Urteil vom Verwaltungsgericht Düsseldorf - 2 K 13407/16
Tenor
Die Klage wird abgewiesen.
Der Kläger trägt die Kosten des Verfahrens.
Das Urteil ist wegen der Kosten vorläufig vollstreckbar.Der Kläger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in Höhe von 110 v. H. des aufgrund des Urteils beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht der Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe von 110 v. H. des jeweils zu vollstreckenden Betrages leistet.
1
Tatbestand:
2Mit der vorliegenden Klage begehrt der Kläger die Umwandlung seines Probebeamtenverhältnisses in ein solches auf Lebenszeit.
3Der am 00.00.1979 geborene Kläger erwarb im Januar 2013 die Befähigung zum Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen und den entsprechenden Jahrgangsstufen der Gesamtschulen in den Fächern Technik und Geographie. Mit Wirkung vom 1. Februar 2013 wurde der Kläger unter Berufung in das Beamtenverhältnis auf Probe zum Lehrer ernannt und der I. -U. -Schule, Städtische erweiterte Ganztagshauptschule, in I1. zugewiesen. Der dortige Schulleiter, Rektor I2. , erstellte unter dem 18. Dezember 2013 die erste dienstliche Beurteilung in der Probezeit und gelangte zu dem Gesamturteil: „… hat sich in der bisherigen Probezeit bewährt.“. Mit Wirkung vom 1. August 2014 wurde der Kläger antragsgemäß im Laufbahnwechselverfahren an die E. , Städtische Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen, in E1. versetzt und dem Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung L. , Seminar für das Lehramt für die sonderpädagogische Förderung, zugewiesen. Den Schuldienst nahm der Kläger ab dem 18. August 2014 wahr. Für die Teilnahme an der Ausbildung erhielt der Kläger fünf Anrechnungsstunden auf seine Unterrichtsverpflichtung. Die berufsbegleitende Ausbildung zum Erwerb des Lehramts für sonderpädagogische Förderung nach der entsprechenden Verordnung (VOBASOF) wurde auf Veranlassung des Klägers beendet. Seine weitere dienstliche Verwendung erfolgte im Wege der Versetzung mit Wirkung vom 1. August 2015 an der Städtischen Gemeinschaftshauptschule M.-------straße in E1. .
4Nachdem zum Ablauf der laufbahnrechtlichen Probezeit von drei Jahren am 1. Februar 2016 noch keine abschließende dienstliche Beurteilung über die Bewährung des Klägers in der Probezeit vorlag, wandte sich der Kläger unter dem 15. August 2016 auf elektronischem Wege an die Bezirksregierung E2. , um die Umwandlung seines Beamtenverhältnisses auf Probe in ein solches auf Lebenszeit zu erwirken. Darauf reagierte der Beklagten mit Schreiben vom 14. September 2016 und wies darauf hin, dass die Lebenszeitverbeamtung kein Status sei, der nach Ablauf der Probezeit ohne weitere Voraussetzungen oder gar im Wege einer Fiktion eintrete. Vielmehr müsse auf der Grundlage von mindestens zwei dienstlichen Beurteilungen festgestellt werden, dass sich der Bewerber während der Probezeit bewährt habe. Die zweite dienstliche Beurteilung stehe noch aus. Unter dem 21. Oktober 2016 wiederholte der Kläger sein Petitum schriftsätzlich gegenüber dem Beklagten und machte unter Verweis auf Rechtsprechung des Verwaltungsgerichts Gießen sowie des Bundesverwaltungsgerichts geltend, mehr als acht Monate nachdem Ende der Probezeit könne man ihm eine angeblich nicht vorliegende fachliche Eignung nicht „mehr“ entgegenhalten. In seinem Antwortschreiben vom 26. Oktober 2016 teilte der Beklagte dem Kläger mit, dass nach der Beurteilung zum Ende der Probezeit vom 22. August 2016 seine Bewährung noch nicht abschließend beurteilt werden könne und kündigte die Verlängerung der Probezeit mit gesondertem Schreiben an.
