die Rede ist, soll hiermit wohl lediglich zum Ausdruck gebracht werden, dass (nur) die Gew&#228;hrung derjenigen Mittel, die zur Aufrechterhaltung eines menschenw&#252;rdigen Daseins unbedingt erforderlich sind, nicht zur Disposition des Gesetzgebers steht (vgl. BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 135).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_485\">485</a></dt>\n<dd><p><strong>4.8</strong> Die Ausschlussregelung des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II ist demnach verfassungswidrig, weil sie ohne Kompensationsm&#246;glichkeit in einem anderen Leistungssystem durch einen konkreten gesetzlichen Leistungsanspruch bestimmte Gruppen von im verfassungsrechtlichen Sinne hilfebed&#252;rftigen Grundrechtstr&#228;gern mit tats&#228;chlichem Aufenthalt im Inland von Leistungen zur Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums ausschlie&#223;t (s.o. unter I.9.2).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_486\">486</a></dt>\n<dd><p><strong>5.</strong> Die durch den Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II unterbliebene Grundrechtsverwirklichung und die somit verfassungsrechtlich defizit&#228;re Gestaltung einfachen Rechts, kann nicht verfassungsrechtlich gerechtfertigt werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_487\">487</a></dt>\n<dd><p><strong>5.1</strong> Das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums darf nicht eingeschr&#228;nkt werden, denn es gew&#228;hrleistet gerade das Mindestma&#223; dessen, was jeder Mensch beanspruchen kann. Das Grundrecht ist dem Grunde nach unverf&#252;gbar (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 133). Der gesetzliche Leistungsanspruch muss so ausgestaltet sein, dass er stets den gesamten existenznotwendigen Bedarf jedes individuellen Grundrechtstr&#228;gers deckt (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 137). Die Unverf&#252;gbarkeit resultiert aus der Fundierung des Grundrechts in der Menschenw&#252;rdegarantie (zum Ganzen s.o. unter I.6). Der Mensch kann seinen Achtungsanspruch nach Art. 1 Abs. 1 GG nicht verwirken, auch nicht durch selbst zu verantwortende Handlungen oder Unterlassungen, sodass jeder m&#246;gliche sachliche Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r eine gesetzliche Einschr&#228;nkung hieraus resultierender Anspr&#252;che entf&#228;llt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_488\">488</a></dt>\n<dd><p>Gesetzliche Leistungsausschl&#252;sse dem Grunde nach &#8211; wie in &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II geregelt &#8211; bei Personen, die die Anspruchsvoraussetzungen f&#252;r das Grundrecht erf&#252;llen, sind deshalb per se verfassungswidrig und einer Rechtfertigung von vornherein nicht zug&#228;nglich. Dementsprechend kann eine derartige Einschr&#228;nkung auch nicht auf Zumutbarkeitserw&#228;gungen oder Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitspr&#252;fungen gleich welcher Art gest&#252;tzt werden. F&#252;r dieses Ergebnis bedarf es nicht erst des R&#252;ckgriffes auf die Wesensgehaltsgarantie des Art. 19 Abs. 2 GG (in diese Richtung: Bayerisches LSG, Beschluss vom 22.12.2010 &#8211; L 16 AS 767/10 B ER &#8211; Rn. 59), da eine Einschr&#228;nkungsbefugnis im Sinne des Art. 19 Abs. 1 Satz 1 GG bereits nicht besteht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_489\">489</a></dt>\n<dd><p><strong>a) </strong>Hieran vermag auch der wohl zuerst von verschiedenen Senaten des Bayerischen Landessozialgerichts (Beschluss vom 01.10.2015 &#8211; L 7 AS 627/15 B ER &#8211; Rn. 32; Beschluss vom 13.10.2015 &#8211; L 16 AS 612/15 ER &#8211; Rn. 37; so auch LSG Rheinland-Pfalz, Beschluss vom 05.11.2015 &#8211; L 3 AS 479/15 B ER &#8211; Rn. 26) herangezogene Hinweis auf die Nichtannahmebeschl&#252;sse des BVerfG vom 03.09.2014 (1 BvR 1768/11) und 08.10.2014 (1 BvR 886/11), mit denen die 3. Kammer des 1. Senats des BVerfG den grunds&#228;tzlichen Leistungsausschluss f&#252;r Auszubildende und Studierende nach &#167; 7 Abs. 5 SGB II unbeanstandet gelassen hat, nichts zu &#228;ndern. Die dort ge&#228;u&#223;erte Auffassung, der Leistungsausschluss von Auszubildenden in &#167; 7 Abs. 5 Satz 1 SGB II a.F. verletze das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums nicht, da existenzielle Bedarfe, soweit sie durch die Ausbildung entst&#252;nden, vorrangig durch Leistungen nach dem BAf&#246;G beziehungsweise nach dem SGB III gedeckt w&#252;rden (BVerfG, Nichtannahmebeschluss vom 08.10.2014 &#8211; 1 BvR 886/11 &#8211; Rn. 13), obwohl diese Leistungssysteme bedarfsunabh&#228;ngige Ausschlussgr&#252;nde vorsehen, stellt einen nicht ohne Weiteres nachvollziehbaren Bruch mit der im Urteil vom 09.02.2010 (1 BvL 1/09 u.a.) entwickelten Dogmatik dar und d&#252;rfte deshalb nicht aufrechtzuerhalten sein (so bereits SG Mainz, Vorlagebeschluss vom 12.12.2014 &#8211; S 3 AS 130/14 &#8211; Rn. 220). Keinesfalls rechtfertigen die Ausf&#252;hrungen in diesen Beschl&#252;ssen die Annahme, das BVerfG sei generell der Auffassung, das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums k&#246;nne eingeschr&#228;nkt werden (so aber wohl Bayerisches LSG, Beschluss vom 01.10.2015 &#8211; L 7 AS 627/15 B ER &#8211; Rn. 32: &#8222;Dem entnimmt das Beschwerdegericht, dass ein Ausschluss von existenzsichernden Leistungen in bestimmten Lebenssituationen grunds&#228;tzlich m&#246;glich ist.&#8220;).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_490\">490</a></dt>\n<dd><p>Hiervon abgesehen ist die Situation von Auszubildenden oder Studierenden mit derjenigen der vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II Betroffenen in zentralen Punkten nicht vergleichbar (so auch Schleswig-Holsteinisches LSG, Beschluss vom 27.11.2015 &#8211; L 6 AS 205/15 B ER, L 6 AS 205/15 B ER - PKH &#8211; Rn. 20). W&#228;hrend Auszubildenden und Studierenden im Allgemeinen rechtlich und tats&#228;chlich die M&#246;glichkeit offensteht, Studium oder Ausbildung abzubrechen und hierdurch die Voraussetzungen f&#252;r den Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 5 SGB II zu beseitigen, kann die Ausreise eines vom Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II Betroffenen in den Herkunftsstaat durch tats&#228;chliche (z.B. wirtschaftliche) Hindernisse erschwert oder unm&#246;glich sein. Dar&#252;ber hinaus f&#252;hrt eine Ausreise zwar zum Wegfall des Ausschlussgrundes, zugleich aber wegen der hiermit notwendig verbundenen Aufgabe des gew&#246;hnlichen Aufenthalts im Inland zum Wegfall einer Anspruchsvoraussetzung (&#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 SGB II) und damit des Leistungsanspruchs. Anders als im Falle des Auszubildenden oder Studierenden durch Studien- bzw. Ausbildungsabbruch kann der vom Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II Betroffene durch Ausreise den Anspruch auf Leistungen durch vermeintlich zumutbare Handlungen gerade nicht herbeif&#252;hren.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_491\">491</a></dt>\n<dd><p><strong>b)</strong> Aus der Uneinschr&#228;nkbarkeit des Grundrechts folgt, dass das einfache Recht Leistungsausschl&#252;sse nur in F&#228;llen vorsehen darf, in denen eine der (neben dem Menschsein) zwei Anspruchsvoraussetzungen f&#252;r das Grundrecht nicht vorliegt, also entweder kein Aufenthalt im Inland gegeben ist (s.o. unter I.7.2) oder keine Hilfebed&#252;rftigkeit im verfassungsrechtlichen Sinne vorliegt (s.o. unter I.7.3). Leistungseinschr&#228;nkungen sind bei Vorliegen dieser Anspruchsvoraussetzungen nur zul&#228;ssig, soweit auf der zweiten Ebene der Grundrechtskonkretisierung (der Ausgestaltung des Leistungsanspruchs) im Vergleich zu den gesetzlich ausformulierten Mindestanforderungen f&#252;r die Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums (Inhaltsbestimmung) ein quantitativer oder qualitativer Spielraum besteht, der eine tragf&#228;hig begr&#252;ndbare Differenzierung erlaubt (s.o. unter I.9.1 und I.9.4).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_492\">492</a></dt>\n<dd><p>Auf der ersten Ebene der Grundrechtskonkretisierung kommt eine Differenzierung nur auf Grund abweichender Bedarfslagen in Betracht (s.o. unter I.9.4). Das hiernach bestimmte Existenzminimum muss jedoch auch dann durch staatliche Sozialleistungen gew&#228;hrleistet werden, wenn bestehende Selbsthilfem&#246;glichkeiten (z.B. Aufnahme einer Erwerbst&#228;tigkeit) tats&#228;chlich nicht genutzt werden, gleich aus welchem Grund. Dies gilt entgegen einer weit verbreiteten Auffassung in der Rechtsprechung (vgl. nur LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 26.02.2010 &#8211; L 15 AS 30/10 B ER &#8211; Rn. 30; LSG Sachsen-Anhalt, Beschl&#252;sse vom 04.02.2015 &#8211; L 2 AS 14/15 B ER &#8211; Rn. 40 und vom 27.05.2015 &#8211; L 2 AS 256/15 B ER &#8211; Rn. 31; LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 20.08.2015 &#8211; L 12 AS 1180/15 B ER &#8211; Rn. 27; LSG Baden-W&#252;rttemberg, Beschluss vom 29.06.2015 &#8211; L 1 AS 2238/15 ER-B, L 1 AS 2358/15 B &#8211; Rn. 39; LSG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 28.09.2015 &#8211; L 20 AS 2161/15 B ER &#8211; Rn. 22 f.; Bayerisches LSG, Beschluss vom 01.10.2015 &#8211; L 7 AS 627/15 B ER &#8211; Rn. 33; Bayerisches LSG, Beschluss vom 13.10.2015 &#8211; L 16 AS 612/15 B ER &#8211; Rn. 36 ff.; LSG Hamburg, Beschluss vom 15.10.2015 &#8211; L 4 AS 403/15 B ER &#8211; Rn. 9 f.; LSG Rheinland-Pfalz, Beschluss vom 02.11.2015 &#8211; L 6 AS 503/15 B ER &#8211; nicht ver&#246;ffentlicht; s.o. unter A.V.1.3) auch dann, wenn eine Selbsthilfem&#246;glichkeit darin bestehen k&#246;nnte, in den Herkunftsstaat auszureisen und dort F&#252;rsorgeleistungen in Anspruch zu nehmen (so auch BSG, Urteil vom 20.01.2016 &#8211; B 14 AS 35/15 R &#8211; Rn. 42 mit Er&#246;rterungen zur Reichweite des Nachranggrundsatzes).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_493\">493</a></dt>\n<dd><p>Bei dem vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II betroffenen Personenkreis k&#246;nnen alle Anspruchsvoraussetzungen f&#252;r das Grundrecht gegeben sein. Die Betroffenen halten sich &#8211; definitionsgem&#228;&#223;, &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 SGB II &#8211; im Inland auf und sind im Sinne der &#167;&#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3, 9 Abs. 1 SGB II hilfebed&#252;rftig, was F&#228;lle der Hilfebed&#252;rftigkeit im verfassungsrechtlichen Sinne (s.o. unter I.7.3) einschlie&#223;t. Die Regelung ist daher &#8211; unabh&#228;ngig davon, dass in Einzelf&#228;llen eine individuelle Grundrechtsverletzung auch fehlen kann &#8211; verfassungswidrig. Vor diesem Hintergrund ist es f&#252;r die verfassungsrechtliche Pr&#252;fung des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II unerheblich, ob im von der Beh&#246;rde oder dem Gericht zu pr&#252;fenden Einzelfall eine R&#252;ckkehrm&#246;glichkeit in einen Staat mit existenzsicherndem Sozialhilfesystem besteht, selbst wenn &#8211; entgegen der hier vertretenen Auffassung &#8211; davon ausgegangen w&#252;rde, dass bereits eine solche <em>M&#246;glichkeit</em> die Hilfebed&#252;rftigkeit im verfassungsrechtlichen Sinne entfallen lassen w&#252;rde. Denn es l&#228;sst sich angesichts der prinzipiellen Reichweite des Ausschlusstatbestands (s.o. unter 2), der Personen jedweder Staatsangeh&#246;rigkeit (au&#223;er der deutschen) treffen kann, nicht ernsthaft behaupten, diese M&#246;glichkeit st&#252;nde allen potenziell betroffenen Personen zur Verf&#252;gung.