| |
| Die Klage ist unbegründet. |
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| 1. Der angefochtene Einkommensteuerbescheid vom 14. Juni 2018 in der Gestalt der Einspruchsentscheidung vom 19. März 2019 ist rechtmäßig und verletzt die Kläger nicht in ihren Rechten (§ 100 Abs. 1 Satz 1 der Finanzgerichtsordnung -FGO-). |
|
| Die steuerpflichtigen Teile ihrer Leibrenten wurden gemäß § 22 Nr. 1 Satz 3 Buchst. a Doppelbuchst. aa Sätze 2 ff. des Einkommensteuergesetzes (EStG) in zutreffender Höhe zugrunde gelegt. |
|
| Dabei kann es der Senat offenlassen, ob die Einwände der Kläger bereits im Verfahren der Steuerfestsetzung geprüft oder nur in einem gesondert -vorliegend noch nicht durchgeführten-- Billigkeitsverfahren auf der Grundlage von § 163 Abs. 1 Satz 1 der Abgabenordnung (AO) gehört werden können (so mit guten Argumenten FG Köln, Gerichtsbescheid vom 18. Mai 2020 15 K 279/17, rkr., EFG 2020, 1658), denn eine verfassungswidrige Doppelbesteuerung der Rentenbezüge der Kläger ist nicht gegeben. |
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| Eine doppelte Besteuerung liegt vor, wenn die einem Steuerpflichtigen voraussichtlich steuerunbelastet zufließenden Rententeilbeträge geringer sind als die von ihm aus versteuertem Einkommen entrichteten Altersvorsorgeaufwendungen (BFH-Urteil vom 21. Juni 2016 X R 44/14, BFH/NV 2016, 1791 Rn. 18 und 23 m.w.N.). |
|
| Diese Voraussetzung ist im Streitfall weder beim Kläger noch bei der Klägerin erfüllt. |
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| So summieren sich die voraussichtlich steuerunbelastet zufließenden Rententeilbeträge des Klägers auf 31.752,19 Euro und der Klägerin auf 121.346 Euro. Sie sind damit höher als die aus ihrem versteuertem Einkommen geleisteten Teile ihrer Altersvorsorgeaufwendungen, nämlich die des Klägers von 4.000,76 Euro und der Klägerin von 54.682,63 Euro. |
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| a) Die den Klägern künftig (voraussichtlich) steuerunbelastet zufließenden Rententeilbeträge ermitteln sich dergestalt, dass der jeweilige steuerfreie Jahresbetrag der Rente i.S.v. § 22 Nr. 1 Satz 3 Buchst. a Doppelbuchst. aa Satz 4 EStG mit der im Zeitpunkt des Renteneintritts gegebenen durchschnittlichen weiteren statistischen Lebenserwartung zu multiplizieren ist, wobei die Berechnung auf der Grundlage des Nominalwertprinzips vorzunehmen ist (BFH-Urteil vom 21. Juni 2016 X R 44/14, BFH/NV 2016, 1791, Rn. 48). |
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| aa) Die steuerfreien Jahresbeträge der Rente betragen für den Kläger 1.740,80 Euro und für die Klägerin i.H. von 5.710,40 Euro. |
|
| Sonstige Einkünfte i.S.v. § 22 Nr. 1 Satz 1 EStG sind Einkünfte aus wiederkehrenden Bezügen, soweit sie nicht zu den in § 2 Abs. 1 Nr. 1 bis 6 EStG bezeichneten Einkunftsarten gehören. Zu diesen Einkünften gehören auch Leibrenten und andere Leistungen, die aus den gesetzlichen Rentenversicherungen erbracht werden (§ 22 Nr. 1 Satz 3 Buchst. a Doppelbuchst. aa Satz 1 EStG). |
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| Bemessungsgrundlage für den der Besteuerung unterliegenden Anteil ist der Jahresbetrag der Rente (§ 22 Nr. 1 Satz 3 Buchst. a Doppelbuchst. aa Satz 2 EStG). Der der Besteuerung unterliegende Anteil ist nach dem Jahr des Rentenbeginns und dem in diesem Jahr maßgebenden Prozentsatz aus der Gesetzestabelle zu entnehmen (sog. Besteuerungsanteil; § 22 Nr. 1 Satz 3 Buchst. a Doppelbuchst. aa Satz 3 EStG). Der Unterschiedsbetrag zwischen dem Jahresbetrag der Rente und dem der Besteuerung unterliegenden Anteil der Rente ist der steuerfreie Teil der Rente (§ 22 Nr. 1 Satz 3 Buchst. a Doppelbuchst. aa Satz 4 EStG). Dieser gilt ab dem Jahr, das dem Jahr des Rentenbeginns folgt, für die gesamte Laufzeit des Rentenbezugs (§ 22 Nr. 1 Satz 3 Buchst. a Doppelbuchst. aa Satz 5 EStG). |