5Mit Bescheid vom 22. Dezember 2016 versetzte die Bezirksregierung E2. den Kläger mit Wirkung vom 9. Januar 2017 an die Städtische Gemeinschaftshauptschule T. – Sekundarstufe I – in W. . Dort versieht er aktuell seinen Dienst.
6Die Erstellung der zweiten dienstlichen Beurteilung zum Ablauf der Probezeit ist wie folgt zustande gekommen:
7Im Mai 2016 ist die Schulleiterin der Gemeinschaftshauptschule M.-------straße , Rektorin B. , von der Bezirksregierung E2. aufgefordert worden, den Kläger zum Ablauf der Probezeit dienstlich zu beurteilen. Sie besuchte am 10. Juni 2016 eine Unterrichtsstunde des Klägers und führte am 13. Juni 2016 ein Beurteilungsgespräch durch.
8Unter dem 6. Juli 2016 verfasste die Schulleiterin der E. in E1. eine dienstliche Beurteilung für den Zeitraum 1. August 2014 bis 31. Juli 2015, nannte als Anlass: „Dienstliche Beurteilung zur Bewährung während der Probezeit“ und wies als Gesamturteil aus: „Es bestehen Zweifel, ob sich Herr … in vollem Umfang bewähren wird.“. Ein vom Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung L. verfasster Beitrag zur Leistungseinschätzung des Klägers wird in der Aufzählung zu den Beurteilungsgrundlagen nicht erwähnt. Nach Aktenlage ist er nicht erstellt worden. Auch die textlichen Ausführungen zu den Beurteilungsmerkmalen „Fachkenntnisse“, „Leistung als Lehrer“ und „Dienstliches Verhalten“ lassen keine Anhaltspunkte dafür erkennen, dass die Leiterin der Förderschule das Leistungsverhalten des Klägers während seiner Ausbildung im Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung L. berücksichtigt und reflektiert hat.
9Die dienstliche Erstbeurteilung der I. -U. -Schule vom 18. Dezember 2013 wurde dem Beklagten erneut vorgelegt, diesmal mit einem Vermerk des Rektors I2. vom 7. Juli 2016: „Diese dienstliche Beurteilung ist nicht zum Tragen gekommen, da Herr … die Schule verlassen hat.“. Inhaltlich weicht diese dienstliche Beurteilung von der erstmals vorgelegten dienstlichen Beurteilung vom 18. Dezember 2013 insoweit ab, als beim Beurteilungsmerkmal „Dienstliches Verhalten“ zur wunschgemäßen Entbindung von der Klassenleitung ein Halbsatz angefügt wurde und das Gesamturteil nunmehr lautet: „Die Bewährung kann noch nicht abschließend festgestellt werden.“. Ausweislich einer erläuternden E-Mail diene die erneut vorgelegte dienstliche Beurteilung lediglich zur Information der Rektorin der aktuellen Schule, an der der Kläger beschäftigt sei.
10Einen ersten Entwurf der dienstlichen Beurteilung zum Ablauf der Probezeit legte die Schulleiterin der Gemeinschaftshauptschule M.-------straße unter dem 22. August 2016 vor. Darin werden die dienstlichen Beurteilungen der I. -U. -Schule vom 18. Dezember 2013 mit dem Vermerk des dortigen Schulleiters vom 7. Juli 2016 sowie der E. vom 6. Juli 2016 mit dem Zusatz: „Auch diese Beurteilung kam auf Grund eines Schulwechsels nicht zum Tragen“ erwähnt.