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_494\" title=\"zum Leitsatz\">494</a></dt>\n<dd><p><strong>5.2</strong> Der Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II kann verfassungsrechtlich auch nicht durch R&#252;ckgriff auf Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG gerechtfertigt werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_495\">495</a></dt>\n<dd><p><strong>a)</strong> Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG stellt keine Regelung dar, die angesichts dessen, dass auch sekund&#228;res Unionsrecht gegen&#252;ber mitgliedstaatlichem Verfassungsrecht vorrangig sein soll, von der verfassungsrechtlichen Verpflichtung des deutschen Staates auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums dispensieren k&#246;nnte. Durch die Ausnahmeregelung des Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG wird den Mitgliedstaaten lediglich die M&#246;glichkeit gelassen, in bestimmten Konstellationen Unionsb&#252;rger von den nationalen Sozialhilferegelungen auszunehmen. Dass die Mitgliedstaaten hierbei die Grenzen ihres jeweiligen Verfassungsrechts einhalten m&#252;ssen, wird hierdurch nicht in Frage gestellt (so auch <em>Kingreen</em>, SGb 2013, S. 137; LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 30.11.2015 &#8211; L 6 AS 1480/15 B ER, L 6 AS 1481/15 B &#8211; Rn. 16). Solange es diesbez&#252;glich bei der blo&#223;en Erm&#228;chtigung bleibt und der Ausschluss von freiz&#252;gigkeitsberechtigten Unionsb&#252;rgern in bestimmten F&#228;llen nicht zur mitgliedstaatlichen Pflicht erhoben oder unmittelbar durch Unionsrecht festgelegt wird, besteht auch kein Konflikt zwischen den verschiedenen Regelungsebenen. K&#228;me es hingegen tats&#228;chlich zu einer unionsrechtlichen Regelung, die dem deutschen Staat die Gew&#228;hrung existenzsichernder Leistungen an bestimmte Personengruppen verb&#246;te, w&#252;rde dies eine &#220;berpr&#252;fung der auf Eingriffe in Freiheitsrechte gem&#252;nzten Rechtsprechung des BVerfG zur zur&#252;ckgenommenen verfassungsrechtlichen Kontrolldichte bei Rechtsakten der EU (BVerfG, Beschluss vom 22.10.1986 &#8211; 2 BvR 197/83 &#8211; Rn. 117 &#8211; &#8222;Solange II&#8220; &#8211;; BVerfG, Urteil vom 12.10.1993 &#8211; 2 BvR 2134/92, 2 BvR 2159/92 &#8211; Rn. 70 &#8211; &#8222;Maastricht&#8220; &#8211;; BVerfG, Beschluss vom 07.06.2000 &#8211; 2 BvL 1/97 &#8211; Rn. 55 ff. &#8211; &#8222;Bananenmarktverordnung&#8220; &#8211;) erzwingen, weil die Verankerung eines durchsetzbaren Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums auf europarechtlicher Ebene nicht ersichtlich ist und mit den Konstruktionsprinzipien der EU wohl auch nicht ohne Weiteres vereinbar w&#228;re, solange die EU sich nicht selbst als unmittelbar leistungsverpflichtet konstituiert.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_496\">496</a></dt>\n<dd><p><strong>b)</strong> Hiervon abgesehen wird durch Art. 24 Abs. 2 RL 2004/38/EG den Mitgliedstaaten lediglich die M&#246;glichkeit einger&#228;umt, bestimmte freiz&#252;gigkeitsberechtigte Unionsb&#252;rger von der Gew&#228;hrung von Sozialhilfeleistungen auszunehmen. Eine Rechtfertigung zum Leistungsausschluss f&#252;r Angeh&#246;rige anderer Staaten oder Staatenloser, die &#252;ber &#167; 16 Abs. 4 AufenthG oder &#167; 18c AufenthG vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II erfasst sind, kann daher von vornherein nicht auf diese Regelung gest&#252;tzt werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_497\">497</a></dt>\n<dd><p><strong>5.3</strong> Sowohl aus der Uneinschr&#228;nkbarkeit des Grundrechts als auch auf Grund des (&#252;ber Unionsb&#252;rger hinausgehenden) vom Leistungsausschluss betroffenen Personenkreis ergibt sich, dass auch eine Rechtfertigung f&#252;r den Leistungsausschluss aus &#8222;dem europ&#228;ischen Konzept einer Freiz&#252;gigkeit&#8220; ohne Herstellung einer Sozialunion von vornherein nicht in Betracht kommt (so aber LSG Hamburg, Beschluss vom 15.10.2015 &#8211; L 4 AS 403/15 B ER &#8211; Rn. 10;&#228;hnlich SG Reutlingen, Urteil vom 23.03.2016 &#8211; S 4 AS 114/14 &#8211; Rn. 40). Die Freiz&#252;gigkeit ist lediglich eine tats&#228;chliche Ursache daf&#252;r, dass es vielen Menschen m&#246;glich ist, sich in Deutschland legal aufzuhalten. Menschen, die von dieser Freiz&#252;gigkeit Gebrauch machen, begeben sich weder durch den &#220;bertritt &#252;ber die Staatsgrenze ihrer Menschenrechte, noch k&#246;nnen sie ihnen mit dem Argument vorenthalten werden, sie k&#246;nnten sich auch wieder au&#223;erhalb des Geltungsbereichs des Grundgesetzes begeben (anschaulich <em>Kanalan</em>, Verfassungsblog 2016/3/01, www.verfassungsblog.de, am Beispiel des Folterverbots).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_498\">498</a></dt>\n<dd><p>Das Menschenrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums steht mangels Einschr&#228;nkungsbefugnis in keinem Fall zur Disposition des Gesetzgebers. Demnach kann auch die einfachrechtliche Zuerkennung oder Aberkennung von Aufenthaltsrechten, wie im Freiz&#252;gG/EU und im AufenthG geregelt, keinen Ausschluss und keine Einschr&#228;nkung des Grundrechts rechtfertigen, unabh&#228;ngig davon, ob das einfache Recht europarechtlich gepr&#228;gt oder determiniert ist.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_499\">499</a></dt>\n<dd><p><strong>6.</strong> Die von zahlreichen Spruchk&#246;rpern der Sozialgerichtsbarkeit vertretene Auffassung, der Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II versto&#223;e unabh&#228;ngig von einer Kompensationsm&#246;glichkeit durch ein anderes innerstaatliches Existenzsicherungsleistungssystem nicht gegen das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums (s.o. unter A.V.1.3), ist somit nicht haltbar.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_500\">500</a></dt>\n<dd><p><strong>6.1</strong> In fast allen diesbez&#252;glich ergangenen Gerichtsentscheidungen wird bereits der verfassungsrechtliche Pr&#252;fungsma&#223;stab des Art. 100 Abs. 1 Satz 1 GG verkannt, indem eine m&#246;gliche Verfassungswidrigkeit nur anhand des zu entscheidenden Einzelfalls(so offenbar auch der 14. Senat des BSG in den Urteilen vom 16.12.2015 &#8211; B 14 AS 15/14 R &#8211; Rn. 36, B 14 AS 18/14 R &#8211; Rn. 34, B 14 AS 33/14 R &#8211; Rn. 33 und vom 20.01.2016 &#8211; B 14 AS 35/15 R &#8211; Rn. 32), allenfalls allein mit Blick auf die vom Leistungsausschluss betroffenen Unionsb&#252;rger gepr&#252;ft wird (vgl. bereits LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 26.02.2010 &#8211; L 15 AS 30/10 B ER &#8211; Rn. 30). Tats&#228;chlich haben die Gerichte bei der Anwendung von Gesetzen deren Verfassungsm&#228;&#223;igkeit abstrakt zu pr&#252;fen, wenn sie die entsprechende Vorschrift f&#252;r entscheidungserheblich im Sinne des Art. 100 Abs. 1 Satz 1 GG halten. Dass es durch die Anwendung der f&#252;r verfassungswidrig gehaltenen Vorschrift zu einer individuellen Grundrechtsverletzung des Verfahrensbeteiligten kommt, ist hierf&#252;r &#8211; anders f&#252;r die Frage der Zul&#228;ssigkeit einer Verfassungsbeschwerde im Hinblick auf die Beschwerdebefugnis &#8211; nicht ma&#223;geblich. Die Einbeziehung von Personen mit Aufenthaltstiteln nach &#167; 16 Abs. 4 AufenthG und &#167; 18c AufenthG wurde (au&#223;erhalb von Mainz) soweit ersichtlich in keiner ver&#246;ffentlichten Entscheidung angesprochen, obwohl dieser Umstand bereits in der Beschlussempfehlung des Bundestagsausschusses f&#252;r Arbeit und Soziales benannt wurde (BT-Drucks. 16/688, S. 13). Vereinzelt wird sogar ausdr&#252;cklich behauptet, der Leistungsausschluss betreffe nur Unionsb&#252;rger (so SG Reutlingen, Urteil vom 23.03.2016 &#8211; S 4 AS 114/14 &#8211; Rn. 41). Auch inhaltlich wird dieser Umstand regelm&#228;&#223;ig vollkommen ausgeblendet, was sich vor allem darin zeigt, dass alle Rechtfertigungsvarianten f&#252;r den Leistungsausschluss ihre Argumente letztendlich aus dem europ&#228;ischen Freiz&#252;gigkeitsrecht und aus behaupteten europ&#228;ischen Menschenrechtsstandards beziehen (vgl. nur LSG Sachsen-Anhalt, Beschluss vom 04.02.2015 &#8211; L 2 AS 14/15 B ER &#8211; Rn. 40 &#8211; und Bayerisches LSG &#8211; Beschluss vom 13.10.2015 &#8211; L 16 AS 612/15 ER &#8211; Rn. 31 ff.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_501\">501</a></dt>\n<dd><p><strong>6.2</strong> Weiter wird zumeist in eine Art Abw&#228;gungsprozess oder Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitspr&#252;fung (vgl. SG Reutlingen, Urteil vom 23.03.2016 &#8211; S 4 AS 114/14 &#8211; Rn. 40 f.) eingestiegen, ohne die Frage zu thematisieren, ob das Grundrecht &#252;berhaupt in dem Sinne einschr&#228;nkbar ist, dass bestimmte Personengruppen &#8211; gleich aus welchen Gr&#252;nden &#8211; von allen existenzsichernden Leistungen ausgeschlossen werden d&#252;rften. Gelegentlich wird die Befugnis zum Leistungsausschluss auch schlicht mit dem Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers begr&#252;ndet (LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 26.02.2010 &#8211; L 15 AS 30/10 B ER &#8211; Rn. 30). Wenn tats&#228;chlich eine Einschr&#228;nkungsbefugnis angenommen wird, erfolgt dies zumeist apodiktisch mit der Behauptung, das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums gelte nicht schrankenlos (LSG Baden-W&#252;rttemberg, Beschluss vom 29.06.2015 &#8211; L 1 AS 2338/15 ER-B &#8211; Rn. 39). Herangezogen wird auch die aus dem Beschluss des BVerfG vom 07.07.2010 (1 BvR 2556/09 &#8211; Rn. 13) entlehnte Formulierung, das Grundgesetz gebiete nicht die Gew&#228;hrung bedarfsunabh&#228;ngiger, voraussetzungsloser Sozialleistungen (LSG Rheinland-Pfalz, Beschluss vom 05.11.2015 &#8211; L 3 AS 479/15 B ER &#8211; Rn. 24, Rn. 27), wobei keine Erw&#228;hnung findet, dass es bei der Entscheidung des BVerfG, bei der es um die Frage der Anrechnung bestimmter Einkommensarten ging, gerade auf die Bedarfsabh&#228;ngigkeit ankam. Die Passage im Beschluss des BVerfG lautet vollst&#228;ndig folgenderma&#223;en (BVerfG, Nichtannahmebeschluss vom 07.07.2010 &#8211; 1 BvR 2556/09 &#8211; Rn. 13):</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_502\">502</a></dt>\n<dd><p>&#8222;Die Verfassung gebietet nicht die Gew&#228;hrung von bedarfsunabh&#228;ngigen, voraussetzungslosen Sozialleistungen. Der Gesetzgeber hat vielmehr einen weiten Spielraum, wenn er Regelungen dar&#252;ber trifft, ob und in welchem Umfang bei der Gew&#228;hrung von Sozialleistungen, die an die Bed&#252;rftigkeit des Empf&#228;ngers ankn&#252;pfen, sonstiges Einkommen des Empf&#228;ngers auf den individuellen Bedarf angerechnet wird (&#8230;).&#8220;</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_503\">503</a></dt>\n<dd><p>Bei dem vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II betroffenen Personenkreis geht es weder um bedarfsunabh&#228;ngige noch um anderweitig voraussetzungslose Gew&#228;hrung von Sozialleistungen, so dass der Verweis auf diesen Beschluss des BVerfG offensichtlich fehlgeht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_504\">504</a></dt>\n<dd><p>Die vorgetragenen Argumente zur Rechtfertigung des Leistungsausschlusses stehen daher regelm&#228;&#223;ig ohne Einbindung in eine strukturierte verfassungsrechtliche Pr&#252;fung unvermittelt im Raum (vgl. die These des SG Freiburg, &#8222;dass es nicht Aufgabe des Sozialleistungssystems sein kann, aufenthaltsrechtliche Vollzugsdefizite durch die Gew&#228;hrung so im Gesetz nicht vorgesehener existenzsichernder Leistungen zeitlich unbegrenzt &#8222;aufzufangen&#8220;&#8220;, SG Freiburg (Breisgau), Beschluss vom 14.04.2016 &#8211; S 7 SO 773/16 ER &#8211; Rn. 55).