|
| Der Kläger bezieht seit 1. Juli 2014 und die Klägerin seit 1. Dezember 2014 jeweils eine Regelaltersrente der DRV. Damit beträgt der Besteuerungsanteil ihrer Renten -welcher sich nach dem Jahr des Rentenbeginns richtet-- nach § 22 Nr. 1 Satz 3 Buchst. a Doppelbuchst. aa Satz 3 EStG 68%. |
|
| Für die erforderliche Berechnung des steuerfreien Teils der Rente ist sodann -anders als bei der Festlegung des Besteuerungsanteils- das dem Rentenbeginn folgende Jahr --vorliegend also 2015- zugrunde zu legen (§ 22 Nr. 1 Satz 3 Buchst. a Doppelbuchst. aa Satz 5 EStG; BT-Drs. 15/2150, S. 41). |
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| Ausweislich des Steuerbescheides für das Jahr 2015 betrug der Jahresbetrag der Rente des Klägers 5.440 Euro und der Klägerin 17.845 Euro (Gerichtsakte, Bl. 146), so dass sich für den Kläger ein steuerfreier Teil der Rente i.H. von 1.740,80 Euro (5.440 Euro x 32%) und für die Klägerin i.H. von 5.710,40 Euro (17.845 Euro x 32%) errechnet. Dieser bleibt für die gesamte Laufzeit der jeweiligen Rente unverändert. Rentenerhöhungen sind daher vollständig steuerpflichtig (Weber-Grellet in Schmidt, EStG, 39. Aufl., 2020, § 22 Rn. 93). |
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| bb) Die im Zeitpunkt des Renteneintritts gegebene durchschnittliche weitere statistische Lebenserwartung des Klägers beträgt 18,24 Jahre und die der Klägerin 21,25 Jahre. |
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| Maßgebend für deren Ermittlung ist die im Zeitpunkt des Renteneintritts letztverfügbare Sterbetafel (FG Baden-Württemberg, Urteil vom 1. Oktober 2019 8 K 3195/16, EFG 2020, 116, nrkr., Rn. 54, m.w.N.). Demnach beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern in Baden-Württemberg bei Vollendung des 65. Lebensjahres 18,49 Jahre und die von Frauen 21,50 Jahre (Sterbetafel 2014/2016; abrufbar unter https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/Publikationen/Downloads-Sterbefaelle/periodensterbetafeln-bundeslaender-5126204167004.pdf?__blob=publicationFile, S. 19 zuletzt eingesehen am 2. März 2021). |
|
| Da die Kläger bei Renteneintritt aber bereits 65 Jahre und 3 Monate alt waren, ist die statistische Lebenserwartung, die nach der Sterbetafel auf die Vollendung des 65. Lebensjahres abstellt, um jeweils 3 Monate zu mindern, d.h. für den Kläger auf 18,24 Jahre und für die Klägerin auf 21,25 Jahre. |
|
| Damit ergeben sich als voraussichtlich steuerunbelastet zufließende Rententeilbeträge für den Kläger insgesamt 31.752,19 Euro (1.740,80 Euro x 18,24) und für die Klägerin 121.346 Euro (5.710,40 Euro x 21,25). |
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| cc) Dabei kann es der Senat offenlassen, ob in die Berechnung der steuerunbelasteten zufließenden Rententeilbeträge (diese erhöhend) mit einzubeziehen sind: |
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eine der Klägerin -aufgrund ihrer statistisch höheren Lebenserwartung- möglicherweise künftig zukommende Hinterbliebenenrente (ebenso offengelassen in BFH-Urteil vom 21. Juni 2016 X R 44/14, BFH/NV 2016, 1791, Rn. 42; verneinend FG Baden-Württemberg, Urteil vom 1. Oktober 2019 8 K 3195/16, EFG 2020, 116, nrkr., Rn. 55, m.w.N.)., |