11Nach mehrfachen Korrekturhinweisen der Bezirksregierung E2. erstellte die Rektorin B. der Gemeinschaftshauptschule M1. die dienstliche Beurteilung in der endgültigen Fassung unter dem 14. November 2016. Als Datum der letzten Beurteilung wurde der 18. Dezember 2013 aufgenommen. Anlass der Beurteilung ist der Ablauf der Probezeit. Zu den Beurteilungsgrundlagen zählen u. a. Beurteilungsbeiträge der I. -U. -Schule in I1. sowie der Städtischen Förderschule E3.-------straße in E1. . Das Gesamturteil lautet: „Die Bewährung kann noch nicht abschließend festgestellt werden.“. Der Vorschlag zur weiteren dienstlichen Verwendung lautet: Eine Verlängerung der Probezeit um 6 Monate wird empfohlen.“.
12Unter dem 19. Dezember 2016 verfasste der Schulleiter der I. -U. -Schule in I1. nach Aufforderung der Bezirksregierung E2. vom selben Tag einen Leistungsbericht, der als Berichtszeitraum die Zeitspanne 1. Februar 2013 bis 31. Juli 2014 ausweist, als Anlass den Ablauf der Probezeit nennt, unter dem 20. Dezember 2016 an die Bezirksregierung E2. gesandt wurde und dort am 28. Dezember 2016 einging.
13Die Verlängerung der laufbahnrechtlichen Probezeit ist vom Beklagten wie folgt vorgenommen worden:
14Nach Anhörung und Zustimmung des Personalrates verlängerte der Beklagte mit Verfügung vom 23. Dezember 2016 die laufbahnrechtliche Probezeit um sechs Monate und teilte als voraussichtliches Ende der Probezeit den Ablauf des 31. Mai 2017 mit.
15Eine weitere Verlängerung der Probezeit bis zum 31. Januar 2018 erfolgte durch Bescheid vom 30. Mai 2017. Diese Verlängerung stand im Zusammenhang mit Zweifeln an der gesundheitlichen Eignung aufgrund einer durchgängigen dienstunfähigen Erkrankung des Klägers seit dem 17. August 2016. Aufgrund von 565 Tagen ab dem 1. Februar 2016, an denen der Kläger dienstunfähig erkrankt war oder sich in einer stufenweise Wiedereingliederung mit 14 Wochenstunden befunden hatte, errechnete der Beklagte auf der Grundlage von § 5 Abs. 6 Satz 1 LVO NRW ein voraussichtliches Ende der Probezeit mit Ablauf des 25. August 2019. Die letzte amtsärztliche Untersuchung am 27. November 2017 auf internistischem und psychiatrischem Fachgebiet ergab im Gegensatz zu Vorbegutachtungen am 28. März und 19. April 2017 keine Anhaltspunkte mehr für das Vorliegen einer Erkrankung, die der Übernahme einer Erkrankung entgegenstehen könnte.
16Am 16. November 2016 hat der Kläger die vorliegende Klage erhoben.
17Zur Klagebegründung vertieft er sein bisheriges Vorbringen und stellt darauf ab, dass in einem unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit dem Ende seiner regulären Probezeit zum 31. Januar 2016 nicht festgestellt worden sei, dass er sich nicht bewährt habe. Daher sei im Umkehrschluss davon auszugehen, dass eine angeblich bestehende fachliche Nichteignung des Klägers diesem im Rahmen der Übernahme in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit nicht entgegengehalten werden könne.
18In der mündlichen Verhandlung vom 11. Dezember 2018 hat das beklagte Land die zweite dienstliche Beurteilung vom 14. November 2016 aufgehoben und sich verpflichtet, den Kläger zum Ablauf der dreijährigen Probezeit erneut dienstlich zu beurteilen. Zugleich hat das beklagte Land für den Fall, dass die neu zu erstellende dienstliche Beurteilung zum Ablauf der dreijährigen laufbahnrechtlichen, am 1. Februar 2016 endenden Probezeit (zweite dienstliche Beurteilung) mindestens mit der Feststellung endet: „Der Beschäftigte hat sich in der Probezeit in vollem Umfang bewährt.“, zugesichert, ihn dienst-, beförderungs-, besoldungs- und versorgungsrechtlich so zu stellen, als wäre die Umwandlung in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit zum 1. Februar 2016 erfolgt. Daraufhin haben die Beteiligten die Verfahren 2 K 17907/17, 2 K 737/17 und 2 K 10920/17 – die beiden zuletzt genannten Verfahren richteten sich gegen die ausgesprochenen Verlängerungen der laufbahnrechtlichen Probezeit – übereinstimmend für erledigt erklärt.