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_505\">505</a></dt>\n<dd><p>Der Frage nach der Einschr&#228;nkbarkeit k&#246;nnte jedenfalls auf dem Boden der Rechtsprechung des BVerfG nur mit der Behauptung ausgewichen werden, die betroffenen Personen erf&#252;llten bereits die Voraussetzungen f&#252;r den verfassungsrechtlichen Gew&#228;hrleistungsanspruch nicht, d.h. sie seien keine Menschen (s.o. unter I.7.1), sie hielten sich tats&#228;chlich nicht in Deutschland auf (s.o. unter I.7.2) oder sie seien nicht hilfebed&#252;rftig im verfassungsrechtlichen Sinne (s.o. unter I.7.3). Da die ersten beiden Behauptungen im Falle des vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II betroffenen Personenkreises offensichtlich nicht zutreffen, k&#246;nnte ein Gew&#228;hrleistungsanspruch grunds&#228;tzlich nur an der fehlenden Bed&#252;rftigkeit scheitern (in diese Richtung z. B. SG Berlin, Urteil vom 14.01.2016 &#8211; S 26 AS 12515/13 &#8211; Rn. 113 &#8211; mit der These, dass laufende existenzsichernde Leistungen der Bundesrepublik Deutschland im Falle von Unionsb&#252;rgern bereits nicht &#8222;unbedingt erforderlich&#8220; im Sinne der Rechtsprechung des BVerfG im Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 62 ff. &#8211; seien).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_506\" title=\"zum Leitsatz\">506</a></dt>\n<dd><p>Hieran kn&#252;pft der in der Rechtsprechung weit verbreitete Versuch an, die Vorenthaltung der Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums durch einen Verweis auf die M&#246;glichkeit der R&#252;ckkehr in den Herkunftsstaat und der dortigen Inanspruchnahme von F&#252;rsorgeleistungen zu rechtfertigen (s.o. unter 5.1 und unter A.V.1.3). Selbst wenn man aber den Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II f&#252;r verfassungsm&#228;&#223;ig halten w&#252;rde, wenn die Betroffenen im Herkunftsland existenzsichernde Leistungen erhalten k&#246;nnten, m&#252;sste diese Voraussetzung zur Vermeidung der Verfassungswidrigkeit der Vorschrift nicht nur in s&#228;mtlichen 31 Staaten des EWR erf&#252;llt sein, sondern auch in allen anderen Staaten der Welt, weil der Leistungsausschluss sich zugleich auch auf das Aufenthaltsrecht aus &#167; 16 Abs. 4 Satz 1 Aufenthaltsgesetz (AufenthG) und auf das Aufenthaltsrecht aus &#167;18c AufenthG bezieht. Diese Aufenthaltstitel sind nicht auf Angeh&#246;rige bestimmter Staaten, insbesondere nicht auf Unionsb&#252;rger beschr&#228;nkt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_507\">507</a></dt>\n<dd><p>Aber schon die Annahme, dass ein vergleichbares Existenzminimum in den anderen EU-Mitgliedstaaten gesichert sei, etwa weil diese s&#228;mtlich die Europ&#228;ische Sozialcharta unterzeichnet h&#228;tten (so etwa SG Dortmund, Beschluss vom 23.11.2015 &#8211; S 30 AS 3827/15 ER &#8211; Rn. 38; vgl. auch SG Halle (Saale), Beschluss vom 22.01.2016 &#8211; S 5 AS 4299/15 ER &#8211; Rn. 22 und LSG Sachsen-Anhalt, Beschluss vom 04.02.2015 &#8211; L 2 AS 14/15 B ER &#8211; Rn. 40), ist aus der Luft gegriffen. Aus der v&#246;lkerrechtlichen Verpflichtung zur Gew&#228;hrung von Menschenrechten umstandslos auf deren vollst&#228;ndige Umsetzung in den jeweiligen Signatarstaaten zu schlie&#223;en, ist, zur&#252;ckhaltend formuliert, unrealistisch.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_508\">508</a></dt>\n<dd><p>Dies zeigt aber letztlich nur, dass ein Verweis auf die M&#246;glichkeit der Inanspruchnahme von Sozialleistungen in anderen Staaten kein sinnvolles Kriterium zur Beurteilung der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit eines Leistungsausschlusses von existenzsichernden Leistungen bei transnationalen Sachverhalten ist. Die Gew&#228;hrleistungspflicht des deutschen Staates f&#252;r ein Existenzminimum gilt innerhalb der Staatsgrenzen f&#252;r deutsche Staatsangeh&#246;rige, ausl&#228;ndische Staatsangeh&#246;rige und Staatenlose gleicherma&#223;en und uneingeschr&#228;nkt und unabh&#228;ngig davon, ob vergleichbare Anspr&#252;che in einem anderen Staat geltend gemacht werden k&#246;nnten. Sie endet aber auch an den Staatsgrenzen, sodass ein Versto&#223; gegen das Existenzsicherungsrundrecht wohl nicht schon dann angenommen werden kann, wenn eine Person rechtm&#228;&#223;ig in einen Staat abgeschoben wird, der &#252;ber kein vergleichbares Existenzsicherungssystem verf&#252;gt (vgl. <em>Thym</em>, Stellungnahme f&#252;r die &#214;ffentliche Anh&#246;rung des Innenausschusses des Deutschen Bundestags am 1210.2015, S. 18).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_509\">509</a></dt>\n<dd><p>Vor diesem Hintergrund ist es auch verfassungsrechtlich unerheblich, ob im von der Beh&#246;rde oder dem Gericht zu pr&#252;fenden Einzelfall eine R&#252;ckkehrm&#246;glichkeit in einen Staat mit existenzsicherndem Sozialhilfesystem besteht. Sofern &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II wegen Versto&#223;es gegen das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums f&#252;r nichtig erkl&#228;rt wird, f&#228;llt der Ausschlusstatbestand f&#252;r alle hiervon betroffenen Personen weg, unabh&#228;ngig davon, ob sie selbst zu der Fallgruppe geh&#246;ren, die die Verfassungswidrigkeit der Norm begr&#252;ndet. Die Frage der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit der Regelung ist daher in jedem Fall entscheidungserheblich, in dem der Ausschlusstatbestand greift. Deshalb sind die von verschiedenen Gerichten zumeist in Eilverfahren oberfl&#228;chlich vorgenommenen Pr&#252;fungen der in den jeweiligen Herkunftsl&#228;ndern der Betroffenen bestehenden Sozialhilfesysteme (LSG Sachsen-Anhalt, Beschluss vom 04.02.2015 &#8211; L 2 AS 14/15 B ER &#8211; Rn. 40: Tschechien; LSG Sachsen-Anhalt, Beschluss vom 27.05.2015 &#8211; L 2 AS 256/15 B ER &#8211; Rn. 31: Rum&#228;nien; LSG Baden-W&#252;rttemberg, Beschluss vom 29.06.2015 &#8211; L 1 AS 2338/15 ER-B, L 1 AS 2358/15 B: Slowakei; LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 20.08.2015 &#8211; L 12 AS 1180/15 B ER &#8211; Rn. 27: Italien; Bayerisches LSG, Beschluss vom 13.10.2015 &#8211; L 16 AS 612/15 ER &#8211; Rn. 38: Portugal) rechtlich ebenso bedeutungslos wie die Frage, ob bei dem Betroffenen im konkreten Einzelfall ein Hinderungsgrund f&#252;r die R&#252;ckkehr in den Herkunftsstaat vorliegt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_510\">510</a></dt>\n<dd><p><strong>6.3</strong> Auch die zur Rechtfertigung des Leistungsausschlusses herangezogene These, der Gesetzgeber habe mit dem Leistungsausschluss f&#252;r EU-Ausl&#228;nder, die ihr Aufenthaltsrecht allein aus dem Zweck der Arbeitsuche ableiteten, den Nachrang des deutschen Sozialleistungssystems gegen&#252;ber dem des Herkunftslandes normiert, was verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden sei (LSG Rheinland-Pfalz, Beschluss vom 05.11.2015 &#8211; L 3 AS 479/15 B ER &#8211; Rn. 26; LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.03.2016 &#8211; L 12 SO 79/16 B ER &#8211; Rn. 34; SG Dortmund, Beschluss vom 23.11.2015 - S 30 AS 3827/15 ER; LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 20.08.2015 &#8211; L 12 AS 1188/15 B ER), ist falsch. Der Nachrang gegen&#252;ber anderen Sozialleistungen wird im SGB II &#252;ber die Einkommensanrechnungsvorschriften oder speziell im Verh&#228;ltnis zu anderen deutschen Sozialleistungssystemen (&#167; 5 Abs. 2 SGB II), im SGB XII allgemeiner in &#167; 2 Abs. 1 SGB XII sowie in den dortigen Einkommensanrechnungsvorschriften geregelt. Nachrangigkeit bedeutet in diesem Zusammenhang lediglich, dass Leistungen nach dem SGB II und SGB XII nur erbracht werden, soweit die Leistungsberechtigten ihren Bedarf nicht durch andere Eink&#252;nfte, beispielsweise aus vorrangigen Sozialleistungen decken k&#246;nnen. Die Leistungsausschl&#252;sse des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II und des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII kn&#252;pfen aber tats&#228;chlich nicht an den Umstand an, dass die betroffenen Personen &#252;ber vorrangige Leistungsanspr&#252;che verf&#252;gen, sondern ordnen den Leistungsausschluss v&#246;llig unabh&#228;ngig von der Frage an, ob derartige Anspr&#252;che bestehen. F&#252;r den Fall, dass tats&#228;chlich Sozialleistungen von ausl&#228;ndischen Tr&#228;gern bezogen werden, w&#252;rde der Nachrang ohnehin &#252;ber die Einkommensanrechnung nach &#167; 11 SGB II oder &#167; 82 SGB XII hergestellt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_511\">511</a></dt>\n<dd><p><strong>6.4 </strong>Das gelegentlich herangezogene Argument, dass das Urteil des BVerfG vom 18.07.2012 (1 BvL 10/10, 2/11) keine Aussage dar&#252;ber enthalte, inwiefern es dem Gesetzgeber m&#246;glich sei, Personen ohne Aufenthaltsrecht Sozialleistungen zu verwehren oder Personen mit einem bestimmten, n&#228;her definierten Aufenthaltsrecht (beispielsweise dem Aufenthaltsrecht zur Arbeitsuche) vom Bezug von Sozialleistungen auszuschlie&#223;en (LSG Rheinland-Pfalz, Beschluss vom 05.11.2015 &#8211; L 3 AS 479/15 B ER &#8211; Rn. 28; LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.03.2016 &#8211; L 12 SO 79/16 B ER &#8211; Rn. 34), f&#252;hrt nicht weiter. Dass sich die Entscheidung des BVerfG nur &#252;ber die Vereinbarkeit von Vorschriften des AsylbLG mit dem Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums bezog, war dem dortigen Streitgegenstand geschuldet und ist f&#252;r sich genommen selbstverst&#228;ndlich kein Argument f&#252;r die Verfassungsm&#228;&#223;igkeit irgendeiner anderen Regelung.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_512\">512</a></dt>\n<dd><p>Aus dem genannten Urteil den Schluss zu ziehen, das BVerfG w&#252;rde die verfassungsrechtliche Situation im Hinblick auf &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II anders bewerten, w&#252;rde eine vertiefte Auseinandersetzung mit den der Entscheidung des BVerfG vom 18.07.2012 (1 BvL 10/10, 2/11) zu Grunde liegenden Pr&#228;missen des BVerfG erfordern. Dass einzige erkennbare Argument, was speziell in Bezug auf das genannte Urteil hierf&#252;r regelm&#228;&#223;ig vorgebracht wird, ist die mangelnde Vergleichbarkeit der Situationen von Leistungsberechtigten nach dem AsylbLG einerseits und Unionsb&#252;rgern andererseits, die darauf beruhen soll, dass Asylbewerber, die sich auf politische Verfolgung in ihren Heimatl&#228;ndern berufen, regelm&#228;&#223;ig nicht in ihre Herkunftsl&#228;nder zur&#252;ckkehren k&#246;nnten, dies bei der vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 2 Satz 2 Nr. 2 SGB II betroffenen Personengruppe in der Regel aber ohne weiteres m&#246;glich sei (LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.03.2016 &#8211; L 12 SO 79/16 B ER &#8211; Rn. 35; LSG Rheinland-Pfalz, Beschluss vom 31.08.2015 &#8211; L 3 AS 430/15 B &#8211; nicht ver&#246;ffentlicht).