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der Werbungskosten-Pauschbetrag nach § 9a Satz 1 Nr. 3 EStG (offengelassen in BFH-Urteil vom 21. Juni 2016 X R 44/14, BFH/NV 2016, 1791, Rn. 42; verneinend FG Baden-Württemberg, Urteil vom 1. Oktober 2019 8 K 3195/16, EFG 2020, 116 , nrkr., Rn. 58 f., m.w.N.), |
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der auf die Renteneinkünfte entfallende Grundfreibetrag (offengelassen BFH-Urteil vom 21. Juni 2016 X R 44/14, BFH/NV 2016, 1791, Rn. 42; verneinend FG Baden-Württemberg, Urteil vom 1. Oktober 2019 8 K 3195/16, EFG 2020, 116, , nrkr., Rn. 61 ff., m.w.N.), |
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die Sonderausgabenabzüge für die aus der Rente zu zahlenden Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge gemäß § 10 Abs. 1 Nr. 3 EStG (offengelassen BFH-Urteil vom 21. Juni 2016 X R 44/14, BFH/NV 2016, 1791, Rn. 42; verneinend FG Baden-Württemberg, Urteil vom 1. Oktober 2019 8 K 3195/16, EFG 2020, 116, nrkr., Rn. 68 f., m.w.N.). und |
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|
die gemäß § 3 Nr. 14 EStG steuerfrei bleibenden monatlichen Zuschüsse der Rentenversicherungsträger zu den Krankenversicherungsbeiträgen, die dem Kläger während der Zeit des Rentenbezugs zustehen könnten (offengelassen BFH-Urteil vom 21. Juni 2016 X R 44/14, BFH/NV 2016, 1791, Rn. 42; verneinend FG Baden-Württemberg, Urteil vom 1. Oktober 2019 8 K 3195/16, EFG 2020, 116, nrkr., Rn. 71, m.w.N.). |
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|
| Selbst unter Außerachtlassung dieser -einen steuerunbelasteten Rentenzufluss erhöhenden- Umstände ergibt sich für die Kläger keine Doppelbesteuerung, denn die jeweils voraussichtlich steuerunbelastet zufließenden Rententeilbeträge sind auch ohne deren Berücksichtigung höher als die von ihnen aus ihrem versteuertem Einkommen geleisteten Teile ihrer Altersvorsorgeaufwendungen. |
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| b) Die Kläger haben aus ihrem versteuerten Einkommen Altersvorsorgeaufwendungen von 4.000,76 Euro (der Kläger) und von 54.682,63 Euro (die Klägerin) geleistet. |
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| aa) Nach § 10 Abs. 3 Satz 1 EStG in seiner letzten Fassung bis 2004 gelten für Vorsorgeaufwendungen je Kalenderjahr folgende Höchstbeträge: |
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ein Grundhöchstbetrag von |
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im Fall der Zusammenveranlagung |
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im Fall der Zusammenveranlagung |
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| Vorsorgeaufwendungen, welche die genannten Beträge übersteigen, können zur Hälfte, höchstens bis zu 50 vom Hundert des Grundhöchstbetrags abgezogen werden (hälftiger Höchstbetrag; § 10 Abs. 3 Nr. 4 EStG). |
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| bb) Die Berechnung der aus versteuertem Einkommen geleistete Teilbeträge für Altersvorsorgeaufwendungen ist daher für die Veranlagungszeiträume bis 2004 in der Weise durchzuführen, dass die Beiträge zu den verschiedenen Sparten der Sozialversicherung gleichrangig am beschränkten Sonderausgabenabzug teilnehmen. Dasselbe gilt nach Auffassung des Senats auch für Beiträge zu privaten Kranken- und Pflegeversicherungen --hier des Klägers ab 1. Juli 1991-, soweit sie der Erlangung eines mit dem Niveau der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherungen vergleichbaren Schutz dienen. |