19Der Kläger beantragt sinngemäß,
20das beklagte Land unter Aufhebung der Bescheide der Bezirksregierung E2. vom 14. September 2016 und vom 26. Oktober 2016 zu verpflichten, ihn in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit zu übernehmen,
21hilfsweise, das beklagte Land unter Aufhebung der Bescheide der Bezirksregierung E2. vom 14. September 2016 und vom 26. Oktober 2016 zu verpflichten, über seinen Antrag auf Übernahme in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts erneut zu entscheiden.
22Der Beklagte beantragt,
23die Klage abzuweisen.
24Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt der Gerichtsakten 2 K 13407/16, 2 K 737/17, 2 K 10920/17 und 2 K 17907/17 sowie der beigezogenen Verwaltungsvorgänge Bezug genommen.
25Entscheidungsgründe:
26Die Klage hat keinen Erfolg.
27Sie ist als Verpflichtungsklage zulässig, aber nicht begründet.
28Die vom Beklagten verweigerte Umwandlung des bestehenden Beamtenverhältnisses auf Probe in ein solches auf Lebenszeit ist rechtmäßig und verletzt den Kläger nicht in seinen Rechten, § 113 Abs. 5 VwGO. Ihm steht weder ein strikter Anspruch auf Umwandlung (Satz 1) noch ein solcher auf Neubescheidung (Satz 2) zu.
29Die Umwandlung des Beamtenverhältnisses in ein solches anderer Art ist als Unterfall der Ernennung gemäß § 8 Abs. 1 Nr. 2 in Verbindung mit § 4 Abs. 1 BeamtStG im vorliegenden Fall an den einschlägigen Voraussetzungen der Ernennung auf Lebenszeit zu messen. Nach § 10 Satz 1 BeamtStG ist die Ernennung zum Beamten auf Lebenszeit nur zulässig, wenn der Beamte sich in einer Probezeit von mindestens sechs Monaten und höchstens fünf Jahren bewährt hat. Die Bewährung ist gemäß § 13 Abs. 1 Satz 1 LBG NRW bei Probezeiten oberhalb von zwölf Monaten wiederholt zu überprüfen, wobei nach Satz 2 dieser Bestimmung die regelmäßige Probezeit drei Jahre dauert. Die nähere Ausgestaltung erfolgt gemäß § 13 Abs. 4 LBG NRW für Lehrer über § 32 LVO in Verbindung mit § 5 LVO, mit Ausnahme von Abs. 8 Satz 5 der letztgenannten Vorschrift.Entscheidend für das vorliegende Verfahren ist der Umstand, dass der Dienstherr gemäß § 5 Abs. 8 Satz 3 LVO vor Ablauf der Probezeit eine abschließende Beurteilung über die Bewährung oder Nichtbewährung anzufertigen hat. Vor Ablauf der dreijährigen Probezeit zum 1. Februar 2016 lag eine solche Beurteilung nicht vor. Bei der vorgelegten dienstlichen Beurteilung vom 18. Dezember 2013 handelt es sich um eine Erstbeurteilung (vgl. § 5 Abs. 1 Satz 6 LVO), die nur ein vorläufiges und gerade kein abschließendes Urteil über die Bewährung enthält, heißt es dort doch: … hat sich in der bisherigen Probezeit bewährt. In der zweiten dienstlichen Beurteilung vom 14. November 2016 zum Ablauf der Probezeit konnte die Bewährung des Klägers noch nicht abschließend festgestellt werden. Nach deren Aufhebung im Termin zur mündlichen Verhandlung am 11. Dezember 2018 ist offen, mit welchem Ergebnis die neu zu erstellende dienstliche Beurteilung enden wird. Da die Feststellung der Bewährung in vollem Umfang Voraussetzung für die Umwandlung des Beamtenverhältnisses ist (vgl. § 5 Abs. 1 Satz 7 LVO), scheitert derzeit ein Anspruch des Klägers. Dabei kann er nicht damit gehört werden, dass die zweite dienstliche Beurteilung und die weitere Entscheidung über seine dienstliche Verwendung (Verlängerung der laufbahnrechtlichen Probezeit) erst nach Ablauf der dreijährigen Probezeit erfolgt sind. Die vorgelegte Bescheinigung der Bezirksregierung B1. vom 10. Juni 2013 ist nur deklaratorischer Natur, heißt es dort doch, dass die generelle Probezeit drei Jahre beträgt, unter dem Vorbehalt der festgestellten dienstlichen Bewährung steht und im Falle des Klägers voraussichtlich am 1. Februar 2016 endet (Blatt 34 der Gerichtsakte).