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_513\">513</a></dt>\n<dd><p>Bei Lekt&#252;re des Urteils des BVerfG vom 18.07.2012 (1 BvL 10/10, 2/11) f&#228;llt jedoch auf, dass der Aspekt einer unm&#246;glichen oder unzumutbaren oder auch nur erschwerten R&#252;ckkehr in den Herkunftsstaat bei der Pr&#252;fung der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit der ger&#252;gten Vorschriften des AsylbLG keine Rolle gespielt hat.Ausf&#252;hrlich behandelt wurde hingegen vor allem die Frage, inwiefern ein kurzfristiger Aufenthalt Abweichungen bei der Bedarfsbemessung zul&#228;sst (BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 74). Es ist auch nicht erkennbar, dass das BVerfG in seinen Leitentscheidungen zum Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums Ans&#228;tze f&#252;r ein Differenzierungskriterium hinsichtlich der M&#246;glichkeit der R&#252;ckkehr in den Herkunftsstaat formuliert h&#228;tte. Gerade das Urteil vom 18.07.2012 spricht eine deutlich andere Sprache (BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 94):</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_514\">514</a></dt>\n<dd><p>&#8222;Auch eine kurze Aufenthaltsdauer oder Aufenthaltsperspektive in Deutschland rechtfertigte es im &#220;brigen nicht, den Anspruch auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums auf die Sicherung der physischen Existenz zu beschr&#228;nken. Art. 1 Abs. 1 GG in Verbindung mit Art. 20 Abs. 1 GG verlangt, dass das Existenzminimum in jedem Fall und zu jeder Zeit sichergestellt sein muss (&#8230;). Art. 1 Abs. 1 GG garantiert ein menschenw&#252;rdiges Existenzminimum, das durch im Sozialstaat des Art. 20 Abs. 1 GG auszugestaltende Leistungen zu sichern ist, als einheitliches, das physische und soziokulturelle Minimum umfassendes Grundrecht. Ausl&#228;ndische Staatsangeh&#246;rige verlieren den Geltungsanspruch als soziale Individuen nicht dadurch, dass sie ihre Heimat verlassen und sich in der Bundesrepublik Deutschland nicht auf Dauer aufhalten (&#8230;). Die einheitlich zu verstehende menschenw&#252;rdige Existenz muss daher ab Beginn des Aufenthalts in der Bundesrepublik Deutschland realisiert werden.&#8220;</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_515\">515</a></dt>\n<dd><p>Unabh&#228;ngig davon, dass sich den Entscheidungen des BVerfG selbst bislang kein Argument f&#252;r die Auffassung entnehmen l&#228;sst, dass die dem Urteil vom 18.07.2012 (1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11) zu Grunde liegenden Pr&#228;missen f&#252;r den vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II betroffenen Personenkreis nicht gelten k&#246;nnten, h&#228;lt die vorgenommene Unterscheidung anhand des Kriteriums der Unm&#246;glichkeit oder Unzumutbarkeit der R&#252;ckkehr in den Herkunftsstaat einer n&#228;heren &#220;berpr&#252;fung nicht stand. Weder setzt ein Anspruch nach &#167; 1 AsylbLG stets voraus, dass die berechtigte Person nicht in den Herkunftsstaat zur&#252;ckreisen kann oder ihr dies nicht zuzumuten ist, noch kann bei dem von &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II erfassten Personenkreis eine solche Situation ausgeschlossen werden. Leistungen nach dem AsylbLG erhalten insbesondere auch vollziehbar ausreisepflichtige Personen (&#167; 1 Abs. 1 Nr. 5 AsylbLG). Hiervon k&#246;nnen insbesondere Ausl&#228;nder erfasst sein, die keinen Asylantrag gestellt, ihren Asylantrag zur&#252;ckgenommen haben oder die nach Ablehnung ihres Asylantrags noch nicht ausgereist oder abgeschoben worden sind (<em>Frerichs</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB XII, 2. Auflage 2014, &#167; 1 AsylbLG, Rn. 13, Stand 01.04.2016). Dies kann aber auch grunds&#228;tzlich freiz&#252;gigkeitsberechtigte Unionsb&#252;rger nach einer Verlustfeststellung betreffen (vgl. LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 30.11.2015 &#8211; L 6 AS 1480/15 B ER, L 6 AS 1481/15 B &#8211; Rn. 17). Sowohl von der Leistungsberechtigung nach &#167; 1 AsylbLG (insbesondere nach &#167; 1 Abs. 1 Nr. 5 AsylbLG) als auch vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II k&#246;nnen Personen jeder Staatsangeh&#246;rigkeit au&#223;er der deutschen erfasst sein. Das Differenzierungskriterium der sozialen oder politischen Lage in den jeweiligen Herkunftsstaaten ist f&#252;r eine Rechtfertigung der Ungleichbehandlung zwischen nach &#167; 1 AsylbLG leistungsberechtigten und nach &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II ausgeschlossenen Personen daher von vornherein nicht geeignet.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_516\">516</a></dt>\n<dd><p><strong>6.5</strong> Unzutreffend ist auch die Auffassung, dass das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums nicht ausschlie&#223;e, Leistungen nur insoweit vorzuhalten, wie es erforderlich sei, um einen Betroffenen in die Lage zu versetzen, dass er existenzsichernde Leistungen seines Herkunftslandes in Anspruch nehmen k&#246;nne und der Staat hierbei allenfalls gehalten sei, Reise- und Verpflegungskosten zur Existenzsicherung vorzuhalten (so aber LSG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 28.09.2015 &#8211; L 20 AS 2161/15 B ER &#8211; Rn. 22).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_517\">517</a></dt>\n<dd><p>Hiergegen ist &#8211; abgesehen vom grunds&#228;tzlichen Einwand, dass der Anspruch auf Gew&#228;hrleistung des Existenzminimums weder von der Staatsangeh&#246;rigkeit, noch vom rechtm&#228;&#223;igen Aufenthalt, noch von bestimmten Verhaltensweisen abh&#228;ngen kann &#8211; einzuwenden, dass auf Grund der einander erg&#228;nzenden Ausschlussregelungen im SGB II und im SGB XII selbst der als notwendig angesehene Anspruch auf Reise- und Verpflegungskosten nicht besteht; allenfalls k&#246;nnte auf Ermessensleistungen nach dem SGB XII zur&#252;ckgegriffen werden. Selbst wenn man einen derartigen <em>Anspruch</em> f&#252;r ausreichend zur Gew&#228;hrleistung des Existenzminimums halten w&#252;rde, w&#228;re die Verfassungswidrigkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II somit nicht behoben. Dar&#252;ber hinaus l&#246;st dieser Ansatz das Problem der Existenzsicherung f&#252;r den Fall nicht, dass betroffene Personen tats&#228;chlich nicht ausreisen, wozu sie auf Grund ihres Aufenthaltsrechts, welches eine Voraussetzung f&#252;r den Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II darstellt, schlie&#223;lich nicht unmittelbar gezwungen werden k&#246;nnen. Der elementare Lebensbedarf eines Menschen muss aber in dem Augenblick befriedigt werden, in dem er entsteht (BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 72), so dass es mit dem Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums fundamental unvereinbar w&#228;re, Menschen durch Vorenthaltung von existenzsichernden Leistungen faktisch zur Ausreise zu zwingen. Eine Pflicht zur Ausreise kann nur aufenthaltsrechtlich erzeugt und durchgesetzt werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_518\">518</a></dt>\n<dd><p><strong>6.6</strong> Auch der Verweis auf den Nichtannahmebeschluss der 1. Kammer des 1. Senats des BVerfG vom 09.02.2001 (1 BvR 781/98) zu &#167; 120 Abs. 5 Satz 2 BSHG in der Fassung vom 23.03.1994 (so z.B. LSG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 28.09.2015 &#8211; L 20 AS 2161/15 B ER &#8211; Rn. 22) verf&#228;ngt nicht (so bereits SG Hamburg, Beschluss vom 22.09.2015 &#8211; S 22 AS 3298/15 ER &#8211; Rn. 20 f.). Zun&#228;chst handelte es sich bei dieser Entscheidung lediglich um einen Kammerbeschluss, der keine Bindungswirkung &#252;ber den Einzelfall hinaus nach sich zieht. Im Unterschied zu &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 SGB II sah die zur &#220;berpr&#252;fung stehende Regelung auch keinen vollst&#228;ndigen Leistungsausschluss vor, sondern lediglich eine Beschr&#228;nkung auf die &#8220;nach den Umst&#228;nden unabweisbar gebotene Hilfe&#8221;. Zudem stand den dort betroffenen Ausl&#228;ndern jedenfalls andernorts im Inland ein Leistungsanspruch zu, so dass sich der Staat seiner Gew&#228;hrleistungspflicht auch hinsichtlich regul&#228;rer Leistungen nicht vollst&#228;ndig entzogen hatte. Aus heutiger Sicht w&#228;re eine solche Regelung dennoch wohl unter dem Aspekt der mangelnden Bestimmtheit (s.o. unter I.9.3) als verfassungswidrig anzusehen. Es gibt letztlich keinen Grund f&#252;r die Annahme, dass die genannte Entscheidung nach den Urteilen des BVerfG vom 09.02.2010 (1 BvL 1/09 u.a.) und vom 18.07.2012 (1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11) noch den Stand der verfassungsrechtlichen Dogmatik wiedergibt (SG Hamburg, Beschluss vom 22.09.2015 &#8211; S 22 AS 3298/15 ER &#8211; Rn. 21).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_519\">519</a></dt>\n<dd><p><strong>6.7</strong> Die Auffassung, dass der Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II nicht gegen das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums versto&#223;e, erweist sich nach alldem als unzutreffend. Praktisch wird von den diese Auffassung vertretenden Senaten der Landessozialgerichte sowie den Kammern der Sozialgerichte f&#252;r ausreichend gehalten, dass die betroffenen Personen aus einem EU-Staat stammen, in den sie zur&#252;ckkehren k&#246;nnen (vgl. nur LSG Sachsen-Anhalt, Beschluss vom 04.02.2015 &#8211; L 2 AS 14/15 B ER &#8211; Rn. 40 und Beschluss vom 27.05.2015 &#8211; L 2 AS 256/15 B ER &#8211; Rn. 31; LSG Baden-W&#252;rttemberg, Beschluss vom 29.06.2015 &#8211; L 1 AS 2338/15 ER-B, L 1 AS 2358/15 B; LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 20.08.2015 &#8211; L 12 AS 1180/15 B ER &#8211; Rn. 27; Bayerisches LSG, Beschluss vom 13.10.2015 &#8211; L 16 AS 612/15 ER &#8211; Rn. 38), wobei dies durch die den Leistungsausschluss konstituierende Regelung weder im Hinblick auf den betroffenen Personenkreis noch im Hinblick auf die R&#252;ckkehrm&#246;glichkeit vorausgesetzt wird.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_520\">520</a></dt>\n<dd><p>Die M&#246;glichkeit der dortigen Inanspruchnahme von Sozialleistungen und deren Niveau wird, wenn &#252;berhaupt, nur sehr oberfl&#228;chlich gepr&#252;ft und dann stets bejaht. W&#252;rde dieses Kriterium ernst genommen, w&#228;re die Rechtslage im jeweiligen Herkunftsstaat deutlich genauer zu pr&#252;fen. Bei verbleibenden Zweifeln m&#252;ssten im einstweiligen Rechtsschutzverfahren Leistungen zugesprochen werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_521\">521</a></dt>\n<dd><p>Die genannte Auffassung l&#228;uft daher praktisch darauf hinaus, dass es dem Gesetzgeber jedenfalls nach deutschem Verfassungsrecht freist&#252;nde, alle ausl&#228;ndischen Staatsangeh&#246;rigen von existenzsichernden Leistungen auszuschlie&#223;en, die zumutbar in ihren Herkunftsstaat zur&#252;ckreisen k&#246;nnten. Es g&#228;be schlie&#223;lich keinen Grund, weshalb der Gesetzgeber Leistungen zur Sicherung des Existenzminimums nicht auch oder sogar erst recht bei anderen Aufenthaltszwecken als dem der Arbeitsuche ausschlie&#223;en d&#252;rfte. Das Menschenrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums w&#252;rde auf diese Weise auf ein Grundrecht f&#252;r Deutsche, unter Umst&#228;nden auch f&#252;r Fl&#252;chtlinge und Asylberechtigte, reduziert.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_522\">522</a></dt>\n<dd><p>Dem sind die klaren Ausf&#252;hrungen <em>Kirchhofs </em>f&#252;hrt zum (selbst mitverantworteten) Urteil des BVerfG vom 18.07.2012 (1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11) entgegenzuhalten (NZS 2015, S. 4):</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_523\">523</a></dt>\n<dd><p>&#8222;In der Entscheidung zum Asylbewerberleistungsgesetz wurde nochmals klargestellt, dass die Menschenw&#252;rde nicht etwa nur Deutschen zukommt, sondern jeder Person, die sich im Geltungsbereich des Grundgesetzes aufh&#228;lt. Das Menschenrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums gilt also nicht nur f&#252;r &#8222;Hartz-IV-Bezieher&#8220;; es bleibt nicht blo&#223;es Deutschen- oder B&#252;rgerrecht. Ob Deutscher, Angeh&#246;riger eines Mitgliedstaates der EU oder Staatsangeh&#246;riger eines Drittstaates &#8212; Mensch ist man immer.