BGB § 1906a Genehmigung des Betreuungsgerichts bei ärztlichen Zwangsmaßnahmen

Bürgerliches Gesetzbuch

(1) Widerspricht eine Untersuchung des Gesundheitszustands, eine Heilbehandlung oder ein ärztlicher Eingriff dem natürlichen Willen des Betreuten (ärztliche Zwangsmaßnahme), so kann der Betreuer in die ärztliche Zwangsmaßnahme nur einwilligen, wenn

1.
die ärztliche Zwangsmaßnahme zum Wohl des Betreuten notwendig ist, um einen drohenden erheblichen gesundheitlichen Schaden abzuwenden,
2.
der Betreute auf Grund einer psychischen Krankheit oder einer geistigen oder seelischen Behinderung die Notwendigkeit der ärztlichen Maßnahme nicht erkennen oder nicht nach dieser Einsicht handeln kann,
3.
die ärztliche Zwangsmaßnahme dem nach § 1901a zu beachtenden Willen des Betreuten entspricht,
4.
zuvor ernsthaft, mit dem nötigen Zeitaufwand und ohne Ausübung unzulässigen Drucks versucht wurde, den Betreuten von der Notwendigkeit der ärztlichen Maßnahme zu überzeugen,
5.
der drohende erhebliche gesundheitliche Schaden durch keine andere den Betreuten weniger belastende Maßnahme abgewendet werden kann,
6.
der zu erwartende Nutzen der ärztlichen Zwangsmaßnahme die zu erwartenden Beeinträchtigungen deutlich überwiegt und
7.
die ärztliche Zwangsmaßnahme im Rahmen eines stationären Aufenthalts in einem Krankenhaus, in dem die gebotene medizinische Versorgung des Betreuten einschließlich einer erforderlichen Nachbehandlung sichergestellt ist, durchgeführt wird.
§ 1846 ist nur anwendbar, wenn der Betreuer an der Erfüllung seiner Pflichten verhindert ist.

(2) Die Einwilligung in die ärztliche Zwangsmaßnahme bedarf der Genehmigung des Betreuungsgerichts.

(3) Der Betreuer hat die Einwilligung in die ärztliche Zwangsmaßnahme zu widerrufen, wenn ihre Voraussetzungen weggefallen sind. Er hat den Widerruf dem Betreuungsgericht unverzüglich anzuzeigen.

(4) Kommt eine ärztliche Zwangsmaßnahme in Betracht, so gilt für die Verbringung des Betreuten gegen seinen natürlichen Willen zu einem stationären Aufenthalt in ein Krankenhaus § 1906 Absatz 1 Nummer 2, Absatz 2 und 3 Satz 1 entsprechend.

(5) Die Einwilligung eines Bevollmächtigten in eine ärztliche Zwangsmaßnahme und die Einwilligung in eine Maßnahme nach Absatz 4 setzen voraus, dass die Vollmacht schriftlich erteilt ist und die Einwilligung in diese Maßnahmen ausdrücklich umfasst. Im Übrigen gelten die Absätze 1 bis 3 entsprechend.

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Zitiert von

Beschluss vom Hanseatisches Oberlandesgericht (12. Zivilsenat) - 12 UF 101/20
17. November 2020
12 UF 101/20 17. November 2020
Beschluss vom Bundesgerichtshof (12. Zivilsenat) - XII ZB 87/18
12. September 2018
XII ZB 87/18 12. September 2018
Ablehnung einstweilige Anordnung vom Bundesverfassungsgericht (1. Senat 3. Kammer) - 1 BvR 1575/18
7. August 2018
1 BvR 1575/18 7. August 2018
Beschluss vom Bundesgerichtshof (12. Zivilsenat) - XII ZB 625/17
9. Mai 2018
XII ZB 625/17 9. Mai 2018
Beschluss vom Bundesverfassungsgericht (1. Senat 3. Kammer) - 1 BvL 1/16
6. März 2018
1 BvL 1/16 6. März 2018
Beschluss vom Bundesgerichtshof (12. Zivilsenat) - XII ZB 398/17
17. Januar 2018
XII ZB 398/17 17. Januar 2018
Beschluss vom Bundesgerichtshof (12. Zivilsenat) - XII ZB 195/17
18. Oktober 2017
XII ZB 195/17 18. Oktober 2017
Beschluss vom Bundesgerichtshof (12. Zivilsenat) - XII ZB 185/17
13. September 2017
XII ZB 185/17 13. September 2017
Vorlagebeschluss vom Bundesgerichtshof (12. Zivilsenat) - XII ZB 89/15
1. Juli 2015
XII ZB 89/15 1. Juli 2015