30Der Kläger kann sich auch nicht mit Erfolg auf die von ihm zitierte Entscheidung des BVerwG vom 25. Februar 1993 – 2 C 27.90 –, juris, berufen.
31Das BVerwG hat dem Dienstherrn zugestanden, dass dieser das Eignungsurteil ohne schuldhaftes Zögern auch noch nach Ablauf der Probezeit treffen kann (Rn. 14 nach juris). Dabei sind folgende Voraussetzungen zu erfüllen:- gewisser Zusammenhang mit Ablauf der Probezeit- tatsächlicher Eintritt in eine Prüfung und Vorbereitung einer Entscheidung- Eignungsurteil stützt sich auf Umstände, die während der Probezeit bekannt geworden sind oder die zwar nach Ablauf der Probezeit eingetreten sind, aber Rückschlüsse auf die Bewährung des Beamten in der laufbahnrechtlichen Probezeit zulassen.Die von der Rechtsprechung des BVerwG gebilligte zeitliche Toleranzspanne kann der Dienstherr jedenfalls dann nicht in Anspruch nehmen, wenn er gegen Ende der laufbahnrechtlichen Probezeit und in unmittelbaren Zusammenhang damit nach außen erkennbar nichts unternimmt, um zu einem Urteil über die Bewährung des Beamten zu kommen und diesem alsbald eine Entscheidung folgen zu lassen. Allerdings ist diese Rechtsprechung des BVerwG vor dem Hintergrund zu relativieren, dass es im Zeitpunkt der dortigen Entscheidung (1993) noch eine Probestatusdienstzeit gegeben hat (vgl. den Leitsatz), die mit der Abschaffung der „Anstellung“ heute nicht mehr existiert. Deshalb ist in Fortentwicklung der Rechtsprechung (s. VGH Bad.-Württ., Urteil vom 21. Januar 2016 – 4 S 1082/14 -, juris, Rn. 57) die Beurteilung über die Bewährung in der Regel nicht schon vor dem Ablauf der Probezeit vorzunehmen. In Bezug auf die „zeitliche Toleranzspanne“ für die danach zu treffende Entscheidung des Dienstherrn zitiert der VGH Bad.-Württ. sodann das BVerwG. Das BVerwG selber hat in Rn. 15 ein „venire contra factum proprium“ zulasten des Dienstherrn erst dann angenommen, wenn dieser sich längere Zeit nach Ablauf der laufbahnrechtlichen - und im dort zur Entscheidung anstehenden Fall auch statusrechtlichen – Probezeit auf die Nichtbewährung beruft.