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_524\">524</a></dt>\n<dd><p>Es mag sein, dass soziale Leistungen dieser Art auf Personen aus &#228;rmeren L&#228;ndern anziehende Wirkungen entfalten. Solange der deutsche Staat sie indessen auf seinem Territorium aufnimmt, beherbergt oder auch nur duldet, sind sie in diesem bescheidenen Umfang auch leistungsberechtigt. Vorw&#252;rfe, mit dieser Rechtsprechung w&#252;rde der Zuzug nach Deutschland angeregt, &#252;bersehen, dass das Grundrecht auf eine Gew&#228;hrleistung menschenw&#252;rdiger Existenz eine Folge zwingenden Verfassungsrechts ist, die einen Aufenthalt in Deutschland voraussetzt. Wer hier Anreizeffekte vermeiden will, m&#252;sste das eigentlich urs&#228;chliche Aufenthaltsrecht &#228;ndern. Dessen Konsequenz einer finanziellen Versorgung von Menschen, die nicht selbst ihren Lebensunterhalt bestreiten k&#246;nnen, h&#228;ngt v&#246;llig vom Aufenthalt in Deutschland ab; erst dann entfaltet das Menschenrecht seine Wirkung.&#8220;</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_525\">525</a></dt>\n<dd><p>Die oben zitierten Entscheidungen vieler Sozialgerichte und Landessozialgerichte stehen mithin in einem leicht zu erkennenden Widerspruch zum aktuellen Stand der durch das BVerfG entwickelten Grundrechtsdogmatik. Dieser Widerspruch wird jedoch nicht reflektiert und sodann offensiv unter Begr&#252;ndungsaufwand vertreten &#8211; was im Sinne einer diskursiven Zukunftsoffenheit der Verfassungsrechtsdogmatik legitim w&#228;re &#8211;, sondern mit Hilfe einer selektiven und bisweilen sinnentstellenden Heranziehung von Versatzst&#252;cken der Judikatur des BVerfG und unter Behauptung einer &#220;bereinstimmung mit dieser negiert. Dass auf diese Weise in gro&#223;em Umfang und entgegen der Rechtsprechung des zust&#228;ndigen Revisionsgerichts sogar im einstweiligen Rechtsschutzverfahren die vorl&#228;ufige Verpflichtung zur Erbringung existenzsichernder Leistungen abgelehnt wird, ist nicht zu rechtfertigen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_526\">526</a></dt>\n<dd><p><strong>7.</strong> Die Verfassungswidrigkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II wird nicht dadurch kompensiert, dass hiervon Betroffene wegen der Verfassungswidrigkeit des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII einen Anspruch auf Leistungen nach dem 3. Kapitel des SGB XII haben k&#246;nnten (s.o. unter I.10). Zwischen beiden Leistungssystemen besteht kein Zusammenhang in dem Sinne, dass unabh&#228;ngig von den f&#252;r verfassungswidrig gehaltenen Vorschriften des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II und des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB II ein Nachrangverh&#228;ltnis best&#252;nde, Betroffene also unabh&#228;ngig von dem Leistungsausschluss im vorrangigen System hilfsweise auf das nachrangige System zur&#252;ckgreifen k&#246;nnten. Denn allein der Ausschlusstatbestand des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II f&#252;hrt wegen &#167; 21 Satz 1 SGB XII zu einer &#214;ffnung des Leistungssystems des SGB XII f&#252;r den betroffenen Personenkreis. Es besteht daher kein logischer Vorrang der Verfassungswidrigkeit des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII gegen&#252;ber derjenigen des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_527\">527</a></dt>\n<dd><p>W&#252;rde dies anders gesehen, m&#252;sste allerdings gepr&#252;ft werden, ob der Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II auch auf Grund eines Versto&#223;es gegen Art. 3 Abs. 1 GG oder Art. 3 Abs. 3 Satz 1 GG auf der zweiten Ebene der Grundrechtskonkretisierung verfassungswidrig ist, soweit der betroffene Personenkreis bei Nichtigkeit des &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 SGB XII dem SGB XII und nicht dem SGB II zugeordnet w&#252;rde. Anhaltspunkte hierf&#252;r ergeben sich anhand der Heterogenit&#228;t des vom Leistungsausschluss betroffenen Personenkreises einerseits und des nicht erfassten Personenkreises anderseits reichlich (s.o. unter 2.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>III.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_528\" title=\"zum Leitsatz\">528</a></dt>\n<dd><p>Auch &#167; 7 Abs. 5 SGB II verst&#246;&#223;t gegen das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums aus Art. 1 Abs. 1 GG i. V. m. Art. 20 Abs. 1 GG.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_529\">529</a></dt>\n<dd><p>Der vom Ausschlusstatbestand des &#167; 7 Abs. 5 SGB II (1) effektiv betroffene Personenkreis (2) erf&#252;llt grunds&#228;tzlich die Anspruchsvoraussetzungen f&#252;r das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums (3). F&#252;r diesen Personenkreis fehlt es an einem formell-gesetzlichen, hinreichend bestimmten Anspruch auf Leistungen zur Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums (4). Die sich hieraus ergebende unterlassene Grundrechtsgew&#228;hrleistung kann nicht verfassungsrechtlich gerechtfertigt werden (5).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_530\">530</a></dt>\n<dd><p><strong>1.</strong> &#167; 7 Abs. 5 SGB II lautet:</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_531\">531</a></dt>\n<dd><p>&#8222;Auszubildende, deren Ausbildung im Rahmen des Bundesausbildungsf&#246;rderungsgesetzes oder der &#167;&#167; 51, 57 und 58 des Dritten Buches dem Grunde nach f&#246;rderungsf&#228;hig ist, haben &#252;ber die Leistungen nach &#167; 27 hinaus keinen Anspruch auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts.&#8220;</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_532\">532</a></dt>\n<dd><p>&#167; 7 Abs. 6 SGB II lautet:</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_533\">533</a></dt>\n<dd><p>&#8222;Absatz 5 findet keine Anwendung auf Auszubildende,</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_534\">534</a></dt>\n<dd><p>1. die aufgrund von &#167; 2 Absatz 1a des Bundesausbildungsf&#246;rderungsgesetzes keinen Anspruch auf Ausbildungsf&#246;rderung oder aufgrund von &#167; 60 des Dritten Buches keinen Anspruch auf Berufsausbildungsbeihilfe haben,</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_535\">535</a></dt>\n<dd><p>2. deren Bedarf sich nach &#167; 12 Absatz 1 Nummer 1 des Bundesausbildungsf&#246;rderungsgesetzes, nach &#167; 62 Absatz 1 oder &#167; 124 Absatz 1 Nummer 1 des Dritten Buches bemisst oder</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_536\">536</a></dt>\n<dd><p>3. die eine Abendhauptschule, eine Abendrealschule oder ein Abendgymnasium besuchen, sofern sie aufgrund von &#167; 10 Absatz 3 des Bundesausbildungsf&#246;rderungsgesetzes keinen Anspruch auf Ausbildungsf&#246;rderung haben.&#8220;</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_537\">537</a></dt>\n<dd><p><strong>2.</strong> Vom Leistungsausschluss erfasst sind demnach Auszubildende, die eine nach dem BAf&#246;G oder nach den &#167;&#167; 51, 57 und 58 SGB III dem Grunde nach f&#246;rderungsf&#228;hige Ausbildung absolvieren und keinen der in &#167; 7 Abs. 6 SGB II geregelten Ausnahmetatbest&#228;nden erf&#252;llen. &#167; 7 Abs. 6 SGB II greift bestimmte Fallkonstellationen auf, in denen Auszubildende dem Grunde nach keinen Anspruch auf Ausbildungsf&#246;rderung bzw. Berufsausbildungsf&#246;rderung haben (Nr. 1), nur eine geringe Ausbildungsf&#246;rderung erhalten (Nr. 2) oder wegen Erreichen der Altersgrenze keine Ausbildungsf&#246;rderung gew&#228;hrt bekommen (Nr. 3) (vgl. <em>Leopold</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB II, 4. Auflage 2015, &#167; 7 Rn. 308, Stand 14.03.2016), wobei jeweils weitere Voraussetzungen hinzukommen m&#252;ssen. Umstritten, aber vorliegend nicht kl&#228;rungsbed&#252;rftig ist die Frage, ob auch Personen vom Ausschluss erfasst sind, die gem&#228;&#223; &#167; 122 SGB III Ausbildungsgeld unter entsprechender Anwendung der Vorschriften &#252;ber die Berufsausbildungsbeihilfe erhalten (verneinend <em>Kador</em> in: Mutschler/Schmidt-De Caluwe/Coseriu, SGB III, &#167; 122 Rn. 15, 5. Auflage 2013; bejahend BSG, Urteil vom 16.06.2015 &#8211; B 4 AS 37/14 R &#8211; Rn. 18 m.w.N.; <em>Treichel</em>, NZS 2013, S. 805 ff.).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_538\">538</a></dt>\n<dd><p><strong>2.1</strong> Der Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 5 SGB II greift bereits ein, wenn die betroffene Person eine dem Grunde nach f&#246;rderungsf&#228;hige Ausbildung absolviert, unabh&#228;ngig davon, ob sie Leistungen nach &#167;&#167; 51, 57 oder 58 SGB III oder nach dem BAf&#246;G tats&#228;chlich bezieht oder die pers&#246;nlichen Voraussetzungen f&#252;r eine F&#246;rderung erf&#252;llt. Dies legt bereits der Wortlaut des &#167; 7 Abs. 5 SGB II nahe, da das Bezugswort zum Terminus &#8222;dem Grunde nach f&#246;rderungsf&#228;hig&#8220; in &#167; 7 Abs. 5 SGB II &#8222;Ausbildung&#8220; und nicht etwa &#8222;Auszubildende&#8220; ist. Zwar lie&#223;e sich auch mit dieser Formulierung isoliert betrachtet noch vereinbaren, wegen der Verwendung des Relativpronomens &#8222;deren&#8220; zwischen &#8222;Auszubildende&#8220; und &#8222;Ausbildung&#8220; auf die F&#246;rderungsf&#228;higkeit der konkreten Ausbildung abzustellen, allerdings ergibt sich aus dem systematischen Zusammenhang mit den R&#252;ckausnahmeregelungen in &#167; 7 Abs. 6 Nr. 1 und Nr. 3 SGB II, dass der Leistungsausschluss abgesehen von den dort genannten Ausnahmef&#228;llen auch dann greift, wenn kein Anspruch auf Leistungen nach dem BAf&#246;G oder nach dem SGB III besteht (so im Ergebnis auch BSG, Urteil vom 22.08.2012 &#8211; B 14 AS 197/11 R &#8211; Rn. 14; BSG, Urteil vom 06.08.2014 &#8211; B 4 AS 55/13 R &#8211; Rn. 17 m.w.N.; ausf&#252;hrlich mit Erl&#228;uterungen zur Systematik, Gesetzgebungsgeschichte und Sinn und Zweck: BSG, Urteil vom 17.02.2015 &#8211; B 14 AS 25/14 R &#8211; Rn. 20 ff.). Das Fehlen individueller Voraussetzungen f&#252;r eine F&#246;rderung ist mithin unerheblich (vgl. auch <em>Thie</em> in: LPK-SGB II, 5. Auflage 2013, &#167; 7 Rn. 113; <em>Wolff</em>-<em>Dellen</em> in: L&#246;ns/Herold-Tews, SGB II, &#167; 7 Rn. 52, 3. Auflage 2011).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_539\">539</a></dt>\n<dd><p>Es &#228;ndert sich somit nichts an der F&#246;rderungsf&#228;higkeit der Ausbildung dem Grunde nach im Sinne des &#167; 7 Abs. 5 SGB II, wenn Auszubildende (einschlie&#223;lich Studierende) tats&#228;chlich keinen Anspruch auf Leistungen nach dem BAf&#246;G haben, z.B. wegen mangelnder Eignung (&#167; 9 BAf&#246;G), wegen &#220;berschreitens der Altersgrenze (&#167; 10 BAf&#246;G), bei &#220;berschreiten der F&#246;rderungsh&#246;chstdauer (&#167; 15a BAf&#246;G) oder wegen des Fehlens der Voraussetzungen f&#252;r die F&#246;rderung einer weiteren Ausbildung bei einem nach Ma&#223;gabe des Gesetzes unbegr&#252;ndeten Ausbildungs- und Fachrichtungswechsel (&#167; 7 Abs. 2, 3 BAf&#246;G). Die Ausbildung ausl&#228;ndischer Studierender ist im Sinne des &#167; 7 Abs. 5 SGB II dem Grunde nach f&#246;rderungsf&#228;hig, auch wenn sie tats&#228;chlich keine Ausbildungsf&#246;rderung erhalten, weil sie die in &#167; 8 BAf&#246;G aufgef&#252;hrten aufenthaltsrechtlichen Voraussetzungen nicht erf&#252;llen (<em>Leopold</em> in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB II, 4. Auflage 2015, &#167; 7 Rn. 297, Stand 14.03.2016). Entsprechendes gilt f&#252;r Auszubildende, die eine nach &#167;&#167; 51, 57 oder 58 SGB III f&#246;rderungsf&#228;hige Ausbildung absolvieren und als Ausl&#228;nder auf Grund der in &#167; 59 Abs. 1 SGB III angeordneten entsprechenden Anwendung der Abs&#228;tze 1, 2, 4 und 5 des &#167; 8 BAf&#246;G (ausgenommen wiederum F&#228;lle des &#167; 59 Abs. 2, Abs. 3 SGB III), wegen bereits abgeschlossener Erstausbildung nach &#167; 57 Abs. 2 Satz 2 SGB III oder wegen der vorzeitigen L&#246;sung eines vorangegangenen Ausbildungsverh&#228;ltnisses nach &#167; 57 Abs. 3 SGB III keinen Anspruch auf Berufsausbildungsbeihilfe haben.