|
| Soweit die Beiträge allerdings einem weitergehenden Schutz dienen, nehmen sie nach Auffassung des Senats nur nachrangig am Sonderausgabenabzug teil. Beiträge zu kapitalbildenden Lebensversicherungen sind im Hinblick auf den beschränkten Sonderausgabenabzug ebenfalls nur nachrangig zu berücksichtigen. Dasselbe gilt nach Auffassung des Senats auch für Beiträge zu Haftpflicht- und Unfallversicherungen (so überzeugend FG Baden-Württemberg, Urteil vom 1. Oktober 2019 8 K 3195/16, EFG 2020, 116, nrkr., Rn. 77 bis 82, m.w.N.; offengelassen BFH-Urteil vom 21. Juni 2016 X R 44/14, BFH/NV 2016, 1791, Rn. 45). |
|
| Bei zusammenveranlagten Ehegatten ist -so wie vorliegend- der gewährte (begrenzte) Sonderausgabenabzug anders als bei der Einkünfteermittlung einheitlich zu betrachten und im Verhältnis der vorrangig zu berücksichtigenden Versicherungsbeiträge beider Ehegatten aufzuteilen und der entsprechende Anteil am Sonderausgabenabzug den jeweiligen Rentenversicherungsbeiträgen zuzuordnen. |
|
| In den Veranlagungszeiträumen ab 2005 ist -soweit nicht aufgrund der Günstigerprüfung nach § 10 Abs. 4a EStG noch die Rechtslage bis 2004 bei der Veranlagung angewendet wurde- aufgrund der veränderten Rechtslage der aus versteuertem Einkommen geleistete Teilbetrag der Altersvorsorgeaufwendungen in der Weise zu ermitteln, dass der prozentuale Anteil der vom Kläger geleisteten Rentenversicherungsbeiträge an der Summe der von beiden Ehegatten geleisteten Rentenversicherungsbeiträge ermittelt wird. Dieser prozentuale Anteil am Sonderausgabenabzug entfällt auf die Rentenversicherungsbeiträge. Ab 2005 wurde nämlich der Sonderausgabenabzug für Vorsorgeaufwendungen aufgeteilt. Während Altersvorsorgeaufwendungen i.S.v. § 10 Abs. 1 Nr. 2 EStG nach § 10 Abs. 3 EStG abhängig von einer jährlich ansteigenden Prozentzahl bis zu einem Höchstbetrag als Sonderausgaben abgezogen werden können, können die weiteren Vorsorgeaufwendungen nach § 10 Abs. 1 Nr. 3 und Nr. 3a EStG nur im Rahmen von § 10 Abs. 4 EStG geltend gemacht werden. |
|
| Die nicht durch den anteiligen Sonderausgabenabzug berücksichtigten Rentenversicherungsbeiträge sind die aus versteuertem Einkommen geleisteten Teilbeträge der Altersvorsorgeaufwendungen (vgl. FG Baden-Württemberg, Urteil vom 1. Oktober 2019 8 K 3195/16, EFG 2020, 116, nrkr., Rn. 72 bis 74). |
|
| Dabei kann es der Senat offenlassen, ob die nach § 3 Nr. 62 EStG steuerfreien Arbeitgeberanteile an den Rentenversicherungsbeiträgen unberücksichtigt bleiben (so FG Baden-Württemberg, Urteil vom 1. Oktober 2019 8 K 3195/16, EFG 2020, 116, nrkr., Rn. 73 und 96 m.w.N.), denn selbst dann sind die den Klägern voraussichtlich steuerunbelastet zufließenden Rententeilbeträge nicht geringer (sondern größer) als die aus versteuertem Einkommen geleisteten Altersvorsorgeaufwendungen. |
|
| cc) Im Streitfall geht der Senat davon aus, dass der Kläger (bis zu seiner Verbeamtung) Altersvorsorgeaufwendungen von 8.986,46 Euro und die Klägerin von 94.146,99 Euro geleistet haben. Er stützt sich dabei auf deren Angaben (für den Kläger: Schriftsatz vom 17. Juni 2020, Anlage KHR 5, S. 1 und 1a, Gerichtsakte, Bl. 226 und 229 und für die Klägerin: Schriftsatz vom 17. Juni 2020, Anlage KHR 5, S. 2 und 2b, Gerichtsakte, Bl. 227 und 230). |
|