32Nach diesen Vorgaben hat der Beklagte die zeitliche Toleranzspanne für die zu erstellende Abschlussbeurteilung nicht überschritten. Bereits im Mai 2016 und damit etwa drei Monate nach Ablauf der dreijährigen regelmäßigen Probezeit hat er der zuständigen Schulleiterin den Auftrag erteilt, für den Kläger die zweite dienstliche Beurteilung anzufertigen. Damit hat der Dienstherr deutlich zu erkennen gegeben, dass er die Entscheidung über die Umwandlung des Beamtenverhältnisses nicht unangemessen lange hinauszögern will, sondern nach Vorliegen der vollständigen Beurteilungsgrundlagen zu treffen gewillt ist. Abweichend von der Fallgestaltung, die der zitierten Entscheidung des BVerwG zugrunde gelegen hat, bestand hier zu keinem Zeitpunkt die Absicht des Dienstherrn, den Kläger auf Dauer im Statusverhältnis eines Probebeamten zu belassen bzw. ein dem geltenden Recht unbekanntes Probebeamtenverhältnis auf Lebenszeit zu perpetuieren. Der Umstand, dass die für die dienstliche Beurteilung vom 14. November 2016 tragende Unterrichtshospitation am 10. Juni 2016, und damit nach Ablauf der dreijährigen Probezeit stattgefunden hat, ist unschädlich. Insbesondere für die fachliche Leistung als Lehrer in der Probezeit gibt auch dieser Unterrichtsbesuch ohne weiteres Aufschluss.Gegen die Rechtsauffassung des Klägers spricht ferner die gesetzgeberische Entscheidung in § 15 LBG NRW, wonach ein Beamtenverhältnis auf Probe in ein solches auf Lebenszeit umzuwandeln ist, wenn die beamtenrechtlichen Voraussetzungen hierfür vorliegen. Dazu gehört, dass der Dienstherr die Bewährung des Beamten in der Probezeit positiv festzustellen hat, und zwar durch eine Abschlussbeurteilung. Diese zwingenden Vorgaben würden umgangen werden, wenn man im Falle des Klägers nicht mehr auf die zweite dienstliche Beurteilung aus Anlass des Abschlusses der Probezeit abstellen könnte.
33Die Kostenentscheidung beruht auf § 154 Abs. 1 VwGO.
34Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit folgt aus § 167 VwGO in Verbindung mit § 708 Nr. 11, § 711 ZPO.
35Der Einzelrichter lässt die Berufung nicht gemäß § 124 a Abs. 1 Satz 1 VwGO zu, weil er die Voraussetzungen des § 124 Abs. 2 Nr. 3 oder Nr. 4 VwGO nicht als gegeben ansieht.
36Rechtsmittelbelehrung:
37Gegen dieses Urteil kann innerhalb eines Monats nach Zustellung des vollständigen Urteils bei dem Verwaltungsgericht Düsseldorf (Bastionstraße 39, 40213 Düsseldorf oder Postfach 20 08 60, 40105 Düsseldorf) schriftlich die Zulassung der Berufung beantragt werden. Der Antrag muss das angefochtene Urteil bezeichnen.
38Der Antrag kann auch als elektronisches Dokument nach Maßgabe des § 55a VwGO und der Verordnung über die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und über das besondere elektronische Behördenpostfach (Elektronischer Rechtsverkehr-Verordnung – ERVV) eingereicht werden.
39Innerhalb von zwei Monaten nach Zustellung des vollständigen Urteils sind die Gründe darzulegen, aus denen die Berufung zuzulassen ist.
40Die Berufung ist nur zuzulassen,
411. wenn ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des Urteils bestehen,
422. wenn die Rechtssache besondere tatsächliche oder rechtliche Schwierigkeiten aufweist,
433. wenn die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung hat,
444. wenn das Urteil von einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts für das Land Nordrhein-Westfalen, des Bundesverwaltungsgerichts, des Gemeinsamen Senats der Obersten Gerichtshöfe des Bundes oder des Bundesverfassungsgerichts abweicht und auf dieser Abweichung beruht oder
455. wenn ein der Beurteilung des Berufungsgerichts unterliegender Verfahrensmangel geltend gemacht wird und vorliegt, auf dem die Entscheidung beruhen kann.