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_540\">540</a></dt>\n<dd><p>Der Leistungsausschluss betrifft demnach auch Personen, die keine Ausbildungsf&#246;rderungsleistungen nach dem SGB III oder nach dem BAf&#246;G erhalten, unabh&#228;ngig davon, ob und in welcher H&#246;he sie &#252;ber Einkommen oder Verm&#246;gen verf&#252;gen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_541\">541</a></dt>\n<dd><p><strong>2.2.</strong> Vom Leistungsausschluss ausgenommen sind gem&#228;&#223; &#167; 27 Abs. 2 SGB II Mehrbedarfe bei Schwangerschaft (&#167; 21 Abs. 2 SGB II), f&#252;r Alleinerziehende (&#167; 21 Abs. 3 SGB II), bei kostenaufw&#228;ndiger Ern&#228;hrung aus medizinischen Gr&#252;nden (&#167; 21 Abs. 5 SGB II), bei unabweisbaren, laufenden, besonderen Bedarfen (&#167; 21 Abs. 6 SGB II) und der Sonderbedarf f&#252;r Erstausstattungen f&#252;r Bekleidung und bei Schwangerschaft und Geburt (&#167; 24 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 SGB II), soweit diese nicht durch zu ber&#252;cksichtigendes Einkommen oder Verm&#246;gen gedeckt sind.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_542\">542</a></dt>\n<dd><p><strong>2.3 </strong>Nach n&#228;herer Ma&#223;gabe des &#167; 27 Abs. 3 SGB II erhalten vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 5 SGB II betroffene Auszubildende einen Zuschuss zu ihren ungedeckten, angemessenen Unterkunfts- und Heizungskosten, wenn sie Berufsausbildungsbeihilfe oder Ausbildungsgeld nach dem SGB III oder Leistungen nach dem BAf&#246;G beziehen oder nur wegen der Vorschriften zur Ber&#252;cksichtigung von Einkommen und Verm&#246;gen nicht beziehen. Personen, die einem individuellen Leistungsausschlussgrund nach dem SGB III oder nach dem BAf&#246;G unterliegen, haben diesen Anspruch nicht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_543\">543</a></dt>\n<dd><p><strong>2.4 </strong>Nach &#167; 27 Abs. 4 SGB II k&#246;nnen Personen, die vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 5 SGB II betroffen sind, bei Vorliegen einer besonderen H&#228;rte Leistungen als Darlehen f&#252;r Regelbedarfe, Bedarfe f&#252;r Unterkunft und Heizung und notwendige Beitr&#228;ge zur Kranken- und Pflegeversicherung erbracht werden. Die Gew&#228;hrung der Leistungen steht im Ermessen der Beh&#246;rde. Zu der Frage, unter welchen Umst&#228;nden eine &#8222;besondere H&#228;rte&#8220; vorliegt, hat das BSG bislang drei Fallgruppen entwickelt (BSG, Beschluss vom 23.08.2012 &#8211; B 4 AS 32/12 B &#8211; Rn. 20):</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_544\">544</a></dt>\n<dd><p>- Es ist wegen einer Ausbildungssituation Hilfebedarf entstanden, der nicht durch BAf&#246;G oder Berufsausbildungsbeihilfe gedeckt werden kann und es besteht deswegen begr&#252;ndeter Anlass f&#252;r die Annahme, dass die vor dem Abschluss stehende Ausbildung nicht beendet werden kann und das Risiko zuk&#252;nftiger Erwerbslosigkeit droht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_545\">545</a></dt>\n<dd><p>- Die bereits weit fortgeschrittene und bisher kontinuierlich betriebene Ausbildung ist aufgrund der konkreten Umst&#228;nde des Einzelfalls wegen einer Behinderung oder Krankheit gef&#228;hrdet.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_546\">546</a></dt>\n<dd><p>- Eine nach den Vorschriften des BAf&#246;G f&#246;rderungsf&#228;hige Ausbildung stellt objektiv belegbar die einzige Zugangsm&#246;glichkeit zum Arbeitsmarkt dar.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_547\">547</a></dt>\n<dd><p><strong>2.5 </strong>Gem&#228;&#223; &#167; 27 Abs. 5 SGB II k&#246;nnen unter den Voraussetzungen des &#167; 22 Abs. 8 SGB II (Sicherung der Unterkunft oder Behebung einer vergleichbaren Notlage) nach Ermessen der Beh&#246;rde Schulden &#252;bernommen werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_548\">548</a></dt>\n<dd><p><strong>3.</strong> Die vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 5 SGB II betroffenen Personen sind Grundrechtstr&#228;ger und k&#246;nnen hilfebed&#252;rftig im verfassungsrechtlichen Sinne sein.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_549\">549</a></dt>\n<dd><p>Es handelt sich um Menschen (s.o. unter I.7.1), die sich, um von &#167; 7 Abs. 5 SGB II &#252;berhaupt betroffen sein zu k&#246;nnen, in Deutschland tats&#228;chlich aufhalten (&#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 SGB II) und im einfachrechtlichen Sinne hilfebed&#252;rftig sein (&#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 SGB II) m&#252;ssen. Der &#8222;gew&#246;hnliche Aufenthalt&#8220; schlie&#223;t den regelm&#228;&#223;igen tats&#228;chlichen Aufenthalt in Deutschland (s.o. unter I.7.2) logisch mit ein.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_550\">550</a></dt>\n<dd><p>Die Grundrechtsrelevanz der Regelung wird nicht dadurch beseitigt, dass in Folge von Freibetrags- und Ausnahmeregelungen bei der Ber&#252;cksichtigung von Einkommen und Schonverm&#246;gensregelungen <em>auch</em> Personen die Voraussetzungen des &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 SGB II erf&#252;llen und vom Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 5 SGB II betroffen sein k&#246;nnen, deren Existenzsicherung nicht akut gef&#228;hrdet ist, bei denen der Leistungsausschluss also nicht mit einer individuellen Grundrechtsverletzung einhergeht. Denn der Leistungsausschluss betrifft jedenfalls auch Personen, die ihr materielles Existenzminimum nicht aus eigener Kraft sichern k&#246;nnen und deshalb im verfassungsrechtlichen Sinne hilfebed&#252;rftig sind (s.o. unter II.3).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_551\">551</a></dt>\n<dd><p>Irrelevant ist auch der Umstand, dass vom Leistungsausschluss durch Einbeziehung von nach &#167; 58 SGB III f&#246;rderungsf&#228;higen Ausbildungen auch Personen erfasst sind, die sich zumindest zeitweise im Ausland aufhalten und in dieser Zeit die (verfassungsrechtliche) Anspruchsvoraussetzung des tats&#228;chlichen Aufenthalts im Inland nicht erf&#252;llen (s.o. unter I.7.2). In vielen F&#228;llen d&#252;rften die betroffenen Personen bereits mangels gew&#246;hnlichen Aufenthalts in Deutschland keinen Anspruch auf Leistungen nach dem SGB II haben.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_552\">552</a></dt>\n<dd><p><strong>4.</strong> F&#252;r den vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 5 SGB II betroffenen Personenkreis fehlt es bereits an einem formell-gesetzlichen Anspruch auf Leistungen zur Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums (s.o. unter I.9.2). In Folge dessen ist &#167; 7 Abs. 5 SGB II verfassungswidrig.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_553\">553</a></dt>\n<dd><p><strong>4.1</strong> Nach der die zweite Vorlagefrage betreffenden Regelung des &#167; 7 Abs. 5 SGB II besteht kein Anspruch auf Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem SGB II. Die hierf&#252;r vorgesehenen Ausnahmeregelungen sind f&#252;r einen erheblichen Teil des betroffenen Personenkreises nicht einschl&#228;gig.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_554\">554</a></dt>\n<dd><p><strong>4.1.1</strong> Die obligatorischen Ausnahmereglungen des &#167; 7 Abs. 6 SGB II gelten nur f&#252;r die dort aufgef&#252;hrten Lebenssituationen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_555\">555</a></dt>\n<dd><p><strong>4.1.2</strong> Die Leistungen nach &#167; 27 Abs. 2 SGB II decken nur Mehrbedarfe, nicht jedoch den Regelbedarf zur Sicherung des Lebensunterhalts und die Bedarfe f&#252;r Unterkunft und Heizung. Sie sind daher evident nicht dazu geeignet, das Existenzminimum zu gew&#228;hrleisten. Leistungen nach &#167; 27 Abs. 3 SGB II sind lediglich erg&#228;nzend zu Leistungen nach dem BAf&#246;G oder nach dem SGB III zu erbringen. Die Personen, die von den Leistungsausschlusstatbest&#228;nden des BAf&#246;G oder des SGB III betroffen sind, profitieren hiervon nicht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_556\">556</a></dt>\n<dd><p><strong>4.1.3</strong> Das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums ist auch nicht deshalb gewahrt, weil das Gesetz in &#167; 27 Abs. 4 SGB II die M&#246;glichkeit vorsieht, dass bei Vorliegen einer besonderen H&#228;rte Leistungen als Darlehen f&#252;r Regelbedarfe, Bedarfe f&#252;r Unterkunft und Heizung und notwendige Beitr&#228;ge zur Kranken- und Pflegeversicherung erbracht werden k&#246;nnen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_557\">557</a></dt>\n<dd><p>Die nach 27 Abs. 4 SGB II bestehende M&#246;glichkeit, in besonderen H&#228;rtef&#228;llen Darlehen f&#252;r Regelbedarfe, Bedarfe f&#252;r Unterkunft und Heizung und notwendige Beitr&#228;ge zur Kranken- und Pflegeversicherung zu erhalten, stattet den betroffenen Personenkreis nicht mit dem verfassungsrechtlich geforderten formell-gesetzlichen Anspruch aus, weil der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde ein Ermessen nicht nur &#252;ber Art und H&#246;he, sondern auch &#252;ber das &#8222;<em>Ob</em>&#8220; der Leistung einger&#228;umt wird (s.o. unter I.9.2 und unter I.9.3).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_558\">558</a></dt>\n<dd><p>Auf Grund der Verwendung des (besonders) unbestimmten Rechtsbegriffs der &#8222;besondere(n) H&#228;rte&#8220; (vgl. BSG, Urteil vom 30.09.2008 &#8211; B 4 AS 28/07 R &#8211; Rn. 20 ff.; BSG, Urteil vom 01.07.2009 &#8211; B 4 AS 67/08 R &#8211; Rn. 17 ff.; BSG, Beschluss vom 23.08.2012 &#8211; B 4 AS 32/12 B &#8211; Rn. 20) als Leistungsvoraussetzung und der Einr&#228;umung von Ermessen ist diese Vorschrift zudem wegen ihrer nicht ausreichenden Bestimmtheit zur verfassungskonformen Ausgestaltung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums ungeeignet (s.o. unter I.9.3). Auf Grund der Verwendung des Begriffspaares &#8222;besondere H&#228;rte&#8220; l&#228;sst sich keine hinreichend sichere Verbindung zwischen einer gesetzgeberischen Entscheidung zur Einr&#228;umung eines Anspruchs auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums zur Umsetzung in der Verwaltungs- und Gerichtspraxis ziehen. Es zeigt sich gerade in der Verwendung dieser Begriffe, dass eine fl&#228;chendeckende Gew&#228;hrleistung des Existenzminimums f&#252;r den betroffenen Personenkreis nicht Ziel der Regelung ist.