| Zwar führt der Beklagte aus, dass er die Rentenbeträge des Klägers für die Jahre 1988 bis 1991 und die der Klägerin für die Jahre 1990 bis 2004 nicht habe überprüfen können (Schriftsatz vom 20. August 2020, S. 2 i.V.m. der Anlage, in welcher die entsprechenden Rentenversicherungsbeträge der Kläger jeweils kursiv hinterlegt sind, Gerichtsakte, Bl. 239 f.). Aufgrund der mit Schriftsatz vom 22. April 2020 (Gerichtsakte, Bl. 219 ff.). vorgelegten Versicherungsverläufe können die von den Klägern angegebenen Rentenversicherungsbeträge aber unter Anwendung der damaligen Beitragssätze zur Rentenversicherung (abrufbar unter https://www.bundesamtsozialesicherung.de/fileadmin/redaktion/Rentenversicherung/Beitraege/Beitragssaetze_ab_1957.pdf; zuletzt eingesehen am 2. März 2021) vom Senat nachvollzogen werden. |
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| dd) Daneben sind die Beiträge zu den verschiedenen Sparten der Sozialversicherung gleichrangig in die Berechnung des abziehbaren Teils der Altersvorsorgeaufwendungen einzustellen (BFH-Urteil vom 21. Juni 2016 X R 44/14, BFH/NV 2016, 1791, Rn. 51; FG Baden-Württemberg, Urteil vom 1. Oktober 2019 8 K 3195/16, EFG 2020, 116, nrkr., Rn. 77 f.). |
|
| Im Streitfall sind dies die Beiträge der Kläger zur gesetzlichen Renten- (RV), Kranken- (KV), Pflege- (PV) und Arbeitslosenversicherung (AV). Dasselbe gilt nach Auffassung des Senats auch für Beiträge des Klägers zur privaten KV/PV ab dem Zeitpunkt seiner Verbeamtung zum 1. Juli 1991, soweit sie der Erlangung eines mit dem Niveau der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung vergleichbaren Schutzes dienen (FG Baden-Württemberg, Urteil vom 1. Oktober 2019 8 K 3195/16, EFG 2020, 116, nrkr., Rn. 78; offengelassen BFH-Urteil vom 21. Juni 2016 X R 44/14, BFH/NV 2016, 1791, Rn. 45). |
|
| Beiträge zu privaten KV/PV, die einer über diesem Niveau liegenden Versorgung dienen, sind dagegen nur nachrangig bei der Ermittlung der Steuerfreistellung durch den Sonderausgabenabzug zu berücksichtigen. Gleiches gilt für die Beiträge zu kapitalbildenden Lebensversicherungen (LV) und zu Unfall- sowie Haftpflichtversicherungen, denn ebenso wie für Beiträge zu privaten Zusatz-Krankenversicherungen besteht auch für diese Beiträge unter dem Gesichtspunkt der steuerlichen Verschonung des Existenzminimums keine verfassungsrechtliche Verpflichtung zum steuerlichen Abzug (FG Baden-Württemberg, Urteil vom 1. Oktober 2019 8 K 3195/16, EFG 2020, 116, nrkr., Rn. 80 und 82, m.w.N.; offengelassen BFH-Urteil vom 21. Juni 2016 X R 44/14, BFH/NV 2016, 1791, Rn. 45). |
|
| Im Streitfall ergeben sich die weiteren vorrangigen Vorsorgeaufwendungen aus den Angaben der Kläger (für den Kläger: Schriftsatz vom 17. Juni 2020, Anlage KHR 5, S. 1 und 1a, Gerichtsakte, Bl. 226 und 229 und für die Klägerin: Schriftsatz vom 17. Juni 2020, Anlage KHR 5, S. 2 und 2b, Gerichtsakte, Bl. 227 und 230). Zwar führte der Beklagte aus, dass er die Beiträge des Klägers für die Jahre 1988 bis 1991 und die der Klägerin für die Jahre 1990 bis 2004 nicht habe überprüfen können (Schriftsatz vom 20. August 2020, S. 2 i.V.m. der Anlage, in welcher die entsprechenden Beträge der Kläger kursiv hinterlegt sind, Gerichtsakte, Bl. 239 f.). |
|
| Aufgrund der mit Schriftsatz vom 22. April 2020 (Gerichtsakte, Bl. 219 ff.). vorgelegten Versicherungsverläufe sind die von den Klägern angegebenen Beträge -jedenfalls soweit sie die Mitgliedschaft in den gesetzlichen Versicherungen betreffen- aber unter Anwendung der damaligen Beitragssätze (abrufbar unter https://www.gbe-bund.de/gbe/abrechnung.prc_abr_test_logon?p_uid=gast&p_aid=0&p_knoten=FID&p_sprache=D&p-_suchstring=8862; zuletzt eingesehen am 2. März 2021) schlüssig. |