46Die Begründung ist, soweit sie nicht bereits mit dem Antrag vorgelegt worden ist, bei dem Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen (Aegidiikirchplatz 5, 48143 Münster oder Postfach 6309, 48033 Münster) schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Maßgabe des § 55a VwGO und der ERVV einzureichen.
47Über den Antrag entscheidet das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen.
48Im Berufungs- und Berufungszulassungsverfahren müssen sich die Beteiligten durch Prozessbevollmächtigte vertreten lassen. Die Beteiligten können sich durch einen Rechtsanwalt oder einen Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europäischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens über den europäischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, der die Befähigung zum Richteramt besitzt, als Bevollmächtigten vertreten lassen. Auf die zusätzlichen Vertretungsmöglichkeiten für Behörden und juristische Personen des öffentlichen Rechts einschließlich der von ihnen zur Erfüllung ihrer öffentlichen Aufgaben gebildeten Zusammenschlüsse wird hingewiesen (vgl. § 67 Abs. 4 Satz 4 VwGO und § 5 Nr. 6 des Einführungsgesetzes zum Rechtsdienstleistungsgesetz – RDGEG –).
49Die Antragsschrift und die Zulassungsbegründungsschrift sollen möglichst zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung als elektronisches Dokument bedarf es keiner Abschriften.
50Beschluss:
51Der Streitwert wird gemäß § 52 Abs. 6 Satz 1 Nr. 1 in Verbindung mit den Sätzen 2 und 3 GKG auf die Wertstufe bis 50.000,-- Euro festgesetzt.
52Rechtsmittelbelehrung:
53Gegen den Streitwertbeschluss kann schriftlich oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle bei dem Verwaltungsgericht Düsseldorf (Bastionstraße 39, 40213 Düsseldorf oder Postfach 20 08 60, 40105 Düsseldorf) Beschwerde eingelegt werden, über die das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen in Münster entscheidet, falls ihr nicht abgeholfen wird.
54Die Beschwerde kann auch als elektronisches Dokument nach Maßgabe des § 55a VwGO und der Verordnung über die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und über das besondere elektronische Behördenpostfach (Elektronischer Rechtsverkehr-Verordnung – ERVV) oder zu Protokoll der Geschäftsstelle eingelegt werden; § 129a der Zivilprozessordnung gilt entsprechend.
55Die Beschwerde ist nur zulässig, wenn sie innerhalb von sechs Monaten eingelegt wird, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat; ist der Streitwert später als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann sie noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.
56Die Beschwerde ist nicht gegeben, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200,-- Euro nicht übersteigt.
57Die Beschwerdeschrift soll möglichst zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung als elektronisches Dokument bedarf es keiner Abschriften.
58War der Beschwerdeführer ohne sein Verschulden verhindert, die Frist einzuhalten, ist ihm auf Antrag von dem Gericht, das über die Beschwerde zu entscheiden hat, Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gewähren, wenn er die Beschwerde binnen zwei Wochen nach der Beseitigung des Hindernisses einlegt und die Tatsachen, welche die Wiedereinsetzung begründen, glaubhaft macht. Nach Ablauf eines Jahres, von dem Ende der versäumten Frist angerechnet, kann die Wiedereinsetzung nicht mehr beantragt werden.
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Referenzen
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- 2 K 10920/17 2x (nicht zugeordnet)
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- § 5 LVO 1x (nicht zugeordnet)
- LBG § 15 1x
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- ZPO § 711 Abwendungsbefugnis 1x
- 2 K 737/17 2x (nicht zugeordnet)
- § 5 Abs. 8 Satz 3 LVO 1x (nicht zugeordnet)
- § 5 Abs. 1 Satz 7 LVO 1x (nicht zugeordnet)
- § 5 Abs. 6 Satz 1 LVO 1x (nicht zugeordnet)
- § 5 Abs. 1 Satz 6 LVO 1x (nicht zugeordnet)
- 2 K 17907/17 2x (nicht zugeordnet)
- 4 S 1082/14 1x (nicht zugeordnet)