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_559\">559</a></dt>\n<dd><p><strong>4.2</strong> Kompensationsm&#246;glichkeiten in anderen Leistungssystemen bestehen nicht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_560\">560</a></dt>\n<dd><p><strong>a)</strong> Auf Leistungen nach dem SGB XII kann bereits deshalb nicht zur&#252;ckgegriffen werden, weil der betroffene Personenkreis &#8211; anders als im Falle des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II &#8211; nicht im Sinne des &#167; 21 Satz 1 SGB XII dem Grunde nach von den Leistungen nach dem SGB II ausgeschlossen ist. Der Leistungsausschluss nach &#167; 7 Abs. 5 SGB II betrifft nur die Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts im Sinne der &#167;&#167; 19 ff. SGB II (exklusive Mehrbedarfe und ggf. Beitr&#228;ge). F&#252;r Leistungen zur Eingliederung in Arbeit nach dem 1. Abschnitt des 3. Kapitels gilt der Leistungsausschluss nicht (so auch <em>Wolff</em>-<em>Dellen</em> in L&#246;ns/Herold-Tews, &#167; 7 Rn. 54, 3. Auflage 2011). Die vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 5 SGB II betroffenen Personen sind demnach dem Grunde nach leistungsberechtigt nach dem SGB II und in Folge dessen gem&#228;&#223; &#167; 21 Satz 1 SGB XII von den Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem SGB XII ausgeschlossen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_561\">561</a></dt>\n<dd><p>Im &#220;brigen ist f&#252;r die Leistungen nach dem 3. und 4. Kapitel des SGB XII in &#167; 22 Abs. 1 Satz 1 SGB XII ein gleichgerichteter Ausschlusstatbestand enthalten. Ein wesentlicher Unterschied zum SGB II besteht hier nur insofern, als gem&#228;&#223; &#167; 22 Abs. 1 Satz 2 SGB XII in besonderen H&#228;rtef&#228;llen Leistungen auch als Beihilfe und nicht nur als Darlehen erbracht werden k&#246;nnen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_562\">562</a></dt>\n<dd><p><strong>b)</strong> Leistungen der Ausbildungsf&#246;rderung nach dem BAf&#246;G und Leistungen der Berufsausbildungsbeihilfe dem SGB III erhalten nur diejenigen Personen, die eine f&#246;rderungsf&#228;hige Ausbildung absolvieren und keinen individuellen Ausschlusstatbestand erf&#252;llen (s.o. unter 2.1). In F&#228;llen des Anspruchsausschlusses wegen bereits abgeschlossener Erstausbildung (&#167; 57 Abs. 2 SGB III) oder der vorzeitigen L&#246;sung eines vorangegangenen Ausbildungsverh&#228;ltnisses (&#167; 57 Abs. 3 SGB III) besteht nur unter weiteren Voraussetzungen die M&#246;glichkeit, Leistungen der Berufsausbildungsbeihilfe im Ermessenswege zu erbringen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_563\">563</a></dt>\n<dd><p><strong>5.</strong> Die durch den Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 5 SGB II unterbliebene Grundrechtsverwirklichung und die somit verfassungsrechtlich defizit&#228;re Gestaltung einfachen Rechts, kann nicht verfassungsrechtlich gerechtfertigt werden.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a class=\"Overl\" name=\"rd_564\" title=\"zum Leitsatz\">564</a></dt>\n<dd><p><strong>5.1</strong> Das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums darf nicht eingeschr&#228;nkt werden, denn es gew&#228;hrleistet gerade das Mindestma&#223; dessen, was jeder Mensch beanspruchen kann. Das Grundrecht ist dem Grunde nach unverf&#252;gbar (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 133). Der gesetzliche Leistungsanspruch muss so ausgestaltet sein, dass er stets den gesamten existenznotwendigen Bedarf jedes individuellen Grundrechtstr&#228;gers deckt (BVerfG, Urteil vom 09.02.2010 &#8211; 1 BvL 1/09 u.a. &#8211; Rn. 137). Die Unverf&#252;gbarkeit resultiert aus der Fundierung des Grundrechts in der Menschenw&#252;rdegarantie (zum Ganzen s.o. unter I.6). Der Mensch kann seinen Achtungsanspruch nach Art. 1 Abs. 1 GG nicht verwirken, auch nicht durch selbst zu verantwortende Handlungen oder Unterlassungen, so dass jeder m&#246;gliche sachliche Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r eine gesetzliche Einschr&#228;nkung hieraus resultierender Anspr&#252;che entf&#228;llt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_565\">565</a></dt>\n<dd><p><strong>a)</strong> Gesetzliche Leistungsausschl&#252;sse dem Grunde nach &#8211; wie in &#167; 7 Abs. 5 SGB II geregelt &#8211; bei Personen, die die Anspruchsvoraussetzungen f&#252;r das Grundrecht erf&#252;llen, sind deshalb per se verfassungswidrig und einer Rechtfertigung von vornherein nicht zug&#228;nglich. Dementsprechend kann eine derartige Einschr&#228;nkung auch nicht auf Zumutbarkeitserw&#228;gungen oder Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitspr&#252;fungen gleich welcher Art gest&#252;tzt werden. Eine Einschr&#228;nkungsbefugnis im Sinne des Art. 19 Abs. 1 Satz 1 GG besteht nicht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_566\">566</a></dt>\n<dd><p>Hieraus folgt, dass das einfache Recht Leistungsausschl&#252;sse nur in F&#228;llen vorsehen darf, in denen mindestens eine der (neben dem Menschsein) zwei Anspruchsvoraussetzungen f&#252;r das Grundrecht nicht vorliegt, also kein Aufenthalt im Inland gegeben ist (s.o. unter I.7.2) und/oder keine Hilfebed&#252;rftigkeit im verfassungsrechtlichen Sinne vorliegt (s.o. unter I.7.3). Leistungseinschr&#228;nkungen sind bei Vorliegen dieser Anspruchsvoraussetzungen nur zul&#228;ssig, soweit auf der zweiten Ebene der Grundrechtskonkretisierung, der gesetzlichen Fixierung des konkreten Leistungsanspruchs, im Vergleich zu den gesetzlich ausformulierten Mindestanforderungen ein quantitativer oder qualitativer Spielraum besteht, der eine tragf&#228;hig begr&#252;ndbare Differenzierung erlaubt.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_567\">567</a></dt>\n<dd><p>Auf der ersten Ebene der Grundrechtskonkretisierung kommt eine Differenzierung nur auf Grund abweichender Bedarfslagen in Betracht (vgl. BVerfG, Urteil vom 18.07.2012 &#8211; 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 &#8211; Rn. 73; s.o. unter I.9.4). Das hiernach bestimmte Existenzminimum muss jedoch auch dann durch staatliche Sozialleistungen gew&#228;hrleistet werden, wenn bestehende Selbsthilfem&#246;glichkeiten (z.B. Aufnahme einer Erwerbst&#228;tigkeit) tats&#228;chlich nicht genutzt werden, gleich aus welchem Grund.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_568\">568</a></dt>\n<dd><p><strong>b)</strong> Bei dem vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 5 SGB II betroffenen Personenkreis k&#246;nnen alle Anspruchsvoraussetzungen f&#252;r das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums gegeben sein. Sie halten sich &#8211; definitionsgem&#228;&#223;, &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 SGB II &#8211; im Inland auf und sind im Sinne der &#167;&#167; 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3, 9 Abs. 1 SGB II hilfebed&#252;rftig, was F&#228;lle der Hilfebed&#252;rftigkeit im verfassungsrechtlichen Sinne (s.o. unter I.7.3) notwendig einschlie&#223;t. Die Regelung ist daher &#8211; unabh&#228;ngig davon, dass in Einzelf&#228;llen eine individuelle Grundrechtsverletzung auch fehlen kann &#8211; verfassungswidrig.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_569\">569</a></dt>\n<dd><p><strong>5.2</strong> Der zur Rechtfertigung des Leistungsausschlusses nach &#167; 7 Abs. 5 SGB II regelm&#228;&#223;ig angef&#252;hrte Zweck, eine (verdeckte) Ausbildungsf&#246;rderung durch Leistungen nach dem SGB II zu verhindern, insbesondere unter Umgehung der dortigen Anspruchsvoraussetzungen und der unter Umst&#228;nden niedrigeren Leistungsh&#246;he (BSG, Urteil vom 19.08.2010 &#8211; B 14 AS 24/09 R &#8211; Rn. 15; BSG, Urteil vom 22.08.2012 &#8211; B 14 AS 197/11 R &#8211; Rn. 13; BSG, Urteil vom 17.02.2015 &#8211; B 14 AS 25/14 R &#8211; Rn. 21; BSG, Urteil vom 17.02.2016 &#8211; B 4 AS 2/15 R &#8211; Rn. 23; vgl. auch LSG Rheinland-Pfalz, Beschluss vom 12.02.2010 &#8211; L 1 SO 84/09 &#8211; Rn- 38; LSG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 11.06.2013 &#8211; L 2 AS 1518/12 &#8211; Rn. 26) ist nicht geeignet, den Leistungsausschluss zu legitimieren. Die hierin zum Ausdruck kommenden bildungspolitischen Zielsetzungen m&#246;gen als solche legitim sein und zu hochschul- oder berufsbildungsrechtlichen Ma&#223;nahmen berechtigen, sie stehen aber nicht in einem inhaltlich-argumentativen Zusammenhang mit dem Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums. Die Ausbildungsf&#246;rderungssysteme des SGB III und des BAf&#246;G sind nicht so ausgestaltet, dass sie allen hilfebed&#252;rftigen Auszubildenden einen Leistungsanspruch zur Verf&#252;gung stellten, der zur Deckung des existenznotwendigen Bedarfs geeignet w&#228;re.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_570\">570</a></dt>\n<dd><p>Es ist kein verfassungsrechtliches Argument ersichtlich, weshalb bestimmten Personen allein auf Grund dessen, dass sie eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren, kein Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums zustehen sollte, gilt dies doch im &#220;brigen f&#252;r alle hilfebed&#252;rftigen Menschen, die sich tats&#228;chlich im Inland aufhalten (s.o. unter I.7). Das immer weder vorgebrachte Argument, keine zweite Ebene der Ausbildungsf&#246;rderung durch F&#252;rsorgeleistungen schaffen zu wollen, lenkt den Blick auf die von den betroffenen Personen ausge&#252;bten Aktivit&#228;ten und vernachl&#228;ssigt deren sonstige Lebensumst&#228;nde. Hierzu tr&#228;gt die missverst&#228;ndliche Rede vom &#8222;ausbildungsgepr&#228;gten Bedarf&#8220; (vgl. BVerwG, Beschluss vom 18.07.1994 &#8211; 5 B 25/94 &#8211; Rn. 5 f. m.w.N.) bei, der auch den allgemeinen Lebensunterhalt umfassen soll, obwohl dieser tats&#228;chlich im Wesentlichen nicht wegen der Ausbildung, sondern auf Grund fundamentaler menschlicher Bed&#252;rfnisse gedeckt werden muss. Die durch das Existenzsicherungsgrundrecht zu sichernden grundlegenden Bed&#252;rfnisse des Menschen bestehen unabh&#228;ngig davon, welchen Aktivit&#228;ten die betroffene Person konkret nachgeht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_571\">571</a></dt>\n<dd><p>Hinter den Rechtfertigungsversuchen mag die Bef&#252;rchtung stehen, dass ein Leben am materiellen Existenzminimum, aber mit vergleichsweise breitem Zugang zu Bildung und sozialer Teilhabe, wie es dem Hochschulstudium zugeschrieben wird, f&#252;r so viele Menschen attraktiv sein k&#246;nnte, dass sich hieraus entweder ein Ressourcenverteilungsproblem insbesondere an Hochschulen ergeben oder Anreize zur Aufnahme einer Erwerbst&#228;tigkeit an Stelle des Studiums oder an Stelle einer nicht bedarfsdeckenden Ausbildung zu gering werden k&#246;nnten. Unabh&#228;ngig von der Plausibilit&#228;t solcher Erw&#228;gungen w&#228;ren hierin zum Ausdruck kommende staatliche oder kollektive Interessen aber von vornherein nicht dazu geeignet, Einschr&#228;nkungen des unverf&#252;gbaren individuellen Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums zu rechtfertigen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_572\">572</a></dt>\n<dd><p><strong>5.3</strong> Das Argument, dass es den vom Leistungsausschluss des &#167; 7 Abs. 5 SGB II Betroffenen regelm&#228;&#223;ig zumutbar sei, ihre Ausbildung oder ihr Studium abzubrechen, um den Leistungsausschlussgrund zu beseitigen, taugt zur verfassungsrechtlichen Rechtfertigung bereits deshalb nicht, weil das Grundrecht nicht unter einer Einschr&#228;nkungsbefugnis steht.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_573\">573</a></dt>\n<dd><p>Der Ausbildungsabbruch stellt keine Selbsthilfem&#246;glichkeit dar, so dass es auf dessen Zumutbarkeit nicht ankommt. Durch den Abbruch der Ausbildung oder des Studiums wird die Hilfebed&#252;rftigkeit weder beseitigt noch verringert. Gerade die in Folge des Abbruchs bei Wegfall des Ausschlusstatbestands zu erbringende existenzsichernde Sozialleistung belegt nicht den Wegfall der Hilfebed&#252;rftigkeit, sondern ist die leistungsrechtliche Konsequenz ihres Fortbestehens.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_574\">574</a></dt>\n<dd><p>Der Ausbildungsabbruch kann im Einzelfall sogar zu einer Vergr&#246;&#223;erung der Hilfebed&#252;rftigkeit f&#252;hren, wenn beispielsweise eine nicht bedarfsdeckende, aber bedarfsmindernde Ausbildungsverg&#252;tung gezahlt wird oder eine nicht bedarfsdeckend verg&#252;tete Nebent&#228;tigkeit rechtlich oder tats&#228;chlich mit dem Studierendenstatus verkn&#252;pft ist.