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| Dabei legt der Senat von 1988 bis 2009 die von dem Kläger mitgeteilten Beträge zugrunde (Schriftsatz vom 17. Juni 2020 mit Anlage KHR 5, S. 1 und 1.a, Gerichtsakte, Bl. 226 und 229) und berücksichtigt, dass der Beklagte aufgrund der bei ihm abrufbaren elektronischen Daten hinsichtlich des Klägers für die Jahre 2010 bis 2014 (KV Basisversicherung) aktuellere Zahlen zur Verfügung hat (Schriftsatz vom 20. August 2020, S. 2 i.V.m. der Anlage, Gerichtsakte, Bl. 239). |
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| Hinsichtlich der weiteren vorrangigen Vorsorgeaufwendungen geht der Senat daher von Folgendem aus: |
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| (a) Weitere vorrangige Vorsorgeaufwendungen des Klägers (in Euro): |
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KV gesetzlich bzw. ab 1.7.1991 privat (Basisabsicherung) |
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PV gesetzlich bzw. ab 1.7.1991 privat |
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| (b) Weitere vorrangige Vorsorgeaufwendungen der Klägerin (in Euro): |
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| ee) Im Weiteren ist für die Jahre bis einschließlich 2004 im Grundsatz der prozentuale Anteil der RV-Beiträge der Kläger an ihren jeweiligen vorrangigen Vorsorgeaufwendungen (RV, KV [Basis], PV, AV) zu ermitteln. |
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| Bei den Klägern wurde allerdings auch für das Jahr 2005 aufgrund der Günstigerprüfung nach § 10 Abs. 4a EStG im Einkommensteuerbescheid vom 28. Juli 2006, Gerichtsakte, Bl. 96 noch die Rechtslage bis 2004 angewandt, so dass sich die nachfolgende Berechnung auch noch auf dieses weitere Jahr erstreckt. |
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| (a) Für den Kläger errechnet sich Folgendes (in Euro): |
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Anteil RV-Beiträge des Klägers an seinen gesamten vorrangig abziehbaren Vorsorgeaufwendungen in % |
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| (b) Für die Klägerin ergibt sich (in Euro): |
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Anteil RV-Beiträge der Klägerin an ihren gesamten vorrangig abziehbaren Vorsorgeaufwendungen in % |
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| ff) Von dem gewährten Sonderausgabenabzug -laut den vorgelegten Steuerbescheiden-- entfällt dann grundsätzlich der (vorstehend ermittelte) prozentuale Anteil auf die RV-Beiträge. |
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| Bei zusammenveranlagten Ehegatten ist aber zuvor noch der gewährte Sonderausgabenabzug im Verhältnis der von ihnen geleisteten und geltend gemachten vorrangig zu berücksichtigenden Vorsorgeaufwendungen aufzuteilen. Erst dann ist der anteilig auf die Rentenversicherungsbeiträge des betroffenen Ehegatten entfallende Anteil am Sonderausgabenabzug zu ermitteln (FG Baden-Württemberg, Urteil vom 1. Oktober 2019 8 K 3195/16, EFG 2020, 116, nrkr., Rn. 90; offengelassen BFH-Urteil vom 21. Juni 2016 X R 44/14, BFH/NV 2016,1791, Rn. 45, ob in diese Verhältnisrechnung auch Beiträge zu Lebens-, Unfall- und Haftpflichtversicherungen sowie zu solchen privaten KV, deren Leistungen über das Versorgungsniveau der gesetzlichen KV hinausgehen, einzubeziehen sind). |
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| (a) Der Sonderausgabenabzug für Vorsorgeaufwendungen verteilt sich zwischen den Klägern prozentual wie folgt (in Euro): |
