Urteil vom Amtsgericht Bottrop - 20 C 23/15
Tenor
Die Klage wird abgewiesen.
Die Kosten des Rechtsstreits werden der klagenden Partei auferlegt.
Dieses Urteil ist vorläufig vollstreckbar.
Den Klägern hat das Gericht gestattet, die Zwangsvollstreckung gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des vollstreckbaren Betrages abzuwenden, wenn nicht die Beklagten vor der Zwangsvollstreckung Sicherheit in Höhe von 110 % des zu vollstreckenden Betrages leisten.
1
Tatbestand:
2Die Parteien sind die Mitglieder der Wohnungseigentümergemeinschaft M-Straße in C. Die Anlage besteht aus vier Wohnungen, von denen drei den Beklagten gehören. Am 15.4.2015 fand eine Eigentümerversammlung statt, deren Ergebnisse in einer nicht näher datierten Niederschrift festgehalten sind. Auf Bl. 55 ff. der Akten wird Bezug genommen. Unter Tagesordnungspunkt 1 wurde beschlossen, die J (UG) mit sofortiger Wirkung zu neuen Verwalterin zu bestellen.
3Mit diesem Beschluss sind die Kläger nicht einverstanden. Sie meinen, die Wahl einer haftungsbeschränkten Unternehmergesellschaft entspreche nicht ordnungsgemäßer Verwaltung. Grundsätzlich dürfe eine solche Gesellschaft wegen des geringen Stammkapitals nur dann zum Verwalter gewählt werden, wenn deren Solvenz feststehe. Danach sei aber vor der Wahl der J (UG) haftungsbeschränkt gefragt worden, mithin eine Bonitätsprüfung nicht erfolgt. Zudem sei der Geschäftsführer der Unternehmergesellschaft gleichzeitig Geschäftsführer der Firma I und F e.V.. Das habe zur Folge, dass er Interessenkollisionen ausgesetzt sei, weil er in dieser Funktion verpflichtet wäre, die rechtlichen Interessen der Beklagten als Mitglieder des I und F e.V gegenüber den Klägern zu vertreten. Die Übernahme der Verwaltung durch einen unerfahrenen Hobbyverwalter sei nicht sachgerecht.
4Die Kläger beantragen,
5den Beschluss zu TOP 1 (Wahl eines Verwalters und Abschluss eines Verwaltervertrages) über die Bestellung der J UG (haftungsbeschränkt) in der Eigentümerversammlung vom 15.4.2015 der Wohnungseigentümergemeinschaft M-Straße in C für unwirksam zu erklären.
6Die Beklagten beantragen,
7die Klage abzuweisen.
8Sie weisen darauf hin, dass eine Umfirmierung der Hausverwaltung stattgefunden habe. Inzwischen firmiere die Hausverwaltung als J GmbH. Zudem habe der Geschäftsführer der ehemaligen Unternehmergesellschaft seine Tätigkeit bei I und F e.V. zum 30.6.2015 beendet.
9Zur Ergänzung des Sach- und Streitstandes wird auf die zwischen den Parteien gewechselten Schriftsätze Bezug genommen.
10Entscheidungsgründe:
11Die Klage ist zulässig gemäß § 43 Ziffer 4 WEG. Sie ist aber unbegründet. Der Beschluss vom 15.4.2015 zu TOP 1 ist nicht zu beanstanden. Die Einwände der Kläger gehen ins Leere.
121. Es kann offen bleiben, ob eine Unternehmergesellschaft ohne gesonderte Bonitätsprüfung zur Hausverwalterin bestellt werden darf. Denn unstreitig ist eine Umfirmierung der ursprünglichen Unternehmergesellschaft in eine GmbH vollzogen worden. Die Eintragung einer GmbH ins Handelsregister kann aber nur erfolgen, wenn nachgewiesen wird, dass die Hälfte des Mindeststammkapitals i.H.v. 25.000 EUR eingezahlt wurde. Daraus folgt, dass durch die Eintragung der gewählten Verwaltung ins Handelsregister der Liquiditätsnachweis erbracht ist.
132. Durch die Beendigung seiner Tätigkeit bei I und F e.V. besteht für den Geschäftsführer der ehemaligen Unternehmergesellschaft nicht mehr die Gefahr von Interessenkollisionen. Auch dieses Argument der Kläger führt daher nicht zu einer Aufhebung des angefochtenen Beschlusses.
143. Der Einwand der Kläger, man habe einen unerfahrenen Hobbyverwalter zum Verwalter bestellt, entbehrt jeder sachlichen Grundlage und ist deshalb unerheblich.
15Die Nebenentscheidungen folgen aus §§ 91, 708 Nr. 11, 711 ZPO.
16Rechtsbehelfsbelehrung:
17Gegen dieses Urteil ist das Rechtsmittel der Berufung für jeden zulässig, der durch dieses Urteil in seinen Rechten benachteiligt ist,
181. wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 600,00 EUR übersteigt oder
192. wenn die Berufung in dem Urteil durch das Amtsgericht zugelassen worden ist.
20Die Berufung muss innerhalb einer Notfrist von einem Monat nach Zustellung dieses Urteils schriftlich bei dem Landgericht Dortmund, L-Straße, 44135 Dortmund, eingegangen sein. Die Berufungsschrift muss die Bezeichnung des Urteils, gegen das die Berufung gerichtet wird, sowie die Erklärung, dass gegen dieses Urteil Berufung eingelegt werde, enthalten.
21Die Berufung ist, sofern nicht bereits in der Berufungsschrift erfolgt, binnen zwei Monaten nach Zustellung dieses Urteils schriftlich gegenüber dem Landgericht Dortmund zu begründen.
22Die Parteien müssen sich vor dem Landgericht Dortmund durch einen Rechtsanwalt vertreten lassen, insbesondere müssen die Berufungs- und die Berufungsbegründungsschrift von einem solchen unterzeichnet sein.
23Mit der Berufungsschrift soll eine Ausfertigung oder beglaubigte Abschrift des angefochtenen Urteils vorgelegt werden.
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Referenzen
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