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_575\">575</a></dt>\n<dd><p>Durch den Ausbildungsabbruch selbst erschlie&#223;en sich den betroffenen Personen auch nicht notwendigerweise andere Selbsthilfeoptionen, beispielsweise durch Arbeitsangebote. Derartige Selbsthilfeoptionen sind zudem nicht zwangsl&#228;ufig mit einem Abbruch der Ausbildung oder des Studiums verbunden (z.B. Nebent&#228;tigkeiten). Ob die Aufnahme einer Erwerbst&#228;tigkeit neben der Ausbildung oder an Stelle der Ausbildung m&#246;glich und zumutbar ist, um die Hilfebed&#252;rftigkeit zu beseitigen oder zu verringern, ist eine hiervon zu unterscheidende Frage, die nach der aktuellen Gesetzeslage im Zusammenhang mit der Verh&#228;ngung von Sanktionen relevant werden k&#246;nnte (vgl. &#167; 31 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 SGB II). Allein die f&#252;r sich genommen plausible Annahme, dass die Durchf&#252;hrung einer Ausbildung oder eines Studiums im Einzelfall ein psychologisches Hindernis f&#252;r die Aufnahme einer bed&#252;rftigkeitsverringernden Erwerbst&#228;tigkeit sein kann, ist nicht dazu geeignet, eine Rechtfertigung daf&#252;r zu bieten, allen abstrakt sich in einer solchen Situation befindlichen Personen keine existenzsichernden Leistungen zu gew&#228;hren.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_576\">576</a></dt>\n<dd><p>Demzufolge ist auch der Hinweis des BVerfG auf die in &#167; 2 Abs. 2 Satz 2 SGB II geregelte Obliegenheit f&#252;r erwerbsf&#228;hige Leistungsberechtigte, ihre Arbeitskraft zur Beschaffung des Lebensunterhalts einzusetzen (BVerfG, Nichtannahmebeschluss vom 08.10.2014 &#8211; 1 BvR 886/11 &#8211; Rn. 13), nicht zur Rechtfertigung des Leistungsausschlusses geeignet.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_577\">577</a></dt>\n<dd><p><strong>5.4 </strong>Die in den Nichtannahmebeschl&#252;ssen des BVerfG vom 03.09.2014 (1 BvR 1768/11) und vom 08.10.2014 (1 BvR 886/11) weiter ge&#228;u&#223;erte Auffassung, der Leistungsausschluss von Auszubildenden in &#167; 7 Abs. 5 Satz 1 SGB II a.F. verletze das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums nicht, da existenzielle Bedarfe, soweit sie durch die Ausbildung entst&#252;nden, vorrangig durch Leistungen nach dem BAf&#246;G beziehungsweise nach dem SGB III gedeckt w&#252;rden (BVerfG, Nichtannahmebeschluss vom 08.10.2014 - 1 BvR 886/11 - Rn. 13), obwohl diese Leistungssysteme bedarfsunabh&#228;ngige Ausschlussgr&#252;nde vorsehen, stellt daher einen nicht ohne Weiteres nachvollziehbaren Bruch mit der zuerst im Urteil vom 09.02.2010 (1 BvL 1/09 u.a.) entwickelten Dogmatik dar. Es l&#228;sst sich den Entscheidungsbegr&#252;ndungen nicht entnehmen, inwiefern die zur Voraussetzung der Gew&#228;hrung existenzsichernder Leistungen gemachte Verhaltenserwartung des Abbruchs der Ausbildung oder des Studiums mit der behaupteten Unverf&#252;gbarkeit des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums vereinbar sein k&#246;nnte. Es ist auch auf Grund dieser Beschl&#252;sse des BVerfG nicht ersichtlich, weshalb allein der Umstand, dass eine Person eine abstrakt f&#246;rderungsf&#228;hige, aber konkret nicht gef&#246;rderte Ausbildung durchf&#252;hrt, die Vorenthaltung von Leistungen zur Gew&#228;hrung des Existenzminimums rechtfertigen k&#246;nnen sollte.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_578\">578</a></dt>\n<dd><p>Soweit das BVerfG darauf abstellt, &#167; 7 Abs. 5 Satz 1 SGB II a.F. konkretisiere den Nachrang gegen&#252;ber vorrangigen besonderen Sozialleistungssystemen zur Sicherung des Lebensunterhalts und der Gesetzgeber gehe im Rahmen seines Gestaltungsspielraums in verfassungsrechtlich nicht zu beanstandender Weise davon aus, dass das menschenw&#252;rdige Existenzminimum, soweit eine durch die Ausbildung bedingte Bedarfslage entstanden sei, vorrangig durch Leistungen nach dem BAf&#246;G beziehungsweise dem SGB III zu decken sei (BVerfG, Nichtannahmebeschluss vom 03.09.2014 &#8211; 1 BvR 1768/11 &#8211; Rn. 22), vermag dies nicht zu &#252;berzeugen. Unter einer nachrangigen Leistung ist eine Leistung zu verstehen, die nur dann zum Zuge kommt, wenn eine vorrangige Leistung nicht greift (vgl. &#167; 104 SGB X und &#167; 2 Abs. 1 SGB XII; zum Begriff und zur Wiederherstellung des Nachrangs in SGB XII und SGB II vgl. <em>Kunkel</em> in Klinger/Kunkel/Pattar/Peters, Existenzsicherungsrecht, 3. Auflage 2012, S. 91 ff., und <em>Pattar</em> in Klinger/Kunkel/Pattar/Peters, Existenzsicherungsrecht, 3. Auflage 2012, S. 263 ff.). In &#167; 7 Abs. 5 SGB II ist hingegen geregelt, dass eine Leistung unabh&#228;ngig davon nicht erbracht wird, ob eine anderweitige Leistungspflicht tats&#228;chlich besteht. Deshalb geht auch das Argument des 4. Senats des BSG fehl, es sollten nicht mehrere Tr&#228;ger zur Deckung ein und desselben Bedarfes zust&#228;ndig sein (BSG, Urteil vom 02.04.2014 &#8211; B 4 AS 26/13 &#8211; Rn. 18).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_579\">579</a></dt>\n<dd><p>In diesem Sinne nachrangig sind die Leistungen nach dem SGB II hingegen beispielsweise im Verh&#228;ltnis zu Leistungen nach dem Aufstiegsfortbildungsf&#246;rderungsgesetz (AFBG), nicht jedoch im Verh&#228;ltnis zu Leistungen nach dem BAf&#246;G (vgl. <em>Thie</em> in: LPK-SGB II, 5. Auflage 2013, &#167; 7 Rn. 112).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_580\">580</a></dt>\n<dd><p>Warum es verfassungsrechtlich nicht zu beanstanden sei, dass der Gesetzgeber von der &#8211; f&#252;r bestimmte Fallgruppen offensichtlich unzutreffenden &#8211; Annahme ausgehe, dass das menschenw&#252;rdige Existenzminimum vorrangig durch Leistungen nach dem BAf&#246;G bzw. nach dem SGB III zu decken sei, er&#246;rtert das BVerfG nicht n&#228;her.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_581\">581</a></dt>\n<dd><p>Mit dem Verweis auf eine denkbare Verletzung der teilhaberechtlichen Dimension des Art. 12 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 2 Abs. 1 GG und dem Sozialstaatsprinzip (BVerfG, Nichtannahmebeschluss vom 03.09.2014 &#8211; 1 BvR 1768/11 &#8211; Rn. 23 f.BVerfG, Nichtannahmebeschluss vom 08.10.2014 &#8211; 1 BvR 886/11 &#8211; Rn. 14) l&#228;sst sich weder die fehlende Existenzsicherung rechtfertigen, noch eine Beschr&#228;nkung der verfassungsrechtlichen Pr&#252;fung auf die jeweiligen Ausschlussvorschriften im BAf&#246;G bzw. im SGB III begr&#252;nden. Es ist kein rechtssystematischer Grund daf&#252;r ersichtlich, warum eine Verletzung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums bei Auszubildenden und Studierenden allein in Folge der Wirkung von Ausschlussvorschriften im BAf&#246;G oder im SGB III eintreten k&#246;nnen sollte und nicht gleichfalls durch Ausschlussvorschriften im SGB II oder im SGB XII. Der Ausschluss von Leistungen wegen der Durchf&#252;hrung einer abstrakt f&#246;rderungsf&#228;higen Ausbildung im SGB II (oder im SGB XII) steht normhierarchisch auf einer Ebene mit dem Ausschluss von Leistungen beispielsweise wegen der &#220;berschreitung der Altersgrenze im BAf&#246;G. Beide f&#252;hren gleicherma&#223;en dazu, dass zur Existenzsicherung grunds&#228;tzlich geeignete Leistungen nicht gew&#228;hrt werden. Ein logisches Rangverh&#228;ltnis zwischen beiden die Verfassung (m&#246;glicherweise) verletzenden Vorschriften besteht nicht, so dass kein Grund daf&#252;r erkennbar ist, nur eine von beiden Ausschlussvorschriften unter dem Blickwinkel des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums einer verfassungsrechtlichen Pr&#252;fung zu unterziehen. Dies gilt unabh&#228;ngig davon, dass der Verfassungsversto&#223; durch verschiedene Ma&#223;nahmen beseitigt werden k&#246;nnte (s.o. unter I.10).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_582\">582</a></dt>\n<dd><p><strong>5.5</strong> Auch das Argument, dass, wenn jemand eine Ausbildung betreibt, obwohl er die Anspruchsvoraussetzungen des zur F&#246;rderung einer Ausbildung vorgesehenen Sozialleistungssystems nicht erf&#252;llt, es sich um eine vom Auszubildenden selbst zu verantwortende Entscheidung handele, die nicht die Konsequenz haben k&#246;nne, den Gesetzgeber zu verpflichten, auch w&#228;hrend dieser Ausbildung Hilfe zur Sicherung des Lebensunterhalts nach einem System (SGB II) zu gew&#228;hren (BSG, Urteil vom 06.09.2007 &#8211; B 14/7b AS 28/06 R &#8211; Rn. 29), ist zur Rechtfertigung des Leistungsausschlusses nicht geeignet.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_583\">583</a></dt>\n<dd><p>In diesem Argument kommt der Sache nach nichts Anderes zum Ausdruck, als die unzutreffende Vorstellung, dass die Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums einschr&#228;nkbar sei. Denn erst hierdurch w&#252;rde die M&#246;glichkeit er&#246;ffnet, bestimmte Verhaltensweisen von Betroffenen, die nicht unmittelbar ihre Bed&#252;rftigkeit oder deren &#220;berwindung betreffen, zum Gegenstand von Ausschlussregelungen zu machen. Eine derartige Einschr&#228;nkung ist mit der aus der Menschenw&#252;rdegarantie abgeleiteten Annahme der Unverf&#252;gbarkeit des Grundrechts nicht vereinbar. W&#252;rde die zitierte Auffassung des BSG zutreffen, k&#246;nnten Leistungsausschl&#252;sse an jegliches unerw&#252;nschte Verhalten des Betroffenen ankn&#252;pfen, sofern hierin eine &#8222;selbst zu verantwortende Entscheidung&#8220; erblickt werden kann und mit dem Ausschluss irgendwelche politischen Zwecke verfolgt werden. Dabei ist die Aufnahme oder Fortf&#252;hrung einer Ausbildung oder eines Studiums f&#252;r sich genommen nicht einmal eine besonders verwerfliche oder vorwerfbare Handlung. Der hieraus resultierende Leistungsausschluss steht vielmehr sogar in einem gesetzlichen Zielkonflikt mit der sanktionsbewehrten Obliegenheit der Leistungsberechtigten, eine zumutbare Ausbildung aufzunehmen oder fortzuf&#252;hren (&#167; 31 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 SGB II).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_584\">584</a></dt>\n<dd><p>Bei einer Verallgemeinerung der genannten Auffassung w&#252;rden die Grundrechtstr&#228;ger exakt zu jener Verhandlungsmasse der Staats- und Gemeinschaftszwecke, die die Fundierung des Grundrechts auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums im Art. 1 Abs. 1 GG eigentlich verhindern soll (s.o. unter I.5.2).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_585\">585</a></dt>\n<dd><p><strong>6.</strong> Aus dem Umstand, dass der Leistungsausschluss an den Tatbestand nach anderen Leistungssystemen f&#246;rderungsf&#228;higer Ausbildungen ankn&#252;pft, folgt im &#220;brigen nicht, dass die Frage der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit von Ausschlussregelungen nur in den dortigen Systemen zu pr&#252;fen w&#228;re. Die dortigen Ausschlussgr&#252;nde stehen nicht in einem bestimmten Rangverh&#228;ltnis zum Ausschlusstatbestand des &#167; 7 Abs. 5 SGB II (s.o. unter I.10 und unter 5.4).</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>IV.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_586\">586</a></dt>\n<dd><p>Die Regelungen des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II und des &#167; 7 Abs. 5 SGB II sind zur &#220;berzeugung der Kammer auf Grund des Versto&#223;es gegen das Grundrecht auf Gew&#228;hrleistung eines menschenw&#252;rdigen Existenzminimums verfassungswidrig (s.o. unter II und III). Auf die G&#252;ltigkeit des &#167; 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II und des &#167; 7 Abs. 5 SGB II kommt es im vorliegenden Verfahren an (s.o. unter A.IV). Das Gericht hat das Verfahren daher nach Art. 100 Abs. 1 Satz 1 GG auszusetzen und eine Entscheidung des BVerfG &#252;ber die G&#252;ltigkeit der Vorschriften einzuholen.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt></dt>\n<dd><p>C.</p></dd>\n</dl>\n<dl class=\"RspDL\">\n<dt><a name=\"rd_587\">587</a></dt>\n<dd><p>Dieser Beschluss ist f&#252;r die Beteiligten unanfechtbar.</p></dd>\n</dl>\n</div></div>\n</div>\n"
}