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Summe der vorrangigen Vorsorgeaufwendungen des Klägers (RV, KV [Basisabsicherung], PV und AV) |
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Summe der vorrangige Vorsorgeaufwendungen der Klägerin |
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| (b) Unter Anwendung des prozentualen Anteils der RV-Beiträge auf den jeweiligen absoluten Anteil an dem Sonderausgabenabzug für Vorsorgeaufwendungen ergeben sich: |
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| - für den Kläger (in Euro): |
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SA-Abzug lt. Steuer- bescheid (ab 1990) |
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als SA abgezogene Altersvorsorgeaufwendungen des Klägers |
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aus versteuertem Einkommen geleistete Altersvorsorgeaufwendungen des Klägers |
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| - für die Klägerin (in Euro): |
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SA-Abzug lt. Steuer- bescheid (ab 1990) |
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als SA abgezogene Altersvorsorgeaufwendungen der Klägerin |
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aus versteuertem Einkommen geleistete Altersvorsorgeaufwendungen der Klägerin |
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| Obwohl für die Jahre 1988 und 1989 von den Klägern keine Steuerbescheide vorgelegt wurden, setzt der Senat -insoweit übereinstimmend mit den Ausführungen des Beklagten im Schriftsatz vom 20. August 2020 (S. 2, Gerichtsakte, Bl. 234)- für 1989 die gleichen Werte wie 1990 an und geht für 1988 davon aus, dass die gesamten von dem Kläger für dieses Jahr angegebenen vorrangigen Vorsorgeaufwendungen i.H. von 1.236,82 Euro als Sonderausgaben abgezogen wurden. |
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| gg) Dasselbe gilt im Grundsatz auch für die Zusammenveranlagung der Ehegatten in den Veranlagungszeiträumen ab dem Jahr 2005. Auch hier ist nach Auffassung des Senats zur Gewährleistung eines einheitlichen, beide Ehegatten gleich behandelnden Aufteilungsmaßstabs von einem einheitlichen Sonderausgabenabzug nach § 10 Abs. 3 EStG für beide Ehegatten auszugehen. Dieser Sonderausgabenabzug ist im prozentualen Verhältnis der von ihnen jeweils getragenen Rentenversicherungsbeiträge aufzuteilen (FG Baden-Württemberg, Urteil vom 1. Oktober 2019 8 K 3195/16, EFG 2020, 116, nrkr., Rn. 96). |
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| Vorliegend entfällt der Sonderausgabenabzug für die Altersvorsorgeaufwendungen aber vollständig auf die Klägerin, da der Kläger als Beamter von der Versicherungspflicht befreit war (in Euro) |
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| Diese Betrachtung gilt allerdings erst ab dem Jahr 2006, da für 2005 (aufgrund Günstigerprüfung) im Einkommensteuerbescheid vom 28. Juli 2006, Gerichtsakte, Bl. 96 noch die alte Rechtslage bis 2004 angewandt wurde: |
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SA-Abzug für Altersvorsorgeaufwendungen lt. Steuerbescheid |
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als SA abgezogene Altersvorsorgeaufwendungen der Klägerin |
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aus versteuertem Einkommen geleistete Altersvorsorgeaufwendungen der Klägerin |
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| 2. Der Senat hält es für zweckmäßig, gemäß § 90a FGO durch Gerichtsbescheid zu entscheiden. |
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