Beschluss vom Oberlandesgericht Stuttgart - 8 AR 35/04

Tenor

Die Akten werden dem Bundesgerichtshof zur Entscheidung über das zuständige Gericht vorgelegt.

Gründe

 
Die antragstellenden Rechtsanwälte begehren die Festsetzung der Kosten gemäß § 19 BRAGO gegen ihren Auftraggeber für ihre Tätigkeit im Rahmen der Zwangsvollstreckung. Nach Abgabe des Antrags vom Amtsgericht Stuttgart als Vollstreckungsgericht an das Landgericht Stuttgart als Prozessgericht haben sich sowohl das Landgericht Stuttgart als auch das Amtsgericht Stuttgart - mit Vorlage der Akten an das OLG Stuttgart zur Zuständigkeitsbestimmung - zur Entscheidung über den Antrag für unzuständig erklärt.
Das Oberlandesgericht ist als das nach dem Landgericht nächst höhere Gericht zur Bestimmung des zuständigen Gerichts gemäß § 36 Abs. 1 Nr. 6 ZPO grundsätzlich zuständig (§ 36 Abs. 2 ZPO).
Laut § 19 Abs. 1 BRAGO ist das Landgericht Stuttgart als Gericht des ersten Rechtszugs zur Entscheidung über den Antrag gemäß § 19 BRAGO sachlich zuständig. § 788 Abs. 2 ZPO lässt auch in seiner neuen Fassung diese Zuständigkeit unberührt (Gerold/Schmidt/von Eicken/Madert BRAGO 15. Aufl., § 19 RN 25; Gerold/Schmidt RVG 16. Aufl., § 11 RN 37; BLAH ZPO 63. Aufl., § 788 RN 12; a.A. BayObLG JurBüro 2003, 326; OLG Köln MDR 2000, 1276; OLG Koblenz JurBüro 2002, 199; Hartung/Römermann RVG, § 11 RN 75 f; Göttlich/Mümmler RVG, Stichwort „Vergütungsfestsetzung“ Nr. 10; vgl. zum Meinungsstand auch Gebauer/Schneider BRAGO, 2002, § 19 RN 94). Der Wortlaut des § 788 Abs. 2 Satz 1 ZPO verweist ausdrücklich nur auf die §§ 103 Abs. 2, 104 bis 107 ZPO und nicht auf § 19 BRAGO.
Beim Kostenfestsetzungsverfahren nach §§ 103 ff. ZPO und dem Verfahren nach § 19 BRAGO handelt es sich im Übrigen um Verfahren mit einem unterschiedlichen Zweck. Während das dem Verfahren nach §§ 103 ff. ZPO entsprechende, als Nachverfahren des Hauptverfahrens ausgestaltete Kostenfestsetzungsverfahren nach § 788 Abs. 2 ZPO der Abwicklung der Kostenerstattung im Verhältnis der Verfahrensgegner zueinander dient, ist im Verfahren nach § 19 BRAGO die Vergütung des Honorars für den Rechtsanwalt, das diesem aus dem Anwaltsvertrag und damit aus einem anderen Rechtsverhältnis mit anderen Beteiligten zusteht, zu titulieren (LAG Hamm MDR 2002, 59; Landgericht Stuttgart, Beschluss vom 3.11.2003, AZ: 1 AR 32/03).
Da das OLG Stuttgart mit der geschilderten Rechtsauffassung in einer Rechtsfrage von der Rechtsprechung anderer Oberlandesgerichte abweichen möchte (vgl. BayObLG JurBüro 2003, 326; OLG Köln MDR 2000, 1276; OLG Koblenz JurBüro 2002, 199), hat es die Akten dem Bundesgerichtshof zur Entscheidung vorzulegen (§ 36 Abs. 3 ZPO).

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